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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *2 Up dem Apostelpearde riyen. (Westf.)

Frz.: Aller sur la haquenee des cordeliers.

Holl.: Hij is op sijne apostel-paarden gekomen. (Sprenger III; Harrebomee, I, 16.)


Apostelreiter.

Es ist ein Apostelreiter.


Apotheke.

1 Die Apotheke ist eine theure Küche.

Dän.: Det er dyr sundhet som man henter af apotheket.

2 Die Apotheke öffnet einen geschlossenen Hintern.

3 Die deutsche Apotheke ist die beste Kost.

Gesunde Kost wie eine gute Lebens- und Speiseordnung heilen viel Krankheiten eher als die lateinische Apotheke.

4 Gibt die untere Apotheke nicht aus, so steht es schlecht im ganzen Haus.

Ohne regelmässige Leibesöffnung keine Gesundheit.

*5 Er hat die Apotheke durchstudirt.

Holl.: Hij is de geheele apotheek al door geweest. (Harrebomee, I, 17.)

*6 Es ist aus der Apotheke.

Sehr theuer.

Holl.: Ne, dat is wel uit de apotheek gehaald. (Harrebomee, I, 17.)

*7 Hei is in de unrechte Apteike kuemen. (Westf.)

In die verkehrte Küche, nicht vor, die rechte Schmiede.

*8 So kauft man's in der Apotheke. - Simrock, 393.


Apotheker.

1 Dem Apotheker traue der Teufel, beide haben viel Büchsen. - Körte, 210.

2 Der Apotheker halte den Stössel und der Brauer rühre im Kessel.

Jeder treibe sein Geschäft.

3 Des Apothekers Mörser verderbt des Kunstpfeifers Musik.

4 Die Apotheker rechnen theuer und speisen übel.

5 Ein Apotheker ohne Zucker ist ein armer Schlucker.

Er hat, wie ein Soldat ohne Gewehr, nicht, was zu seinem Berufe gehört.

Frz.: C'est un apothicaire sans sucre. - Tresorier sans argent est un apothicaire sans sucre. (Recueil.)

6 Ennen Apotheker nemmt 'er negen on negen sech seker (sicher). (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 417.

7 Je mehr Apotheker, desto mehr Leichensteine.

8 Kein Apotheker ohne Gift.

9 Luk aut, hat de Düwel segt, had 'n Aptheker bi't Ben kregen. (Ostfries.)

10 Wer mit den Apothekern isst, für den ist theure Zeit.


Apothekerflaschen.

Apothekerflaschen geben dem Tode zu naschen.


Apothekerkunst.

* Ist dies eine Apothekerkunst?

D. h.: Ist es so schwer, als die Kunst eines Apothekers? Man will damit sagen, dass sich von dem besprochenen Gegenstande leicht eine Kenntniss erwerben lasse.


Apothekerlatein.

* Es ist kein Apothekerlatein.

Es ist (ist nicht) verständlich gesprochen, auch stark, grob.


Apothekerpillen.

* Er ist wie die Apothekerpillen.

Falsch; aussen schön, freundlich, und im Innern, dass er würgt.


Apothekerrechnung.

* Das ist eine Apothekerrechnung. - Körte, 209.

D. h. eine Rechnung mit 99 Procent Gewinn; daher pflegt man die Apotheker auch die Neunundneunziger zu nennen. Körte2 gibt folgenden interessanten Grund zu dieser Benennung an: Wenn man die Buchstaben unsers Alphabets von A bis Z (ll und ss mitgerechnet) als Ziffern gebraucht, so ergibt sich Folgendes:

A=1

p=16

o=15

t=21

h=8

e=5

k=10

e=5

r=18

Apotheker=99.

Frz.: C'est un memoire d'apothicaire.

Holl.: Hij rekent als een apotheker. (Harrebomee, I, IV.)


Appel.

Appel, trag die Thaler herein, dass ich zappel.

Nach einer Predigt von J. F. Schörer, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Pfarrer zu Rechenberg [Spaltenumbruch] in Franken war. - Worte eines sterbenden Geizhalses an seine Diener gerichtet. Sprichwörtliche Bedeutung: Geld bewegt, erzeugt Leben und Lust zum Handeln.


Appelliren.

* Er appellirt.

Vom Betrunkenen.


Appenzeller.

