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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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12 Den Fürsten gebürt die Laster zu straffen vnd der frommen dienst zu vergelten. - Henisch, 1309, 64.

13 Der Fürst ist dess Landes, nicht das Landt dess Fürsten. - Henisch, 1309, 45; Petri, II, 89.

14 Der Fürst ist Knecht vber gut vnd recht. - Henisch, 1309, 47; Petri, II, 89.

15 Der Fürst muss selber sein der rath, will er nicht kommen allzu spat, wenn man alles verderbet hat. - Henisch, 1309, 48; Petri, II, 89.

16 Der Fürst oben im Lande und der Fürst unten im Lande bringen der Schweiz Unglück. - Kirchhofer, 77; Klosterspiegel, 4, 2.

Unter jenem ist der gefürstete Abt von St.-Gallen, unter diesem der Fürstbischof von Basel gemeint. Ihre politischen Umtriebe in der Schweiz einerseits, sowie ihre Verbindungen mit deutschen Fürsten haben der Schweiz viel geschadet und die Entstehung des Sprichworts veranlasst.

17 Der Fürsten Exempel sind der Unterthanen Spiegel. - Philippi, I, 97.

Frz.: Les habitans d'une province suivent l'exemple de leur prince. (Kritzinger, 367.) - Les princes doivent leur exemple au peuple. (Kritzinger, 564.)

18 Der grösste Fürst hat an Einem Feind zu viel und an tausend Freunden zu wenig. - Winckler, III, 65.

19 Der ist kein armer Fürst, der reiche Unterthanen hat.

Frz.: Nul prince pauvre qui a des sujets riches. (Kritzinger, 564.)

20 Der jung Fürst lieb vnd werder ist, weder der alt zu aller frist. - Eyering, I, 500; III, 110.

21 Des Fürsten Hand ist so gross als das Land. - Graf, 522, 274.

Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomee, II, 406.)

It.: I prencipi hanno le braccia lunghe. (Pazzaglia, 304, 5.)

22 Des Fürsten Wille ist selten der Unterthanen Lust.

23 Die besten Fürsten eines Landes sind, die Ernst heissen. - Parömiakon, 2160.

Will sagen: ein gerechtes strenges Regiment führen. Die Araber sagen in einem Spruch: Der beste Fürst ist der, den nur des Volkes Noth, nicht Feindesmacht erschüttert; den nur die Schmeichelei, die Wahrheit nicht erbittert; vor dem der Böse stets, der Gute niemals zittert.

24 Die den Fürsten verführen, vergiften den Brunnen des Landes. - Sailer, 248; Simrock, 2941.

25 Die Fürsten ändern sich nicht, es wechseln nur die Namen.

26 Die Fürsten der Theilung sind Genossen der Diebe. - Graf, 487, 39.

Es war die erste Aufgabe eines Fürsten, sein Land ungetheilt zu erhalten. - "Die Fürsten solicher teylung seind gesellen der Dieb." (U. Tengler, Laienspiegel von rechtmässigen Ordnungen in bürgerlichen und peinlichen Regimenten, Augsburg 1509, 48, V.)

27 Die Fürsten haben der Pferde Art, sie stallen gern, wo es schon nass genug ist. - Simrock, 7882.

Vgl. Boccaccio's Erzählungen, X, 1, als Commentar.

28 Die Fürsten haben viel Augen, lassen aber nur zwei sehen. - Simrock, 2940.

It.: Il prencipi hanno molti occhi, e molte orecchie, cosi vedono' et odono ogni cosa. (Pazzaglia, 304, 6.)

29 Die Fürsten kommen in den Himmel, so sie in der Wiege sterben. - Eiselein, 199.

30 Die weltlichen Fürsten sind Affen, und nicht schlechte Affen, sondern Rohraffen, der Teufel isset mancherlei Affen gern, aber keine lieber als Rohraffen. - Eiselein, 193.

31 Ein frommer Fürst ist ein seltsamer Vogel. - Heuseler, 276.

Warum? Börne (Gesammelte Schriften, VI, 28) sagt: "Der beste, vorsichtigste und vortrefflichste Regent wird, nach Diocletian, verrathen und verkauft."

