Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 10 Was man zuerst in ein new Gefesse geust, darnach reucht es, weil es wehret. - Mathesy, 39b.

Auch die Spanier sagen: Dem neuen Gefäss bleibt der Geruch von dem, was man hineingethan; und ein altes lateinisches Sprichwort lautet: Der Geruch, welchen der Topf neu einmal angenommen hat, wird er lange behalten. (Reinsberg VII, 77.)

Dän.: Det man gyder först i karret, vil det gierne smage af siden. (Prov. dan., 262.)

Frz.: La caque sent toujours le hareng. (Kritzinger, 106.)

11 Wenn das Gefäss nicht rein, wird zu Essig der Wein.

12 Wenn das Gefäss voll ist, läuft's von Einem Tropfen über.

Dän.: Naar man gyder i fuld kar, löber det over. (Prov. dan., 495.)

13 Wer das Gefäss hält, kann am leichtesten verschütten.

Dän.: Den kan snarest spilde, som har karret i haand. (Bohn I, 354.)

14 Womit das Gefäss ist gefüllt, davon es überquillt. - Eiselein, 215. In Wallenstein's Lager, 8. Scene, sagt der Kapuziner: "Wessen das Gefäss ist gefüllt, davon u. s. w."

Frz.: Il ne peut issir (sortir) du vaissel fors que ce qu'on y a mis. (Leroux, II, 234.)

*15 Es kann aus einem Gefäss nichts heraussickern, was nicht drin ist.


Gefecht.

1 Gefechte und Schildereien muss man von fern ansehen. - Winckler, IV, 3.

2 Manch Gefecht ist ungerecht.

3 Wenn das Gefecht anfängt, und wenn es aufhört, kommt man stets ungelegen.


Gefieder.

1 Schön Gefieder macht schöne Vögel.

2 Schön Gefieder, schlechte Lieder. - Sprichwörtergarten, 276.

Wer blos nach dem Aeussern urtheilt, findet sich häufig betrogen.

3 Wem das Gefider wil zu gross werden, dem pflegt die Welt die zwing Federn ausszuziehen. - Petri, II, 622; Sailer, 126.

4 Wem's Gefieder zu gross werden will, dem zieht die Welt die Schwungfedern aus. - Körte, 1857.


Gefinkelte.

* Das is a G'finkelte. (Wien.)

Die Redensart wurde in einer wiener Gerichtsverhandlung von einer Zeugin gegen eine angeklagte Frau gebraucht und infolge der Aufforderung des Richters dahin erklärt: "Die hat's faustdick hinter den Ohren." (Vgl. Wiener Morgenpost, October 1864, und Breslauer Zeitung, Nr. 467, S. 2608.)


Gefke.

* Wat hett Gefke dar to don. - Eichwald, 616.


Gefläch.

* Hä ess dubbel geflääch. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 146.

D. h. er hat's faustdick hinter den Ohren sitzen.


Geflenn.

* Ein Geflenn machen wie die Katzen auf dem Dach. - Auerbach, Dorfgesch., V, 35.


Geflickt.

Geflickt hält so lange als ganz.


Geflügel.

1 Wenn das gefligel nicht sanfft ligt, so wirdt es nicht faisst. - Henisch, 1420, 18.

2 Wenn sich das Geflügel früh muset, so gibt's ein frühen Winter. - Kirchhofer, 311.


Gefräss.

* Es ist ein deutsch Gefräss. - Körte, 1851.


Gefrässig.

* Er ist gefrässig wie ein Gerberhund. - Braun, I, 660; Körte, 1851.


Gefrieren.

1 Gefriert's a Sanct-Mathis, so gfrürt's no vier Wochen g'wiss. (Luzern.) - Ineichen.

2 Je mehr es gefriert, desto mehr zieht es an.

Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es.

*3 A iss nicht gefroren, a start sunste a su. - Gomolcke, 105.

*4 Es ist gefroren wie Schinderknochen. (Schles.)


Gefühl.

1 Dem Gefaüle noa1 hiäd de Man rächt, sach de Awekoate, as iäm bai2 en Goldstücke in de[Spaltenumbruch] Hand stoppede. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 259, 8.