Der Appenzeller lässt sich führen, aber nicht treiben.

Dies Sprichwort bewährt sich durch die ganze Geschichte der Appenzeller und anderer freier Völker und stimmt auch mit einem andern Sprichwort überein, das freilich erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstand und nicht immer angewandt wurde: Toggius ratione ducitur. (Kirchhofer, 7.)


Appenzeller Rede.

* Es ist eine appenzeller Rede. - Kirchhofer, 6.

Eine witzige, oft beissende, mit der man es nicht genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist.


Appetit.

1 Appetit braucht nicht Torte zu suchen, ihm schmecken Eierkuchen.

2 Appetit ist die beste Brühe (Sauce).

Frz.: Il n'y a point de pareille sauce que l'appetit.

Lat.: Cibi condimentum est fames, potionis sitis. (Cicero.)

3 Appetit lehrt den Lahmen gehen und Hunger lehrt ihn springen.

4 Appetit ohne Credit gibt ein schlechtes Facit.

5 Appetit sieht Eierkuchen für Torte an.

6 Appetit und wenig auf den Tisch ist besser als kein Appetit bei Braten und Fisch.

7 Der Appetit der Moskauer schadet den Nowagen mehr als der Hunger der Archangler. (Moskau.) - Altmann V.

Die Nowage ist ein delicater Fisch, der im Weissen Meere gefangen wird und häufig als Delicatesse auf den Tafeln der reichen Moskauer erscheint. Natürlich kann er so weit nur im Winter im gefrorenen Zustande versandt wer den.

8 Der Appetit ist da, wo ist der Braten?

9 Der Appetit kommt erst, wenn man was Gutes vor sich hat. - Lehmann.

10 Der Appetit kommt im Essen. - Lendroy, 972; Leroux, II, 2.

Ist auf mancherlei Verhältnisse anzuwenden. Die Lust zum Kaufen z. B. wächst mit dem Kaufen, worin es seinen Grund hat, dass die späten (oder faulen) Märkte gute Märkte werden. Dieses Sprichwort scheint französischen Ursprungs zu sein, wo es folgender Anekdote seine Entstehung zu danken haben soll. Heinrich III. von Frankreich versicherte als Zögling seinem Lehrer Amiot oft, wie er sich freue, ihm einst thätig dankbar zu sein. "Gnädiger Herr", antwortete dieser stets, "mein Ehrgeiz kennt nur eine einzige Wohlthat, die, dass Sie mich Ihres Andenkens würdigen." Heinrich gab ihm in der That später eine reiche Abtei, und Amiot glaubte sich der Glücklichste unter dem Himmel. Als aber einige Jahre darauf das Bisthum von Auxerre erledigt ward, bewarb sich Amiot darum. "Aber, mein theurer Lehrer", sagte der König zu ihm, "haben Sie Ihre alte Sittenlehre ganz vergessen?" "Sire", erwiderte Amiot, "der Appetit kommt, indem man isst." Heinrich lachte und wiederholte die scherzhafte Antwort oft, was Ursache war, dass sie in ein Sprichwort überging, um zu sagen, dass man um so mehr Gutes haben will, je mehr man bereits hat.

Engl.: The appetite is concealed under the teeth. (Proverbs, 52.)

Frz.: En mangeant l'on perd l'appetit. - L'appetit vient en mangeant. - L'appetit vient en mangeant, dit Angestrom, et la soif s'en va en buvant. (Rabelais.) - Petit a petit vient l'appetit. (Leroux, II, 132.)

Holl.: Al etende wast de appetijt. ( Harrebomee, I, 18.)

11 Der Appetit kommt in keiner schmuzigen Küche.

Man verliert ihn sogar da, wie die Lust zum Leben in einer schmuzigen Welt.

12 Für Appetit, für Hunger und Noth gibt es nirgends schlechtes Brot.

Frz.: Le bon appetit et la faim, ne trouvent jamais mauvais pain.

Holl.: De appetijt en hongersnood vonden nooit kwaad brood. (Harrebomee, I, 18.)

13 Guten Appetit darf man nicht nöthen.

Holl.: Goede appetijt doet wel eten. (Harrebomee, I, 18.)

14 Ist der Appetit gut, so ist das Brot nicht schlecht.

It.: Buon appetito e fame non trovano ma mal pane.

