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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] dem lübischen und hamburger Recht der Fall ist. Anderwärts gilt: Wer freien will, muss ausdienen. (S. Ehe 24.)

Frz.: Mort et mariage rompent tout liage. (Loysel, 474.)

23 Freien geht vor Tanzen, sagte das Mädchen, und nahm einen Lahmen.

24 Freien ist kein Wettrennen und Pferdewerk.

25 Freien ist so süsse wie gebratne Kälber(Lämmer)füsse. - Simrock, 2666.

Der Engländer bemerkt indess beschränkend: Werben ist bei einem jungen Manne ein Vergnügen, bei einem alten ein Fehler. (Reinsberg I, 72.)

26 Freien ist wie Pferdekauf, Freier thu die Augen auf. - Simrock, 2670; Venedey, 97; Gaal, 495; Körte, 1583.

Holl.: Die eene goede vrouw behoeft, de knoop is vast eer hij ze wel beproeft. (Harrebomee, II, 419.)

It.: Femmina, vin e cavallo, mercanzia di fallo.

27 Freien un sterben gibt wunderbare Erben. - Curtze, 361, 565.

28 Freien und Backen geräth nicht immer. - Simrock, 2668; Körte, 1582.

Die Basken behaupten sogar: Der Tag, an dem man sich verheirathet, ist der letzte Morgen der guten Zeit. (Reinsberg I, 92.)

29 Freien und Backen hat den Teufel im Nacken.

Die Franzosen sagen: Die Ehe hat funfzehn Freuden (d. h. Plagen). Und die Spanier: Heirathen klingt gut, schmeckt aber schlecht. (Reinsberg I, 92.)

30 Freien und Backen hat seine Zacken.

31 Freies on Heudruges des geschüht völl ömmesös. (Solingen.) - Firmenich, I, 442, 9.

Freiens und Heutrocknens geschieht viel umsonst, vergeblich.

32 Freye auss dem Lande, dess hast du ewig schande. - Henisch, 1207; Petri, II, 313.

Auch der Araber sagt: Verlange kein Weib zur Ehe, ehe du nicht weisst, wie und woher sie ist.

33 Freye für der thür, so hast du wechseln kür. - Henisch, 1207; Petri, II, 313; Graf, 141, 34.

D. h. freie Hand immer noch zurückzutreten.

34 Freye oder heurate, hast du was gethan, es kompt wol herfür. - Henisch, 1207; Petri, II, 313.

35 Freyen ist besser denn brennen. - Henisch, 1207; Petri, II, 313; 1 Kor. 7, 9.

Dän.: Bedre at gifte sig end at braende.

Frz.: Il vaut mieux se marier que brauler.

36 Freyen ist ein langer kauff. - Henisch, 1027; Petri, II, 313; Gaal, 493.

37 Freyen ist kein Pferdt kauffe. - Henisch, 1207; Petri, II, 313.

38 Freyen vnd Berggraben stehet alles auff dem Glück. - Petri, II, 313; Henisch, 291.

39 Freyen zu morgen bringt zu abend sorgen. - Gruter, III, 38; Simrock, 2667.

40 Frie Nawers Kind, köäp Nawers Rind, sau weisst de, wat de hest. (Göttingen.) - Schambach, 30, 2.

In Bergamo sagt man: Frauen und Ochsen nimm aus deinem Orte. In Krain: Hole dir die Frau aus der Nachbarschaft, die Gevattern von soweit als möglich. Denn, sagt der Mailänder, wer in die Ferne geht, um zu heirathen, will entweder betragen oder wird betrogen. Und der Toscaner: Wer sich eine Frau aus fernem Lande holt, hat oft für die neuen Verwandten Ausgaben zu machen. Und der Brescianer: Wer die Frau von draussen gebracht, hat sein Haus zum Wirthshaus gemacht. (Reinsberg I, 105-106.)

41 Freien is nich Eines Minschen Arbeit. (Göttingen.) - Brem. Sonntagsbl., 1855, 4.

Für die, welche gern heirathen wollen, ist es recht schlimm, dass zu diesem Act immer zwei gehören.

