Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 12 Wem man flucht, dem kein schad geschiht. - Henisch, 1160. 13 Wer flucht, betet zum Teufel. - Scheidemünze, I, 2564. 14 Wer flucht ohn Noth, vnd Schwert (schwört) in frembd Gehege fehrt, vnd falsch ding hoch bewehrt, vnd vnrecht Gut begert, vnd sich auff seinem Herd mit bösen Leuten nehrt, der ist nicht Ehren werth. - Petri, II, 708. 15 Wer gern flucht, der wirdt verflucht. - Henisch, 1513. 16 Wer nicht fluchen vnd martern kan, der dient zu keinem Kriegssmann. - Henisch, 1160. *17 Auff gut Landsknechtisch fluchen. - Mathesy, 176b; Heshusius, CCXIVa. *18 Er flucht alle Sterne vom Himmel herab. (Nürtingen.) *19 Er flucht, dass sich die Erde aufthun möchte. *20 Er flucht dem Teufel ein Bein aus dem Ars und das linke Ohr vom Kopf. - Fischart. *21 Er flucht mehr, als er betet. (Rottenburg.) *22 Er flucht wie ein Heide (Türke). *23 Er flucht wie ein Kärrner, der im Kothe steckt. Frz.: Il jure a faire trembler. - Il jure comme un charretier, comme un charretier embourbe. *24 Er flucht wie ein polnischer Jude. (Troppau.) *25 Er flucht wie ein Schweizer. *26 Er flucht wie ne Mühlicherrer. (Luzern.) *27 Fluchen vnd schweren wie die Türcken vnd Landssknecht. - Mathesy, 145b. *28 Heute will ich nicht fluchen; aber morgen sollst du die tausend schwere Noth kriegen. *29 Ich wollte ihm fluchen, aber ich sah die Mauer sich über ihm neigen. - Burckhardt, 178. Es wäre überflüssig, Personen zu beschimpfen, die schon allgemein verachtet sind. 30 Sie fluchte jhm gantze Stattgraben voll auf den Hals. - Schuppius, Trakt. Flucher. 1 Der Flucher lässt das Schwören nicht. - Parömiakon, 523. 2 Der Flucher läutet dem Teufel zur Messe. Flucht. 1 Die Flucht siegt. - Simrock, 2548; Körte, 1455; Sailer, 272. Nämlich über gefährliche Reizungen und Verlockungen. Auch die verstellte als Kriegslist. Lat.: Cede repugnanti, cedendo victor abibis. (Ovid.) (Kruse, 108; Philippi, I, 78.) 2 Flucht ist der Sieg in Sünden. - Lehmann, 198, 4. 3 Mit der Flucht vberwindt man alle Laster. - Lehmann, 739, 14. 4 Wer durch flucht davonkompt, der kan ein ander mal sein lück wider vertretten. - Lehmann, 199, 19. *5 Einen in die Flucht schlagen. Flüchtige (der). 1 Dem Flüchtigen soll man (ver)folgen. - Simrock, 2555; Körte, 1457. Holl.: Den vlienden sol man volghen. Lat.: Qui fugit hic vel ibi, solet hoste sequente fugari. (Fallersleben, 173.) 2 Die flüchtigen halten selten farbe. - Henisch, 1161. Das Sprichwort ist ein anklagendes Zeugniss über die Flüchtlinge seiner Zeit. In unserer lässt G. Schwab seinen Flüchtling sagen: "Glaubt's, wäre wieder zu beginnen, und wieder Untergang das Ziel, wir scharten wieder uns zum Heere und sprächen: Henker, gürte dich. Nicht Glück, nicht Ruhm, wir wollen Ehre, und von der Ehre zehr' auch ich." 3 Ein flüchtiger werbet keine Kron. - Henisch, 1161. 4 Einem Flüchtigen nachlaufen bringt wenig Ehr'. 5 Kein flüchtiger wirt krönt. - Franck, II, 9b; Henisch, 1161; Gruter, I, 52; Simrock, 2553; Körte, 1456. Lat.: Timidi nunquam statuerunt trophaeum. (Sutor, 990.) Flüchtling. 1 Einem Flüchtling ist alles im Wege. It.: A chi fugge, ogni cosa da impaccio. (Bohn I, 66.) 2 Flüchtlinge sind schlechte Rathgeber. Schon Louvois urtheilte über die Verbannten in ähnlicher Weise. (Vgl. Macaulay's Geschichte, Bd. 4.) Flug. 1 Am Fluge erkennt man den Vogel. 2 Flug und Kriech sind schlechte Freunde. 3 Im Fluge wachsen die Schwingen. 4 Man sihet an flug wohl was für ein vogel. - Gruter, I, 58. Flügel. 1 Die Flügel der Henne sind gross genug, alle ihre Küchlein zu bedecken. Ich kann für die Meinen selbst sorgen und bedarf keiner fremden Hülfe. 2 Es hat mancher flügel, kan sich aber nicht aufschwingen, wenn man ihm nicht vnder die Arm greifft. - Lehmann, 377, 52. 