Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *2 O macht og furt, su hoat ma Ort und Ende. - Gomolcke, 837; Frommann, III, 243; Robinson, 86.


Fortmüssen.

*1 A muss mir knall und fall furt. - Gomolcke, 184.

*2 Ich muss fort und wenn's Handhaklen regnet. (Stockerau.)

*3 Ich muss fort und wenn's Schmiedknecht regnet sammt dem Amboss. (Nürtingen.)

*4 Ich muss fort und wenn's Spitzstecken (Eisstöcke) schneit. (Rottenburg.)


Fortrutschen.

Wer immer fortrutscht, wird nirgends recht warm.


Fortschicken.

* Er schickt ihn fort, wie der Bauer seine Enten.

Von jemand, den man seinem Schicksal überlässt.


Fortschleichen.

* Er schleicht sich fort, wie die Katze (das Marder) vom Taubenschlage (aus der Speisekammer). - Parömiakon, 2899.


Fortschreiten.

Fortschreiten ist nicht Galop reiten.

Besteht auch nicht darin, was Friedrich der Grosse von Joseph II. behauptete, den zweiten Schritt vor dem ersten zu thun.


Fortschritt.

1 Man muss mit dem Fortschritt leben, sagte der Bauer, als er auf den Hintern fiel. (Schwaben.) - Hoefer, 113.

Spott auf diejenigen, welche den Mund voll fortschrittlicher Redensarten haben und rückschrittlich handeln, deren Wahlspruch ist: "Den Fortschritt, nein, den woll'n wir nicht, wir wollen halt die alte Geschicht." (Reimchronik des Pfaffen Mauritius, von Moritz Hartmann, Frankfurt a. M. 1849, S. 90.)

*2 Er liebt den Fortschritt mit Krebstritt.


Fortuna.

Fortuna lässt sich melken von Dirnen (Huren), Buben, Schälken. - Eiselein, 177.


Fortunatus.

1 Jeder wollt gern Fortunatus Seckel vnnd Hütlin haben, das er hett, wass er wünscht vnnd were, wo er wolt. - Lehmann, 345, 53.

*2 Er heisst Fortunatus.

Ist ein Glückskind.


Fortwollen.

1 Wann man selbs fortwill, so greifft Gott mit an. - Henisch, 1709.

2 Wer ford will, kommt ock ford. (Rendsburg.)

3 Wer forth wil, der muss in manchen sawren Apffel beissen. - Petri, II, 708.


Fortwursten.

* Man lässt ihn so fortwursten. - Mayer, I, 47.

Was er thut, das thut er, es ist aber auch danach.


Forzen, s. Furzen.

Fott.

1 Met de Fott (Steiss) en de Botter fallen. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 181.

2 Wenn me de Fott verlehnt, dann kann me dor de Rebben1 dreiten2. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 275.

1) Rippen.

2) Kacken.


Fotze.

Ein, wie Grimm (Wb., IV, 42-44) sagt, unhübsches, gemiedenes Wort, das aber "unter dem Volke als ein unschuldiges, leichtes Schimpfwort, ohne allen Gedanken an das Geschlechtliche, gerade wie Hundsfott für einen schlechten Kerl gebraucht wird". Der erwähnte Artikel zeigt, wie viel die Sprachforschung bei dem Worte zu erwägen hat. Vgl. darüber auch Schütze, I, 332; Danneil, 268.

1 Dor is Fotzen Trumpf, säd' de Braut1, as se to Berr2 ging. - Hoefer, 82.

1) Braut.

2) Bett.

*2 Bei der unbefleckten Fotze der Jungfrau Mariä. - Geiler; Eiselein, 177.

*3 Da is Fotsen Trumpf. (Holst.) - Schütze, I, 332.

Da geht's gemein her.

*4 Sie is der orrmen Futze Tochter. (Schles.)

Sehr arm.


Fötzeli.

* Nur zu, d' Fötzeli1 gend au warm. (Luzern.)

