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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 20 Ein fliege kommet zu gast vngeladen. - Henisch, 1146.

Lat.: Musca coenat non vocata.

21 Ein handvol fliegen ist nicht so gut als ein einig Bienlein. - Henisch, 1146, 56.

22 Eine einzige Fliege verderbt ein Glas guten Wein.

Dän.: Et glas god viin fordaerves af en flue som falder deri. (Prov. dan., 465.)

23 Eine Fliege, die satt ist, muss man nicht wegjagen.

Weil hungrige dann ihre Stelle einnehmen.

Lat.: Ne saturam sanguine abige muscam. (Bovill, III, 93.)

24 Eine Fliege fängt sich leichter als eine Mücke.

25 Eine Fliege hat auch ihren Schatten.

Port.: Cada mosca faz sua sombra. (Bohn I, 271.)

26 Eine Fliege in der Milch ist leicht erkannt.

Frz.: Connaeitre mouche en lait. (Leroux, I, 120.)

27 Eine Fliege ist ein kleines Ding und macht grossen Verdruss.

Die unbedeutendste Person kann uns sehr widerwärtig und lästig werden. Aehnlich ägyptisch: Verachte kleine Fliegen nicht. (Burckhardt, 286.)

28 Eine Fliege ist leicht verschluckt.

Frz.: Mange bien des mouches, qui n'y voit pas. (Cahier, 1844.)

29 Eine Fliege kann viel beschmuzen (verderben).

Dän.: En flue kand fordaerve en heel hob godt. (Prov. dan., 169.)

30 Eine Fliege setzt sich (summt auch) dem König auf (um) die Nase.

Holl.: De zwarte vliegen zitten overal in (Harrebomee, II, 361.) (Harrebomee bemerkt zu diesem Sprichwort, dass es von der Herrschsucht der Geistlichen gelte.)

31 Eine Fliege trunken machen ist keine Kunst.

32 Eine Fliege verderbt den ganzen Brei.

Dän.: Onde fluer fordaerve god salve. (Prov. dan., 170.)

33 Eine Fliege, welche die Schildkröte sticht, verliert den Stachel.

It.: La mosca che punge la tartaruga si rompe il becco. (Bohn I, 106.)

34 Eine kluge Fliege fliegt beim Gewebe vorbei. - Scheidemünze, I, 3004.

35 Eine stolze Fliege hält jede Pfütze fürs Meer.

36 Einer (hineingefallenen) Fliege wegen schüttet man eine gute Suppe nicht weg. (Wend. Lausitz.)

37 Es fliegt keine Fliege in den Honig hinein, sie verliert einen Flügel oder ein Bein.

"Die Lust der Welt ist Honigseim, um den wir wie die Fliegen schweben; noch keine hat daraus genippt, ihr blieb ein Stückchen Flügel kleben." (W. Mütter, 10.)

38 Es gibt mehr Fliegen als Frösche.

39 Es hat auch ein fliege seinen miltzen oder zorn. - Henisch, 1146, 40.

40 Es hindert vns kein fliege jenseit dem Rein. - Henisch, 1146.

41 Feiste Fliegen stechen minder. - Wurzbach II, 110; Simrock, 2538; Eiselein, 175.

Damit widerstand Kaiser Tiberius dem häufigen Beamtenwechsel; er meinte, es wäre besser, die bisherigen Beamten zu belassen, die sich schon bereichert, sozusagen am Frasse gesättigt hätten.

42 Fliege will auch Vogel sein.

43 Fliegen fängt das Rothkehlchen, Rothkehlchen der Habicht, den Habicht der Jäger. (Russ.) Altmann I.

44 Fliegen, flöh vnd neyd bemühen die Menschen allzeit. - Henisch, 1146; Bacmeister, 98.

Mhd.: Fliegen, floehe, des tiuvels neit, die müent die liute zaller zeit. (Freidank.) (Zingerle, 34.)

45 Fliegen, flöhe vnd fledermäuse, Huren, Buben vnd Filzläuse, wo die nemen vberhand, verderben sie ein gantz Landt. - Henisch, 1146.