15 Wenn der Appetit kommt, so kommt auch die Gesundheit.

[Spaltenumbruch] *2 Up dem Apostelpearde riyen. (Westf.)

Frz.: Aller sur la haquenée des cordeliers.

Holl.: Hij is op sijne apostel-paarden gekomen. (Sprenger III; Harrebomée, I, 16.)


Apostelreiter.

Es ist ein Apostelreiter.


Apotheke.

1 Die Apotheke ist eine theure Küche.

Dän.: Det er dyr sundhet som man henter af apotheket.

2 Die Apotheke öffnet einen geschlossenen Hintern.

3 Die deutsche Apotheke ist die beste Kost.

Gesunde Kost wie eine gute Lebens- und Speiseordnung heilen viel Krankheiten eher als die lateinische Apotheke.

4 Gibt die untere Apotheke nicht aus, so steht es schlecht im ganzen Haus.

Ohne regelmässige Leibesöffnung keine Gesundheit.

*5 Er hat die Apotheke durchstudirt.

Holl.: Hij is de geheele apotheek al door geweest. (Harrebomée, I, 17.)

*6 Es ist aus der Apotheke.

Sehr theuer.

Holl.: Ne, dat is wel uit de apotheek gehaald. (Harrebomée, I, 17.)

*7 Hei is in de unrechte Apteike kuemen. (Westf.)

In die verkehrte Küche, nicht vor, die rechte Schmiede.

*8 So kauft man's in der Apotheke.Simrock, 393.


Apotheker.

1 Dem Apotheker traue der Teufel, beide haben viel Büchsen.Körte, 210.

2 Der Apotheker halte den Stössel und der Brauer rühre im Kessel.

Jeder treibe sein Geschäft.

3 Des Apothekers Mörser verderbt des Kunstpfeifers Musik.

4 Die Apotheker rechnen theuer und speisen übel.

5 Ein Apotheker ohne Zucker ist ein armer Schlucker.

Er hat, wie ein Soldat ohne Gewehr, nicht, was zu seinem Berufe gehört.

Frz.: C'est un apothicaire sans sucre. – Trésorier sans argent est un apothicaire sans sucre. (Recueil.)

6 Ennen Apotheker nemmt 'er negen on negen sech seker (sicher). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 417.

7 Je mehr Apotheker, desto mehr Leichensteine.

8 Kein Apotheker ohne Gift.

9 Luk ût, hat de Düwel segt, had 'n Aptheker bi't Bên kregen. (Ostfries.)

10 Wer mit den Apothekern isst, für den ist theure Zeit.


Apothekerflaschen.

Apothekerflaschen geben dem Tode zu naschen.


Apothekerkunst.

* Ist dies eine Apothekerkunst?

D. h.: Ist es so schwer, als die Kunst eines Apothekers? Man will damit sagen, dass sich von dem besprochenen Gegenstande leicht eine Kenntniss erwerben lasse.


Apothekerlatein.

* Es ist kein Apothekerlatein.

Es ist (ist nicht) verständlich gesprochen, auch stark, grob.


Apothekerpillen.

* Er ist wie die Apothekerpillen.

Falsch; aussen schön, freundlich, und im Innern, dass er würgt.


Apothekerrechnung.

* Das ist eine Apothekerrechnung.Körte, 209.

D. h. eine Rechnung mit 99 Procent Gewinn; daher pflegt man die Apotheker auch die Neunundneunziger zu nennen. Körte2 gibt folgenden interessanten Grund zu dieser Benennung an: Wenn man die Buchstaben unsers Alphabets von A bis Z (ll und ss mitgerechnet) als Ziffern gebraucht, so ergibt sich Folgendes:

A=1

p=16

o=15

t=21

h=8

e=5

k=10

e=5

r=18

Apotheker=99.

Frz.: C'est un mémoire d'apothicaire.

Holl.: Hij rekent als een apotheker. (Harrebomée, I, IV.)


Appel.

Appel, trag die Thaler herein, dass ich zappel.

Nach einer Predigt von J. F. Schörer, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Pfarrer zu Rechenberg [Spaltenumbruch] in Franken war. – Worte eines sterbenden Geizhalses an seine Diener gerichtet. Sprichwörtliche Bedeutung: Geld bewegt, erzeugt Leben und Lust zum Handeln.


Appelliren.

* Er appellirt.

Vom Betrunkenen.


Appenzeller.