1) Diminutiv von Fötzel, zunächst ein abgerissener Faden, der zu klein zum weitern Vernähen ist, dann ein zerlumptes Kleid oder ein am Kleide herunterhängender Lappen (Fetzen); uneigentlich dient es zur Bezeichnung von etwas Verächtlichem, als Fötzel, ein[Spaltenumbruch] liederlicher Bursch, Fötzeli, eine Buhldirne. Fötzeli als Diminutiv bezeichnet eigentlich einen kleinen Lumpen, in der Mehrzahl kleine Zoten, daher Fötzelikappe, eine Mütze von zottiger Baumwolle. (Stalder, I, 392.) - Zum Schmeichler.


Fotzenhaare.

1 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als ein hänfen Seil. - Eiselein, 177; Simrock, 2578.

2 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als sechs Fuchsen. - Eiselein, 177.

Lat.: Cesto Veneris pellacius. (Binder II, 483.) - Cestum habent Veneris. (Eiselein, 177.)


Fotzenhut.

Sei kein Fotzenhut. - Eiselein, 177.


Fourrage.

Wie die Fourrage, so die Courage.


Fracht.

1 Alle Frachten lichten, seggt dei Schipper, da schmet hei sein Fru äwer Bürd. (Mecklenburg.) - Für Meurs: Firmenich, I, 403, 187; für die Grafschaft Mark: Frommann, III, 254, 12; hochdeutsch bei Hoefer, 910; Simrock, 2579; Bohn I, 139.

Holl.: Alle beetjes helpen en alle vrachtjes ligten, zei de schipper, en hij smeet zijne vrouw over boord. (Harrebomee, I, 43.)

2 Kein fracht abschlan, das Schiff sey denn voll. - Henisch, 1185.

Holl.: Hij verzegt geene vracht, zoo lang zijne schuit niet vol is. (Harrebomee, II, 408.)

3 Man muss keine Fracht absagen, ehe das Schiff voll ist.

Man darf sich nie zu früh seines Glücks versichert halten, man muss erwarten, solange es geht.

*4 Sie versagt keinem eine Fracht. - Henisch, 1185; Eiselein, 177; Körte, 1463.


Frachtbrief.

Frachtbriefe sind Lügen unter Gottes Geleit.


Frachtschiff.

Wenn das Frachtschiff zu Kiang angelangt ist, kann man es in seinem Laufe nicht mehr anhalten. (Chin.)


Frack.

1 Krieg' ich keinen Frack, krieg' ich doch 'ne lange Jack'. (Posen.)

2 Wer nicht im Frack einherstolzirt, ist (gilt) nicht (für) civilisirt.

"Unter den civilisirten Völkern steht England obenan, weil der Leibrock allgemein getragen wird." (National-Zeitung, 1857, 15.)

3 Zu einem Frack braucht man weniger als zu einer Kutte. - Scheidemünze, I, 1148.

*4 Er hat ihn am Frack (oder: am Fräckle). (Rottenburg.)

Auch: am Bändel, an der Cravatte.


Fractur.

* Mit grober Fractur auf den Buckel schreiben. - Parömiakon, 875.


Fracturfeder.

* Mit der Fracturfeder schreiben.

Sich starker Ausdrücke bedienen.


Frage.

1 Alle Fragen sind frey. - Henisch, 1188; Petri, II, 5; für Hannover: Schambach, 301.

2 An Frog is frei, sagte der Bauer zum Advocaten, is die Rechnung beschissen oder bemalt? (Schles.)

3 Anne Froge stieht frey: Jungfer, set er anne Hure? - Gomolcke, 192; Robinson, 975.

4 Auf die bleierne Frage folgt eine eiserne Antwort. - Scheidemünze, I, 4343.

5 Auf eine böse Frage schadet eine gute Antwort nicht.

It.: Molto vale, e poco costa a mal parlar buona risposta. (Pazzaglia, 326, 6.)

6 Auf eine dumme (närrische) Frage gehört keine Antwort. - Kirchhofer, 236.

Dän.: Daarlig begiering bör at vaere svar-lös. (Prov. dan., 60.)

Frz.: A sotte demande point de reponse. (Lendroy, 1360.)

Holl.: Op zotte vragen, zotte antwoorden. (Harrebomee, II, 408.)

