Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 98 Fürsten kaufen nicht im Sack. Lat.: Regibus hic mos est, ubi equos mercantur, apertos inspiciunt. (Horaz.) (Philippi, II, 153.) 99 Fürsten können nur, was sie müssen. Selbst von Napoleon I. bemerkt Baggesen einmal: "Er will nicht, er wird gewollt." (Vgl. Fr. Perthes' Leben von Cl. Th. Perthes, 1848, I, 178.) Frz.: Les princes n'ont point de chemin. (Leroux, II, 71.) 100 Fürsten können Ritter machen, aber Schreiber1 können sie nicht machen. (S. 43.) - Petri, II, 322. Henisch, 1310, 44. 1) D. h. hier gelehrte Leute. - Ueber das Verhältniss der Macht zur Wissenschaft haben die Indier das Sprichwort: Wenn der Fürst Degen und Lanze hat, so besitzt der Weise seine Wissenschaft und seine Jünger. (Cahier, 2320.) 101 Fürsten können schwerlich der vnterthanen Freyheit leiden. - Lehmann, 389, 38. 102 Fürsten können wol Schaden, aber keinen Schimpf leiden. - Winckler, I, 85; Simrock, 2938a. 103 Fürsten lohnen ihre Arbeiter wie im Evangelio, daher heissen sie gnädige Herren. - Eiselein, 198. 104 Fürsten müssen jhrer Diener Knechte seyn. - Petri, II, 322; Henisch, 1310, 46. 105 Fürsten pflügen nicht das Feld. - Bertram, 41. 106 Fürsten reiten tewre Hengste, die wöllen dess besten Futters voll seyn vnnd keine Sporen leiden; ein geringer Hausswirth gehet zu fuss. - Petri, II, 322. 107 Fürsten sehen durch die Brillen ihrer Räthe. Frz.: Les princes ne voyent que par les yeux de leurs ministres. (Kritzinger, 564.) 108 Fürsten sind nicht gern Juristen, sonst kemen alle schwere hendel auff sie. - Petri, II, 322; Henisch, 1310, 47. 109 Fürsten sind ohne Busse. - Graf, 33, 61. Weil sie geborene Richter ihres Volks sind und auch an der Spitze des Heeres stehen. Wer sollte sie zur Strafe verurtheilen und wer die Busse einziehen. Doch tritt der Sachsenspiegel (III, 8 u. 54, 2) gegen diese Anschauung des Volkswitzes auf. Mhd.: Hir umme seget man, dat die vorsten ane bute sin. (Sachsenspiegel, III, 54, 2.) It.: I prencipi non hanno altri giudici in terra, che loro stessi. (Pazzaglia, 304, 4.) 110 Fürsten soll man nicht zu hoch loben vnd nicht zu sehr schelten. - Lehmann, 673, 170. "Es ist keiner so gut, er könd noch besser sein vnd ist keiner so böss, er köndt noch ärger sein." In der Regel ist man mit Lob und Tadel sehr freigebig. "Ehe man (aber) Regenten tadelt, soll man erstlich die Leibesschäden der Völker untersuchen und heilen. Manche Regenten sind noch viel zu gut für das Volk, das sie beherrschen." (Welt und Zeit, I, 90, 169.) 111 Fürsten sollen Adler sein im Belohnen und Schnecken im Strafen. Lat.: Sit piger ad poenam princeps, ad praemia velox, et doleat, quoties cogitur esse ferox. (Ovid.) (Philippi, II, 192.) 112 Fürsten sollen gedultig oren haben. - Franck, II, 117b; Simrock, 2938; Körte, 1707. Nur nicht für Schmeichler und Verleumder; denn die Holländer sagen: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomee, II, 406.) 113 Fürsten sollen nit Donner vnd Blitz in Händen führen, sondern mit milte vnd gnade prangen. - Lehmann, 669, 136. It.: Un prencipe deve accoppiare alla grandezza la moderazione. (Pazzaglia, 304, 10.) 