Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 15 Die Guten bedürfen keiner Ruthen.

Aber wenn sie damit gezüchtigt werden, soll sie dies, wie die Italiener sagen, besser machen.

It.: Batti il buono, egli migliora; batti il cattivo, egli peggiora. (Cahier, 2821.)

16 Die guten drückt, was den Bösen glückt.

Lat.: Felix improbitas optimorum est calamitas. (Philippi, I, 153.)

17 Die Guten haben nicht länger Friede, als es den Bösen gefällt.

Holl.: De goeden hebben niet langer vrede, dan het den kwaden belieft. (Harrebomee, I, 249.)

18 Die Guten müssen für die Bösen leiden.

Der Gute hat selten das Gute, sagen die Albanesen. (Reinsberg II, 132.)

Frz.: Aux bons souvent meschet. (Aux bons il arrive souvent malheur.) (Leroux, II, 169.) - Les bons patissent pour les mechans.

Holl.: Dan moeten de goeden het met de kwaden ontgelden. (Harrebomee, I, 249.)

19 Die guten seind dünn gesäet. - Henisch, 1794, 53.

Die Dänen dagegen sagen: Godt er meere en ondt, fleere faar end ulve. (Prov. dan., 247.)

20 Die Guten sollen die Bösen melden. - Graf, 374, 497.

Der Sinn des Sprichworts geht dahin, dass jeder Rechtsliebende sich nicht damit begnügen soll, selber kein Unrecht zu begehen, dass er vielmehr der Obrigkeit förderlich sein solle, damit sie den Uebelthäter erreichen und strafen könne.

21 Die Guten sterben jung.

Der Kladderadatsch vom 12. März 1865 fragt, ob das Sprichwort auch umgekehrt anzuwenden sei.

22 Eim guten allein gefallen, ist besser als hundert bösen. - Sutor, 309.

Lat.: Uno bono placere satius est, quam multis malis. (Sutor, 309.)

23 Es müssen gute vnd böse vnter ainander sein, vnd müssen des manns freund sein, vnd der sünde vnd schande feind, sunst were nimmermer kain fride vnder den leuten. - Agricola II, 335.

24 Gute und Böse wohnen in der Welt, Gute und Böse bauen das Feld.

It.: Per tutto sono de' tristi, e de' buoni. (Bohn I, 119.)

Lat.: Terra saluti feras herbas, eademque nocentes nutrit et urticae proxima saepe rosa est. (Ovid.) (Binder II, 3318.)

Port.: Bons, e maos mantem cidade. (Bohn I, 270.)

25 Mit dem Guten wird man gut, und böse mit dem, der übel thut. - Schulze, 30; Simrock, 4095.

Mhd.: Man wirt bei guoten liuten guot, bei übeln übel, so manz tuot. - Wan mit dem guoten wirt man guot und boese bei dem, der boeslich tuot. (Freidank.) (Zingerle, 52.)

26 Sei der Guten Freund, so darfst du dich vor den Schlechten nicht fürchten.

Dän.: Man skal aere den gode og taale den onde. (Prov. dan., 254.)

27 Von Guten lernt man Gutes, von Bösen Böses.

Mhd.: Des guoten gesellen wirt man gesunt, des argen man im erbeit kunt. - Mit den guoten wirt man guot, der boese niemer wol getuot. (Boner.) (Zingerle, 52.)

Frz.: Du bon l'on n'apprend que tout bien, et du meschant tout n'en vaut rien. (Leroux, II, 216.)

It.: Da buoni s'impara la bonta, da cattivi e maluaggi la maluaggita. (Pazzaglia, 180, 5.)

Lat.: A bonis bona discere. (Philippi, I, 2; Faselius, 1; Wiegand, 996.)

28 Von Guten redet man gut.

Frz.: Du bien le bien doit chacun dire. - On doit dire le bien du bien. (Leroux, II, 216 u. 272.)

29 Wer bey einem guten sitzen gehet (sich bei einem Guten niedersetzt), der stehet bey einem guten wider auff. - Petri, II, 686; Henisch, 1794, 68; Schottel, 1143b.

Frz.: Qui demeure avec les bons il vit en paix. (Leroux, II, 296.)

30 Wer den Guten ermahnt, der bessert ihn.

It.: Batti il buono, e' megliora; batti il cattivo, e' peggiora. (Bohn I, 74.)

31 Wer sich zu Guten gesellt, der wird gut.

Engl.: Keep honest company, and honest thou shalt be.

Frz.: Approchez-vous des bons, et vous deviendrez bons. - Qui compagnie a saige tient par raison plus sage en devient. (Leroux, II, 293.)

