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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 12 Der Galgen trägt nur kleine Leute.

Holl.: De galg mag geen' rijken man dragen. (Harrebomee, I, 199.)

13 Der Galgen verliert seine Rechte nie.

Frz.: Le gibet ne perd point ses droits. (Cahier, 811; Kritzinger, 348; Lendroy, 834.)

Holl.: De galg behoudt haar regt. ( Harrebomee, I, 199.)

14 Die Galgen hat man abgeschafft, die Diebe (Schelme) sind geblieben. - Körte, 1740; Körte2, 2146; Simrock, 2986; Eiselein, 203; Kirchhofer, 145; Braun, I, 615.

15 Es gibt viel Galgen, aber noch mehr Diebe.

16 Es kommen mehr von dem Galgen gen Himmel, denn vom Kirchhof. - Henisch, 1337.

"Denn auff dem Kirchhof stirbt selten einer."

17 Für den Galgen hilft weder Panzer noch Koller, für Kopfweh kein Kranz. - Körte, 1737.

Holl.: Ten baet gheen wambuus voor die galghe.

Lat.: Nulla prodest diplois contra suspendia furis. (Fallersleben, 627.)

18 Galgen, behalte dein Recht, sagte jener lose Dieb, da er ins Wasser fiel. - Hoefer, 212.

19 Galgen und Orden werden oft auf demselben Wege erworben.

Da die letztern um die Zeit zu entstehen beginnen, in welche die Abschaffung der erstern fällt, könnte man glauben, sie wären an die Stelle derselben getreten.

Lat.: Ille crucem sceleris pretium tulit, hic diadema. (Juvenal.) (Binder I, 696; II, 1375; Kruse, 580.)

20 Galgen zerstört, Diebstahl gemehrt.

O. Beneke (Von unehrlichen Leuten, S. 220) bemerkt dazu: "In Deutschland hat man den Galgen, soviel bekannt, überall abgeschafft, seit welcher Zeit freilich dies genannte Sprichwort sich als wahr genug erwiesen." Dass das Stehlen seit Abschaffung der Galgen wirklich zugenommen habe, ist, soviel mir bekannt, nur eine Behauptung, die noch des statistischen Beweises wartet. Thadden-Trieglaff und Genossen haben indess die Wiederherstellung derselben für misliebige Schriftsteller empfohlen. Die Münchener politische Zeitung versicherte im Jahre 1833, wo man noch einen Galgen habe, könne man kein würdigeres Subject daranhängen, als den Schriftsteller L. Börne.

21 Hätte der Galgen ein Maul, er wäre gar manchen zu rufen nicht zu faul.

22 Je näher dem Galgen, je mehr Diebe.

Holl.: Hoe digter aan de galg, hoe meer dieven. (Harrebomee, I, 199.)

23 Lop an de Galg, dann fallen die gen Pannen upp de Kopp. (Ostfries.) - Bueren, 811; Hausfreund, III.

24 Man bricht darumb keinen galgen ab, dass jhn der dieb hasset. - Henisch, 1337.

25 Man schafft drumb kein Galgen ab, wann schon Leut seynd, die jhn nicht gern sehen. - Lehmann, 266, 19.

Dän.: Man skaffer ikke derfor galgen af, fordi der er folk som ei gierne lider den. (Prov. dan., 213.)

26 Man soll sich an einen schönen Galgen hängen, wenn man sich hängen will. - Sailer, 371; Eiselein, 203.

Holl.: Het is troostelijk, aan eene schoone galg te hangen. (Harrebomee, I, 199.)

27 Mancher schewet den galgen mehr, denn zucht vnd erbarkeit. - Henisch, 1337.

28 Noam Galgen heat et keine Iyle. (Büren.) - Honcamp.

29 Nur an den Galgen, eh' er umfällt!

30 Vor Galgen und Rad kann man sich wol hüten, aber nicht vorm Schwert. - Pistor., VII, 38; Graf, 341, 350.

Die üblichen Lebensstrafen im Mittelalter waren Schwert, Galgen und Rad. Die am wenigsten schimpfliche war die Enthauptung durch Beil oder Schwert; sie war für Verbrechen bestimmt, die im Zorn, mit offener Gewalt, mit Ausschluss von Heimlichkeit und ohne "berathenen Muth" (planmässige Ueberlegung) begangen worden waren. Wer kann dafür Bürge sein, dass er in einem Augenblick, in welchem seine Vernunft die Herrschaft verloren hat, eine solche Handlung begeht. Heimliche, eigennützige, aus niedriger Gesinnung hervorgegangene Verbrechen, wie Diebstahl, Raub u. s. w. wurden mit dem Galgen, schwere Verbrechen, wie Kirchenraub, mit dem Rade bestraft. Daraus erklärt sich der Sinn des obigen Sprichworts.

