Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 37 Wer gelegenheit hat, der soll auff ein andere nicht warten, sonst verlewert er die gelegenheit. - Lehmann, 258, 17; Simrock, 3341.

"Eine Stunde recht zu fassen, thut der Narr ein Jahr verpassen. Wart' auf die Gelegenheit, aber nimmer auf die Zeit." Wer Zeit hat und auf die Zeit wartet, der verliert die Zeit, sagen die Polen. Und: Was du heut entschlüpfen lässt, das erlangst du morgen nicht. Die Czechen: Wer eine geeignete Zeit zu etwas hat, warte auf keine andere. (Reinsberg III, 5.)

38 Wer keine Gelegenheit hat, Fleisch zu essen, muss sich an die Brühe halten. - Burckhardt, 662.

39 Wer sich vor der Gelegenheit verwahrt, verwahrt sich vor der Sünde.

It.: Guardati dall' occasione, e ti guardera Dio da peccati. (Pazzaglia, 152, 5.)

40 Wer traut jeder Gelegenheit, kommt in Ungelegenheit. - Parömiakon, 368.

*41 Die Gelegenheit bei den Haaren (beim Schopfe) nehmen.

Sie ergreifen.

Lat.: Capere crines. (Plautus.) (Binder II, 428; Erasmus, 693; Faselius, 40.)

*42 Eine Gelegenheit vom Zaune brechen. - Braun, I, 712.

Auf eine sehr gezwungene Art eine Veranlassung zu etwas (namentlich Streit) suchen.

*43 Einem eine Gelegenheit bieten.

Holl.: Iemand eene gelegenheid aan de hand geven. (Harrebomee, I, 224.)

*44 Solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage. - Mayer, I, 154.


Gelegenheitshusten.

* Den Gelegenheitshusten bekommen.

Von denen hauptsächlich Redner befallen werden, denen die Gedanken ausgehen.


Gelehrsamkeit.

1 Es gehört mehr zur Gelehrsamkeit als Erbsen lesen.

"Die Gelehrsamkeit ist bei vielen nur ein Prügel im Rade ihrer gesunden Vernunft." (Welt und Zeit, V, 265, 505.)

2 Gelehrsamkeit ist eine gute Saat, bringt aber Frucht erst spat.

"Gelehrsamkeit ist ein grosser Schlüsselbund, der aber noch lange nicht alle Schlösser aufschliesst. Nur das Genie ist der Dietrich, der für alle passt." (W. Menzel, Streckverse, Heidelberg 1823, S. 200.)

Dän.: Laerdom er som saeden, der med tiden giver frugt. (Prov. dan., 374.)

3 Gelehrsamkeit ohne Verstand kommt nicht weit (gilt nicht viel) im Land.

Holl.: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij', slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (Harrebomee, I, 223.)

4 Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sind selten beisammen.

Die Russen: Gelehrsamkeit ist nicht immer ein Wasser, welches rein wäscht von den Lastern. (Altmann VI, 453.)

Dän.: Laerdom og fromhed sielden tilsammen. (Prov. dan., 374.)

*5 Seine ganze Gelehrsamkeit hat in einer hohlen Erbse Platz.

Holl.: Hij meende een wonder van geleerdheid op te doen, en het kwam op een strontje neer. (Harrebomee, I, 223.)

*6 Seine Gelehrsamkeit ist ihm ausgegangen.

Frz.: Il a perdu son latin. (Starschedel, 399.)

*7 Todte Gelehrsamkeit bringt's im Leben nicht weit.

"Von dem Leben geschiedene Gelehrsamkeit tödtet den Verstand. Wer nur in der Stubenluft lebt, ist im Getümmel der Welt den Fischen gleich, die auf das Land geworfen werden." (Welt und Zeit, I, 133, 16.)


Gelehrt.

1 Allzu gelehrt taugt nicht. - Henisch, 1458, 48.

2 Der gelert, der (ist) werdt. - Franck, I, 89a; Lehmann, 294, 19.

3 Der ist gelehrt, der seine Kunst mit Sack voll Golt kan auff den Tisch stellen. - Lehmann, 294, 24.

Holl.: Geleerdheid overweegt niet. (Harrebomee, I, 223.)

4 Der ist hoch gelehrt, der sich selbst kennen lehrt. - Henisch, 1458; Petri, II, 96.

[Spaltenumbruch] 5 Die seindt gelehrt, die einem jhr Kunst mögen zeigen vnd auff den Tisch setzen. - Henisch, 1469; Petri, II, 143.