Holl.: Die mitten goeden omgaet, wordes gherne ghebetert. (Fallersleben, 230.)

Lat.: Qui conversatur cum sanctis, sanctificatur. (Fallersleben, 354.)


[Spaltenumbruch]
Güte.

1 Auch Güte platzt und hat ein Ende.

Frz.: Bonte change si on la point. (Leroux, II, 186.)

2 Auf der Güte Mittel folgt erst der Knittel.

It.: Il prudente prima di dar di piglio all' armi deve provar ogni cosa. (Pazzaglia, 312, 2.)

3 D' Güete isch mengsmol es Stuck vo d'r Liederlichkeit. (Aargau.) - Schweiz, II, 114, 2.

4 Die Güte des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab.

5 Eine Güte fordert (gebiert) die andere.

Frz.: L'une bonte l'autre requiert et colee sa per. (Leroux, II, 256 u. 258.) - Pour ce te fais que tu me refaces, l'une bonte l'autre requiert. (Leroux, II, 283.)

6 Geht es nicht in Güte, so geht es mit der Wiete.

Ruth.: Ne pöjdesz po dobröj woly, to pöjdesz po newoly. (Wurzbach I, 140.)

7 Güte bricht einem kein Bein. - Petri, II, 363; Henisch, 1800, 22; Schottel, 1143b; Sailer, 281; Simrock, 1105; Braun, II, 524.

8 Güte im Reden und Emsigkeit im Schreiben erhält Freundschaft.

9 Güte ist mehr als Schönheit.

Die Güte des Herzens, sagen die Russen, ist eine Sonne, die einen milden Schein auf dem Antlitz zurücklässt. (Altmann VI, 458.)

Frz.: Bonte est une, beautez est autre, ce dist li vilains. - Bonte excelle (surpasse) beaute. (Leroux, II, 186.)

10 Güte kriecht, wo sie nicht gehen kann.

11 Güte macht ungütige Knechte. - Körte, 2467; Simrock, 4102; Braun, I, 999.

12 Güte thut (wirkt) mehr als Gewalt.

Die Türken sagen: Durch Güte lockt man die Schlange aus der Erde. (Reinsberg II, 28.) Und in Aegypten heisst es: Ein Faden Güte zieht mehr als das Tau der Gewalt (des Zwanges).

Frz.: Plus fait douceur que violence. (Bohn I, 45.) - Mieux vaut seduire que sevir. ( Cahier, 1613.)

13 Mit Güte macht man wilde Thiere zahm. - Eiselein, 264.

Engl.: All by love and nothing by force. (Eiselein, 264.)

14 O du grosse und allmächtige Güte, die Welt ist worden zur Nagelschmiede. - Eiselein, 640.

15 Wahre Güte beginnt bei sich selbst.

Span.: La caridad bien ordenada comienza de si propria. (Bohn I, 226.)

16 Was du mit Güte kannst überkommen, da erlass dich des Kriegs. - Eiselein, 264.

17 Was Güte nicht kann, vermag Gewalt.

18 Was nützt mir alle Güte, wenn nichts erfährt mein Gemüthe.

Frz.: Bonte qui n'est seue ne vaut riens. (Leroux, II, 186.)

19 Wer Güte erweist, kann Güte erwarten.

Frz.: Ki bontes fait bontes atant. (Leroux, II, 293.)

20 Wer seine Güte gebrauchen lässt, der ist der oberst und allerbest. - Froschm., XVIIIb.

21 Wer sich durch Güte nicht bessern lässt, wird durch Strenge gewiss auch nicht besser. - Burckhardt, 676.

Von unverbesserlichen Menschen, welche eine freundliche Behandlung nicht rührt und Züchtigung ebenso wenig besser macht.

Dän.: Bedre at curere met advarsel, end straffe med pidske.

Frz.: Il vaut corriger par la douceur que par la chatiment.

22 Wo Güte nicht hilfft, da muss die Ruthe helffen. - Herberger, I, 667.

23 Zu grosse Güte taugt nicht.

Holl.: Groote goedheid is menigen mensch bezwaarlijk. (Harrebomee, I, 250.)

*24 Die breslauer Güte haben.

*25 Ine maine Gitte! (Oesterr.-Schlesien.) - Peter, 455. Ausruf der Verwunderung.

*26 Koan ich meg doch a der Gütte vertroan. - Gomolcke, 697.

Können wir doch in Güte die Sache behandeln, frie lich miteinander leben, verhandeln. Mundartlich spricht übrigens niemand Gütte, sondern Gitte, auch wol Geite.


