Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *20 Du muesch noh myr Gyge tanze. (Solothurn.) - Schild, 78, 241. *21 Einen ohne Geige tanzen lassen. *22 Er bleibt bei seiner Geige. *23 Er hält seine Geige für die beste. *24 Er weiss mit der Geige umzugehen, wenn er sie am (unterm) Arm hat. - Eiselein, 216. Unter Geige versteht man auch Weib; so bedeutet Pfeifel auch einen Mann. *25 Er wollte die Geige stimmen und zersprengte die Saiten. *26 Es stimmt nicht zu seiner Geige. *27 Ihre Geigen stimmen nicht zusammen. Frz.: Ils ne sauraient accorder leurs flautes. (Lendroy, 761.) *28 Immerzu auf Einer Geige liegen. - Eiselein, 216; Körte, 1857a. Lat.: Eadem operare chorda. (Eiselein, 216.) *29 Nach der Römischen Geigen tantzen. - Fischart, Bkb. (1581), 67b. Geigen. 1 Geige den Leuten wie du willst, allen geigst du selten recht. - Simrock, 3182; für Waldeck: Curtze, 352, 468. Lat.: Ne Jupiter quidem omnibus. (Schonheim, N, 10.) 2 Geigen können wir, aber nicht fingern, sagte der Meister zu seinen Jüngern. (Mainz.) 3 Wo viele geigen, da gibt's auch Bierfiedler. "Aber die Bierfiedler", sagt A. Ruge (Deutsches Museum, 1859, S. 863), "dürfen sich nicht gegen den Generalbass empören." 4 Wo zwei geigen, findet sich leicht zum Tanz ein Reigen. *5 A kon geigen ock nich fingern. - Robinson, 753; Gomolcke, 155. Spott zunächst auf solche, welche sich rühmen, etwas zu können, aber nur Stümperhaftes leisten. *6 Er geigt immer auf Einer Saite. *7 Er soll mich nicht geigen lehren. *8 Ich werd' ihm geigen lehren. - Murner, Vom luth. Narren. *9 Lass dich heimgeigen. (Grünberg.) Geiger. 1 Die besten Geiger lassen ihre Saiten nach. - Parömiakon, 2086. Empfehlung der Erholung nach anstrengender Arbeit, besonders für den, welcher geistige Anstrengungen hat. 2 Ein Geiger sammelt keine grossen Schätze. Das Sprichwort denkt wol mehr an Bierfiedler als an die Paganini. Engl.: Fiddler's fare: meat, drink and money. 3 Ein Geiger zerreisst viel Saiten, eh' er Meister ist. - Körte, 1854; Simrock, 3183. 4 Einem lustigen Geiger fehlt's an Tänzern nicht. Die Bulgaren sagen: Wer auf einer goldenen Godulka geigt, der findet willige Tänzer. Frz.: En la maison du menetrier chacun est danseur. (Bohn I, 17.) 5 Geiger und Pfeifer sind keine Scherenschleifer. - Kirchhofer, 229; Braun, I, 661; Körte, 1858; Simrock, 3184. Wer etwas klimpern kann, will schon Künstler heissen, wenn die Kunst ihm auch völlig fremd ist. Geil (Subst.). Den geil vber einen schlagen. - Franck, II, 20a. Ihm Zeichen der Verachtung geben. Etwa wie: Die Feigen weisen. Geil (Adj.). 1 Geyl vnd löblich steht nit bey einander. - Franck, I, 70b; Henisch, 1442, 60; Lehmann, II, 225, 33. *2 So gail (fett) as Speck. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 59, 59. *3 So gail1 asse Käul im Goar'en (Garten). (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 59, 59. 1) Ueppig, wollüstig (libidinosus). Geildumm. Der jhm selbst geylthumb, ist andern ein Grewel. - Lehmann, II, 64, 129. Geilheit. Geylheit ist ein zeug der leichtfertigkeit. - Franck, I, 70b. Geisel. 1 Wer nur der Geisel folgt, macht sich zum Sklaven. 