32 Ein Fürst braucht viel Augen und Ohren.

Frz.: Le prince doit avoir plusieurs yeux et plusieurs oreilles. (Kritzinger, 564.)

33 Ein Fürst darf nicht schlafen.

It.: I sudditi dormono e per loro vegliano i prencipi. (Pazzaglia, 304, 8.)

Lat.: Non decet principem solidam dormire noctem. (Harrebomee, I, 33.)

[Spaltenumbruch] 34 Ein Fürst das Scepter nützlich führt, wenn wie ein Vater er regiert. - Henisch, 1310, 9.

35 Ein Fürst, der alles thut gerecht, bemerkt doch, dass gar vieles schlecht.

36 Ein Fürst, der noch so tüchtig ist, bedarf zur Macht auch noch die List.

37 Ein Fürst, der vnrecht thut, hats besser als der Pöffel, der vnrecht nicht will leiden. - Lehmann, 569, 44.

38 Ein Fürst, der Weisheit ehrt, gern mit Weisen verkehrt.

39 Ein Fürst, der wohl regieren will, muss von den Bösen gefürchtet und von den Guten geliebt werden.

Frz.: Prince doit faire qu'on le craigne. ( Cahier, 1473.)

40 Ein Fürst, der wol vnd weisslich regiert, der bedeckt damit all sein Gebrechen, die er als Mensch an sich hat. - Lehmann, 668, 130.

41 Ein Fürst hat zehen Teuffel vmb sich her, da ein anderer nur einen hat. - Henisch, 1310, 11; Körte, 1708.

42 Ein Fürst ist dergestalt der Gesetz entbunden, dass er von sich selbst (aus eigener Bewegung, Tugend) thun soll, was andere thun auss Zwang. - Opel, 373.

43 Ein Fürst kann in einem Tage hundert Ritter machen, in hundert Jahren keinen Gelehrten. (S. 100.) - Sailer, 248.

Als sich Georg Fiscellus, der Rechte Doctor, der erst ein adelich Wappen vom Kaiser erhalten hatte, in der baseler Synode auf die Ritterbank setzte, sagte Sigmund: "Ihr thut unweislich, dass ihr die Ritterschaft der Gelehrheit vorzieht. Wisset ihr nicht, dass ich in Einem Tage Tausende adeln kann; aber so mächtig bin ich nicht, dass ich in tausend Jahren einen Gelehrten machen könnte."

It.: Il prencipe si puo dir grande che d'un grand' huomo puo fare un piccolo e di un piccolo un grande. (Pazzaglia, 304, 2.)

44 Ein Fürst kennt den andern wol.

So ein Gelehrter den andern. "Nicht unbekannt untereinander sind die unsterblichen Götter, obgleich sie an verschiedenen Orten wohnen." (Homer.)

45 Ein Fürst muss die bösen straffen, dass er nicht einen Leffel auffhebe vnd zutrete eine Schüssel. - Henisch, 1310, 16.

46 Ein Fürst muss saur Suppen essen vnd inn ein sauren Apffel beissen können, wie wir im Paradeyss inn einen süessen gebissen haben. - Henisch, 1310, 13.

Lat.: Regnare nescit, odia qui nimium timet. - Regnare non vult, esse qui invisus timet. (Philippi, II, 153.)

47 Ein Fürst ohne Credit ist ein glock ohne klang. - Lehmann, 659, 86.

48 Ein Fürst ohne Gerechtigkeit ist ein Strom ohne Wasser.

It.: Bench' il cattivo regni, e sempre schiavo. (Pazzaglia, 320, 1.)

49 Ein Fürst ohne Treu und Glauben ist eine zerbrochene Glocke, widrig auch den Tauben.

50 Ein Fürst soll fünf Eigenschaften haben: Gerecht im Richten, wahrhaftig im Reden, beständig im Handeln, verschwiegen in Rathschlägen und mild im Geben.

51 Ein Fürst soll lieber an Gelt vnd gut, als an trew vnd glauben schaden vnd abbruch leiden. - Lehmann, 933, 65.

52 Ein Fürst soll sein zusag nit drehen vnd krumb ausslegen. - Lehmann, 932, 63.

Ludwig, Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein, gab seinem Sohne Friedrich IV. die Lehre: "Sey warhafftig halte, was du zusagst, und ob dir leib und leben, gut und blut darauf ginge." (Welt und Zeit, V, 90, 76.)