D. i. "die gelt haben, wie jener Brieffmaler zu Nürnberg gethan, als die Künstler jhr Kunst mit jhren Wercken bewisen, hat er etlich Säck mit gelt auff den Tisch gelegt, sprechend, das ist mein Kunst".

6 Es ist keiner so gelehrt, er kann noch lernen.

Dän.: Laerd skal laere af den laerdere. (Prov. dan., 373.)

7 Gelehrt, fromm vnd reich ist nicht ein ding. - Henisch, 1459, 17; Petri, II, 332.

8 Gelehrt schläft man sich nicht.

Holl.: De geleerdheid waait iemand soo niet aan. (Harrebomee, I, 223.)

9 Gelehrt sein hilft nichts, wenn andere nichts davon haben.

Lat.: Condita tabescit, vulgata scientia crescit.

10 Gelehrt sein ist kein nütz, wenn niemand kommt dadurch zu Witz.

Lat.: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter. (Binder I, 1598; II, 3045; Fischer, 207, 34; Gaal, 665; Henisch, 1459; Kruse, 782; Philippi, II, 170.)

11 Gelehrt sein ohn Gottesforcht ist galle vnd gifft. - Henisch, 1459, 20; Petri, II, 332.

12 Heut gelehrt, morgen gelehrter. - Henisch, 1459, 21.

13 Je gelehrter, je verkehrter. - Henisch, 1459, 22; Petri, II, 391; Lehmann, 292, 3; Simplic., 1057; Körte, 1987; Körte2, 1446; Braun, I, 717; Pistor., IV, 84; Simrock, 3348; Parömiakon, 1782; Kirchhofer, 215; Eiselein, 223; Frischbier, 1223; für Holstein: Schütze, II, 23.

In Bielefeld: Je geleierter, desto verkeierter. (Firmenich, I, 281, 3.) Wol daher, weil grundgelehrte Leute oft sehr ungeschickt in der Behandlung alltäglicher Dinge sind; auch todte Gelehrsamkeit oft das grösste Hinderniss für die Entwickelung der gesunden Vernunft ist. (Vgl. auch Neubig, Die philosophische und christliche Gotteslehre, Nürnberg 1831.)

Böhm.: Cim kdo ucenejsi, tim byva nadutejsi. (Celakovsky, 219.)

Holl.: Hoe geleerder, hoe verkeerder. (Harrebomee, I, 223.)

Lat.: Quo literarum quisque est peritior huic est sacrorum cura negligentior. (Binder I, 1523; II, 2857; Philippi, II, 146; Seybold, 515.)

Poln.: Jim kto uczenszy, tym bywa nadetszy. (Celakovsky, 219.)

14 Je mehr gelehrt, je mehr verkehrt. - Frischbier, 1223.

15 Man schlafft sich nicht gelehrt. - Henisch, 1459, 24; Lehmann, II, 834, 145.

16 Mancher ist gelehrt genug, aber nicht geschickt genug.

17 Niemand ist im grundt gelehrt, er wisse es dann auss der erfahrung. - Lehmann, 883, 39.

18 Sei so gelehrt wie dein Pfarr', hast du kein Geld, so bist du ein Narr.

Frz.: Serais-tu aussi sage que Saint-Paul, si tu n'as rien, tu serais un fol.

19 Was hilffts, das einer gelehrt ist vnd ein ander waiss es nicht. - Henisch, 1459, 33; Petri, II, 599, 33.

20 We geliat'r, asu verkiat'r. (Euskirchen.) - Firmenich, I, 509, 7; für Trier: Laven, 197, 143.

W. Menzel (Streckverse, 67) sagt: "Der Gelehrte ist ein Tausendfuss, der doch nicht weiter kommt, als wenn er nur zwei Beine hätte."

21 Wer gelehrt, der ist werth. - Körte, 1989 u. 2449.

Frz.: De savoir vient avoir. (Körte, 1989.)

22 Wer gelehrt ist, lass einen alberen neben jm hingehen. - Henisch, 38, 39; Petri, II, 711.

Lat.: Sol non invidet vesperae.

23 Wer gelehrt ist vnd nicht darnach lebt, ist wie ein guter Wein im schimlichen fass. - Lehmann, 297, 68.

24 Wer gelehrt werden will, muss früh aufstehen.

Holl.: Die geleerd wil worden, moet vroeg opstaan. (Harrebomee, I, 223.)