1) Dem Gefühl nach.

2) Bai = wai, wer, jemand.

2 Gefühl macht Glauben. - Körte, 1852.

In Aegypten warnt man aber davor, dem Gefühl prüfungslos zu folgen, denn: Wer das Gefühl zum Sultan seiner Handlungen macht, der macht den Verstand zum Sklaven seiner Laune.

*3 Dat hett he in de Föhl, as de Bidder (oder: Bedler) de Laus. (Ostfries.) - Bueren, 343; Frommann, III, 222; Eichwald, 104.


Gefundenes.

Gefundenes verhohlen, ist so gut als gestohlen. (S. Fund 4.) - Körte, 1386 u. 1715; Steiger, 58; Simrock, 2437.

Die Unterschlagung einer gefundenen Sache wird hier dem Diebstahl gleichgestellt, obwol das wesentliche Merkmal der Entwendung fehlt, nämlich der Umstand, dass der Thäter den Gegenstand aus fremdem Gewahrsam weggenommen hat. Vgl. darüber Hillebrand (S. 213) und Walter, Ueber den Funddiebstahl (München 1848.)


Gegäng.

Gruss Gegäng git gruss Gekomm. (Nassau.) - Kehrein, VI, 28.


Gegend.

1 Eine schöne Gegend, sagte die Frau, da ihr Mann bei Kulm geblieben war.

2 In einer schönen Gegend ist gut wohnen.

Dän.: Godt at boe udi en lystig egn, men bedre paa et naersom staed. (Prov. dan., 77.)

3 Man kommt in schöne Gegenden, wenn man reist, sagte der blinde Geiger, als er durch die Lüneburger Heide ging.

Holl.: Wat is dit een vruchtbaar land, zei blinde Fop, en hij stond midden op de Morkerheide. (Harrebomee, I, 194.)

4 Nicht in jeder Gegend findet man Goldsand.

5 Wie die Gegend, so die Sitte. (Lit.)

*6 Auch eine schöne Gegend!

Diese Redensart, welche diesseit wie jenseit des Atlantischen Oceans sprichwörtlich umläuft, gehört ursprünglich einem Gespräch zweier berliner Frauen an, das sich in Glassbrenner's Berlin, wie es ist und trinkt findet. Sie fragen sich gegenseitig, wo ihre Söhne im Freiheitskriege gefallen seien. Als die eine antwortet: "Bei Leipzig", erwidert die andere im berliner Dialekt die obige Redensart, die nun inzwischen auch im Hochdeutschen Boden gefasst hat.


Gegengift.

* Er nimmt das Gegengift vor der Vergiftung.

Hieronymus gebraucht es von denen, die sich entschuldigen, ehe man sie beschuldigt.


Gegenpart.

Man muss erst die Gegenpart hören.

Warnung vor einseitigen Entscheidungen.

Lat.: Audiatur et altera pars. (Binder I, 107; II, 282; Egeria, 19; Faselius, 24; Fischer, 23, 112; Philippi, I, 49; Seybold, 45; Wiegand, 393.)


Gegensatz.

1 Gegensätze berühren sich.

2 Gegensätze machen klar, was sonst noch so dunkel war.

Lat.: Contrarium in contrario amplius licet. (Bovill, II, 96.)


Gegentheil.

* Gegentheil hat ihm das Maul verstopft.

Die eine Partei hat die andere zum Schweigen gebracht.


Gegenwart.

1 Dessen gegenwarth viel nutzt, dessen abwesenheit thut desto grössern Schaden. - Lehmann, 247, 30.

2 Die Gegenwart des Herrn macht das Pferd wohlgenährt (oder: düngt den Acker wohl). (S. Auge 42-45.)

3 Die Gegenwart ist unser. - Eiselein, 215; Simrock, 3166.

"Wir, wir leben, unser sind die Stunden, und der Lebende hat Recht." (Schiller.) "Aber", bemerkt Varnhagen von Ense, "eine Gegenwart, die nur sie selbst sein will, der die Vergangenheit lästig und beschämend, die Zukunft grausenhaft und daher beide verhasst sind, bringt sich nothwendig ums Leben." (Ludmilla Assing, Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Oelsner, Stuttgart 1865.)

Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris! (Eiselein, 215.)

[Spaltenumbruch] 10 Was man zuerst in ein new Gefesse geust, darnach reucht es, weil es wehret.Mathesy, 39b.

Auch die Spanier sagen: Dem neuen Gefäss bleibt der Geruch von dem, was man hineingethan; und ein altes lateinisches Sprichwort lautet: Der Geruch, welchen der Topf neu einmal angenommen hat, wird er lange behalten. (Reinsberg VII, 77.)

Dän.: Det man gyder først i karret, vil det gierne smage af siden. (Prov. dan., 262.)

Frz.: La caque sent toujours le hareng. (Kritzinger, 106.)

11 Wenn das Gefäss nicht rein, wird zu Essig der Wein.

12 Wenn das Gefäss voll ist, läuft's von Einem Tropfen über.

Dän.: Naar man gyder i fuld kar, løber det over. (Prov. dan., 495.)

13 Wer das Gefäss hält, kann am leichtesten verschütten.

Dän.: Den kan snarest spilde, som har karret i haand. (Bohn I, 354.)

14 Womit das Gefäss ist gefüllt, davon es überquillt.Eiselein, 215. In Wallenstein's Lager, 8. Scene, sagt der Kapuziner: „Wessen das Gefäss ist gefüllt, davon u. s. w.“

Frz.: Il ne peut issir (sortir) du vaissel fors que ce qu'on y a mis. (Leroux, II, 234.)

*15 Es kann aus einem Gefäss nichts heraussickern, was nicht drin ist.


Gefecht.

1 Gefechte und Schildereien muss man von fern ansehen.Winckler, IV, 3.

2 Manch Gefecht ist ungerecht.

3 Wenn das Gefecht anfängt, und wenn es aufhört, kommt man stets ungelegen.


Gefieder.

1 Schön Gefieder macht schöne Vögel.

2 Schön Gefieder, schlechte Lieder.Sprichwörtergarten, 276.

Wer blos nach dem Aeussern urtheilt, findet sich häufig betrogen.

3 Wem das Gefider wil zu gross werden, dem pflegt die Welt die zwing Federn ausszuziehen.Petri, II, 622; Sailer, 126.

4 Wem's Gefieder zu gross werden will, dem zieht die Welt die Schwungfedern aus.Körte, 1857.


Gefinkelte.

* Das is a G'finkelte. (Wien.)

Die Redensart wurde in einer wiener Gerichtsverhandlung von einer Zeugin gegen eine angeklagte Frau gebraucht und infolge der Aufforderung des Richters dahin erklärt: „Die hat's faustdick hinter den Ohren.“ (Vgl. Wiener Morgenpost, October 1864, und Breslauer Zeitung, Nr. 467, S. 2608.)


Gefke.

* Wat hett Gefke dar to don.Eichwald, 616.


Gefläch.

* Hä ess dubbel geflääch. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 146.

D. h. er hat's faustdick hinter den Ohren sitzen.


Geflenn.

* Ein Geflenn machen wie die Katzen auf dem Dach.Auerbach, Dorfgesch., V, 35.


Geflickt.

Geflickt hält so lange als ganz.


Geflügel.

1 Wenn das gefligel nicht sanfft ligt, so wirdt es nicht faisst.Henisch, 1420, 18.

2 Wenn sich das Geflügel früh muset, so gibt's ein frühen Winter.Kirchhofer, 311.


Gefräss.

* Es ist ein deutsch Gefräss.Körte, 1851.


Gefrässig.

* Er ist gefrässig wie ein Gerberhund.Braun, I, 660; Körte, 1851.


Gefrieren.

1 Gefriert's a Sanct-Mathis, so gfrürt's no vier Wochen g'wiss. (Luzern.) – Ineichen.

2 Je mehr es gefriert, desto mehr zieht es an.

Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es.

*3 A iss nicht gefroren, a start sunste a su.Gomolcke, 105.

*4 Es ist gefroren wie Schinderknochen. (Schles.)


