Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Das Halbe ist oft besser als das Ganze. - Eiselein, 273; Simrock, 4233.

In Holland sagt man: Half en half is sterk genoeg (Harrebomee, I, 274.), was man auf ein Mittelbier bezieht, das aus der Verbindung eines starken und eines schwachen bereitet wird.

Lat.: Dimidium plus toto. (Eiselein, 273.)

3 Ein ehrlich getheilt Halb frommt mehr denn ein Ganzes. - Körte, 2543; Simrock, 4235.

4 Ein Halbes in der Hand ist besser als das Ganze im Land.

Dän.: Det er bedre halv i haende end helt i vente. (Prov. dan., 270.)

5 Zwey halbe machen ein gantzes, wie die bawren sagen. - Frischbier2, 1451.


Halbgeburt.

1 Die Halbgeburt tritt einen Grad weiter. - Hillebrand, 153; Siegel, Das deutsche Erbrecht nach den Rechtsquellen des Mittelalters, S. 62.

2 Halbgeburt tritt ein Glied weiter. - Hillebrand, 153, 215; Eisenhart, 287; Eiselein, 273; Pistor., X, 52; Graf, 201, 133; Simrock, 4232.

Durch das obige Sprichwort, in beiden Lesarten, soll nichts weiter als der Grad des Anrechts an eine Erbschaft ausgedrückt werden. Im Sachsenspiegel und wol in den meisten Quellen erstreckt sich eine Unterscheidung von Vollgeburt und Halbgeburt nur auf Geschwister und Geschwisterkinder, in andern zieht sie durch die ganze Seitenverwandtschaft. (Vgl. Hillebrand.) Von Halbgeschwistern, Halbgeburt (ein Vater und zwei Mütter) wurde unterschieden Stiefgeschwister (zwei Väter und eine Mutter), jene hatten vor diesen bedeutende Erbschaftsvorrechte. (S. Grad 1.)


Halbgelehrter.

Halbgelerte seind störer bey gelerten Meistern. - Lehmann, 454, 9.

Böhm.: Uceny nedouceny horsi nez sprostak. (Celakovsky, 215.)


Halbheit.

Man muss der Halbheit ihr Recht lassen. (Rheinhessen.)


Hälbling.

* Zween Hälbling für einen Pfenning. - Eiselein, 273.


Halbmetze.

* Da möchte man in die Halbmetze fallen. (Meiningen.)

Drückt Erstaunen, Ueberraschung u. s. w. aus.


Halbpacht.

Halbpacht hat ehrlichen Kerl zum Schelm gemacht.


Halbsakramenter.

* Es sind Halbsakramenter.

Luther (Werke, I, 387, 418 u. s. w.) bezeichnet damit diejenigen Christen, die das Abendmahl nur unter einerlei Gestalt geniessen. (Saltzmann, Anh. 38b.)


Halbschäbel.

* Es ist ein Halbschebel, der weder kalt noch warm ist. - Herberger, I, 714.

"Die Halbschebel, die auff beyden seiten hincken." "Ein Halbschebel, der auff beyden bancken wascht." (Herberger, I, 506 u. 752.) Herberger nennt solche Leute auch Wetterhähne, Beidefäuster, Christen von Halberstadt.


Halbtheil.

Das halbteyl ist mer dann gar. - Franck, I, 57b. (S. Hälfte.)


Halbweg.

1 Wann 't halberwegen is, mot man 't heiln (ganz) lowen. (Sauerland.)

2 Wenn 't halfwege is, so geit et noch mit. Eichwald, 710.


Halbwisser.

Halbwisser und Kuchen, der sitzen geblieben, sind schwer zu verdauen.


Halfeen.

Halfeen, halfander - malkeen, malkander.


Halfer.

Hä brück1 den Halfer2. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 97.

1) Brücken = necken, scheren, holländisch: bruijen.

2) Pächter, Halbwinner. - Sinn: Er trotzt zu seinem eigenen Nachtheil, besonders gebräuchlich, wenn Kinder aus Trotz nicht essen wollen.


Hälfte.

1 Die andere Hälfte ist ebenso.

Holl.: De andere helft il ook zoo. ( Harrebomee, I, 300.)

