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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] strafbar. Die letztern hiessen die Tage des Allmannsfriedens oder die gebundene Zeit. Wer diese Zeit durch eine strafbare Handlung störte, der wurde als Friedensbrecher aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen und ausser dem Schutz der Gesetze erklärt.

121 Wer den Frieden fordern kann, braucht nicht darum zu bitten.

It.: Chieder la pace armato e un tristo giorno. (Pazzaglia, 256, 2.)

122 Wer den Frieden hütet, bewahrt einen theuern Schatz.

Dän.: Han giemmer dyrt, sin fred giemmer. (Prov. dan., 196.)

123 Wer den Frieden kennen will, muss auch den Krieg kennen.

124 Wer den Frieden liebt, dient Gott.

It.: Chi ama la pace, mostra amar Dio autor della pace. (Pazzaglia, 256, 1.)

125 Wer den Frieden nicht ertragen kann, dem wird bald Krieg beschert.

Dän.: Hvo ei har lyst til fred, finder vel aarsag til krig. (Prov. dan., 193.)

It.: A chi non vuol la pace, Dio gli dia la guerra. (Pazzaglia, 256, 14.)

126 Wer fried wil haben, thut kein meldung vom Krieg. - Zeytbuch, CXXIIIa.

127 Wer Friede bringt, ist Gottes Bote.

Ein türkisches Sprichwort sagt: Wenn sie sich zum Frieden neigen, so neig' auch du dich ihm zu. Die türkische Sittenlehre gestattet nur im Nothfall, mit den Ungläubigen Frieden zu schliessen und nur ihn so lange zu halten, als die Nothwendigkeit es unumgänglich fordert.

Holl.: Hij heet Godes kind, die den vrede mint. (Harrebomee, I, 244.)

128 Wer Friede haben kann (will), thut übel, wenn er Streit fängt an. - Simrock, 2794.

Dän.: Hvo fred vil beholde, maae ei selv fred bryde. (Prov. dan., 194.)

129 Wer Friede haben will im Haus, lass seiner Frau das Oberhaus (Oberwasser, Oberherrschaft). (S. 144.)

Holl.: Die in vrede wil leven, late zijne vrouw het opperhoofd. (Harrebomee, II, 408.)

130 Wer Friede haben will, muss stillhalten, sagte die Katze zur Maus.

131 Wer Friede haben will, muss zum Kriege rüsten. - Simrock, 2790.

Dän.: Hvo som vil have fred, maae vaere faerdig til krig. (Prov. dan., 194.)

Holl.: Die den vrede wil, moet zich ten oorlog toerusten. (Harrebomee, II, 408.)

It.: Chi fa buona guerra, ha buona pace. (Cahier, 2949.)

132 Wer frieden will machen mit eim geharnischten, der muss ein Musquet in Händen haben. - Lehmann, 213, 32.

Dän.: Best at giöre fred med dragen sverd. - Vaerge byder (land) fred. (Prov. dan., 194.)

133 Wer im frid sich nicht zum Streit schicket, der findt im Streit wenig hülff. (S. 95.) - Henisch, 1243.

134 Wer im friden will walten, der muss leiden vnnd still halten. - Lehmann, 212, 11; Körte, 1600.

Ueber die Friedensliebe im allgemeinen, namentlich über die Lehre vom "Leiden und Stillhalten" sind die Ansichten nicht gleich; sie sind sogar bei einer und derselben Person nicht zu allen Zeiten dieselben. Im Jahre 1813 sang E. M. Arndt: "Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!" Und 1855 liess derselbe Arndt in Berlin Lieder drucken, in denen es heisst: "Gib Frieden, Herr, gib Frieden; die Welt will Krieg und Streit." So hat Kant zuerst die Idee des ewigen Friedens ausgesprochen, und derselbe Kant war es auch, der freudig die Französische Revolution begrüsste.

135 Wer in Friede lebt, schläft in Ruhe.

It.: Chi vive in pace, dorme in riposo. (Pazzaglia, 256, 3.)

136 Wer in Frieden leben will, halte hübsch zum Fressen1 still, sagte der Wolf zum Schaf.

1) D. h. zum Gefressenwerden.

137 Wer in Frieden leben will, sehe, hör' und schweige - still.

Die Türken behaupten gar, man müsse taub, blind und stumm sein. (Cahier, 2694)

Frz.: Si tu veux vivre en paix, vois, ecoutes et te tais. (Cahier, 1229; Leroux, II, 277.)