114 Fürsten sollen sehen, dass ihre Unterthanen nicht an Brot und der Adel nicht an Aemtern Mangel leiden. - Eiselein, 198. 115 Fürsten und Esel thun nichts ungetrieben. Mhd.: Die fürsten hant der esel art, si tuont durh niemen ane gart. (Zingerle, 29.) 116 Fürsten und Herren dürfen nicht weiter sehen, als ihre Hofbedienten erlauben. Luther sagte von einem Fürsten, der sich zu viel von seinen Dienern regieren lasse: Er sei wie der Zeiger auf einer Uhr, wie man ihn gestellt, so sei er auch gegangen. (Zinkgref, I, 204.) 117 Fürsten und Herren müssen über ihren Worten wie eine Mauer stehen. - Graf, 28, 16. 118 Fürsten und Herren sind unsers Herrgotts Kartenspiel. - Zinkgref, I, 206. [Spaltenumbruch] 119 Fürsten und Herren sind seltsam Wildpret im Himmel. - Petri, II, 322. Auch Luther in der Auslegung des Magnificat und in Beantwortung der Frage: "Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können?" (Vgl. Heuseler, 30 u. 151.) 120 Fürsten und Pfaffen machen viel zu schaffen. 121 Fürsten und Schüler haben (oft) gar viel Aufgaben. 122 Fürsten vnd Artzten sindt viel Todten ein schand. - Franck, I, 69b; Petri, II, 312; Gruter, I, 42; Henisch, 1310, 49; Sutor, 490; Simrock, 2953; Sailer, 55. 123 Fürsten vnd Herren schlagen jhre Müntz auss Silber vnnd Gold; der Babst schlegt seine auss allen Creaturn (Ablass, Bann, Busse, Butter, Eier, Fleisch, Messe, Sakramente u. s. w.). - Petri, II, 322. 124 Fürsten vnd Herren soll man warnen, nicht straffen. - Lehmann, 732, 66. 125 Fürsten vnd Herren sollen jhre Vnterthanen mit weissheit, mannheit vnnd messigkeit vbertreffen, nicht mit müessiggang vnd wollust. - Henisch, 1310, 57. 126 Fürsten vnd herrn haben lang hend. - Franck, I, 17a; Körte, 1706. 127 Fürsten vnnd Herren sollen nicht alles an die Räthe, Edelleuth vnd Secretarien lassen. - Henisch, 1310, 53. 128 Fürsten vnnd Herrn müssen von jhnen reden lassen. - Petri, II, 322; Henisch, 1310. 129 Fürsten werden schlecht berathen, ha'n ihre Lust an Schlössern (Festungen) und Soldaten. Frz.: Faire chasteaux princes sont diligens ou forteresse et ville fort fermee, pour resister contre une 'grosse armee, mais si n'est-il muraille que de gens. (Leroux, II, 71.) 130 Fürsten werden selig, wenn sie in der Wiegen sterben, wenn sie auffs Pferd kommen, rennen sie stracks der Hellen zu. (S. 153.) - Petri, II, 322; Henisch, 1310, 60. "Karolus der Achte, König in Frankreich, fragte auf eine Zeit seinen Mundschenk, ob er auch nicht der Meinung sei, dass wenige von den Königen im Himmel wären. Und da der Mundschenk mit der Sprach nicht herauswollte, antwortete der König selbst und sagt: "Was soll es Wunder seyn, wann schon von den Königen wenige im Himmel sind, sie haben gar wenig Leut' um sich, die ihnen die Wahrheit reden."" (Abraham a Sancta-Clara's Etwas für alle, herausgegeben von Heinmar, Frankfurt a. M. 1829, I, 823.) 131 Hält der Fürst ein Gastgebot, muss jhm der bawr aufflegen das brot. - Petri, II, 658; Henisch, 1311, 25. 132 Hat es der Fürst gethan, so folgt auch der gemeine Mann. (S. 17.) - Parömiakon, 1985. 133 Jeder Fürst hat sein Achitophel, der ein bösen Rath verschattiren kan. - Lehmann, 661, 101; Eiselein, 197. Böse Rathgeber. 