[Spaltenumbruch] 2 Die Hälfte ist mehr (besser) als das Ganze. - Deutsches Museum, 1776, S. 284; Bresl. Erzähler, 1804, S. 686; Büchmann, 64.

Aehnlich russisch Altmann VI, 474. Allerdings fliesst in der Reihe der Wissenschaften der Reichthum nur aus der geringen Zahl und die Fülle aus der Beschränkung. So wirken zwei Unterrichtsgegenstände, ordentlich betrieben, für die Bildung mehr als vier, die man oberflächlich betreibt. Hesiod gebraucht den Ausspruch im 30. Verse des an seinen Bruder Perses gerichteten Gedichts Werke und Tage. Die ungerechten Richter, die den Dichter nöthigten, die Hälfte seines Eigenthums dem Perses zu überlassen, nennt er in dem erwähnten Verse; "Thoren, nicht wissen sie, wie viel die Hälfte mehr ist als das Ganze." Hesiod verwaltete nämlich den Rest seiner Habe so weise, dass er nichts eingebüsst zu haben schien, indess das Vermögen seines Bruders sich durch schlechte Wirthschaft verringerte.

3 Die Helffte der schuld queit; zur andern Helffte zeit, fördert den Kaufthandel nicht weit. - Petri, II, 131.

4 Eine Hälfte der Welt arbeitet (schwitzt), damit die andere feiern (tanzen) kann.

Holl.: De eene helft van de werld kwelt de andere. (Harrebomee, I, 300.)

5 Eine Hälfte der Welt weiss nicht, wovon die andere lebt.

Frz.: La moitie du monde ne sait comment l'autre vit. (Bohn I, 29.)

Holl.: De eene helft van de wereld weet niet, waar van de andere helft leeft. (Harrebomee, I, 300.)

6 Eine Hälfte lacht, die andere weint.

Frz.: La moitie du monde se moque de l'autre. (Bohn I, 30.)

7 Ich will die eine Hälfte glauben, wenn du die andere Hälfte glaubst.

Holl.: Gelooft gij de eene helft, ik geloof de andere helft. (Harrebomee, I, 300.)

8 Wenn die Hälfte (davon) wahr ist, kann man zufrieden sein. - Mayer, II, 42.

Mit Bezug auf einen Aufschneider und Lügner.

9 Wo die Hälfte daran fehlt, da fehlt genug (viel).

*10 Er hat mehr als die Hälfte seiner Kosten1 bezahlt.

1) Seines Kost- oder Tischgeldes. - Seine besten Jahre sind verstrichen, sein meistes Brot hat er gegessen.


Halfter.

1 Eine geborgte Halfter verleidet dem Pferde das Futter.

2 Wenn Halfter und Zaum nicht gut, ist's Pferd in Gefahr und böser Hut. - Sutor, 121.

Lat.: Firmiter in dubium scit nemo ligare caballum. (Sutor, 121.)

*3 Nach dem Halfter sehen, wenn 's Pferd fort ist.


Hall.

Wia de Hoal ein1 Woald ei'che geaht, aso geaht e wieder ausse'2. (Innsbruck.) - Frommann, VI, 35, 35.

1) Hall, Schall in den.

2) Heraus.


Halle.

1 Die Häuser zu Halle, gelb sein sie alle. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden sie nämlich auf Befehl Friedrich Wilhelm's I., dem die rauchgeschwärzten Häuser misfielen, sämmtlich mit einem wohlfeilen Gelb angestrichen, das sich freilich nicht lange hielt.

2 Hall' hat die Schönen überall. - Berckenmeyer, 295.

Die Schönheit des weiblichen Geschlechts in Sachsen wird durch mehrere Sprichwörter gefeiert (s. Sachsen); das vorstehende ertheilt unter den Schönen denen zu Halle a. d. S. den Preis. Aber leider, wie denn in der Welt nichts ohne Schatten ist, behauptet ein anderes, wahrscheinlich blos boshaft verleumdend, dass mit der Schönheit nicht in gleichem Masse die Tugend verbunden sei. (S. 7.)

3 Halle an der Saale Strande ist die schönste Stadt im Lande. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.

4 Halle hat drei Arten von Einwohnern: Hallenser, Halloren und Halunken. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

5 Halle und Rom liegen auf sieben Hügeln. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

Die hallischen sieben Hügel heissen: Jäger-, Peters-, Sand-, Schloss-, Schul-, Sperlings und Zettelsberg.