Gutedel.

1 Guteddel, blutarm. - Agricola I, 276; Petri, II, 363; Körte, 2480.

*2 Es ist ein Gutedel. (Nürtingen.)

Eigentlich eine Rebensorte, hier ironisch zur Bezeichnung des Gegentheils.


[Spaltenumbruch] 15 Die Guten bedürfen keiner Ruthen.

Aber wenn sie damit gezüchtigt werden, soll sie dies, wie die Italiener sagen, besser machen.

It.: Batti il buono, egli migliora; batti il cattivo, egli peggiora. (Cahier, 2821.)

16 Die guten drückt, was den Bösen glückt.

Lat.: Felix improbitas optimorum est calamitas. (Philippi, I, 153.)

17 Die Guten haben nicht länger Friede, als es den Bösen gefällt.

Holl.: De goeden hebben niet langer vrede, dan het den kwaden belieft. (Harrebomée, I, 249.)

18 Die Guten müssen für die Bösen leiden.

Der Gute hat selten das Gute, sagen die Albanesen. (Reinsberg II, 132.)

Frz.: Aux bons souvent meschet. (Aux bons il arrive souvent malheur.) (Leroux, II, 169.) – Les bons pâtissent pour les méchans.

Holl.: Dan moeten de goeden het met de kwaden ontgelden. (Harrebomée, I, 249.)

19 Die guten seind dünn gesäet.Henisch, 1794, 53.

Die Dänen dagegen sagen: Godt er meere en ondt, fleere faar end ulve. (Prov. dan., 247.)

20 Die Guten sollen die Bösen melden.Graf, 374, 497.

Der Sinn des Sprichworts geht dahin, dass jeder Rechtsliebende sich nicht damit begnügen soll, selber kein Unrecht zu begehen, dass er vielmehr der Obrigkeit förderlich sein solle, damit sie den Uebelthäter erreichen und strafen könne.

21 Die Guten sterben jung.

Der Kladderadatsch vom 12. März 1865 fragt, ob das Sprichwort auch umgekehrt anzuwenden sei.

22 Eim guten allein gefallen, ist besser als hundert bösen.Sutor, 309.

Lat.: Uno bono placere satius est, quam multis malis. (Sutor, 309.)

23 Es müssen gute vnd böse vnter ainander sein, vnd müssen des manns freund sein, vnd der sünde vnd schande feind, sunst were nimmermer kain fride vnder den leuten.Agricola II, 335.

24 Gute und Böse wohnen in der Welt, Gute und Böse bauen das Feld.

It.: Per tutto sono de' tristi, e de' buoni. (Bohn I, 119.)

Lat.: Terra saluti feras herbas, eademque nocentes nutrit et urticae proxima saepe rosa est. (Ovid.) (Binder II, 3318.)

Port.: Bons, e máos mantem cidade. (Bohn I, 270.)

25 Mit dem Guten wird man gut, und böse mit dem, der übel thut.Schulze, 30; Simrock, 4095.

Mhd.: Man wirt bî guoten liuten guot, bî übeln übel, sô manz tuot. – Wan mit dem guoten wirt man guot und boese bî dem, der boeslich tuot. (Freidank.) (Zingerle, 52.)

26 Sei der Guten Freund, so darfst du dich vor den Schlechten nicht fürchten.

Dän.: Man skal ære den gode og taale den onde. (Prov. dan., 254.)

27 Von Guten lernt man Gutes, von Bösen Böses.

Mhd.: Des guoten gesellen wirt man gesunt, des argen man im erbeit kunt. – Mit den guoten wirt man guot, der boese niemer wol getuot. (Boner.) (Zingerle, 52.)

Frz.: Du bon l'on n'apprend que tout bien, et du meschant tout n'en vaut rien. (Leroux, II, 216.)

It.: Da buoni s'impara la bontà, da cattivi e maluaggi la maluaggità. (Pazzaglia, 180, 5.)

Lat.: A bonis bona discere. (Philippi, I, 2; Faselius, 1; Wiegand, 996.)

28 Von Guten redet man gut.

Frz.: Du bien le bien doit chacun dire. – On doit dire le bien du bien. (Leroux, II, 216 u. 272.)

29 Wer bey einem guten sitzen gehet (sich bei einem Guten niedersetzt), der stehet bey einem guten wider auff.Petri, II, 686; Henisch, 1794, 68; Schottel, 1143b.

Frz.: Qui demeure avec les bons il vit en paix. (Leroux, II, 296.)

