Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] Jungfern. Wenn ein Stein viermal aufhüpft, so sagt man: Mein Stein hat vier Jungfern gemacht. Im Eichsfeldischen heisst es: Jungfern schiessen. Mein Stein hat fünf Jungfern geschossen. Um Eisenach sagt man pfutschen, zu Stein a. d. Donau: wasserschupfen und wasserschlendern, um Ellingen in Franken: wasserpfutschen, um Manheim: steinpfütschen, um Würzburg: Wassermännle werfen. Die Knaben in Steiermark lassen Jungfernsprünge machen. In Oesterreich unterscheiden die Knaben auch zwischen fläckern und Jungfern machen. Jenes, sagen sie, ist ein Spiel mit flachen grössern Steinen, die nach einem ebenen Wege geworfen werden. In einigen Gegenden heisst dies Spiel nach M. Hoefer (Wb., II, 101) auch Götten ausführen, nämlich Pathen, selbe aus dem Wasser heben oder Frosch erlösen. In andern wieder Butterbrot oder Butterstollen werfen, Butterbemmen schmieren, Pökling stechen. In Hamburg sagen die Knaben: Püttjen smyten. (Richey, 196.) Tobler (S. 174) bemerkt, die Bezeichnung "Fröschchen machen" scheine die beste zu sein; "denn der Stein hüpfet über dem Wasser wie ein Frosch". Das Spiel ist alt; es war schon den Griechen bekannt und bei den Römern beschreibt es Minutius Felix, c. 3. Bei den Engländern heisst es: Enten und Enterich (duck and drakes). Frz.: Faire de ricochets. Lat.: Testarum jaculatione ludere. Froschgeschrei. Nicht jedes Froschgeschrei zieht Regen herbei. Jede Regel hat ihre Ausnahme. Froschhaar. * Sich um Froschhaare streiten. (S. Bart 100.) Froschsprung. Ein Froschsprung ist mehr werth als zehn Gotthelf! Die kleinste wirkliche Hülfe geht über fromme Wünsche. Frost. 1 Der Frost, der kommt im Mai'n, ist schädlich dem Hopfen und Wein, den Bäumen, dem Korn und dem Lein. 2 Der Frost ist nur für die Kohlen gut. 3 Der Frost tödtet die Nesseln nicht. Die Polen dagegen sagen: Träfe der Frost die Nesseln nicht, dies Unkraut würde ewig leben. (Reinsberg IV, 139.) 4 Die Fröste vor Wenzeslaus zählen sich nach Gallus aus. - Bair. Hauskalender. In England vergleicht man die Fröste im März mit denen des Mai und sagt: So viel Fröste im März, so viel im Mai. (Reinsberg VIII, 99.) 5 Frost, Hunger, Durst, arm vnd ohn Geld in frembden Landen, das heist recht fünff gezehlt. - Petri, II, 318; Henisch, 779. 6 Frost macht rüstige Leute. Der Frost (oder die Kälte) soll aber noch andere seltsame Wirkungen haben. Mariotte erzählt, dass sich jemand die Haare erfroren habe; sie wurden plötzlich schneeweiss, schmerzten bei der leisesten Berührung und fielen im Frühling aus. Pancirollus bekam Fieberfrost, so oft er im Winter hellpolirtes Metall (Schüsseln, Teller u. s. w.) erblickte. Colardeau hatte im Winter einen unerklärlichen Ekel vor allen seidenen Zeugen, er bekam Schlucken, so oft er etwas Seidenes sah. Mariotte erzählt von einem französischen Gelehrten, dass er den ganzen Winter fast gar nicht geredet habe. Einige soll die Kälte grausam, andere mitleidig machen. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 55.) Frz.: Il gele, tout se prend. (Leroux, I, 66.) 7 Frost ohne Schnee in der Adventszeit bringt viel und gutes Wintergetreid'. (Euskirchen.) - Boebel, 65. 8 Frost treibt zum Rost (zum Ofen, Kamin). Die Toscaner sagen: Der Frost vereinigt alle Lappen. (Reinsberg VIII, 26.) Man sucht alles (an Kleidern, wie alt sie auch seien) zusammen, was gegen Kälte schützen kann. 9 Frost und Betrug nehmen ein schmuziges Ende (oder nehmen schlecht Ende bald genug). Engl.: Frost and fraud both end in foul. (Bohn II, 96.) 10 Frost und Unrecht haben allezeit ein faules Ende. - Winckler, IX, 34. 11 Frost und Schnee thut Saat und Weinstock weh. (Solothurn.) - Schweiz, II, 72, 3. Die Franzosen dagegen: Frostjahr - Kornjahr. (Annee de gelee, annee de ble. Cahier, 803.) 