Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Fresse.

1 Halt die Fresse zum Arsche. - Weinhold, 6.

*2 Do derbei wer ich meine Frasse oh mit ufsperr'n. (Hirschberg.)

Ich habe dabei ein Wort mitzusprechen.

*3 Enn lik in de Freten kikn. - Eichwald, 563.

*4 Hol de Freten to. - Eichwald, 562.

*5 Sich die Fresse verbrühen. - Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 263, S. 1532.

Sinn wie: sich das Maul verbrennen.


Fressen (das).

1 Das ist ein Fressen für einen Hund.

*2 Das ist (mir) ein gefunden Fressen (für ihn).

*3 Es ist ein Fressen wie junge Mäuse. - Kirchhofer, 291.


Fressen (Verb.).

1 Bai sik nitt satt friäten kann, kann sik ok nitt satt lecken. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 76, 282.

2 Das ist schon zu fressen, hat der Teufel (zu Adam) gesagt.

3 De väöl fritt, de väöl schitt. (Altmark.) - Danneil, 186.

Viel und gut füttern gibt viel Dünger.

4 Einer frisst den Braten, der andere muss den Spiess lecken.

Ung.: Nem aze a sült, a ki forgattya. (Gaal.)

5 Es fressen sich mehr Leut zu todt, denn hungers sterben. - Petri, II, 245; Henisch, 1213.

6 Es fressen vnd sauffen sich mehr zu todt, als verschlagen werden. - Henisch, 1213, 8.

7 Es frisst offt einer die Kirschen auss vnd hengt den Korb einem andern an den halss. - Petri, II, 245.

8 Frassa macht fett, sagt der Bauer. (Oberlausitz.)

9 Fressen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. - Bremser, 13.

Soll heissen, dass eine Ueberladung den Gästen nicht schade, wenn nur ein Arzt mit zu Tische sitze. (S. Gast.)

Lat.: Praesente medico non nocet.

10 Fressen und Saufen bringt mehr Leute um als das Schwert.

11 Fressen und Saufen macht die Aerzte reich. - Simrock, 2649; Gaal, 497; Körte, 1521; Zarnack, 303.

Lat.: Intemperantia est medicorum nutrix. (Philippi, I, 204.)

12 Fressen und Saufen macht volle Bäuche und leere Taschen.

Lat.: Luxus populator opum. (Philippi, I, 232.)

13 Fressen und Saufen, überflüssige Kost der Kleidung, wuchersüchtiger Zinskauf sind drei Juden, welche die ganze Welt aussaugen.

14 Fressen, vergessen. - Blum, 641; Simrock, 2694; Körte, 1513.

Dies Sprichwort will der Tellerlecker, Suppenfreunde und Tischvettern gemeine Sitte und Gewohnheit bezeichnen, sich unserer nicht länger zu erinnern, als wir sie zu Tische zu laden im Stande sind.

15 Fressen vnd sauffen, dz ist bei den Teutschen (s. d.) die beste Kunst. - Zeytbuch, CXXXIb.

16 Fressen vnd sauffen gibt starcke Hälse, aber böse Juppen. - Henisch, 1314; Petri, II, 314.

17 Fressen vnd sauffen ist der Welt manier. - Henisch, 1214; Petri, II, 314.

18 Fret (friss) dein Grütt un holl deinen Mund. (Mecklenburg.)

19 Fret to, 't is all Goddsgawe. (Ostfries.) - Goldschmidt, 53; Frommann, V, 427, 468; Bueren, 473.

20 Friess mich ne, ich hess Dreck. (Oberlausitz.)

21 Friss all, bezal all. - Petri, II, 317.

22 Friss, dass du es widdergeben must. - Agricola, I, 542; Latendorf, 175.

23 Friss dein eigen Hertz nicht. - Petri, II, 317; Bücking, 168.

Man sagt von einem Traurigen, dass er sich das Herz fresse. Wie einige Leidenschaften den Körper mit reissender Schnelle zerstören, so untergraben andere die Gesundheit langsam, wozu besonders der Gram gehört.

