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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 61 Man kann's am Gesicht wol sehen, ob einer oft Ostereier gegessen hat.

Lat.: Facies tua computat annos. (Juvenal.) (Binder I, 499; II, 1066; Philippi, I, 148; Tappius, 28a.)

62 Man siehets am Gesicht, was einer im Schilde führt. - Schottel, 1113b.

Frz.: Le visage montre ce qu'on a dans l'ame. (Kritzinger, 464b.)

63 Man sieht wol am Gesicht, was am Ehehimmel geschicht.

Wie die Ehe beschaffen ist. "Einer schlecht Verheiratheten sieh nur ins Gesicht." (Reinsberg I, 147.)

64 Mancher hat ein so scharf Gesicht, dass er andern durch den Säckel lugt. - Eiselein, 232.

65 Mancher hat zwei Gesichter, mit einem auf der Gasse ist er Cato, mit dem andern im Hause ist er Nebulo. - Geiler.

66 Mann siehets nit im gesicht, wann einer ein böss Würmlein im Zahn hat. - Lehmann, 80, 31.

Shakespeare lässt im Macbeth (I, 4) Duncan sagen: "Kein Wissen gibt's, der Seele Bildung im Gesicht zu lesen."

67 Nicht jeder, dessen Gesicht schwarz ist, kann sagen: Ich bin ein Hufschmied. - Burckhardt, 591.

68 Nicht zu jedem Gesicht sagt man: Willkommen. - Burckhardt, 610.

69 Niemand hat so scharf Gesicht, dass er dem andern in den Beutel sieht. - Simrock, 3533.

70 Niemand schändet sein eigen Gesicht. - Sailer, 142; Simrock, 3582.

71 Sauere Gesichter schneiden, kann die Dankbarkeit (der Gehorsam) nicht leiden.

Träge Dankbarkeit und erzwungener Gehorsam haben keinen Werth.

72 Sauere Gesichter und sauerer Kohl stossen auf. - Frischbier2, 1250.

73 Scharpff Gesicht, scharpffen Zorn und scharpffe Klawen find man nur bei Adlern. - Oec. rur., 612.

74 Schön Gesicht hat gross Gewicht. - Körte, 2090.

75 Schön Gesicht verkauft einen grindigen Arsch.

Lat.: Forma decens foedas vendit prurigine nates. (Binder I, 571; II, 1175; Seybold, 188.)

76 Schöne gesichter haben viel richter. - Lehmann, 707, 49; Simrock, 3531; Eiselein, 232; Körte, 2091; Braun, I, 771.

77 Um mein Gesicht zu bedecken, nehm' ich anderer Leute Hände nicht. (Surinam.)

Ich bedarf fremder Hülfe nicht, ich kann mir selber helfen.

78 Von schönem Gesicht lebt man nicht.

Böhm.: Hlede na bladkou tvaricku syt nebudes. (Celakovsky, 387.)

Poln.: Na gladka zone patrzac syt niebedziesz. (Celakovsky, 387.)

79 Wä ene em Gesech lov, hät gemenlich 'ne Schälm in d'r Mau (Aermel). - Firmenich, I, 484, 110.

80 Was dem Gesicht ist das Auge, das ist die Klugheit der Seele.

81 Wenn das Gesicht mancher Aebte am Himmel stände, die Bauern würden Wetter läuten. - Klosterspiegel, 24, 49.

82 Wer ins Gesicht schlagen will, muss von vorn kommen. - Schuppius.

83 Wer ein blödes Gesicht hat, übersieht viel.

84 Wer ein schwaches Gesicht hat, muss nahe sehen.

Die Chinesen sagen: Wer mich ins Gesicht beschimpft, kann ein ehrlicher Mann sein, aber wer mich bei jeder Gelegenheit lobt, ist ein Narr, der mich verachtet, oder ein Schurke, der mir einen Streich spielen will. (Cahier, 2195.)