12 Für den Frost hilft kein Zittern. 13 Je grösser Frost, je schwerer Last. Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es. Frz.: Plus il gele, plus il etreint. 14 So viel Fröste vor Michaeli (29. Sept.) fallen, so viel kommen nach dem 1. Mai künftigen Jahres. - Boebel, 47. [Spaltenumbruch] 15 So viel Fröste vor Wenzel (28. Sept.) fallen, so viel fallen nach Philippi Jakobi (1. Mai) nächsten Jahres. (Görlitz.) - Boebel, 45. 16 Was man mit Frost anfängt, geht mit Frost aus. 17 Wenn Frost nicht bis im Jänner kommen will, so kommt er im März und April. - Boebel, 74. 18 Wenn Frost und Schnee im October war, so gibt's einen gelinden Januar. - Reinsberg VIII, 77. Nach andern: Februar. *19 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher. - Körte, 1632. Frostbeule. Besser Frostbeulen, als verbrannte Zehen. Holl.: Beter met kakhielen te loopen, dan zijne voeten in het vuur te verbranden. (Harrebomee, II, 395.) Frucht. 1 An den früchten merckt man, wie dess Baums gewartet ist. - Henisch, 1269; Petri, II, 15. 2 An der Frucht erkennt man den Baum. - Matth. 12, 33; Schulze, 210; Kirchhofer, 305; Winckler. XIX, 46; Henisch, 1269. Die Bergamasken sagen: An den Früchten, nicht aus den Blüten sieht man, was die Herzen hüten. (Reinsberg II, 26.) Holl.: Aan de vruchten kent men den boom. (Harrebomee, II, 424.) It.: Il frutto fa conoscer l'albero. (Pazzaglia, 141, 5.) Lat.: De fructu arborem cognoscere. (Binder I, 291; II, 703; Erasm., 155; Faselius, 58; Philippi, I, 113; Seybold, 116.) 3 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. - Matth. 8, 22; Büchmann, 159. 4 Besser die Frucht verlieren, als den Baum. It.: E meglio perder il pomo, che l'albero. (Pazzaglia, 6.) 5 Bey den Früchten erkent man den bauer. - Petri, II, 42. 6 Das ist die schlimmste Frucht, die nie reif wird. 7 Der Frucht ist würdig, der die Arbeit thut. - Graf, 75, 62. Wer das Feld bestellt hat, dem soll die Ernte gehören. "Er ist auch wirdig der frucht, der die Arbeit thut." (Klingen, 133, 6, 1.) 8 Die beste Frucht schadet, wenn man sich überladet. Frz.: Une seulle olive est or, la seconde argent, la tierce tue gent. (Leroux, I, 53.) 9 Die besten Früchte hängen am Wipfel. - Sprichwörtergarten, 24; Scheidemünze, I, 1595. 10 Die eignen Frücht' sind ein schweres Gewicht. Auf Aeltern, die böse Kinder haben. 11 Die erste frucht bittet die letzte nirgend vmb. - Henisch, 931, 3. D. i. "sie geraht am besten". 12 Die erste Frucht der Liebe ist die letzte der Weisheit. - Winckler, II, 69. 13 Die Frucht fällt untern Baum. 14 Die frucht ist wie der baum. - Franck, I, 87b; Henisch, 1270, 4; Körte, 1633; Simrock, 285; Reinsberg VII, 29. Dies Urtheil kann täuschen. "Die Ananas", sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 117), "wächst unter dem Miste hervor; ein langer schmuziger Weg führt aus dem Goldschacht bis zum Gewölbe der Kleinodienhändler, aber die Frucht schmeckt doch süss." - "Nicht erwart' es von der Tanne, dass sie trage süsse Aepfel." (Finn.) 15 Die Frucht schmeckt nach dem Baume. Dän.: Frugten smager af traeet, vinen af fadet. (Prov. dan., 203.) Holl.: Alle vrucht smaect nae haren boom. (Tunn., 5, 12; Harrebomee, II, 424.) Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram. (Fallersleben, 93.) 16 Die Früchte gerathen nicht jedes Jahr, sagte der Bauer. - Oec. rur., 4, 162. 17 Die Früchte reifen mit der Zeit. Die Orange muss grün sein, ehe sie reif wird, sagen die Neger in Surinam. (Reinsberg III, 105.) 18 Die früchte zeigen den baum. - Henisch, 222. 19 Die früchte zeugen von dem baume. - Henisch, 1270, 6; Parömiakon, 1671. 20 Die reifen Früchte fallen uns nicht immer in den Mund. Frz.: Le fruit le plus maur ne vous tombera pas dans la bouche. (Cahier, 782.)
