Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *84 Ma eis och wei de Oile undern Vogeln. (Schles.) - Frommann, III, 414. *85 Ne, dat es den Uehl. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 343. Um zu sagen: Daraus wird nichts. *86 Wann de Ulen Pinkesten hallen. - Curtze, 359. *87 Wenn de Eulen bocken. Dafür, um zu sagen, dass etwas nie geschehen werde, haben wir eine Menge Redensarten: Es wird geschehen auf den Sanct-Nimmerstag (s. d.); wenn die Hühner vor sich scharren; wenn schwarzer Schnee fällt; wenn die Schnecken rennen, wenn die Krebse vorwärts gehen; wenn die Schaben ins Salz kommen; wenn die Sonne in die Hölle scheint; wenn der Teufel stirbt; wenn's Gulden regnet. Lat.: Ad graecas calendas. - Anno magno Plutonis. - Cum mula pepererit. (Sueton.) (Binder I, 264; II, 650; Faselius, 54; Philippi, I, 103; Seybold, 120; Wiegand, 758.) - Cum Nibas coccyssaverit. (Binder II, 650; Philippi, I, 103; Seybold, 102; Lange, 21.) *88 Wenn de Ul ehr Orsch Knoppes (Knospen) kreggt. (Königsberg.) Von etwas, das voraussichtlich nicht geschehen werde oder solle. (S. 86, 87 u. 89.) *89 Wenn der Oyle wird der Arss blühn. - Robinson, 615. Wird das oder jenes geschehen. (S. 87 u. 88, Eulenpfingsten u. Nimmerleinstag.) *90 Wo Eulen und Käuze einander gute Nacht geben. - Simrock, 2225; Eiselein, 155. Lat.: Cervi cornua deposituri in loca aspera et inaccessa secedunt. (Eiselein, 155.) - Ubi cervi abjiciunt cornua. (Apostol., IV, 14; Binder I, 1782; II, 3382; Philippi, II, 229; Seybold, 619.) Euleneier. AUt AUleneier ward ken Dauwn. (Süderdithmarschen.) Aus Euleneiern werden keine Tauben. Eulengeschlecht. Das grosse Eulengeschlecht drängt sich in die Kirche ohne Recht. - Eiselein, 156. Eulengeschrei. Vom Eulengeschrei stirbt niemand. Die Neger in Surinam sagen: Eulengeschrei bringt kein Pferd ums Leben. Eulennest. Es ist ein wahres Eulennest. Holl.: Het is een regt uilennest. (Harrebomee, II, 351.) Eulenpfingsten. 1 Iulenpinksten, wann de Kräjjen1 op 'me Uisse dasset2. (Soest.) - Firmenich, I, 349, 53. 1) Krähen. 2) Auf dem Eise tanzen. 2 Tin (gegen) Oulenpingsten, wann de Böcke up dem Eise danset. (Marsberg.) - Firmenich, I, 321, 3. Eulenspiegel. 1 Eulenspiegel ist auch zu Rom gewesen, hat mit dem Bapst geredt, ist doch ein Spottvogel wiederkommen. - Lehmann, 689, 30. Till Eulenspiegel, der Sohn eines Bauern aus Knittlingen im Braunschweigischen, ist im Jahre 1350 in der kleinen Stadt Mölln, wo er auch begraben ist, gestorben. Seine Grabschrift lautet (nach Berckenmeyer, 292): "Anno 1350 iss düsse Steen up gehafen, Tylle Eulen-Spiegel lehnent hierunter begrafen. Merckt wohl und denckt daran, wat ick gewest up Erden, all de hier overgahn, möten my glieck weren." Seine gute Vaterstadt soll sich (nach Raabe's Plattd. Volksbuch, S. 67) sogar Mühe gegeben haben, ihn, als 1503 ein Cardinal den Ort besuchte, unter die Heiligen versetzen zu lassen. Doch sind diese historischen Notizen Nebensache; denn Eulenspiegel ist jetzt der Ausdruck des deutschen Volkshumors, der mit Fleisch und Bein bekleidete, in der Welt umherziehende Schwank, der geborene Silbenstecher und Prellkünstler. Von einer Dreistigkeit, die sich von niemand verblüffen lässt, grob und unflätig, immer auf Trug bedacht und doch niemals lügend, vielmehr die Wahrheit zu reden für sein Gewerbe erklärend, hält er in seinem Spiegel der Zeit ihr Bild vor, in dem sie, die sich für einen prächtigen Pfau hält, eine hässliche Eule erblickt, übt er allenthalben des Narren Lieblingsschabernack aus, die Klugen selbst in Narren zu verwandeln. Der Humor sucht sich unter allen Völkern zu personificiren. So hatte, wie Deutschland seine Narrenstädte, Hellas seine Boötier und sein Abdera, seinen Diogenes und Aesop, die Ilias