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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] deiner Tugenden willen trägst du die Ketten nicht!" Doch erschien ihm hinterher das Wort zu scharf; er wirkte dem Verbrecher die Freiheit aus und veranlasste, dass er zum Schliesser der Citadelle ernannt wurde. Nicht lange nachher ward der Graf gestürzt und von seinen Feinden gefesselt und halb bekleidet in einen feuchten Kerker geworfen, wo ihn das heftigste Zahnweh überfiel. Da rasselten Ketten und der Schliesser trat an ihn heran, brachte ihn mit einigen Faustschlägen zum Stillstehen, legte ihm die Verbrecherjacke an, belastete Arme und Beine mit Ketten, schloss ihn kreuzweis an den Fussboden fest und verliess ihn mit den höhnenden Worten: "Um Ihrer Tugenden willen legte ich Ew. Excellenz die Ketten nicht an."

Mhd.: Wer ab dem Galgen löst den dieb, darnach hat er jn neimer leib. (Boner.) (Eiselein, 203; Kirchhofer, 41.)

Engl.: Save a thief from the gallows and he will cut your throat. (Eiselein, 203.)

Frz.: Depends le pendard et il te pendra. (Cahier, 1326.) - Depends le pendart, il te pendra, oigne le villain, il te poindra. (Leroux, II, 81.)

Holl.: Verlost gij iemand van de galg, hij zal er u zelven graag aanhangen (oder: gij brengt er u zelven aan). (Harrebomee, I, 189.)

It.: Chi dispicca l'impiccato, col tempo l'impiccato impicca lui. (Pazzaglia, 168, 1.)

Lat.: Aries nutricationis mercedem persolvit. (Philippi, I, 41; Binder II, 25; Seybold, 36.)

47 Wer für den Galgen geboren (bestimmt) ist, ersäuft nicht. - Eiselein, 203; Braun, I, 616.

Soll auch, nach Reinsberg (IV, 139), nicht am Nervenfieber sterben. Die Polen sagen: Wen der Herrgott für die Vögel aufbewahrt, der wird nicht zu Fischfutter.

Holl.: Die tot de galg geboren is, verdrinkt niet. (Harrebomee, I, 199.)

48 Zittern vorm Galgen hilfft vor hencken nicht. - Lehmann, II, 904, 7.

49 Zum Galgen hin vnd Rabenstein, was nicht will fromm vnd redlich sein.

Dän.: Somt gielder Gud, somt östen-veyr (Gud straffer tyven etc. nu med den almindelige galge hvori tyven svinger for veyret). (Prov. dan., 259.)

*50 A wird a Galgen hüsch zieren. - Robinson, 208; Gomolcke, 247.

Frz.: Faire une capriole en l'air. (Kritzinger, 17.)

*51 Auss an galgen. - Agricola, I, 56; Franck, II, 81a; Eyering, I, 140.

"Wenn wir horen, dass yemand vnehrlig handelt, vnd gebaret, so fellen wir ein solch vrteyl vber yhn."

*52 Das bringt ihn an den Galgen.

Holl.: Het gaat hem al ter galge uit. (Harrebomee, I, 199.)

*53 Den Galgen hauen und den Dieb laufen lassen.

Holl.: Het is de galg gegeeseld, en de dieven laten loopen. (Harrebomee, I, 199.)

*54 Der Galgen hat, was ihm gehört.

Es ist ganz recht, dass er gehängt (oder bestraft) worden ist.

Frz.: Le gibet a ce qui est a soi. (Kritzinger, 348.)

*55 Der letzte Galgen ist ihm lieber als der erste.

Holl.: Hij hangt ook liever aan de laatste, dan aan de eerste galg. (Harrebomee, I, 199.)

*56 Einander Galgen und Rad vorwerfen.

Einander die strafwürdigsten Vergehungen schuld geben.

*57 Einen an den lichten Galgen hängen.

*58 Einen galgen ans hauss malen. - Franck, II, 20a.

Ein Zeichen der Verachtung geben. Franck hat die Redensart mit: Ein Eselsohr (s. d.) machen; die Feigen (s. d.) weisen und ähnlichen zusammengestellt.

*59 Einen vom Galgen erlösen. - Henisch, 1336.

*60 En Galgen vull. - Schütze, II, 8.