46 Fliegen folgen dem Honig.

47 Fliegen kann man nicht mit Essig fangen. - Körte, 1439.

48 Fliegen können keine Elefanten wegtragen. - Winckler, X, 83.

49 Fliegen, Schmarotzer und Hunde finden sich bei Tische zur Stunde.

"In Teufels Namen", sagte der durch Schiller bekannte Herzog Karl von Würtemberg zu der Wirthin, wo er eingekehrt war, als ihn die Fliegen beim Essen belästigten, "so decke Sie doch den Fliegen besonders!" Ohne ein Wort zu erwidern deckte die Frau einen besondern [Spaltenumbruch] Tisch, trat dann vor den Herzog hin und sagte in ruhigem Tone: "Gedeckt ist, befehlen nun Ew. Durchlaucht, dass die Fliegen sich hinsetzen!" Der Herzog lachte und liess den ihm unerreichbaren Geschmeiss seinen Willen.

Dän.: Fluen er ei hof-mand, for hun aeder af fyrstens fad; eller muusen munk og nonne, for hun aeder klosterbröd. (Prov. dan., 295.)

50 Fliegen schmecken nicht wie Spinat, und wer sie isst, scheisst keinen Muskat.

51 Fliegen setzen sich gern auf Beulen und Geschwüre. - Winckler, IV, 50.

Die Fliege soll aber nach Blumenbach das Vermögen besitzen, in ihrem Magen alles Ekle und Schädliche umzuwandeln und, aufgeschnitten, nie nach diesen Tractamenten zu riechen. (Vgl. Ule, Natur, VIII, 37.)

52 Fliegen sind keine Rosinen, sagte der Junge, als er Buttermilch mit schwarzen Punkten bekam.

53 Fliegen sind vnverschämbte Leuth, die vngeladen zu Gaste gehn. - Henisch, 1146, 43.

54 Fliegen und Freunde gibt es, wenn die Sonne scheint.

55 Fliegen und Verleumder gehen nicht ohne Wunden.

Frz.: Le mechant est comme les mouches, qui ne s'arretent qu'aux plaies. (Cahier, 1059.)

56 Fliegen vnd Freund kommen im sommer. - Franck, I, 8a; Simrock, 2536; Körte, 1436.

Klagen wol die Landleute, wenn auswärtiger Besuch wiederholt bei der Arbeit stört; dann auch von solchen, die nur kommen, wenn die Sonne des Glücks scheint.

Holl.: Vliegen en vrienden komen in den zomer. - Vliegen en vrienden komen in zoeten tijd, en als het saizoen hard een zuur wordt gaan ze weg. (Harrebomee, II, 392.)

57 Fliegen, welche jeden Zucker lecken, haben Schmerz zum Nachtisch.

58 Fliegen wollen den Adler bekriegen. - Winckler, XVI, 39.

Wenn ein Schwacher mit einem Mächtigen einen Streit beginnt.

59 Grosse Fliegen durchbrechen das Netz der Spinne, die kleinen werden gefangen.

Holl.: Groote vliegen breken door het spinrag, daar de kleine in verward blijven. (Harrebomee, II, 391.)

It.: I mosconi rompon le tele de' ragni. (Bohn I, 104.)

60 Hungerig fliegen beissen vbel (scharpff). - Franck, II, 75a; Tappius, 93b; Gesner, I, 16; Sailer, 78; Körte, 1438; Simrock, 2537.

Dän.: Sulten flue bider vaerst. (Prov. dan., 170.)

Frz.: De maigre poil apre morsure. (Bohn I, 15.)

Holl.: Hongherighe vlieghe biten sere. (Tunn., 14, 2; u. 28, 3.)

Lat.: Multum mordentes muscae sunt esurientes. (Fallersleben, 396.)

61 Hungrige fliegen stechen hefftiger als die satten. - Henisch, 1146, 28.

62 Hungrige Fliegen und magere Läuse stechen ärger als gemästete Mäuse.

Lat.: Macilenti pediculi acrius mordent. - Non missura cutem, nisi plena cruoris, hirudo. (Horaz.) (Kruse, 695; Philippi, II, 39.)