3 Man muss die Flügel nicht breiter ausstrecken, als das Nest ist. Dän.: At straekke feirene videre end reden er. (Prov. dan., 163.) 4 Wer goldene Flügel hat, fliegt am höchsten. - Parömiakon, 1763. 5 Wer nicht Flügel hat, der kann nicht fliegen. - Lehmann, 377, 51; 835, 1. "Also wer nicht hülff, befördernuss vnnd fürschub hat." *6 Die Flügel nach dem Neste strecken. Holl.: Streck uwe vleugelen naar uw nest uit. (Harrebomee, II, 391.) *7 Die Flügel sind ihm gewachsen. *8 Die flügel vber das nest aussstrecken, - Franck, I, 32a; Körte, 1458. Die Flügel weiter ausbreiten als das Nest. Das von den Vorfahren erhaltene Vermögen vergrössern, was, wenn es auf rechtmässige Weise geschieht, nur Lob verdient. Von den jungen Vögeln, die bei hervorkommenden Federn das mütterliche Nest nicht mehr fassen kann. *9 Einem die Flügel stutzen (beschneiden). - Egenolff, 90; Mayer, II, 115; Körte, 1458; Schottel, 1114b; Eyering, I, 678; Franck, II, 84b. Sein Vermögen vermindern, seine Freiheit einschränken. Frz.: Bagner les ongles ou ecuelle a quelqu'un. Lat.: Pennas incidere. *10 Einen mit seinen Flügeln decken. Holl.: Iemand met zijne vleugelen dekken. (Harrebomee, II, 391.) *11 Er ist in den Flügel geschossen. In seinem Wirken gelähmt. *12 Er lässt die Flügel hängen. - Eiselein, 177; Körte, 1458; für Franken: Frommann, VI, 167, 95. Von dem, der nach genommenem Anlauf bald nachlässt, der muthlos wird, dessen Eifer ermattet. Holl.: Hij laat de vlerken hangen. (Harrebomee, II, 390.) *13 Er lässt die Flügel hängen, wie die Gänse vor der Ernte. (Binzwangen.) *14 Er lässt die Flügel sinken. - Mayer, II, 115. *15 Flügel bekommen. Kräfte, Vermögen. *16 Jemandem unter die Flügel kriechen. - Ruth 11, 12. Holl.: Zich onder iemands vleugelen verschuilen. (Harrebomee, II, 391.) *17 Ma musem de Flügel nich lussen zu lang wachsen. - Robinson, 618; Gomolcke, 751. Man muss ihm die Flügel nicht zu lang wachsen lassen. *18 Nur noch mit Einem Flügel schlagen. Soviel wie: Matthäi am letzten, es geht zu Ende. *19 Seine Flügel über jemand ausbreiten. Holl.: Zijne vleugels over iemand uitbreiden. (Harrebomee, II, 391.) *20 Sich die Flügel verbrennen. - Körte, 1458. Aus Vorwitz sich eine Unannehmlichkeit zuziehen. Flugfeder. * Einem die Flugfedern ausrupfen. - Brandt, Nsch., 73. Flügge. *1 He is so flügge as'n Imme (Biene). - Frommann, V, 523; Bueren, 665. *2 He is so flügge as'n Spikermus. Flugrede. *1 Auf Flugreden ist nicht zu achten. - Eiselein, 176. *2 Es sind flug rede. - Agricola I, 183; Latendorf, 91; Schottel, 1131b. Von unzuverlässigen Reden ohne Grund. Holl.: Het zijn niet dan vlugtige redenen (of: veld woorden). (Campen, 24; Harrebomee, II, 211.) [Spaltenumbruch] 12 Wem man flucht, dem kein schad geschiht. – Henisch, 1160. 13 Wer flucht, betet zum Teufel. – Scheidemünze, I, 2564. 14 Wer flucht ohn Noth, vnd Schwert (schwört) in frembd Gehege fehrt, vnd falsch ding hoch bewehrt, vnd vnrecht Gut begert, vnd sich auff seinem Herd mit bösen Leuten nehrt, der ist nicht Ehren werth. – Petri, II, 708. 15 Wer gern flucht, der wirdt verflucht. – Henisch, 1513. 16 Wer nicht fluchen vnd martern kan, der dient zu keinem Kriegssmann. – Henisch, 1160. *17 Auff gut Landsknechtisch fluchen. – Mathesy, 176b; Heshusius, CCXIVa. *18 Er flucht alle Sterne vom Himmel herab. (Nürtingen.) *19 Er flucht, dass sich die Erde aufthun möchte. *20 Er flucht dem Teufel ein Bein aus dem Ars und das linke Ohr vom Kopf. – Fischart. *21 Er flucht mehr, als er betet. (Rottenburg.) *22 Er flucht wie ein Heide (Türke). *23 Er flucht wie ein Kärrner, der im Kothe steckt. 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12 Wem man flucht, dem kein schad geschiht. – Henisch, 1160.