42 Freig' man eierst, säd' de Scheper tau sein'n Köter, sast'n Steirt wol hangen laten. (Mecklenburg.) - Günther III; Hoefer, 894; Raabe, 103.

Ehe macht zahm.

43 Freig' man eierst, säd' de Scheper to sein'n Hund, denn warst du dat fix öwern Taun springen wol laten. - Hoefer, 894b; Raabe, 103.

44 Frigg' din Nabers (s. d.) Kint, dann wes du, bat du finns; kop din Nabers Piärt, dann wes du, bas du hiäs. (Iserlohn.) - Woeste, 67, 67; für Dessau: Firmenich, II, 234; ostfriesisch bei Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443.


[Spaltenumbruch]

45 Frigge dienes Nowers Kind, kaupe dienes Nowers Rind, dann wirst du nit bedrogen. (Waldeck.) - Curtze, 325, 133.

46 Frigge dines Nowers Kind, dann wesst du, wor dat es gesinnt. (Waldeck.)

47 Friggen is kenn Perrekaup, Mäken hall de Augen Up. (Waldeck.) - Curtze, 325, 132; für Mecklenburg: Günther III; für Altmark: Danneil, 207.

48 Friggen un Backen geroath nich jümmer, un 't sall sik alle nau wuel reigen1. (Münster.) - Frommann, VI, 431, 94; für Osnabrück: Firmenich, III, 162, 16.

1) Reihen, fügen.

49 Friggen un Höggen1 geschuit faken2 ümmesüss3. (Driburg.) - Firmenich, I, 363, 30; für Iserlohn: Woeste, 67, 64; Firmenich, III, 186, 36; für Meurs: Firmenich, I, 402, 145.

1) Heutrocknen.

2) Oft.

3) Umsonst.

50 Friggen un Högmaken geroet nit ümmer.

51 Für andere freien ist bedenklich.

52 Heute gefreit, morgen gereut.

Der Mailänder sagt: Heirathe nur, und du bist sicher, es zu bereuen. Und der Engländer meint: Ehrenwerthe Männer heirathen bald, weise gar nicht. (Reinsberg I, 102-103.)

53 Jung gefreit hat gar oft gereut.

54 Jung gefreit hat nie(mand) gereut. - Bücking, 124; Simrock, 2664; für Hannover: Schambach, 3.

Wahlspruch junger Heirathslustiger. - Plattdeutsch für Göttingen: Jung efriet het niemals gerüet. (Vgl. Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, 30, 3.) Für Waldeck (Curtze, 325, 131): Jung gefrigget hät neemesen gerügget. Das Sprichwort räth, in der Jugend zu heirathen und den Gatten aus dem Kreise der Bekanntschaft zu wählen. Was übrigens den Punkt des jungen Freiens betrifft, so sind fast alle Völker darüber verschiedener Ansicht. Die Neugriechen empfehlen, jung zu heirathen: Freie jung oder du wirst jung schon ein Mönch sein. Auch die Polen sind dafür; sie behaupten: Früh freien und jung heirathen wird niemand gereuen. Die Litauer stimmen, den Grund angebend, bei, indem sie sagen: Jung gefreit (vom Manne), jung geheirathet (von der Frau) lass dich nicht gereuen; die Söhne werden heranwachsen wie Brüder und dir Töchter wie Schwestern. Damit übereinstimmend sagt der Araber: Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. Aber die Begriffe "früh" und "jung" sind einer sehr verschiedenen Auslegung fähig. Was ist früh, was spät? Die Chinesen sagen ganz allgemein: Wenn man das gehörige Alter erreicht hat, muss man heirathen. Der Spanier sagt: Wenn du den Säbel umgürten kannst, verheirathe dich. Der Engländer: Wer heirathet, eh' er klug ist, der stirbt, eh' er reich ist. Und in Venetien heisst es: Wer sich jung verheirathet, der trägt nicht Greisenhosen. (Reinsberg I, 128-129.)

