Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 139 E Fraa ohne Taam (hebräisch: Geschmack, Verstand) un ohne Rahm jagt den Mann von derhaam (daheim, aus dem Hause). - Tendlau, 734. Frz.: Une femme sans rime et sans raison chasse le mari de la maison. 140 E schöne Frau macht no chei guete Huusstand. (Gegend am Thunersee.) - Schweiz, 216, 129. 141 E schöne Frau übercho ist liecht, aber sie schön b'haltn ist schwer. (Luzern.) 142 Een olde Fro un'n olde Koh, dar kummt en noch wat van to; man'n olden Kerel1 un'n old Perd, de sünd gen Bohne werth. (Ostfries.) - Bueren, 440. 1) Das Wort Kerel hat im Plattdeutschen nicht ausschliesslich die verächtliche Bedeutung wie im Hochdeutschen. Die Landfrau sagt z. B.: Min Kerl is nig to Haus, statt mein Mann, ohne ihn beleidigen zu wollen. (vgl. Schütze, II, 242.) 143 Een schmeri1 Fru is enn wärrerli2 Anblick. (Rendsburg.) 1) Schmierige. 2) Widerlicher. - Die Franzosen sagen von einer Frau, die unsauber und nachlässig in ihrem Anzuge erscheint: Sie gleicht den Frauen von Cambron, ihr Hemd geht unterm Unterrock vor. (Reinsberg V, 146.) 144 Ein ehrliche fraw ist ein gute farb an einem Weibsbild. - Henisch, 1196. 145 Ein' Frau, ein' Pferd, ein Kuh ohn' Flecken, die sind noch zu entdecken. Frz.: Il n'y a femme, cheval, ni vache, qui n'aye toujours quelque tache. (Kritzinger, 307.) 146 Ein fraw aller frawen ehr. - Henisch, 1157. 147 Ein fraw aller frawen schand. - Henisch, 1157. 148 Ein fraw edel von natur ist ein preiss vber alle figur. - Henisch, 1195. 149 Ein fraw hält jhren Mann nicht werth, wenn er nicht Hüll vnd Füll gewährt. - Lehmann, 143, 48. 150 Ein fraw spinnt oder näet sobaldt eine Kuhe auss dem Stall als eine hinein. - Henisch, 1197. 151 Ein frawe hat kein ander schwerdt dann die zungen. - Pauli, Schimpf, XXVIa; Henisch, 1197. Diese reicht auch vollständig aus. Auch die Engländer versichern, dass Eine Zunge genug ist für eine Frau. (Reinsberg I, 11.) Die Chinesen sagen: Eine Frau, die nicht stumm ist, weiss sich stets zu rächen. Frz.: L'epee des femmes, c'est leur langue, et elles n'y laissent pas venir la rouille. ( Cahier, 675.) 152 Ein fromme Fraw senfftet des Mannes zorn. (S. 164.) - Henisch, 1235. 153 Ein fromme Fraw zeugt offt ein Hur. - Eyering, II, 69; Franck, II, 56b; Henisch, 1196. 154 Ein gute Frau ist aller ehren werth. - Henisch, 1196. Holl.: Eene goede vrouw is alle eer waard. (Harrebomee, II, 419.) 155 Ein hübsche fraw vnnd ein hübscher Ofen in einer stuben sind ein schön Hausszier. - Henisch, 1196. 156 Ein hüpsche frauwe zu Cöln vnnd ein hüpsch zu Strassburg neiden eynander nicht. - Pauli, Schimpf, XXVIIa. 157 Ein jeder spricht schlecht von den Frauen, aber man kann auch gute drunter schauen. Die Bergamasken sagen: Alle sprechen schlecht von den Frauen und doch zieht das Herz alle zu ihnen. (Reinsberg I, 3.) 158 Ein schöne fraw in armuth, die jhr ehr behalten thut vnd liebt darzu jhren Mann, die tregt der ehren wol ein Kron. - Henisch, 1196. 