134 Jeder Fürst ist Kaiser in seinem Lande. - Simrock, 2948; Graf, 487, 30; Eiselein, 197. Das Deutsche Reich enthielt so viele Staaten als Fürstenthümer und Reichsstädte, und jeder derselben besass Hoheitsrechte wie der Kaiser. Vgl. auch Huld. Eyben diss. de origine brocardici (1661): "Ein jeder Fürst (Graf u. s. w.) ist Kaiser in seinem Lande." (Nopitsch, 46.) 135 Jeder Fürst muss zwei Narren haben, einen, den er, den andern, der ihn vexirt. - Zinkgref, I, 221. 136 Jungen fursten ist man von natur holder denn den alten. - Agricola I, 680; Gruter, I, 51; Latendorf, 151; Tappius, 107a. Dennoch sagen die Türken: Einem jungen Fürsten dienen und ein muthig Pferd pflegen sind zwei gefährliche Geschäfte. (Cahier, 2725.) Frz.: On adore plutot le soleil levant que soleil couchant. (Kritzinger, 9.) 137 Kleine Fürsten haben gern grosse Hofnarren. 138 Kommen Fürsten in Kriegsgefahr vnnd müssen noth leiden, so gehets den geringeren an den Bindriemen. - Lehmann, 110, 57. 139 Man ändert nicht die Fürsten, es wechseln nur die Namen. - Simrock, 2949; Eiselein, 197.
[Spaltenumbruch] 98 Fürsten kaufen nicht im Sack. Lat.: Regibus hic mos est, ubi equos mercantur, apertos inspiciunt. (Horaz.) (Philippi, II, 153.) 99 Fürsten können nur, was sie müssen. Selbst von Napoleon I. bemerkt Baggesen einmal: „Er will nicht, er wird gewollt.“ (Vgl. Fr. Perthes' Leben von Cl. Th. Perthes, 1848, I, 178.) Frz.: Les princes n'ont point de chemin. (Leroux, II, 71.) 100 Fürsten können Ritter machen, aber Schreiber1 können sie nicht machen. (S. 43.) – Petri, II, 322. Henisch, 1310, 44. 1) D. h. hier gelehrte Leute. – Ueber das Verhältniss der Macht zur Wissenschaft haben die Indier das Sprichwort: Wenn der Fürst Degen und Lanze hat, so besitzt der Weise seine Wissenschaft und seine Jünger. 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98 Fürsten kaufen nicht im Sack.
Lat.: Regibus hic mos est, ubi equos mercantur, apertos inspiciunt. (Horaz.) (Philippi, II, 153.)
99 Fürsten können nur, was sie müssen.
Selbst von Napoleon I. bemerkt Baggesen einmal: „Er will nicht, er wird gewollt.“ (Vgl. Fr. Perthes' Leben von Cl. Th. Perthes, 1848, I, 178.)
Frz.: Les princes n'ont point de chemin. (Leroux, II, 71.)
100 Fürsten können Ritter machen, aber Schreiber1 können sie nicht machen. (S. 43.) – Petri, II, 322. Henisch, 1310, 44.
1) D. h. hier gelehrte Leute. – Ueber das Verhältniss der Macht zur Wissenschaft haben die Indier das Sprichwort: Wenn der Fürst Degen und Lanze hat, so besitzt der Weise seine Wissenschaft und seine Jünger. (Cahier, 2320.)
101 Fürsten können schwerlich der vnterthanen Freyheit leiden. – Lehmann, 389, 38.
102 Fürsten können wol Schaden, aber keinen Schimpf leiden. – Winckler, I, 85; Simrock, 2938a.
103 Fürsten lohnen ihre Arbeiter wie im Evangelio, daher heissen sie gnädige Herren. – Eiselein, 198.
104 Fürsten müssen jhrer Diener Knechte seyn. – Petri, II, 322; Henisch, 1310, 46.
105 Fürsten pflügen nicht das Feld. – Bertram, 41.
106 Fürsten reiten tewre Hengste, die wöllen dess besten Futters voll seyn vnnd keine Sporen leiden; ein geringer Hausswirth gehet zu fuss. – Petri, II, 322.