53 Ein Fürst soll viel Augen und viel Ohren haben.

54 Ein Fürst vnnd Regent ist dess Lands Vhr. - Lehmann, 673, 168.

55 Ein Fürst vnnd Richter soll weiser sein, denn alle beschribenen Rechte. - Henisch, 1310, 18.

Dän.: Försten skal vaere forstandig eller bruge forstandige raad. (Prov. dan., 193.)

Frz.: Les princes ont beaucoup d'yeux et d'oreilles. (Kritzinger, 564.)

[Spaltenumbruch]

12 Den Fürsten gebürt die Laster zu straffen vnd der frommen dienst zu vergelten.Henisch, 1309, 64.

13 Der Fürst ist dess Landes, nicht das Landt dess Fürsten.Henisch, 1309, 45; Petri, II, 89.

14 Der Fürst ist Knecht vber gut vnd recht.Henisch, 1309, 47; Petri, II, 89.

15 Der Fürst muss selber sein der rath, will er nicht kommen allzu spat, wenn man alles verderbet hat.Henisch, 1309, 48; Petri, II, 89.

16 Der Fürst oben im Lande und der Fürst unten im Lande bringen der Schweiz Unglück.Kirchhofer, 77; Klosterspiegel, 4, 2.

Unter jenem ist der gefürstete Abt von St.-Gallen, unter diesem der Fürstbischof von Basel gemeint. Ihre politischen Umtriebe in der Schweiz einerseits, sowie ihre Verbindungen mit deutschen Fürsten haben der Schweiz viel geschadet und die Entstehung des Sprichworts veranlasst.

17 Der Fürsten Exempel sind der Unterthanen Spiegel.Philippi, I, 97.

Frz.: Les habitans d'une province suivent l'exemple de leur prince. (Kritzinger, 367.) – Les princes doivent leur exemple au peuple. (Kritzinger, 564.)

18 Der grösste Fürst hat an Einem Feind zu viel und an tausend Freunden zu wenig.Winckler, III, 65.

19 Der ist kein armer Fürst, der reiche Unterthanen hat.

Frz.: Nul prince pauvre qui a des sujets riches. (Kritzinger, 564.)

20 Der jung Fürst lieb vnd werder ist, weder der alt zu aller frist.Eyering, I, 500; III, 110.

21 Des Fürsten Hand ist so gross als das Land.Graf, 522, 274.

Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomée, II, 406.)

It.: I prencipi hanno le braccia lunghe. (Pazzaglia, 304, 5.)

22 Des Fürsten Wille ist selten der Unterthanen Lust.

23 Die besten Fürsten eines Landes sind, die Ernst heissen.Parömiakon, 2160.

Will sagen: ein gerechtes strenges Regiment führen. Die Araber sagen in einem Spruch: Der beste Fürst ist der, den nur des Volkes Noth, nicht Feindesmacht erschüttert; den nur die Schmeichelei, die Wahrheit nicht erbittert; vor dem der Böse stets, der Gute niemals zittert.

24 Die den Fürsten verführen, vergiften den Brunnen des Landes.Sailer, 248; Simrock, 2941.

25 Die Fürsten ändern sich nicht, es wechseln nur die Namen.

26 Die Fürsten der Theilung sind Genossen der Diebe.Graf, 487, 39.

Es war die erste Aufgabe eines Fürsten, sein Land ungetheilt zu erhalten. – „Die Fürsten solicher teylung seind gesellen der Dieb.“ (U. Tengler, Laienspiegel von rechtmässigen Ordnungen in bürgerlichen und peinlichen Regimenten, Augsburg 1509, 48, V.)

27 Die Fürsten haben der Pferde Art, sie stallen gern, wo es schon nass genug ist.Simrock, 7882.

Vgl. Boccaccio's Erzählungen, X, 1, als Commentar.

28 Die Fürsten haben viel Augen, lassen aber nur zwei sehen.Simrock, 2940.

It.: Il prencipi hanno molti occhi, e molte orecchie, cosi vedono' et odono ogni cosa. (Pazzaglia, 304, 6.)