[Spaltenumbruch] Jungfern. Wenn ein Stein viermal aufhüpft, so sagt man: Mein Stein hat vier Jungfern gemacht. Im Eichsfeldischen heisst es: Jungfern schiessen. Mein Stein hat fünf Jungfern geschossen. Um Eisenach sagt man pfutschen, zu Stein a. d. Donau: wasserschupfen und wasserschlendern, um Ellingen in Franken: wasserpfutschen, um Manheim: steinpfütschen, um Würzburg: Wassermännle werfen. Die Knaben in Steiermark lassen Jungfernsprünge machen. In Oesterreich unterscheiden die Knaben auch zwischen fläckern und Jungfern machen. Jenes, sagen sie, ist ein Spiel mit flachen grössern Steinen, die nach einem ebenen Wege geworfen werden. In einigen Gegenden heisst dies Spiel nach M. Hoefer (Wb., II, 101) auch Götten ausführen, nämlich Pathen, selbe aus dem Wasser heben oder Frosch erlösen. In andern wieder Butterbrot oder Butterstollen werfen, Butterbemmen schmieren, Pökling stechen. In Hamburg sagen die Knaben: Püttjen smyten. (Richey, 196.) Tobler (S. 174) bemerkt, die Bezeichnung „Fröschchen machen“ scheine die beste zu sein; „denn der Stein hüpfet über dem Wasser wie ein Frosch“. Das Spiel ist alt; es war schon den Griechen bekannt und bei den Römern beschreibt es Minutius Felix, c. 3. Bei den Engländern heisst es: Enten und Enterich (duck and drakes). Frz.: Faire de ricochets. Lat.: Testarum jaculatione ludere. Froschgeschrei. Nicht jedes Froschgeschrei zieht Regen herbei. Jede Regel hat ihre Ausnahme. Froschhaar. * Sich um Froschhaare streiten. (S. Bart 100.) Froschsprung. Ein Froschsprung ist mehr werth als zehn Gotthelf! Die kleinste wirkliche Hülfe geht über fromme Wünsche. Frost. 1 Der Frost, der kommt im Mai'n, ist schädlich dem Hopfen und Wein, den Bäumen, dem Korn und dem Lein. 2 Der Frost ist nur für die Kohlen gut. 3 Der Frost tödtet die Nesseln nicht. Die Polen dagegen sagen: Träfe der Frost die Nesseln nicht, dies Unkraut würde ewig leben. (Reinsberg IV, 139.) 4 Die Fröste vor Wenzeslaus zählen sich nach Gallus aus. – Bair. Hauskalender. In England vergleicht man die Fröste im März mit denen des Mai und sagt: So viel Fröste im März, so viel im Mai. (Reinsberg VIII, 99.) 5 Frost, Hunger, Durst, arm vnd ohn Geld in frembden Landen, das heist recht fünff gezehlt. – Petri, II, 318; Henisch, 779. 6 Frost macht rüstige Leute. Der Frost (oder die Kälte) soll aber noch andere seltsame Wirkungen haben. Mariotte erzählt, dass sich jemand die Haare erfroren habe; sie wurden plötzlich schneeweiss, schmerzten bei der leisesten Berührung und fielen im Frühling aus. Pancirollus bekam Fieberfrost, so oft er im Winter hellpolirtes Metall (Schüsseln, Teller u. s. w.) erblickte. Colardeau hatte im Winter einen unerklärlichen Ekel vor allen seidenen Zeugen, er bekam Schlucken, so oft er etwas Seidenes sah. Mariotte erzählt von einem französischen Gelehrten, dass er den ganzen Winter fast gar nicht geredet habe. 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Frz.: Plus il gèle, plus il étreint. 14 So viel Fröste vor Michaeli (29. Sept.) fallen, so viel kommen nach dem 1. Mai künftigen Jahres. – Boebel, 47. [Spaltenumbruch] 15 So viel Fröste vor Wenzel (28. Sept.) fallen, so viel fallen nach Philippi Jakobi (1. Mai) nächsten Jahres. (Görlitz.) – Boebel, 45. 16 Was man mit Frost anfängt, geht mit Frost aus. 17 Wenn Frost nicht bis im Jänner kommen will, so kommt er im März und April. – Boebel, 74. 18 Wenn Frost und Schnee im October war, so gibt's einen gelinden Januar. – Reinsberg VIII, 77. Nach andern: Februar. *19 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher. – Körte, 1632. Frostbeule. Besser Frostbeulen, als verbrannte Zehen. Holl.: Beter met kakhielen te loopen, dan zijne voeten in het vuur te verbranden. (Harrebomée, II, 395.) Frucht. 