[Spaltenumbruch] 31 Wä am Galge stärve sal, sterv net em Bät. (Düren.) - Firmenich, I, 482, 2.

Wer am Galgen stirbt, braucht nicht im Bett zu sterben. (Riehl, Novellen, 366.)

32 Wär am Galge sterve sall, wed am Rhing (Rhein) nit versuffe. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 147.

33 Was an den galgen gehört, das fressen die Wölfe nicht. - Henisch, 1337; Reinsberg IV, 140.

34 Was an Galgen gehört, das ersäufft im Wasser nicht. - Lehmann, II, 864, 56; Mayer, I, 145; Simrock, 2984.

Ein lateinisches Sprichwort sagt: Wen das Geschick hängen will, der geht nicht in den Wogen unter; ein ungarisches: Wem der Galgen bestimmt ist, der stirbt nicht in der Donau, und ein czechisches: Was hängen soll, ersäuft nicht, und wenn das Wasser bis über den Galgen liefe. Der Galgen verliert sein Recht nicht, sagen die Franzosen; der Galgen nimmt das Seine, die Spanier. (Reinsberg IV, 140.)

35 Was an Galgen gehört, fehrt in einer Nussschal vber den Rhein. - Gruter, III, 98; Lehmann, II, 864, 57.

Frz.: Le gibet ne perd pas ses droits. (Gaal, 575.)

Ung.: Kinek akasztofa helye, nem hal a Dunaba. (Gaal, 575.)

36 Was an Galgen vertrocknen soll, ersäuft in keinem Wasser. - Parömiakon, 13 u. 502; Blum, 504; Kirchhofer, 337; Wurzbach I, 178 u. 180; Körte, 1739; Simrock, 2985.

"Das Sprichwort ist nicht Gaukelei, dass Strang und Weiben Schicksal sei." (Eiselein, 203.) Und bei Shakspeare: "The ancient saying is no heresy: Hanging and wiving goes by destiny."

Engl.: He that is born to be hang'd, shall never be drown'd. (Bohn II, 73; Eiselein, 203.)

Frz.: Qui est ne pour le gibet, ne se nogera jamais dans l'eau. (Gaal, 575; Kritzinger, 348.)

Holl.: Wie aan de galg zijne misdaad moet boeten, zal de straf niet ontgaan. (Harrebomee, I, 200.)

37 Was für den Galgen reif ist, erschrickt vor einer dreizinkigen Gabel.

38 Was hilft ein güldener Galgen, wenn man daran hängen muss. - Eisenhart, 511; Eiselein, 203; Pistor., I, 27; Simrock, 2988; für Köln: Weyden, II, 7.

Todesstrafe bleibt Todesstrafe. Der bei ihrer Vollziehung gemachte Aufwand kann dem Verbrecher zu keinem Trost gereichen. Im weitern Sinne: Aeusserer Glanz kann kein Uebel mildern, macht es sogar oft nur empfindlicher.

Lat.: Nullum equidem pretium cum vita confero, nec cum Iliacis opibus. (Eiselein, 203.)

39 Wenn der Galgen spräche, er riefe manchen aus Pflicht.

40 Wenn es am Galgen gelegen wäre, so würde kein Dieb einen finden, der ihm zum Hängen gut genug wäre.

Aeusserer Glanz ist kein Ersatz für werthvolle Güter, oder gar für ein solches, wie das Leben, ohne das alle andern nichts sind. (S. 40.)