D. h. sieben Personen; so viele sollen nämlich am Galgen gemächlich hängen können. Der eigentliche grosse Normalgalgen, welcher für volkreiche Städte unentbehrlich war, fasste seine sieben Personen, woher die obige Redensart. Zwei arme (s. Galgen 10) Sünder trug nämlich jeder der drei Querbalken der triangelförmig stehenden drei Pfeiler, während sich in der Mitte an einem höher angebrachten Gebälk der siebente oder Ehrenplatz befand, für den "Erzdieb", welcher als ein solcher zum "höchsten Galgen" condemnirt war. (O. Beneke, Von unehrlichen Leuten, S. 224.)

*61 Er fürchtet sich vor dem Galgen.

*62 Er hat den Galgen (längst) verdient.

Frz.: Il a gagne le prendre. (Kritzinger, 339.) - Il y a long tems qu'il devroit etre sec. (Kritzinger, 640.)

*63 Er hat ihn vom Galgen abgeschnitten.

*64 Er hat sich an einen goldenen Galgen gehängt. - Tendlau, 595.

Von einem Manne, der ein böses, widerliches Weib um ihres Geldes willen geheirathet hat.

*65 Er ist dem Galgen entlaufen.

Holl.: Hij is de galg ontloopen. (Harrebomee, I, 199.)

[Spaltenumbruch] *66 Er ist dem Galgen sehr nahe gewesen.

Frz.: Il a frise la corde. (Kritzinger, 173.)

*67 Er ist den Galgen nicht werth. - Eiselein, 204.

Lat.: Ne ligula quidem dignus. (Eiselein, 204.)

*68 Er ist für den Galgen geboren.

Holl.: Hij schijnt tot de galg geboren: maar meester Hans is te goed, om zijne handen aan hem te schenden. (Harrebomee, I, 199.)

*69 Er ist zum Galgen flügge (reif). - Eiselein, 203.

Holl.: Hij komt nog aan de galg. - Hij loopt aan de galg, als hij wil. (Harrebomee, I, 199.)

Lat.: Culeum meruit. (Sueton.) (Binder II, 633.)

*70 Er kann sich kaum des Galgens erwehren.

Ist sehr arm.

*71 Er schlägt sich an einen goldenen Galgen. - Simrock, 2989.

Lat.: De pulchro ligno etiam strangulari (sc. convenit).

*72 Er scheuert den Galgen.

Holl.: Hij schuurt de galg. (Harrebomee, I, 199.)

*73 Er (es) will an den Galgen. - Körte, 1739.

*74 Er will den Galgen ganz verdienen, wenn er hängen soll.

*75 Er will sich auch an schönen Galgen nicht hängen.

*76 Er wird dem Galgen nicht entrinnen. - Eiselein, 203.

*77 Er wird sich noch an den Galgen bringen.

Frz.: Trainer sa corde. (Kritzinger, 173.)

*78 Er würde mir gern an den Galgen helfen.

Holl.: Hij zou je aan de galg helpen. (Harrebomee, I, 199.)

*79 Es ist so ein hüpscher galg, es solt einen gelüsten daran zu hangen. - Franck, II, 97; Tappius, 145b; Eyering, II, 83.

Als verwandt hat Franck danebengestellt: "Es solt einer ross vnd wagen von jrnt wegen verthun, verfahrn oder verreiten."

*80 Es steht Galgen und Rad darauf.

Holl.: Daar staat galg en rad op. (Harrebomee, I, 198.)

*81 Etwas bei Galgen und Rad verbieten. - Eiselein, 204.

*82 Ga an'n Galgen. - Schütze, II, 1.

*83 Geh an den Galgen vnd wisch den Ars ans Rad. - Eyering, II, 641.

*84 Geh an den liechten Galgen. - Henisch, 1337.

*85 Ich wolt, du werst am Galgen. - Eyering, III, 75.

*86 Ihm selbs ein Galgen auffrichten. - Henisch, 1136.

*87 Ist der Galgen nur für sie (ihn, dich) gebaut? - Tendlau, 1053.

"Hast du gehört", fragte ein Christ einen Juden, "dass in N. ein Jude gehängt worden ist?" - "Ist der Galgen", erwiderte er, "nur für euch gebaut?" Will sagen: Wir (Juden u. s. w.) sind auch Menschen und können ebenso gut fehlen wie andere.

