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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] vorgeschriebenen Formen und Zeitfristen beobachten. Versäumt, zu spät gethan, ist auch verspielt.

Dän.: Loven er de vaagendes, lykken er de sovendes. (Prov. dan., 392.)

12 Das gesetz ist zorn, das Evangelium genad. - Henisch, 1560, 44.

13 Das Gesetz richtet nur Zorn an. - Petri, II, 60.

14 Das Gesetz weicht der Gnade. - Petri, I, 10; Simrock, 3527; Braun, I, 766; Körte, 2080.

15 Das ist das Gesetz und die Propheten. - Matth. 22, 40; Schulze, 226; Kirchhofer, 336.

Frz.: Ce que je vous dis c'est la loi et les prophetes. (Leroux, II, 100.)

Lat.: In his duobus mandatis universa lex pendet et prophetae. (Schulze, 226.)

16 Das lebendige Gesetz ist der König. - Graf, 17, 202.

D. h. das Staatsoberhaupt als Vertreter der Gesammtheit.

17 Das weltliche Gesetz muss dem geistlichen dienen. - Graf, 22, 245.

Es soll auch die geistigen Interessen schützen und fördern. Wenn aber das Sprichwort den Satz ausdrücken soll, dass das Kirchenrecht, falls es mit dem weltlichen Recht in Widerspruch trete, allzeit vorgehe, dass das Staatsrecht gewissermassen die Dienstmagd des Kirchenrechts sein solle; so würde dies blos bekunden, was die Kirche angestrebt hat. Es ist entlehnt aus J. Hug, Der heiligen Kirchen und des Römischen Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 35, V.

18 Dein eygen gesatz greiff erst an, wiltu dein Böfel nacher gon. - Franck, I, 158b.

19 Die die Gesetze selber am wenigsten befolgen, verlangen am meisten, dass andere sie halten.

So war es schon zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs, wo es hiess, "dass diejenigen ihnen die Reichs-Constitutiones am meisten wollen gehalten haben, die sie andern am wenigsten halten". (Opel, 382.)

20 Die Gesetze hält der Nagel.

Volkswitz an Orten, wo die niedern Behörden nicht darauf merken oder nicht Macht haben, die Gesetze und Verordnungen in Ansehen zu erhalten.

21 Die Gesetze sind im Himmel gemacht.

Daher scheint es auch wol zu kommen, dass sie oft für die Erde so wenig passen. Die Russen behaupten: Die Gesetze sind zum Schutze der Vornehmen und zur Strafe für die Geringen. (Altmann VI, 398.) Die römischen Gesetzgeber haben wenigstens einen Theil ihrer Gesetzbücher Digesta (Verdautes) benannt und dadurch angedeutet, dass sie eher aus dem Magen, als im Himmel entspringen.

22 Die Gesetze sprechen, wenn auch die Tafeln brechen.

23 Die Gesetze strafen und nicht der Richter. - Graf, 286, 9.

Vorausgesetzt, dass er sie in ihrem Sinne und nicht in dem der Gewalt, von der er abhängig ist, zur Ausführung bringt.

Isl.: Laugiun refsa ma y domr. (Galath, 169.)

24 Die meisten Gesetze werden ohne Füsse geboren; und wenn sie Füsse mit auf die Welt bringen, werden sie ihnen abgehauen.

25 Eim newen Gesatz folgt newer Betrug. - Lehmann, 265, 1.

Die Russen: Das Gesetz sitzt in der Telege, der Betrug ist das Zugpferd. (Altmann VI, 481.)

26 Ein Gesetz auf Stein ist Stein, ein Gesetz in der Brust ist Lust.

27 Ein Gesetz gilt nicht überall.

Dän.: Saa ganger lov som hun haver lov. (Prov. dan., 390.)

28 Ein Gesetz ohn ein Handhaber ist wie ein Glock ohn ein Schwengel. - Henisch, 1653, 40; Petri, II, 189; Sailer, 343.

Dän.: Lov uden forsvar er baand af sand. (Prov. dan., 390.)