41 Wer am Galgen hat seine Stelle, der stirbt nicht in der Welle.

42 Wer ab dem Galgen löst den Dieb, danach hat er ihn nicht mehr lieb. - Steiger, 415.

43 Wer an den Galgen glaubt, für den sind die Zehn Gebote verloren.

44 Wer an den Galgen soll, trägt den Steckbrief an der Stirn.

45 Wer dem Galgen vnnd hanff feindt ist, der gibt sich schuldig. - Henisch, 1337.

46 Wer einen andern vom Galgen loset, der brechte yhn gern hynan. - Agricola I, 202; Henisch, 1513; Franck, II, 27a u. 118b; Gruter, I, 80; Luther's Werke von Gerlach, 23, 187; Luther, 217 u. 193; Guttenstein, II, 16; Simrock, 2978; Körte, 1738 u. 2143; Eiselein, 203.

Diese Erfahrung ist sehr allgemein gemacht worden. Der Italiener sagt: Nimm einen Gehängten ab und er wird dich später hängen. Der Lette nennt es: einem Hunde oder auch dem Teufel Gutes thun; der Holländer: dem Teufel Kuchen geben. (Reinsberg II, 43.) - Zu Erfurt wollte den Bürgermeister niemand hängen; allein sein eigener Gevatter, dem er allweg gerathen und geholfen hatte, der hing ihn. Denn ein Jahr zuvor hatte er ihn vom Galgen dem von Schwarzburg abgekauft. (Guttenstein, II, 16.) Das erfuhr auch der dänische Minister Graf Struensee. Als er einst auf der kopenhagener Rhede lustwandelte, bat ihn ein Galerensklave um die Befreiung. Der Minister reichte ihm ein Almosen mit der ernsten Bemerkung: "Freund, um

[Spaltenumbruch] 12 Der Galgen trägt nur kleine Leute.

Holl.: De galg mag geen' rijken man dragen. (Harrebomée, I, 199.)

13 Der Galgen verliert seine Rechte nie.

Frz.: Le gibet ne perd point ses droits. (Cahier, 811; Kritzinger, 348; Lendroy, 834.)

Holl.: De galg behoudt haar regt. ( Harrebomée, I, 199.)

14 Die Galgen hat man abgeschafft, die Diebe (Schelme) sind geblieben.Körte, 1740; Körte2, 2146; Simrock, 2986; Eiselein, 203; Kirchhofer, 145; Braun, I, 615.

15 Es gibt viel Galgen, aber noch mehr Diebe.

16 Es kommen mehr von dem Galgen gen Himmel, denn vom Kirchhof.Henisch, 1337.

„Denn auff dem Kirchhof stirbt selten einer.“

17 Für den Galgen hilft weder Panzer noch Koller, für Kopfweh kein Kranz.Körte, 1737.

Holl.: Ten baet gheen wambuus voor die galghe.

Lat.: Nulla prodest diplois contra suspendia furis. (Fallersleben, 627.)

18 Galgen, behalte dein Recht, sagte jener lose Dieb, da er ins Wasser fiel.Hoefer, 212.

19 Galgen und Orden werden oft auf demselben Wege erworben.

Da die letztern um die Zeit zu entstehen beginnen, in welche die Abschaffung der erstern fällt, könnte man glauben, sie wären an die Stelle derselben getreten.

Lat.: Ille crucem sceleris pretium tulit, hic diadema. (Juvenal.) (Binder I, 696; II, 1375; Kruse, 580.)

20 Galgen zerstört, Diebstahl gemehrt.

O. Beneke (Von unehrlichen Leuten, S. 220) bemerkt dazu: „In Deutschland hat man den Galgen, soviel bekannt, überall abgeschafft, seit welcher Zeit freilich dies genannte Sprichwort sich als wahr genug erwiesen.“ Dass das Stehlen seit Abschaffung der Galgen wirklich zugenommen habe, ist, soviel mir bekannt, nur eine Behauptung, die noch des statistischen Beweises wartet. Thadden-Trieglaff und Genossen haben indess die Wiederherstellung derselben für misliebige Schriftsteller empfohlen. Die Münchener politische Zeitung versicherte im Jahre 1833, wo man noch einen Galgen habe, könne man kein würdigeres Subject daranhängen, als den Schriftsteller L. Börne.

21 Hätte der Galgen ein Maul, er wäre gar manchen zu rufen nicht zu faul.

22 Je näher dem Galgen, je mehr Diebe.

Holl.: Hoe digter aan de galg, hoe meer dieven. (Harrebomée, I, 199.)