Gefühl.

1 Dem Gefaüle noa1 hiäd de Man rächt, sach de Awekoate, as iäm bai2 en Goldstücke in de[Spaltenumbruch] Hand stoppede. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 259, 8.

1) Dem Gefühl nach.

2) Bai = wai, wer, jemand.

2 Gefühl macht Glauben.Körte, 1852.

In Aegypten warnt man aber davor, dem Gefühl prüfungslos zu folgen, denn: Wer das Gefühl zum Sultan seiner Handlungen macht, der macht den Verstand zum Sklaven seiner Laune.

*3 Dat hett he in de Föhl, as de Bidder (oder: Bedler) de Lûs. (Ostfries.) – Bueren, 343; Frommann, III, 222; Eichwald, 104.


Gefundenes.

Gefundenes verhohlen, ist so gut als gestohlen. (S. Fund 4.)Körte, 1386 u. 1715; Steiger, 58; Simrock, 2437.

Die Unterschlagung einer gefundenen Sache wird hier dem Diebstahl gleichgestellt, obwol das wesentliche Merkmal der Entwendung fehlt, nämlich der Umstand, dass der Thäter den Gegenstand aus fremdem Gewahrsam weggenommen hat. Vgl. darüber Hillebrand (S. 213) und Walter, Ueber den Funddiebstahl (München 1848.)


Gegäng.

Gruss Gegäng git gruss Gekomm. (Nassau.) – Kehrein, VI, 28.


Gegend.

1 Eine schöne Gegend, sagte die Frau, da ihr Mann bei Kulm geblieben war.

2 In einer schönen Gegend ist gut wohnen.

Dän.: Godt at boe udi en lystig egn, men bedre paa et nærsom stæd. (Prov. dan., 77.)

3 Man kommt in schöne Gegenden, wenn man reist, sagte der blinde Geiger, als er durch die Lüneburger Heide ging.

Holl.: Wat is dit een vruchtbaar land, zei blinde Fop, en hij stond midden op de Morkerheide. (Harrebomée, I, 194.)

4 Nicht in jeder Gegend findet man Goldsand.

5 Wie die Gegend, so die Sitte. (Lit.)

*6 Auch eine schöne Gegend!

Diese Redensart, welche diesseit wie jenseit des Atlantischen Oceans sprichwörtlich umläuft, gehört ursprünglich einem Gespräch zweier berliner Frauen an, das sich in Glassbrenner's Berlin, wie es ist und trinkt findet. Sie fragen sich gegenseitig, wo ihre Söhne im Freiheitskriege gefallen seien. Als die eine antwortet: „Bei Leipzig“, erwidert die andere im berliner Dialekt die obige Redensart, die nun inzwischen auch im Hochdeutschen Boden gefasst hat.


Gegengift.

* Er nimmt das Gegengift vor der Vergiftung.

Hieronymus gebraucht es von denen, die sich entschuldigen, ehe man sie beschuldigt.


Gegenpart.

Man muss erst die Gegenpart hören.

Warnung vor einseitigen Entscheidungen.

Lat.: Audiatur et altera pars. (Binder I, 107; II, 282; Egeria, 19; Faselius, 24; Fischer, 23, 112; Philippi, I, 49; Seybold, 45; Wiegand, 393.)


Gegensatz.

1 Gegensätze berühren sich.

2 Gegensätze machen klar, was sonst noch so dunkel war.

Lat.: Contrarium in contrario amplius licet. (Bovill, II, 96.)


Gegentheil.

* Gegentheil hat ihm das Maul verstopft.

Die eine Partei hat die andere zum Schweigen gebracht.


Gegenwart.

1 Dessen gegenwarth viel nutzt, dessen abwesenheit thut desto grössern Schaden.Lehmann, 247, 30.

2 Die Gegenwart des Herrn macht das Pferd wohlgenährt (oder: düngt den Acker wohl). (S. Auge 42-45.)

3 Die Gegenwart ist unser.Eiselein, 215; Simrock, 3166.

„Wir, wir leben, unser sind die Stunden, und der Lebende hat Recht.“ (Schiller.) „Aber“, bemerkt Varnhagen von Ense, „eine Gegenwart, die nur sie selbst sein will, der die Vergangenheit lästig und beschämend, die Zukunft grausenhaft und daher beide verhasst sind, bringt sich nothwendig ums Leben.“ (Ludmilla Assing, Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Oelsner, Stuttgart 1865.)

Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris! (Eiselein, 215.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0737" n="[709]"/><cb n="1417"/>
10 Was man zuerst in ein new Gefesse geust, darnach reucht es, weil es wehret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 39<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch die Spanier sagen: Dem neuen Gefäss bleibt der Geruch von dem, was man hineingethan; und ein altes lateinisches Sprichwort lautet: Der Geruch, welchen der Topf neu einmal angenommen hat, wird er lange behalten. (<hi rendition="#i">Reinsberg VII, 77.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det man gyder først i karret, vil det gierne smage af siden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 262.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La caque sent toujours le hareng. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 106.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wenn das Gefäss nicht rein, wird zu Essig der Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wenn das Gefäss voll ist, läuft's von Einem Tropfen über.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Naar man gyder i fuld kar, løber det over. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 495.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wer das Gefäss hält, kann am leichtesten verschütten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den kan snarest spilde, som har karret i haand. (<hi rendition="#i">Bohn I, 354.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Womit das Gefäss ist gefüllt, davon es überquillt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 215.</hi> In Wallenstein's Lager, 8. Scene, sagt der Kapuziner: &#x201E;Wessen das Gefäss ist gefüllt, davon u. s. w.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne peut issir (sortir) du vaissel fors que ce qu'on y a mis. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Es kann aus einem Gefäss nichts heraussickern, was nicht drin ist.</hi> </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefecht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gefechte und Schildereien muss man von fern ansehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, IV, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Manch Gefecht ist ungerecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn das Gefecht anfängt, und wenn es aufhört, kommt man stets ungelegen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefieder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Schön Gefieder macht schöne Vögel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Schön Gefieder, schlechte Lieder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer blos nach dem Aeussern urtheilt, findet sich häufig betrogen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wem das Gefider wil zu gross werden, dem pflegt die Welt die zwing Federn ausszuziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 622; Sailer, 126.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wem's Gefieder zu gross werden will, dem zieht die Welt die Schwungfedern aus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1857.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefinkelte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das is a G'finkelte.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Redensart wurde in einer wiener Gerichtsverhandlung von einer Zeugin gegen eine angeklagte Frau gebraucht und infolge der Aufforderung des Richters dahin erklärt: &#x201E;Die hat's faustdick hinter den Ohren.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Wiener Morgenpost, October 1864, und Breslauer Zeitung, Nr. 467, S. 2608.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wat hett Gefke dar to don.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 616.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefläch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hä ess dubbel geflääch.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 474, 146.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. er hat's faustdick hinter den Ohren sitzen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geflenn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein Geflenn machen wie die Katzen auf dem Dach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Auerbach, Dorfgesch., V, 35.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geflickt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Geflickt hält so lange als ganz.