6 In Halle saufen sie alle. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

[Spaltenumbruch] 2 Das Halbe ist oft besser als das Ganze.Eiselein, 273; Simrock, 4233.

In Holland sagt man: Half en half is sterk genoeg (Harrebomée, I, 274.), was man auf ein Mittelbier bezieht, das aus der Verbindung eines starken und eines schwachen bereitet wird.

Lat.: Dimidium plus toto. (Eiselein, 273.)

3 Ein ehrlich getheilt Halb frommt mehr denn ein Ganzes.Körte, 2543; Simrock, 4235.

4 Ein Halbes in der Hand ist besser als das Ganze im Land.

Dän.: Det er bedre halv i haende end helt i vente. (Prov. dan., 270.)

5 Zwey halbe machen ein gantzes, wie die bawren sagen.Frischbier2, 1451.


Halbgeburt.

1 Die Halbgeburt tritt einen Grad weiter.Hillebrand, 153; Siegel, Das deutsche Erbrecht nach den Rechtsquellen des Mittelalters, S. 62.

2 Halbgeburt tritt ein Glied weiter.Hillebrand, 153, 215; Eisenhart, 287; Eiselein, 273; Pistor., X, 52; Graf, 201, 133; Simrock, 4232.

Durch das obige Sprichwort, in beiden Lesarten, soll nichts weiter als der Grad des Anrechts an eine Erbschaft ausgedrückt werden. Im Sachsenspiegel und wol in den meisten Quellen erstreckt sich eine Unterscheidung von Vollgeburt und Halbgeburt nur auf Geschwister und Geschwisterkinder, in andern zieht sie durch die ganze Seitenverwandtschaft. (Vgl. Hillebrand.) Von Halbgeschwistern, Halbgeburt (ein Vater und zwei Mütter) wurde unterschieden Stiefgeschwister (zwei Väter und eine Mutter), jene hatten vor diesen bedeutende Erbschaftsvorrechte. (S. Grad 1.)


Halbgelehrter.

Halbgelerte seind störer bey gelerten Meistern.Lehmann, 454, 9.

Böhm.: Učený nedoučený horši než sprosták. (Čelakovsky, 215.)


Halbheit.

Man muss der Halbheit ihr Recht lassen. (Rheinhessen.)


Hälbling.

* Zween Hälbling für einen Pfenning.Eiselein, 273.


Halbmetze.

* Da möchte man in die Halbmetze fallen. (Meiningen.)

Drückt Erstaunen, Ueberraschung u. s. w. aus.


Halbpacht.

Halbpacht hat ehrlichen Kerl zum Schelm gemacht.


Halbsakramenter.

* Es sind Halbsakramenter.

Luther (Werke, I, 387, 418 u. s. w.) bezeichnet damit diejenigen Christen, die das Abendmahl nur unter einerlei Gestalt geniessen. (Saltzmann, Anh. 38b.)


Halbschäbel.

* Es ist ein Halbschebel, der weder kalt noch warm ist.Herberger, I, 714.

„Die Halbschebel, die auff beyden seiten hincken.“ „Ein Halbschebel, der auff beyden bancken wascht.“ (Herberger, I, 506 u. 752.) Herberger nennt solche Leute auch Wetterhähne, Beidefäuster, Christen von Halberstadt.


Halbtheil.

Das halbteyl ist mer dann gar.Franck, I, 57b. (S. Hälfte.)


Halbweg.

1 Wann 't halberwegen is, mot man 't heiln (ganz) lowen. (Sauerland.)

2 Wenn 't halfwege is, so geit et noch mit. Eichwald, 710.


Halbwisser.

Halbwisser und Kuchen, der sitzen geblieben, sind schwer zu verdauen.


Halfeen.

Halfeen, halfander – malkeen, malkander.


Halfer.

Hä brück1 den Halfer2. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 97.

1) Brücken = necken, scheren, holländisch: bruijen.

2) Pächter, Halbwinner. – Sinn: Er trotzt zu seinem eigenen Nachtheil, besonders gebräuchlich, wenn Kinder aus Trotz nicht essen wollen.


Hälfte.