*88 Ji heft an'n Galgen megen. (Hamburg.) - Schütze, II, 7.

Ihr seid dem Galgen sehr nahe gewesen.

*89 Nur ann galgen, eh er vmbfall. - Franck, II, 80b; Simrock, 2991.

Diese Redensart ist aus der Zeit, in der man den Galgen als Heilmittel gegen alle socialen Uebel betrachtete und nicht schnell genug hängen konnte. Aderlassen und Hängen waren Lebensbedürfnisse. Als sinnverwandt (und jene Zeit charakterisirend) stellt Franck folgende Redensarten daneben: Nur ertrencke. Er sol den Rhein ausssauffen. Schick jn ghen Wien nach beuteltuch. Man sol jn nach grünen heringen schicken. Henck weg, ehe das holtz vergehe. Nur krag ab mit dem lecker.

*90 Sich vom Galgen losschwindeln.

Frz.: Se racheter de la corde. (Kritzinger, 173.)

*91 Vom Galgen aufs Rad kommen. - Murner, Vom luth. Narren; Kirchhofer, 262.

"Wer den grösten kolben hat, der kum von dem galgen vff das rat." (Kloster, X, 27.)


Galgenaas.

* Das ist ein rechtes Galgenaas.


Galgenbrunnen.

* Das ist in den Galgenbrunnen geworfen. (Nürtingen.)

Ohne Nutzen verwandt.


Galgenbub.

* Es ist ein Galgenbub.

Eine von den vielen Bezeichnungen für einen hängenswerthen Gesellen, der auch Feldglocke, Galgenschwengel, Galgenstrick, Galgenvogel, Galgenschwenkling, Galgenzenderling (vgl. Henisch, 1337) heisst.


Galgenfrist.

* Einem eine Galgenfrist gewähren. - Eiselein, 204.


[Spaltenumbruch] deiner Tugenden willen trägst du die Ketten nicht!“ Doch erschien ihm hinterher das Wort zu scharf; er wirkte dem Verbrecher die Freiheit aus und veranlasste, dass er zum Schliesser der Citadelle ernannt wurde. Nicht lange nachher ward der Graf gestürzt und von seinen Feinden gefesselt und halb bekleidet in einen feuchten Kerker geworfen, wo ihn das heftigste Zahnweh überfiel. Da rasselten Ketten und der Schliesser trat an ihn heran, brachte ihn mit einigen Faustschlägen zum Stillstehen, legte ihm die Verbrecherjacke an, belastete Arme und Beine mit Ketten, schloss ihn kreuzweis an den Fussboden fest und verliess ihn mit den höhnenden Worten: „Um Ihrer Tugenden willen legte ich Ew. Excellenz die Ketten nicht an.“

Mhd.: Wer ab dem Galgen löst den dieb, darnach hat er jn nîmer lîb. (Boner.) (Eiselein, 203; Kirchhofer, 41.)

Engl.: Save a thief from the gallows and he will cut your throat. (Eiselein, 203.)

Frz.: Dépends le pendard et il te pendra. (Cahier, 1326.) – Depends le pendart, il te pendra, oigne le villain, il te poindra. (Leroux, II, 81.)

Holl.: Verlost gij iemand van de galg, hij zal er u zelven graag aanhangen (oder: gij brengt er u zelven aan). (Harrebomée, I, 189.)

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47 Wer für den Galgen geboren (bestimmt) ist, ersäuft nicht.Eiselein, 203; Braun, I, 616.

Soll auch, nach Reinsberg (IV, 139), nicht am Nervenfieber sterben. Die Polen sagen: Wen der Herrgott für die Vögel aufbewahrt, der wird nicht zu Fischfutter.

Holl.: Die tot de galg geboren is, verdrinkt niet. (Harrebomée, I, 199.)

48 Zittern vorm Galgen hilfft vor hencken nicht.Lehmann, II, 904, 7.

49 Zum Galgen hin vnd Rabenstein, was nicht will fromm vnd redlich sein.

Dän.: Somt gielder Gud, somt østen-veyr (Gud straffer tyven etc. nu med den almindelige galge hvori tyven svinger for veyret). (Prov. dan., 259.)