1 An den früchten merckt man, wie dess Baums gewartet ist. – Henisch, 1269; Petri, II, 15. 2 An der Frucht erkennt man den Baum. – Matth. 12, 33; Schulze, 210; Kirchhofer, 305; Winckler. XIX, 46; Henisch, 1269. Die Bergamasken sagen: An den Früchten, nicht aus den Blüten sieht man, was die Herzen hüten. (Reinsberg II, 26.) Holl.: Aan de vruchten kent men den boom. (Harrebomée, II, 424.) It.: Il frutto fa conoscer l'albero. (Pazzaglia, 141, 5.) Lat.: De fructu arborem cognoscere. (Binder I, 291; II, 703; Erasm., 155; Faselius, 58; Philippi, I, 113; Seybold, 116.) 3 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. – Matth. 8, 22; Büchmann, 159. 4 Besser die Frucht verlieren, als den Baum. It.: È meglio perder il pomo, che l'albero. (Pazzaglia, 6.) 5 Bey den Früchten erkent man den bauer. – Petri, II, 42. 6 Das ist die schlimmste Frucht, die nie reif wird. 7 Der Frucht ist würdig, der die Arbeit thut. – Graf, 75, 62. Wer das Feld bestellt hat, dem soll die Ernte gehören. „Er ist auch wirdig der frucht, der die Arbeit thut.“ (Klingen, 133, 6, 1.) 8 Die beste Frucht schadet, wenn man sich überladet. Frz.: Une seulle olive est or, la seconde argent, la tierce tue gent. (Leroux, I, 53.) 9 Die besten Früchte hängen am Wipfel. – Sprichwörtergarten, 24; Scheidemünze, I, 1595. 10 Die eignen Frücht' sind ein schweres Gewicht. Auf Aeltern, die böse Kinder haben. 11 Die erste frucht bittet die letzte nirgend vmb. – Henisch, 931, 3. D. i. „sie geraht am besten“. 12 Die erste Frucht der Liebe ist die letzte der Weisheit. – Winckler, II, 69. 13 Die Frucht fällt untern Baum. 14 Die frucht ist wie der baum. – Franck, I, 87b; Henisch, 1270, 4; Körte, 1633; Simrock, 285; Reinsberg VII, 29. Dies Urtheil kann täuschen. „Die Ananas“, sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 117), „wächst unter dem Miste hervor; ein langer schmuziger Weg führt aus dem Goldschacht bis zum Gewölbe der Kleinodienhändler, aber die Frucht schmeckt doch süss.“ – „Nicht erwart' es von der Tanne, dass sie trage süsse Aepfel.“ (Finn.) 15 Die Frucht schmeckt nach dem Baume. Dän.: Frugten smager af træet, vinen af fadet. (Prov. dan., 203.) Holl.: Alle vrucht smaect nae haren boom. 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Jungfern. Wenn ein Stein viermal aufhüpft, so sagt man: Mein Stein hat vier Jungfern gemacht. Im Eichsfeldischen heisst es: Jungfern schiessen. Mein Stein hat fünf Jungfern geschossen. Um Eisenach sagt man pfutschen, zu Stein a. d. Donau: wasserschupfen und wasserschlendern, um Ellingen in Franken: wasserpfutschen, um Manheim: steinpfütschen, um Würzburg: Wassermännle werfen. Die Knaben in Steiermark lassen Jungfernsprünge machen. In Oesterreich unterscheiden die Knaben auch zwischen fläckern und Jungfern machen. Jenes, sagen sie, ist ein Spiel mit flachen grössern Steinen, die nach einem ebenen Wege geworfen werden. In einigen Gegenden heisst dies Spiel nach M. Hoefer (Wb., II, 101) auch Götten ausführen, nämlich Pathen, selbe aus dem Wasser heben oder Frosch erlösen. In andern wieder Butterbrot oder Butterstollen werfen, Butterbemmen schmieren, Pökling stechen. In Hamburg sagen die Knaben: Püttjen smyten. (Richey, 196.) Tobler (S. 174) bemerkt, die Bezeichnung „Fröschchen machen“ scheine die beste zu sein; „denn der Stein hüpfet über dem Wasser wie ein Frosch“. Das Spiel ist alt; es war schon den Griechen bekannt und bei den Römern beschreibt es Minutius Felix, c. 3. Bei den Engländern heisst es: Enten und Enterich (duck and drakes).