7 Auf eine Frage gehört eine Antwort (Verantwortung). - Eisenhart, 607; Pistor., V, 45; Simrock, 2592; Hillebrand, 239; Parömiakon, 2744.

"Fragen und Antworten sind die ersten Denkacte. Zum Denken gehören ursprünglich zwei. Erst auf dem

[Spaltenumbruch] *2 O macht og furt, su hoat ma Ort und Ende.Gomolcke, 837; Frommann, III, 243; Robinson, 86.


Fortmüssen.

*1 A muss mir knall und fall furt.Gomolcke, 184.

*2 Ich muss fort und wenn's Handhaklen regnet. (Stockerau.)

*3 Ich muss fort und wenn's Schmiedknecht regnet sammt dem Amboss. (Nürtingen.)

*4 Ich muss fort und wenn's Spitzstecken (Eisstöcke) schneit. (Rottenburg.)


Fortrutschen.

Wer immer fortrutscht, wird nirgends recht warm.


Fortschicken.

* Er schickt ihn fort, wie der Bauer seine Enten.

Von jemand, den man seinem Schicksal überlässt.


Fortschleichen.

* Er schleicht sich fort, wie die Katze (das Marder) vom Taubenschlage (aus der Speisekammer).Parömiakon, 2899.


Fortschreiten.

Fortschreiten ist nicht Galop reiten.

Besteht auch nicht darin, was Friedrich der Grosse von Joseph II. behauptete, den zweiten Schritt vor dem ersten zu thun.


Fortschritt.

1 Man muss mit dem Fortschritt leben, sagte der Bauer, als er auf den Hintern fiel. (Schwaben.) – Hoefer, 113.

Spott auf diejenigen, welche den Mund voll fortschrittlicher Redensarten haben und rückschrittlich handeln, deren Wahlspruch ist: „Den Fortschritt, nein, den woll'n wir nicht, wir wollen halt die alte Geschicht.“ (Reimchronik des Pfaffen Mauritius, von Moritz Hartmann, Frankfurt a. M. 1849, S. 90.)

*2 Er liebt den Fortschritt mit Krebstritt.


Fortuna.

Fortuna lässt sich melken von Dirnen (Huren), Buben, Schälken.Eiselein, 177.


Fortunatus.

1 Jeder wollt gern Fortunatus Seckel vnnd Hütlin haben, das er hett, wass er wünscht vnnd were, wo er wolt.Lehmann, 345, 53.

*2 Er heisst Fortunatus.

Ist ein Glückskind.


Fortwollen.

1 Wann man selbs fortwill, so greifft Gott mit an.Henisch, 1709.

2 Wer fôrd will, kommt ock fôrd. (Rendsburg.)

3 Wer forth wil, der muss in manchen sawren Apffel beissen.Petri, II, 708.


Fortwursten.

* Man lässt ihn so fortwursten.Mayer, I, 47.

Was er thut, das thut er, es ist aber auch danach.


Forzen, s. Furzen.

Fott.

1 Met de Fott (Steiss) en de Botter fallen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 181.

2 Wenn me de Fott verlehnt, dann kann me dôr de Rebben1 drîten2. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 275.

1) Rippen.

2) Kacken.


Fotze.

Ein, wie Grimm (Wb., IV, 42-44) sagt, unhübsches, gemiedenes Wort, das aber „unter dem Volke als ein unschuldiges, leichtes Schimpfwort, ohne allen Gedanken an das Geschlechtliche, gerade wie Hundsfott für einen schlechten Kerl gebraucht wird“. Der erwähnte Artikel zeigt, wie viel die Sprachforschung bei dem Worte zu erwägen hat. Vgl. darüber auch Schütze, I, 332; Danneil, 268.

1 Dôr is Fotzen Trumpf, säd' de Brût1, as se to Berr2 ging.Hoefer, 82.

1) Braut.

2) Bett.

*2 Bei der unbefleckten Fotze der Jungfrau Mariä.Geiler; Eiselein, 177.

*3 Da is Fotsen Trumpf. (Holst.) – Schütze, I, 332.

Da geht's gemein her.

*4 Sie is der orrmen Futze Tochter. (Schles.)

Sehr arm.


Fötzeli.

* Nur zu, d' Fötzeli1 gend au warm. (Luzern.)