*50 A wird a Galgen hüsch zieren.Robinson, 208; Gomolcke, 247.

Frz.: Faire une capriole en l'air. (Kritzinger, 17.)

*51 Auss an galgen.Agricola, I, 56; Franck, II, 81a; Eyering, I, 140.

„Wenn wir horen, dass yemand vnehrlig handelt, vnd gebaret, so fellen wir ein solch vrteyl vber yhn.“

*52 Das bringt ihn an den Galgen.

Holl.: Het gaat hem al ter galge uit. (Harrebomée, I, 199.)

*53 Den Galgen hauen und den Dieb laufen lassen.

Holl.: Het is de galg gegeeseld, en de dieven laten loopen. (Harrebomée, I, 199.)

*54 Der Galgen hat, was ihm gehört.

Es ist ganz recht, dass er gehängt (oder bestraft) worden ist.

Frz.: Le gibet a ce qui est à soi. (Kritzinger, 348.)

*55 Der letzte Galgen ist ihm lieber als der erste.

Holl.: Hij hangt ook liever aan de laatste, dan aan de eerste galg. (Harrebomée, I, 199.)

*56 Einander Galgen und Rad vorwerfen.

Einander die strafwürdigsten Vergehungen schuld geben.

*57 Einen an den lichten Galgen hängen.

*58 Einen galgen ans hauss malen.Franck, II, 20a.

Ein Zeichen der Verachtung geben. Franck hat die Redensart mit: Ein Eselsohr (s. d.) machen; die Feigen (s. d.) weisen und ähnlichen zusammengestellt.

*59 Einen vom Galgen erlösen.Henisch, 1336.

*60 En Galgen vull.Schütze, II, 8.

D. h. sieben Personen; so viele sollen nämlich am Galgen gemächlich hängen können. Der eigentliche grosse Normalgalgen, welcher für volkreiche Städte unentbehrlich war, fasste seine sieben Personen, woher die obige Redensart. Zwei arme (s. Galgen 10) Sünder trug nämlich jeder der drei Querbalken der triangelförmig stehenden drei Pfeiler, während sich in der Mitte an einem höher angebrachten Gebälk der siebente oder Ehrenplatz befand, für den „Erzdieb“, welcher als ein solcher zum „höchsten Galgen“ condemnirt war. (O. Beneke, Von unehrlichen Leuten, S. 224.)

*61 Er fürchtet sich vor dem Galgen.

*62 Er hat den Galgen (längst) verdient.

Frz.: Il a gagné le prendre. (Kritzinger, 339.) – Il y a long tems qu'il devroit être sec. (Kritzinger, 640.)

*63 Er hat ihn vom Galgen abgeschnitten.

*64 Er hat sich an einen goldenen Galgen gehängt.Tendlau, 595.

Von einem Manne, der ein böses, widerliches Weib um ihres Geldes willen geheirathet hat.

*65 Er ist dem Galgen entlaufen.

Holl.: Hij is de galg ontloopen. (Harrebomée, I, 199.)

[Spaltenumbruch] *66 Er ist dem Galgen sehr nahe gewesen.

Frz.: Il a frisé la corde. (Kritzinger, 173.)

*67 Er ist den Galgen nicht werth.Eiselein, 204.

Lat.: Ne ligula quidem dignus. (Eiselein, 204.)

*68 Er ist für den Galgen geboren.

Holl.: Hij schijnt tot de galg geboren: maar meester Hans is te goed, om zijne handen aan hem te schenden. (Harrebomée, I, 199.)

*69 Er ist zum Galgen flügge (reif).Eiselein, 203.

Holl.: Hij komt nog aan de galg. – Hij loopt aan de galg, als hij wil. (Harrebomée, I, 199.)

Lat.: Culeum meruit. (Sueton.) (Binder II, 633.)

*70 Er kann sich kaum des Galgens erwehren.

Ist sehr arm.

*71 Er schlägt sich an einen goldenen Galgen.Simrock, 2989.

Lat.: De pulchro ligno etiam strangulari (sc. convenit).

*72 Er scheuert den Galgen.

Holl.: Hij schuurt de galg. (Harrebomée, I, 199.)

*73 Er (es) will an den Galgen.Körte, 1739.

*74 Er will den Galgen ganz verdienen, wenn er hängen soll.