63 Hungrige fliegen vnd mager leuse stechen vbel. - Henisch, 1146; Gruter, I, 49; Sutor, 142.

64 Ich will wol die Fliegen aus der Stube vertreiben, sagte der Bauer, da zündete er das Haus mit einem Strohwisch an.

Ein ähnliches Wort findet sich bei Henisch, 212.

65 Jagt man eine Fliege zehnmal fort, so kommt sie elfmal wieder.

Dän.: Fluer og fanden ere onde at blive af med. (Prov. dan., 135.)

Holl.: Knip eene vlieg tien maal van de hand, zij komt er weer naar toe. (Harrebomee, II, 391.)

66 Jan Fleeg maget nian Sommer. (Amrum.) - Haupt, VIII, 365, 228.

Eine Fliege macht keinen Sommer.

67 Jede Fliege hat ihre Galle (Grillen, Zorn).

Frz.: Il n'est la mouche qui n'ayt ratte. (Leroux, I, 120.)

68 Kleine Fliegen stechen grosse Leute.

Wenn eine grosse Idee zur Welt kommt, so fallen die Kleingeister über sie her, wie Fliegen über den Zucker. "Ich habe drei Königreiche, kannst du darin keinen andern Platz finden?" sagte König Jakob I. zu einer Fliege, die sich wiederholt auf seine Nase oder sein Gesicht setzte.

Mhd.: Die fliege ist, wird der sumcr heiz, der küenste vogel, den ich weisz. (Freidank.) (Zingerle, 34.)

[Spaltenumbruch] 20 Ein fliege kommet zu gast vngeladen.Henisch, 1146.

Lat.: Musca coenat non vocata.

21 Ein handvol fliegen ist nicht so gut als ein einig Bienlein.Henisch, 1146, 56.

22 Eine einzige Fliege verderbt ein Glas guten Wein.

Dän.: Et glas god viin fordærves af en flue som falder deri. (Prov. dan., 465.)

23 Eine Fliege, die satt ist, muss man nicht wegjagen.

Weil hungrige dann ihre Stelle einnehmen.

Lat.: Ne saturam sanguine abige muscam. (Bovill, III, 93.)

24 Eine Fliege fängt sich leichter als eine Mücke.

25 Eine Fliege hat auch ihren Schatten.

Port.: Cada mosca faz sua sombra. (Bohn I, 271.)

26 Eine Fliege in der Milch ist leicht erkannt.

Frz.: Connaître mouche en lait. (Leroux, I, 120.)

27 Eine Fliege ist ein kleines Ding und macht grossen Verdruss.

Die unbedeutendste Person kann uns sehr widerwärtig und lästig werden. Aehnlich ägyptisch: Verachte kleine Fliegen nicht. (Burckhardt, 286.)

28 Eine Fliege ist leicht verschluckt.

Frz.: Mange bien des mouches, qui n'y voit pas. (Cahier, 1844.)

29 Eine Fliege kann viel beschmuzen (verderben).

Dän.: En flue kand fordærve en heel hob godt. (Prov. dan., 169.)

30 Eine Fliege setzt sich (summt auch) dem König auf (um) die Nase.

Holl.: De zwarte vliegen zitten overal in (Harrebomée, II, 361.) (Harrebomée bemerkt zu diesem Sprichwort, dass es von der Herrschsucht der Geistlichen gelte.)

31 Eine Fliege trunken machen ist keine Kunst.

32 Eine Fliege verderbt den ganzen Brei.

Dän.: Onde fluer fordærve god salve. (Prov. dan., 170.)

33 Eine Fliege, welche die Schildkröte sticht, verliert den Stachel.

It.: La mosca che punge la tartaruga si rompe il becco. (Bohn I, 106.)

34 Eine kluge Fliege fliegt beim Gewebe vorbei.Scheidemünze, I, 3004.

35 Eine stolze Fliege hält jede Pfütze fürs Meer.

36 Einer (hineingefallenen) Fliege wegen schüttet man eine gute Suppe nicht weg. (Wend. Lausitz.)

37 Es fliegt keine Fliege in den Honig hinein, sie verliert einen Flügel oder ein Bein.

„Die Lust der Welt ist Honigseim, um den wir wie die Fliegen schweben; noch keine hat daraus genippt, ihr blieb ein Stückchen Flügel kleben.“ (W. Mütter, 10.)