1) Diminutiv von Fötzel, zunächst ein abgerissener Faden, der zu klein zum weitern Vernähen ist, dann ein zerlumptes Kleid oder ein am Kleide herunterhängender Lappen (Fetzen); uneigentlich dient es zur Bezeichnung von etwas Verächtlichem, als Fötzel, ein[Spaltenumbruch] liederlicher Bursch, Fötzeli, eine Buhldirne. Fötzeli als Diminutiv bezeichnet eigentlich einen kleinen Lumpen, in der Mehrzahl kleine Zoten, daher Fötzelikappe, eine Mütze von zottiger Baumwolle. (Stalder, I, 392.) – Zum Schmeichler.


Fotzenhaare.

1 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als ein hänfen Seil.Eiselein, 177; Simrock, 2578.

2 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als sechs Fuchsen.Eiselein, 177.

Lat.: Cesto Veneris pellacius. (Binder II, 483.) – Cestum habent Veneris. (Eiselein, 177.)


Fotzenhut.

Sei kein Fotzenhut.Eiselein, 177.


Fourrage.

Wie die Fourrage, so die Courage.


Fracht.

1 Alle Frachten lichten, seggt dei Schipper, da schmêt hei sîn Fru äwer Bürd. (Mecklenburg.) – Für Meurs: Firmenich, I, 403, 187; für die Grafschaft Mark: Frommann, III, 254, 12; hochdeutsch bei Hoefer, 910; Simrock, 2579; Bohn I, 139.

Holl.: Alle beetjes helpen en alle vrachtjes ligten, zei de schipper, en hij smeet zijne vrouw over boord. (Harrebomée, I, 43.)

2 Kein fracht abschlan, das Schiff sey denn voll.Henisch, 1185.

Holl.: Hij verzegt geene vracht, zoo lang zijne schuit niet vol is. (Harrebomée, II, 408.)

3 Man muss keine Fracht absagen, ehe das Schiff voll ist.

Man darf sich nie zu früh seines Glücks versichert halten, man muss erwarten, solange es geht.

*4 Sie versagt keinem eine Fracht.Henisch, 1185; Eiselein, 177; Körte, 1463.


Frachtbrief.

Frachtbriefe sind Lügen unter Gottes Geleit.


Frachtschiff.

Wenn das Frachtschiff zu Kiang angelangt ist, kann man es in seinem Laufe nicht mehr anhalten. (Chin.)


Frack.

1 Krieg' ich keinen Frack, krieg' ich doch 'ne lange Jack'. (Posen.)

2 Wer nicht im Frack einherstolzirt, ist (gilt) nicht (für) civilisirt.

„Unter den civilisirten Völkern steht England obenan, weil der Leibrock allgemein getragen wird.“ (National–Zeitung, 1857, 15.)

3 Zu einem Frack braucht man weniger als zu einer Kutte.Scheidemünze, I, 1148.

*4 Er hat ihn am Frack (oder: am Fräckle). (Rottenburg.)

Auch: am Bändel, an der Cravatte.


Fractur.

* Mit grober Fractur auf den Buckel schreiben.Parömiakon, 875.


Fracturfeder.

* Mit der Fracturfeder schreiben.

Sich starker Ausdrücke bedienen.


Frage.

1 Alle Fragen sind frey.Henisch, 1188; Petri, II, 5; für Hannover: Schambach, 301.

2 An Frog is frei, sagte der Bauer zum Advocaten, is die Rechnung beschissen oder bemalt? (Schles.)

3 Anne Froge stieht frey: Jungfer, set er anne Hure?Gomolcke, 192; Robinson, 975.

4 Auf die bleierne Frage folgt eine eiserne Antwort.Scheidemünze, I, 4343.

5 Auf eine böse Frage schadet eine gute Antwort nicht.

It.: Molto vale, e poco costa a mal parlar buona risposta. (Pazzaglia, 326, 6.)

6 Auf eine dumme (närrische) Frage gehört keine Antwort.Kirchhofer, 236.

Dän.: Daarlig begiering bør at være svar-løs. (Prov. dan., 60.)

Frz.: A sotte demande point de réponse. (Lendroy, 1360.)