55 Jung gefreit macht das Kind zu früh gescheit.

W. Müller fügt diesem Spruche aber als Nachsatz hinzu: "Wer als Greis zum Altar geht, wird ein närrisch Kind zu spät."

56 Kurz gefreit, hat niemand gereut. - Gaal, 494; Mayer, I, 213.

Aus praktischen Gründen ist auch der Engländer für kurzes Freien, indem er sagt: Glücklich ist das Werben, das nicht lange währt. (Reinsberg I, 72.)

Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing. (Bohn II, 43.)

57 Lange freien macht gereuen.

Ein Sprichwort der Krainer gibt den Grund dafür an, indem es sagt: Wer viel auswählt, erwählt selten was Gutes. In Sardinien heisst es: Der Wähler findet ein Wischtuch. Die Russen sagen: Willst du viel auswählen, bleibst du zuletzt ledig. Und die Spanier lassen die alten Jungfern klagen: Während ich auf einen Mann warte, der Ritter sei, fallen mir die Brüste bis auf die Schürze herab. (Reinsberg I, 73.)

58 Langes Freien ist ohne Gedeihen.

Der Pole sagt: Wer gern wirbt, heirathet nicht gern. (Reinsberg I, 73.)

59 Lustig ist das Freien ohne Zierereien. - Eiselein, 182.

60 Nicht jedes Freien bringt Gedeihen. - Parömiakon, 2697.

61 Oft freien macht Schande.

Lat.: Habent locum maledicti crebrae nuptiae. (Philippi, I, 172.)

62 Schnell gefreit hat oft gereut. - Gaal, 493.

63 Täoun Friggen heurt meir os en Paar Schäou. (Lippe.) - Firmenich, I, 270.

Zum Freien gehört mehr als ein Paar Schuhe. (Simrock, 2673.) Der Engländer sagt: Zur Heirath gehört

[Spaltenumbruch] dem lübischen und hamburger Recht der Fall ist. Anderwärts gilt: Wer freien will, muss ausdienen. (S. Ehe 24.)

Frz.: Mort et mariage rompent tout liage. (Loysel, 474.)

23 Freien geht vor Tanzen, sagte das Mädchen, und nahm einen Lahmen.

24 Freien ist kein Wettrennen und Pferdewerk.

25 Freien ist so süsse wie gebratne Kälber(Lämmer)füsse.Simrock, 2666.

Der Engländer bemerkt indess beschränkend: Werben ist bei einem jungen Manne ein Vergnügen, bei einem alten ein Fehler. (Reinsberg I, 72.)

26 Freien ist wie Pferdekauf, Freier thu die Augen auf.Simrock, 2670; Venedey, 97; Gaal, 495; Körte, 1583.

Holl.: Die eene goede vrouw behoeft, de knoop is vast eer hij ze wel beproeft. (Harrebomée, II, 419.)

It.: Femmina, vin e cavallo, mercanzia di fallo.

27 Freien un sterben gibt wunderbare Erben.Curtze, 361, 565.

28 Freien und Backen geräth nicht immer.Simrock, 2668; Körte, 1582.

Die Basken behaupten sogar: Der Tag, an dem man sich verheirathet, ist der letzte Morgen der guten Zeit. (Reinsberg I, 92.)

29 Freien und Backen hat den Teufel im Nacken.

Die Franzosen sagen: Die Ehe hat funfzehn Freuden (d. h. Plagen). Und die Spanier: Heirathen klingt gut, schmeckt aber schlecht. (Reinsberg I, 92.)

30 Freien und Backen hat seine Zacken.

31 Freies on Heudruges des geschüht völl ömmesös. (Solingen.) – Firmenich, I, 442, 9.

Freiens und Heutrocknens geschieht viel umsonst, vergeblich.

32 Freye auss dem Lande, dess hast du ewig schande.Henisch, 1207; Petri, II, 313.

Auch der Araber sagt: Verlange kein Weib zur Ehe, ehe du nicht weisst, wie und woher sie ist.