Frz.: Faire de ricochets.
Lat.: Testarum jaculatione ludere.
Froschgeschrei.
Nicht jedes Froschgeschrei zieht Regen herbei.
Jede Regel hat ihre Ausnahme.
Froschhaar.
* Sich um Froschhaare streiten. (S. Bart 100.)
Froschsprung.
Ein Froschsprung ist mehr werth als zehn Gotthelf!
Die kleinste wirkliche Hülfe geht über fromme Wünsche.
Frost.
1 Der Frost, der kommt im Mai'n, ist schädlich dem Hopfen und Wein, den Bäumen, dem Korn und dem Lein.
2 Der Frost ist nur für die Kohlen gut.
3 Der Frost tödtet die Nesseln nicht.
Die Polen dagegen sagen: Träfe der Frost die Nesseln nicht, dies Unkraut würde ewig leben. (Reinsberg IV, 139.)
4 Die Fröste vor Wenzeslaus zählen sich nach Gallus aus. – Bair. Hauskalender.
In England vergleicht man die Fröste im März mit denen des Mai und sagt: So viel Fröste im März, so viel im Mai. (Reinsberg VIII, 99.)
5 Frost, Hunger, Durst, arm vnd ohn Geld in frembden Landen, das heist recht fünff gezehlt. – Petri, II, 318; Henisch, 779.
6 Frost macht rüstige Leute.
Der Frost (oder die Kälte) soll aber noch andere seltsame Wirkungen haben. Mariotte erzählt, dass sich jemand die Haare erfroren habe; sie wurden plötzlich schneeweiss, schmerzten bei der leisesten Berührung und fielen im Frühling aus. Pancirollus bekam Fieberfrost, so oft er im Winter hellpolirtes Metall (Schüsseln, Teller u. s. w.) erblickte. Colardeau hatte im Winter einen unerklärlichen Ekel vor allen seidenen Zeugen, er bekam Schlucken, so oft er etwas Seidenes sah. Mariotte erzählt von einem französischen Gelehrten, dass er den ganzen Winter fast gar nicht geredet habe. Einige soll die Kälte grausam, andere mitleidig machen. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 55.)
Frz.: Il gèle, tout se prend. (Leroux, I, 66.)
7 Frost ohne Schnee in der Adventszeit bringt viel und gutes Wintergetreid'. (Euskirchen.) – Boebel, 65.
8 Frost treibt zum Rost (zum Ofen, Kamin).
Die Toscaner sagen: Der Frost vereinigt alle Lappen. (Reinsberg VIII, 26.) Man sucht alles (an Kleidern, wie alt sie auch seien) zusammen, was gegen Kälte schützen kann.
9 Frost und Betrug nehmen ein schmuziges Ende (oder nehmen schlecht Ende bald genug).
Engl.: Frost and fraud both end in foul. (Bohn II, 96.)
10 Frost und Unrecht haben allezeit ein faules Ende. – Winckler, IX, 34.
11 Frost und Schnee thut Saat und Weinstock weh. (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 3.
Die Franzosen dagegen: Frostjahr – Kornjahr. (Année de gelée, année de blé. Cahier, 803.)
12 Für den Frost hilft kein Zittern.
13 Je grösser Frost, je schwerer Last.
Je länger ein Uebel währt, desto drückender wird es.
Frz.: Plus il gèle, plus il étreint.
14 So viel Fröste vor Michaeli (29. Sept.) fallen, so viel kommen nach dem 1. Mai künftigen Jahres. – Boebel, 47.
15 So viel Fröste vor Wenzel (28. Sept.) fallen, so viel fallen nach Philippi Jakobi (1. Mai) nächsten Jahres. (Görlitz.) – Boebel, 45.