29 Ein neues Gesetz macht man über Nacht, aber es ist niemand, der es handhaben macht.

30 Es ist kein gesatz, es findet seinen satz. - Henisch, 1560, 62; Lehmann, II, 143, 179.

31 Es ist kein Gesatz, es hat ein Loch, wer es finden kan. - Lehmann, 265, 2; Graf, 18, 220; Simrock, 3519.

Dän.: Loven er aldrig saa streng, hun har jo udflugt. (Prov. dan., 392.)

32 Es ist kein Gesetz so allgemein, es wird eine Ausnahme dabei sein.

33 Fangen neue Gesetze an, so spannt Betrug gleich daran, dass Obrigkeit nicht strafen kann.

[Spaltenumbruch] 34 Für Gesetz und Unterthan soll ein Fürst sein Leben lan.

Lat.: Pro lege et grege.

35 Gesatz dienet der Lieb. - Henisch, 1560, 63.

36 Gesatz ohne folg taugt nichts. - Henisch, 1560, 64; Petri, II, 335.

Dän.: Lov er som ugiort, naar den ei öves (holdes). (Prov. dan., 390.)

37 Gesatz seynd meister vnd nicht die Menschen. - Lehmann, 265, 7.

D. h. die guten Gesetze sollten Meister sein. Das ist deutsche Rechtsanschauung. Die Spanier sagen: Por ser rey se quiebra toda ley. (Bohn II, 241.)

38 Gesetz bestehen nicht im befehlen, sondern im exequirn. - Lehmann, 269, 60.

Dän.: Loven enten paabyder, eller forbyder. (Prov. dan., 392.)

39 Gesetz muss Gesetz brechen. - Graf, 18, 230; Simrock, 3526; Eiselein, 231.

In einem Staate, in dem das Gesetz herrscht und nicht der Wille eines einzelnen, können Gesetze nur durch die Factoren ausser Wirksamkeit gesetzt werden, durch welche sie gegeben worden.

Lat.: Corruptissima res publica, plurimae leges. - Leges opera habent lege, qua corrigantur. (Aristoteles.) (Eiselein, 231.)

40 Gesetz muss man nach den Leuten messen, vnd nicht die Leut nach den Gesetzen. - Lehmann, 268, 49.

41 Gesetz und geschriebenes Recht muss die Obrigkeit regieren. - Graf, 487, 17.

Die Obrigkeit soll nicht die Herrin, sondern die Dienerin des Gesetzes sein. "Gesetz und geschrieben Recht sollen die Oberkeyt regieren vnnd die Oberkeyt die Gemeyn." (Hertius, 2, V.)

42 Gesetz und Recht beherrschen Herr und Knecht.

Man denkt nicht allgemein so. Elicagaray, Inspector der Universität, erklärte im Jahre 1821 in Marseille vor den versammelten Professoren unter anderm: "Müsste man sich in allen Fällen nach dem Gesetz richten und von ihm leiten lassen, der erste beste Thürhüter könnte regieren." (Jachmann, Reliquien, I, 117.)

Dän.: Lov og ret styrer herre og knekt. (Prov. dan., 389.)

43 Gesetz und Recht sind verschieden Geschlecht.

Die Türken sagen: Das Gesetz ist nur für die Armen, Recht nur für die Reichen. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 58.) Nach der weisen Gesetzgebung der Kalmücken kann ein Hochadelicher ein Verbrechen neunmal ungestraft begehen. (Jachmann, Reliquien, III, 120.) Uebrigens kennt man auch in Preussen diesen Unterschied zwischen Gesetz und Recht. Der Abgeordnete Graf Pfeil erklärte 1857 im preussischen Abgeordnetenhause in Bezug auf das Verfahren der Regierung gegen mich: "Die Regierung hat vielleicht ohne das Gesetz, vielleicht gegen das Gesetz, aber sie hat recht gehandelt." (National-Zeitung, Berlin 1857, Nr. 33.)

44 Gesetze machen kein willigen gehorsamb. - Lehmann, 268, 48.

Dän.: Hver giör heller hvad han vil, end hvad loven vil. (Prov. dan., 392.)