29 Die Fürsten kommen in den Himmel, so sie in der Wiege sterben.Eiselein, 199.

30 Die weltlichen Fürsten sind Affen, und nicht schlechte Affen, sondern Rohraffen, der Teufel isset mancherlei Affen gern, aber keine lieber als Rohraffen.Eiselein, 193.

31 Ein frommer Fürst ist ein seltsamer Vogel.Heuseler, 276.

Warum? Börne (Gesammelte Schriften, VI, 28) sagt: „Der beste, vorsichtigste und vortrefflichste Regent wird, nach Diocletian, verrathen und verkauft.“

32 Ein Fürst braucht viel Augen und Ohren.

Frz.: Le prince doit avoir plusieurs yeux et plusieurs oreilles. (Kritzinger, 564.)

33 Ein Fürst darf nicht schlafen.

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[Spaltenumbruch] 34 Ein Fürst das Scepter nützlich führt, wenn wie ein Vater er regiert.Henisch, 1310, 9.

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38 Ein Fürst, der Weisheit ehrt, gern mit Weisen verkehrt.

39 Ein Fürst, der wohl regieren will, muss von den Bösen gefürchtet und von den Guten geliebt werden.

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41 Ein Fürst hat zehen Teuffel vmb sich her, da ein anderer nur einen hat.Henisch, 1310, 11; Körte, 1708.

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43 Ein Fürst kann in einem Tage hundert Ritter machen, in hundert Jahren keinen Gelehrten. (S. 100.)Sailer, 248.

Als sich Georg Fiscellus, der Rechte Doctor, der erst ein adelich Wappen vom Kaiser erhalten hatte, in der baseler Synode auf die Ritterbank setzte, sagte Sigmund: „Ihr thut unweislich, dass ihr die Ritterschaft der Gelehrheit vorzieht. Wisset ihr nicht, dass ich in Einem Tage Tausende adeln kann; aber so mächtig bin ich nicht, dass ich in tausend Jahren einen Gelehrten machen könnte.“

It.: Il prencipe sì può dir grande che d'un grand' huomo può fare un piccolo e di un piccolo un grande. (Pazzaglia, 304, 2.)

44 Ein Fürst kennt den andern wol.

So ein Gelehrter den andern. „Nicht unbekannt untereinander sind die unsterblichen Götter, obgleich sie an verschiedenen Orten wohnen.“ (Homer.)

45 Ein Fürst muss die bösen straffen, dass er nicht einen Leffel auffhebe vnd zutrete eine Schüssel.Henisch, 1310, 16.

46 Ein Fürst muss saur Suppen essen vnd inn ein sauren Apffel beissen können, wie wir im Paradeyss inn einen süessen gebissen haben.Henisch, 1310, 13.

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47 Ein Fürst ohne Credit ist ein glock ohne klang.Lehmann, 659, 86.

48 Ein Fürst ohne Gerechtigkeit ist ein Strom ohne Wasser.

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49 Ein Fürst ohne Treu und Glauben ist eine zerbrochene Glocke, widrig auch den Tauben.

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52 Ein Fürst soll sein zusag nit drehen vnd krumb ausslegen.Lehmann, 932, 63.

Ludwig, Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein, gab seinem Sohne Friedrich IV. die Lehre: „Sey warhafftig halte, was du zusagst, und ob dir leib und leben, gut und blut darauf ginge.“ (Welt und Zeit, V, 90, 76.)