30 Wer den Guten ermahnt, der bessert ihn.

It.: Batti il buono, e' megliora; batti il cattivo, e' peggiora. (Bohn I, 74.)

31 Wer sich zu Guten gesellt, der wird gut.

Engl.: Keep honest company, and honest thou shalt be.

Frz.: Approchez-vous des bons, et vous deviendrez bons. – Qui compagnie à saige tient par raison plus sage en devient. (Leroux, II, 293.)

Holl.: Die mitten goeden omgaet, wordes gherne ghebetert. (Fallersleben, 230.)

Lat.: Qui conversatur cum sanctis, sanctificatur. (Fallersleben, 354.)


[Spaltenumbruch]
Güte.

1 Auch Güte platzt und hat ein Ende.

Frz.: Bonté change si on la point. (Leroux, II, 186.)

2 Auf der Güte Mittel folgt erst der Knittel.

It.: Il prudente prima di dar di piglio all' armi deve provar ogni cosa. (Pazzaglia, 312, 2.)

3 D' Güete isch mengsmol es Stuck vo d'r Liederlichkeit. (Aargau.) – Schweiz, II, 114, 2.

4 Die Güte des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab.

5 Eine Güte fordert (gebiert) die andere.

Frz.: L'une bonté l'autre requiert et colée sa per. (Leroux, II, 256 u. 258.) – Pour ce te fais que tu me refaces, l'une bonté l'autre requiert. (Leroux, II, 283.)

6 Geht es nicht in Güte, so geht es mit der Wiete.

Ruth.: Ne pöjdesz po dobröj woły, to pöjdesz po newoły. (Wurzbach I, 140.)

7 Güte bricht einem kein Bein.Petri, II, 363; Henisch, 1800, 22; Schottel, 1143b; Sailer, 281; Simrock, 1105; Braun, II, 524.

8 Güte im Reden und Emsigkeit im Schreiben erhält Freundschaft.

9 Güte ist mehr als Schönheit.

Die Güte des Herzens, sagen die Russen, ist eine Sonne, die einen milden Schein auf dem Antlitz zurücklässt. (Altmann VI, 458.)

Frz.: Bonté est une, beautez est autre, ce dist li vilains. – Bonté excelle (surpasse) beauté. (Leroux, II, 186.)

10 Güte kriecht, wo sie nicht gehen kann.

11 Güte macht ungütige Knechte.Körte, 2467; Simrock, 4102; Braun, I, 999.

12 Güte thut (wirkt) mehr als Gewalt.

Die Türken sagen: Durch Güte lockt man die Schlange aus der Erde. (Reinsberg II, 28.) Und in Aegypten heisst es: Ein Faden Güte zieht mehr als das Tau der Gewalt (des Zwanges).

Frz.: Plus fait douceur que violence. (Bohn I, 45.) – Mieux vaut séduire que sévir. ( Cahier, 1613.)

13 Mit Güte macht man wilde Thiere zahm.Eiselein, 264.

Engl.: All by love and nothing by force. (Eiselein, 264.)

14 O du grosse und allmächtige Güte, die Welt ist worden zur Nagelschmiede.Eiselein, 640.

15 Wahre Güte beginnt bei sich selbst.

Span.: La caridad bien ordenada comienza de sí propria. (Bohn I, 226.)

16 Was du mit Güte kannst überkommen, da erlass dich des Kriegs.Eiselein, 264.

17 Was Güte nicht kann, vermag Gewalt.

18 Was nützt mir alle Güte, wenn nichts erfährt mein Gemüthe.

Frz.: Bonté qui n'est seue ne vaut riens. (Leroux, II, 186.)

19 Wer Güte erweist, kann Güte erwarten.

Frz.: Ki bontés fait bontés atant. (Leroux, II, 293.)

20 Wer seine Güte gebrauchen lässt, der ist der oberst und allerbest.Froschm., XVIIIb.

21 Wer sich durch Güte nicht bessern lässt, wird durch Strenge gewiss auch nicht besser.Burckhardt, 676.

Von unverbesserlichen Menschen, welche eine freundliche Behandlung nicht rührt und Züchtigung ebenso wenig besser macht.

Dän.: Bedre at curere met advarsel, end straffe med pidske.

Frz.: Il vaut corriger par la douceur que par la chatiment.

22 Wo Güte nicht hilfft, da muss die Ruthe helffen.Herberger, I, 667.

23 Zu grosse Güte taugt nicht.

Holl.: Groote goedheid is menigen mensch bezwaarlijk. (Harrebomée, I, 250.)

*24 Die breslauer Güte haben.