45 Gesetze machen wenig Respect, wenn der Prügel nicht dazwischen steckt.

46 Gesetze macht man nicht, wie Karnickel. - Simrock, 3523.

47 Gesetze muss man nicht mit gutem Willen, sondern mit der That erfüllen.

48 Gesetze ohne Strafen sind Glocken ohne Klöppel. - Körte, 2079; Braun, I, 767; Simrock, 3516; Graf, 286, 20.

Böhm.: Zakon jak zvon; kdoz ho slysi nebije-li srdce? (Celakovsky, 340.)

It.: Non sia zoppa la legge, ov' altri attende.

49 Gesetze sind wie Spinnweben; Vögel (Hummeln) fliegen durch, und Fliegen werden gefangen. - Parömiakon, 171; Wurzbach I, 31.

Dän.: Loven skal maales efter folket, og ei folket efter loven. (Prov. dan., 392.)

Frz.: Les lois ne sont que destoiles d'araignee qui n'arretent que les mouches et qui sont rompues par les frelons. (Lendroy, 54.)

Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Gaal, 288.)

Die Römer hatten auch das Sprichwort: Quod leges in schola sint virgines, in foro autem meretrices.

Ung.: A pok halon fel-akad a legy, de azon a darazs keresztül veri magat. (Gaal, 288.)

50 Gute Gesetz vnd Ordnung binden bösen Leuten die Fäust. - Lehmann, 266, 22.

Damit ist das Urtheil auch über solch Gesetz und Ordnung gesprochen, so guten Leuten die Hände bindet und den Mund verschliesst.

[Spaltenumbruch] vorgeschriebenen Formen und Zeitfristen beobachten. Versäumt, zu spät gethan, ist auch verspielt.

Dän.: Loven er de vaagendes, lykken er de sovendes. (Prov. dan., 392.)

12 Das gesetz ist zorn, das Evangelium genad.Henisch, 1560, 44.

13 Das Gesetz richtet nur Zorn an.Petri, II, 60.

14 Das Gesetz weicht der Gnade.Petri, I, 10; Simrock, 3527; Braun, I, 766; Körte, 2080.

15 Das ist das Gesetz und die Propheten.Matth. 22, 40; Schulze, 226; Kirchhofer, 336.

Frz.: Ce que je vous dis c'est la loi et les prophètes. (Leroux, II, 100.)

Lat.: In his duobus mandatis universa lex pendet et prophetae. (Schulze, 226.)

16 Das lebendige Gesetz ist der König.Graf, 17, 202.

D. h. das Staatsoberhaupt als Vertreter der Gesammtheit.

17 Das weltliche Gesetz muss dem geistlichen dienen.Graf, 22, 245.

Es soll auch die geistigen Interessen schützen und fördern. Wenn aber das Sprichwort den Satz ausdrücken soll, dass das Kirchenrecht, falls es mit dem weltlichen Recht in Widerspruch trete, allzeit vorgehe, dass das Staatsrecht gewissermassen die Dienstmagd des Kirchenrechts sein solle; so würde dies blos bekunden, was die Kirche angestrebt hat. Es ist entlehnt aus J. Hug, Der heiligen Kirchen und des Römischen Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 35, V.

18 Dein eygen gesatz greiff erst an, wiltu dein Böfel nacher gon.Franck, I, 158b.

19 Die die Gesetze selber am wenigsten befolgen, verlangen am meisten, dass andere sie halten.

So war es schon zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs, wo es hiess, „dass diejenigen ihnen die Reichs-Constitutiones am meisten wollen gehalten haben, die sie andern am wenigsten halten“. (Opel, 382.)

20 Die Gesetze hält der Nagel.

Volkswitz an Orten, wo die niedern Behörden nicht darauf merken oder nicht Macht haben, die Gesetze und Verordnungen in Ansehen zu erhalten.

21 Die Gesetze sind im Himmel gemacht.

Daher scheint es auch wol zu kommen, dass sie oft für die Erde so wenig passen. Die Russen behaupten: Die Gesetze sind zum Schutze der Vornehmen und zur Strafe für die Geringen. (Altmann VI, 398.) Die römischen Gesetzgeber haben wenigstens einen Theil ihrer Gesetzbücher Digesta (Verdautes) benannt und dadurch angedeutet, dass sie eher aus dem Magen, als im Himmel entspringen.