33 Freye für der thür, so hast du wechseln kür.Henisch, 1207; Petri, II, 313; Graf, 141, 34.

D. h. freie Hand immer noch zurückzutreten.

34 Freye oder heurate, hast du was gethan, es kompt wol herfür.Henisch, 1207; Petri, II, 313.

35 Freyen ist besser denn brennen.Henisch, 1207; Petri, II, 313; 1 Kor. 7, 9.

Dän.: Bedre at gifte sig end at brænde.

Frz.: Il vaut mieux se marier que brûler.

36 Freyen ist ein langer kauff.Henisch, 1027; Petri, II, 313; Gaal, 493.

37 Freyen ist kein Pferdt kauffe.Henisch, 1207; Petri, II, 313.

38 Freyen vnd Berggraben stehet alles auff dem Glück.Petri, II, 313; Henisch, 291.

39 Freyen zu morgen bringt zu abend sorgen.Gruter, III, 38; Simrock, 2667.

40 Frie Nawers Kind, köäp Nawers Rind, sau weisst de, wat de hest. (Göttingen.) – Schambach, 30, 2.

In Bergamo sagt man: Frauen und Ochsen nimm aus deinem Orte. In Krain: Hole dir die Frau aus der Nachbarschaft, die Gevattern von soweit als möglich. Denn, sagt der Mailänder, wer in die Ferne geht, um zu heirathen, will entweder betragen oder wird betrogen. Und der Toscaner: Wer sich eine Frau aus fernem Lande holt, hat oft für die neuen Verwandten Ausgaben zu machen. Und der Brescianer: Wer die Frau von draussen gebracht, hat sein Haus zum Wirthshaus gemacht. (Reinsberg I, 105-106.)

41 Frîen is nich Eines Minschen Arbeit. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4.

Für die, welche gern heirathen wollen, ist es recht schlimm, dass zu diesem Act immer zwei gehören.

42 Frîg' man îerst, säd' de Schêper tau sîn'n Köter, sast'n Stîrt wol hangen lâten. (Mecklenburg.) – Günther III; Hoefer, 894; Raabe, 103.

Ehe macht zahm.

43 Frîg' man îerst, säd' de Schêper tô sîn'n Hund, denn wârst du dat fix öwern Tûn springen wol lâten.Hoefer, 894b; Raabe, 103.

44 Frigg' din Nabers (s. d.) Kint, dann wes du, bat du finns; kop din Nâbers Piärt, dann wes du, bas du hiäs. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 67; für Dessau: Firmenich, II, 234; ostfriesisch bei Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443.


[Spaltenumbruch]

45 Frigge dienes Nôwers Kind, kaupe dienes Nôwers Rind, dann wirst du nit bedrôgen. (Waldeck.) – Curtze, 325, 133.

46 Frigge dines Nowers Kind, dann wêsst du, wor dat es gesinnt. (Waldeck.)

47 Friggen is kenn Perrekaup, Mäken hall de Augen Up. (Waldeck.) – Curtze, 325, 132; für Mecklenburg: Günther III; für Altmark: Danneil, 207.

48 Friggen un Backen geroath nich jümmer, un 't sall sik alle nau wuel rîgen1. (Münster.) – Frommann, VI, 431, 94; für Osnabrück: Firmenich, III, 162, 16.

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49 Friggen un Höggen1 geschuit faken2 ümmesüss3. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 30; für Iserlohn: Woeste, 67, 64; Firmenich, III, 186, 36; für Meurs: Firmenich, I, 402, 145.

1) Heutrocknen.

2) Oft.

3) Umsonst.

50 Friggen un Högmâken geroet nit ümmer.

51 Für andere freien ist bedenklich.

52 Heute gefreit, morgen gereut.

Der Mailänder sagt: Heirathe nur, und du bist sicher, es zu bereuen. Und der Engländer meint: Ehrenwerthe Männer heirathen bald, weise gar nicht. (Reinsberg I, 102-103.)