107 Fürsten sehen durch die Brillen ihrer Räthe.
Frz.: Les princes ne voyent que par les yeux de leurs ministres. (Kritzinger, 564.)
108 Fürsten sind nicht gern Juristen, sonst kemen alle schwere hendel auff sie. – Petri, II, 322; Henisch, 1310, 47.
109 Fürsten sind ohne Busse. – Graf, 33, 61.
Weil sie geborene Richter ihres Volks sind und auch an der Spitze des Heeres stehen. Wer sollte sie zur Strafe verurtheilen und wer die Busse einziehen. Doch tritt der Sachsenspiegel (III, 8 u. 54, 2) gegen diese Anschauung des Volkswitzes auf.
Mhd.: Hir umme seget man, dat die vorsten ane bute sin. (Sachsenspiegel, III, 54, 2.)
It.: I prencipi non hanno altri giudici in terra, che loro stessi. (Pazzaglia, 304, 4.)
110 Fürsten soll man nicht zu hoch loben vnd nicht zu sehr schelten. – Lehmann, 673, 170.
„Es ist keiner so gut, er könd noch besser sein vnd ist keiner so böss, er köndt noch ärger sein.“ In der Regel ist man mit Lob und Tadel sehr freigebig. „Ehe man (aber) Regenten tadelt, soll man erstlich die Leibesschäden der Völker untersuchen und heilen. Manche Regenten sind noch viel zu gut für das Volk, das sie beherrschen.“ (Welt und Zeit, I, 90, 169.)
111 Fürsten sollen Adler sein im Belohnen und Schnecken im Strafen.
Lat.: Sit piger ad poenam princeps, ad praemia velox, et doleat, quoties cogitur esse ferox. (Ovid.) (Philippi, II, 192.)
112 Fürsten sollen gedultig oren haben. – Franck, II, 117b; Simrock, 2938; Körte, 1707.
Nur nicht für Schmeichler und Verleumder; denn die Holländer sagen: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomée, II, 406.)
113 Fürsten sollen nit Donner vnd Blitz in Händen führen, sondern mit milte vnd gnade prangen. – Lehmann, 669, 136.
It.: Un prencipe deve accoppiare alla grandezza la moderazione. (Pazzaglia, 304, 10.)
114 Fürsten sollen sehen, dass ihre Unterthanen nicht an Brot und der Adel nicht an Aemtern Mangel leiden. – Eiselein, 198.
115 Fürsten und Esel thun nichts ungetrieben.
Mhd.: Die fürsten hânt der esel art, si tuont durh niemen âne gart. (Zingerle, 29.)
116 Fürsten und Herren dürfen nicht weiter sehen, als ihre Hofbedienten erlauben.
Luther sagte von einem Fürsten, der sich zu viel von seinen Dienern regieren lasse: Er sei wie der Zeiger auf einer Uhr, wie man ihn gestellt, so sei er auch gegangen. (Zinkgref, I, 204.)
117 Fürsten und Herren müssen über ihren Worten wie eine Mauer stehen. – Graf, 28, 16.
118 Fürsten und Herren sind unsers Herrgotts Kartenspiel. – Zinkgref, I, 206.
119 Fürsten und Herren sind seltsam Wildpret im Himmel. – Petri, II, 322.
Auch Luther in der Auslegung des Magnificat und in Beantwortung der Frage: „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können?“ (Vgl. Heuseler, 30 u. 151.)
120 Fürsten und Pfaffen machen viel zu schaffen.
121 Fürsten und Schüler haben (oft) gar viel Aufgaben.
122 Fürsten vnd Artzten sindt viel Todten ein schand. – Franck, I, 69b; Petri, II, 312; Gruter, I, 42; Henisch, 1310, 49; Sutor, 490; Simrock, 2953; Sailer, 55.