*75 Er will sich auch an schönen Galgen nicht hängen.

*76 Er wird dem Galgen nicht entrinnen.Eiselein, 203.

*77 Er wird sich noch an den Galgen bringen.

Frz.: Trainer sa corde. (Kritzinger, 173.)

*78 Er würde mir gern an den Galgen helfen.

Holl.: Hij zou je aan de galg helpen. (Harrebomée, I, 199.)

*79 Es ist so ein hüpscher galg, es solt einen gelüsten daran zu hangen.Franck, II, 97; Tappius, 145b; Eyering, II, 83.

Als verwandt hat Franck danebengestellt: „Es solt einer ross vnd wagen von jrnt wegen verthun, verfahrn oder verreiten.“

*80 Es steht Galgen und Rad darauf.

Holl.: Daar staat galg en rad op. (Harrebomée, I, 198.)

*81 Etwas bei Galgen und Rad verbieten.Eiselein, 204.

*82 Ga an'n Galgen.Schütze, II, 1.

*83 Geh an den Galgen vnd wisch den Ars ans Rad.Eyering, II, 641.

*84 Geh an den liechten Galgen.Henisch, 1337.

*85 Ich wolt, du werst am Galgen.Eyering, III, 75.

*86 Ihm selbs ein Galgen auffrichten.Henisch, 1136.

*87 Ist der Galgen nur für sie (ihn, dich) gebaut?Tendlau, 1053.

„Hast du gehört“, fragte ein Christ einen Juden, „dass in N. ein Jude gehängt worden ist?“ – „Ist der Galgen“, erwiderte er, „nur für euch gebaut?“ Will sagen: Wir (Juden u. s. w.) sind auch Menschen und können ebenso gut fehlen wie andere.

*88 Ji heft an'n Galgen mêgen. (Hamburg.) – Schütze, II, 7.

Ihr seid dem Galgen sehr nahe gewesen.

*89 Nur ann galgen, eh er vmbfall.Franck, II, 80b; Simrock, 2991.

Diese Redensart ist aus der Zeit, in der man den Galgen als Heilmittel gegen alle socialen Uebel betrachtete und nicht schnell genug hängen konnte. Aderlassen und Hängen waren Lebensbedürfnisse. Als sinnverwandt (und jene Zeit charakterisirend) stellt Franck folgende Redensarten daneben: Nur ertrencke. Er sol den Rhein ausssauffen. Schick jn ghen Wien nach beuteltuch. Man sol jn nach grünen heringen schicken. Henck weg, ehe das holtz vergehe. Nur krag ab mit dem lecker.

*90 Sich vom Galgen losschwindeln.

Frz.: Se racheter de la corde. (Kritzinger, 173.)

*91 Vom Galgen aufs Rad kommen.Murner, Vom luth. Narren; Kirchhofer, 262.

„Wer den grösten kolben hat, der kum von dem galgen vff das rat.“ (Kloster, X, 27.)


Galgenaas.

* Das ist ein rechtes Galgenaas.


Galgenbrunnen.

* Das ist in den Galgenbrunnen geworfen. (Nürtingen.)

Ohne Nutzen verwandt.


Galgenbub.

* Es ist ein Galgenbub.

Eine von den vielen Bezeichnungen für einen hängenswerthen Gesellen, der auch Feldglocke, Galgenschwengel, Galgenstrick, Galgenvogel, Galgenschwenkling, Galgenzenderling (vgl. Henisch, 1337) heisst.


Galgenfrist.

* Einem eine Galgenfrist gewähren.Eiselein, 204.