23 Lôp an de Galg, dann fallen die gên Pannen upp de Kopp. (Ostfries.) – Bueren, 811; Hausfreund, III.

24 Man bricht darumb keinen galgen ab, dass jhn der dieb hasset.Henisch, 1337.

25 Man schafft drumb kein Galgen ab, wann schon Leut seynd, die jhn nicht gern sehen.Lehmann, 266, 19.

Dän.: Man skaffer ikke derfor galgen af, fordi der er folk som ei gierne lider den. (Prov. dan., 213.)

26 Man soll sich an einen schönen Galgen hängen, wenn man sich hängen will.Sailer, 371; Eiselein, 203.

Holl.: Het is troostelijk, aan eene schoone galg te hangen. (Harrebomée, I, 199.)

27 Mancher schewet den galgen mehr, denn zucht vnd erbarkeit.Henisch, 1337.

28 Noam Galgen heat et keine Iyle. (Büren.) – Honcamp.

29 Nur an den Galgen, eh' er umfällt!

30 Vor Galgen und Rad kann man sich wol hüten, aber nicht vorm Schwert.Pistor., VII, 38; Graf, 341, 350.

Die üblichen Lebensstrafen im Mittelalter waren Schwert, Galgen und Rad. Die am wenigsten schimpfliche war die Enthauptung durch Beil oder Schwert; sie war für Verbrechen bestimmt, die im Zorn, mit offener Gewalt, mit Ausschluss von Heimlichkeit und ohne „berathenen Muth“ (planmässige Ueberlegung) begangen worden waren. Wer kann dafür Bürge sein, dass er in einem Augenblick, in welchem seine Vernunft die Herrschaft verloren hat, eine solche Handlung begeht. Heimliche, eigennützige, aus niedriger Gesinnung hervorgegangene Verbrechen, wie Diebstahl, Raub u. s. w. wurden mit dem Galgen, schwere Verbrechen, wie Kirchenraub, mit dem Rade bestraft. Daraus erklärt sich der Sinn des obigen Sprichworts.

[Spaltenumbruch] 31 Wä am Galge stärve sal, sterv net em Bät. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 2.

Wer am Galgen stirbt, braucht nicht im Bett zu sterben. (Riehl, Novellen, 366.)

32 Wär âm Galge sterve sall, wêd am Rhing (Rhein) nit versuffe. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 147.

33 Was an den galgen gehört, das fressen die Wölfe nicht.Henisch, 1337; Reinsberg IV, 140.

34 Was an Galgen gehört, das ersäufft im Wasser nicht.Lehmann, II, 864, 56; Mayer, I, 145; Simrock, 2984.

Ein lateinisches Sprichwort sagt: Wen das Geschick hängen will, der geht nicht in den Wogen unter; ein ungarisches: Wem der Galgen bestimmt ist, der stirbt nicht in der Donau, und ein czechisches: Was hängen soll, ersäuft nicht, und wenn das Wasser bis über den Galgen liefe. Der Galgen verliert sein Recht nicht, sagen die Franzosen; der Galgen nimmt das Seine, die Spanier. (Reinsberg IV, 140.)

35 Was an Galgen gehört, fehrt in einer Nussschal vber den Rhein.Gruter, III, 98; Lehmann, II, 864, 57.

Frz.: Le gibet ne perd pas ses droits. (Gaal, 575.)

Ung.: Kinek akasztófa helye, nem hal a Dunába. (Gaal, 575.)

36 Was an Galgen vertrocknen soll, ersäuft in keinem Wasser.Parömiakon, 13 u. 502; Blum, 504; Kirchhofer, 337; Wurzbach I, 178 u. 180; Körte, 1739; Simrock, 2985.

„Das Sprichwort ist nicht Gaukelei, dass Strang und Weiben Schicksal sei.“ (Eiselein, 203.) Und bei Shakspeare: „The ancient saying is no heresy: Hanging and wiving goes by destiny.“

Engl.: He that is born to be hang'd, shall never be drown'd. (Bohn II, 73; Eiselein, 203.)

Frz.: Qui est né pour le gibet, ne se nogera jamais dans l'eau. (Gaal, 575; Kritzinger, 348.)

Holl.: Wie aan de galg zijne misdaad moet boeten, zal de straf niet ontgaan. (Harrebomée, I, 200.)