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geflügel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn das gefligel nicht sanfft ligt, so wirdt es nicht faisst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1420, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn sich das Geflügel früh muset, so gibt's ein frühen Winter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 311.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefräss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein deutsch Gefräss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1851.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefrässig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist gefrässig wie ein Gerberhund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 660; Körte, 1851.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefrieren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gefriert's a Sanct-Mathis, so gfrürt's no vier Wochen g'wiss.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Ineichen.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Je mehr es gefriert, desto mehr zieht es an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 A iss nicht gefroren, a start sunste a su.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 105.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist gefroren wie Schinderknochen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefühl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dem Gefaüle noa<hi rendition="#sup">1</hi> hiäd de Man rächt, sach de Awekoate, as iäm bai<hi rendition="#sup">2</hi> en Goldstücke in de<cb n="1418"/>
Hand stoppede.</hi> (<hi rendition="#i">Hemer in der Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 259, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dem Gefühl nach.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Bai = wai, wer, jemand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gefühl macht Glauben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1852.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Aegypten warnt man aber davor, dem Gefühl prüfungslos zu folgen, denn: Wer das Gefühl zum Sultan seiner Handlungen macht, der macht den Verstand zum Sklaven seiner Laune.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dat hett he in de Föhl, as de Bidder (oder: Bedler) de Lûs.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 343; Frommann, III, 222; Eichwald, 104.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefundenes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gefundenes verhohlen, ist so gut als gestohlen. (S.  Fund 4.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1386 u. 1715; Steiger, 58; Simrock, 2437.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Unterschlagung einer gefundenen Sache wird hier dem Diebstahl gleichgestellt, obwol das wesentliche Merkmal der Entwendung fehlt, nämlich der Umstand, dass der Thäter den Gegenstand aus fremdem Gewahrsam weggenommen hat. Vgl. darüber <hi rendition="#i">Hillebrand (S. 213)</hi> und <hi rendition="#i">Walter, Ueber den Funddiebstahl (München 1848.)</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegäng.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gruss Gegäng git gruss Gekomm.</hi> (<hi rendition="#i">Nassau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kehrein, VI, 28.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegend.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Eine schöne Gegend, sagte die Frau, da ihr Mann bei Kulm geblieben war.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 In einer schönen Gegend ist gut wohnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Godt at boe udi en lystig egn, men bedre paa et nærsom stæd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 77.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man kommt in schöne Gegenden, wenn man reist, sagte der blinde Geiger, als er durch die Lüneburger Heide ging.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat is dit een vruchtbaar land, zei blinde Fop, en hij stond midden op de Morkerheide. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Nicht in jeder Gegend findet man Goldsand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wie die Gegend, so die Sitte.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Auch eine schöne Gegend!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart, welche diesseit wie jenseit des Atlantischen Oceans sprichwörtlich umläuft, gehört ursprünglich einem Gespräch zweier berliner Frauen an, das sich in <hi rendition="#i">Glassbrenner's Berlin, wie es ist und trinkt</hi> findet. Sie fragen sich gegenseitig, wo ihre Söhne im Freiheitskriege gefallen seien. Als die eine antwortet: &#x201E;Bei Leipzig&#x201C;, erwidert die andere im berliner Dialekt die obige Redensart, die nun inzwischen auch im Hochdeutschen Boden gefasst hat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegengift.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er nimmt das Gegengift vor der Vergiftung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hieronymus gebraucht es von denen, die sich <hi rendition="#g">ent</hi>schuldigen, ehe man sie <hi rendition="#g">be</hi>schuldigt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegenpart.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Man muss erst die Gegenpart hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Warnung vor einseitigen Entscheidungen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Audiatur et altera pars. (<hi rendition="#i">Binder I, 107; II, 282; Egeria, 19; Faselius, 24; Fischer, 23, 112; Philippi, I, 49; Seybold, 45; Wiegand, 393.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegensatz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Gegensätze berühren sich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Gegensätze machen klar, was sonst noch so dunkel war.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Contrarium in contrario amplius licet. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 96.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegentheil.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Gegentheil hat ihm das Maul verstopft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die eine Partei hat die andere zum Schweigen gebracht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gegenwart.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dessen gegenwarth viel nutzt, dessen abwesenheit thut desto grössern Schaden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 247, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Gegenwart des Herrn macht das Pferd wohlgenährt (oder: düngt den Acker wohl). (S.  Auge 42-45.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Gegenwart ist unser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 215; Simrock, 3166.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wir, wir leben, unser sind die Stunden, und der Lebende hat Recht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schiller.</hi>) &#x201E;Aber&#x201C;, bemerkt <hi rendition="#i">Varnhagen von Ense,</hi> &#x201E;eine Gegenwart, die nur sie selbst sein will, der die Vergangenheit lästig und beschämend, die Zukunft grausenhaft und daher beide verhasst sind, bringt sich nothwendig ums Leben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Ludmilla Assing, Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Oelsner, Stuttgart 1865.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris! (<hi rendition="#i">Eiselein, 215.</hi>)</p><lb/>
          <p>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[709]/0737] 10 Was man zuerst in ein new Gefesse geust, darnach reucht es, weil es wehret. – Mathesy, 39b. Auch die Spanier sagen: Dem neuen Gefäss bleibt der Geruch von dem, was man hineingethan; und ein altes lateinisches Sprichwort lautet: Der Geruch, welchen der Topf neu einmal angenommen hat, wird er lange behalten. (Reinsberg VII, 77.) Dän.: Det man gyder først i karret, vil det gierne smage af siden. (Prov. dan., 262.) Frz.: La caque sent toujours le hareng. (Kritzinger, 106.) 11 Wenn das Gefäss nicht rein, wird zu Essig der Wein. 12 Wenn das Gefäss voll ist, läuft's von Einem Tropfen über. Dän.: Naar man gyder i fuld kar, løber det over. (Prov. dan., 495.) 13 Wer das Gefäss hält, kann am leichtesten verschütten. Dän.: Den kan snarest spilde, som har karret i haand. (Bohn I, 354.) 14 Womit das Gefäss ist gefüllt, davon es überquillt. – Eiselein, 215. In Wallenstein's Lager, 8. Scene, sagt der Kapuziner: „Wessen das Gefäss ist gefüllt, davon u. s. w.“ Frz.: Il ne peut issir (sortir) du vaissel fors que ce qu'on y a mis. (Leroux, II, 234.) *15 Es kann aus einem Gefäss nichts heraussickern, was nicht drin ist. Gefecht. 1 Gefechte und Schildereien muss man von fern ansehen. – Winckler, IV, 3. 2 Manch Gefecht ist ungerecht. 3 Wenn das Gefecht anfängt, und wenn es aufhört, kommt man stets ungelegen. Gefieder. 1 Schön Gefieder macht schöne Vögel. 2 Schön Gefieder, schlechte Lieder. – Sprichwörtergarten, 276. Wer blos nach dem Aeussern urtheilt, findet sich häufig betrogen. 3 Wem das Gefider wil zu gross werden, dem pflegt die Welt die zwing Federn ausszuziehen. – Petri, II, 622; Sailer, 126. 4 Wem's Gefieder zu gross werden will, dem zieht die Welt die Schwungfedern aus. – Körte, 1857. Gefinkelte. * Das is a G'finkelte. (Wien.) Die Redensart wurde in einer wiener Gerichtsverhandlung von einer Zeugin gegen eine angeklagte Frau gebraucht und infolge der Aufforderung des Richters dahin erklärt: „Die hat's faustdick hinter den Ohren.