22 Die Gesetze sprechen, wenn auch die Tafeln brechen.

23 Die Gesetze strafen und nicht der Richter.Graf, 286, 9.

Vorausgesetzt, dass er sie in ihrem Sinne und nicht in dem der Gewalt, von der er abhängig ist, zur Ausführung bringt.

Isl.: Laugiun refsa ma y domr. (Galath, 169.)

24 Die meisten Gesetze werden ohne Füsse geboren; und wenn sie Füsse mit auf die Welt bringen, werden sie ihnen abgehauen.

25 Eim newen Gesatz folgt newer Betrug.Lehmann, 265, 1.

Die Russen: Das Gesetz sitzt in der Telege, der Betrug ist das Zugpferd. (Altmann VI, 481.)

26 Ein Gesetz auf Stein ist Stein, ein Gesetz in der Brust ist Lust.

27 Ein Gesetz gilt nicht überall.

Dän.: Saa ganger lov som hun haver lov. (Prov. dan., 390.)

28 Ein Gesetz ohn ein Handhaber ist wie ein Glock ohn ein Schwengel.Henisch, 1653, 40; Petri, II, 189; Sailer, 343.

Dän.: Lov uden forsvar er baand af sand. (Prov. dan., 390.)

29 Ein neues Gesetz macht man über Nacht, aber es ist niemand, der es handhaben macht.

30 Es ist kein gesatz, es findet seinen satz.Henisch, 1560, 62; Lehmann, II, 143, 179.

31 Es ist kein Gesatz, es hat ein Loch, wer es finden kan.Lehmann, 265, 2; Graf, 18, 220; Simrock, 3519.

Dän.: Loven er aldrig saa streng, hun har jo udflugt. (Prov. dan., 392.)

32 Es ist kein Gesetz so allgemein, es wird eine Ausnahme dabei sein.

33 Fangen neue Gesetze an, so spannt Betrug gleich daran, dass Obrigkeit nicht strafen kann.

[Spaltenumbruch] 34 Für Gesetz und Unterthan soll ein Fürst sein Leben lan.

Lat.: Pro lege et grege.

35 Gesatz dienet der Lieb.Henisch, 1560, 63.

36 Gesatz ohne folg taugt nichts.Henisch, 1560, 64; Petri, II, 335.

Dän.: Lov er som ugiort, naar den ei øves (holdes). (Prov. dan., 390.)

37 Gesatz seynd meister vnd nicht die Menschen.Lehmann, 265, 7.

D. h. die guten Gesetze sollten Meister sein. Das ist deutsche Rechtsanschauung. Die Spanier sagen: Por ser rey se quiebra toda ley. (Bohn II, 241.)

38 Gesetz bestehen nicht im befehlen, sondern im exequirn.Lehmann, 269, 60.

Dän.: Loven enten paabyder, eller forbyder. (Prov. dan., 392.)

39 Gesetz muss Gesetz brechen.Graf, 18, 230; Simrock, 3526; Eiselein, 231.

In einem Staate, in dem das Gesetz herrscht und nicht der Wille eines einzelnen, können Gesetze nur durch die Factoren ausser Wirksamkeit gesetzt werden, durch welche sie gegeben worden.

Lat.: Corruptissima res publica, plurimae leges. – Leges opera habent lege, qua corrigantur. (Aristoteles.) (Eiselein, 231.)

40 Gesetz muss man nach den Leuten messen, vnd nicht die Leut nach den Gesetzen.Lehmann, 268, 49.

41 Gesetz und geschriebenes Recht muss die Obrigkeit regieren.Graf, 487, 17.

Die Obrigkeit soll nicht die Herrin, sondern die Dienerin des Gesetzes sein. „Gesetz und geschrieben Recht sollen die Oberkeyt regieren vnnd die Oberkeyt die Gemeyn.“ (Hertius, 2, V.)

