Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 56 Ein gerechter Fürst ist eines Landes grösster Segen. Die Indier sagen: Eines Fürsten Gerechtigkeit ist wichtiger für das Land als eine gute Ernte. (Cahier, 2407.) 57 Ein guter Fürst denkt zuletzt an sich. Frz.: Un noble prince ou roy n'a jamais pile ne croix. (Bohn I, 62.) 58 Ein guter fürst ein lands sig. - Franck, I, 143b. It.: Beata quella citta ch' ha prencipe che sa. (Pazzaglia, 304, 1.) 59 Ein guter Fürst muss eine Feder, eine Zunge und ein Herz haben. - Winckler, XIX, 8. 60 Ein guter Fürst schneidet der Freiheit nicht die Zunge aus. "Die Pressfreiheit ist die Zunge der Freiheit." Poln.: Nie cesarska rzecz wolne jezyki zabraniac. (Wurzbach I, 272.) 61 Ein kluger Fürst ist ein seltzamer Vogel. - Henisch, 1309, 31. 62 Ein unwissender Fürst ist ein gekrönter Esel. - Cahier, 3667. It.: Ad un re non e necessaria la barba, ma l'ingegno. (Pazzaglia, 319, 4.) 63 Ein vngelehrter Fürst vnd Herr ist ein geschnitzet Bild, nichts mehr. - Henisch, 1309, 36. 64 Einem Fürsten stehet nichts besser an, als sich den Gesetzen zu unterwerfen. Ein Wort des deutschen Kaisers Friedrich I. (Zinkgref, I, 28.) 65 Einem Fürsten steht nichts besser an, als Verzeihen und Schenken. Dän.: Intet staaer en förste bedre end at give og tilgive. (Prov. dan., 192.) 66 Einem hungrigen Fürsten mundet auch wol Kartoffelbrei. (Kassuben.) 67 Einem milden Fürsten gehorchet man gern. It.: Un prencipe, che comanda con amore, e servito con fedelta. (Pazzaglia, 304, 12.) 68 Einen frommen Fürsten kann man nicht beleidigen. - Henisch, 1310, 69. 69 Einen Fürsten soll man erkennen bei Haltung geschehener Aussag, reiner Strasse und guter Münze. - Pistor., VII, 96; Eiselein, 198; Henisch, 1311, 6. Ein Wort, das Philipp dem Grossmüthigen von Hessen zugeschrieben wird. (Zinkgref, I, 139.) Dän.: Man kiender en god förste paa hans mynt, löfte og land-fred. (Prov. dan., 192.) 70 Einen weisen Fürsten loben seine ehrliche fürsichtige Händel. - Henisch, 1309, 38. 71 Eines Fürsten Diener muss stets an seinen Fall denken. Er kann aber auch leicht steigen, denn die Franzosen sagen: Valet a prince, pair a baron. (Leroux, II, 80.) 72 Eines Fürsten erste, zweite und dritte Tugend ist Gottesfurcht. - Opel, 373. Als man eines Tages fragte, welches eines Fürsten erste Tugend wäre, antwortete Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz: "Die Gottesfurcht." Und als man darauf wieder fragte: Welches die letzte? sagte er abermals: "Die Gottesfurcht, denn die begreifft alle andern Tugenden in sich." (Zinkgref, III, 16.) 73 Eines Fürsten feindtschafft ist dess Menschen todt. - Henisch, 1310, 37. 74 Eines Fürsten grösster Schaden ist, wenn er weise Räthe und tapfere Kriegshelden von sich lässt. "Ein Fürst betreugt vnd Verderbt sich, der seiner landt ständt Rhat vnnd Gutachten in sachen das Landt betreffend nit hört vnd annimmt, sondern mehr einem Ohrenmelcker oder Fremden folgt; zuletzt rindt das Schiff an allen orten vnd hilfft weder Stopffen noch Flicken, denn die Landtleut wollen vnveracht sein." (Lehmann, 678, 194.) Dän.: En förste skal fölge deres raad som have ham kiaer, og ei deres som han haver kiaer. (Prov. dan., 192.) 75 Eines Fürsten grösstes Glück hängt am Galgen. - Parömiakon, 1980. Will sagen, dass er nichts Besseres thun könne, als alle Verbrecher aufhängen zu lassen, eine Ansicht, über welche sich unsere Zeit erhoben hat. - "Wenn der Galgen mit Dieben voll ist, so ist das Land von Diebstücken leer." (Megerle.) 76 Eines Fürsten Gunst ist mit Gefahr umgeben. 