Der Appenzeller lässt sich führen, aber nicht treiben.

Dies Sprichwort bewährt sich durch die ganze Geschichte der Appenzeller und anderer freier Völker und stimmt auch mit einem andern Sprichwort überein, das freilich erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstand und nicht immer angewandt wurde: Toggius ratione ducitur. (Kirchhofer, 7.)


Appenzeller Rede.

* Es ist eine appenzeller Rede.Kirchhofer, 6.

Eine witzige, oft beissende, mit der man es nicht genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist.


Appetit.

1 Appetit braucht nicht Torte zu suchen, ihm schmecken Eierkuchen.

2 Appetit ist die beste Brühe (Sauce).

Frz.: Il n'y a point de pareille sauce que l'appétit.

Lat.: Cibi condimentum est fames, potionis sitis. (Cicero.)

3 Appetit lehrt den Lahmen gehen und Hunger lehrt ihn springen.

4 Appetit ohne Credit gibt ein schlechtes Facit.

5 Appetit sieht Eierkuchen für Torte an.

6 Appetit und wenig auf den Tisch ist besser als kein Appetit bei Braten und Fisch.

7 Der Appetit der Moskauer schadet den Nowagen mehr als der Hunger der Archangler. (Moskau.) – Altmann V.

Die Nowage ist ein delicater Fisch, der im Weissen Meere gefangen wird und häufig als Delicatesse auf den Tafeln der reichen Moskauer erscheint. Natürlich kann er so weit nur im Winter im gefrorenen Zustande versandt wer den.

8 Der Appetit ist da, wo ist der Braten?

9 Der Appetit kommt erst, wenn man was Gutes vor sich hat.Lehmann.

10 Der Appetit kommt im Essen.Lendroy, 972; Leroux, II, 2.

Ist auf mancherlei Verhältnisse anzuwenden. Die Lust zum Kaufen z. B. wächst mit dem Kaufen, worin es seinen Grund hat, dass die späten (oder faulen) Märkte gute Märkte werden. Dieses Sprichwort scheint französischen Ursprungs zu sein, wo es folgender Anekdote seine Entstehung zu danken haben soll. Heinrich III. von Frankreich versicherte als Zögling seinem Lehrer Amiot oft, wie er sich freue, ihm einst thätig dankbar zu sein. „Gnädiger Herr“, antwortete dieser stets, „mein Ehrgeiz kennt nur eine einzige Wohlthat, die, dass Sie mich Ihres Andenkens würdigen.“ Heinrich gab ihm in der That später eine reiche Abtei, und Amiot glaubte sich der Glücklichste unter dem Himmel. Als aber einige Jahre darauf das Bisthum von Auxerre erledigt ward, bewarb sich Amiot darum. „Aber, mein theurer Lehrer“, sagte der König zu ihm, „haben Sie Ihre alte Sittenlehre ganz vergessen?“ „Sire“, erwiderte Amiot, „der Appetit kommt, indem man isst.“ Heinrich lachte und wiederholte die scherzhafte Antwort oft, was Ursache war, dass sie in ein Sprichwort überging, um zu sagen, dass man um so mehr Gutes haben will, je mehr man bereits hat.

Engl.: The appetite is concealed under the teeth. (Proverbs, 52.)

Frz.: En mangeant l'on perd l'appétit. – L'appétit vient en mangeant. – L'appétit vient en mangeant, dit Angestrom, et la soif s'en va en buvant. (Rabelais.) – Petit à petit vient l'appétit. (Leroux, II, 132.)

Holl.: Al etende wast de appetijt. ( Harrebomée, I, 18.)

11 Der Appetit kommt in keiner schmuzigen Küche.

Man verliert ihn sogar da, wie die Lust zum Leben in einer schmuzigen Welt.

12 Für Appetit, für Hunger und Noth gibt es nirgends schlechtes Brot.

Frz.: Le bon appétit et la faim, ne trouvent jamais mauvais pain.

Holl.: De appetijt en hongersnood vonden nooit kwaad brood. (Harrebomée, I, 18.)

13 Guten Appetit darf man nicht nöthen.

Holl.: Goede appetijt doet wel eten. (Harrebomée, I, 18.)

14 Ist der Appetit gut, so ist das Brot nicht schlecht.

It.: Buon appetito e fame non trovano ma mal pane.