25 Wer ist gelehrter als der Teufel, und doch thut er nicht, was er weiss.

26 Wer ist gelert in kunst vnd recht, der ist nur andrer Leut knecht. - Lehmann, 294, 17.

27 Zau hoch geliert en dann verkiert, dat es nüs weth; selvs jod geliert en schlet maniert, es ouch net ret; net zau geliert met Deugd (Tugend) geziert en fin maniert - et beiste steht. (Aachen.) - Firmenich, III, 234.

[Spaltenumbruch] 37 Wer gelegenheit hat, der soll auff ein andere nicht warten, sonst verlewert er die gelegenheit.Lehmann, 258, 17; Simrock, 3341.

„Eine Stunde recht zu fassen, thut der Narr ein Jahr verpassen. Wart' auf die Gelegenheit, aber nimmer auf die Zeit.“ Wer Zeit hat und auf die Zeit wartet, der verliert die Zeit, sagen die Polen. Und: Was du heut entschlüpfen lässt, das erlangst du morgen nicht. Die Czechen: Wer eine geeignete Zeit zu etwas hat, warte auf keine andere. (Reinsberg III, 5.)

38 Wer keine Gelegenheit hat, Fleisch zu essen, muss sich an die Brühe halten.Burckhardt, 662.

39 Wer sich vor der Gelegenheit verwahrt, verwahrt sich vor der Sünde.

It.: Guardati dall' occasione, e ti guarderà Dio da peccati. (Pazzaglia, 152, 5.)

40 Wer traut jeder Gelegenheit, kommt in Ungelegenheit.Parömiakon, 368.

*41 Die Gelegenheit bei den Haaren (beim Schopfe) nehmen.

Sie ergreifen.

Lat.: Capere crines. (Plautus.) (Binder II, 428; Erasmus, 693; Faselius, 40.)

*42 Eine Gelegenheit vom Zaune brechen.Braun, I, 712.

Auf eine sehr gezwungene Art eine Veranlassung zu etwas (namentlich Streit) suchen.

*43 Einem eine Gelegenheit bieten.

Holl.: Iemand eene gelegenheid aan de hand geven. (Harrebomée, I, 224.)

*44 Solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage.Mayer, I, 154.


Gelegenheitshusten.

* Den Gelegenheitshusten bekommen.

Von denen hauptsächlich Redner befallen werden, denen die Gedanken ausgehen.


Gelehrsamkeit.

1 Es gehört mehr zur Gelehrsamkeit als Erbsen lesen.

„Die Gelehrsamkeit ist bei vielen nur ein Prügel im Rade ihrer gesunden Vernunft.“ (Welt und Zeit, V, 265, 505.)

2 Gelehrsamkeit ist eine gute Saat, bringt aber Frucht erst spat.

„Gelehrsamkeit ist ein grosser Schlüsselbund, der aber noch lange nicht alle Schlösser aufschliesst. Nur das Genie ist der Dietrich, der für alle passt.“ (W. Menzel, Streckverse, Heidelberg 1823, S. 200.)

Dän.: Lærdom er som sæden, der med tiden giver frugt. (Prov. dan., 374.)

3 Gelehrsamkeit ohne Verstand kommt nicht weit (gilt nicht viel) im Land.

Holl.: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij', slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (Harrebomée, I, 223.)

4 Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sind selten beisammen.

Die Russen: Gelehrsamkeit ist nicht immer ein Wasser, welches rein wäscht von den Lastern. (Altmann VI, 453.)

Dän.: Lærdom og fromhed sielden tilsammen. (Prov. dan., 374.)

*5 Seine ganze Gelehrsamkeit hat in einer hohlen Erbse Platz.

Holl.: Hij meende een wonder van geleerdheid op te doen, en het kwam op een strontje neêr. (Harrebomée, I, 223.)

*6 Seine Gelehrsamkeit ist ihm ausgegangen.

Frz.: Il a perdu son latin. (Starschedel, 399.)

*7 Todte Gelehrsamkeit bringt's im Leben nicht weit.

„Von dem Leben geschiedene Gelehrsamkeit tödtet den Verstand. Wer nur in der Stubenluft lebt, ist im Getümmel der Welt den Fischen gleich, die auf das Land geworfen werden.“ (Welt und Zeit, I, 133, 16.)


Gelehrt.

1 Allzu gelehrt taugt nicht.Henisch, 1458, 48.

2 Der gelert, der (ist) werdt.Franck, I, 89a; Lehmann, 294, 19.

3 Der ist gelehrt, der seine Kunst mit Sack voll Golt kan auff den Tisch stellen.Lehmann, 294, 24.

Holl.: Geleerdheid overweegt niet. (Harrebomée, I, 223.)