*25 Ine maine Gitte! (Oesterr.-Schlesien.) – Peter, 455. Ausruf der Verwunderung.

*26 Koan ich meg doch a der Gütte vertroan.Gomolcke, 697.

Können wir doch in Güte die Sache behandeln, frie lich miteinander leben, verhandeln. Mundartlich spricht übrigens niemand Gütte, sondern Gitte, auch wol Gîte.


Gutedel.

1 Guteddel, blutarm.Agricola I, 276; Petri, II, 363; Körte, 2480.

*2 Es ist ein Gutedel. (Nürtingen.)

Eigentlich eine Rebensorte, hier ironisch zur Bezeichnung des Gegentheils.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0109" n="[103]"/><cb n="205"/>
15 Die Guten bedürfen keiner Ruthen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber wenn sie damit gezüchtigt werden, soll sie dies, wie die Italiener sagen, besser machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Batti il buono, egli migliora; batti il cattivo, egli peggiora. (<hi rendition="#i">Cahier, 2821.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Die guten drückt, was den Bösen glückt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Felix improbitas optimorum est calamitas. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 153.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Die Guten haben nicht länger Friede, als es den Bösen gefällt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De goeden hebben niet langer vrede, dan het den kwaden belieft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 249.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Die Guten müssen für die Bösen leiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Gute hat selten das Gute, sagen die Albanesen. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 132.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Aux bons souvent meschet. (Aux bons il arrive souvent malheur.) (<hi rendition="#i">Leroux, II, 169.</hi>) &#x2013; Les bons pâtissent pour les méchans.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dan moeten de goeden het met de kwaden ontgelden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 249.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Die guten seind dünn gesäet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1794, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Dänen dagegen sagen: Godt er meere en ondt, fleere faar end ulve. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 247.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Die Guten sollen die Bösen melden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 374, 497.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Sinn des Sprichworts geht dahin, dass jeder Rechtsliebende sich nicht damit begnügen soll, selber kein Unrecht zu begehen, dass er vielmehr der Obrigkeit förderlich sein solle, damit sie den Uebelthäter erreichen und strafen könne.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Die Guten sterben jung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der <hi rendition="#i">Kladderadatsch</hi> vom 12. März 1865 fragt, ob das Sprichwort auch umgekehrt anzuwenden sei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Eim guten allein gefallen, ist besser als hundert bösen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 309.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Uno bono placere satius est, quam multis malis. (<hi rendition="#i">Sutor, 309.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Es müssen gute vnd böse vnter ainander sein, vnd müssen des manns freund sein, vnd der sünde vnd schande feind, sunst were nimmermer kain fride vnder den leuten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Gute und Böse wohnen in der Welt, Gute und Böse bauen das Feld.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Per tutto sono de' tristi, e de' buoni. (<hi rendition="#i">Bohn I, 119.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Terra saluti feras herbas, eademque nocentes nutrit et urticae proxima saepe rosa est. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 3318.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Bons, e máos mantem cidade. (<hi rendition="#i">Bohn I, 270.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Mit dem Guten wird man gut, und böse mit dem, der übel thut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schulze, 30; Simrock, 4095.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Man wirt bî guoten liuten guot, bî übeln übel, sô manz tuot. &#x2013; Wan mit dem guoten wirt man guot und boese bî dem, der boeslich tuot. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 52.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Sei der Guten Freund, so darfst du dich vor den Schlechten nicht fürchten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal ære den gode og taale den onde. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 254.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Von Guten lernt man Gutes, von Bösen Böses.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Des guoten gesellen wirt man gesunt, des argen man im erbeit kunt. &#x2013; Mit den guoten wirt man guot, der boese niemer wol getuot. (<hi rendition="#i">Boner.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 52.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Du bon l'on n'apprend que tout bien, et du meschant tout n'en vaut rien. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 216.