ihren Thersites, die Odyssee ihren Polyphem und ihren Iros. Israel scheint in Nazareth sein Krähwinkel, in den Galiläern sein Schwaben und in Simson einen Heros besessen zu haben, der zur guten Hälfte ein Eulenspiegel war. Die Türken haben ihr Sivri Hissar, und auch die arabische Welt hat ihre Volksnarren. (Vgl. den Artikel Narrenstädte in den Grenzboten, 1860, Nr. 24.) *2 Er macht's wie Eulenspiegel, er verleidet der Bäuerin das Mus, um es allein zu essen. [Spaltenumbruch] *3 Er macht's wie Eulenspiegel, hat sein Pferd gesucht und ist darauf geritten. *4 Er spielt (singt) Eulenspiegel's Stück. Er denkt, es wird wol wieder einmal anders werden. Eulenspiegel hatte auf seiner Violine nichts weiter gelernt, als: Alle Dinge eine Weile. *5 Wie Eulenspiegel, der sich alle Morgen segnete vor gesunder Speise, vor grossem Glück und vor starkem Getränk. - Eiselein, 155. Er verstand unter gesunder Speise die Kost aus der Apotheke, unter grossem Glück solche Stürze, bei denen man zum Glück nur Arm und Beine und nicht gar den Hals bricht, und endlich unter dem starken Getränk das Wasser, welches Mühlen treibt. Eupen. Hau dich op Oepe, dan könst de a Kettenis us. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 80. Halte dich auf Eupen (bleibe ruhig), dann kommst du über Kettenis heraus, weil der Weg nach Eupen über Kettenis führt. Europa. * Daran denkt Europa nicht. Ein Sprichwort, das in den dreissiger Jahren in Bunzlau sehr oft gehört wurde, um zu sagen, dass man an irgendetwas nicht denke, dass man ganz anderer Meinung als der Redende sei. Ich habe es bei mannichfachen Gelegenheiten anwenden hören. Wenn irgendeine Behauptung u. dgl. ausgesprochen wurde, so erfolgte von der Gegenseite die Antwort: Daran denkt Europa nicht. Euter. 1 Dat Ueder is da, aberst man en Titt (Zitze), säd' de Diern, do befölt se den Bullen. (Hamburg.) - Hoefer, 244. 2 Im grossen Eyter einer Kuh ist offt wenig Milch. - Lehmann, 931, 52. "Also in grossen zusagen." 3 Je kleiner das Euter, je weniger Heu. Man misst gern die Gewährungen nach dem Nutzen, der dafür wird, wie die Kühe um so schlechter gefüttert werden, je weniger Milch sie geben. 4 Man muss nicht das Euter der Kuh abschneiden, die man noch melken will. 5 Wer sich zum Euter macht, wozu kann der dienen, als dass man ihn melke. (Russ.) - Altmann V. *6 Mit vollen (oder leeren) Eutern eintreiben. - Henisch, 958. Eutze. 1 Man trit die Euzen1 so lang, dass sie sich wendet. - Petri, II, 470. 1) Uetze, Uesse, Krot, Kröte. (Campe, Wb., II, 1069.) 2 Wo Eutzen sind, da sind auch wol Heilbaten oder Störcke. - Petri, II, 803. Eva. 1 Aus Eva's Geschlechte ist keiner zu trauen. (Island.) 2 Eua brachte vns in not, Aue (Ave) lösste vns vom tod. - Agricola II, 280. Wortspiel mit Eva und Ave. (S. Buchstabe 4.) Lat.: Eva genus nostrum felicibus expulit arvis. (Mantuan.) (Binder II, 1009.) 3 Eua hat in einen süssen Apffel gebissen, dafür müssen wir offt in einen sauern Apffel beissen, dass vns die Zäne stumpf daruon werden. - Henisch, 953. 4 Eua hat jhren Kindern vil elendts hinderlassen. - Henisch, 953. Aber auch Dampfschiffe, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Wissenschaft und Kunst. 5 Eua vberred den klügsten Mann. - Lehmann, 873, 61. 6 Eva hat uns in grossen Jammer gebracht. Erbsündentheorie. 7 Eva ist aller bösen Weiber Grossmutter. - Mathesy, 163a. Aber auch der guten. 8 Eva ist noch nicht todt. "Das alte Sprichwort: Eva ist noch nicht todt, bestätigte sich auch an ihr." 9 Eva macht ein Vielleichtert daraus, so macht der Teufel ein Ueberallmit draus. - Eiselein, 156. 10 Eva ward auss der Riebe gemacht, dass sie dem Mann nicht soll zu heupten wachsen vnnd jhm doch auch nicht vnter den füssen liegen. - Petri, II, 307; Henisch, 953.