4 Der ist hoch gelehrt, der sich selbst kennen lehrt.Henisch, 1458; Petri, II, 96.

[Spaltenumbruch] 5 Die seindt gelehrt, die einem jhr Kunst mögen zeigen vnd auff den Tisch setzen.Henisch, 1469; Petri, II, 143.

D. i. „die gelt haben, wie jener Brieffmaler zu Nürnberg gethan, als die Künstler jhr Kunst mit jhren Wercken bewisen, hat er etlich Säck mit gelt auff den Tisch gelegt, sprechend, das ist mein Kunst“.

6 Es ist keiner so gelehrt, er kann noch lernen.

Dän.: Lærd skal lære af den lærdere. (Prov. dan., 373.)

7 Gelehrt, fromm vnd reich ist nicht ein ding.Henisch, 1459, 17; Petri, II, 332.

8 Gelehrt schläft man sich nicht.

Holl.: De geleerdheid waait iemand soo niet aan. (Harrebomée, I, 223.)

9 Gelehrt sein hilft nichts, wenn andere nichts davon haben.

Lat.: Condita tabescit, vulgata scientia crescit.

10 Gelehrt sein ist kein nütz, wenn niemand kommt dadurch zu Witz.

Lat.: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter. (Binder I, 1598; II, 3045; Fischer, 207, 34; Gaal, 665; Henisch, 1459; Kruse, 782; Philippi, II, 170.)

11 Gelehrt sein ohn Gottesforcht ist galle vnd gifft.Henisch, 1459, 20; Petri, II, 332.

12 Heut gelehrt, morgen gelehrter.Henisch, 1459, 21.

13 Je gelehrter, je verkehrter.Henisch, 1459, 22; Petri, II, 391; Lehmann, 292, 3; Simplic., 1057; Körte, 1987; Körte2, 1446; Braun, I, 717; Pistor., IV, 84; Simrock, 3348; Parömiakon, 1782; Kirchhofer, 215; Eiselein, 223; Frischbier, 1223; für Holstein: Schütze, II, 23.

In Bielefeld: Je geleierter, desto verkeierter. (Firmenich, I, 281, 3.) Wol daher, weil grundgelehrte Leute oft sehr ungeschickt in der Behandlung alltäglicher Dinge sind; auch todte Gelehrsamkeit oft das grösste Hinderniss für die Entwickelung der gesunden Vernunft ist. (Vgl. auch Neubig, Die philosophische und christliche Gotteslehre, Nürnberg 1831.)

Böhm.: Cím kdo učenĕjší, tím bývá nadutĕjší. (Čelakovský, 219.)

Holl.: Hoe geleerder, hoe verkeerder. (Harrebomée, I, 223.)

Lat.: Quo literarum quisque est peritior huic est sacrorum cura negligentior. (Binder I, 1523; II, 2857; Philippi, II, 146; Seybold, 515.)

Poln.: Jim kto uczeńszy, tym bywa nadętszy. (Čelakovský, 219.)

14 Je mehr gelehrt, je mehr verkehrt.Frischbier, 1223.

15 Man schlafft sich nicht gelehrt.Henisch, 1459, 24; Lehmann, II, 834, 145.

16 Mancher ist gelehrt genug, aber nicht geschickt genug.

17 Niemand ist im grundt gelehrt, er wisse es dann auss der erfahrung.Lehmann, 883, 39.

18 Sei so gelehrt wie dein Pfarr', hast du kein Geld, so bist du ein Narr.

Frz.: Serais-tu aussi sage que Saint-Paul, si tu n'as rien, tu serais un fol.

19 Was hilffts, das einer gelehrt ist vnd ein ander waiss es nicht.Henisch, 1459, 33; Petri, II, 599, 33.

20 We geliat'r, asu verkiat'r. (Euskirchen.) – Firmenich, I, 509, 7; für Trier: Laven, 197, 143.

W. Menzel (Streckverse, 67) sagt: „Der Gelehrte ist ein Tausendfuss, der doch nicht weiter kommt, als wenn er nur zwei Beine hätte.“

21 Wer gelehrt, der ist werth.Körte, 1989 u. 2449.

Frz.: De savoir vient avoir. (Körte, 1989.)

22 Wer gelehrt ist, lass einen alberen neben jm hingehen.Henisch, 38, 39; Petri, II, 711.

Lat.: Sol non invidet vesperae.