24 Friss Koth, gib Gold, so wird dir alle Welt holt. - Petri, II, 317.

Die ursprüngliche, derbe Fassung findet sich unter Dreck 31. Petri, der Prediger in Braunschweig war, [Spaltenumbruch] hat es wahrscheinlich mit seiner Stellung nicht vereinbar gefunden, sie in dieser Form seiner Sammlung einzuverleiben und hat es vorgezogen, sie in obiger Weise abzuschwächen, wiewol sein Lehrer, Mich. Neander, sie ebenfalls in jener gegeben hatte. (Vgl. Latendorf II, 13.)

25 Friss, sauff vnd spiel (leb' immer wohl, sei Tag und Nächte voll und toll, sei fröhlich und) leb stets im sauss, denn nach dem Todt wird nichts daraus. - Petri, III, 6; Henisch, 1214; Parömiakon, 703.

Lat.: Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas. Oder: Ede, bibe, lude in festo Simonis et Judae. (Parömiakon, 703.)

26 Friss, Vogel, oder stirb. - Bücking, 139.

Gilt von einem Klemmfall, von einer peinlichen Alternative.

27 Frisse eine Kuh biss auff den Schwantz. - Gruter, III, 39.

28 Gefressen ist bald vergessen.

29 Ich hab' es lang genung in mich gefressen, sagt der Bader, da jm einer zuuor für die Thür hofieret. - Latendorf II, 18.

30 Viel fressen macht kranck. - Petri, II, 571.

31 Was frisst die Maus, schlägt wieder aus; was frisst die Schneck', bleibt ewig weg. - Bair. Hauskalender.

32 Was nicht fressen will, mag saufen.

33 Wel sik nich satt frett, de licket sik auk nich satt. (Münster.) - Frommann, VI, 426, 65.

34 Wenn du mich fressen willst, fang hinten an, so hast du den Senf zum besten. - Fischart, Gesch.

35 Wenn et gefreten es, dann es et glick, of et de Ruppen1 of2 de Käwersch gedohn hebben. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 53.

1) Raupen.

2) Oder.

36 Wenn ich gefressen werden muss, lieber vom Wolf als vom Schaf, das Kiefen thut nicht so weh.

37 Wer jtz wol fressen vnd sauffen kan, der ist ein rechter Edelmann. - Petri, II, 726; Henisch, 788.

38 Wer sich frisst arm und säuft todt, der hat Gewalt über den Tod.

*39 A frisst ihm alls vorm Maule weg. - Gomolcke, 21.

*40 A frisst recht ungenoissig. - Gomolcke, 1128.

*41 Da friss ich (auch) keinen Salzstein. (Nürtingen.)

Keinen Stein Salz; da bleib' ich nicht lange.

*42 Dank dir, dass da mich nicht gefressen hast. (Rottenburg.)

Zu einem stark Gähnenden.

*43 Das frisst kein Brot.

So hört man oft von Dingen sagen, die man nimmt und verwahrt, weil sie keinen Unterhalt kosten wie Hausthiere.

*44 Dei frett wie verdunge. (Ostpreuss.) - Hochdeutsch bei Frischbier, 198.

*45 Den fress' ich im Sauerkraut. (Rottenburg.)

*46 Du bis van Friatten un Saupen terhemen. (Attendorn.) - Firmenich, I, 356, 14.

Du bist von Fressen und Saufen zu Hause.

*47 Er fräss' eine Kuh bis auf den Schwanz.

*48 Er frässe den Pfaffen mit der Kutte (Kirche).

So hungrig ist er.

*49 Er frässe den Teufel und seine Grossmutter, wenn sie nicht zappelten.

*50 Er frässe einen Ochsen sammt den Hörnern. (Rottenburg.)

Dän.: Han aeder hors op ad maale. (Prov. dan., 9.)

Frz.: Il avalerait la mer et les poissons. (Starschedel, 27.)

*51 Er frässe wol Kieselsteine.

Frz.: Il avaleroit des charrettes ferrees. (Kritzinger, 43.)

*52 Er frisst, als wenn es fürs Geld ginge.

*53 Er frisst, bis es ihm oben herauskommt. (Rottenburg.)

*54 Er frisst, dass ihm der Bauch wackelt.