159 Ein schöne Fraw vnd schöner gang in Bergkwerck kan einen auch wol betriegen. - Henisch, 1347. Fast alle Völker finden an schönen Frauen eine bedenkliche oder gefährliche Seite. Der Franzose sagt: Eine schöne Frau ist eine schwache Stadt, leicht zu nehmen, aber schwer zu bewahren für den, der sie hat. Der Spanier: Eine schöne Frau hat das Privilegium anmassend zu sein oder - dumm. Ueber den Begriff einer schönen Frau sind die Ansichten bei den verschiedenen Völkern aber sehr verschieden, was auch in den Sprichwörtern hervortritt. Klein, gross, weiss, dunkel, schlank, beleibt, im Orient fett u. s. w. sind Eigenschaften, die hier zur Schönheit erfordert werden, dort dem Geschmack widersprechen. Im nördlichen Italien hat man eine Vorliebe für grosse Frauen. In Venetien sagt man daher: Die grosee Frau ist (schon) halb schön. Und: Ist eine grosse Frau nicht schön, so fehlt ihr doch [Spaltenumbruch] nicht viel dazu. In der Lombardei rühmt man die kleinen: Bevor die grosse Frau sich nur gebückt, hat die kleine schon das Holz aufgerafft. Die Toscaner sehen Schatten nach beiden Richtungen: Ist sie gross, so ist sie faul, ist sie klein, so ist sie schlimm. Der Sarde hält die magern für zähe, dem Bergamasken ist fettes Fleisch immer lockend. Was die Farbe betrifft, so sagen die Franzosen: Das braune Mädchen ist von Natur heiter und reinlich. Die Venetier: Besser eine Schwarze mit allen ihren Grillen, als eine Blonde mit hundert Dukaten. Das Dunkle nimmt nichts der Schönen, erhöht vielmehr das Sehnen. In Mailand hält man schwarze Augen und blondes Haar für die grösste Schönheit in dieser Welt. Wie man im Lombardisch-Venetianischen grosse Frauen liebt, so auch weisse. Man sagt daher in Mailand und Venedig: Einer weissen Frau fehlt die Schönheit nicht. (S. Klein.) (Reinsberg I, 46 - 47.) 160 Ein weise fraw bawet jhr Hauss. - Henisch, 1196. Holl.: Eene wijze vrouw is 's mans behou. - Eene wijze vrouw is twee werf zot. (Harrebomee, II, 420.) 161 Ein zornige fraw vnnd ein löcherichte pfanne seindt schädlich in einem Hause. - Henisch, 1196. 162 Eine alberne Frau kennt man am Kleide. 163 Eine alte Frau, die den Kopf in die Höhe wirft, ein junger Mann, der ihn hängen lässt, blaue Rüben und rother Knobloch sind Dinge, die man meiden soll. 164 Eine anmuthige Frau sieht ihrem Manne den Zorn aus dem Gesicht. (S. 152.) Sie dämpft ihn durch ihren Blick. Dän.: Forstandig kvinde kand tale manden af harnisket. (Prov. dan., 365.) 165 Eine bärtige Frau soll man von ferne grüssen. - Pistor., I, 77; Zeileri opus epistolic., I, 42. Frz.: Femme barbue de loing la salue, un baston a la main. (Leroux, I, 145.) 166 Eine bärtige Frau und einen rothen Mann sieh dir nur von weitem an. 167 Eine böse Frau ist das Fegfeuer auf dieser Welt. - Schmitz, 178, 17. Um weibliche Bosheit zu veranschaulichen, sagen die Aethiopier: Gegen der Frauen Güte ist noch des Mannes Bosheit gut. (Reinsberg I, 159.) Die Franzosen: Eine böse Frau ist ein Teufel, keine - ist ein elendes Leben. (Reinsberg I, 103.) Die Hebräer: Ein bös Weib gleicht dem stürmischen Wetter. (Reinsberg I, 165.) It.: Una moglie cattiva e il purgatorio in questo mondo. (Pazzaglia, 229, 12.) 168 Eine böse Frau ist der Schiffbruch des Mannes. - Reinsberg I, 166. 169 Eine böse Frau ist des Mannes Todtengräberin. Dän.: Onde kvinder giöre ei meere godt end at de hielpe manden til jorden, naar han er död. (Prov. dan., 365.) 170 Eine böse Frau verhaut dem Manne den Weg. 171 Eine böse Frau wünscht man zu allen Teufeln, und hat man keine, so will man verzweifeln. 