23 Wer gelehrt ist vnd nicht darnach lebt, ist wie ein guter Wein im schimlichen fass.Lehmann, 297, 68.

24 Wer gelehrt werden will, muss früh aufstehen.

Holl.: Die geleerd wil worden, moet vroeg opstaan. (Harrebomée, I, 223.)

25 Wer ist gelehrter als der Teufel, und doch thut er nicht, was er weiss.

26 Wer ist gelert in kunst vnd recht, der ist nur andrer Leut knecht.Lehmann, 294, 17.

27 Zau hoch geliert en dann verkiert, dat es nüs weth; selvs jod geliert en schlêt maniert, es ouch net rêt; net zau geliert met Deugd (Tugend) geziert en fin maniert – et beiste steht. (Aachen.) – Firmenich, III, 234.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0794" n="[766]"/><cb n="1531"/>
37 Wer gelegenheit hat, der soll auff ein andere nicht warten, sonst verlewert er die gelegenheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 258, 17; Simrock, 3341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Eine Stunde recht zu fassen, thut der Narr ein Jahr verpassen. Wart' auf die Gelegenheit, aber nimmer auf die Zeit.&#x201C; Wer Zeit hat und auf die Zeit wartet, der verliert die Zeit, sagen die Polen. Und: Was du heut entschlüpfen lässt, das erlangst du morgen nicht. Die Czechen: Wer eine geeignete Zeit zu etwas hat, warte auf keine andere. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Wer keine Gelegenheit hat, Fleisch zu essen, muss sich an die Brühe halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 662.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Wer sich vor der Gelegenheit verwahrt, verwahrt sich vor der Sünde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Guardati dall' occasione, e ti guarderà Dio da peccati. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 152, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Wer traut jeder Gelegenheit, kommt in Ungelegenheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 368.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*41 Die Gelegenheit bei den Haaren (beim Schopfe) nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie ergreifen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Capere crines. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 428; Erasmus, 693; Faselius, 40.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Eine Gelegenheit vom Zaune brechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 712.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf eine sehr gezwungene Art eine Veranlassung zu etwas (namentlich Streit) suchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*43 Einem eine Gelegenheit bieten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Iemand eene gelegenheid aan de hand geven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 224.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 154.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelegenheitshusten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Den Gelegenheitshusten bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen hauptsächlich Redner befallen werden, denen die Gedanken ausgehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelehrsamkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es gehört mehr zur Gelehrsamkeit als Erbsen lesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Gelehrsamkeit ist bei vielen nur ein Prügel im Rade ihrer gesunden Vernunft.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, V, 265, 505.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Gelehrsamkeit ist eine gute Saat, bringt aber Frucht erst spat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Gelehrsamkeit ist ein grosser Schlüsselbund, der aber noch lange nicht alle Schlösser aufschliesst. Nur das Genie ist der Dietrich, der für alle passt.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Menzel, Streckverse, Heidelberg 1823, S. 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lærdom er som sæden, der med tiden giver frugt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 374.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Gelehrsamkeit ohne Verstand kommt nicht weit (gilt nicht viel) im Land.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij', slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sind selten beisammen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Gelehrsamkeit ist nicht immer ein Wasser, welches rein wäscht von den Lastern. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 453.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lærdom og fromhed sielden tilsammen. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 374.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Seine ganze Gelehrsamkeit hat in einer hohlen Erbse Platz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij meende een wonder van geleerdheid op te doen, en het kwam op een strontje neêr. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Seine Gelehrsamkeit ist ihm ausgegangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a perdu son latin. (<hi rendition="#i">Starschedel, 399.