*55 Er frisst, dass ihm der Nabel strotzt. (Nürtingen.)

*56 Er frisst den Bauer sammt dem Sack auf.

*57 Er frisst eine Kuh bis an die Hörner und ein Ross bis an das Eisen und verkauft dieses noch und gibt's um ein Stück Brot.

Frz.: Il avaleroit la marmite des Cordeliers. (Kritzinger, 43.)

[Spaltenumbruch]
Fresse.

1 Halt die Fresse zum Arsche.Weinhold, 6.

*2 Do derbei wer ich meine Frasse oh mit ufsperr'n. (Hirschberg.)

Ich habe dabei ein Wort mitzusprechen.

*3 Ênn lik in de Frêten kikn.Eichwald, 563.

*4 Hol de Freten to.Eichwald, 562.

*5 Sich die Fresse verbrühen.Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 263, S. 1532.

Sinn wie: sich das Maul verbrennen.


Fressen (das).

1 Das ist ein Fressen für einen Hund.

*2 Das ist (mir) ein gefunden Fressen (für ihn).

*3 Es ist ein Fressen wie junge Mäuse.Kirchhofer, 291.


Fressen (Verb.).

1 Bai sik nitt satt friäten kann, kann sik ok nitt satt lecken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 76, 282.

2 Das ist schon zu fressen, hat der Teufel (zu Adam) gesagt.

3 De väöl fritt, de väöl schitt. (Altmark.) – Danneil, 186.

Viel und gut füttern gibt viel Dünger.

4 Einer frisst den Braten, der andere muss den Spiess lecken.

Ung.: Nem azé a sült, a ki forgattya. (Gaal.)

5 Es fressen sich mehr Leut zu todt, denn hungers sterben.Petri, II, 245; Henisch, 1213.

6 Es fressen vnd sauffen sich mehr zu todt, als verschlagen werden.Henisch, 1213, 8.

7 Es frisst offt einer die Kirschen auss vnd hengt den Korb einem andern an den halss.Petri, II, 245.

8 Frassa macht fett, sagt der Bauer. (Oberlausitz.)

9 Fressen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht.Bremser, 13.

Soll heissen, dass eine Ueberladung den Gästen nicht schade, wenn nur ein Arzt mit zu Tische sitze. (S. Gast.)

Lat.: Praesente medico non nocet.

10 Fressen und Saufen bringt mehr Leute um als das Schwert.

11 Fressen und Saufen macht die Aerzte reich.Simrock, 2649; Gaal, 497; Körte, 1521; Zarnack, 303.

Lat.: Intemperantia est medicorum nutrix. (Philippi, I, 204.)

12 Fressen und Saufen macht volle Bäuche und leere Taschen.

Lat.: Luxus populator opum. (Philippi, I, 232.)

13 Fressen und Saufen, überflüssige Kost der Kleidung, wuchersüchtiger Zinskauf sind drei Juden, welche die ganze Welt aussaugen.

14 Fressen, vergessen.Blum, 641; Simrock, 2694; Körte, 1513.

Dies Sprichwort will der Tellerlecker, Suppenfreunde und Tischvettern gemeine Sitte und Gewohnheit bezeichnen, sich unserer nicht länger zu erinnern, als wir sie zu Tische zu laden im Stande sind.

15 Fressen vnd sauffen, dz ist bei den Teutschen (s. d.) die beste Kunst.Zeytbuch, CXXXIb.

16 Fressen vnd sauffen gibt starcke Hälse, aber böse Juppen.Henisch, 1314; Petri, II, 314.

17 Fressen vnd sauffen ist der Welt manier.Henisch, 1214; Petri, II, 314.

18 Frêt (friss) dîn Grütt un holl dînen Mund. (Mecklenburg.)

19 Frêt to, 't is all Goddsgawe. (Ostfries.) – Goldschmidt, 53; Frommann, V, 427, 468; Bueren, 473.

20 Friess mich ne, ich hêss Dreck. (Oberlausitz.)

21 Friss all, bezal all.Petri, II, 317.

22 Friss, dass du es widdergeben must.Agricola, I, 542; Latendorf, 175.

23 Friss dein eigen Hertz nicht.Petri, II, 317; Bücking, 168.

Man sagt von einem Traurigen, dass er sich das Herz fresse. Wie einige Leidenschaften den Körper mit reissender Schnelle zerstören, so untergraben andere die Gesundheit langsam, wozu besonders der Gram gehört.