172 Eine brave Frau steht nicht am Thor, sie denkt an Rocken und Spindel vor. 173 Eine dumme Frau erkennt man an der Haube. Frz.: Femme sotte se connoist a la toque. (Leroux, I, 147.) 174 Eine dumme Frau macht heisse Liebe lau. Frz.: A femme sotte nul ne s'y frotte. (Leroux, I, 143.) 175 Eine eitle Frau ist halb Gans, halb Pfau. Frz.: Femme orgueilleuse se difforme en delaissant sa propre forme. (Leroux, I, 146.) 176 Eine Frau an der Thür (am Fenster) und ein Weinstock am Wege sind schwer zu hüten. Dän.: Kone som er altid vindue og dörre, og ager ved land-vegen er ond at vare. (Prov. dan., 354.) 177 Eine Frau, die dem Manne nichts gebracht, wird gar leicht (oft) veracht't. Lat.: Quae indotata est, ea est in potestate viri. (Plautus.) (Philippi, II, 117.) 178 Eine Frau, die der Fehlgeburten gewohnt ist, erschrickt nicht mehr. 179 Eine Frau, die gibt, bietet aus ihre Ehre; eine Frau, die nimmt, verkauft ihre Ehre, eine Frau, die ehrsam will leben, muss weder nehmen noch geben. Auch die Lombarden sagen: Eine Frau, die nimmt, wird, wenn sie gut war, schlecht. Dän.: Kvinde som giver boleren, byder sig frem; som tager af hannem saelger sig; som hverken giver eller tager, er aere veerd. (Prov. dan., 363.) Frz.: Femme qui prend elle se vent, femme qui donne s'abandonne. (Leroux, I, 146.)
[Spaltenumbruch] 139 E Fraa ohne Taam (hebräisch: Geschmack, Verstand) un ohne Rahm jagt den Mann von derhaam (daheim, aus dem Hause). – Tendlau, 734. Frz.: Une femme sans rime et sans raison chasse le mari de la maison. 140 E schöne Frau macht no chei guete Huusstand. (Gegend am Thunersee.) – Schweiz, 216, 129. 141 E schöne Frau übercho ist liecht, aber sie schön b'haltn ist schwer. (Luzern.) 142 Een olde Frô un'n olde Koh, dar kummt ên noch wat van tô; man'n olden Kerel1 un'n old Pêrd, de sünd gên Bohne werth. (Ostfries.) – Bueren, 440. 1) Das Wort Kêrel hat im Plattdeutschen nicht ausschliesslich die verächtliche Bedeutung wie im Hochdeutschen. Die Landfrau sagt z. B.: Min Kêrl is nig to Hûs, statt mein Mann, ohne ihn beleidigen zu wollen. (vgl. Schütze, II, 242.) 143 Een schmêri1 Fru is enn wärrerli2 Anblick. 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139 E Fraa ohne Taam (hebräisch: Geschmack, Verstand) un ohne Rahm jagt den Mann von derhaam (daheim, aus dem Hause). – Tendlau, 734.
Frz.: Une femme sans rime et sans raison chasse le mari de la maison.
140 E schöne Frau macht no chei guete Huusstand. (Gegend am Thunersee.) – Schweiz, 216, 129.
141 E schöne Frau übercho ist liecht, aber sie schön b'haltn ist schwer. (Luzern.)
142 Een olde Frô un'n olde Koh, dar kummt ên noch wat van tô; man'n olden Kerel1 un'n old Pêrd, de sünd gên Bohne werth. (Ostfries.) – Bueren, 440.
1) Das Wort Kêrel hat im Plattdeutschen nicht ausschliesslich die verächtliche Bedeutung wie im Hochdeutschen. Die Landfrau sagt z. B.: Min Kêrl is nig to Hûs, statt mein Mann, ohne ihn beleidigen zu wollen. (vgl. Schütze, II, 242.)
143 Een schmêri1 Fru is enn wärrerli2 Anblick. (Rendsburg.)
1) Schmierige.
2) Widerlicher. – Die Franzosen sagen von einer Frau, die unsauber und nachlässig in ihrem Anzuge erscheint: Sie gleicht den Frauen von Cambron, ihr Hemd geht unterm Unterrock vor. (Reinsberg V, 146.)