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[[642]/0670] 12 Den Fürsten gebürt die Laster zu straffen vnd der frommen dienst zu vergelten. – Henisch, 1309, 64. 13 Der Fürst ist dess Landes, nicht das Landt dess Fürsten. – Henisch, 1309, 45; Petri, II, 89. 14 Der Fürst ist Knecht vber gut vnd recht. – Henisch, 1309, 47; Petri, II, 89. 15 Der Fürst muss selber sein der rath, will er nicht kommen allzu spat, wenn man alles verderbet hat. – Henisch, 1309, 48; Petri, II, 89. 16 Der Fürst oben im Lande und der Fürst unten im Lande bringen der Schweiz Unglück. – Kirchhofer, 77; Klosterspiegel, 4, 2. Unter jenem ist der gefürstete Abt von St.-Gallen, unter diesem der Fürstbischof von Basel gemeint. Ihre politischen Umtriebe in der Schweiz einerseits, sowie ihre Verbindungen mit deutschen Fürsten haben der Schweiz viel geschadet und die Entstehung des Sprichworts veranlasst. 17 Der Fürsten Exempel sind der Unterthanen Spiegel. – Philippi, I, 97. Frz.: Les habitans d'une province suivent l'exemple de leur prince. (Kritzinger, 367.) – Les princes doivent leur exemple au peuple. (Kritzinger, 564.) 18 Der grösste Fürst hat an Einem Feind zu viel und an tausend Freunden zu wenig. – Winckler, III, 65. 19 Der ist kein armer Fürst, der reiche Unterthanen hat. Frz.: Nul prince pauvre qui a des sujets riches. (Kritzinger, 564.) 20 Der jung Fürst lieb vnd werder ist, weder der alt zu aller frist. – Eyering, I, 500; III, 110. 21 Des Fürsten Hand ist so gross als das Land. – Graf, 522, 274. Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomée, II, 406.) It.: I prencipi hanno le braccia lunghe. (Pazzaglia, 304, 5.) 22 Des Fürsten Wille ist selten der Unterthanen Lust. 23 Die besten Fürsten eines Landes sind, die Ernst heissen. – Parömiakon, 2160. Will sagen: ein gerechtes strenges Regiment führen. Die Araber sagen in einem Spruch: Der beste Fürst ist der, den nur des Volkes Noth, nicht Feindesmacht erschüttert; den nur die Schmeichelei, die Wahrheit nicht erbittert; vor dem der Böse stets, der Gute niemals zittert. 24 Die den Fürsten verführen, vergiften den Brunnen des Landes. – Sailer, 248; Simrock, 2941. 25 Die Fürsten ändern sich nicht, es wechseln nur die Namen. 26 Die Fürsten der Theilung sind Genossen der Diebe. – Graf, 487, 39. Es war die erste Aufgabe eines Fürsten, sein Land ungetheilt zu erhalten. – „Die Fürsten solicher teylung seind gesellen der Dieb.“ (U. Tengler, Laienspiegel von rechtmässigen Ordnungen in bürgerlichen und peinlichen Regimenten, Augsburg 1509, 48, V.) 27 Die Fürsten haben der Pferde Art, sie stallen gern, wo es schon nass genug ist. – Simrock, 7882. Vgl. Boccaccio's Erzählungen, X, 1, als Commentar. 28 Die Fürsten haben viel Augen, lassen aber nur zwei sehen. – Simrock, 2940. It.: Il prencipi hanno molti occhi, e molte orecchie, cosi vedono' et odono ogni cosa. (Pazzaglia, 304, 6.) 29 Die Fürsten kommen in den Himmel, so sie in der Wiege sterben. – Eiselein, 199. 30 Die weltlichen Fürsten sind Affen, und nicht schlechte Affen, sondern Rohraffen, der Teufel isset mancherlei Affen gern, aber keine lieber als Rohraffen. – Eiselein, 193. 31 Ein frommer Fürst ist ein seltsamer Vogel. – Heuseler, 276. Warum? Börne (Gesammelte Schriften, VI, 28) sagt: „Der beste, vorsichtigste und vortrefflichste Regent wird, nach Diocletian, verrathen und verkauft.“ 32 Ein Fürst braucht viel Augen und Ohren. Frz.: Le prince doit avoir plusieurs yeux et plusieurs oreilles. (Kritzinger, 564.) 33 Ein Fürst darf nicht schlafen. It.: I sudditi dormono e per loro vegliano i prencipi. (Pazzaglia, 304, 8.) Lat.: Non decet principem solidam dormire noctem. (Harrebomée, I, 33.) 