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Da buoni s'impara la bontà, da cattivi e maluaggi la maluaggità. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 180, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A bonis bona discere. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 2; Faselius, 1; Wiegand, 996.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Von Guten redet man gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Du bien le bien doit chacun dire. &#x2013; On doit dire le bien du bien. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 216 u. 272.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Wer bey einem guten sitzen gehet (sich bei einem Guten niedersetzt), der stehet bey einem guten wider auff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 686; Henisch, 1794, 68; Schottel, 1143<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui demeure avec les bons il vit en paix. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 296.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Wer den Guten ermahnt, der bessert ihn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Batti il buono, e' megliora; batti il cattivo, e' peggiora. (<hi rendition="#i">Bohn I, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Wer sich zu Guten gesellt, der wird gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Keep honest company, and honest thou shalt be.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Approchez-vous des bons, et vous deviendrez bons. &#x2013; Qui compagnie à saige tient par raison plus sage en devient. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 293.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die mitten goeden omgaet, wordes gherne ghebetert. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 230.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui conversatur cum sanctis, sanctificatur. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 354.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="206"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Güte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch Güte platzt und hat ein Ende.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Bonté change si on la point. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 186.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Auf der Güte Mittel folgt erst der Knittel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il prudente prima di dar di piglio all' armi deve provar ogni cosa. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 312, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 D' Güete isch mengsmol es Stuck vo d'r Liederlichkeit.</hi> (<hi rendition="#i">Aargau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 114, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Die Güte des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Eine Güte fordert (gebiert) die andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'une bonté l'autre requiert et colée sa per. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 256 u. 258.</hi>) &#x2013; Pour ce te fais que tu me refaces, l'une bonté l'autre requiert. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Geht es nicht in Güte, so geht es mit der Wiete.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ruth.</hi>: Ne pöjdesz po dobröj wo&#x0142;y, to pöjdesz po newo&#x0142;y. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 140.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Güte bricht einem kein Bein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 363; Henisch, 1800, 22; Schottel, 1143<hi rendition="#sup">b</hi>; Sailer, 281; Simrock, 1105; Braun, II, 524.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Güte im Reden und Emsigkeit im Schreiben erhält Freundschaft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Güte ist mehr als Schönheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Güte des Herzens, sagen die Russen, ist eine Sonne, die einen milden Schein auf dem Antlitz zurücklässt. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 458.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Bonté est une, beautez est autre, ce dist li vilains. &#x2013; Bonté excelle (surpasse) beauté. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 186.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Güte kriecht, wo sie nicht gehen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Güte macht ungütige Knechte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2467; Simrock, 4102; Braun, I, 999.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Güte thut (wirkt) mehr als Gewalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Türken sagen: Durch Güte lockt man die Schlange aus der Erde. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 28.</hi>) Und in Aegypten heisst es: Ein Faden Güte zieht mehr als das Tau der Gewalt (des Zwanges).</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plus fait douceur que violence. (<hi rendition="#i">Bohn I, 45.</hi>) &#x2013; Mieux vaut séduire que sévir. ( <hi rendition="#i">Cahier, 1613.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Mit Güte macht man wilde Thiere zahm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 264.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: All by love and nothing by force. (<hi rendition="#i">Eiselein, 264.