38 Es gibt mehr Fliegen als Frösche.

39 Es hat auch ein fliege seinen miltzen oder zorn.Henisch, 1146, 40.

40 Es hindert vns kein fliege jenseit dem Rein.Henisch, 1146.

41 Feiste Fliegen stechen minder.Wurzbach II, 110; Simrock, 2538; Eiselein, 175.

Damit widerstand Kaiser Tiberius dem häufigen Beamtenwechsel; er meinte, es wäre besser, die bisherigen Beamten zu belassen, die sich schon bereichert, sozusagen am Frasse gesättigt hätten.

42 Fliege will auch Vogel sein.

43 Fliegen fängt das Rothkehlchen, Rothkehlchen der Habicht, den Habicht der Jäger. (Russ.) Altmann I.

44 Fliegen, flöh vnd neyd bemühen die Menschen allzeit.Henisch, 1146; Bacmeister, 98.

Mhd.: Fliegen, floehe, des tiuvels nît, die müent die liute zaller zît. (Freidank.) (Zingerle, 34.)

45 Fliegen, flöhe vnd fledermäuse, Huren, Buben vnd Filzläuse, wo die nemen vberhand, verderben sie ein gantz Landt.Henisch, 1146.

46 Fliegen folgen dem Honig.

47 Fliegen kann man nicht mit Essig fangen.Körte, 1439.

48 Fliegen können keine Elefanten wegtragen.Winckler, X, 83.

49 Fliegen, Schmarotzer und Hunde finden sich bei Tische zur Stunde.

„In Teufels Namen“, sagte der durch Schiller bekannte Herzog Karl von Würtemberg zu der Wirthin, wo er eingekehrt war, als ihn die Fliegen beim Essen belästigten, „so decke Sie doch den Fliegen besonders!“ Ohne ein Wort zu erwidern deckte die Frau einen besondern [Spaltenumbruch] Tisch, trat dann vor den Herzog hin und sagte in ruhigem Tone: „Gedeckt ist, befehlen nun Ew. Durchlaucht, dass die Fliegen sich hinsetzen!“ Der Herzog lachte und liess den ihm unerreichbaren Geschmeiss seinen Willen.

Dän.: Fluen er ei hof-mand, for hun æder af fyrstens fad; eller muusen munk og nonne, for hun æder klosterbrød. (Prov. dan., 295.)

50 Fliegen schmecken nicht wie Spinat, und wer sie isst, scheisst keinen Muskat.

51 Fliegen setzen sich gern auf Beulen und Geschwüre.Winckler, IV, 50.

Die Fliege soll aber nach Blumenbach das Vermögen besitzen, in ihrem Magen alles Ekle und Schädliche umzuwandeln und, aufgeschnitten, nie nach diesen Tractamenten zu riechen. (Vgl. Ule, Natur, VIII, 37.)

52 Fliegen sind keine Rosinen, sagte der Junge, als er Buttermilch mit schwarzen Punkten bekam.

53 Fliegen sind vnverschämbte Leuth, die vngeladen zu Gaste gehn.Henisch, 1146, 43.

54 Fliegen und Freunde gibt es, wenn die Sonne scheint.

55 Fliegen und Verleumder gehen nicht ohne Wunden.

Frz.: Le méchant est comme les mouches, qui ne s'arrêtent qu'aux plaies. (Cahier, 1059.)

56 Fliegen vnd Freund kommen im sommer.Franck, I, 8a; Simrock, 2536; Körte, 1436.

Klagen wol die Landleute, wenn auswärtiger Besuch wiederholt bei der Arbeit stört; dann auch von solchen, die nur kommen, wenn die Sonne des Glücks scheint.

Holl.: Vliegen en vrienden komen in den zomer. – Vliegen en vrienden komen in zoeten tijd, en als het saizoen hard een zuur wordt gaan ze weg. (Harrebomée, II, 392.)