13 Wer flucht, betet zum Teufel. – Scheidemünze, I, 2564.
14 Wer flucht ohn Noth, vnd Schwert (schwört) in frembd Gehege fehrt, vnd falsch ding hoch bewehrt, vnd vnrecht Gut begert, vnd sich auff seinem Herd mit bösen Leuten nehrt, der ist nicht Ehren werth. – Petri, II, 708.
15 Wer gern flucht, der wirdt verflucht. – Henisch, 1513.
16 Wer nicht fluchen vnd martern kan, der dient zu keinem Kriegssmann. – Henisch, 1160.
*17 Auff gut Landsknechtisch fluchen. – Mathesy, 176b; Heshusius, CCXIVa.
*18 Er flucht alle Sterne vom Himmel herab. (Nürtingen.)
*19 Er flucht, dass sich die Erde aufthun möchte.
*20 Er flucht dem Teufel ein Bein aus dem Ars und das linke Ohr vom Kopf. – Fischart.
*21 Er flucht mehr, als er betet. (Rottenburg.)
*22 Er flucht wie ein Heide (Türke).
*23 Er flucht wie ein Kärrner, der im Kothe steckt.
Frz.: Il jure à faire trembler. – Il jure comme un charretier, comme un charretier embourbé.
*24 Er flucht wie ein polnischer Jude. (Troppau.)
*25 Er flucht wie ein Schweizer.
*26 Er flucht wie ne Mühlicherrer. (Luzern.)
*27 Fluchen vnd schweren wie die Türcken vnd Landssknecht. – Mathesy, 145b.
*28 Heute will ich nicht fluchen; aber morgen sollst du die tausend schwere Noth kriegen.
*29 Ich wollte ihm fluchen, aber ich sah die Mauer sich über ihm neigen. – Burckhardt, 178.
Es wäre überflüssig, Personen zu beschimpfen, die schon allgemein verachtet sind.
30 Sie fluchte jhm gantze Stattgraben voll auf den Hals. – Schuppius, Trakt.
Flucher.
1 Der Flucher lässt das Schwören nicht. – Parömiakon, 523.
2 Der Flucher läutet dem Teufel zur Messe.
Flucht.
1 Die Flucht siegt. – Simrock, 2548; Körte, 1455; Sailer, 272.
Nämlich über gefährliche Reizungen und Verlockungen. Auch die verstellte als Kriegslist.
Lat.: Cede repugnanti, cedendo victor abibis. (Ovid.) (Kruse, 108; Philippi, I, 78.)
2 Flucht ist der Sieg in Sünden. – Lehmann, 198, 4.
3 Mit der Flucht vberwindt man alle Laster. – Lehmann, 739, 14.
4 Wer durch flucht davonkompt, der kan ein ander mal sein lück wider vertretten. – Lehmann, 199, 19.
*5 Einen in die Flucht schlagen.
Flüchtige (der).
1 Dem Flüchtigen soll man (ver)folgen. – Simrock, 2555; Körte, 1457.
Holl.: Den vlienden sol man volghen.
Lat.: Qui fugit hic vel ibi, solet hoste sequente fugari. (Fallersleben, 173.)
2 Die flüchtigen halten selten farbe. – Henisch, 1161.
Das Sprichwort ist ein anklagendes Zeugniss über die Flüchtlinge seiner Zeit. In unserer lässt G. Schwab seinen Flüchtling sagen: „Glaubt's, wäre wieder zu beginnen, und wieder Untergang das Ziel, wir scharten wieder uns zum Heere und sprächen: Henker, gürte dich. Nicht Glück, nicht Ruhm, wir wollen Ehre, und von der Ehre zehr' auch ich.“
3 Ein flüchtiger werbet keine Kron. – Henisch, 1161.
4 Einem Flüchtigen nachlaufen bringt wenig Ehr'.
5 Kein flüchtiger wirt krönt. – Franck, II, 9b; Henisch, 1161; Gruter, I, 52; Simrock, 2553; Körte, 1456.
Lat.: Timidi nunquam statuerunt trophaeum. (Sutor, 990.)