Holl.: Op zotte vragen, zotte antwoorden. (Harrebomée, II, 408.)

7 Auf eine Frage gehört eine Antwort (Verantwortung).Eisenhart, 607; Pistor., V, 45; Simrock, 2592; Hillebrand, 239; Parömiakon, 2744.

„Fragen und Antworten sind die ersten Denkacte. Zum Denken gehören ursprünglich zwei. Erst auf dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0574" n="[546]"/><cb n="1091"/>
*2 O macht og furt, su hoat ma Ort und Ende.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 837; Frommann, III, 243; Robinson, 86.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortmüssen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A muss mir knall und fall furt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 184.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ich muss fort und wenn's Handhaklen regnet.</hi> (<hi rendition="#i">Stockerau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Ich muss fort und wenn's Schmiedknecht regnet sammt dem Amboss.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Ich muss fort und wenn's Spitzstecken (Eisstöcke) schneit.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortrutschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer immer fortrutscht, wird nirgends recht warm.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortschicken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er schickt ihn fort, wie der Bauer seine Enten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, den man seinem Schicksal überlässt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortschleichen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er schleicht sich fort, wie die Katze (das Marder) vom Taubenschlage (aus der Speisekammer).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2899.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortschreiten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Fortschreiten ist nicht Galop reiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Besteht auch nicht darin, was Friedrich der Grosse von Joseph II. behauptete, den zweiten Schritt vor dem ersten zu thun.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortschritt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Man muss mit dem Fortschritt leben, sagte der Bauer, als er auf den Hintern fiel.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 113.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf diejenigen, welche den Mund voll fortschrittlicher Redensarten haben und rückschrittlich handeln, deren Wahlspruch ist: &#x201E;Den Fortschritt, nein, den woll'n wir nicht, wir wollen halt die alte Geschicht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Reimchronik des Pfaffen Mauritius, von Moritz Hartmann, Frankfurt a. M. 1849, S. 90.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er liebt den Fortschritt mit Krebstritt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Fortuna lässt sich melken von Dirnen (Huren), Buben, Schälken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 177.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortunatus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Jeder wollt gern Fortunatus Seckel vnnd Hütlin haben, das er hett, wass er wünscht vnnd were, wo er wolt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 345, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er heisst Fortunatus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist ein Glückskind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortwollen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wann man selbs fortwill, so greifft Gott mit an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1709.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer fôrd will, kommt ock fôrd.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer forth wil, der muss in manchen sawren Apffel beissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 708.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fortwursten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Man lässt ihn so fortwursten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was er thut, das thut er, es ist aber auch danach.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Forzen,</hi> s.  Furzen.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fott.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Met de Fott (Steiss) en de Botter fallen.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 403, 181.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn me de Fott verlehnt, dann kann me dôr de Rebben<hi rendition="#sup">1</hi> drîten<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 405, 275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Rippen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Kacken.