24 Friss Koth, gib Gold, so wird dir alle Welt holt.Petri, II, 317.

Die ursprüngliche, derbe Fassung findet sich unter Dreck 31. Petri, der Prediger in Braunschweig war, [Spaltenumbruch] hat es wahrscheinlich mit seiner Stellung nicht vereinbar gefunden, sie in dieser Form seiner Sammlung einzuverleiben und hat es vorgezogen, sie in obiger Weise abzuschwächen, wiewol sein Lehrer, Mich. Neander, sie ebenfalls in jener gegeben hatte. (Vgl. Latendorf II, 13.)

25 Friss, sauff vnd spiel (leb' immer wohl, sei Tag und Nächte voll und toll, sei fröhlich und) leb stets im sauss, denn nach dem Todt wird nichts daraus.Petri, III, 6; Henisch, 1214; Parömiakon, 703.

Lat.: Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas. Oder: Ede, bibe, lude in festo Simonis et Judae. (Parömiakon, 703.)

26 Friss, Vogel, oder stirb.Bücking, 139.

Gilt von einem Klemmfall, von einer peinlichen Alternative.

27 Frisse eine Kuh biss auff den Schwantz.Gruter, III, 39.

28 Gefressen ist bald vergessen.

29 Ich hab' es lang genung in mich gefressen, sagt der Bader, da jm einer zuuor für die Thür hofieret.Latendorf II, 18.

30 Viel fressen macht kranck.Petri, II, 571.

31 Was frisst die Maus, schlägt wieder aus; was frisst die Schneck', bleibt ewig weg.Bair. Hauskalender.

32 Was nicht fressen will, mag saufen.

33 Wel sik nich satt frett, de licket sik auk nich satt. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 65.

34 Wenn du mich fressen willst, fang hinten an, so hast du den Senf zum besten.Fischart, Gesch.

35 Wenn et gefrêten es, dann es et glick, of et de Ruppen1 of2 de Käwersch gedohn hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 53.

1) Raupen.

2) Oder.

36 Wenn ich gefressen werden muss, lieber vom Wolf als vom Schaf, das Kiefen thut nicht so weh.

37 Wer jtz wol fressen vnd sauffen kan, der ist ein rechter Edelmann.Petri, II, 726; Henisch, 788.

38 Wer sich frisst arm und säuft todt, der hat Gewalt über den Tod.

*39 A frisst ihm alls vorm Maule weg.Gomolcke, 21.

*40 A frisst recht ungenoissig.Gomolcke, 1128.

*41 Da friss ich (auch) keinen Salzstein. (Nürtingen.)

Keinen Stein Salz; da bleib' ich nicht lange.

*42 Dank dir, dass da mich nicht gefressen hast. (Rottenburg.)

Zu einem stark Gähnenden.

*43 Das frisst kein Brot.

So hört man oft von Dingen sagen, die man nimmt und verwahrt, weil sie keinen Unterhalt kosten wie Hausthiere.

*44 Dei frett wie verdunge. (Ostpreuss.) – Hochdeutsch bei Frischbier, 198.

*45 Den fress' ich im Sauerkraut. (Rottenburg.)

*46 Du bis van Friatten un Sûpen terhemen. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 14.

Du bist von Fressen und Saufen zu Hause.

*47 Er fräss' eine Kuh bis auf den Schwanz.

*48 Er frässe den Pfaffen mit der Kutte (Kirche).

So hungrig ist er.

*49 Er frässe den Teufel und seine Grossmutter, wenn sie nicht zappelten.

*50 Er frässe einen Ochsen sammt den Hörnern. (Rottenburg.)

Dän.: Han æder hors op ad maale. (Prov. dan., 9.)

Frz.: Il avalerait la mer et les poissons. (Starschedel, 27.)

*51 Er frässe wol Kieselsteine.