Holl.: Die van alles zwijgt, heeft van alles vrede. - Hoor, zie en wil zwijgen, zoo zult gij vrede krijgen. (Harrebomee, II, 408.)

[Spaltenumbruch] 138 Wer in Frieden sein Brot will essen, hüte sich vor Weibern und Processen.

Frz.: Se garde de femme espouser, qui veut en paix se reposer. (Leroux, I, 151.)

It.: Chi e stanco d'haver pace pigli moglie. (Pazzaglia, 229, 10.)

139 Wer nicht Friede will ihm selber geben, der hat auf Erden ein übel Leben.

140 Wer nicht lust zum leidlichen frieden hat, der hat auch kein glück. - Lehmann, 216, 59.

141 Wer will frid haben, der schweige. - Henisch, 1243; Petri, II, 779.

Frz.: Qui ne se mele de rien, a paix de tout. (Cahier, 1068.)

Lat.: Audi, cerne, tace, si vivere vis cum pace. - Si cupias pacem, linguam compesce loquacem. (Gaal, 533.)

Ung.: A csendes bekesgegert sokat el kell hallgatnunk. - Ha a beket szereted, allene ne mondj senkinek. (Gaal, 533.)

142 Willst auf Frieden du bestehn, so lass dich nur geharnischt sehn. - Körte, 1599.

Lat.: Dextra gerat gladium, pacem manus altera monstret.

143 Willst du Fried' und gute Tag', so sieh und hör', schweig' und vertrag'.

Span.: Cuanto sabes no diras, cuanto ves no juzgaras, si quieres vivir en paz. (Cahier, 3383.)

144 Willst du Frieden haben viel, so thue wie dein Weib haben will. (S. 129.)

145 Willst du Frieden, so gib Frieden.

146 Willst du Frieden, such' ihn nicht hienieden.

Frz.: Qui n'a la paix temporelle, a peine a la spirituelle. (Cahier, 1230.)

147 Willst du haben Fried' und Ruh', so bleib daheim bei deiner Kuh.

Glück der Häuslichkeit.

148 Wo frid, da ist Gott. - Henisch, 1243.

Mhd.: Wo nicht frid ist in dem haus, da hat man got vertriben aus. (Ring.) (Zingerle, 194.)

Frz.: Ou paix est, Dieu est. (Kritzinger, 502.)

Holl.: Bij den vree is God mee. (Harrebomee, II, 408.)

149 Wo frid ist, da ist kein frid. - Henisch, 1243.

150 Wo Fried' un Einigkeit regiert, do is das ganze Hous geziert. - Curtze, 362, 570.

151 Wo Friede ist, da ist Segen.

Holl.: Waar vreede woont, daar gaat het wel. (Harrebomee, II, 409.)

152 Wo kein Friede ist, da ist kein Glück.

Dän.: Hvo ei har lyst til lidelig fred, har ei heller lykke. (Prov. dan., 194.)

153 Wo man Friede sucht, sind die Körbe voller Frucht.

Lat.: Ubi pax, ibi corbis abundat. (Sutor, 56.)

154 Wo nicht Fried' ist in dem Haus, da hat man Gott vertrieben aus. - Hertz, 13.

155 Zwischen Fried' und Waffenruhe ist nicht gut treibjagen.

Frz.: Entre paix et treve, qui ahasse ne leve. (Leroux, II, 221.)

*156 Er sihet gern frid, er macht aber kein. - Franck, II, 131b.

It.: Pace in fronte, e guerra in mente. (Cahier, 3015.)

*157 Es ist ein ewiger Friede von heut bis morgen.

Dän.: All fred giöres evig, dog den tit varer stakket. (Prov. dan., 195.)

*158 Ich wünsch' dir den Frieden von Sempach. - Kirchhofer, 114; Eiselein, 567.

Das ist ein böser Wunsch, denn es wird wol darunter der sogenannte böse Friede verstanden, den die Reichsstädte vom Jahre 1387-88 vermittelten. Während dieser Zeit war niemand sicher, da die österreichischen Reisigen die Eidgenossen angriffen, wo sie konnten. Man kann auch wol den ewigen Frieden auf der Walstatt darunter verstehen. Demnach ist die obige Redensart schwerlich, wie Reinsberg (V, 107) meint, ein freundschaftlicher Segensspruch, weil der "Name Sempach an das lateinische semper erinnere ".

*159 Lass mich in Frieden.

Holl.: Laat mij met vrede. (Harrebomee, II, 408.)


Friedel.

* 'S ist Friedel mit der leeren Taschen. - Wurzbach II, 113.