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Todte Gelehrsamkeit bringt's im Leben nicht weit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Von dem Leben geschiedene Gelehrsamkeit tödtet den Verstand. Wer nur in der Stubenluft lebt, ist im Getümmel der Welt den Fischen gleich, die auf das Land geworfen werden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, I, 133, 16.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelehrt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Allzu gelehrt taugt nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1458, 48.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der gelert, der (ist) werdt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 89<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, 294, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der ist gelehrt, der seine Kunst mit Sack voll Golt kan auff den Tisch stellen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 294, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geleerdheid overweegt niet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der ist hoch gelehrt, der sich selbst kennen lehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1458; Petri, II, 96.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1532"/>
5 Die seindt gelehrt, die einem jhr Kunst mögen zeigen vnd auff den Tisch setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1469; Petri, II, 143.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. &#x201E;die gelt haben, wie jener Brieffmaler zu Nürnberg gethan, als die Künstler jhr Kunst mit jhren Wercken bewisen, hat er etlich Säck mit gelt auff den Tisch gelegt, sprechend, das ist mein Kunst&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es ist keiner so gelehrt, er kann noch lernen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lærd skal lære af den lærdere. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 373.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Gelehrt, fromm vnd reich ist nicht ein ding.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 17; Petri, II, 332.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Gelehrt schläft man sich nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De geleerdheid waait iemand soo niet aan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Gelehrt sein hilft nichts, wenn andere nichts davon haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Condita tabescit, vulgata scientia crescit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Gelehrt sein ist kein nütz, wenn niemand kommt dadurch zu Witz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter. (<hi rendition="#i">Binder I, 1598; II, 3045; Fischer, 207, 34; Gaal, 665; Henisch, 1459; Kruse, 782; Philippi, II, 170.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Gelehrt sein ohn Gottesforcht ist galle vnd gifft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 20; Petri, II, 332.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Heut gelehrt, morgen gelehrter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Je gelehrter, je verkehrter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 22; Petri, II, 391; Lehmann, 292, 3; Simplic., 1057; Körte, 1987; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 1446; Braun, I, 717; Pistor., IV, 84; Simrock, 3348; Parömiakon, 1782; Kirchhofer, 215; Eiselein, 223; Frischbier, 1223;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Schütze, II, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bielefeld: Je geleierter, desto verkeierter. (<hi rendition="#i">Firmenich, I, 281, 3.</hi>) Wol daher, weil grundgelehrte Leute oft sehr ungeschickt in der Behandlung alltäglicher Dinge sind; auch todte Gelehrsamkeit oft das grösste Hinderniss für die Entwickelung der gesunden Vernunft ist. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Neubig, Die philosophische und christliche Gotteslehre, Nürnberg 1831.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cím kdo u&#x010D;en&#x0115;j&#x0161;í, tím bývá nadut&#x0115;j&#x0161;í. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 219.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hoe geleerder, hoe verkeerder. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quo literarum quisque est peritior huic est sacrorum cura negligentior. (<hi rendition="#i">Binder I, 1523; II, 2857; Philippi, II, 146; Seybold, 515.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Jim kto ucze&#x0144;szy, tym bywa nad&#x0119;tszy. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 219.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Je mehr gelehrt, je mehr verkehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 1223.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Man schlafft sich nicht gelehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 24; Lehmann, II, 834, 145.