“ (Vgl. Wiener Morgenpost, October 1864, und Breslauer Zeitung, Nr. 467, S. 2608.) Gefke. * Wat hett Gefke dar to don. – Eichwald, 616. Gefläch. * Hä ess dubbel geflääch. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 146. D. h. er hat's faustdick hinter den Ohren sitzen. Geflenn. * Ein Geflenn machen wie die Katzen auf dem Dach. – Auerbach, Dorfgesch., V, 35. Geflickt. Geflickt hält so lange als ganz. Geflügel. 1 Wenn das gefligel nicht sanfft ligt, so wirdt es nicht faisst. – Henisch, 1420, 18. 2 Wenn sich das Geflügel früh muset, so gibt's ein frühen Winter. – Kirchhofer, 311. Gefräss. * Es ist ein deutsch Gefräss. – Körte, 1851. Gefrässig. * Er ist gefrässig wie ein Gerberhund. – Braun, I, 660; Körte, 1851. Gefrieren. 1 Gefriert's a Sanct-Mathis, so gfrürt's no vier Wochen g'wiss. (Luzern.) – Ineichen. 2 Je mehr es gefriert, desto mehr zieht es an. Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es. *3 A iss nicht gefroren, a start sunste a su. – Gomolcke, 105. *4 Es ist gefroren wie Schinderknochen. (Schles.) Gefühl. 1 Dem Gefaüle noa1 hiäd de Man rächt, sach de Awekoate, as iäm bai2 en Goldstücke in de Hand stoppede. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 259, 8. 1) Dem Gefühl nach. 2) Bai = wai, wer, jemand. 2 Gefühl macht Glauben. – Körte, 1852. In Aegypten warnt man aber davor, dem Gefühl prüfungslos zu folgen, denn: Wer das Gefühl zum Sultan seiner Handlungen macht, der macht den Verstand zum Sklaven seiner Laune. *3 Dat hett he in de Föhl, as de Bidder (oder: Bedler) de Lûs. (Ostfries.) – Bueren, 343; Frommann, III, 222; Eichwald, 104. Gefundenes. Gefundenes verhohlen, ist so gut als gestohlen. (S. Fund 4.) – Körte, 1386 u. 1715; Steiger, 58; Simrock, 2437. Die Unterschlagung einer gefundenen Sache wird hier dem Diebstahl gleichgestellt, obwol das wesentliche Merkmal der Entwendung fehlt, nämlich der Umstand, dass der Thäter den Gegenstand aus fremdem Gewahrsam weggenommen hat. Vgl. darüber Hillebrand (S. 213) und Walter, Ueber den Funddiebstahl (München 1848.) Gegäng. Gruss Gegäng git gruss Gekomm. (Nassau.) – Kehrein, VI, 28. Gegend. 1 Eine schöne Gegend, sagte die Frau, da ihr Mann bei Kulm geblieben war. 2 In einer schönen Gegend ist gut wohnen. Dän.: Godt at boe udi en lystig egn, men bedre paa et nærsom stæd. (Prov. dan., 77.) 3 Man kommt in schöne Gegenden, wenn man reist, sagte der blinde Geiger, als er durch die Lüneburger Heide ging. Holl.: Wat is dit een vruchtbaar land, zei blinde Fop, en hij stond midden op de Morkerheide. (Harrebomée, I, 194.) 4 Nicht in jeder Gegend findet man Goldsand. 5 Wie die Gegend, so die Sitte. (Lit.) *6 Auch eine schöne Gegend! Diese Redensart, welche diesseit wie jenseit des Atlantischen Oceans sprichwörtlich umläuft, gehört ursprünglich einem Gespräch zweier berliner Frauen an, das sich in Glassbrenner's Berlin, wie es ist und trinkt findet. Sie fragen sich gegenseitig, wo ihre Söhne im Freiheitskriege gefallen seien. Als die eine antwortet: „Bei Leipzig“, erwidert die andere im berliner Dialekt die obige Redensart, die nun inzwischen auch im Hochdeutschen Boden gefasst hat. Gegengift. * Er nimmt das Gegengift vor der Vergiftung. Hieronymus gebraucht es von denen, die sich entschuldigen, ehe man sie beschuldigt. Gegenpart. Man muss erst die Gegenpart hören. Warnung vor einseitigen Entscheidungen. Lat.: Audiatur et altera pars. (Binder I, 107; II, 282; Egeria, 19; Faselius, 24; Fischer, 23, 112; Philippi, I, 49; Seybold, 45; Wiegand, 393.) Gegensatz. 1 Gegensätze berühren sich. 2 Gegensätze machen klar, was sonst noch so dunkel war. Lat.: Contrarium in contrario amplius licet. (Bovill, II, 96.) Gegentheil. * Gegentheil hat ihm das Maul verstopft. Die eine Partei hat die andere zum Schweigen gebracht. Gegenwart. 1 Dessen gegenwarth viel nutzt, dessen abwesenheit thut desto grössern Schaden. – Lehmann, 247, 30. 2 Die Gegenwart des Herrn macht das Pferd wohlgenährt (oder: düngt den Acker wohl). (S. Auge 42-45.) 3 Die Gegenwart ist unser. – Eiselein, 215; Simrock, 3166. „Wir, wir leben, unser sind die Stunden, und der Lebende hat Recht.“ (Schiller.) „Aber“, bemerkt Varnhagen von Ense, „eine Gegenwart, die nur sie selbst sein will, der die Vergangenheit lästig und beschämend, die Zukunft grausenhaft und daher beide verhasst sind, bringt sich nothwendig ums Leben.“ (Ludmilla Assing, Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Oelsner, Stuttgart 1865.) Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris! (Eiselein, 215.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/737
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [709]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/737>, abgerufen am 22.12.2024.