2 Wer sich seine Geisel selber flicht, muss nicht über Striemen klagen. Frz.: C'est fouet gref et felon d'estre bastu de son baston. (Leroux, II, 193.) *3 Den Geissel essen. (S. Geiselmahl.) *4 Der kann mit der Geisel fahren. (Nürtingen.) Kann mit der Sache umgehen, versteht das Geschäft. *5 Die Geisel macht Striemen. - Petri, II, 129. *6 Er hat Geisel und Pfand gesetzt. *7 Er muss werden Geisel in unserm Land. - Nibelungen. Geiselmahl. *1 Das Giselmol essen. Soviel als darauf loszechen. (Schmeller, II, 75.) *2 Geiselmahl - köstlich Mahl. - Hillebrand, 99, 135; Graf, 244, 141; Grimm, Rechtsalt., 620; Wurzbach, II, 140; Eiselein, 218. Diese Mahle waren eine Art gesetzliches Zwangsmittel, säumige Schuldner und Bürgen durch das sogenannte Einlager (Einreiten, Geiselschaft, Obstagium) zur Zahlung zu zwingen. Nach demselben versprach jemand für den Fall, dass er eine gewisse Verbindlichkeit nicht erfülle, allein oder mit einer Zahl von Begleitern an einen bestimmten Ort in Personalarrest zu gehen und dort so lange zu bleiben, bis der Verpflichtung Genüge geleistet sei. Diese Verpflichtung gingen Fürsten und Kaiser sogar gegen Juden ein. Pauli sagt: "Das Recht erdacht hat dem Adel zu Leid Herzog Berchtold von Zeringen." Der Aufwand, der verbunden war mit dieser Form des Personalarrestes, war ein sehr drückender. Der Schuldner musste mit seiner Begleitung nicht nur an einem fremden Orte, gewöhnlich einem Gasthofe, auf seine Kosten leben, er war auch durch Gewohnheit verpflichtet, einen möglichst grossen Aufwand zu machen, wodurch er vollends an den Bettelstab gebracht wurde, und darauf bezieht sich das Sprichwort. Sie fanden vom 13. bis 15. Jahrhundert statt und waren am verbreitetsten im 14. Jahrhundert. Wegen der vielen damit verbundenen Misbräuche wurden sie durch den Reichstagsabschied vom Jahre 1577 verboten, erhielten sich aber noch eine Zeit lang in Deutschland, am längsten in Holstein. (S. Mahl.) Lat.: Convivium fidejussorum. Geiseln. 1 Es wird mancher gegeiselt, der keine Schuld hat. "Ich will ihn geiseln und loslassen", sagte Pilatus. Und die Aegypter sagen sogar zur Charakterisirung des morgenländischen Rechtswesens im Sprichwort: Geisele den Unschuldigen, damit der Schuldige bekenne. (Burckhardt, 392.) Das Sprichwort soll seine Entstehung einem verwickelten Rechtsfalle zu danken haben, bei welchem der Kadi einen notorisch Unschuldigen blos aus dem Grunde zur Bastonade verurtheilte, damit der wirkliche Thäter aus Mitleid zum Geständniss bewogen werden möchte. 2 Jeder geiselt sich auf seine Weise. Findet in der Geschichte des Geiselwesens als Bussübung seine Erklärung. (Vgl. Der Flagellantismus und die Jesuitenbeichte, Leipzig 1834.) Frz.: Chacun se fait fouetter a sa guise. (Lendroy, 1586.) Geiss. 1 Alte geyss lecket auch gern saltz. - Franck, II, 117a; Henisch, II, 1449; Lehmann, II, 27, 27; Eiselein, 202; Reinsberg I, 118; Kirchhofer, 277; Braun, I, 664; Mayer, I, 193; Simrock, 3201; Körte, 1860; für Aargau: Schweiz, II, 144, 5. It.: La capra giovane mangia il sale, la vecchia il sale e il sacco. (Körte, 1860.) Lat.: Anus hircissans. (Apostol. VI; Binder I, 69; II, 197; Seybold, 31.) Ung.: A ven ketske is meg nyalja a sot. - Nehez ven ketsketöl a sot el tiltani. (Gaal, 624.) 2 Bald de Goass z' wohl is, steaht s' auf und kratzt se. (Unterinnthal.) - Frommann, VI, 28, 35. 3 De Geis well och 'ne lange Stätz han. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 156. 4 Der Geiss lässt Gott den Schwanz nicht zu lang wachsen. 5 Der hat die Geiss nicht sicher, der sie an einen Kohlstrunk bindet. 6 Die alt geyss hüpfft auch. - Franck, II, 47a. 7 Die Geiss bedeckt sich nicht mit dem Wadel, als sollte man da das Pacem küssen. - Eiselein, 202. 8 Die Geiss geht so lang ins Kraut, biss sie's bezahlt mit ihrer Haut. - Lehmann, 580, 7. Holl.: De geit schrufelt zoo lang, dat zij kwalijk ligt. - Het geitje loopt zoo dikwijls in de kool, tot dat het er hare vacht laat. (Harrebomee, I, 213.)