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Mancher ist gelehrt genug, aber nicht geschickt genug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Niemand ist im grundt gelehrt, er wisse es dann auss der erfahrung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 883, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Sei so gelehrt wie dein Pfarr', hast du kein Geld, so bist du ein Narr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Serais-tu aussi sage que Saint-Paul, si tu n'as rien, tu serais un fol.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Was hilffts, das einer gelehrt ist vnd ein ander waiss es nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1459, 33; Petri, II, 599, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 We geliat'r, asu verkiat'r.</hi> (<hi rendition="#i">Euskirchen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 509, 7;</hi> für Trier: <hi rendition="#i">Laven, 197, 143.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">W. Menzel</hi> (<hi rendition="#i">Streckverse, 67</hi>) sagt: &#x201E;Der Gelehrte ist ein Tausendfuss, der doch nicht weiter kommt, als wenn er nur zwei Beine hätte.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wer gelehrt, der ist werth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1989 u. 2449.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: De savoir vient avoir. (<hi rendition="#i">Körte, 1989.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wer gelehrt ist, lass einen alberen neben jm hingehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 38, 39; Petri, II, 711.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sol non invidet vesperae.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Wer gelehrt ist vnd nicht darnach lebt, ist wie ein guter Wein im schimlichen fass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 297, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Wer gelehrt werden will, muss früh aufstehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die geleerd wil worden, moet vroeg opstaan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Wer ist gelehrter als der Teufel, und doch thut er nicht, was er weiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wer ist gelert in kunst vnd recht, der ist nur andrer Leut knecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 294, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Zau hoch geliert en dann verkiert, dat es nüs weth; selvs jod geliert en schlêt maniert, es ouch net rêt; net zau geliert met Deugd (Tugend) geziert en fin maniert &#x2013; et beiste steht.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 234.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[766]/0794] 37 Wer gelegenheit hat, der soll auff ein andere nicht warten, sonst verlewert er die gelegenheit. – Lehmann, 258, 17; Simrock, 3341. „Eine Stunde recht zu fassen, thut der Narr ein Jahr verpassen. Wart' auf die Gelegenheit, aber nimmer auf die Zeit.“ Wer Zeit hat und auf die Zeit wartet, der verliert die Zeit, sagen die Polen. Und: Was du heut entschlüpfen lässt, das erlangst du morgen nicht. Die Czechen: Wer eine geeignete Zeit zu etwas hat, warte auf keine andere. (Reinsberg III, 5.) 38 Wer keine Gelegenheit hat, Fleisch zu essen, muss sich an die Brühe halten. – Burckhardt, 662. 39 Wer sich vor der Gelegenheit verwahrt, verwahrt sich vor der Sünde. It.: Guardati dall' occasione, e ti guarderà Dio da peccati. (Pazzaglia, 152, 5.) 40 Wer traut jeder Gelegenheit, kommt in Ungelegenheit. – Parömiakon, 368. *41 Die Gelegenheit bei den Haaren (beim Schopfe) nehmen. Sie ergreifen. Lat.: Capere crines. (Plautus.) (Binder II, 428; Erasmus, 693; Faselius, 40.) *42 Eine Gelegenheit vom Zaune brechen. – Braun, I, 712. Auf eine sehr gezwungene Art eine Veranlassung zu etwas (namentlich Streit) suchen. *43 Einem eine Gelegenheit bieten. Holl.: Iemand eene gelegenheid aan de hand geven. (Harrebomée, I, 224.) *44 Solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage. – Mayer, I, 154. Gelegenheitshusten. * Den Gelegenheitshusten bekommen. Von denen hauptsächlich Redner befallen werden, denen die Gedanken ausgehen. Gelehrsamkeit. 1 Es gehört mehr zur Gelehrsamkeit als Erbsen lesen. „Die Gelehrsamkeit ist bei vielen nur ein Prügel im Rade ihrer gesunden Vernunft.“ (Welt und Zeit, V, 265, 505.) 2 Gelehrsamkeit ist eine gute Saat, bringt aber Frucht erst spat. „Gelehrsamkeit ist ein grosser Schlüsselbund, der aber noch lange nicht alle Schlösser aufschliesst. Nur das Genie ist der Dietrich, der für alle passt.“ (W. Menzel, Streckverse, Heidelberg 1823, S. 200.) Dän.: Lærdom er som sæden, der med tiden giver frugt. (Prov. dan., 374.) 3 Gelehrsamkeit ohne Verstand kommt nicht weit (gilt nicht viel) im Land. Holl.: Die slechts geleerdheid zoekt, en wijsheid daar niet bij', slaapt bij de kamenier, en gaat de vrouw voorbij. (Harrebomée, I, 223.) 