57 Fliegen, welche jeden Zucker lecken, haben Schmerz zum Nachtisch.

58 Fliegen wollen den Adler bekriegen.Winckler, XVI, 39.

Wenn ein Schwacher mit einem Mächtigen einen Streit beginnt.

59 Grosse Fliegen durchbrechen das Netz der Spinne, die kleinen werden gefangen.

Holl.: Groote vliegen breken door het spinrag, daar de kleine in verward blijven. (Harrebomée, II, 391.)

It.: I mosconi rompon le tele de' ragni. (Bohn I, 104.)

60 Hungerig fliegen beissen vbel (scharpff).Franck, II, 75a; Tappius, 93b; Gesner, I, 16; Sailer, 78; Körte, 1438; Simrock, 2537.

Dän.: Sulten flue bider værst. (Prov. dan., 170.)

Frz.: De maigre poil âpre morsure. (Bohn I, 15.)

Holl.: Hongherighe vlieghe biten sere. (Tunn., 14, 2; u. 28, 3.)

Lat.: Multum mordentes muscae sunt esurientes. (Fallersleben, 396.)

61 Hungrige fliegen stechen hefftiger als die satten.Henisch, 1146, 28.

62 Hungrige Fliegen und magere Läuse stechen ärger als gemästete Mäuse.

Lat.: Macilenti pediculi acrius mordent. – Non missura cutem, nisi plena cruoris, hirudo. (Horaz.) (Kruse, 695; Philippi, II, 39.)

63 Hungrige fliegen vnd mager leuse stechen vbel.Henisch, 1146; Gruter, I, 49; Sutor, 142.

64 Ich will wol die Fliegen aus der Stube vertreiben, sagte der Bauer, da zündete er das Haus mit einem Strohwisch an.

Ein ähnliches Wort findet sich bei Henisch, 212.

65 Jagt man eine Fliege zehnmal fort, so kommt sie elfmal wieder.

Dän.: Fluer og fanden ere onde at blive af med. (Prov. dan., 135.)

Holl.: Knip eene vlieg tien maal van de hand, zij komt er weêr naar toe. (Harrebomée, II, 391.)

66 Jan Fleeg mâget nian Sommer. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 228.

Eine Fliege macht keinen Sommer.

67 Jede Fliege hat ihre Galle (Grillen, Zorn).

Frz.: Il n'est la mouche qui n'ayt ratte. (Leroux, I, 120.)

68 Kleine Fliegen stechen grosse Leute.

Wenn eine grosse Idee zur Welt kommt, so fallen die Kleingeister über sie her, wie Fliegen über den Zucker. „Ich habe drei Königreiche, kannst du darin keinen andern Platz finden?“ sagte König Jakob I. zu einer Fliege, die sich wiederholt auf seine Nase oder sein Gesicht setzte.