85 Wer hat ein doppelt Gesicht, ist ein gefährlicher Wicht.

Frz.: Homme a deux visages n'agree en villes ne villages. (Leroux, I, 163.)

86 Wer ins Gesicht lobt, ist ein Schmeichler oder will einer werden.

87 Wer kein Gesicht hat, kann schwer lachen.

Holl.: Wie geen gezigt heeft, kan niet lagchen. (Harrebomee, I, 3.)

88 Wer scharpff Gesicht vnnd guten Verstand hat, der sihet inwendig vnd ausswendig wol. - Lehmann, 55, 38.

[Spaltenumbruch] 89 Wer wird sein eigen Gesicht (jüdisch: Ponim) verschände. - Tendlau, 721.

Ein Glied seiner eigenen Familie herabsetzen.

*90 A dorffem (er darf ihm) nich mie eiss Gesichte kummen. - Robinson, 589.

*91 A iss am Gesichte aasgefahren, wie eine birckne Rinde. - Gomolcke, 90.

*92 A macht a G'sechte wi a Heinla, wänn's g'schissa hot, oan a Oarsch zusoamma zait. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 444.

*93 A macht a G'sicht, als wollt' a einen fress'n. - Baumgarten.

Sieht sehr finster aus, blickt einen drohend, feindselig an.

*94 A (er) macht a G'sichte wie seben Mälen beser Weig. (Sprottau.) - Firmenich, II, 298, 1.

*95 A schteit m'r recht am Gesichte. (Schles.) - Frommann, III, 246, 168.

*96 Ar mecht a G'sicht, wi drei Tog Ragawatt'r. (Franken.) - Frommann, VI, 168.

Finster, böse.

*97 Auf sein ehrlich Gesicht.

*98 Auf sein G'sicht geb' i kan Pfenning. - Idiot. Austr., 77.

Er flösst kein Vertrauen ein, um Credit zu gewähren.

*99 D' machst j'a a G'sichte, wie de Kotze, wenn's dunnert (waterlecht). (Freistadt.) - Firmenich, II, 298, 2; für Franken: Frommann, VI, 168, 115 u. 415, 7.

*100 Das Gesicht ging ihm darüber aus dem Leim. - Mayer, II, 25.

Die Sache wurde ihm lächerlich. In Oberösterreich: Jetzt geht mir 's G'sicht aus'm Leim; in dem Sinne: Das ist zu arg, um ruhig zu bleiben; das hätte ich nicht erwartet.

*101 Das hat kein Gesicht. (Nürtingen.)

Die Sache ist nicht in der Ordnung.

*102 Das is e Gesicht wie von Flohnem1.

1) Flohnheim, ein Dorf in der Nähe von Mainz.

*103 Den het en Gesech, as et Jahr Söwentein. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 113.

D. h. so mager wie dasHungerjahr 17.

*104 Den het en Gesech wie ein A-B-Plenksken1. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 216.

1) Plänkchen, d. i. ein kleines Gesicht.

*105 Der hat ein scharff gesichte, er sihet durch einen wetzker, dass nichts drynnen bleibt. - Agricola I, 622; Guttenstein, 107; Eyering, I, 473.

Witzige Umschreibung des Gedankens: er ist ein Dieb, Räuber, Schnapphahn.

Holl.: Hij heeft een scherp gezigt, hij ziet door eenen reiszak, zoo dat er niets inblijft. (Harrebomee, I, 237.)

*106 Der macht a G'sicht wei der O'klopfer (Anklopfer) ba S'nt Seibald. (Nürnberg.) - Frommann, VI, 267 u. 415, 8.

Bezieht sich auf den bronzenen beweglichen Thürgriff (Anklopfer) an der Brautthür der Sanct-Sebalduskirche in Nürnberg, der wegen seines fratzenhaften Gesichts sprichwörtlich geworden ist.