Frz.: Il avaleroit des charrettes ferrées. (Kritzinger, 43.)

*52 Er frisst, als wenn es fürs Geld ginge.

*53 Er frisst, bis es ihm oben herauskommt. (Rottenburg.)

*54 Er frisst, dass ihm der Bauch wackelt.

*55 Er frisst, dass ihm der Nabel strotzt. (Nürtingen.)

*56 Er frisst den Bauer sammt dem Sack auf.

*57 Er frisst eine Kuh bis an die Hörner und ein Ross bis an das Eisen und verkauft dieses noch und gibt's um ein Stück Brot.

Frz.: Il avaleroit la marmite des Cordeliers. (Kritzinger, 43.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0609" n="[581]"/>
        <cb n="1161"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fresse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Halt die Fresse zum Arsche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Do derbei wer ich meine Frasse oh mit ufsperr'n.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich habe dabei ein Wort mitzusprechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Ênn lik in de Frêten kikn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 563.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Hol de Freten to.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 562.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Sich die Fresse verbrühen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 263, S. 1532.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sinn wie: sich das Maul verbrennen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Fressen</hi> (das).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das ist ein Fressen für einen Hund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Das ist (mir) ein gefunden Fressen (für ihn).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Es ist ein Fressen wie junge Mäuse.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 291.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Fressen</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bai sik nitt satt friäten kann, kann sik ok nitt satt lecken.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 76, 282.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das ist schon zu fressen, hat der Teufel (zu Adam) gesagt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 De väöl fritt, de väöl schitt.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 186.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Viel und gut füttern gibt viel Dünger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Einer frisst den Braten, der andere muss den Spiess lecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Nem azé a sült, a ki forgattya. (<hi rendition="#i">Gaal.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Es fressen sich mehr Leut zu todt, denn hungers sterben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 245; Henisch, 1213.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es fressen vnd sauffen sich mehr zu todt, als verschlagen werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1213, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Es frisst offt einer die Kirschen auss vnd hengt den Korb einem andern an den halss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 245.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Frassa macht fett, sagt der Bauer.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Fressen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bremser, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Soll heissen, dass eine Ueberladung den Gästen nicht schade, wenn nur ein Arzt mit zu Tische sitze. (S.  Gast.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praesente medico non nocet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Fressen und Saufen bringt mehr Leute um als das Schwert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Fressen und Saufen macht die Aerzte reich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2649; Gaal, 497; Körte, 1521; Zarnack, 303.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Intemperantia est medicorum nutrix. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 204.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Fressen und Saufen macht volle Bäuche und leere Taschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Luxus populator opum. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Fressen und Saufen, überflüssige Kost der Kleidung, wuchersüchtiger Zinskauf sind drei Juden, welche die ganze Welt aussaugen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Fressen, vergessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 641; Simrock, 2694; Körte, 1513.