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[[533]/0561] 20 Ein fliege kommet zu gast vngeladen. – Henisch, 1146. Lat.: Musca coenat non vocata. 21 Ein handvol fliegen ist nicht so gut als ein einig Bienlein. – Henisch, 1146, 56. 22 Eine einzige Fliege verderbt ein Glas guten Wein. Dän.: Et glas god viin fordærves af en flue som falder deri. (Prov. dan., 465.) 23 Eine Fliege, die satt ist, muss man nicht wegjagen. Weil hungrige dann ihre Stelle einnehmen. Lat.: Ne saturam sanguine abige muscam. (Bovill, III, 93.) 24 Eine Fliege fängt sich leichter als eine Mücke. 25 Eine Fliege hat auch ihren Schatten. Port.: Cada mosca faz sua sombra. (Bohn I, 271.) 26 Eine Fliege in der Milch ist leicht erkannt. Frz.: Connaître mouche en lait. (Leroux, I, 120.) 27 Eine Fliege ist ein kleines Ding und macht grossen Verdruss. Die unbedeutendste Person kann uns sehr widerwärtig und lästig werden. Aehnlich ägyptisch: Verachte kleine Fliegen nicht. (Burckhardt, 286.) 28 Eine Fliege ist leicht verschluckt. Frz.: Mange bien des mouches, qui n'y voit pas. (Cahier, 1844.) 29 Eine Fliege kann viel beschmuzen (verderben). Dän.: En flue kand fordærve en heel hob godt. (Prov. dan., 169.) 30 Eine Fliege setzt sich (summt auch) dem König auf (um) die Nase. Holl.: De zwarte vliegen zitten overal in (Harrebomée, II, 361.) (Harrebomée bemerkt zu diesem Sprichwort, dass es von der Herrschsucht der Geistlichen gelte.) 31 Eine Fliege trunken machen ist keine Kunst. 32 Eine Fliege verderbt den ganzen Brei. Dän.: Onde fluer fordærve god salve. (Prov. dan., 170.) 33 Eine Fliege, welche die Schildkröte sticht, verliert den Stachel. It.: La mosca che punge la tartaruga si rompe il becco. (Bohn I, 106.) 34 Eine kluge Fliege fliegt beim Gewebe vorbei. – Scheidemünze, I, 3004. 35 Eine stolze Fliege hält jede Pfütze fürs Meer. 36 Einer (hineingefallenen) Fliege wegen schüttet man eine gute Suppe nicht weg. (Wend. Lausitz.) 37 Es fliegt keine Fliege in den Honig hinein, sie verliert einen Flügel oder ein Bein. „Die Lust der Welt ist Honigseim, um den wir wie die Fliegen schweben; noch keine hat daraus genippt, ihr blieb ein Stückchen Flügel kleben.“ (W. Mütter, 10.) 38 Es gibt mehr Fliegen als Frösche. 39 Es hat auch ein fliege seinen miltzen oder zorn. – Henisch, 1146, 40. 40 Es hindert vns kein fliege jenseit dem Rein. – Henisch, 1146. 41 Feiste Fliegen stechen minder. – Wurzbach II, 110; Simrock, 2538; Eiselein, 175. Damit widerstand Kaiser Tiberius dem häufigen Beamtenwechsel; er meinte, es wäre besser, die bisherigen Beamten zu belassen, die sich schon bereichert, sozusagen am Frasse gesättigt hätten. 42 Fliege will auch Vogel sein. 43 Fliegen fängt das Rothkehlchen, Rothkehlchen der Habicht, den Habicht der Jäger. (Russ.) Altmann I. 44 Fliegen, flöh vnd neyd bemühen die Menschen allzeit. – Henisch, 1146; Bacmeister, 98. Mhd.: Fliegen, floehe, des tiuvels nît, die müent die liute zaller zît. (Freidank.) (Zingerle, 34.) 45 Fliegen, flöhe vnd fledermäuse, Huren, Buben vnd Filzläuse, wo die nemen vberhand, verderben sie ein gantz Landt. – Henisch, 1146. 46 Fliegen folgen dem Honig. 47 Fliegen kann man nicht mit Essig fangen. – Körte, 1439. 48 Fliegen können keine Elefanten wegtragen. – Winckler, X, 83. 49 Fliegen, Schmarotzer und Hunde finden sich bei Tische zur Stunde. „In Teufels Namen“, sagte der durch Schiller bekannte Herzog Karl von Würtemberg zu der Wirthin, wo er eingekehrt war, als ihn die Fliegen beim Essen belästigten, „so decke Sie doch den Fliegen besonders!“ Ohne ein Wort zu erwidern deckte die Frau einen besondern Tisch, trat dann vor den Herzog hin und sagte in ruhigem Tone: „Gedeckt ist, befehlen nun Ew. Durchlaucht, dass die Fliegen sich hinsetzen!