*107 Dös eit'n wie von G'sicht g'schneit'n. (Franken.) - Frommann, VI, 168, 14.

Wenn z. B. ein Kind dem Vater sehr ähnlich ist.

*108 Du machst ein Gesicht wie 's Böndermännel (Pöntermännel). (Leipzig.)

Das Pöntermännel war das bekannteste der leipziger Wahrzeichen und hat seinen Namen von der lateinischen Ueberschrift "Ponitere" (werde von Reue erfüllt). Es diente übrigens nicht blos den vorüberziehenden Handwerksgesellen als Wahrzeichen, es war gleichsam auch das letzte Stationsmal für die zum Hochgericht oder zum Tode mittels des Rades und der Ertränkung durch die Pforten des alten Grimmaischen Thores wandelnden Delinquenten. Das Bild, wahrscheinlich aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts stammend, stellt eine zum Tode des Säckens vorbereitete Person dar, der die Hände übers Kreuz zusammengebunden sind, während der untere Theil des Körpers von einem Sacke fest umschlossen ist. Das Bild befand sich etwa in der Gegend des östlichen Theils des jetzigen Mauricianums, neben dem alten Schuldthurm, auf dessen Stelle sich seit 30-40 Jahren das Cafe francais erhebt, und zwar war dasselbe an der Mauer einer Halle angebracht, welche den obern Theil des ehemaligen Pauliner Kirchhofs begrenzte. Was Dr. Grässe in seinem Sagenschatze von Leipzigs Wahrzeichen darüber mittheilt, ist nicht ganz richtig. (Vgl. den Artikel Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 3. Jan. 1857, Nr. 705.)

[Spaltenumbruch] 61 Man kann's am Gesicht wol sehen, ob einer oft Ostereier gegessen hat.

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Frz.: Le visage montre ce qu'on a dans l'ame. (Kritzinger, 464b.)

63 Man sieht wol am Gesicht, was am Ehehimmel geschicht.

Wie die Ehe beschaffen ist. „Einer schlecht Verheiratheten sieh nur ins Gesicht.“ (Reinsberg I, 147.)

64 Mancher hat ein so scharf Gesicht, dass er andern durch den Säckel lugt.Eiselein, 232.

65 Mancher hat zwei Gesichter, mit einem auf der Gasse ist er Cato, mit dem andern im Hause ist er Nebulo.Geiler.

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Shakespeare lässt im Macbeth (I, 4) Duncan sagen: „Kein Wissen gibt's, der Seele Bildung im Gesicht zu lesen.“

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Träge Dankbarkeit und erzwungener Gehorsam haben keinen Werth.

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Böhm.: Hledĕ na bladkou tvářičku syt nebudeš. (Čelakovský, 387.)

Poln.: Na gładką žonę patrząc syt niebędziesz. (Čelakovský, 387.)

79 Wä êne em Gesêch lov, hät gemênlich 'ne Schälm in d'r Mau (Aermel).Firmenich, I, 484, 110.

80 Was dem Gesicht ist das Auge, das ist die Klugheit der Seele.

81 Wenn das Gesicht mancher Aebte am Himmel stände, die Bauern würden Wetter läuten.Klosterspiegel, 24, 49.

82 Wer ins Gesicht schlagen will, muss von vorn kommen.Schuppius.

83 Wer ein blödes Gesicht hat, übersieht viel.

84 Wer ein schwaches Gesicht hat, muss nahe sehen.

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*98 Auf sein G'sicht geb' i kan Pfenning.Idiot. Austr., 77.

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Die Sache wurde ihm lächerlich. In Oberösterreich: Jetzt geht mir 's G'sicht aus'm Leim; in dem Sinne: Das ist zu arg, um ruhig zu bleiben; das hätte ich nicht erwartet.

*101 Das hat kein Gesicht. (Nürtingen.)

Die Sache ist nicht in der Ordnung.

*102 Das is e Gesicht wie von Flohnem1.