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort will der Tellerlecker, Suppenfreunde und Tischvettern gemeine Sitte und Gewohnheit bezeichnen, sich unserer nicht länger zu erinnern, als wir sie zu Tische zu laden im Stande sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Fressen vnd sauffen, dz ist bei den  Teutschen (s. d.) die beste Kunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zeytbuch, CXXXI<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Fressen vnd sauffen gibt starcke Hälse, aber böse Juppen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1314; Petri, II, 314.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Fressen vnd sauffen ist der Welt manier.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1214; Petri, II, 314.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Frêt (friss) dîn Grütt un holl dînen Mund.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Frêt to, 't is all Goddsgawe.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, 53; Frommann, V, 427, 468; Bueren, 473.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Friess mich ne, ich hêss Dreck.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Friss all, bezal all.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 317.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Friss, dass du es widdergeben must.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, I, 542; Latendorf, 175.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Friss dein eigen Hertz nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 317; Bücking, 168.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man sagt von einem Traurigen, dass er sich das Herz fresse. Wie einige Leidenschaften den Körper mit reissender Schnelle zerstören, so untergraben andere die Gesundheit langsam, wozu besonders der Gram gehört.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Friss Koth, gib Gold, so wird dir alle Welt holt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 317.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die ursprüngliche, derbe Fassung findet sich unter Dreck 31. <hi rendition="#i">Petri,</hi> der Prediger in Braunschweig war, <cb n="1162"/>
hat es wahrscheinlich mit seiner Stellung nicht vereinbar gefunden, sie in dieser Form seiner Sammlung einzuverleiben und hat es vorgezogen, sie in obiger Weise abzuschwächen, wiewol sein Lehrer, <hi rendition="#i">Mich. Neander,</hi> sie ebenfalls in jener gegeben hatte. (Vgl. <hi rendition="#i">Latendorf II, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Friss, sauff vnd spiel (leb' immer wohl, sei Tag und Nächte voll und toll, sei fröhlich und) leb stets im sauss, denn nach dem Todt wird nichts daraus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, III, 6; Henisch, 1214; Parömiakon, 703.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas. Oder: Ede, bibe, lude in festo Simonis et Judae. (<hi rendition="#i">Parömiakon, 703.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Friss, Vogel, oder stirb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bücking, 139.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gilt von einem Klemmfall, von einer peinlichen Alternative.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Frisse eine Kuh biss auff den Schwantz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Gefressen ist bald vergessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Ich hab' es lang genung in mich gefressen, sagt der Bader, da jm einer zuuor für die Thür hofieret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf II, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Viel fressen macht kranck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 571.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Was frisst die Maus, schlägt wieder aus; was frisst die Schneck', bleibt ewig weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Was nicht fressen will, mag saufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Wel sik nich satt frett, de licket sik auk nich satt.</hi> (<hi rendition="#i">Münster.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 426, 65.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Wenn du mich fressen willst, fang hinten an, so hast du den Senf zum besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Wenn et gefrêten es, dann es et glick, of et de Ruppen<hi rendition="#sup">1</hi> of<hi rendition="#sup">2</hi> de Käwersch gedohn hebben.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Raupen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Oder.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Wenn ich gefressen werden muss, lieber vom Wolf als vom Schaf, das Kiefen thut nicht so weh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Wer jtz wol fressen vnd sauffen kan, der ist ein rechter Edelmann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 726; Henisch, 788.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Wer sich frisst arm und säuft todt, der hat Gewalt über den Tod.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 A frisst ihm alls vorm Maule weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*40 A frisst recht ungenoissig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 1128.