[Spaltenumbruch] *84 Ma îs ôch wî de Oile undern Vôgeln. (Schles.) – Frommann, III, 414. *85 Ne, dat es den Uehl. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 343. Um zu sagen: Daraus wird nichts. *86 Wann de Ulen Pinkesten hallen. – Curtze, 359. *87 Wenn de Eulen bocken. Dafür, um zu sagen, dass etwas nie geschehen werde, haben wir eine Menge Redensarten: Es wird geschehen auf den Sanct-Nimmerstag (s. d.); wenn die Hühner vor sich scharren; wenn schwarzer Schnee fällt; wenn die Schnecken rennen, wenn die Krebse vorwärts gehen; wenn die Schaben ins Salz kommen; wenn die Sonne in die Hölle scheint; wenn der Teufel stirbt; wenn's Gulden regnet. Lat.: Ad graecas calendas. – Anno magno Plutonis. – Cum mula pepererit. (Sueton.) (Binder I, 264; II, 650; Faselius, 54; Philippi, I, 103; Seybold, 120; Wiegand, 758.) – Cum Nibas coccyssaverit. (Binder II, 650; Philippi, I, 103; Seybold, 102; Lange, 21.) *88 Wenn de Ul ehr Orsch Knoppes (Knospen) kreggt. (Königsberg.) 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Doch sind diese historischen Notizen Nebensache; denn Eulenspiegel ist jetzt der Ausdruck des deutschen Volkshumors, der mit Fleisch und Bein bekleidete, in der Welt umherziehende Schwank, der geborene Silbenstecher und Prellkünstler. Von einer Dreistigkeit, die sich von niemand verblüffen lässt, grob und unflätig, immer auf Trug bedacht und doch niemals lügend, vielmehr die Wahrheit zu reden für sein Gewerbe erklärend, hält er in seinem Spiegel der Zeit ihr Bild vor, in dem sie, die sich für einen prächtigen Pfau hält, eine hässliche Eule erblickt, übt er allenthalben des Narren Lieblingsschabernack aus, die Klugen selbst in Narren zu verwandeln. Der Humor sucht sich unter allen Völkern zu personificiren. So hatte, wie Deutschland seine Narrenstädte, Hellas seine Boötier und sein Abdera, seinen Diogenes und Aesop, die Ilias ihren Thersites, die Odyssee ihren Polyphem und ihren Iros. Israel scheint in Nazareth sein Krähwinkel, in den Galiläern sein Schwaben und in Simson einen Heros besessen zu haben, der zur guten Hälfte ein Eulenspiegel war. Die Türken haben ihr Sivri Hissar, und auch die arabische Welt hat ihre Volksnarren. (Vgl. den Artikel Narrenstädte in den Grenzboten, 1860, Nr. 24.) *2 Er macht's wie Eulenspiegel, er verleidet der Bäuerin das Mus, um es allein zu essen. [Spaltenumbruch] *3 Er macht's wie Eulenspiegel, hat sein Pferd gesucht und ist darauf geritten. *4 Er spielt (singt) Eulenspiegel's Stück. Er denkt, es wird wol wieder einmal anders werden. Eulenspiegel hatte auf seiner Violine nichts weiter gelernt, als: Alle Dinge eine Weile. *5 Wie Eulenspiegel, der sich alle Morgen segnete vor gesunder Speise, vor grossem Glück und vor starkem Getränk. – Eiselein, 155. Er verstand unter gesunder Speise die Kost aus der Apotheke, unter grossem Glück solche Stürze, bei denen man zum Glück nur Arm und Beine und nicht gar den Hals bricht, und endlich unter dem starken Getränk das Wasser, welches Mühlen treibt. Eupen. Hau dich op Oepe, dan könst de a Kettenis us. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 80. Halte dich auf Eupen (bleibe ruhig), dann kommst du über Kettenis heraus, weil der Weg nach Eupen über Kettenis führt. Europa. * Daran denkt Europa nicht. Ein Sprichwort, das in den dreissiger Jahren in Bunzlau sehr oft gehört wurde, um zu sagen, dass man an irgendetwas nicht denke, dass man ganz anderer Meinung als der Redende sei. Ich habe es bei mannichfachen Gelegenheiten anwenden hören. Wenn irgendeine Behauptung u. dgl. ausgesprochen wurde, so erfolgte von der Gegenseite die Antwort: Daran denkt Europa nicht. Euter. 1 Dat Ueder is da, aberst man ên Titt (Zitze), säd' de Diern, dô befölt se den Bullen. (Hamburg.) – Hoefer, 244. 2 Im grossen Eyter einer Kuh ist offt wenig Milch. – Lehmann, 931, 52. „Also in grossen zusagen.“ 3 Je kleiner das Euter, je weniger Heu. Man misst gern die Gewährungen nach dem Nutzen, der dafür wird, wie die Kühe um so schlechter gefüttert werden, je weniger Milch sie geben. 4 Man muss nicht das Euter der Kuh abschneiden, die man noch melken will. 5 Wer sich zum Euter macht, wozu kann der dienen, als dass man ihn melke. (Russ.) – Altmann V. *6 Mit vollen (oder leeren) Eutern eintreiben. – Henisch, 958. Eutze. 1 Man trit die Euzen1 so lang, dass sie sich wendet. – Petri, II, 470. 1) Uetze, Uesse, Krot, Kröte. (Campe, Wb., II, 1069.) 2 Wo Eutzen sind, da sind auch wol Heilbaten oder Störcke. – Petri, II, 803. Eva. 1 Aus Eva's Geschlechte ist keiner zu trauen. (Island.) 2 Eua brachte vns in not, Aue (Ave) lösste vns vom tod. – Agricola II, 280. Wortspiel mit Eva und Ave. (S. Buchstabe 4.) Lat.: Eva genus nostrum felicibus expulit arvis. (Mantuan.) 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*84 Ma îs ôch wî de Oile undern Vôgeln. (Schles.) – Frommann, III, 414.