Flüchtling.
1 Einem Flüchtling ist alles im Wege.
It.: A chi fugge, ogni cosa dà impaccio. (Bohn I, 66.)
2 Flüchtlinge sind schlechte Rathgeber.
Schon Louvois urtheilte über die Verbannten in ähnlicher Weise. (Vgl. Macaulay's Geschichte, Bd. 4.)
Flug.
1 Am Fluge erkennt man den Vogel.
2 Flug und Kriech sind schlechte Freunde.
3 Im Fluge wachsen die Schwingen.
4 Man sihet an flug wohl was für ein vogel. – Gruter, I, 58.
Flügel.
1 Die Flügel der Henne sind gross genug, alle ihre Küchlein zu bedecken.
Ich kann für die Meinen selbst sorgen und bedarf keiner fremden Hülfe.
2 Es hat mancher flügel, kan sich aber nicht aufschwingen, wenn man ihm nicht vnder die Arm greifft. – Lehmann, 377, 52.
3 Man muss die Flügel nicht breiter ausstrecken, als das Nest ist.
Dän.: At strække feirene videre end reden er. (Prov. dan., 163.)
4 Wer goldene Flügel hat, fliegt am höchsten. – Parömiakon, 1763.
5 Wer nicht Flügel hat, der kann nicht fliegen. – Lehmann, 377, 51; 835, 1.
„Also wer nicht hülff, befördernuss vnnd fürschub hat.“
*6 Die Flügel nach dem Neste strecken.
Holl.: Streck uwe vleugelen naar uw nest uit. (Harrebomée, II, 391.)
*7 Die Flügel sind ihm gewachsen.
*8 Die flügel vber das nest aussstrecken, – Franck, I, 32a; Körte, 1458.
Die Flügel weiter ausbreiten als das Nest. Das von den Vorfahren erhaltene Vermögen vergrössern, was, wenn es auf rechtmässige Weise geschieht, nur Lob verdient. Von den jungen Vögeln, die bei hervorkommenden Federn das mütterliche Nest nicht mehr fassen kann.
*9 Einem die Flügel stutzen (beschneiden). – Egenolff, 90; Mayer, II, 115; Körte, 1458; Schottel, 1114b; Eyering, I, 678; Franck, II, 84b.
Sein Vermögen vermindern, seine Freiheit einschränken.
Frz.: Bagner les ongles ou écuelle à quelqu'un.
Lat.: Pennas incidere.
*10 Einen mit seinen Flügeln decken.
Holl.: Iemand met zijne vleugelen dekken. (Harrebomée, II, 391.)
*11 Er ist in den Flügel geschossen.
In seinem Wirken gelähmt.
*12 Er lässt die Flügel hängen. – Eiselein, 177; Körte, 1458; für Franken: Frommann, VI, 167, 95.
Von dem, der nach genommenem Anlauf bald nachlässt, der muthlos wird, dessen Eifer ermattet.
Holl.: Hij laat de vlerken hangen. (Harrebomée, II, 390.)
*13 Er lässt die Flügel hängen, wie die Gänse vor der Ernte. (Binzwangen.)
*14 Er lässt die Flügel sinken. – Mayer, II, 115.
*15 Flügel bekommen.
Kräfte, Vermögen.
*16 Jemandem unter die Flügel kriechen. – Ruth 11, 12.
Holl.: Zich onder iemands vleugelen verschuilen. (Harrebomée, II, 391.)
*17 Ma musem de Flügel nich lussen zu lang wachsen. – Robinson, 618; Gomolcke, 751.
Man muss ihm die Flügel nicht zu lang wachsen lassen.
*18 Nur noch mit Einem Flügel schlagen.
Soviel wie: Matthäi am letzten, es geht zu Ende.
*19 Seine Flügel über jemand ausbreiten.
Holl.: Zijne vleugels over iemand uitbreiden. (Harrebomée, II, 391.)
*20 Sich die Flügel verbrennen. – Körte, 1458.
Aus Vorwitz sich eine Unannehmlichkeit zuziehen.
Flugfeder.
* Einem die Flugfedern ausrupfen. – Brandt, Nsch., 73.
Flügge.
*1 He is sô flügge as'n Imme (Biene). – Frommann, V, 523; Bueren, 665.
*2 He is sô flügge as'n Spikermus.
Flugrede.
*1 Auf Flugreden ist nicht zu achten. – Eiselein, 176.
*2 Es sind flug rede. – Agricola I, 183; Latendorf, 91; Schottel, 1131b.
Von unzuverlässigen Reden ohne Grund.
Holl.: Het zijn niet dan vlugtige redenen (of: veld woorden). (Campen, 24; Harrebomée, II, 211.)
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