144 Ein ehrliche fraw ist ein gute farb an einem Weibsbild. – Henisch, 1196.
145 Ein' Frau, ein' Pferd, ein Kuh ohn' Flecken, die sind noch zu entdecken.
Frz.: Il n'y a femme, cheval, ni vache, qui n'aye toujours quelque tâche. (Kritzinger, 307.)
146 Ein fraw aller frawen ehr. – Henisch, 1157.
147 Ein fraw aller frawen schand. – Henisch, 1157.
148 Ein fraw edel von natur ist ein preiss vber alle figur. – Henisch, 1195.
149 Ein fraw hält jhren Mann nicht werth, wenn er nicht Hüll vnd Füll gewährt. – Lehmann, 143, 48.
150 Ein fraw spinnt oder näet sobaldt eine Kuhe auss dem Stall als eine hinein. – Henisch, 1197.
151 Ein frawe hat kein ander schwerdt dann die zungen. – Pauli, Schimpf, XXVIa; Henisch, 1197.
Diese reicht auch vollständig aus. Auch die Engländer versichern, dass Eine Zunge genug ist für eine Frau. (Reinsberg I, 11.) Die Chinesen sagen: Eine Frau, die nicht stumm ist, weiss sich stets zu rächen.
Frz.: L'épée des femmes, c'est leur langue, et elles n'y laissent pas venir la rouille. ( Cahier, 675.)
152 Ein fromme Fraw senfftet des Mannes zorn. (S. 164.) – Henisch, 1235.
153 Ein fromme Fraw zeugt offt ein Hur. – Eyering, II, 69; Franck, II, 56b; Henisch, 1196.
154 Ein gute Frau ist aller ehren werth. – Henisch, 1196.
Holl.: Eene goede vrouw is alle eer waard. (Harrebomée, II, 419.)
155 Ein hübsche fraw vnnd ein hübscher Ofen in einer stuben sind ein schön Hausszier. – Henisch, 1196.
156 Ein hüpsche frauwe zu Cöln vnnd ein hüpsch zu Strassburg neiden eynander nicht. – Pauli, Schimpf, XXVIIa.
157 Ein jeder spricht schlecht von den Frauen, aber man kann auch gute drunter schauen.
Die Bergamasken sagen: Alle sprechen schlecht von den Frauen und doch zieht das Herz alle zu ihnen. (Reinsberg I, 3.)
158 Ein schöne fraw in armuth, die jhr ehr behalten thut vnd liebt darzu jhren Mann, die tregt der ehren wol ein Kron. – Henisch, 1196.
159 Ein schöne Fraw vnd schöner gang in Bergkwerck kan einen auch wol betriegen. – Henisch, 1347.
Fast alle Völker finden an schönen Frauen eine bedenkliche oder gefährliche Seite. Der Franzose sagt: Eine schöne Frau ist eine schwache Stadt, leicht zu nehmen, aber schwer zu bewahren für den, der sie hat. Der Spanier: Eine schöne Frau hat das Privilegium anmassend zu sein oder – dumm. Ueber den Begriff einer schönen Frau sind die Ansichten bei den verschiedenen Völkern aber sehr verschieden, was auch in den Sprichwörtern hervortritt. Klein, gross, weiss, dunkel, schlank, beleibt, im Orient fett u. s. w. sind Eigenschaften, die hier zur Schönheit erfordert werden, dort dem Geschmack widersprechen. Im nördlichen Italien hat man eine Vorliebe für grosse Frauen. In Venetien sagt man daher: Die grosee Frau ist (schon) halb schön. Und: Ist eine grosse Frau nicht schön, so fehlt ihr doch
nicht viel dazu. In der Lombardei rühmt man die kleinen: Bevor die grosse Frau sich nur gebückt, hat die kleine schon das Holz aufgerafft. Die Toscaner sehen Schatten nach beiden Richtungen: Ist sie gross, so ist sie faul, ist sie klein, so ist sie schlimm. Der Sarde hält die magern für zähe, dem Bergamasken ist fettes Fleisch immer lockend. Was die Farbe betrifft, so sagen die Franzosen: Das braune Mädchen ist von Natur heiter und reinlich. Die Venetier: Besser eine Schwarze mit allen ihren Grillen, als eine Blonde mit hundert Dukaten. Das Dunkle nimmt nichts der Schönen, erhöht vielmehr das Sehnen. In Mailand hält man schwarze Augen und blondes Haar für die grösste Schönheit in dieser Welt. Wie man im Lombardisch-Venetianischen grosse Frauen liebt, so auch weisse. Man sagt daher in Mailand und Venedig: Einer weissen Frau fehlt die Schönheit nicht. (S. Klein.) (Reinsberg I, 46 – 47.)