37 Was für den Galgen reif ist, erschrickt vor einer dreizinkigen Gabel.

38 Was hilft ein güldener Galgen, wenn man daran hängen muss.Eisenhart, 511; Eiselein, 203; Pistor., I, 27; Simrock, 2988; für Köln: Weyden, II, 7.

Todesstrafe bleibt Todesstrafe. Der bei ihrer Vollziehung gemachte Aufwand kann dem Verbrecher zu keinem Trost gereichen. Im weitern Sinne: Aeusserer Glanz kann kein Uebel mildern, macht es sogar oft nur empfindlicher.

Lat.: Nullum equidem pretium cum vita confero, nec cum Iliacis opibus. (Eiselein, 203.)

39 Wenn der Galgen spräche, er riefe manchen aus Pflicht.

40 Wenn es am Galgen gelegen wäre, so würde kein Dieb einen finden, der ihm zum Hängen gut genug wäre.

Aeusserer Glanz ist kein Ersatz für werthvolle Güter, oder gar für ein solches, wie das Leben, ohne das alle andern nichts sind. (S. 40.)

41 Wer am Galgen hat seine Stelle, der stirbt nicht in der Welle.

42 Wer ab dem Galgen löst den Dieb, danach hat er ihn nicht mehr lieb.Steiger, 415.

43 Wer an den Galgen glaubt, für den sind die Zehn Gebote verloren.

44 Wer an den Galgen soll, trägt den Steckbrief an der Stirn.

45 Wer dem Galgen vnnd hanff feindt ist, der gibt sich schuldig.Henisch, 1337.

46 Wer einen andern vom Galgen loset, der brechte yhn gern hynan.Agricola I, 202; Henisch, 1513; Franck, II, 27a u. 118b; Gruter, I, 80; Luther's Werke von Gerlach, 23, 187; Luther, 217 u. 193; Guttenstein, II, 16; Simrock, 2978; Körte, 1738 u. 2143; Eiselein, 203.

Diese Erfahrung ist sehr allgemein gemacht worden. Der Italiener sagt: Nimm einen Gehängten ab und er wird dich später hängen. Der Lette nennt es: einem Hunde oder auch dem Teufel Gutes thun; der Holländer: dem Teufel Kuchen geben. (Reinsberg II, 43.) – Zu Erfurt wollte den Bürgermeister niemand hängen; allein sein eigener Gevatter, dem er allweg gerathen und geholfen hatte, der hing ihn. Denn ein Jahr zuvor hatte er ihn vom Galgen dem von Schwarzburg abgekauft. (Guttenstein, II, 16.) Das erfuhr auch der dänische Minister Graf Struensee. Als er einst auf der kopenhagener Rhede lustwandelte, bat ihn ein Galerensklave um die Befreiung. Der Minister reichte ihm ein Almosen mit der ernsten Bemerkung: „Freund, um