123 Fürsten vnd Herren schlagen jhre Müntz auss Silber vnnd Gold; der Babst schlegt seine auss allen Creaturn (Ablass, Bann, Busse, Butter, Eier, Fleisch, Messe, Sakramente u. s. w.). – Petri, II, 322.
124 Fürsten vnd Herren soll man warnen, nicht straffen. – Lehmann, 732, 66.
125 Fürsten vnd Herren sollen jhre Vnterthanen mit weissheit, mannheit vnnd messigkeit vbertreffen, nicht mit müessiggang vnd wollust. – Henisch, 1310, 57.
126 Fürsten vnd herrn haben lang hend. – Franck, I, 17a; Körte, 1706.
127 Fürsten vnnd Herren sollen nicht alles an die Räthe, Edelleuth vnd Secretarien lassen. – Henisch, 1310, 53.
128 Fürsten vnnd Herrn müssen von jhnen reden lassen. – Petri, II, 322; Henisch, 1310.
129 Fürsten werden schlecht berathen, ha'n ihre Lust an Schlössern (Festungen) und Soldaten.
Frz.: Faire chasteaux princes sont diligens ou forteresse et ville fort fermée, pour résister contre une 'grosse armée, mais si n'est-il muraille que de gens. (Leroux, II, 71.)
130 Fürsten werden selig, wenn sie in der Wiegen sterben, wenn sie auffs Pferd kommen, rennen sie stracks der Hellen zu. (S. 153.) – Petri, II, 322; Henisch, 1310, 60.
„Karolus der Achte, König in Frankreich, fragte auf eine Zeit seinen Mundschenk, ob er auch nicht der Meinung sei, dass wenige von den Königen im Himmel wären. Und da der Mundschenk mit der Sprach nicht herauswollte, antwortete der König selbst und sagt: “Was soll es Wunder seyn, wann schon von den Königen wenige im Himmel sind, sie haben gar wenig Leut' um sich, die ihnen die Wahrheit reden.„“ (Abraham a Sancta-Clara's Etwas für alle, herausgegeben von Heinmar, Frankfurt a. M. 1829, I, 823.)
131 Hält der Fürst ein Gastgebot, muss jhm der bawr aufflegen das brot. – Petri, II, 658; Henisch, 1311, 25.
132 Hat es der Fürst gethan, so folgt auch der gemeine Mann. (S. 17.) – Parömiakon, 1985.
133 Jeder Fürst hat sein Achitophel, der ein bösen Rath verschattiren kan. – Lehmann, 661, 101; Eiselein, 197.
Böse Rathgeber.
134 Jeder Fürst ist Kaiser in seinem Lande. – Simrock, 2948; Graf, 487, 30; Eiselein, 197.
Das Deutsche Reich enthielt so viele Staaten als Fürstenthümer und Reichsstädte, und jeder derselben besass Hoheitsrechte wie der Kaiser. Vgl. auch Huld. Eyben diss. de origine brocardici (1661): „Ein jeder Fürst (Graf u. s. w.) ist Kaiser in seinem Lande.“ (Nopitsch, 46.)
135 Jeder Fürst muss zwei Narren haben, einen, den er, den andern, der ihn vexirt. – Zinkgref, I, 221.
136 Jungen fursten ist man von natur holder denn den alten. – Agricola I, 680; Gruter, I, 51; Latendorf, 151; Tappius, 107a.
Dennoch sagen die Türken: Einem jungen Fürsten dienen und ein muthig Pferd pflegen sind zwei gefährliche Geschäfte. (Cahier, 2725.)
Frz.: On adore plutôt le soleil levant que soleil couchant. (Kritzinger, 9.)
137 Kleine Fürsten haben gern grosse Hofnarren.
138 Kommen Fürsten in Kriegsgefahr vnnd müssen noth leiden, so gehets den geringeren an den Bindriemen. – Lehmann, 110, 57.
139 Man ändert nicht die Fürsten, es wechseln nur die Namen. – Simrock, 2949; Eiselein, 197.
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