42 Gesetz und Recht beherrschen Herr und Knecht.

Man denkt nicht allgemein so. Eliçagaray, Inspector der Universität, erklärte im Jahre 1821 in Marseille vor den versammelten Professoren unter anderm: „Müsste man sich in allen Fällen nach dem Gesetz richten und von ihm leiten lassen, der erste beste Thürhüter könnte regieren.“ (Jachmann, Reliquien, I, 117.)

Dän.: Lov og ret styrer herre og knekt. (Prov. dan., 389.)

43 Gesetz und Recht sind verschieden Geschlecht.

Die Türken sagen: Das Gesetz ist nur für die Armen, Recht nur für die Reichen. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 58.) Nach der weisen Gesetzgebung der Kalmücken kann ein Hochadelicher ein Verbrechen neunmal ungestraft begehen. (Jachmann, Reliquien, III, 120.) Uebrigens kennt man auch in Preussen diesen Unterschied zwischen Gesetz und Recht. Der Abgeordnete Graf Pfeil erklärte 1857 im preussischen Abgeordnetenhause in Bezug auf das Verfahren der Regierung gegen mich: „Die Regierung hat vielleicht ohne das Gesetz, vielleicht gegen das Gesetz, aber sie hat recht gehandelt.“ (National-Zeitung, Berlin 1857, Nr. 33.)

44 Gesetze machen kein willigen gehorsamb.Lehmann, 268, 48.

Dän.: Hver giør heller hvad han vil, end hvad loven vil. (Prov. dan., 392.)

45 Gesetze machen wenig Respect, wenn der Prügel nicht dazwischen steckt.

46 Gesetze macht man nicht, wie Karnickel.Simrock, 3523.

47 Gesetze muss man nicht mit gutem Willen, sondern mit der That erfüllen.

48 Gesetze ohne Strafen sind Glocken ohne Klöppel.Körte, 2079; Braun, I, 767; Simrock, 3516; Graf, 286, 20.

Böhm.: Zákon jak zvon; kdož ho slyší nebije-li srdce? (Čelakovský, 340.)

It.: Non sia zoppa la legge, ov' altri attende.

49 Gesetze sind wie Spinnweben; Vögel (Hummeln) fliegen durch, und Fliegen werden gefangen.Parömiakon, 171; Wurzbach I, 31.

Dän.: Loven skal maales efter folket, og ei folket efter loven. (Prov. dan., 392.)

Frz.: Les lois ne sont que destoiles d'araignée qui n'arrêtent que les mouches et qui sont rompues par les frelons. (Lendroy, 54.)

Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Gaal, 288.)

Die Römer hatten auch das Sprichwort: Quod leges in schola sint virgines, in foro autem meretrices.

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50 Gute Gesetz vnd Ordnung binden bösen Leuten die Fäust.Lehmann, 266, 22.