[Spaltenumbruch] *20 Du muesch noh myr Gyge tanze. (Solothurn.) – Schild, 78, 241. *21 Einen ohne Geige tanzen lassen. *22 Er bleibt bei seiner Geige. *23 Er hält seine Geige für die beste. *24 Er weiss mit der Geige umzugehen, wenn er sie am (unterm) Arm hat. – Eiselein, 216. Unter Geige versteht man auch Weib; so bedeutet Pfeifel auch einen Mann. *25 Er wollte die Geige stimmen und zersprengte die Saiten. *26 Es stimmt nicht zu seiner Geige. *27 Ihre Geigen stimmen nicht zusammen. Frz.: Ils ne sauraient accorder leurs flûtes. (Lendroy, 761.) *28 Immerzu auf Einer Geige liegen. – Eiselein, 216; Körte, 1857a. Lat.: Eadem operare chorda. (Eiselein, 216.) *29 Nach der Römischen Geigen tantzen. – Fischart, Bkb. (1581), 67b. Geigen. 1 Geige den Leuten wie du willst, allen geigst du selten recht. – Simrock, 3182; für Waldeck: Curtze, 352, 468. Lat.: Ne Jupiter quidem omnibus. (Schonheim, N, 10.) 2 Geigen können wir, aber nicht fingern, sagte der Meister zu seinen Jüngern. 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Der Flagellantismus und die Jesuitenbeichte, Leipzig 1834.) Frz.: Chacun se fait fouetter à sa guise. (Lendroy, 1586.) Geiss. 1 Alte geyss lecket auch gern saltz. – Franck, II, 117a; Henisch, II, 1449; Lehmann, II, 27, 27; Eiselein, 202; Reinsberg I, 118; Kirchhofer, 277; Braun, I, 664; Mayer, I, 193; Simrock, 3201; Körte, 1860; für Aargau: Schweiz, II, 144, 5. It.: La capra giovane mangia il sale, la vecchia il sale e il sacco. (Körte, 1860.) Lat.: Anus hircissans. (Apostol. VI; Binder I, 69; II, 197; Seybold, 31.) Ung.: A vén ketske is meg nyalja a sót. – Nehéz vén ketsketöl a sót el tiltani. (Gaal, 624.) 2 Bald de Goass z' wohl is, steaht s' auf und kratzt se. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 28, 35. 3 De Geis well och 'ne lange Stätz han. 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*20 Du muesch noh myr Gyge tanze. (Solothurn.) – Schild, 78, 241.
*21 Einen ohne Geige tanzen lassen.
*22 Er bleibt bei seiner Geige.
*23 Er hält seine Geige für die beste.
*24 Er weiss mit der Geige umzugehen, wenn er sie am (unterm) Arm hat. – Eiselein, 216.
Unter Geige versteht man auch Weib; so bedeutet Pfeifel auch einen Mann.
*25 Er wollte die Geige stimmen und zersprengte die Saiten.
*26 Es stimmt nicht zu seiner Geige.
*27 Ihre Geigen stimmen nicht zusammen.
Frz.: Ils ne sauraient accorder leurs flûtes. (Lendroy, 761.)
*28 Immerzu auf Einer Geige liegen. – Eiselein, 216; Körte, 1857a.
Lat.: Eadem operare chorda. (Eiselein, 216.)