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[[660]/0688] deiner Tugenden willen trägst du die Ketten nicht!“ Doch erschien ihm hinterher das Wort zu scharf; er wirkte dem Verbrecher die Freiheit aus und veranlasste, dass er zum Schliesser der Citadelle ernannt wurde. Nicht lange nachher ward der Graf gestürzt und von seinen Feinden gefesselt und halb bekleidet in einen feuchten Kerker geworfen, wo ihn das heftigste Zahnweh überfiel. Da rasselten Ketten und der Schliesser trat an ihn heran, brachte ihn mit einigen Faustschlägen zum Stillstehen, legte ihm die Verbrecherjacke an, belastete Arme und Beine mit Ketten, schloss ihn kreuzweis an den Fussboden fest und verliess ihn mit den höhnenden Worten: „Um Ihrer Tugenden willen legte ich Ew. Excellenz die Ketten nicht an.“ Mhd.: Wer ab dem Galgen löst den dieb, darnach hat er jn nîmer lîb. (Boner.) (Eiselein, 203; Kirchhofer, 41.) Engl.: Save a thief from the gallows and he will cut your throat. (Eiselein, 203.) Frz.: Dépends le pendard et il te pendra. (Cahier, 1326.) – Depends le pendart, il te pendra, oigne le villain, il te poindra. (Leroux, II, 81.) Holl.: Verlost gij iemand van de galg, hij zal er u zelven graag aanhangen (oder: gij brengt er u zelven aan). (Harrebomée, I, 189.) It.: Chi dispicca l'impiccato, col tempo l'impiccato impicca lui. (Pazzaglia, 168, 1.) Lat.: Aries nutricationis mercedem persolvit. (Philippi, I, 41; Binder II, 25; Seybold, 36.) 47 Wer für den Galgen geboren (bestimmt) ist, ersäuft nicht. – Eiselein, 203; Braun, I, 616. Soll auch, nach Reinsberg (IV, 139), nicht am Nervenfieber sterben. Die Polen sagen: Wen der Herrgott für die Vögel aufbewahrt, der wird nicht zu Fischfutter. Holl.: Die tot de galg geboren is, verdrinkt niet. (Harrebomée, I, 199.) 48 Zittern vorm Galgen hilfft vor hencken nicht. – Lehmann, II, 904, 7. 49 Zum Galgen hin vnd Rabenstein, was nicht will fromm vnd redlich sein. Dän.: Somt gielder Gud, somt østen-veyr (Gud straffer tyven etc. nu med den almindelige galge hvori tyven svinger for veyret). (Prov. dan., 259.) *50 A wird a Galgen hüsch zieren. – Robinson, 208; Gomolcke, 247. Frz.: Faire une capriole en l'air. (Kritzinger, 17.) *51 Auss an galgen. – Agricola, I, 56; Franck, II, 81a; Eyering, I, 140. „Wenn wir horen, dass yemand vnehrlig handelt, vnd gebaret, so fellen wir ein solch vrteyl vber yhn.“ *52 Das bringt ihn an den Galgen. Holl.: Het gaat hem al ter galge uit. (Harrebomée, I, 199.) *53 Den Galgen hauen und den Dieb laufen lassen. Holl.: Het is de galg gegeeseld, en de dieven laten loopen. (Harrebomée, I, 199.) *54 Der Galgen hat, was ihm gehört. Es ist ganz recht, dass er gehängt (oder bestraft) worden ist. Frz.: Le gibet a ce qui est à soi. (Kritzinger, 348.) *55 Der letzte Galgen ist ihm lieber als der erste. Holl.: Hij hangt ook liever aan de laatste, dan aan de eerste galg. (Harrebomée, I, 199.) *56 Einander Galgen und Rad vorwerfen. 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Beneke, Von unehrlichen Leuten, S. 224.) *61 Er fürchtet sich vor dem Galgen. *62 Er hat den Galgen (längst) verdient. Frz.: Il a gagné le prendre. (Kritzinger, 339.) – Il y a long tems qu'il devroit être sec. (Kritzinger, 640.) *63 Er hat ihn vom Galgen abgeschnitten. *64 Er hat sich an einen goldenen Galgen gehängt. – Tendlau, 595. Von einem Manne, der ein böses, widerliches Weib um ihres Geldes willen geheirathet hat. *65 Er ist dem Galgen entlaufen. Holl.: Hij is de galg ontloopen. (Harrebomée, I, 199.) *66 Er ist dem Galgen sehr nahe gewesen. Frz.: Il a frisé la corde. (Kritzinger, 