34 Ein Fürst das Scepter nützlich führt, wenn wie ein Vater er regiert. – Henisch, 1310, 9. 35 Ein Fürst, der alles thut gerecht, bemerkt doch, dass gar vieles schlecht. 36 Ein Fürst, der noch so tüchtig ist, bedarf zur Macht auch noch die List. 37 Ein Fürst, der vnrecht thut, hats besser als der Pöffel, der vnrecht nicht will leiden. – Lehmann, 569, 44. 38 Ein Fürst, der Weisheit ehrt, gern mit Weisen verkehrt. 39 Ein Fürst, der wohl regieren will, muss von den Bösen gefürchtet und von den Guten geliebt werden. Frz.: Prince doit faire qu'on le craigne. ( Cahier, 1473.) 40 Ein Fürst, der wol vnd weisslich regiert, der bedeckt damit all sein Gebrechen, die er als Mensch an sich hat. – Lehmann, 668, 130. 41 Ein Fürst hat zehen Teuffel vmb sich her, da ein anderer nur einen hat. – Henisch, 1310, 11; Körte, 1708. 42 Ein Fürst ist dergestalt der Gesetz entbunden, dass er von sich selbst (aus eigener Bewegung, Tugend) thun soll, was andere thun auss Zwang. – Opel, 373. 43 Ein Fürst kann in einem Tage hundert Ritter machen, in hundert Jahren keinen Gelehrten. (S. 100.) – Sailer, 248. Als sich Georg Fiscellus, der Rechte Doctor, der erst ein adelich Wappen vom Kaiser erhalten hatte, in der baseler Synode auf die Ritterbank setzte, sagte Sigmund: „Ihr thut unweislich, dass ihr die Ritterschaft der Gelehrheit vorzieht. Wisset ihr nicht, dass ich in Einem Tage Tausende adeln kann; aber so mächtig bin ich nicht, dass ich in tausend Jahren einen Gelehrten machen könnte.“ It.: Il prencipe sì può dir grande che d'un grand' huomo può fare un piccolo e di un piccolo un grande. (Pazzaglia, 304, 2.) 44 Ein Fürst kennt den andern wol. So ein Gelehrter den andern. „Nicht unbekannt untereinander sind die unsterblichen Götter, obgleich sie an verschiedenen Orten wohnen.“ (Homer.) 45 Ein Fürst muss die bösen straffen, dass er nicht einen Leffel auffhebe vnd zutrete eine Schüssel. – Henisch, 1310, 16. 46 Ein Fürst muss saur Suppen essen vnd inn ein sauren Apffel beissen können, wie wir im Paradeyss inn einen süessen gebissen haben. – Henisch, 1310, 13. Lat.: Regnare nescit, odia qui nimium timet. – Regnare non vult, esse qui invisus timet. (Philippi, II, 153.) 47 Ein Fürst ohne Credit ist ein glock ohne klang. – Lehmann, 659, 86. 48 Ein Fürst ohne Gerechtigkeit ist ein Strom ohne Wasser. It.: Bench' il cattivo regni, è sempre schiavo. (Pazzaglia, 320, 1.) 49 Ein Fürst ohne Treu und Glauben ist eine zerbrochene Glocke, widrig auch den Tauben. 50 Ein Fürst soll fünf Eigenschaften haben: Gerecht im Richten, wahrhaftig im Reden, beständig im Handeln, verschwiegen in Rathschlägen und mild im Geben. 51 Ein Fürst soll lieber an Gelt vnd gut, als an trew vnd glauben schaden vnd abbruch leiden. – Lehmann, 933, 65. 52 Ein Fürst soll sein zusag nit drehen vnd krumb ausslegen. – Lehmann, 932, 63. Ludwig, Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein, gab seinem Sohne Friedrich IV. die Lehre: „Sey warhafftig halte, was du zusagst, und ob dir leib und leben, gut und blut darauf ginge.“ (Welt und Zeit, V, 90, 76.) 53 Ein Fürst soll viel Augen und viel Ohren haben. 54 Ein Fürst vnnd Regent ist dess Lands Vhr. – Lehmann, 673, 168. 55 Ein Fürst vnnd Richter soll weiser sein, denn alle beschribenen Rechte. – Henisch, 1310, 18. Dän.: Førsten skal være forstandig eller bruge forstandige raad. (Prov. dan., 193.) Frz.: Les princes ont beaucoup d'yeux et d'oreilles. (Kritzinger, 564.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [642]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/670>, abgerufen am 22.11.2024.