Von einem der nichts besitzt. Diese Redensart wurde ursprünglich auf den Herzog Friedrich IV. von Oesterreich, Grafen von Tirol (geboren 1382, gestorben 1439), den Vater des Erzherzogs Sigmund (der im Jahre 1486 die ersten zweilöthigen Pfennige oder Thaler schlagen liess) angewandt. Weil er die Flucht des im Jahre 1415 entsetzten Papstes Johann XXIII. begünstigt hatte, wurde er vom Kaiser Sigmund in die Acht erklärt und

[Spaltenumbruch] strafbar. Die letztern hiessen die Tage des Allmannsfriedens oder die gebundene Zeit. Wer diese Zeit durch eine strafbare Handlung störte, der wurde als Friedensbrecher aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen und ausser dem Schutz der Gesetze erklärt.

121 Wer den Frieden fordern kann, braucht nicht darum zu bitten.

It.: Chieder la pace armato è un tristo giorno. (Pazzaglia, 256, 2.)

122 Wer den Frieden hütet, bewahrt einen theuern Schatz.

Dän.: Han giemmer dyrt, sin fred giemmer. (Prov. dan., 196.)

123 Wer den Frieden kennen will, muss auch den Krieg kennen.

124 Wer den Frieden liebt, dient Gott.

It.: Chi ama la pace, mostra amar Dio autor della pace. (Pazzaglia, 256, 1.)

125 Wer den Frieden nicht ertragen kann, dem wird bald Krieg beschert.

Dän.: Hvo ei har lyst til fred, finder vel aarsag til krig. (Prov. dan., 193.)

It.: A chi non vuol la pace, Dio gli dia la guerra. (Pazzaglia, 256, 14.)

126 Wer fried wil haben, thut kein meldung vom Krieg.Zeytbuch, CXXIIIa.

127 Wer Friede bringt, ist Gottes Bote.

Ein türkisches Sprichwort sagt: Wenn sie sich zum Frieden neigen, so neig' auch du dich ihm zu. Die türkische Sittenlehre gestattet nur im Nothfall, mit den Ungläubigen Frieden zu schliessen und nur ihn so lange zu halten, als die Nothwendigkeit es unumgänglich fordert.

Holl.: Hij heet Godes kind, die den vrede mint. (Harrebomée, I, 244.)

128 Wer Friede haben kann (will), thut übel, wenn er Streit fängt an.Simrock, 2794.

Dän.: Hvo fred vil beholde, maae ei selv fred bryde. (Prov. dan., 194.)

129 Wer Friede haben will im Haus, lass seiner Frau das Oberhaus (Oberwasser, Oberherrschaft). (S. 144.)

Holl.: Die in vrede wil leven, late zijne vrouw het opperhoofd. (Harrebomée, II, 408.)

130 Wer Friede haben will, muss stillhalten, sagte die Katze zur Maus.

131 Wer Friede haben will, muss zum Kriege rüsten.Simrock, 2790.

Dän.: Hvo som vil have fred, maae være færdig til krig. (Prov. dan., 194.)

Holl.: Die den vrede wil, moet zich ten oorlog toerusten. (Harrebomée, II, 408.)

It.: Chi fa buona guerra, ha buona pace. (Cahier, 2949.)

132 Wer frieden will machen mit eim geharnischten, der muss ein Musquet in Händen haben.Lehmann, 213, 32.

Dän.: Best at giøre fred med dragen sverd. – Værge byder (land) fred. (Prov. dan., 194.)

133 Wer im frid sich nicht zum Streit schicket, der findt im Streit wenig hülff. (S. 95.)Henisch, 1243.

134 Wer im friden will walten, der muss leiden vnnd still halten.Lehmann, 212, 11; Körte, 1600.

Ueber die Friedensliebe im allgemeinen, namentlich über die Lehre vom „Leiden und Stillhalten“ sind die Ansichten nicht gleich; sie sind sogar bei einer und derselben Person nicht zu allen Zeiten dieselben. Im Jahre 1813 sang E. M. Arndt: „Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!“ Und 1855 liess derselbe Arndt in Berlin Lieder drucken, in denen es heisst: „Gib Frieden, Herr, gib Frieden; die Welt will Krieg und Streit.“ So hat Kant zuerst die Idee des ewigen Friedens ausgesprochen, und derselbe Kant war es auch, der freudig die Französische Revolution begrüsste.

135 Wer in Friede lebt, schläft in Ruhe.

It.: Chi vive in pace, dorme in riposo. (Pazzaglia, 256, 3.)