1 Die andere Hälfte ist ebenso.

Holl.: De andere helft il ook zoo. ( Harrebomée, I, 300.)

[Spaltenumbruch] 2 Die Hälfte ist mehr (besser) als das Ganze.Deutsches Museum, 1776, S. 284; Bresl. Erzähler, 1804, S. 686; Büchmann, 64.

Aehnlich russisch Altmann VI, 474. Allerdings fliesst in der Reihe der Wissenschaften der Reichthum nur aus der geringen Zahl und die Fülle aus der Beschränkung. So wirken zwei Unterrichtsgegenstände, ordentlich betrieben, für die Bildung mehr als vier, die man oberflächlich betreibt. Hesiod gebraucht den Ausspruch im 30. Verse des an seinen Bruder Perses gerichteten Gedichts Werke und Tage. Die ungerechten Richter, die den Dichter nöthigten, die Hälfte seines Eigenthums dem Perses zu überlassen, nennt er in dem erwähnten Verse; „Thoren, nicht wissen sie, wie viel die Hälfte mehr ist als das Ganze.“ Hesiod verwaltete nämlich den Rest seiner Habe so weise, dass er nichts eingebüsst zu haben schien, indess das Vermögen seines Bruders sich durch schlechte Wirthschaft verringerte.

3 Die Helffte der schuld queit; zur andern Helffte zeit, fördert den Kaufthandel nicht weit.Petri, II, 131.

4 Eine Hälfte der Welt arbeitet (schwitzt), damit die andere feiern (tanzen) kann.

Holl.: De eene helft van de werld kwelt de andere. (Harrebomée, I, 300.)

5 Eine Hälfte der Welt weiss nicht, wovon die andere lebt.

Frz.: La moitié du monde ne sait comment l'autre vit. (Bohn I, 29.)

Holl.: De eene helft van de wereld weet niet, waar van de andere helft leeft. (Harrebomée, I, 300.)

6 Eine Hälfte lacht, die andere weint.

Frz.: La moitié du monde se moque de l'autre. (Bohn I, 30.)

7 Ich will die eine Hälfte glauben, wenn du die andere Hälfte glaubst.

Holl.: Gelooft gij de eene helft, ik geloof de andere helft. (Harrebomée, I, 300.)

8 Wenn die Hälfte (davon) wahr ist, kann man zufrieden sein.Mayer, II, 42.

Mit Bezug auf einen Aufschneider und Lügner.

9 Wo die Hälfte daran fehlt, da fehlt genug (viel).

*10 Er hat mehr als die Hälfte seiner Kosten1 bezahlt.

1) Seines Kost- oder Tischgeldes. – Seine besten Jahre sind verstrichen, sein meistes Brot hat er gegessen.


Halfter.

1 Eine geborgte Halfter verleidet dem Pferde das Futter.

2 Wenn Halfter und Zaum nicht gut, ist's Pferd in Gefahr und böser Hut.Sutor, 121.

Lat.: Firmiter in dubium scit nemo ligare caballum. (Sutor, 121.)

*3 Nach dem Halfter sehen, wenn 's Pferd fort ist.


Hall.

Wia de Hoal ein1 Woald ei'che geaht, aso geaht e wieder ausse'2. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 35.

1) Hall, Schall in den.

2) Heraus.


Halle.

1 Die Häuser zu Halle, gelb sein sie alle.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden sie nämlich auf Befehl Friedrich Wilhelm's I., dem die rauchgeschwärzten Häuser misfielen, sämmtlich mit einem wohlfeilen Gelb angestrichen, das sich freilich nicht lange hielt.

2 Hall' hat die Schönen überall.Berckenmeyer, 295.

Die Schönheit des weiblichen Geschlechts in Sachsen wird durch mehrere Sprichwörter gefeiert (s. Sachsen); das vorstehende ertheilt unter den Schönen denen zu Halle a. d. S. den Preis. Aber leider, wie denn in der Welt nichts ohne Schatten ist, behauptet ein anderes, wahrscheinlich blos boshaft verleumdend, dass mit der Schönheit nicht in gleichem Masse die Tugend verbunden sei. (S. 7.)