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[[659]/0687] 12 Der Galgen trägt nur kleine Leute. Holl.: De galg mag geen' rijken man dragen. (Harrebomée, I, 199.) 13 Der Galgen verliert seine Rechte nie. Frz.: Le gibet ne perd point ses droits. (Cahier, 811; Kritzinger, 348; Lendroy, 834.) Holl.: De galg behoudt haar regt. ( Harrebomée, I, 199.) 14 Die Galgen hat man abgeschafft, die Diebe (Schelme) sind geblieben. – Körte, 1740; Körte2, 2146; Simrock, 2986; Eiselein, 203; Kirchhofer, 145; Braun, I, 615. 15 Es gibt viel Galgen, aber noch mehr Diebe. 16 Es kommen mehr von dem Galgen gen Himmel, denn vom Kirchhof. – Henisch, 1337. „Denn auff dem Kirchhof stirbt selten einer.“ 17 Für den Galgen hilft weder Panzer noch Koller, für Kopfweh kein Kranz. – Körte, 1737. Holl.: Ten baet gheen wambuus voor die galghe. Lat.: Nulla prodest diplois contra suspendia furis. (Fallersleben, 627.) 18 Galgen, behalte dein Recht, sagte jener lose Dieb, da er ins Wasser fiel. – Hoefer, 212. 19 Galgen und Orden werden oft auf demselben Wege erworben. Da die letztern um die Zeit zu entstehen beginnen, in welche die Abschaffung der erstern fällt, könnte man glauben, sie wären an die Stelle derselben getreten. Lat.: Ille crucem sceleris pretium tulit, hic diadema. (Juvenal.) (Binder I, 696; II, 1375; Kruse, 580.) 20 Galgen zerstört, Diebstahl gemehrt. O. Beneke (Von unehrlichen Leuten, S. 220) bemerkt dazu: „In Deutschland hat man den Galgen, soviel bekannt, überall abgeschafft, seit welcher Zeit freilich dies genannte Sprichwort sich als wahr genug erwiesen.“ Dass das Stehlen seit Abschaffung der Galgen wirklich zugenommen habe, ist, soviel mir bekannt, nur eine Behauptung, die noch des statistischen Beweises wartet. Thadden-Trieglaff und Genossen haben indess die Wiederherstellung derselben für misliebige Schriftsteller empfohlen. Die Münchener politische Zeitung versicherte im Jahre 1833, wo man noch einen Galgen habe, könne man kein würdigeres Subject daranhängen, als den Schriftsteller L. Börne. 21 Hätte der Galgen ein Maul, er wäre gar manchen zu rufen nicht zu faul. 22 Je näher dem Galgen, je mehr Diebe. Holl.: Hoe digter aan de galg, hoe meer dieven. (Harrebomée, I, 199.) 23 Lôp an de Galg, dann fallen die gên Pannen upp de Kopp. (Ostfries.) – Bueren, 811; Hausfreund, III. 24 Man bricht darumb keinen galgen ab, dass jhn der dieb hasset. – Henisch, 1337. 25 Man schafft drumb kein Galgen ab, wann schon Leut seynd, die jhn nicht gern sehen. – Lehmann, 266, 19. Dän.: Man skaffer ikke derfor galgen af, fordi der er folk som ei gierne lider den. (Prov. dan., 213.) 26 Man soll sich an einen schönen Galgen hängen, wenn man sich hängen will. – Sailer, 371; Eiselein, 203. Holl.: Het is troostelijk, aan eene schoone galg te hangen. (Harrebomée, I, 199.) 27 Mancher schewet den galgen mehr, denn zucht vnd erbarkeit. – Henisch, 1337. 28 Noam Galgen heat et keine Iyle. (Büren.) – Honcamp. 29 Nur an den Galgen, eh' er umfällt! 30 Vor Galgen und Rad kann man sich wol hüten, aber nicht vorm Schwert. – Pistor., VII, 38; Graf, 341, 350. Die üblichen Lebensstrafen im Mittelalter waren Schwert, Galgen und Rad. Die am wenigsten schimpfliche war die Enthauptung durch Beil oder Schwert; sie war für Verbrechen bestimmt, die im Zorn, mit offener Gewalt, mit Ausschluss von Heimlichkeit und ohne „berathenen Muth“ (planmässige Ueberlegung) begangen worden waren. Wer kann dafür Bürge sein, dass er in einem Augenblick, in welchem seine Vernunft die Herrschaft verloren hat, eine solche Handlung begeht. Heimliche, eigennützige, aus niedriger Gesinnung hervorgegangene Verbrechen, wie Diebstahl, Raub u. s. w. wurden mit dem Galgen, schwere Verbrechen, wie Kirchenraub, mit dem Rade bestraft. Daraus erklärt sich der Sinn des obigen Sprichworts. 31 Wä am Galge stärve sal, sterv net em Bät. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 2. Wer am Galgen stirbt, braucht nicht im Bett zu sterben. (Riehl, Novellen, 366.) 