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 O du grosse und allmächtige Güte, die Welt ist worden zur Nagelschmiede.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 640.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wahre Güte beginnt bei sich selbst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: La caridad bien ordenada comienza de sí propria. (<hi rendition="#i">Bohn I, 226.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Was du mit Güte kannst überkommen, da erlass dich des Kriegs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 264.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Was Güte nicht kann, vermag Gewalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Was nützt mir alle Güte, wenn nichts erfährt mein Gemüthe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Bonté qui n'est seue ne vaut riens. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 186.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Wer Güte erweist, kann Güte erwarten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ki bontés fait bontés atant. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 293.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wer seine Güte gebrauchen lässt, der ist der oberst und allerbest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Froschm., XVIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wer sich durch Güte nicht bessern lässt, wird durch Strenge gewiss auch nicht besser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 676.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von unverbesserlichen Menschen, welche eine freundliche Behandlung nicht rührt und Züchtigung ebenso wenig besser macht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre at curere met advarsel, end straffe med pidske.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaut corriger par la douceur que par la chatiment.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wo Güte nicht hilfft, da muss die Ruthe helffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 667.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Zu grosse Güte taugt nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Groote goedheid is menigen mensch bezwaarlijk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 250.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Die breslauer Güte haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Ine maine Gitte!</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schlesien.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 455. Ausruf der Verwunderung.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Koan ich meg doch a der Gütte vertroan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 697.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Können wir doch in Güte die Sache behandeln, frie lich miteinander leben, verhandeln. Mundartlich spricht übrigens niemand Gütte, sondern Gitte, auch wol Gîte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gutedel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Guteddel, blutarm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 276; Petri, II, 363; Körte, 2480.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist ein Gutedel.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Eigentlich eine Rebensorte, hier ironisch zur Bezeichnung des Gegentheils.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[103]/0109] 15 Die Guten bedürfen keiner Ruthen. Aber wenn sie damit gezüchtigt werden, soll sie dies, wie die Italiener sagen, besser machen. It.: Batti il buono, egli migliora; batti il cattivo, egli peggiora. (Cahier, 2821.) 16 Die guten drückt, was den Bösen glückt. Lat.: Felix improbitas optimorum est calamitas. (Philippi, I, 153.) 17 Die Guten haben nicht länger Friede, als es den Bösen gefällt. Holl.: De goeden hebben niet langer vrede, dan het den kwaden belieft. (Harrebomée, I, 249.) 18 Die Guten müssen für die Bösen leiden. Der Gute hat selten das Gute, sagen die Albanesen. (Reinsberg II, 132.) Frz.: Aux bons souvent meschet. (Aux bons il arrive souvent malheur.) (Leroux, II, 169.) – Les bons pâtissent pour les méchans. Holl.: Dan moeten de goeden het met de kwaden ontgelden. (Harrebomée, I, 249.) 19 Die guten seind dünn gesäet. – Henisch, 1794, 53. Die Dänen dagegen sagen: Godt er meere en ondt, fleere faar end ulve. (Prov. dan., 247.) 20 Die Guten sollen die Bösen melden. – Graf, 374, 497. Der Sinn des Sprichworts geht dahin, dass jeder Rechtsliebende sich nicht damit begnügen soll, selber kein Unrecht zu begehen, dass er vielmehr der Obrigkeit förderlich sein solle, damit sie den Uebelthäter erreichen und strafen könne. 21 Die Guten sterben jung. Der Kladderadatsch vom 12. März 1865 fragt, ob das Sprichwort auch umgekehrt anzuwenden sei. 22 Eim guten allein gefallen, ist besser als hundert bösen. – Sutor, 309. Lat.: Uno bono placere satius est, quam multis malis. (Sutor, 309.) 23 Es müssen gute vnd böse vnter ainander sein, vnd müssen des manns freund sein, vnd der sünde vnd schande feind, sunst were nimmermer kain fride vnder den leuten. – Agricola II, 335. 24 Gute und Böse wohnen in der Welt, Gute und Böse bauen das Feld. It.: Per tutto sono de' tristi, e de' buoni. (Bohn I, 119.) Lat.: Terra saluti feras herbas, eademque nocentes nutrit et urticae proxima saepe rosa est. (Ovid.) (Binder II, 3318.) Port.: Bons, e máos mantem cidade. (Bohn I, 270.) 