3 Halle an der Saale Strande ist die schönste Stadt im Lande.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.

4 Halle hat drei Arten von Einwohnern: Hallenser, Halloren und Halunken.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

5 Halle und Rom liegen auf sieben Hügeln.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

Die hallischen sieben Hügel heissen: Jäger-, Peters-, Sand-, Schloss-, Schul-, Sperlings und Zettelsberg.

6 In Halle saufen sie alle.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0145" n="[139]"/><cb n="277"/>
2 Das Halbe ist oft besser als das Ganze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 273; Simrock, 4233.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Holland sagt man: Half en half is sterk genoeg (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 274.</hi>), was man auf ein Mittelbier bezieht, das aus der Verbindung eines starken und eines schwachen bereitet wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dimidium plus toto. (<hi rendition="#i">Eiselein, 273.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein ehrlich getheilt Halb frommt mehr denn ein Ganzes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2543; Simrock, 4235.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Halbes in der Hand ist besser als das Ganze im Land.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det er bedre halv i haende end helt i vente. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 270.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Zwey halbe machen ein gantzes, wie die bawren sagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1451.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbgeburt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Halbgeburt tritt einen Grad weiter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hillebrand, 153; Siegel, Das deutsche Erbrecht nach den Rechtsquellen des Mittelalters, S. 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Halbgeburt tritt ein Glied weiter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hillebrand, 153, 215; Eisenhart, 287; Eiselein, 273; Pistor., X, 52; Graf, 201, 133; Simrock, 4232.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Durch das obige Sprichwort, in beiden Lesarten, soll nichts weiter als der Grad des Anrechts an eine Erbschaft ausgedrückt werden. Im <hi rendition="#i">Sachsenspiegel</hi> und wol in den meisten Quellen erstreckt sich eine Unterscheidung von Vollgeburt und Halbgeburt nur auf Geschwister und Geschwisterkinder, in andern zieht sie durch die ganze Seitenverwandtschaft. (Vgl. <hi rendition="#i">Hillebrand.</hi>) Von Halbgeschwistern, Halbgeburt (ein Vater und zwei Mütter) wurde unterschieden Stiefgeschwister (zwei Väter und eine Mutter), jene hatten vor diesen bedeutende Erbschaftsvorrechte. (S.  Grad 1.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbgelehrter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Halbgelerte seind störer bey gelerten Meistern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 454, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: U&#x010D;ený nedou&#x010D;ený hor&#x0161;i ne&#x017E; sprosták. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 215.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Man muss der Halbheit ihr Recht lassen.</hi> (<hi rendition="#i">Rheinhessen.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hälbling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Zween Hälbling für einen Pfenning.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 273.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbmetze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Da möchte man in die Halbmetze fallen.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Drückt Erstaunen, Ueberraschung u. s. w. aus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbpacht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Halbpacht hat ehrlichen Kerl zum Schelm gemacht.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbsakramenter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Halbsakramenter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Luther</hi> (Werke, I, 387, 418 u. s. w.) bezeichnet damit diejenigen Christen, die das Abendmahl nur unter einerlei Gestalt geniessen. (<hi rendition="#i">Saltzmann, Anh. 38<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbschäbel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Halbschebel, der weder kalt noch warm ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 714.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Halbschebel, die auff beyden seiten hincken.&#x201C; &#x201E;Ein Halbschebel, der auff beyden bancken wascht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Herberger, I, 506 u. 752.