160 Ein weise fraw bawet jhr Hauss. – Henisch, 1196.
Holl.: Eene wijze vrouw is 's mans behou. – Eene wijze vrouw is twee werf zot. (Harrebomée, II, 420.)
161 Ein zornige fraw vnnd ein löcherichte pfanne seindt schädlich in einem Hause. – Henisch, 1196.
162 Eine alberne Frau kennt man am Kleide.
163 Eine alte Frau, die den Kopf in die Höhe wirft, ein junger Mann, der ihn hängen lässt, blaue Rüben und rother Knobloch sind Dinge, die man meiden soll.
164 Eine anmuthige Frau sieht ihrem Manne den Zorn aus dem Gesicht. (S. 152.)
Sie dämpft ihn durch ihren Blick.
Dän.: Forstandig kvinde kand tale manden af harnisket. (Prov. dan., 365.)
165 Eine bärtige Frau soll man von ferne grüssen. – Pistor., I, 77; Zeileri opus epistolic., I, 42.
Frz.: Femme barbue de loing la salue, un baston à la main. (Leroux, I, 145.)
166 Eine bärtige Frau und einen rothen Mann sieh dir nur von weitem an.
167 Eine böse Frau ist das Fegfeuer auf dieser Welt. – Schmitz, 178, 17.
Um weibliche Bosheit zu veranschaulichen, sagen die Aethiopier: Gegen der Frauen Güte ist noch des Mannes Bosheit gut. (Reinsberg I, 159.) Die Franzosen: Eine böse Frau ist ein Teufel, keine – ist ein elendes Leben. (Reinsberg I, 103.) Die Hebräer: Ein bös Weib gleicht dem stürmischen Wetter. (Reinsberg I, 165.)
It.: Una moglie cattiva è il purgatorio in questo mondo. (Pazzaglia, 229, 12.)
168 Eine böse Frau ist der Schiffbruch des Mannes. – Reinsberg I, 166.
169 Eine böse Frau ist des Mannes Todtengräberin.
Dän.: Onde kvinder giøre ei meere godt end at de hielpe manden til jorden, naar han er død. (Prov. dan., 365.)
170 Eine böse Frau verhaut dem Manne den Weg.
171 Eine böse Frau wünscht man zu allen Teufeln, und hat man keine, so will man verzweifeln.
172 Eine brave Frau steht nicht am Thor, sie denkt an Rocken und Spindel vor.
173 Eine dumme Frau erkennt man an der Haube.
Frz.: Femme sotte se connoist à la toque. (Leroux, I, 147.)
174 Eine dumme Frau macht heisse Liebe lau.
Frz.: A femme sotte nul ne s'y frotte. (Leroux, I, 143.)
175 Eine eitle Frau ist halb Gans, halb Pfau.
Frz.: Femme orgueilleuse se difforme en délaissant sa propre forme. (Leroux, I, 146.)
176 Eine Frau an der Thür (am Fenster) und ein Weinstock am Wege sind schwer zu hüten.
Dän.: Kone som er altid vindue og dørre, og ager ved land-vegen er ond at vare. (Prov. dan., 354.)
177 Eine Frau, die dem Manne nichts gebracht, wird gar leicht (oft) veracht't.
Lat.: Quae indotata est, ea est in potestate viri. (Plautus.) (Philippi, II, 117.)
178 Eine Frau, die der Fehlgeburten gewohnt ist, erschrickt nicht mehr.
179 Eine Frau, die gibt, bietet aus ihre Ehre; eine Frau, die nimmt, verkauft ihre Ehre, eine Frau, die ehrsam will leben, muss weder nehmen noch geben.
Auch die Lombarden sagen: Eine Frau, die nimmt, wird, wenn sie gut war, schlecht.
Dän.: Kvinde som giver boleren, byder sig frem; som tager af hannem sælger sig; som hverken giver eller tager, er ære veerd. (Prov. dan., 363.)
Frz.: Femme qui prend elle se vent, femme qui donne s'abandonne. (Leroux, I, 146.)
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