173.) *67 Er ist den Galgen nicht werth. – Eiselein, 204. Lat.: Ne ligula quidem dignus. (Eiselein, 204.) *68 Er ist für den Galgen geboren. Holl.: Hij schijnt tot de galg geboren: maar meester Hans is te goed, om zijne handen aan hem te schenden. (Harrebomée, I, 199.) *69 Er ist zum Galgen flügge (reif). – Eiselein, 203. Holl.: Hij komt nog aan de galg. – Hij loopt aan de galg, als hij wil. (Harrebomée, I, 199.) Lat.: Culeum meruit. (Sueton.) (Binder II, 633.) *70 Er kann sich kaum des Galgens erwehren. Ist sehr arm. *71 Er schlägt sich an einen goldenen Galgen. – Simrock, 2989. Lat.: De pulchro ligno etiam strangulari (sc. convenit). *72 Er scheuert den Galgen. Holl.: Hij schuurt de galg. (Harrebomée, I, 199.) *73 Er (es) will an den Galgen. – Körte, 1739. *74 Er will den Galgen ganz verdienen, wenn er hängen soll. *75 Er will sich auch an schönen Galgen nicht hängen. *76 Er wird dem Galgen nicht entrinnen. – Eiselein, 203. *77 Er wird sich noch an den Galgen bringen. Frz.: Trainer sa corde. (Kritzinger, 173.) *78 Er würde mir gern an den Galgen helfen. Holl.: Hij zou je aan de galg helpen. (Harrebomée, I, 199.) *79 Es ist so ein hüpscher galg, es solt einen gelüsten daran zu hangen. – Franck, II, 97; Tappius, 145b; Eyering, II, 83. Als verwandt hat Franck danebengestellt: „Es solt einer ross vnd wagen von jrnt wegen verthun, verfahrn oder verreiten.“ *80 Es steht Galgen und Rad darauf. Holl.: Daar staat galg en rad op. (Harrebomée, I, 198.) *81 Etwas bei Galgen und Rad verbieten. – Eiselein, 204. *82 Ga an'n Galgen. – Schütze, II, 1. *83 Geh an den Galgen vnd wisch den Ars ans Rad. – Eyering, II, 641. *84 Geh an den liechten Galgen. – Henisch, 1337. *85 Ich wolt, du werst am Galgen. – Eyering, III, 75. *86 Ihm selbs ein Galgen auffrichten. – Henisch, 1136. *87 Ist der Galgen nur für sie (ihn, dich) gebaut? – Tendlau, 1053. „Hast du gehört“, fragte ein Christ einen Juden, „dass in N. ein Jude gehängt worden ist?“ – „Ist der Galgen“, erwiderte er, „nur für euch gebaut?“ Will sagen: Wir (Juden u. s. w.) sind auch Menschen und können ebenso gut fehlen wie andere. *88 Ji heft an'n Galgen mêgen. (Hamburg.) – Schütze, II, 7. Ihr seid dem Galgen sehr nahe gewesen. *89 Nur ann galgen, eh er vmbfall. – Franck, II, 80b; Simrock, 2991. Diese Redensart ist aus der Zeit, in der man den Galgen als Heilmittel gegen alle socialen Uebel betrachtete und nicht schnell genug hängen konnte. Aderlassen und Hängen waren Lebensbedürfnisse. Als sinnverwandt (und jene Zeit charakterisirend) stellt Franck folgende Redensarten daneben: Nur ertrencke. Er sol den Rhein ausssauffen. Schick jn ghen Wien nach beuteltuch. Man sol jn nach grünen heringen schicken. Henck weg, ehe das holtz vergehe. Nur krag ab mit dem lecker. *90 Sich vom Galgen losschwindeln. Frz.: Se racheter de la corde. (Kritzinger, 173.) *91 Vom Galgen aufs Rad kommen. – Murner, Vom luth. Narren; Kirchhofer, 262. „Wer den grösten kolben hat, der kum von dem galgen vff das rat.“ (Kloster, X, 27.) Galgenaas. * Das ist ein rechtes Galgenaas. Galgenbrunnen. * Das ist in den Galgenbrunnen geworfen. (Nürtingen.) Ohne Nutzen verwandt. Galgenbub. * Es ist ein Galgenbub. Eine von den vielen Bezeichnungen für einen hängenswerthen Gesellen, der auch Feldglocke, Galgenschwengel, Galgenstrick, Galgenvogel, Galgenschwenkling, Galgenzenderling (vgl. Henisch, 1337) heisst. Galgenfrist. * Einem eine Galgenfrist gewähren. – Eiselein, 204.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [660]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/688>, abgerufen am 25.11.2024.