1) Flohnheim, ein Dorf in der Nähe von Mainz.

*103 Den het en Gesech, as et Jahr Söwentîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 113.

D. h. so mager wie dasHungerjahr 17.

*104 Den het en Gesech wie ein A-B-Plenksken1. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 216.

1) Plänkchen, d. i. ein kleines Gesicht.

*105 Der hat ein scharff gesichte, er sihet durch einen wetzker, dass nichts drynnen bleibt.Agricola I, 622; Guttenstein, 107; Eyering, I, 473.

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*106 Der macht a G'sicht wêi der O'klopfer (Anklopfer) ba S'nt Séibald. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 267 u. 415, 8.

Bezieht sich auf den bronzenen beweglichen Thürgriff (Anklopfer) an der Brautthür der Sanct-Sebalduskirche in Nürnberg, der wegen seines fratzenhaften Gesichts sprichwörtlich geworden ist.

*107 Dös ît'n wie von G'sicht g'schnît'n. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 14.

Wenn z. B. ein Kind dem Vater sehr ähnlich ist.

*108 Du machst ein Gesicht wie 's Böndermännel (Pöntermännel). (Leipzig.)

Das Pöntermännel war das bekannteste der leipziger Wahrzeichen und hat seinen Namen von der lateinischen Ueberschrift „Ponitere“ (werde von Reue erfüllt). Es diente übrigens nicht blos den vorüberziehenden Handwerksgesellen als Wahrzeichen, es war gleichsam auch das letzte Stationsmal für die zum Hochgericht oder zum Tode mittels des Rades und der Ertränkung durch die Pforten des alten Grimmaischen Thores wandelnden Delinquenten. Das Bild, wahrscheinlich aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts stammend, stellt eine zum Tode des Säckens vorbereitete Person dar, der die Hände übers Kreuz zusammengebunden sind, während der untere Theil des Körpers von einem Sacke fest umschlossen ist. Das Bild befand sich etwa in der Gegend des östlichen Theils des jetzigen Mauricianums, neben dem alten Schuldthurm, auf dessen Stelle sich seit 30-40 Jahren das Café français erhebt, und zwar war dasselbe an der Mauer einer Halle angebracht, welche den obern Theil des ehemaligen Pauliner Kirchhofs begrenzte. Was Dr. Grässe in seinem Sagenschatze von Leipzigs Wahrzeichen darüber mittheilt, ist nicht ganz richtig. (Vgl. den Artikel Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 3. Jan. 1857, Nr. 705.)