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 Da friss ich (auch) keinen Salzstein.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Keinen Stein Salz; da bleib' ich nicht lange.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Dank dir, dass da mich nicht gefressen hast.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu einem stark Gähnenden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*43 Das frisst kein Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So hört man oft von Dingen sagen, die man nimmt und verwahrt, weil sie keinen Unterhalt kosten wie Hausthiere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Dei frett wie verdunge.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; Hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Frischbier, 198.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Den fress' ich im Sauerkraut.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*46 Du bis van Friatten un Sûpen terhemen.</hi> (<hi rendition="#i">Attendorn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 356, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Du bist von Fressen und Saufen zu Hause.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*47 Er fräss' eine Kuh bis auf den Schwanz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*48 Er frässe den Pfaffen mit der Kutte (Kirche).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So hungrig ist er.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*49 Er frässe den Teufel und seine Grossmutter, wenn sie nicht zappelten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Er frässe einen Ochsen sammt den Hörnern.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han æder hors op ad maale. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il avalerait la mer et les poissons. (<hi rendition="#i">Starschedel, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*51 Er frässe wol Kieselsteine.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il avaleroit des charrettes ferrées. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*52 Er frisst, als wenn es fürs Geld ginge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*53 Er frisst, bis es ihm oben herauskommt.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*54 Er frisst, dass ihm der Bauch wackelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*55 Er frisst, dass ihm der Nabel strotzt.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*56 Er frisst den Bauer sammt dem Sack auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*57 Er frisst eine Kuh bis an die Hörner und ein Ross bis an das Eisen und verkauft dieses noch und gibt's um ein Stück Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il avaleroit la marmite des Cordeliers. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[581]/0609] Fresse. 1 Halt die Fresse zum Arsche. – Weinhold, 6. *2 Do derbei wer ich meine Frasse oh mit ufsperr'n. (Hirschberg.) Ich habe dabei ein Wort mitzusprechen. *3 Ênn lik in de Frêten kikn. – Eichwald, 563. *4 Hol de Freten to. – Eichwald, 562. *5 Sich die Fresse verbrühen. – Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 263, S. 1532. Sinn wie: sich das Maul verbrennen. Fressen (das). 1 Das ist ein Fressen für einen Hund. *2 Das ist (mir) ein gefunden Fressen (für ihn). *3 Es ist ein Fressen wie junge Mäuse. – Kirchhofer, 291. Fressen (Verb.). 1 Bai sik nitt satt friäten kann, kann sik ok nitt satt lecken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 76, 282. 2 Das ist schon zu fressen, hat der Teufel (zu Adam) gesagt. 3 De väöl fritt, de väöl schitt. (Altmark.) – Danneil, 186. Viel und gut füttern gibt viel Dünger. 4 Einer frisst den Braten, der andere muss den Spiess lecken. Ung.: Nem azé a sült, a ki forgattya. (Gaal.) 5 Es fressen sich mehr Leut zu todt, denn hungers sterben. – Petri, II, 245; Henisch, 1213. 6 Es fressen vnd sauffen sich mehr zu todt, als verschlagen werden. – Henisch, 1213, 8. 7 Es frisst offt einer die Kirschen auss vnd hengt den Korb einem andern an den halss. – Petri, II, 245. 8 Frassa macht fett, sagt der Bauer. (Oberlausitz.) 9 Fressen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. – Bremser, 13. Soll heissen, dass eine Ueberladung den Gästen nicht schade, wenn nur ein Arzt mit zu Tische sitze. (S. Gast.) Lat.: Praesente medico non nocet. 10 Fressen und Saufen bringt mehr Leute um als das Schwert. 11 Fressen und Saufen macht die Aerzte reich. – Simrock, 2649; Gaal, 497; Körte, 1521; Zarnack, 303. Lat.: Intemperantia est medicorum nutrix. (Philippi, I, 204.) 12 Fressen und Saufen macht volle Bäuche und leere Taschen. Lat.: Luxus populator opum. (Philippi, I, 232.) 13 Fressen und Saufen, überflüssige Kost der Kleidung, wuchersüchtiger Zinskauf sind drei Juden, welche die ganze Welt aussaugen. 