77 Eines Fürsten höchste Sorge soll sein, gelehrte Männer zum Regiment, beherzte zum Kriege und vorsichtige zur Festhaltung zu haben. [Spaltenumbruch] 78 Eines Fürsten Schatz ligt nirgend besser als in der vnterthanen Beutel. - Lehmann, 656, 50; Simrock, 2950; Eiselein, 198; Sailer, 249. Eine alte Ansicht über den Staatsschatz. 79 Eines Fürsten vornehmstes Amt ist, dass er jedermann Recht widerfahren lasse. Frz.: La principale charge d'une prince c'est de rendre la justice a tous. (Kritzinger, 564.) 80 Eines Fürsten weissheit besteht darin, das er sich selbst regieren kan. - Lehmann, 675, 185. 81 Eines Fürsten Wort muss stehen fest wie die Evangelien. - Graf, 28, 15. "Eins fürsten wort sol stohn fest wie das evan gelion." (Haltaus, Glossarium mediae aetatis, Leipzig 1758, Fol. 571.) It.: La parola d'un prencipe deve valere quanto il giuramento d'un privato. (Pazzaglia, 264, 21.) 82 Es ist besser der Fürst sey böss als die Rhät. - Lehmann, 652, 20. "Man kann besser einen bösen Menschen dulden als viel. Weise tapffre Rhät können einen Herren wohl im Zaum halten, aber ein guter dapffer Herr kan seine bösshaffte arglistige Rhät nicht alzeit meistern, er wird auff allen seiten vmbstellt vnnd betrogen." Dän.: Bedre at en förste er selv ond, end hans raad. (Prov. dan., 192.) 83 Es ist ein Furst wol so seltzam ym hymel, als ein hirssch ynn eines armen mans kuchen. - Agricola I, 263; Tappius, 52; Latendorf I, 153; Gesner, I, 393; Henisch, 1310, 20; Eyering, II, 75; Zeytbuch, Xb; Eiselein, 198; Körte, 1710. " ...So ist dis sprichwort war, dass auff eine zeyt Doctor Keyser zu Manssfeldt ynn beywesen viler Fursten vnd Herren gebrauchet hat." - Das Sprichwort steht hier in der Lesart des Agricola. Bei Tappius, Henisch u. a. heisst es: Es ist eyn Fürst wol so seltzam wilpret im hymel, als u. s. w. 84 Es ist kein Fürst vnnd Herr, der von den glatten kätzlein nicht betrogen worden ist. - Lehmann, 383, 26. Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) sagt: "Die armen Füchse werden vertilget von der Erden, bei Fürsten aber sein die Schwätzer gar gemein." 85 Es sind nicht alle Fürsten, die mit dem Kaiser reiten. Die Russen haben das Sprichwort: Es ist nicht jeder ein Grossfürst, der mit Newawasser getauft ist. (Reinsberg VI, 72.) Holl.: Zijn niet allen gelijk die met den keizer rijden. (Bohn I, 345.) 86 Es sind nicht alles Fürsten, die Fürstenkleider tragen. - Eiselein, 197. 87 Es soll ein Fürst zu seinen Vnterthanen ein freundtlich gemüeth tragen. - Henisch, 1310, 29. 88 Es soll kein Fürst ein Nacht vberschlaffen. - Henisch, 1310, 30; Lehmann, II, 139, 114. 89 Es stehet einem Fürsten nicht wol an, wann er gern leugt. - Henisch, 1310, 32. 90 Es stirbet kein Fürst vbel. - Henisch, 1310, 35. " ... So heisst es nun mehr inn der Welt, aber Gottes wort saget vil anders darvon." 91 Fromme Fürsten sind arme Leuth. - Henisch, 1309, 29. 92 Fromme Fürsten vnd Herrn find man gemeinlich an den Wänden1. - Lehmann, 380, 20; Eiselein, 149. 1) D. i. gemalt. 93 Fromme Fürsten vnnd Herren sind jmmerdar gute Kirchvätter gewesen. - Henisch, 1309, 14. 94 Fürsten bleiben Fürsten vnnd solten wir alle Kachelöfen einschmeissen. - Gruter, III, 41. 95 Fürsten fürchten den Schatten an der Wand. Lat.: Timere reges dubia pro certis solent. (Philippi II, 219.) 96 Fürsten haben lange Hände und viel Ohren. - Simrock, 2939; Braun, II, 445; Graf, 523, 276; Eiselein, 198. Frz.: Les princes ont les bras et les oreilles longues. (Cahier, 1474; Leroux, II, 71.) Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomee, II, 406.) Lat.: Multae regnum aures atque oculi. (Eiselein, 198.) 97 Fürsten helffen den geringern also, dass sie mehr nutz davon bekommen als die, denen die hilff geschicht. - Lehmann, 374, 11. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Hüte dich vor Fürsten, sie suchen nur ihr Interesse. (Cahier, 2501.)