53 Jung gefreit hat gar oft gereut.

54 Jung gefreit hat nie(mand) gereut.Bücking, 124; Simrock, 2664; für Hannover: Schambach, 3.

Wahlspruch junger Heirathslustiger. – Plattdeutsch für Göttingen: Jung efriet het niemals gerüet. (Vgl. Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, 30, 3.) Für Waldeck (Curtze, 325, 131): Jung gefrigget hät neemesen gerügget. Das Sprichwort räth, in der Jugend zu heirathen und den Gatten aus dem Kreise der Bekanntschaft zu wählen. Was übrigens den Punkt des jungen Freiens betrifft, so sind fast alle Völker darüber verschiedener Ansicht. Die Neugriechen empfehlen, jung zu heirathen: Freie jung oder du wirst jung schon ein Mönch sein. Auch die Polen sind dafür; sie behaupten: Früh freien und jung heirathen wird niemand gereuen. Die Litauer stimmen, den Grund angebend, bei, indem sie sagen: Jung gefreit (vom Manne), jung geheirathet (von der Frau) lass dich nicht gereuen; die Söhne werden heranwachsen wie Brüder und dir Töchter wie Schwestern. Damit übereinstimmend sagt der Araber: Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. Aber die Begriffe „früh“ und „jung“ sind einer sehr verschiedenen Auslegung fähig. Was ist früh, was spät? Die Chinesen sagen ganz allgemein: Wenn man das gehörige Alter erreicht hat, muss man heirathen. Der Spanier sagt: Wenn du den Säbel umgürten kannst, verheirathe dich. Der Engländer: Wer heirathet, eh' er klug ist, der stirbt, eh' er reich ist. Und in Venetien heisst es: Wer sich jung verheirathet, der trägt nicht Greisenhosen. (Reinsberg I, 128-129.)

55 Jung gefreit macht das Kind zu früh gescheit.

W. Müller fügt diesem Spruche aber als Nachsatz hinzu: „Wer als Greis zum Altar geht, wird ein närrisch Kind zu spät.“

56 Kurz gefreit, hat niemand gereut.Gaal, 494; Mayer, I, 213.

Aus praktischen Gründen ist auch der Engländer für kurzes Freien, indem er sagt: Glücklich ist das Werben, das nicht lange währt. (Reinsberg I, 72.)

Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing. (Bohn II, 43.)

57 Lange freien macht gereuen.

Ein Sprichwort der Krainer gibt den Grund dafür an, indem es sagt: Wer viel auswählt, erwählt selten was Gutes. In Sardinien heisst es: Der Wähler findet ein Wischtuch. Die Russen sagen: Willst du viel auswählen, bleibst du zuletzt ledig. Und die Spanier lassen die alten Jungfern klagen: Während ich auf einen Mann warte, der Ritter sei, fallen mir die Brüste bis auf die Schürze herab. (Reinsberg I, 73.)

58 Langes Freien ist ohne Gedeihen.

Der Pole sagt: Wer gern wirbt, heirathet nicht gern. (Reinsberg I, 73.)

59 Lustig ist das Freien ohne Zierereien.Eiselein, 182.

60 Nicht jedes Freien bringt Gedeihen.Parömiakon, 2697.

61 Oft freien macht Schande.

Lat.: Habent locum maledicti crebrae nuptiae. (Philippi, I, 172.)