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fotze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">Ein, wie <hi rendition="#i">Grimm</hi> (<hi rendition="#i">Wb., IV, 42-44</hi>) sagt, unhübsches, gemiedenes Wort, das aber &#x201E;unter dem Volke als ein unschuldiges, leichtes Schimpfwort, ohne allen Gedanken an das Geschlechtliche, gerade wie Hundsfott für einen schlechten Kerl gebraucht wird&#x201C;. Der erwähnte Artikel zeigt, wie viel die Sprachforschung bei dem Worte zu erwägen hat. Vgl. darüber auch <hi rendition="#i">Schütze, I, 332; Danneil, 268.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dôr is Fotzen Trumpf, säd' de Brût<hi rendition="#sup">1</hi>, as se to Berr<hi rendition="#sup">2</hi> ging.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Braut.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Bett.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Bei der unbefleckten Fotze der Jungfrau Mariä.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler; Eiselein, 177.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Da is Fotsen Trumpf.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, I, 332.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Da geht's gemein her.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Sie is der orrmen Futze Tochter.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr arm.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fötzeli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Nur zu, d' Fötzeli<hi rendition="#sup">1</hi> gend au warm.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Diminutiv von Fötzel, zunächst ein abgerissener Faden, der zu klein zum weitern Vernähen ist, dann ein zerlumptes Kleid oder ein am Kleide herunterhängender Lappen (Fetzen); uneigentlich dient es zur Bezeichnung von etwas Verächtlichem, als Fötzel, ein<cb n="1092"/>
liederlicher Bursch, Fötzeli, eine Buhldirne. Fötzeli als Diminutiv bezeichnet eigentlich einen kleinen Lumpen, in der Mehrzahl kleine Zoten, daher Fötzelikappe, eine Mütze von zottiger Baumwolle. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 392.</hi>) &#x2013; Zum Schmeichler.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fotzenhaare.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als ein hänfen Seil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 177; Simrock, 2578.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als sechs Fuchsen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 177.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cesto Veneris pellacius. (<hi rendition="#i">Binder II, 483.</hi>) &#x2013; Cestum habent Veneris. (<hi rendition="#i">Eiselein, 177.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fotzenhut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sei kein Fotzenhut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 177.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fourrage.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wie die Fourrage, so die Courage.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fracht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Frachten lichten, seggt dei Schipper, da schmêt hei sîn Fru äwer Bürd.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; Für Meurs: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 403, 187;</hi> für die Grafschaft Mark: <hi rendition="#i">Frommann, III, 254, 12;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Hoefer, 910; Simrock, 2579; Bohn I, 139.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alle beetjes helpen en alle vrachtjes ligten, zei de schipper, en hij smeet zijne vrouw over boord. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Kein fracht abschlan, das Schiff sey denn voll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij verzegt geene vracht, zoo lang zijne schuit niet vol is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 408.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man muss keine Fracht absagen, ehe das Schiff voll ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man darf sich nie zu früh seines Glücks versichert halten, man muss erwarten, solange es geht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Sie versagt keinem eine Fracht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1185; Eiselein, 177; Körte, 1463.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frachtbrief.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Frachtbriefe sind Lügen unter Gottes Geleit.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frachtschiff.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn das Frachtschiff zu Kiang angelangt ist, kann man es in seinem Laufe nicht mehr anhalten.</hi> (<hi rendition="#i">Chin.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frack.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Krieg' ich keinen Frack, krieg' ich doch 'ne lange Jack'.