*29 Nach der Römischen Geigen tantzen. – Fischart, Bkb. (1581), 67b.
Geigen.
1 Geige den Leuten wie du willst, allen geigst du selten recht. – Simrock, 3182; für Waldeck: Curtze, 352, 468.
Lat.: Ne Jupiter quidem omnibus. (Schonheim, N, 10.)
2 Geigen können wir, aber nicht fingern, sagte der Meister zu seinen Jüngern. (Mainz.)
3 Wo viele geigen, da gibt's auch Bierfiedler.
„Aber die Bierfiedler“, sagt A. Ruge (Deutsches Museum, 1859, S. 863), „dürfen sich nicht gegen den Generalbass empören.“
4 Wo zwei geigen, findet sich leicht zum Tanz ein Reigen.
*5 A kon geigen ock nich fingern. – Robinson, 753; Gomolcke, 155.
Spott zunächst auf solche, welche sich rühmen, etwas zu können, aber nur Stümperhaftes leisten.
*6 Er geigt immer auf Einer Saite.
*7 Er soll mich nicht geigen lehren.
*8 Ich werd' ihm geigen lehren. – Murner, Vom luth. Narren.
*9 Lass dich heimgeigen. (Grünberg.)
Geiger.
1 Die besten Geiger lassen ihre Saiten nach. – Parömiakon, 2086.
Empfehlung der Erholung nach anstrengender Arbeit, besonders für den, welcher geistige Anstrengungen hat.
2 Ein Geiger sammelt keine grossen Schätze.
Das Sprichwort denkt wol mehr an Bierfiedler als an die Paganini.
Engl.: Fiddler's fare: meat, drink and money.
3 Ein Geiger zerreisst viel Saiten, eh' er Meister ist. – Körte, 1854; Simrock, 3183.
4 Einem lustigen Geiger fehlt's an Tänzern nicht.
Die Bulgaren sagen: Wer auf einer goldenen Godulka geigt, der findet willige Tänzer.
Frz.: En la maison du ménétrier chacun est danseur. (Bohn I, 17.)
5 Geiger und Pfeifer sind keine Scherenschleifer. – Kirchhofer, 229; Braun, I, 661; Körte, 1858; Simrock, 3184.
Wer etwas klimpern kann, will schon Künstler heissen, wenn die Kunst ihm auch völlig fremd ist.
Geil (Subst.).
Den geil vber einen schlagen. – Franck, II, 20a.
Ihm Zeichen der Verachtung geben. Etwa wie: Die Feigen weisen.
Geil (Adj.).
1 Geyl vnd löblich steht nit bey einander. – Franck, I, 70b; Henisch, 1442, 60; Lehmann, II, 225, 33.
*2 So gail (fett) as Speck. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 59.
*3 So gail1 asse Käul im Goar'en (Garten). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 59.
1) Ueppig, wollüstig (libidinosus).
Geildumm.
Der jhm selbst geylthumb, ist andern ein Grewel. – Lehmann, II, 64, 129.
Geilheit.
Geylheit ist ein zeug der leichtfertigkeit. – Franck, I, 70b.
Geisel.
1 Wer nur der Geisel folgt, macht sich zum Sklaven.
2 Wer sich seine Geisel selber flicht, muss nicht über Striemen klagen.
Frz.: C'est fouet gref et félon d'estre bastu de son baston. (Leroux, II, 193.)
*3 Den Geissel essen. (S. Geiselmahl.)
*4 Der kann mit der Geisel fahren. (Nürtingen.)
Kann mit der Sache umgehen, versteht das Geschäft.
*5 Die Geisel macht Striemen. – Petri, II, 129.
*6 Er hat Geisel und Pfand gesetzt.
*7 Er muss werden Geisel in unserm Land. – Nibelungen.
Geiselmahl.
*1 Das Giselmol essen.
Soviel als darauf loszechen. (Schmeller, II, 75.)
*2 Geiselmahl – köstlich Mahl. – Hillebrand, 99, 135; Graf, 244, 141; Grimm, Rechtsalt., 620; Wurzbach, II, 140; Eiselein, 218.