</hi>) <hi rendition="#i">Herberger</hi> nennt solche Leute auch Wetterhähne, Beidefäuster, Christen von Halberstadt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbtheil.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das halbteyl ist mer dann gar.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 57<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi> (S.  Hälfte.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbweg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wann 't halberwegen is, mot man 't heiln (ganz) lowen.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wenn 't halfwege is, so geit et noch mit.</hi> <hi rendition="#i">Eichwald, 710.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halbwisser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Halbwisser und Kuchen, der sitzen geblieben, sind schwer zu verdauen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halfeen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Halfeen, halfander &#x2013; malkeen, malkander.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halfer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hä brück<hi rendition="#sup">1</hi> den Halfer<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 473, 97.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Brücken = necken, scheren, holländisch: <hi rendition="#i">bruijen.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Pächter, Halbwinner. &#x2013; Sinn: Er trotzt zu seinem eigenen Nachtheil, besonders gebräuchlich, wenn Kinder aus Trotz nicht essen wollen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hälfte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die andere Hälfte ist ebenso.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De andere helft il ook zoo. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, I, 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="278"/>
2 Die Hälfte ist mehr (besser) als das Ganze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsches Museum, 1776, S. 284; Bresl. Erzähler, 1804, S. 686; Büchmann, 64.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi> Allerdings fliesst in der Reihe der Wissenschaften der Reichthum nur aus der geringen Zahl und die Fülle aus der Beschränkung. So wirken zwei Unterrichtsgegenstände, ordentlich betrieben, für die Bildung mehr als vier, die man oberflächlich betreibt. <hi rendition="#i">Hesiod</hi> gebraucht den Ausspruch im 30. Verse des an seinen Bruder Perses gerichteten Gedichts <hi rendition="#i">Werke und Tage.</hi> Die ungerechten Richter, die den Dichter nöthigten, die Hälfte seines Eigenthums dem Perses zu überlassen, nennt er in dem erwähnten Verse; &#x201E;Thoren, nicht wissen sie, wie viel die Hälfte mehr ist als das Ganze.&#x201C; <hi rendition="#i">Hesiod</hi> verwaltete nämlich den Rest seiner Habe so weise, dass er nichts eingebüsst zu haben schien, indess das Vermögen seines Bruders sich durch schlechte Wirthschaft verringerte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Helffte der schuld queit; zur andern Helffte zeit, fördert den Kaufthandel nicht weit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 131.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Eine Hälfte der Welt arbeitet (schwitzt), damit die andere feiern (tanzen) kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De eene helft van de werld kwelt de andere. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Eine Hälfte der Welt weiss nicht, wovon die andere lebt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La moitié du monde ne sait comment l'autre vit. (<hi rendition="#i">Bohn I, 29.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De eene helft van de wereld weet niet, waar van de andere helft leeft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Eine Hälfte lacht, die andere weint.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La moitié du monde se moque de l'autre. (<hi rendition="#i">Bohn I, 30.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Ich will die eine Hälfte glauben, wenn du die andere Hälfte glaubst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Gelooft gij de eene helft, ik geloof de andere helft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wenn die Hälfte (davon) wahr ist, kann man zufrieden sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 42.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf einen Aufschneider und Lügner.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wo die Hälfte daran fehlt, da fehlt genug (viel).