4 Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sind selten beisammen. Die Russen: Gelehrsamkeit ist nicht immer ein Wasser, welches rein wäscht von den Lastern. (Altmann VI, 453.) Dän.: Lærdom og fromhed sielden tilsammen. (Prov. dan., 374.) *5 Seine ganze Gelehrsamkeit hat in einer hohlen Erbse Platz. Holl.: Hij meende een wonder van geleerdheid op te doen, en het kwam op een strontje neêr. (Harrebomée, I, 223.) *6 Seine Gelehrsamkeit ist ihm ausgegangen. Frz.: Il a perdu son latin. (Starschedel, 399.) *7 Todte Gelehrsamkeit bringt's im Leben nicht weit. „Von dem Leben geschiedene Gelehrsamkeit tödtet den Verstand. Wer nur in der Stubenluft lebt, ist im Getümmel der Welt den Fischen gleich, die auf das Land geworfen werden.“ (Welt und Zeit, I, 133, 16.) Gelehrt. 1 Allzu gelehrt taugt nicht. – Henisch, 1458, 48. 2 Der gelert, der (ist) werdt. – Franck, I, 89a; Lehmann, 294, 19. 3 Der ist gelehrt, der seine Kunst mit Sack voll Golt kan auff den Tisch stellen. – Lehmann, 294, 24. Holl.: Geleerdheid overweegt niet. (Harrebomée, I, 223.) 4 Der ist hoch gelehrt, der sich selbst kennen lehrt. – Henisch, 1458; Petri, II, 96. 5 Die seindt gelehrt, die einem jhr Kunst mögen zeigen vnd auff den Tisch setzen. – Henisch, 1469; Petri, II, 143. D. i. „die gelt haben, wie jener Brieffmaler zu Nürnberg gethan, als die Künstler jhr Kunst mit jhren Wercken bewisen, hat er etlich Säck mit gelt auff den Tisch gelegt, sprechend, das ist mein Kunst“. 6 Es ist keiner so gelehrt, er kann noch lernen. Dän.: Lærd skal lære af den lærdere. (Prov. dan., 373.) 7 Gelehrt, fromm vnd reich ist nicht ein ding. – Henisch, 1459, 17; Petri, II, 332. 8 Gelehrt schläft man sich nicht. Holl.: De geleerdheid waait iemand soo niet aan. (Harrebomée, I, 223.) 9 Gelehrt sein hilft nichts, wenn andere nichts davon haben. Lat.: Condita tabescit, vulgata scientia crescit. 10 Gelehrt sein ist kein nütz, wenn niemand kommt dadurch zu Witz. Lat.: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter. (Binder I, 1598; II, 3045; Fischer, 207, 34; Gaal, 665; Henisch, 1459; Kruse, 782; Philippi, II, 170.) 11 Gelehrt sein ohn Gottesforcht ist galle vnd gifft. – Henisch, 1459, 20; Petri, II, 332. 12 Heut gelehrt, morgen gelehrter. – Henisch, 1459, 21. 13 Je gelehrter, je verkehrter. – Henisch, 1459, 22; Petri, II, 391; Lehmann, 292, 3; Simplic., 1057; Körte, 1987; Körte2, 1446; Braun, I, 717; Pistor., IV, 84; Simrock, 3348; Parömiakon, 1782; Kirchhofer, 215; Eiselein, 223; Frischbier, 1223; für Holstein: Schütze, II, 23. In Bielefeld: Je geleierter, desto verkeierter. (Firmenich, I, 281, 3.) Wol daher, weil grundgelehrte Leute oft sehr ungeschickt in der Behandlung alltäglicher Dinge sind; auch todte Gelehrsamkeit oft das grösste Hinderniss für die Entwickelung der gesunden Vernunft ist. (Vgl. auch Neubig, Die philosophische und christliche Gotteslehre, Nürnberg 1831.) Böhm.: Cím kdo učenĕjší, tím bývá nadutĕjší. (Čelakovský, 219.) Holl.: Hoe geleerder, hoe verkeerder. (Harrebomée, I, 223.) Lat.: Quo literarum quisque est peritior huic est sacrorum cura negligentior. (Binder I, 1523; II, 2857; Philippi, II, 146; Seybold, 515.) Poln.: Jim kto uczeńszy, tym bywa nadętszy. (Čelakovský, 219.) 14 Je mehr gelehrt, je mehr verkehrt. – Frischbier, 1223. 15 Man schlafft sich nicht gelehrt. – Henisch, 1459, 24; Lehmann, II, 834, 145. 16 Mancher ist gelehrt genug, aber nicht geschickt genug. 17 Niemand ist im grundt gelehrt, er wisse es dann auss der erfahrung. – Lehmann, 883, 39. 18 Sei so gelehrt wie dein Pfarr', hast du kein Geld, so bist du ein Narr. Frz.: Serais-tu aussi sage que Saint-Paul, si tu n'as rien, tu serais un fol. 19 Was hilffts, das einer gelehrt ist vnd ein ander waiss es nicht. – Henisch, 1459, 33; Petri, II, 599, 33. 20 We geliat'r, asu verkiat'r. (Euskirchen.) – Firmenich, I, 509, 7; für Trier: Laven, 197, 143. W. Menzel (Streckverse, 67) sagt: „Der Gelehrte ist ein Tausendfuss, der doch nicht weiter kommt, als wenn er nur zwei Beine hätte.“ 21 Wer gelehrt, der ist werth. – Körte, 1989 u. 2449. Frz.: De savoir vient avoir. (Körte, 1989.) 22 Wer gelehrt ist, lass einen alberen neben jm hingehen. – Henisch, 38, 39; Petri, II, 711. Lat.: Sol non invidet vesperae. 23 Wer gelehrt ist vnd nicht darnach lebt, ist wie ein guter Wein im schimlichen fass. – Lehmann, 297, 68. 24 Wer gelehrt werden will, muss früh aufstehen. Holl.: Die geleerd wil worden, moet vroeg opstaan. (Harrebomée, I, 223.) 25 Wer ist gelehrter als der Teufel, und doch thut er nicht, was er weiss. 26 Wer ist gelert in kunst vnd recht, der ist nur andrer Leut knecht. – Lehmann, 294, 17. 27 Zau hoch geliert en dann verkiert, dat es nüs weth; selvs jod geliert en schlêt maniert, es ouch net rêt; net zau geliert met Deugd (Tugend) geziert en fin maniert – et beiste steht. (Aachen.) – Firmenich, III, 234.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/794
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [766]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/794>, abgerufen am 22.12.2024.