15 Wenn der Appetit kommt, so kommt auch die Gesundheit.

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[[56]/0084] *2 Up dem Apostelpearde riyen. (Westf.) Frz.: Aller sur la haquenée des cordeliers. Holl.: Hij is op sijne apostel-paarden gekomen. (Sprenger III; Harrebomée, I, 16.) Apostelreiter. Es ist ein Apostelreiter. Apotheke. 1 Die Apotheke ist eine theure Küche. Dän.: Det er dyr sundhet som man henter af apotheket. 2 Die Apotheke öffnet einen geschlossenen Hintern. 3 Die deutsche Apotheke ist die beste Kost. Gesunde Kost wie eine gute Lebens- und Speiseordnung heilen viel Krankheiten eher als die lateinische Apotheke. 4 Gibt die untere Apotheke nicht aus, so steht es schlecht im ganzen Haus. Ohne regelmässige Leibesöffnung keine Gesundheit. *5 Er hat die Apotheke durchstudirt. Holl.: Hij is de geheele apotheek al door geweest. (Harrebomée, I, 17.) *6 Es ist aus der Apotheke. Sehr theuer. Holl.: Ne, dat is wel uit de apotheek gehaald. (Harrebomée, I, 17.) *7 Hei is in de unrechte Apteike kuemen. (Westf.) In die verkehrte Küche, nicht vor, die rechte Schmiede. *8 So kauft man's in der Apotheke. – Simrock, 393. Apotheker. 1 Dem Apotheker traue der Teufel, beide haben viel Büchsen. – Körte, 210. 2 Der Apotheker halte den Stössel und der Brauer rühre im Kessel. Jeder treibe sein Geschäft. 3 Des Apothekers Mörser verderbt des Kunstpfeifers Musik. 4 Die Apotheker rechnen theuer und speisen übel. 5 Ein Apotheker ohne Zucker ist ein armer Schlucker. Er hat, wie ein Soldat ohne Gewehr, nicht, was zu seinem Berufe gehört. Frz.: C'est un apothicaire sans sucre. – Trésorier sans argent est un apothicaire sans sucre. (Recueil.) 6 Ennen Apotheker nemmt 'er negen on negen sech seker (sicher). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 417. 7 Je mehr Apotheker, desto mehr Leichensteine. 8 Kein Apotheker ohne Gift. 9 Luk ût, hat de Düwel segt, had 'n Aptheker bi't Bên kregen. (Ostfries.) 10 Wer mit den Apothekern isst, für den ist theure Zeit. Apothekerflaschen. Apothekerflaschen geben dem Tode zu naschen. Apothekerkunst. * Ist dies eine Apothekerkunst? D. h.: Ist es so schwer, als die Kunst eines Apothekers? Man will damit sagen, dass sich von dem besprochenen Gegenstande leicht eine Kenntniss erwerben lasse. Apothekerlatein. * Es ist kein Apothekerlatein. Es ist (ist nicht) verständlich gesprochen, auch stark, grob. Apothekerpillen. * Er ist wie die Apothekerpillen. Falsch; aussen schön, freundlich, und im Innern, dass er würgt. Apothekerrechnung. * Das ist eine Apothekerrechnung. – Körte, 209. D. h. eine Rechnung mit 99 Procent Gewinn; daher pflegt man die Apotheker auch die Neunundneunziger zu nennen. Körte2 gibt folgenden interessanten Grund zu dieser Benennung an: Wenn man die Buchstaben unsers Alphabets von A bis Z (ll und ss mitgerechnet) als Ziffern gebraucht, so ergibt sich Folgendes: A=1 p=16 o=15 t=21 h=8 e=5 k=10 e=5 r=18 Apotheker=99. Frz.: C'est un mémoire d'apothicaire. Holl.: Hij rekent als een apotheker. (Harrebomée, I, IV.) Appel. Appel, trag die Thaler herein, dass ich zappel. Nach einer Predigt von J. F. Schörer, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Pfarrer zu Rechenberg in Franken war. – Worte eines sterbenden Geizhalses an seine Diener gerichtet. Sprichwörtliche Bedeutung: Geld bewegt, erzeugt Leben und Lust zum Handeln. Appelliren. * Er appellirt. Vom Betrunkenen. Appenzeller. Der Appenzeller lässt sich führen, aber nicht treiben. Dies Sprichwort bewährt sich durch die ganze Geschichte der Appenzeller und anderer freier Völker und stimmt auch mit einem andern Sprichwort überein, das freilich erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstand und nicht immer angewandt wurde: Toggius ratione ducitur. (Kirchhofer, 7.) Appenzeller Rede. * Es ist eine appenzeller Rede. – Kirchhofer, 6. Eine witzige, oft beissende, mit der man es nicht genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist. Appetit. 