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[[811]/0839] 61 Man kann's am Gesicht wol sehen, ob einer oft Ostereier gegessen hat. Lat.: Facies tua computat annos. (Juvenal.) (Binder I, 499; II, 1066; Philippi, I, 148; Tappius, 28a.) 62 Man siehets am Gesicht, was einer im Schilde führt. – Schottel, 1113b. Frz.: Le visage montre ce qu'on a dans l'ame. (Kritzinger, 464b.) 63 Man sieht wol am Gesicht, was am Ehehimmel geschicht. Wie die Ehe beschaffen ist. „Einer schlecht Verheiratheten sieh nur ins Gesicht.“ (Reinsberg I, 147.) 64 Mancher hat ein so scharf Gesicht, dass er andern durch den Säckel lugt. – Eiselein, 232. 65 Mancher hat zwei Gesichter, mit einem auf der Gasse ist er Cato, mit dem andern im Hause ist er Nebulo. – Geiler. 66 Mann siehets nit im gesicht, wann einer ein böss Würmlein im Zahn hat. – Lehmann, 80, 31. Shakespeare lässt im Macbeth (I, 4) Duncan sagen: „Kein Wissen gibt's, der Seele Bildung im Gesicht zu lesen.“ 67 Nicht jeder, dessen Gesicht schwarz ist, kann sagen: Ich bin ein Hufschmied. – Burckhardt, 591. 68 Nicht zu jedem Gesicht sagt man: Willkommen. – Burckhardt, 610. 69 Niemand hat so scharf Gesicht, dass er dem andern in den Beutel sieht. – Simrock, 3533. 70 Niemand schändet sein eigen Gesicht. – Sailer, 142; Simrock, 3582. 71 Sauere Gesichter schneiden, kann die Dankbarkeit (der Gehorsam) nicht leiden. Träge Dankbarkeit und erzwungener Gehorsam haben keinen Werth. 72 Sauere Gesichter und sauerer Kohl stossen auf. – Frischbier2, 1250. 73 Scharpff Gesicht, scharpffen Zorn und scharpffe Klawen find man nur bei Adlern. – Oec. rur., 612. 74 Schön Gesicht hat gross Gewicht. – Körte, 2090. 75 Schön Gesicht verkauft einen grindigen Arsch. Lat.: Forma decens foedas vendit prurigine nates. (Binder I, 571; II, 1175; Seybold, 188.) 76 Schöne gesichter haben viel richter. – Lehmann, 707, 49; Simrock, 3531; Eiselein, 232; Körte, 2091; Braun, I, 771. 77 Um mein Gesicht zu bedecken, nehm' ich anderer Leute Hände nicht. (Surinam.) Ich bedarf fremder Hülfe nicht, ich kann mir selber helfen. 78 Von schönem Gesicht lebt man nicht. Böhm.: Hledĕ na bladkou tvářičku syt nebudeš. (Čelakovský, 387.) Poln.: Na gładką žonę patrząc syt niebędziesz. (Čelakovský, 387.) 79 Wä êne em Gesêch lov, hät gemênlich 'ne Schälm in d'r Mau (Aermel). – Firmenich, I, 484, 110. 80 Was dem Gesicht ist das Auge, das ist die Klugheit der Seele. 81 Wenn das Gesicht mancher Aebte am Himmel stände, die Bauern würden Wetter läuten. – Klosterspiegel, 24, 49. 82 Wer ins Gesicht schlagen will, muss von vorn kommen. – Schuppius. 83 Wer ein blödes Gesicht hat, übersieht viel. 84 Wer ein schwaches Gesicht hat, muss nahe sehen. Die Chinesen sagen: Wer mich ins Gesicht beschimpft, kann ein ehrlicher Mann sein, aber wer mich bei jeder Gelegenheit lobt, ist ein Narr, der mich verachtet, oder ein Schurke, der mir einen Streich spielen will. (Cahier, 2195.) 85 Wer hat ein doppelt Gesicht, ist ein gefährlicher Wicht. Frz.: Homme à deux visages n'agrée en villes ne villages. (Leroux, I, 163.) 86 Wer ins Gesicht lobt, ist ein Schmeichler oder will einer werden. 87 Wer kein Gesicht hat, kann schwer lachen. Holl.: Wie geen gezigt heeft, kan niet lagchen. (Harrebomée, I, 3.) 88 Wer scharpff Gesicht vnnd guten Verstand hat, der sihet inwendig vnd ausswendig wol. – Lehmann, 55, 38. 89 Wer wird sein eigen Gesicht (jüdisch: Ponim) verschände. – Tendlau, 721. Ein Glied seiner eigenen Familie herabsetzen. *90 A dorffem (er darf ihm) nich mie eiss Gesichte kummen. – Robinson, 589. *91 A iss am Gesichte aasgefahren, wie eine birckne Rinde. – Gomolcke, 90. *92 A macht a G'sechte wi a Hînla, wänn's g'schissa hôt, oan a Oarsch zusoamma zait. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 444. *93 A macht a G'sicht, als wollt' a einen fress'n. – Baumgarten. Sieht sehr finster aus, blickt einen drohend, feindselig an. *94 A (er) macht a G'sichte wie seben Mälen beser Wéig. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 1. *95 A schtît m'r recht am Gesichte. (Schles.) – Frommann, III, 246, 168. *96 Ar mecht a G'sicht, wi drei Tôg Ragawatt'r. (Franken.) – Frommann, VI, 168. Finster, böse. *97 Auf sein ehrlich Gesicht. *98 Auf sein G'sicht geb' i kan Pfenning. – Idiot. Austr., 77. Er flösst kein Vertrauen ein, um Credit zu gewähren. *99 D' machst j'a a G'sichte, wie de Kotze, wenn's dunnert (waterlecht). (Freistadt.) – Firmenich, II, 298, 2; für Franken: Frommann, VI, 168, 115 u. 415, 7. *100 Das Gesicht ging ihm darüber aus dem Leim. – Mayer, II, 25. Die Sache wurde ihm lächerlich. In Oberösterreich: Jetzt geht mir 's G'sicht aus'm Leim; in dem Sinne: Das ist zu arg, um ruhig zu bleiben; das hätte ich nicht erwartet. *101 Das hat kein Gesicht. (Nürtingen.) Die Sache ist nicht in der Ordnung. *102 Das is e Gesicht wie von Flohnem1. 1) Flohnheim, ein Dorf in der Nähe von Mainz. *103 Den het en Gesech, as et Jahr Söwentîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 113. D. h. so mager wie dasHungerjahr 17. *104 Den het en Gesech wie ein A-B-Plenksken1. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 216. 1) Plänkchen, d. i. ein kleines Gesicht. *105 Der hat ein scharff gesichte, er sihet durch einen wetzker, dass nichts drynnen bleibt. – Agricola I, 622; Guttenstein, 107; Eyering, I, 473. Witzige Umschreibung des Gedankens: er ist ein Dieb, Räuber, Schnapphahn. Holl.: Hij heeft een scherp gezigt, hij ziet door eenen reiszak, zoo dat er niets inblijft. (Harrebomée, I, 237.) *106 Der macht a G'sicht wêi der O'klopfer (Anklopfer) ba S'nt Séibald. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 267 u. 415, 8. Bezieht sich auf den bronzenen beweglichen Thürgriff (Anklopfer) an der Brautthür der Sanct-Sebalduskirche in Nürnberg, der wegen seines fratzenhaften Gesichts sprichwörtlich geworden ist. *107 Dös ît'n wie von G'sicht g'schnît'n. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 14. Wenn z. B. ein Kind dem Vater sehr ähnlich ist. *108 Du machst ein Gesicht wie 's Böndermännel (Pöntermännel). (Leipzig.) Das Pöntermännel war das bekannteste der leipziger Wahrzeichen und hat seinen Namen von der lateinischen Ueberschrift „Ponitere“ (werde von Reue erfüllt). Es diente übrigens nicht blos den vorüberziehenden Handwerksgesellen als Wahrzeichen, es war gleichsam auch das letzte Stationsmal für die zum Hochgericht oder zum Tode mittels des Rades und der Ertränkung durch die Pforten des alten Grimmaischen Thores wandelnden Delinquenten. Das Bild, wahrscheinlich aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts stammend, stellt eine zum Tode des Säckens vorbereitete Person dar, der die Hände übers Kreuz zusammengebunden sind, während der untere Theil des Körpers von einem Sacke fest umschlossen ist. Das Bild befand sich etwa in der Gegend des östlichen Theils des jetzigen Mauricianums, neben dem alten Schuldthurm, auf dessen Stelle sich seit 30-40 Jahren das Café français erhebt, und zwar war dasselbe an der Mauer einer Halle angebracht, welche den obern Theil des ehemaligen Pauliner Kirchhofs begrenzte. Was Dr. Grässe in seinem Sagenschatze von Leipzigs Wahrzeichen darüber mittheilt, ist nicht ganz richtig. (Vgl. den Artikel Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 3. Jan. 1857, Nr. 705.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [811]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/839>, abgerufen am 22.11.2024.