[Spaltenumbruch] 56 Ein gerechter Fürst ist eines Landes grösster Segen. Die Indier sagen: Eines Fürsten Gerechtigkeit ist wichtiger für das Land als eine gute Ernte. (Cahier, 2407.) 57 Ein guter Fürst denkt zuletzt an sich. Frz.: Un noble prince ou roy n'a jamais pile ne croix. (Bohn I, 62.) 58 Ein guter fürst ein lands sig. – Franck, I, 143b. It.: Beata quella città ch' ha prencipe che sà. (Pazzaglia, 304, 1.) 59 Ein guter Fürst muss eine Feder, eine Zunge und ein Herz haben. – Winckler, XIX, 8. 60 Ein guter Fürst schneidet der Freiheit nicht die Zunge aus. „Die Pressfreiheit ist die Zunge der Freiheit.“ Poln.: Nie cesarska rzecz wolne języki zabraniać. (Wurzbach I, 272.) 61 Ein kluger Fürst ist ein seltzamer Vogel. – Henisch, 1309, 31. 62 Ein unwissender Fürst ist ein gekrönter Esel. – Cahier, 3667. It.: Ad un rè non è necessaria la barba, ma l'ingegno. 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Holl.: Zijn niet allen gelijk die met den keizer rijden. (Bohn I, 345.) 86 Es sind nicht alles Fürsten, die Fürstenkleider tragen. – Eiselein, 197. 87 Es soll ein Fürst zu seinen Vnterthanen ein freundtlich gemüeth tragen. – Henisch, 1310, 29. 88 Es soll kein Fürst ein Nacht vberschlaffen. – Henisch, 1310, 30; Lehmann, II, 139, 114. 89 Es stehet einem Fürsten nicht wol an, wann er gern leugt. – Henisch, 1310, 32. 90 Es stirbet kein Fürst vbel. – Henisch, 1310, 35. „ ... So heisst es nun mehr inn der Welt, aber Gottes wort saget vil anders darvon.“ 91 Fromme Fürsten sind arme Leuth. – Henisch, 1309, 29. 92 Fromme Fürsten vnd Herrn find man gemeinlich an den Wänden1. – Lehmann, 380, 20; Eiselein, 149. 1) D. i. gemalt. 93 Fromme Fürsten vnnd Herren sind jmmerdar gute Kirchvätter gewesen. – Henisch, 1309, 14. 94 Fürsten bleiben Fürsten vnnd solten wir alle Kachelöfen einschmeissen. – Gruter, III, 41. 95 Fürsten fürchten den Schatten an der Wand. Lat.: Timere reges dubia pro certis solent. 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56 Ein gerechter Fürst ist eines Landes grösster Segen.
Die Indier sagen: Eines Fürsten Gerechtigkeit ist wichtiger für das Land als eine gute Ernte. (Cahier, 2407.)
57 Ein guter Fürst denkt zuletzt an sich.
Frz.: Un noble prince ou roy n'a jamais pile ne croix. (Bohn I, 62.)
58 Ein guter fürst ein lands sig. – Franck, I, 143b.
It.: Beata quella città ch' ha prencipe che sà. (Pazzaglia, 304, 1.)
59 Ein guter Fürst muss eine Feder, eine Zunge und ein Herz haben. – Winckler, XIX, 8.
60 Ein guter Fürst schneidet der Freiheit nicht die Zunge aus.
„Die Pressfreiheit ist die Zunge der Freiheit.“
Poln.: Nie cesarska rzecz wolne języki zabraniać. (Wurzbach I, 272.)