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[[807]/0835] vorgeschriebenen Formen und Zeitfristen beobachten. Versäumt, zu spät gethan, ist auch verspielt. Dän.: Loven er de vaagendes, lykken er de sovendes. (Prov. dan., 392.) 12 Das gesetz ist zorn, das Evangelium genad. – Henisch, 1560, 44. 13 Das Gesetz richtet nur Zorn an. – Petri, II, 60. 14 Das Gesetz weicht der Gnade. – Petri, I, 10; Simrock, 3527; Braun, I, 766; Körte, 2080. 15 Das ist das Gesetz und die Propheten. – Matth. 22, 40; Schulze, 226; Kirchhofer, 336. Frz.: Ce que je vous dis c'est la loi et les prophètes. (Leroux, II, 100.) Lat.: In his duobus mandatis universa lex pendet et prophetae. (Schulze, 226.) 16 Das lebendige Gesetz ist der König. – Graf, 17, 202. D. h. das Staatsoberhaupt als Vertreter der Gesammtheit. 17 Das weltliche Gesetz muss dem geistlichen dienen. – Graf, 22, 245. Es soll auch die geistigen Interessen schützen und fördern. Wenn aber das Sprichwort den Satz ausdrücken soll, dass das Kirchenrecht, falls es mit dem weltlichen Recht in Widerspruch trete, allzeit vorgehe, dass das Staatsrecht gewissermassen die Dienstmagd des Kirchenrechts sein solle; so würde dies blos bekunden, was die Kirche angestrebt hat. Es ist entlehnt aus J. Hug, Der heiligen Kirchen und des Römischen Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 35, V. 18 Dein eygen gesatz greiff erst an, wiltu dein Böfel nacher gon. – Franck, I, 158b. 19 Die die Gesetze selber am wenigsten befolgen, verlangen am meisten, dass andere sie halten. So war es schon zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs, wo es hiess, „dass diejenigen ihnen die Reichs-Constitutiones am meisten wollen gehalten haben, die sie andern am wenigsten halten“. (Opel, 382.) 20 Die Gesetze hält der Nagel. Volkswitz an Orten, wo die niedern Behörden nicht darauf merken oder nicht Macht haben, die Gesetze und Verordnungen in Ansehen zu erhalten. 21 Die Gesetze sind im Himmel gemacht. Daher scheint es auch wol zu kommen, dass sie oft für die Erde so wenig passen. Die Russen behaupten: Die Gesetze sind zum Schutze der Vornehmen und zur Strafe für die Geringen. (Altmann VI, 398.) Die römischen Gesetzgeber haben wenigstens einen Theil ihrer Gesetzbücher Digesta (Verdautes) benannt und dadurch angedeutet, dass sie eher aus dem Magen, als im Himmel entspringen. 22 Die Gesetze sprechen, wenn auch die Tafeln brechen. 23 Die Gesetze strafen und nicht der Richter. – Graf, 286, 9. Vorausgesetzt, dass er sie in ihrem Sinne und nicht in dem der Gewalt, von der er abhängig ist, zur Ausführung bringt. Isl.: Laugiun refsa ma y domr. (Galath, 169.) 24 Die meisten Gesetze werden ohne Füsse geboren; und wenn sie Füsse mit auf die Welt bringen, werden sie ihnen abgehauen. 25 Eim newen Gesatz folgt newer Betrug. – Lehmann, 265, 1. Die Russen: Das Gesetz sitzt in der Telege, der Betrug ist das Zugpferd. (Altmann VI, 481.) 26 Ein Gesetz auf Stein ist Stein, ein Gesetz in der Brust ist Lust. 27 Ein Gesetz gilt nicht überall. Dän.: Saa ganger lov som hun haver lov. (Prov. dan., 390.) 28 Ein Gesetz ohn ein Handhaber ist wie ein Glock ohn ein Schwengel. – Henisch, 1653, 40; Petri, II, 189; Sailer, 343. Dän.: Lov uden forsvar er baand af sand. (Prov. dan., 390.) 29 Ein neues Gesetz macht man über Nacht, aber es ist niemand, der es handhaben macht. 30 Es ist kein gesatz, es findet seinen satz. – Henisch, 1560, 62; Lehmann, II, 143, 179. 31 Es ist kein Gesatz, es hat ein Loch, wer es finden kan. – Lehmann, 265, 2; Graf, 18, 220; Simrock, 3519. Dän.: Loven er aldrig saa streng, hun har jo udflugt. (Prov. dan., 392.) 32 Es ist kein Gesetz so allgemein, es wird eine Ausnahme dabei sein. 33 Fangen neue Gesetze an, so spannt Betrug gleich daran, dass Obrigkeit nicht strafen kann. 34 Für Gesetz und Unterthan soll ein Fürst sein Leben lan. Lat.: Pro lege et grege. 35 Gesatz dienet der Lieb. – Henisch, 1560, 63. 