62 Schnell gefreit hat oft gereut.Gaal, 493.

63 Täoun Friggen heurt meir os en Paar Schäou. (Lippe.) – Firmenich, I, 270.

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[[575]/0603] dem lübischen und hamburger Recht der Fall ist. Anderwärts gilt: Wer freien will, muss ausdienen. (S. Ehe 24.) Frz.: Mort et mariage rompent tout liage. (Loysel, 474.) 23 Freien geht vor Tanzen, sagte das Mädchen, und nahm einen Lahmen. 24 Freien ist kein Wettrennen und Pferdewerk. 25 Freien ist so süsse wie gebratne Kälber(Lämmer)füsse. – Simrock, 2666. Der Engländer bemerkt indess beschränkend: Werben ist bei einem jungen Manne ein Vergnügen, bei einem alten ein Fehler. (Reinsberg I, 72.) 26 Freien ist wie Pferdekauf, Freier thu die Augen auf. – Simrock, 2670; Venedey, 97; Gaal, 495; Körte, 1583. Holl.: Die eene goede vrouw behoeft, de knoop is vast eer hij ze wel beproeft. (Harrebomée, II, 419.) It.: Femmina, vin e cavallo, mercanzia di fallo. 27 Freien un sterben gibt wunderbare Erben. – Curtze, 361, 565. 28 Freien und Backen geräth nicht immer. – Simrock, 2668; Körte, 1582. Die Basken behaupten sogar: Der Tag, an dem man sich verheirathet, ist der letzte Morgen der guten Zeit. (Reinsberg I, 92.) 29 Freien und Backen hat den Teufel im Nacken. Die Franzosen sagen: Die Ehe hat funfzehn Freuden (d. h. Plagen). Und die Spanier: Heirathen klingt gut, schmeckt aber schlecht. (Reinsberg I, 92.) 30 Freien und Backen hat seine Zacken. 31 Freies on Heudruges des geschüht völl ömmesös. (Solingen.) – Firmenich, I, 442, 9. Freiens und Heutrocknens geschieht viel umsonst, vergeblich. 32 Freye auss dem Lande, dess hast du ewig schande. – Henisch, 1207; Petri, II, 313. Auch der Araber sagt: Verlange kein Weib zur Ehe, ehe du nicht weisst, wie und woher sie ist. 33 Freye für der thür, so hast du wechseln kür. – Henisch, 1207; Petri, II, 313; Graf, 141, 34. D. h. freie Hand immer noch zurückzutreten. 34 Freye oder heurate, hast du was gethan, es kompt wol herfür. – Henisch, 1207; Petri, II, 313. 35 Freyen ist besser denn brennen. – Henisch, 1207; Petri, II, 313; 1 Kor. 7, 9. Dän.: Bedre at gifte sig end at brænde. Frz.: Il vaut mieux se marier que brûler. 36 Freyen ist ein langer kauff. – Henisch, 1027; Petri, II, 313; Gaal, 493. 37 Freyen ist kein Pferdt kauffe. – Henisch, 1207; Petri, II, 313. 38 Freyen vnd Berggraben stehet alles auff dem Glück. – Petri, II, 313; Henisch, 291. 39 Freyen zu morgen bringt zu abend sorgen. – Gruter, III, 38; Simrock, 2667. 40 Frie Nawers Kind, köäp Nawers Rind, sau weisst de, wat de hest. (Göttingen.) – Schambach, 30, 2. In Bergamo sagt man: Frauen und Ochsen nimm aus deinem Orte. In Krain: Hole dir die Frau aus der Nachbarschaft, die Gevattern von soweit als möglich. Denn, sagt der Mailänder, wer in die Ferne geht, um zu heirathen, will entweder betragen oder wird betrogen. Und der Toscaner: Wer sich eine Frau aus fernem Lande holt, hat oft für die neuen Verwandten Ausgaben zu machen. Und der Brescianer: Wer die Frau von draussen gebracht, hat sein Haus zum Wirthshaus gemacht. (Reinsberg I, 105-106.) 41 Frîen is nich Eines Minschen Arbeit. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4. Für die, welche gern heirathen wollen, ist es recht schlimm, dass zu diesem Act immer zwei gehören. 42 Frîg' man îerst, säd' de Schêper tau sîn'n Köter, sast'n Stîrt wol hangen lâten. (Mecklenburg.) – Günther III; Hoefer, 894; Raabe, 103. Ehe macht zahm. 43 Frîg' man îerst, säd' de Schêper tô sîn'n Hund, denn wârst du dat fix öwern Tûn springen wol lâten. – Hoefer, 894b; Raabe, 103. 44 Frigg' din Nabers (s. d.) Kint, dann wes du, bat du finns; kop din Nâbers Piärt, dann wes du, bas du hiäs. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 67; für Dessau: Firmenich, II, 234; ostfriesisch bei Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443. 