61 Ein kluger Fürst ist ein seltzamer Vogel. – Henisch, 1309, 31.
62 Ein unwissender Fürst ist ein gekrönter Esel. – Cahier, 3667.
It.: Ad un rè non è necessaria la barba, ma l'ingegno. (Pazzaglia, 319, 4.)
63 Ein vngelehrter Fürst vnd Herr ist ein geschnitzet Bild, nichts mehr. – Henisch, 1309, 36.
64 Einem Fürsten stehet nichts besser an, als sich den Gesetzen zu unterwerfen.
Ein Wort des deutschen Kaisers Friedrich I. (Zinkgref, I, 28.)
65 Einem Fürsten steht nichts besser an, als Verzeihen und Schenken.
Dän.: Intet staaer en første bedre end at give og tilgive. (Prov. dan., 192.)
66 Einem hungrigen Fürsten mundet auch wol Kartoffelbrei. (Kassuben.)
67 Einem milden Fürsten gehorchet man gern.
It.: Un prencipe, che comanda con amore, è servito con fedeltà. (Pazzaglia, 304, 12.)
68 Einen frommen Fürsten kann man nicht beleidigen. – Henisch, 1310, 69.
69 Einen Fürsten soll man erkennen bei Haltung geschehener Aussag, reiner Strasse und guter Münze. – Pistor., VII, 96; Eiselein, 198; Henisch, 1311, 6.
Ein Wort, das Philipp dem Grossmüthigen von Hessen zugeschrieben wird. (Zinkgref, I, 139.)
Dän.: Man kiender en god første paa hans mynt, løfte og land-fred. (Prov. dan., 192.)
70 Einen weisen Fürsten loben seine ehrliche fürsichtige Händel. – Henisch, 1309, 38.
71 Eines Fürsten Diener muss stets an seinen Fall denken.
Er kann aber auch leicht steigen, denn die Franzosen sagen: Valet à prince, pair à baron. (Leroux, II, 80.)
72 Eines Fürsten erste, zweite und dritte Tugend ist Gottesfurcht. – Opel, 373.
Als man eines Tages fragte, welches eines Fürsten erste Tugend wäre, antwortete Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz: „Die Gottesfurcht.“ Und als man darauf wieder fragte: Welches die letzte? sagte er abermals: „Die Gottesfurcht, denn die begreifft alle andern Tugenden in sich.“ (Zinkgref, III, 16.)
73 Eines Fürsten feindtschafft ist dess Menschen todt. – Henisch, 1310, 37.
74 Eines Fürsten grösster Schaden ist, wenn er weise Räthe und tapfere Kriegshelden von sich lässt.
„Ein Fürst betreugt vnd Verderbt sich, der seiner landt ständt Rhat vnnd Gutachten in sachen das Landt betreffend nit hört vnd annimmt, sondern mehr einem Ohrenmelcker oder Fremden folgt; zuletzt rindt das Schiff an allen orten vnd hilfft weder Stopffen noch Flicken, denn die Landtleut wollen vnveracht sein.“ (Lehmann, 678, 194.)
Dän.: En første skal følge deres raad som have ham kiær, og ei deres som han haver kiær. (Prov. dan., 192.)
75 Eines Fürsten grösstes Glück hängt am Galgen. – Parömiakon, 1980.
Will sagen, dass er nichts Besseres thun könne, als alle Verbrecher aufhängen zu lassen, eine Ansicht, über welche sich unsere Zeit erhoben hat. – „Wenn der Galgen mit Dieben voll ist, so ist das Land von Diebstücken leer.“ (Megerle.)
76 Eines Fürsten Gunst ist mit Gefahr umgeben.
77 Eines Fürsten höchste Sorge soll sein, gelehrte Männer zum Regiment, beherzte zum Kriege und vorsichtige zur Festhaltung zu haben.
78 Eines Fürsten Schatz ligt nirgend besser als in der vnterthanen Beutel. – Lehmann, 656, 50; Simrock, 2950; Eiselein, 198; Sailer, 249.
Eine alte Ansicht über den Staatsschatz.
79 Eines Fürsten vornehmstes Amt ist, dass er jedermann Recht widerfahren lasse.
Frz.: La principale charge d'une prince c'est de rendre la justice à tous. (Kritzinger, 564.)