36 Gesatz ohne folg taugt nichts. – Henisch, 1560, 64; Petri, II, 335. Dän.: Lov er som ugiort, naar den ei øves (holdes). (Prov. dan., 390.) 37 Gesatz seynd meister vnd nicht die Menschen. – Lehmann, 265, 7. D. h. die guten Gesetze sollten Meister sein. Das ist deutsche Rechtsanschauung. Die Spanier sagen: Por ser rey se quiebra toda ley. (Bohn II, 241.) 38 Gesetz bestehen nicht im befehlen, sondern im exequirn. – Lehmann, 269, 60. Dän.: Loven enten paabyder, eller forbyder. (Prov. dan., 392.) 39 Gesetz muss Gesetz brechen. – Graf, 18, 230; Simrock, 3526; Eiselein, 231. In einem Staate, in dem das Gesetz herrscht und nicht der Wille eines einzelnen, können Gesetze nur durch die Factoren ausser Wirksamkeit gesetzt werden, durch welche sie gegeben worden. Lat.: Corruptissima res publica, plurimae leges. – Leges opera habent lege, qua corrigantur. (Aristoteles.) (Eiselein, 231.) 40 Gesetz muss man nach den Leuten messen, vnd nicht die Leut nach den Gesetzen. – Lehmann, 268, 49. 41 Gesetz und geschriebenes Recht muss die Obrigkeit regieren. – Graf, 487, 17. Die Obrigkeit soll nicht die Herrin, sondern die Dienerin des Gesetzes sein. „Gesetz und geschrieben Recht sollen die Oberkeyt regieren vnnd die Oberkeyt die Gemeyn.“ (Hertius, 2, V.) 42 Gesetz und Recht beherrschen Herr und Knecht. Man denkt nicht allgemein so. Eliçagaray, Inspector der Universität, erklärte im Jahre 1821 in Marseille vor den versammelten Professoren unter anderm: „Müsste man sich in allen Fällen nach dem Gesetz richten und von ihm leiten lassen, der erste beste Thürhüter könnte regieren.“ (Jachmann, Reliquien, I, 117.) Dän.: Lov og ret styrer herre og knekt. (Prov. dan., 389.) 43 Gesetz und Recht sind verschieden Geschlecht. Die Türken sagen: Das Gesetz ist nur für die Armen, Recht nur für die Reichen. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 58.) Nach der weisen Gesetzgebung der Kalmücken kann ein Hochadelicher ein Verbrechen neunmal ungestraft begehen. (Jachmann, Reliquien, III, 120.) Uebrigens kennt man auch in Preussen diesen Unterschied zwischen Gesetz und Recht. Der Abgeordnete Graf Pfeil erklärte 1857 im preussischen Abgeordnetenhause in Bezug auf das Verfahren der Regierung gegen mich: „Die Regierung hat vielleicht ohne das Gesetz, vielleicht gegen das Gesetz, aber sie hat recht gehandelt.“ (National-Zeitung, Berlin 1857, Nr. 33.) 44 Gesetze machen kein willigen gehorsamb. – Lehmann, 268, 48. Dän.: Hver giør heller hvad han vil, end hvad loven vil. (Prov. dan., 392.) 45 Gesetze machen wenig Respect, wenn der Prügel nicht dazwischen steckt. 46 Gesetze macht man nicht, wie Karnickel. – Simrock, 3523. 47 Gesetze muss man nicht mit gutem Willen, sondern mit der That erfüllen. 48 Gesetze ohne Strafen sind Glocken ohne Klöppel. – Körte, 2079; Braun, I, 767; Simrock, 3516; Graf, 286, 20. Böhm.: Zákon jak zvon; kdož ho slyší nebije-li srdce? (Čelakovský, 340.) It.: Non sia zoppa la legge, ov' altri attende. 49 Gesetze sind wie Spinnweben; Vögel (Hummeln) fliegen durch, und Fliegen werden gefangen. – Parömiakon, 171; Wurzbach I, 31. Dän.: Loven skal maales efter folket, og ei folket efter loven. (Prov. dan., 392.) Frz.: Les lois ne sont que destoiles d'araignée qui n'arrêtent que les mouches et qui sont rompues par les frelons. (Lendroy, 54.) Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Gaal, 288.) Die Römer hatten auch das Sprichwort: Quod leges in schola sint virgines, in foro autem meretrices. Ung.: A pók hálón fel-akad a légy, de azon a darázs keresztül veri magát. (Gaal, 288.) 50 Gute Gesetz vnd Ordnung binden bösen Leuten die Fäust. – Lehmann, 266, 22. Damit ist das Urtheil auch über solch Gesetz und Ordnung gesprochen, so guten Leuten die Hände bindet und den Mund verschliesst.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [807]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/835>, abgerufen am 22.11.2024.