136 Wer in Frieden leben will, halte hübsch zum Fressen1 still, sagte der Wolf zum Schaf.

1) D. h. zum Gefressenwerden.

137 Wer in Frieden leben will, sehe, hör' und schweige – still.

Die Türken behaupten gar, man müsse taub, blind und stumm sein. (Cahier, 2694)

Frz.: Si tu veux vivre en paix, vois, écoutes et te tais. (Cahier, 1229; Leroux, II, 277.)

Holl.: Die van alles zwijgt, heeft van alles vrede. – Hoor, zie en wil zwijgen, zoo zult gij vrede krijgen. (Harrebomée, II, 408.)

[Spaltenumbruch] 138 Wer in Frieden sein Brot will essen, hüte sich vor Weibern und Processen.

Frz.: Se garde de femme espouser, qui veut en paix se reposer. (Leroux, I, 151.)

It.: Chi è stanco d'haver pace pigli moglie. (Pazzaglia, 229, 10.)

139 Wer nicht Friede will ihm selber geben, der hat auf Erden ein übel Leben.

140 Wer nicht lust zum leidlichen frieden hat, der hat auch kein glück.Lehmann, 216, 59.

141 Wer will frid haben, der schweige.Henisch, 1243; Petri, II, 779.

Frz.: Qui ne se mêle de rien, a paix de tout. (Cahier, 1068.)

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142 Willst auf Frieden du bestehn, so lass dich nur geharnischt sehn.Körte, 1599.

Lat.: Dextra gerat gladium, pacem manus altera monstret.

143 Willst du Fried' und gute Tag', so sieh und hör', schweig' und vertrag'.

Span.: Cuanto sabes no dirás, cuanto ves no juzgarás, si quieres vivir en paz. (Cahier, 3383.)

144 Willst du Frieden haben viel, so thue wie dein Weib haben will. (S. 129.)

145 Willst du Frieden, so gib Frieden.

146 Willst du Frieden, such' ihn nicht hienieden.

Frz.: Qui n'a la paix temporelle, à peine a la spirituelle. (Cahier, 1230.)

147 Willst du haben Fried' und Ruh', so bleib daheim bei deiner Kuh.

Glück der Häuslichkeit.

148 Wo frid, da ist Gott.Henisch, 1243.

Mhd.: Wô nicht frid ist in dem haus, dâ hât man got vertriben aus. (Ring.) (Zingerle, 194.)

Frz.: Où paix est, Dieu est. (Kritzinger, 502.)

Holl.: Bij den vreê is God meê. (Harrebomée, II, 408.)

149 Wo frid ist, da ist kein frid.Henisch, 1243.

150 Wo Fried' un Einigkeit regiert, do is das ganze Hous geziert.Curtze, 362, 570.

151 Wo Friede ist, da ist Segen.

Holl.: Waar vreede woont, daar gaat het wel. (Harrebomée, II, 409.)

152 Wo kein Friede ist, da ist kein Glück.

Dän.: Hvo ei har lyst til lidelig fred, har ei heller lykke. (Prov. dan., 194.)

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Lat.: Ubi pax, ibi corbis abundat. (Sutor, 56.)

154 Wo nicht Fried' ist in dem Haus, da hat man Gott vertrieben aus.Hertz, 13.

155 Zwischen Fried' und Waffenruhe ist nicht gut treibjagen.

Frz.: Entre paix et trève, qui ahasse ne lève. (Leroux, II, 221.)

*156 Er sihet gern frid, er macht aber kein.Franck, II, 131b.

It.: Pace in fronte, e guerra in mente. (Cahier, 3015.)

*157 Es ist ein ewiger Friede von heut bis morgen.

Dän.: All fred giøres evig, dog den tit varer stakket. (Prov. dan., 195.)

*158 Ich wünsch' dir den Frieden von Sempach.Kirchhofer, 114; Eiselein, 567.

Das ist ein böser Wunsch, denn es wird wol darunter der sogenannte böse Friede verstanden, den die Reichsstädte vom Jahre 1387-88 vermittelten. Während dieser Zeit war niemand sicher, da die österreichischen Reisigen die Eidgenossen angriffen, wo sie konnten. Man kann auch wol den ewigen Frieden auf der Walstatt darunter verstehen. Demnach ist die obige Redensart schwerlich, wie Reinsberg (V, 107) meint, ein freundschaftlicher Segensspruch, weil der „Name Sempach an das lateinische semper erinnere “.