1 Appetit braucht nicht Torte zu suchen, ihm schmecken Eierkuchen. 2 Appetit ist die beste Brühe (Sauce). Frz.: Il n'y a point de pareille sauce que l'appétit. Lat.: Cibi condimentum est fames, potionis sitis. (Cicero.) 3 Appetit lehrt den Lahmen gehen und Hunger lehrt ihn springen. 4 Appetit ohne Credit gibt ein schlechtes Facit. 5 Appetit sieht Eierkuchen für Torte an. 6 Appetit und wenig auf den Tisch ist besser als kein Appetit bei Braten und Fisch. 7 Der Appetit der Moskauer schadet den Nowagen mehr als der Hunger der Archangler. (Moskau.) – Altmann V. Die Nowage ist ein delicater Fisch, der im Weissen Meere gefangen wird und häufig als Delicatesse auf den Tafeln der reichen Moskauer erscheint. Natürlich kann er so weit nur im Winter im gefrorenen Zustande versandt wer den. 8 Der Appetit ist da, wo ist der Braten? 9 Der Appetit kommt erst, wenn man was Gutes vor sich hat. – Lehmann. 10 Der Appetit kommt im Essen. – Lendroy, 972; Leroux, II, 2. Ist auf mancherlei Verhältnisse anzuwenden. Die Lust zum Kaufen z. B. wächst mit dem Kaufen, worin es seinen Grund hat, dass die späten (oder faulen) Märkte gute Märkte werden. Dieses Sprichwort scheint französischen Ursprungs zu sein, wo es folgender Anekdote seine Entstehung zu danken haben soll. Heinrich III. von Frankreich versicherte als Zögling seinem Lehrer Amiot oft, wie er sich freue, ihm einst thätig dankbar zu sein. „Gnädiger Herr“, antwortete dieser stets, „mein Ehrgeiz kennt nur eine einzige Wohlthat, die, dass Sie mich Ihres Andenkens würdigen.“ Heinrich gab ihm in der That später eine reiche Abtei, und Amiot glaubte sich der Glücklichste unter dem Himmel. Als aber einige Jahre darauf das Bisthum von Auxerre erledigt ward, bewarb sich Amiot darum. „Aber, mein theurer Lehrer“, sagte der König zu ihm, „haben Sie Ihre alte Sittenlehre ganz vergessen?“ „Sire“, erwiderte Amiot, „der Appetit kommt, indem man isst.“ Heinrich lachte und wiederholte die scherzhafte Antwort oft, was Ursache war, dass sie in ein Sprichwort überging, um zu sagen, dass man um so mehr Gutes haben will, je mehr man bereits hat. Engl.: The appetite is concealed under the teeth. (Proverbs, 52.) Frz.: En mangeant l'on perd l'appétit. – L'appétit vient en mangeant. – L'appétit vient en mangeant, dit Angestrom, et la soif s'en va en buvant. (Rabelais.) – Petit à petit vient l'appétit. (Leroux, II, 132.) Holl.: Al etende wast de appetijt. ( Harrebomée, I, 18.) 11 Der Appetit kommt in keiner schmuzigen Küche. Man verliert ihn sogar da, wie die Lust zum Leben in einer schmuzigen Welt. 12 Für Appetit, für Hunger und Noth gibt es nirgends schlechtes Brot. Frz.: Le bon appétit et la faim, ne trouvent jamais mauvais pain. Holl.: De appetijt en hongersnood vonden nooit kwaad brood. (Harrebomée, I, 18.) 13 Guten Appetit darf man nicht nöthen. Holl.: Goede appetijt doet wel eten. (Harrebomée, I, 18.) 14 Ist der Appetit gut, so ist das Brot nicht schlecht. It.: Buon appetito e fame non trovano ma mal pane. 15 Wenn der Appetit kommt, so kommt auch die Gesundheit.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [56]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/84>, abgerufen am 23.11.2024.