45 Frigge dienes Nôwers Kind, kaupe dienes Nôwers Rind, dann wirst du nit bedrôgen. (Waldeck.) – Curtze, 325, 133. 46 Frigge dines Nowers Kind, dann wêsst du, wor dat es gesinnt. (Waldeck.) 47 Friggen is kenn Perrekaup, Mäken hall de Augen Up. (Waldeck.) – Curtze, 325, 132; für Mecklenburg: Günther III; für Altmark: Danneil, 207. 48 Friggen un Backen geroath nich jümmer, un 't sall sik alle nau wuel rîgen1. (Münster.) – Frommann, VI, 431, 94; für Osnabrück: Firmenich, III, 162, 16. 1) Reihen, fügen. 49 Friggen un Höggen1 geschuit faken2 ümmesüss3. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 30; für Iserlohn: Woeste, 67, 64; Firmenich, III, 186, 36; für Meurs: Firmenich, I, 402, 145. 1) Heutrocknen. 2) Oft. 3) Umsonst. 50 Friggen un Högmâken geroet nit ümmer. 51 Für andere freien ist bedenklich. 52 Heute gefreit, morgen gereut. Der Mailänder sagt: Heirathe nur, und du bist sicher, es zu bereuen. Und der Engländer meint: Ehrenwerthe Männer heirathen bald, weise gar nicht. (Reinsberg I, 102-103.) 53 Jung gefreit hat gar oft gereut. 54 Jung gefreit hat nie(mand) gereut. – Bücking, 124; Simrock, 2664; für Hannover: Schambach, 3. Wahlspruch junger Heirathslustiger. – Plattdeutsch für Göttingen: Jung efriet het niemals gerüet. (Vgl. Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, 30, 3.) Für Waldeck (Curtze, 325, 131): Jung gefrigget hät neemesen gerügget. Das Sprichwort räth, in der Jugend zu heirathen und den Gatten aus dem Kreise der Bekanntschaft zu wählen. Was übrigens den Punkt des jungen Freiens betrifft, so sind fast alle Völker darüber verschiedener Ansicht. Die Neugriechen empfehlen, jung zu heirathen: Freie jung oder du wirst jung schon ein Mönch sein. Auch die Polen sind dafür; sie behaupten: Früh freien und jung heirathen wird niemand gereuen. Die Litauer stimmen, den Grund angebend, bei, indem sie sagen: Jung gefreit (vom Manne), jung geheirathet (von der Frau) lass dich nicht gereuen; die Söhne werden heranwachsen wie Brüder und dir Töchter wie Schwestern. Damit übereinstimmend sagt der Araber: Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. Aber die Begriffe „früh“ und „jung“ sind einer sehr verschiedenen Auslegung fähig. Was ist früh, was spät? Die Chinesen sagen ganz allgemein: Wenn man das gehörige Alter erreicht hat, muss man heirathen. Der Spanier sagt: Wenn du den Säbel umgürten kannst, verheirathe dich. Der Engländer: Wer heirathet, eh' er klug ist, der stirbt, eh' er reich ist. Und in Venetien heisst es: Wer sich jung verheirathet, der trägt nicht Greisenhosen. (Reinsberg I, 128-129.) 55 Jung gefreit macht das Kind zu früh gescheit. W. Müller fügt diesem Spruche aber als Nachsatz hinzu: „Wer als Greis zum Altar geht, wird ein närrisch Kind zu spät.“ 56 Kurz gefreit, hat niemand gereut. – Gaal, 494; Mayer, I, 213. Aus praktischen Gründen ist auch der Engländer für kurzes Freien, indem er sagt: Glücklich ist das Werben, das nicht lange währt. (Reinsberg I, 72.) Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing. (Bohn II, 43.) 57 Lange freien macht gereuen. Ein Sprichwort der Krainer gibt den Grund dafür an, indem es sagt: Wer viel auswählt, erwählt selten was Gutes. In Sardinien heisst es: Der Wähler findet ein Wischtuch. Die Russen sagen: Willst du viel auswählen, bleibst du zuletzt ledig. Und die Spanier lassen die alten Jungfern klagen: Während ich auf einen Mann warte, der Ritter sei, fallen mir die Brüste bis auf die Schürze herab. (Reinsberg I, 73.) 58 Langes Freien ist ohne Gedeihen. Der Pole sagt: Wer gern wirbt, heirathet nicht gern. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [575]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/603>, abgerufen am 25.11.2024.