25 Mit dem Guten wird man gut, und böse mit dem, der übel thut. – Schulze, 30; Simrock, 4095. Mhd.: Man wirt bî guoten liuten guot, bî übeln übel, sô manz tuot. – Wan mit dem guoten wirt man guot und boese bî dem, der boeslich tuot. (Freidank.) (Zingerle, 52.) 26 Sei der Guten Freund, so darfst du dich vor den Schlechten nicht fürchten. Dän.: Man skal ære den gode og taale den onde. (Prov. dan., 254.) 27 Von Guten lernt man Gutes, von Bösen Böses. Mhd.: Des guoten gesellen wirt man gesunt, des argen man im erbeit kunt. – Mit den guoten wirt man guot, der boese niemer wol getuot. (Boner.) (Zingerle, 52.) Frz.: Du bon l'on n'apprend que tout bien, et du meschant tout n'en vaut rien. (Leroux, II, 216.) It.: Da buoni s'impara la bontà, da cattivi e maluaggi la maluaggità. (Pazzaglia, 180, 5.) Lat.: A bonis bona discere. (Philippi, I, 2; Faselius, 1; Wiegand, 996.) 28 Von Guten redet man gut. Frz.: Du bien le bien doit chacun dire. – On doit dire le bien du bien. (Leroux, II, 216 u. 272.) 29 Wer bey einem guten sitzen gehet (sich bei einem Guten niedersetzt), der stehet bey einem guten wider auff. – Petri, II, 686; Henisch, 1794, 68; Schottel, 1143b. Frz.: Qui demeure avec les bons il vit en paix. (Leroux, II, 296.) 30 Wer den Guten ermahnt, der bessert ihn. It.: Batti il buono, e' megliora; batti il cattivo, e' peggiora. (Bohn I, 74.) 31 Wer sich zu Guten gesellt, der wird gut. Engl.: Keep honest company, and honest thou shalt be. Frz.: Approchez-vous des bons, et vous deviendrez bons. – Qui compagnie à saige tient par raison plus sage en devient. (Leroux, II, 293.) Holl.: Die mitten goeden omgaet, wordes gherne ghebetert. (Fallersleben, 230.) Lat.: Qui conversatur cum sanctis, sanctificatur. (Fallersleben, 354.) Güte. 1 Auch Güte platzt und hat ein Ende. Frz.: Bonté change si on la point. (Leroux, II, 186.) 2 Auf der Güte Mittel folgt erst der Knittel. It.: Il prudente prima di dar di piglio all' armi deve provar ogni cosa. (Pazzaglia, 312, 2.) 3 D' Güete isch mengsmol es Stuck vo d'r Liederlichkeit. (Aargau.) – Schweiz, II, 114, 2. 4 Die Güte des Mehls hängt mehr vom Müller als von der Mühle ab. 5 Eine Güte fordert (gebiert) die andere. Frz.: L'une bonté l'autre requiert et colée sa per. (Leroux, II, 256 u. 258.) – Pour ce te fais que tu me refaces, l'une bonté l'autre requiert. (Leroux, II, 283.) 6 Geht es nicht in Güte, so geht es mit der Wiete. Ruth.: Ne pöjdesz po dobröj woły, to pöjdesz po newoły. (Wurzbach I, 140.) 7 Güte bricht einem kein Bein. – Petri, II, 363; Henisch, 1800, 22; Schottel, 1143b; Sailer, 281; Simrock, 1105; Braun, II, 524. 8 Güte im Reden und Emsigkeit im Schreiben erhält Freundschaft. 9 Güte ist mehr als Schönheit. Die Güte des Herzens, sagen die Russen, ist eine Sonne, die einen milden Schein auf dem Antlitz zurücklässt. (Altmann VI, 458.) Frz.: Bonté est une, beautez est autre, ce dist li vilains. – Bonté excelle (surpasse) beauté. (Leroux, II, 186.) 10 Güte kriecht, wo sie nicht gehen kann. 11 Güte macht ungütige Knechte. – Körte, 2467; Simrock, 4102; Braun, I, 999. 12 Güte thut (wirkt) mehr als Gewalt. Die Türken sagen: Durch Güte lockt man die Schlange aus der Erde. (Reinsberg II, 28.) Und in Aegypten heisst es: Ein Faden Güte zieht mehr als das Tau der Gewalt (des Zwanges). Frz.: Plus fait douceur que violence. (Bohn I, 45.) – Mieux vaut séduire que sévir. ( Cahier, 1613.) 13 Mit Güte macht man wilde Thiere zahm. – Eiselein, 264. Engl.: All by love and nothing by force. (Eiselein, 264.) 14 O du grosse und allmächtige Güte, die Welt ist worden zur Nagelschmiede. – Eiselein, 640. 15 Wahre Güte beginnt bei sich selbst. Span.: La caridad bien ordenada comienza de sí propria. (Bohn I, 226.) 16 Was du mit Güte kannst überkommen, da erlass dich des Kriegs. – Eiselein, 264. 17 Was Güte nicht kann, vermag Gewalt. 18 Was nützt mir alle Güte, wenn nichts erfährt mein Gemüthe. Frz.: Bonté qui n'est seue ne vaut riens. (Leroux, II, 186.) 19 Wer Güte erweist, kann Güte erwarten. Frz.: Ki bontés fait bontés atant. (Leroux, II, 293.) 20 Wer seine Güte gebrauchen lässt, der ist der oberst und allerbest. – Froschm., XVIIIb. 21 Wer sich durch Güte nicht bessern lässt, wird durch Strenge gewiss auch nicht besser. – Burckhardt, 676. Von unverbesserlichen Menschen, welche eine freundliche Behandlung nicht rührt und Züchtigung ebenso wenig besser macht. Dän.: Bedre at curere met advarsel, end straffe med pidske. Frz.: Il vaut corriger par la douceur que par la chatiment. 22 Wo Güte nicht hilfft, da muss die Ruthe helffen. – Herberger, I, 667. 23 Zu grosse Güte taugt nicht. Holl.: Groote goedheid is menigen mensch bezwaarlijk. (Harrebomée, I, 250.) *24 Die breslauer Güte haben. *25 Ine maine Gitte! (Oesterr.-Schlesien.) – Peter, 455. Ausruf der Verwunderung. *26 Koan ich meg doch a der Gütte vertroan. – Gomolcke, 697. Können wir doch in Güte die Sache behandeln, frie lich miteinander leben, verhandeln. Mundartlich spricht übrigens niemand Gütte, sondern Gitte, auch wol Gîte. Gutedel. 1 Guteddel, blutarm. – Agricola I, 276; Petri, II, 363; Körte, 2480. *2 Es ist ein Gutedel. (Nürtingen.) Eigentlich eine Rebensorte, hier ironisch zur Bezeichnung des Gegentheils.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/109
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [103]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/109>, abgerufen am 24.11.2024.