“ Der Herzog lachte und liess den ihm unerreichbaren Geschmeiss seinen Willen. Dän.: Fluen er ei hof-mand, for hun æder af fyrstens fad; eller muusen munk og nonne, for hun æder klosterbrød. (Prov. dan., 295.) 50 Fliegen schmecken nicht wie Spinat, und wer sie isst, scheisst keinen Muskat. 51 Fliegen setzen sich gern auf Beulen und Geschwüre. – Winckler, IV, 50. Die Fliege soll aber nach Blumenbach das Vermögen besitzen, in ihrem Magen alles Ekle und Schädliche umzuwandeln und, aufgeschnitten, nie nach diesen Tractamenten zu riechen. (Vgl. Ule, Natur, VIII, 37.) 52 Fliegen sind keine Rosinen, sagte der Junge, als er Buttermilch mit schwarzen Punkten bekam. 53 Fliegen sind vnverschämbte Leuth, die vngeladen zu Gaste gehn. – Henisch, 1146, 43. 54 Fliegen und Freunde gibt es, wenn die Sonne scheint. 55 Fliegen und Verleumder gehen nicht ohne Wunden. Frz.: Le méchant est comme les mouches, qui ne s'arrêtent qu'aux plaies. (Cahier, 1059.) 56 Fliegen vnd Freund kommen im sommer. – Franck, I, 8a; Simrock, 2536; Körte, 1436. Klagen wol die Landleute, wenn auswärtiger Besuch wiederholt bei der Arbeit stört; dann auch von solchen, die nur kommen, wenn die Sonne des Glücks scheint. Holl.: Vliegen en vrienden komen in den zomer. – Vliegen en vrienden komen in zoeten tijd, en als het saizoen hard een zuur wordt gaan ze weg. (Harrebomée, II, 392.) 57 Fliegen, welche jeden Zucker lecken, haben Schmerz zum Nachtisch. 58 Fliegen wollen den Adler bekriegen. – Winckler, XVI, 39. Wenn ein Schwacher mit einem Mächtigen einen Streit beginnt. 59 Grosse Fliegen durchbrechen das Netz der Spinne, die kleinen werden gefangen. Holl.: Groote vliegen breken door het spinrag, daar de kleine in verward blijven. (Harrebomée, II, 391.) It.: I mosconi rompon le tele de' ragni. (Bohn I, 104.) 60 Hungerig fliegen beissen vbel (scharpff). – Franck, II, 75a; Tappius, 93b; Gesner, I, 16; Sailer, 78; Körte, 1438; Simrock, 2537. Dän.: Sulten flue bider værst. (Prov. dan., 170.) Frz.: De maigre poil âpre morsure. (Bohn I, 15.) Holl.: Hongherighe vlieghe biten sere. (Tunn., 14, 2; u. 28, 3.) Lat.: Multum mordentes muscae sunt esurientes. (Fallersleben, 396.) 61 Hungrige fliegen stechen hefftiger als die satten. – Henisch, 1146, 28. 62 Hungrige Fliegen und magere Läuse stechen ärger als gemästete Mäuse. Lat.: Macilenti pediculi acrius mordent. – Non missura cutem, nisi plena cruoris, hirudo. (Horaz.) (Kruse, 695; Philippi, II, 39.) 63 Hungrige fliegen vnd mager leuse stechen vbel. – Henisch, 1146; Gruter, I, 49; Sutor, 142. 64 Ich will wol die Fliegen aus der Stube vertreiben, sagte der Bauer, da zündete er das Haus mit einem Strohwisch an. Ein ähnliches Wort findet sich bei Henisch, 212. 65 Jagt man eine Fliege zehnmal fort, so kommt sie elfmal wieder. Dän.: Fluer og fanden ere onde at blive af med. (Prov. dan., 135.) Holl.: Knip eene vlieg tien maal van de hand, zij komt er weêr naar toe. (Harrebomée, II, 391.) 66 Jan Fleeg mâget nian Sommer. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 228. Eine Fliege macht keinen Sommer. 67 Jede Fliege hat ihre Galle (Grillen, Zorn). Frz.: Il n'est la mouche qui n'ayt ratte. (Leroux, I, 120.) 68 Kleine Fliegen stechen grosse Leute. Wenn eine grosse Idee zur Welt kommt, so fallen die Kleingeister über sie her, wie Fliegen über den Zucker. „Ich habe drei Königreiche, kannst du darin keinen andern Platz finden?“ sagte König Jakob I. zu einer Fliege, die sich wiederholt auf seine Nase oder sein Gesicht setzte. Mhd.: Die fliege ist, wird der sumcr heiz, der küenste vogel, den ich weisz. (Freidank.) (Zingerle, 34.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [533]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/561>, abgerufen am 22.07.2024.