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Er hat mehr als die Hälfte seiner Kosten<hi rendition="#sup">1</hi> bezahlt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Seines Kost- oder Tischgeldes. &#x2013; Seine besten Jahre sind verstrichen, sein meistes Brot hat er gegessen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halfter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Eine geborgte Halfter verleidet dem Pferde das Futter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn Halfter und Zaum nicht gut, ist's Pferd in Gefahr und böser Hut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Firmiter in dubium scit nemo ligare caballum. (<hi rendition="#i">Sutor, 121.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Nach dem Halfter sehen, wenn 's Pferd fort ist.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hall.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wia de Hoal ein<hi rendition="#sup">1</hi> Woald ei'che geaht, aso geaht e wieder ausse'<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Innsbruck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 35, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Hall, Schall in den.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Heraus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Halle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Häuser zu Halle, gelb sein sie alle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden sie nämlich auf Befehl Friedrich Wilhelm's I., dem die rauchgeschwärzten Häuser misfielen, sämmtlich mit einem wohlfeilen Gelb angestrichen, das sich freilich nicht lange hielt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hall' hat die Schönen überall.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 295.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Schönheit des weiblichen Geschlechts in Sachsen wird durch mehrere Sprichwörter gefeiert (s.  Sachsen); das vorstehende ertheilt unter den Schönen denen zu Halle a. d. S. den Preis. Aber leider, wie denn in der Welt nichts ohne Schatten ist, behauptet ein anderes, wahrscheinlich blos boshaft verleumdend, dass mit der Schönheit nicht in gleichem Masse die Tugend verbunden sei. (S. 7.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Halle an der Saale Strande ist die schönste Stadt im Lande.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Halle hat drei Arten von Einwohnern: Hallenser, Halloren und Halunken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Halle und Rom liegen auf sieben Hügeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die hallischen sieben Hügel heissen: Jäger-, Peters-, Sand-, Schloss-, Schul-, Sperlings und Zettelsberg.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 In Halle saufen sie alle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[139]/0145] 2 Das Halbe ist oft besser als das Ganze. – Eiselein, 273; Simrock, 4233. In Holland sagt man: Half en half is sterk genoeg (Harrebomée, I, 274.), was man auf ein Mittelbier bezieht, das aus der Verbindung eines starken und eines schwachen bereitet wird. Lat.: Dimidium plus toto. (Eiselein, 273.) 3 Ein ehrlich getheilt Halb frommt mehr denn ein Ganzes. – Körte, 2543; Simrock, 4235. 4 Ein Halbes in der Hand ist besser als das Ganze im Land. Dän.: Det er bedre halv i haende end helt i vente. (Prov. dan., 270.) 5 Zwey halbe machen ein gantzes, wie die bawren sagen. – Frischbier2, 1451. Halbgeburt. 1 Die Halbgeburt tritt einen Grad weiter. – Hillebrand, 153; Siegel, Das deutsche Erbrecht nach den Rechtsquellen des Mittelalters, S. 62. 2 Halbgeburt tritt ein Glied weiter. – Hillebrand, 153, 215; Eisenhart, 287; Eiselein, 273; Pistor., X, 52; Graf, 201, 133; Simrock, 4232. Durch das obige Sprichwort, in beiden Lesarten, soll nichts weiter als der Grad des Anrechts an eine Erbschaft ausgedrückt werden. Im Sachsenspiegel und wol in den meisten Quellen erstreckt sich eine Unterscheidung von Vollgeburt und Halbgeburt nur auf Geschwister und Geschwisterkinder, in andern zieht sie durch die ganze Seitenverwandtschaft. (Vgl. Hillebrand.) Von Halbgeschwistern, Halbgeburt (ein Vater und zwei Mütter) wurde unterschieden Stiefgeschwister (zwei Väter und eine Mutter), jene hatten vor diesen bedeutende Erbschaftsvorrechte. (S. Grad 1.) Halbgelehrter. Halbgelerte seind störer bey gelerten Meistern. – Lehmann, 454, 9. Böhm.: Učený nedoučený horši než sprosták. (Čelakovsky, 215.) Halbheit. Man muss der Halbheit ihr Recht lassen. (Rheinhessen.) Hälbling. * Zween Hälbling für einen Pfenning. – Eiselein, 273. Halbmetze. * Da möchte man in die Halbmetze fallen. (Meiningen.) Drückt Erstaunen, Ueberraschung u. s. w. aus. Halbpacht. Halbpacht hat ehrlichen Kerl zum Schelm gemacht. Halbsakramenter. * Es sind Halbsakramenter. Luther (Werke, I, 387, 418 u. s. w.) bezeichnet damit diejenigen Christen, die das Abendmahl nur unter einerlei Gestalt geniessen. (Saltzmann, Anh. 38b.) Halbschäbel. * Es ist ein Halbschebel, der weder kalt noch warm ist. – Herberger, I, 714. „Die Halbschebel, die auff beyden seiten hincken.