*159 Lass mich in Frieden.

Holl.: Laat mij met vrede. (Harrebomée, II, 408.)


Friedel.

* 'S ist Friedel mit der leeren Taschen.Wurzbach II, 113.

Von einem der nichts besitzt. Diese Redensart wurde ursprünglich auf den Herzog Friedrich IV. von Oesterreich, Grafen von Tirol (geboren 1382, gestorben 1439), den Vater des Erzherzogs Sigmund (der im Jahre 1486 die ersten zweilöthigen Pfennige oder Thaler schlagen liess) angewandt. Weil er die Flucht des im Jahre 1415 entsetzten Papstes Johann XXIII. begünstigt hatte, wurde er vom Kaiser Sigmund in die Acht erklärt und

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[[606]/0634] strafbar. Die letztern hiessen die Tage des Allmannsfriedens oder die gebundene Zeit. Wer diese Zeit durch eine strafbare Handlung störte, der wurde als Friedensbrecher aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen und ausser dem Schutz der Gesetze erklärt. 121 Wer den Frieden fordern kann, braucht nicht darum zu bitten. It.: Chieder la pace armato è un tristo giorno. (Pazzaglia, 256, 2.) 122 Wer den Frieden hütet, bewahrt einen theuern Schatz. Dän.: Han giemmer dyrt, sin fred giemmer. (Prov. dan., 196.) 123 Wer den Frieden kennen will, muss auch den Krieg kennen. 124 Wer den Frieden liebt, dient Gott. It.: Chi ama la pace, mostra amar Dio autor della pace. (Pazzaglia, 256, 1.) 125 Wer den Frieden nicht ertragen kann, dem wird bald Krieg beschert. Dän.: Hvo ei har lyst til fred, finder vel aarsag til krig. (Prov. dan., 193.) It.: A chi non vuol la pace, Dio gli dia la guerra. (Pazzaglia, 256, 14.) 126 Wer fried wil haben, thut kein meldung vom Krieg. – Zeytbuch, CXXIIIa. 127 Wer Friede bringt, ist Gottes Bote. Ein türkisches Sprichwort sagt: Wenn sie sich zum Frieden neigen, so neig' auch du dich ihm zu. Die türkische Sittenlehre gestattet nur im Nothfall, mit den Ungläubigen Frieden zu schliessen und nur ihn so lange zu halten, als die Nothwendigkeit es unumgänglich fordert. Holl.: Hij heet Godes kind, die den vrede mint. (Harrebomée, I, 244.) 128 Wer Friede haben kann (will), thut übel, wenn er Streit fängt an. – Simrock, 2794. Dän.: Hvo fred vil beholde, maae ei selv fred bryde. (Prov. dan., 194.) 129 Wer Friede haben will im Haus, lass seiner Frau das Oberhaus (Oberwasser, Oberherrschaft). (S. 144.) Holl.: Die in vrede wil leven, late zijne vrouw het opperhoofd. (Harrebomée, II, 408.) 130 Wer Friede haben will, muss stillhalten, sagte die Katze zur Maus. 131 Wer Friede haben will, muss zum Kriege rüsten. – Simrock, 2790. Dän.: Hvo som vil have fred, maae være færdig til krig. (Prov. dan., 194.) Holl.: Die den vrede wil, moet zich ten oorlog toerusten. (Harrebomée, II, 408.) It.: Chi fa buona guerra, ha buona pace. (Cahier, 2949.) 132 Wer frieden will machen mit eim geharnischten, der muss ein Musquet in Händen haben. – Lehmann, 213, 32. Dän.: Best at giøre fred med dragen sverd. – Værge byder (land) fred. (Prov. dan., 194.) 133 Wer im frid sich nicht zum Streit schicket, der findt im Streit wenig hülff. (S. 95.) – Henisch, 1243. 134 Wer im friden will walten, der muss leiden vnnd still halten. – Lehmann, 212, 11; Körte, 1600. Ueber die Friedensliebe im allgemeinen, namentlich über die Lehre vom „Leiden und Stillhalten“ sind die Ansichten nicht gleich; sie sind sogar bei einer und derselben Person nicht zu allen Zeiten dieselben. Im Jahre 1813 sang E. M. Arndt: „Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!“ Und 1855 liess derselbe Arndt in Berlin Lieder drucken, in denen es heisst: „Gib Frieden, Herr, gib Frieden; die Welt will Krieg und Streit.