</hi> (<hi rendition="#i">Posen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer nicht im Frack einherstolzirt, ist (gilt) nicht (für) civilisirt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Unter den civilisirten Völkern steht England obenan, weil der Leibrock allgemein getragen wird.&#x201C; (<hi rendition="#i">National&#x2013;Zeitung, 1857, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Zu einem Frack braucht man weniger als zu einer Kutte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 1148.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er hat ihn am Frack (oder: am Fräckle).</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: am Bändel, an der Cravatte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fractur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Mit grober Fractur auf den Buckel schreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 875.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fracturfeder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Mit der Fracturfeder schreiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich starker Ausdrücke bedienen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frage.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Fragen sind frey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1188; Petri, II, 5;</hi> für Hannover: <hi rendition="#i">Schambach, 301.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An Frog is frei, sagte der Bauer zum Advocaten, is die Rechnung beschissen oder bemalt?</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Anne Froge stieht frey: Jungfer, set er anne Hure?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 192; Robinson, 975.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Auf die bleierne Frage folgt eine eiserne Antwort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 4343.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Auf eine böse Frage schadet eine gute Antwort nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Molto vale, e poco costa a mal parlar buona risposta. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 326, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Auf eine dumme (närrische) Frage gehört keine Antwort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 236.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Daarlig begiering bør at være svar-løs. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 60.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A sotte demande point de réponse. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1360.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Op zotte vragen, zotte antwoorden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 408.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Auf eine Frage gehört eine Antwort (Verantwortung).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 607; Pistor., V, 45; Simrock, 2592; Hillebrand, 239; Parömiakon, 2744.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Fragen und Antworten sind die ersten Denkacte. Zum Denken gehören ursprünglich zwei. Erst auf dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[546]/0574] *2 O macht og furt, su hoat ma Ort und Ende. – Gomolcke, 837; Frommann, III, 243; Robinson, 86. Fortmüssen. *1 A muss mir knall und fall furt. – Gomolcke, 184. *2 Ich muss fort und wenn's Handhaklen regnet. (Stockerau.) *3 Ich muss fort und wenn's Schmiedknecht regnet sammt dem Amboss. (Nürtingen.) *4 Ich muss fort und wenn's Spitzstecken (Eisstöcke) schneit. (Rottenburg.) Fortrutschen. Wer immer fortrutscht, wird nirgends recht warm. Fortschicken. * Er schickt ihn fort, wie der Bauer seine Enten. Von jemand, den man seinem Schicksal überlässt. Fortschleichen. * Er schleicht sich fort, wie die Katze (das Marder) vom Taubenschlage (aus der Speisekammer). – Parömiakon, 2899. Fortschreiten. Fortschreiten ist nicht Galop reiten. Besteht auch nicht darin, was Friedrich der Grosse von Joseph II. behauptete, den zweiten Schritt vor dem ersten zu thun. Fortschritt. 1 Man muss mit dem Fortschritt leben, sagte der Bauer, als er auf den Hintern fiel. (Schwaben.) – Hoefer, 113. Spott auf diejenigen, welche den Mund voll fortschrittlicher Redensarten haben und rückschrittlich handeln, deren Wahlspruch ist: „Den Fortschritt, nein, den woll'n wir nicht, wir wollen halt die alte Geschicht.“ (Reimchronik des Pfaffen Mauritius, von Moritz Hartmann, Frankfurt a. M. 1849, S. 90.) *2 Er liebt den Fortschritt mit Krebstritt. Fortuna. Fortuna lässt sich melken von Dirnen (Huren), Buben, Schälken. – Eiselein, 177. Fortunatus. 1 Jeder wollt gern Fortunatus Seckel vnnd Hütlin haben, das er hett, wass er wünscht vnnd were, wo er wolt. – Lehmann, 345, 53. *2 Er heisst Fortunatus. Ist ein Glückskind. Fortwollen. 1 Wann man selbs fortwill, so greifft Gott mit an. – Henisch, 1709. 