14 Fressen, vergessen. – Blum, 641; Simrock, 2694; Körte, 1513. Dies Sprichwort will der Tellerlecker, Suppenfreunde und Tischvettern gemeine Sitte und Gewohnheit bezeichnen, sich unserer nicht länger zu erinnern, als wir sie zu Tische zu laden im Stande sind. 15 Fressen vnd sauffen, dz ist bei den Teutschen (s. d.) die beste Kunst. – Zeytbuch, CXXXIb. 16 Fressen vnd sauffen gibt starcke Hälse, aber böse Juppen. – Henisch, 1314; Petri, II, 314. 17 Fressen vnd sauffen ist der Welt manier. – Henisch, 1214; Petri, II, 314. 18 Frêt (friss) dîn Grütt un holl dînen Mund. (Mecklenburg.) 19 Frêt to, 't is all Goddsgawe. (Ostfries.) – Goldschmidt, 53; Frommann, V, 427, 468; Bueren, 473. 20 Friess mich ne, ich hêss Dreck. (Oberlausitz.) 21 Friss all, bezal all. – Petri, II, 317. 22 Friss, dass du es widdergeben must. – Agricola, I, 542; Latendorf, 175. 23 Friss dein eigen Hertz nicht. – Petri, II, 317; Bücking, 168. Man sagt von einem Traurigen, dass er sich das Herz fresse. Wie einige Leidenschaften den Körper mit reissender Schnelle zerstören, so untergraben andere die Gesundheit langsam, wozu besonders der Gram gehört. 24 Friss Koth, gib Gold, so wird dir alle Welt holt. – Petri, II, 317. Die ursprüngliche, derbe Fassung findet sich unter Dreck 31. Petri, der Prediger in Braunschweig war, hat es wahrscheinlich mit seiner Stellung nicht vereinbar gefunden, sie in dieser Form seiner Sammlung einzuverleiben und hat es vorgezogen, sie in obiger Weise abzuschwächen, wiewol sein Lehrer, Mich. Neander, sie ebenfalls in jener gegeben hatte. (Vgl. Latendorf II, 13.) 25 Friss, sauff vnd spiel (leb' immer wohl, sei Tag und Nächte voll und toll, sei fröhlich und) leb stets im sauss, denn nach dem Todt wird nichts daraus. – Petri, III, 6; Henisch, 1214; Parömiakon, 703. Lat.: Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas. Oder: Ede, bibe, lude in festo Simonis et Judae. (Parömiakon, 703.) 26 Friss, Vogel, oder stirb. – Bücking, 139. Gilt von einem Klemmfall, von einer peinlichen Alternative. 27 Frisse eine Kuh biss auff den Schwantz. – Gruter, III, 39. 28 Gefressen ist bald vergessen. 29 Ich hab' es lang genung in mich gefressen, sagt der Bader, da jm einer zuuor für die Thür hofieret. – Latendorf II, 18. 30 Viel fressen macht kranck. – Petri, II, 571. 31 Was frisst die Maus, schlägt wieder aus; was frisst die Schneck', bleibt ewig weg. – Bair. Hauskalender. 32 Was nicht fressen will, mag saufen. 33 Wel sik nich satt frett, de licket sik auk nich satt. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 65. 34 Wenn du mich fressen willst, fang hinten an, so hast du den Senf zum besten. – Fischart, Gesch. 35 Wenn et gefrêten es, dann es et glick, of et de Ruppen1 of2 de Käwersch gedohn hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 53. 1) Raupen. 2) Oder. 36 Wenn ich gefressen werden muss, lieber vom Wolf als vom Schaf, das Kiefen thut nicht so weh. 37 Wer jtz wol fressen vnd sauffen kan, der ist ein rechter Edelmann. – Petri, II, 726; Henisch, 788. 38 Wer sich frisst arm und säuft todt, der hat Gewalt über den Tod. *39 A frisst ihm alls vorm Maule weg. – Gomolcke, 21. *40 A frisst recht ungenoissig. – Gomolcke, 1128. *41 Da friss ich (auch) keinen Salzstein. (Nürtingen.) Keinen Stein Salz; da bleib' ich nicht lange. *42 Dank dir, dass da mich nicht gefressen hast. (Rottenburg.) Zu einem stark Gähnenden. *43 Das frisst kein Brot. So hört man oft von Dingen sagen, die man nimmt und verwahrt, weil sie keinen Unterhalt kosten wie Hausthiere. *44 Dei frett wie verdunge. (Ostpreuss.) – Hochdeutsch bei Frischbier, 198. *45 Den fress' ich im Sauerkraut. (Rottenburg.) *46 Du bis van Friatten un Sûpen terhemen. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 14. Du bist von Fressen und Saufen zu Hause. *47 Er fräss' eine Kuh bis auf den Schwanz. *48 Er frässe den Pfaffen mit der Kutte (Kirche). So hungrig ist er. *49 Er frässe den Teufel und seine Grossmutter, wenn sie nicht zappelten. *50 Er frässe einen Ochsen sammt den Hörnern. (Rottenburg.) Dän.: Han æder hors op ad maale. (Prov. dan., 9.) Frz.: Il avalerait la mer et les poissons. (Starschedel, 27.) *51 Er frässe wol Kieselsteine. Frz.: Il avaleroit des charrettes ferrées. (Kritzinger, 43.) *52 Er frisst, als wenn es fürs Geld ginge. *53 Er frisst, bis es ihm oben herauskommt. (Rottenburg.) *54 Er frisst, dass ihm der Bauch wackelt. *55 Er frisst, dass ihm der Nabel strotzt. (Nürtingen.) *56 Er frisst den Bauer sammt dem Sack auf. *57 Er frisst eine Kuh bis an die Hörner und ein Ross bis an das Eisen und verkauft dieses noch und gibt's um ein Stück Brot. Frz.: Il avaleroit la marmite des Cordeliers. (Kritzinger, 43.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/609
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [581]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/609>, abgerufen am 22.11.2024.