“ So hat Kant zuerst die Idee des ewigen Friedens ausgesprochen, und derselbe Kant war es auch, der freudig die Französische Revolution begrüsste. 135 Wer in Friede lebt, schläft in Ruhe. It.: Chi vive in pace, dorme in riposo. (Pazzaglia, 256, 3.) 136 Wer in Frieden leben will, halte hübsch zum Fressen1 still, sagte der Wolf zum Schaf. 1) D. h. zum Gefressenwerden. 137 Wer in Frieden leben will, sehe, hör' und schweige – still. Die Türken behaupten gar, man müsse taub, blind und stumm sein. (Cahier, 2694) Frz.: Si tu veux vivre en paix, vois, écoutes et te tais. (Cahier, 1229; Leroux, II, 277.) Holl.: Die van alles zwijgt, heeft van alles vrede. – Hoor, zie en wil zwijgen, zoo zult gij vrede krijgen. (Harrebomée, II, 408.) 138 Wer in Frieden sein Brot will essen, hüte sich vor Weibern und Processen. 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(Cahier, 3383.) 144 Willst du Frieden haben viel, so thue wie dein Weib haben will. (S. 129.) 145 Willst du Frieden, so gib Frieden. 146 Willst du Frieden, such' ihn nicht hienieden. Frz.: Qui n'a la paix temporelle, à peine a la spirituelle. (Cahier, 1230.) 147 Willst du haben Fried' und Ruh', so bleib daheim bei deiner Kuh. Glück der Häuslichkeit. 148 Wo frid, da ist Gott. – Henisch, 1243. Mhd.: Wô nicht frid ist in dem haus, dâ hât man got vertriben aus. (Ring.) (Zingerle, 194.) Frz.: Où paix est, Dieu est. (Kritzinger, 502.) Holl.: Bij den vreê is God meê. (Harrebomée, II, 408.) 149 Wo frid ist, da ist kein frid. – Henisch, 1243. 150 Wo Fried' un Einigkeit regiert, do is das ganze Hous geziert. – Curtze, 362, 570. 151 Wo Friede ist, da ist Segen. Holl.: Waar vreede woont, daar gaat het wel. (Harrebomée, II, 409.) 152 Wo kein Friede ist, da ist kein Glück. Dän.: Hvo ei har lyst til lidelig fred, har ei heller lykke. (Prov. dan., 194.) 153 Wo man Friede sucht, sind die Körbe voller Frucht. Lat.: Ubi pax, ibi corbis abundat. (Sutor, 56.) 154 Wo nicht Fried' ist in dem Haus, da hat man Gott vertrieben aus. – Hertz, 13. 155 Zwischen Fried' und Waffenruhe ist nicht gut treibjagen. Frz.: Entre paix et trève, qui ahasse ne lève. (Leroux, II, 221.) *156 Er sihet gern frid, er macht aber kein. – Franck, II, 131b. It.: Pace in fronte, e guerra in mente. (Cahier, 3015.) *157 Es ist ein ewiger Friede von heut bis morgen. Dän.: All fred giøres evig, dog den tit varer stakket. (Prov. dan., 195.) *158 Ich wünsch' dir den Frieden von Sempach. – Kirchhofer, 114; Eiselein, 567. Das ist ein böser Wunsch, denn es wird wol darunter der sogenannte böse Friede verstanden, den die Reichsstädte vom Jahre 1387-88 vermittelten. Während dieser Zeit war niemand sicher, da die österreichischen Reisigen die Eidgenossen angriffen, wo sie konnten. Man kann auch wol den ewigen Frieden auf der Walstatt darunter verstehen. Demnach ist die obige Redensart schwerlich, wie Reinsberg (V, 107) meint, ein freundschaftlicher Segensspruch, weil der „Name Sempach an das lateinische semper erinnere “. *159 Lass mich in Frieden. Holl.: Laat mij met vrede. (Harrebomée, II, 408.) Friedel. * 'S ist Friedel mit der leeren Taschen. – Wurzbach II, 113. Von einem der nichts besitzt. Diese Redensart wurde ursprünglich auf den Herzog Friedrich IV. von Oesterreich, Grafen von Tirol (geboren 1382, gestorben 1439), den Vater des Erzherzogs Sigmund (der im Jahre 1486 die ersten zweilöthigen Pfennige oder Thaler schlagen liess) angewandt. Weil er die Flucht des im Jahre 1415 entsetzten Papstes Johann XXIII. begünstigt hatte, wurde er vom Kaiser Sigmund in die Acht erklärt und

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [606]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/634>, abgerufen am 22.11.2024.