Diese Mahle waren eine Art gesetzliches Zwangsmittel, säumige Schuldner und Bürgen durch das sogenannte Einlager (Einreiten, Geiselschaft, Obstagium) zur Zahlung zu zwingen. Nach demselben versprach jemand für den Fall, dass er eine gewisse Verbindlichkeit nicht erfülle, allein oder mit einer Zahl von Begleitern an einen bestimmten Ort in Personalarrest zu gehen und dort so lange zu bleiben, bis der Verpflichtung Genüge geleistet sei. Diese Verpflichtung gingen Fürsten und Kaiser sogar gegen Juden ein. Pauli sagt: „Das Recht erdacht hat dem Adel zu Leid Herzog Berchtold von Zeringen.“ Der Aufwand, der verbunden war mit dieser Form des Personalarrestes, war ein sehr drückender. Der Schuldner musste mit seiner Begleitung nicht nur an einem fremden Orte, gewöhnlich einem Gasthofe, auf seine Kosten leben, er war auch durch Gewohnheit verpflichtet, einen möglichst grossen Aufwand zu machen, wodurch er vollends an den Bettelstab gebracht wurde, und darauf bezieht sich das Sprichwort. Sie fanden vom 13. bis 15. Jahrhundert statt und waren am verbreitetsten im 14. Jahrhundert. Wegen der vielen damit verbundenen Misbräuche wurden sie durch den Reichstagsabschied vom Jahre 1577 verboten, erhielten sich aber noch eine Zeit lang in Deutschland, am längsten in Holstein. (S. Mahl.)
Lat.: Convivium fidejussorum.
Geiseln.
1 Es wird mancher gegeiselt, der keine Schuld hat.
„Ich will ihn geiseln und loslassen“, sagte Pilatus. Und die Aegypter sagen sogar zur Charakterisirung des morgenländischen Rechtswesens im Sprichwort: Geisele den Unschuldigen, damit der Schuldige bekenne. (Burckhardt, 392.) Das Sprichwort soll seine Entstehung einem verwickelten Rechtsfalle zu danken haben, bei welchem der Kadi einen notorisch Unschuldigen blos aus dem Grunde zur Bastonade verurtheilte, damit der wirkliche Thäter aus Mitleid zum Geständniss bewogen werden möchte.
2 Jeder geiselt sich auf seine Weise.
Findet in der Geschichte des Geiselwesens als Bussübung seine Erklärung. (Vgl. Der Flagellantismus und die Jesuitenbeichte, Leipzig 1834.)
Frz.: Chacun se fait fouetter à sa guise. (Lendroy, 1586.)
Geiss.
1 Alte geyss lecket auch gern saltz. – Franck, II, 117a; Henisch, II, 1449; Lehmann, II, 27, 27; Eiselein, 202; Reinsberg I, 118; Kirchhofer, 277; Braun, I, 664; Mayer, I, 193; Simrock, 3201; Körte, 1860; für Aargau: Schweiz, II, 144, 5.
It.: La capra giovane mangia il sale, la vecchia il sale e il sacco. (Körte, 1860.)
Lat.: Anus hircissans. (Apostol. VI; Binder I, 69; II, 197; Seybold, 31.)
Ung.: A vén ketske is meg nyalja a sót. – Nehéz vén ketsketöl a sót el tiltani. (Gaal, 624.)
2 Bald de Goass z' wohl is, steaht s' auf und kratzt se. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 28, 35.
3 De Geis well och 'ne lange Stätz han. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 156.
4 Der Geiss lässt Gott den Schwanz nicht zu lang wachsen.
5 Der hat die Geiss nicht sicher, der sie an einen Kohlstrunk bindet.
6 Die alt geyss hüpfft auch. – Franck, II, 47a.
7 Die Geiss bedeckt sich nicht mit dem Wadel, als sollte man da das Pacem küssen. – Eiselein, 202.
8 Die Geiss geht so lang ins Kraut, biss sie's bezahlt mit ihrer Haut. – Lehmann, 580, 7.
Holl.: De geit schrufelt zoo lang, dat zij kwalijk ligt. – Het geitje loopt zoo dikwijls in de kool, tot dat het er hare vacht laat. (Harrebomée, I, 213.)
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