“ „Ein Halbschebel, der auff beyden bancken wascht.“ (Herberger, I, 506 u. 752.) Herberger nennt solche Leute auch Wetterhähne, Beidefäuster, Christen von Halberstadt. Halbtheil. Das halbteyl ist mer dann gar. – Franck, I, 57b. (S. Hälfte.) Halbweg. 1 Wann 't halberwegen is, mot man 't heiln (ganz) lowen. (Sauerland.) 2 Wenn 't halfwege is, so geit et noch mit. Eichwald, 710. Halbwisser. Halbwisser und Kuchen, der sitzen geblieben, sind schwer zu verdauen. Halfeen. Halfeen, halfander – malkeen, malkander. Halfer. Hä brück1 den Halfer2. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 97. 1) Brücken = necken, scheren, holländisch: bruijen. 2) Pächter, Halbwinner. – Sinn: Er trotzt zu seinem eigenen Nachtheil, besonders gebräuchlich, wenn Kinder aus Trotz nicht essen wollen. Hälfte. 1 Die andere Hälfte ist ebenso. Holl.: De andere helft il ook zoo. ( Harrebomée, I, 300.) 2 Die Hälfte ist mehr (besser) als das Ganze. – Deutsches Museum, 1776, S. 284; Bresl. Erzähler, 1804, S. 686; Büchmann, 64. Aehnlich russisch Altmann VI, 474. Allerdings fliesst in der Reihe der Wissenschaften der Reichthum nur aus der geringen Zahl und die Fülle aus der Beschränkung. So wirken zwei Unterrichtsgegenstände, ordentlich betrieben, für die Bildung mehr als vier, die man oberflächlich betreibt. Hesiod gebraucht den Ausspruch im 30. Verse des an seinen Bruder Perses gerichteten Gedichts Werke und Tage. Die ungerechten Richter, die den Dichter nöthigten, die Hälfte seines Eigenthums dem Perses zu überlassen, nennt er in dem erwähnten Verse; „Thoren, nicht wissen sie, wie viel die Hälfte mehr ist als das Ganze.“ Hesiod verwaltete nämlich den Rest seiner Habe so weise, dass er nichts eingebüsst zu haben schien, indess das Vermögen seines Bruders sich durch schlechte Wirthschaft verringerte. 3 Die Helffte der schuld queit; zur andern Helffte zeit, fördert den Kaufthandel nicht weit. – Petri, II, 131. 4 Eine Hälfte der Welt arbeitet (schwitzt), damit die andere feiern (tanzen) kann. Holl.: De eene helft van de werld kwelt de andere. (Harrebomée, I, 300.) 5 Eine Hälfte der Welt weiss nicht, wovon die andere lebt. Frz.: La moitié du monde ne sait comment l'autre vit. (Bohn I, 29.) Holl.: De eene helft van de wereld weet niet, waar van de andere helft leeft. (Harrebomée, I, 300.) 6 Eine Hälfte lacht, die andere weint. Frz.: La moitié du monde se moque de l'autre. (Bohn I, 30.) 7 Ich will die eine Hälfte glauben, wenn du die andere Hälfte glaubst. Holl.: Gelooft gij de eene helft, ik geloof de andere helft. (Harrebomée, I, 300.) 8 Wenn die Hälfte (davon) wahr ist, kann man zufrieden sein. – Mayer, II, 42. Mit Bezug auf einen Aufschneider und Lügner. 9 Wo die Hälfte daran fehlt, da fehlt genug (viel). *10 Er hat mehr als die Hälfte seiner Kosten1 bezahlt. 1) Seines Kost- oder Tischgeldes. – Seine besten Jahre sind verstrichen, sein meistes Brot hat er gegessen. Halfter. 1 Eine geborgte Halfter verleidet dem Pferde das Futter. 2 Wenn Halfter und Zaum nicht gut, ist's Pferd in Gefahr und böser Hut. – Sutor, 121. Lat.: Firmiter in dubium scit nemo ligare caballum. (Sutor, 121.) *3 Nach dem Halfter sehen, wenn 's Pferd fort ist. Hall. Wia de Hoal ein1 Woald ei'che geaht, aso geaht e wieder ausse'2. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 35. 1) Hall, Schall in den. 2) Heraus. Halle. 1 Die Häuser zu Halle, gelb sein sie alle. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden sie nämlich auf Befehl Friedrich Wilhelm's I., dem die rauchgeschwärzten Häuser misfielen, sämmtlich mit einem wohlfeilen Gelb angestrichen, das sich freilich nicht lange hielt. 2 Hall' hat die Schönen überall. – Berckenmeyer, 295. Die Schönheit des weiblichen Geschlechts in Sachsen wird durch mehrere Sprichwörter gefeiert (s. Sachsen); das vorstehende ertheilt unter den Schönen denen zu Halle a. d. S. den Preis. Aber leider, wie denn in der Welt nichts ohne Schatten ist, behauptet ein anderes, wahrscheinlich blos boshaft verleumdend, dass mit der Schönheit nicht in gleichem Masse die Tugend verbunden sei. (S. 7.) 3 Halle an der Saale Strande ist die schönste Stadt im Lande. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552. 4 Halle hat drei Arten von Einwohnern: Hallenser, Halloren und Halunken. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551. 5 Halle und Rom liegen auf sieben Hügeln. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551. Die hallischen sieben Hügel heissen: Jäger-, Peters-, Sand-, Schloss-, Schul-, Sperlings und Zettelsberg. 6 In Halle saufen sie alle. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/145
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [139]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/145>, abgerufen am 22.12.2024.