2 Wer fôrd will, kommt ock fôrd. (Rendsburg.) 3 Wer forth wil, der muss in manchen sawren Apffel beissen. – Petri, II, 708. Fortwursten. * Man lässt ihn so fortwursten. – Mayer, I, 47. Was er thut, das thut er, es ist aber auch danach. Forzen, s. Furzen. Fott. 1 Met de Fott (Steiss) en de Botter fallen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 181. 2 Wenn me de Fott verlehnt, dann kann me dôr de Rebben1 drîten2. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 275. 1) Rippen. 2) Kacken. Fotze. Ein, wie Grimm (Wb., IV, 42-44) sagt, unhübsches, gemiedenes Wort, das aber „unter dem Volke als ein unschuldiges, leichtes Schimpfwort, ohne allen Gedanken an das Geschlechtliche, gerade wie Hundsfott für einen schlechten Kerl gebraucht wird“. Der erwähnte Artikel zeigt, wie viel die Sprachforschung bei dem Worte zu erwägen hat. Vgl. darüber auch Schütze, I, 332; Danneil, 268. 1 Dôr is Fotzen Trumpf, säd' de Brût1, as se to Berr2 ging. – Hoefer, 82. 1) Braut. 2) Bett. *2 Bei der unbefleckten Fotze der Jungfrau Mariä. – Geiler; Eiselein, 177. *3 Da is Fotsen Trumpf. (Holst.) – Schütze, I, 332. Da geht's gemein her. *4 Sie is der orrmen Futze Tochter. (Schles.) Sehr arm. Fötzeli. * Nur zu, d' Fötzeli1 gend au warm. (Luzern.) 1) Diminutiv von Fötzel, zunächst ein abgerissener Faden, der zu klein zum weitern Vernähen ist, dann ein zerlumptes Kleid oder ein am Kleide herunterhängender Lappen (Fetzen); uneigentlich dient es zur Bezeichnung von etwas Verächtlichem, als Fötzel, ein liederlicher Bursch, Fötzeli, eine Buhldirne. Fötzeli als Diminutiv bezeichnet eigentlich einen kleinen Lumpen, in der Mehrzahl kleine Zoten, daher Fötzelikappe, eine Mütze von zottiger Baumwolle. (Stalder, I, 392.) – Zum Schmeichler. Fotzenhaare. 1 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als ein hänfen Seil. – Eiselein, 177; Simrock, 2578. 2 Drei Fotzenhaare ziehen stärker als sechs Fuchsen. – Eiselein, 177. Lat.: Cesto Veneris pellacius. (Binder II, 483.) – Cestum habent Veneris. (Eiselein, 177.) Fotzenhut. Sei kein Fotzenhut. – Eiselein, 177. Fourrage. Wie die Fourrage, so die Courage. Fracht. 1 Alle Frachten lichten, seggt dei Schipper, da schmêt hei sîn Fru äwer Bürd. (Mecklenburg.) – Für Meurs: Firmenich, I, 403, 187; für die Grafschaft Mark: Frommann, III, 254, 12; hochdeutsch bei Hoefer, 910; Simrock, 2579; Bohn I, 139. Holl.: Alle beetjes helpen en alle vrachtjes ligten, zei de schipper, en hij smeet zijne vrouw over boord. (Harrebomée, I, 43.) 2 Kein fracht abschlan, das Schiff sey denn voll. – Henisch, 1185. Holl.: Hij verzegt geene vracht, zoo lang zijne schuit niet vol is. (Harrebomée, II, 408.) 3 Man muss keine Fracht absagen, ehe das Schiff voll ist. Man darf sich nie zu früh seines Glücks versichert halten, man muss erwarten, solange es geht. *4 Sie versagt keinem eine Fracht. – Henisch, 1185; Eiselein, 177; Körte, 1463. Frachtbrief. Frachtbriefe sind Lügen unter Gottes Geleit. Frachtschiff. Wenn das Frachtschiff zu Kiang angelangt ist, kann man es in seinem Laufe nicht mehr anhalten. (Chin.) Frack. 1 Krieg' ich keinen Frack, krieg' ich doch 'ne lange Jack'. (Posen.) 2 Wer nicht im Frack einherstolzirt, ist (gilt) nicht (für) civilisirt. „Unter den civilisirten Völkern steht England obenan, weil der Leibrock allgemein getragen wird.“ (National–Zeitung, 1857, 15.) 3 Zu einem Frack braucht man weniger als zu einer Kutte. – Scheidemünze, I, 1148. *4 Er hat ihn am Frack (oder: am Fräckle). (Rottenburg.) Auch: am Bändel, an der Cravatte. Fractur. * Mit grober Fractur auf den Buckel schreiben. – Parömiakon, 875. Fracturfeder. * Mit der Fracturfeder schreiben. Sich starker Ausdrücke bedienen. Frage. 1 Alle Fragen sind frey. – Henisch, 1188; Petri, II, 5; für Hannover: Schambach, 301. 2 An Frog is frei, sagte der Bauer zum Advocaten, is die Rechnung beschissen oder bemalt? (Schles.) 3 Anne Froge stieht frey: Jungfer, set er anne Hure? – Gomolcke, 192; Robinson, 975. 4 Auf die bleierne Frage folgt eine eiserne Antwort. – Scheidemünze, I, 4343. 5 Auf eine böse Frage schadet eine gute Antwort nicht. It.: Molto vale, e poco costa a mal parlar buona risposta. (Pazzaglia, 326, 6.) 6 Auf eine dumme (närrische) Frage gehört keine Antwort. – Kirchhofer, 236. Dän.: Daarlig begiering bør at være svar-løs. (Prov. dan., 60.) Frz.: A sotte demande point de réponse. (Lendroy, 1360.) Holl.: Op zotte vragen, zotte antwoorden. (Harrebomée, II, 408.) 7 Auf eine Frage gehört eine Antwort (Verantwortung). – Eisenhart, 607; Pistor., V, 45; Simrock, 2592; Hillebrand, 239; Parömiakon, 2744. „Fragen und Antworten sind die ersten Denkacte. Zum Denken gehören ursprünglich zwei. Erst auf dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/574
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [546]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/574>, abgerufen am 22.12.2024.