32 Wär âm Galge sterve sall, wêd am Rhing (Rhein) nit versuffe. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 147. 33 Was an den galgen gehört, das fressen die Wölfe nicht. – Henisch, 1337; Reinsberg IV, 140. 34 Was an Galgen gehört, das ersäufft im Wasser nicht. – Lehmann, II, 864, 56; Mayer, I, 145; Simrock, 2984. Ein lateinisches Sprichwort sagt: Wen das Geschick hängen will, der geht nicht in den Wogen unter; ein ungarisches: Wem der Galgen bestimmt ist, der stirbt nicht in der Donau, und ein czechisches: Was hängen soll, ersäuft nicht, und wenn das Wasser bis über den Galgen liefe. Der Galgen verliert sein Recht nicht, sagen die Franzosen; der Galgen nimmt das Seine, die Spanier. (Reinsberg IV, 140.) 35 Was an Galgen gehört, fehrt in einer Nussschal vber den Rhein. – Gruter, III, 98; Lehmann, II, 864, 57. Frz.: Le gibet ne perd pas ses droits. (Gaal, 575.) Ung.: Kinek akasztófa helye, nem hal a Dunába. (Gaal, 575.) 36 Was an Galgen vertrocknen soll, ersäuft in keinem Wasser. – Parömiakon, 13 u. 502; Blum, 504; Kirchhofer, 337; Wurzbach I, 178 u. 180; Körte, 1739; Simrock, 2985. „Das Sprichwort ist nicht Gaukelei, dass Strang und Weiben Schicksal sei.“ (Eiselein, 203.) Und bei Shakspeare: „The ancient saying is no heresy: Hanging and wiving goes by destiny.“ Engl.: He that is born to be hang'd, shall never be drown'd. (Bohn II, 73; Eiselein, 203.) Frz.: Qui est né pour le gibet, ne se nogera jamais dans l'eau. (Gaal, 575; Kritzinger, 348.) Holl.: Wie aan de galg zijne misdaad moet boeten, zal de straf niet ontgaan. (Harrebomée, I, 200.) 37 Was für den Galgen reif ist, erschrickt vor einer dreizinkigen Gabel. 38 Was hilft ein güldener Galgen, wenn man daran hängen muss. – Eisenhart, 511; Eiselein, 203; Pistor., I, 27; Simrock, 2988; für Köln: Weyden, II, 7. Todesstrafe bleibt Todesstrafe. Der bei ihrer Vollziehung gemachte Aufwand kann dem Verbrecher zu keinem Trost gereichen. Im weitern Sinne: Aeusserer Glanz kann kein Uebel mildern, macht es sogar oft nur empfindlicher. Lat.: Nullum equidem pretium cum vita confero, nec cum Iliacis opibus. (Eiselein, 203.) 39 Wenn der Galgen spräche, er riefe manchen aus Pflicht. 40 Wenn es am Galgen gelegen wäre, so würde kein Dieb einen finden, der ihm zum Hängen gut genug wäre. Aeusserer Glanz ist kein Ersatz für werthvolle Güter, oder gar für ein solches, wie das Leben, ohne das alle andern nichts sind. (S. 40.) 41 Wer am Galgen hat seine Stelle, der stirbt nicht in der Welle. 42 Wer ab dem Galgen löst den Dieb, danach hat er ihn nicht mehr lieb. – Steiger, 415. 43 Wer an den Galgen glaubt, für den sind die Zehn Gebote verloren. 44 Wer an den Galgen soll, trägt den Steckbrief an der Stirn. 45 Wer dem Galgen vnnd hanff feindt ist, der gibt sich schuldig. – Henisch, 1337. 46 Wer einen andern vom Galgen loset, der brechte yhn gern hynan. – Agricola I, 202; Henisch, 1513; Franck, II, 27a u. 118b; Gruter, I, 80; Luther's Werke von Gerlach, 23, 187; Luther, 217 u. 193; Guttenstein, II, 16; Simrock, 2978; Körte, 1738 u. 2143; Eiselein, 203. Diese Erfahrung ist sehr allgemein gemacht worden. Der Italiener sagt: Nimm einen Gehängten ab und er wird dich später hängen. Der Lette nennt es: einem Hunde oder auch dem Teufel Gutes thun; der Holländer: dem Teufel Kuchen geben. (Reinsberg II, 43.) – Zu Erfurt wollte den Bürgermeister niemand hängen; allein sein eigener Gevatter, dem er allweg gerathen und geholfen hatte, der hing ihn. Denn ein Jahr zuvor hatte er ihn vom Galgen dem von Schwarzburg abgekauft. (Guttenstein, II, 16.) Das erfuhr auch der dänische Minister Graf Struensee. Als er einst auf der kopenhagener Rhede lustwandelte, bat ihn ein Galerensklave um die Befreiung. Der Minister reichte ihm ein Almosen mit der ernsten Bemerkung: „Freund, um

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [659]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/687>, abgerufen am 22.11.2024.