16 Was man mit Frost anfängt, geht mit Frost aus.
17 Wenn Frost nicht bis im Jänner kommen will, so kommt er im März und April. – Boebel, 74.
18 Wenn Frost und Schnee im October war, so gibt's einen gelinden Januar. – Reinsberg VIII, 77.
Nach andern: Februar.
*19 Er fackelt im Frost und fährt mit der Stange im Nebel umher. – Körte, 1632.
Frostbeule.
Besser Frostbeulen, als verbrannte Zehen.
Holl.: Beter met kakhielen te loopen, dan zijne voeten in het vuur te verbranden. (Harrebomée, II, 395.)
Frucht.
1 An den früchten merckt man, wie dess Baums gewartet ist. – Henisch, 1269; Petri, II, 15.
2 An der Frucht erkennt man den Baum. – Matth. 12, 33; Schulze, 210; Kirchhofer, 305; Winckler. XIX, 46; Henisch, 1269.
Die Bergamasken sagen: An den Früchten, nicht aus den Blüten sieht man, was die Herzen hüten. (Reinsberg II, 26.)
Holl.: Aan de vruchten kent men den boom. (Harrebomée, II, 424.)
It.: Il frutto fa conoscer l'albero. (Pazzaglia, 141, 5.)
Lat.: De fructu arborem cognoscere. (Binder I, 291; II, 703; Erasm., 155; Faselius, 58; Philippi, I, 113; Seybold, 116.)
3 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. – Matth. 8, 22; Büchmann, 159.
4 Besser die Frucht verlieren, als den Baum.
It.: È meglio perder il pomo, che l'albero. (Pazzaglia, 6.)
5 Bey den Früchten erkent man den bauer. – Petri, II, 42.
6 Das ist die schlimmste Frucht, die nie reif wird.
7 Der Frucht ist würdig, der die Arbeit thut. – Graf, 75, 62.
Wer das Feld bestellt hat, dem soll die Ernte gehören. „Er ist auch wirdig der frucht, der die Arbeit thut.“ (Klingen, 133, 6, 1.)
8 Die beste Frucht schadet, wenn man sich überladet.
Frz.: Une seulle olive est or, la seconde argent, la tierce tue gent. (Leroux, I, 53.)
9 Die besten Früchte hängen am Wipfel. – Sprichwörtergarten, 24; Scheidemünze, I, 1595.
10 Die eignen Frücht' sind ein schweres Gewicht.
Auf Aeltern, die böse Kinder haben.
11 Die erste frucht bittet die letzte nirgend vmb. – Henisch, 931, 3.
D. i. „sie geraht am besten“.
12 Die erste Frucht der Liebe ist die letzte der Weisheit. – Winckler, II, 69.
13 Die Frucht fällt untern Baum.
14 Die frucht ist wie der baum. – Franck, I, 87b; Henisch, 1270, 4; Körte, 1633; Simrock, 285; Reinsberg VII, 29.
Dies Urtheil kann täuschen. „Die Ananas“, sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 117), „wächst unter dem Miste hervor; ein langer schmuziger Weg führt aus dem Goldschacht bis zum Gewölbe der Kleinodienhändler, aber die Frucht schmeckt doch süss.“ – „Nicht erwart' es von der Tanne, dass sie trage süsse Aepfel.“ (Finn.)
15 Die Frucht schmeckt nach dem Baume.
Dän.: Frugten smager af træet, vinen af fadet. (Prov. dan., 203.)
Holl.: Alle vrucht smaect nae haren boom. (Tunn., 5, 12; Harrebomée, II, 424.)
Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram. (Fallersleben, 93.)
16 Die Früchte gerathen nicht jedes Jahr, sagte der Bauer. – Oec. rur., 4, 162.
17 Die Früchte reifen mit der Zeit.
Die Orange muss grün sein, ehe sie reif wird, sagen die Neger in Surinam. (Reinsberg III, 105.)
18 Die früchte zeigen den baum. – Henisch, 222.
19 Die früchte zeugen von dem baume. – Henisch, 1270, 6; Parömiakon, 1671.
20 Die reifen Früchte fallen uns nicht immer in den Mund.
Frz.: Le fruit le plus mûr ne vous tombera pas dans la bouche. (Cahier, 782.)
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