80 Eines Fürsten weissheit besteht darin, das er sich selbst regieren kan. – Lehmann, 675, 185.
81 Eines Fürsten Wort muss stehen fest wie die Evangelien. – Graf, 28, 15.
„Eins fürsten wort sol stohn fest wie das evan gelion.“ (Haltaus, Glossarium mediae aetatis, Leipzig 1758, Fol. 571.)
It.: La parola d'un prencipe deve valere quanto il giuramento d'un privato. (Pazzaglia, 264, 21.)
82 Es ist besser der Fürst sey böss als die Rhät. – Lehmann, 652, 20.
„Man kann besser einen bösen Menschen dulden als viel. Weise tapffre Rhät können einen Herren wohl im Zaum halten, aber ein guter dapffer Herr kan seine bösshaffte arglistige Rhät nicht alzeit meistern, er wird auff allen seiten vmbstellt vnnd betrogen.“
Dän.: Bedre at en første er selv ond, end hans raad. (Prov. dan., 192.)
83 Es ist ein Furst wol so seltzam ym hymel, als ein hirssch ynn eines armen mans kuchen. – Agricola I, 263; Tappius, 52; Latendorf I, 153; Gesner, I, 393; Henisch, 1310, 20; Eyering, II, 75; Zeytbuch, Xb; Eiselein, 198; Körte, 1710.
„ ...So ist dis sprichwort war, dass auff eine zeyt Doctor Keyser zu Manssfeldt ynn beywesen viler Fursten vnd Herren gebrauchet hat.“ – Das Sprichwort steht hier in der Lesart des Agricola. Bei Tappius, Henisch u. a. heisst es: Es ist eyn Fürst wol so seltzam wilpret im hymel, als u. s. w.
84 Es ist kein Fürst vnnd Herr, der von den glatten kätzlein nicht betrogen worden ist. – Lehmann, 383, 26.
Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) sagt: „Die armen Füchse werden vertilget von der Erden, bei Fürsten aber sein die Schwätzer gar gemein.“
85 Es sind nicht alle Fürsten, die mit dem Kaiser reiten.
Die Russen haben das Sprichwort: Es ist nicht jeder ein Grossfürst, der mit Newawasser getauft ist. (Reinsberg VI, 72.)
Holl.: Zijn niet allen gelijk die met den keizer rijden. (Bohn I, 345.)
86 Es sind nicht alles Fürsten, die Fürstenkleider tragen. – Eiselein, 197.
87 Es soll ein Fürst zu seinen Vnterthanen ein freundtlich gemüeth tragen. – Henisch, 1310, 29.
88 Es soll kein Fürst ein Nacht vberschlaffen. – Henisch, 1310, 30; Lehmann, II, 139, 114.
89 Es stehet einem Fürsten nicht wol an, wann er gern leugt. – Henisch, 1310, 32.
90 Es stirbet kein Fürst vbel. – Henisch, 1310, 35.
„ ... So heisst es nun mehr inn der Welt, aber Gottes wort saget vil anders darvon.“
91 Fromme Fürsten sind arme Leuth. – Henisch, 1309, 29.
92 Fromme Fürsten vnd Herrn find man gemeinlich an den Wänden1. – Lehmann, 380, 20; Eiselein, 149.
1) D. i. gemalt.
93 Fromme Fürsten vnnd Herren sind jmmerdar gute Kirchvätter gewesen. – Henisch, 1309, 14.
94 Fürsten bleiben Fürsten vnnd solten wir alle Kachelöfen einschmeissen. – Gruter, III, 41.
95 Fürsten fürchten den Schatten an der Wand.
Lat.: Timere reges dubia pro certis solent. (Philippi II, 219.)
96 Fürsten haben lange Hände und viel Ohren. – Simrock, 2939; Braun, II, 445; Graf, 523, 276; Eiselein, 198.
Frz.: Les princes ont les bras et les oreilles longues. (Cahier, 1474; Leroux, II, 71.)
Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomée, II, 406.)
Lat.: Multae regnum aures atque oculi. (Eiselein, 198.)
97 Fürsten helffen den geringern also, dass sie mehr nutz davon bekommen als die, denen die hilff geschicht. – Lehmann, 374, 11.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Hüte dich vor Fürsten, sie suchen nur ihr Interesse. (Cahier, 2501.)
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