*85 Ne, dat es den Uehl. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 343.
Um zu sagen: Daraus wird nichts.
*86 Wann de Ulen Pinkesten hallen. – Curtze, 359.
*87 Wenn de Eulen bocken.
Dafür, um zu sagen, dass etwas nie geschehen werde, haben wir eine Menge Redensarten: Es wird geschehen auf den Sanct-Nimmerstag (s. d.); wenn die Hühner vor sich scharren; wenn schwarzer Schnee fällt; wenn die Schnecken rennen, wenn die Krebse vorwärts gehen; wenn die Schaben ins Salz kommen; wenn die Sonne in die Hölle scheint; wenn der Teufel stirbt; wenn's Gulden regnet.
Lat.: Ad graecas calendas. – Anno magno Plutonis. – Cum mula pepererit. (Sueton.) (Binder I, 264; II, 650; Faselius, 54; Philippi, I, 103; Seybold, 120; Wiegand, 758.) – Cum Nibas coccyssaverit. (Binder II, 650; Philippi, I, 103; Seybold, 102; Lange, 21.)
*88 Wenn de Ul ehr Orsch Knoppes (Knospen) kreggt. (Königsberg.)
Von etwas, das voraussichtlich nicht geschehen werde oder solle. (S. 86, 87 u. 89.)
*89 Wenn der Oyle wird der Arss blühn. – Robinson, 615.
Wird das oder jenes geschehen. (S. 87 u. 88, Eulenpfingsten u. Nimmerleinstag.)
*90 Wo Eulen und Käuze einander gute Nacht geben. – Simrock, 2225; Eiselein, 155.
Lat.: Cervi cornua deposituri in loca aspera et inaccessa secedunt. (Eiselein, 155.) – Ubi cervi abjiciunt cornua. (Apostol., IV, 14; Binder I, 1782; II, 3382; Philippi, II, 229; Seybold, 619.)
Euleneier.
Ût Ûleneier ward kên Dûwn. (Süderdithmarschen.)
Aus Euleneiern werden keine Tauben.
Eulengeschlecht.
Das grosse Eulengeschlecht drängt sich in die Kirche ohne Recht. – Eiselein, 156.
Eulengeschrei.
Vom Eulengeschrei stirbt niemand.
Die Neger in Surinam sagen: Eulengeschrei bringt kein Pferd ums Leben.
Eulennest.
Es ist ein wahres Eulennest.
Holl.: Het is een regt uilennest. (Harrebomée, II, 351.)
Eulenpfingsten.
1 Iulenpinksten, wann de Kräjjen1 op 'me Uisse dasset2. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 53.
1) Krähen.
2) Auf dem Eise tanzen.
2 Tin (gegen) Oulenpingsten, wann de Böcke up dem Eise danset. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 3.
Eulenspiegel.
1 Eulenspiegel ist auch zu Rom gewesen, hat mit dem Bapst geredt, ist doch ein Spottvogel wiederkommen. – Lehmann, 689, 30.
Till Eulenspiegel, der Sohn eines Bauern aus Knittlingen im Braunschweigischen, ist im Jahre 1350 in der kleinen Stadt Mölln, wo er auch begraben ist, gestorben. Seine Grabschrift lautet (nach Berckenmeyer, 292): „Anno 1350 iss düsse Steen up gehafen, Tylle Eulen-Spiegel lehnent hierunter begrafen. Merckt wohl und denckt daran, wat ick gewest up Erden, all de hier overgahn, möten my glieck weren.“ Seine gute Vaterstadt soll sich (nach Raabe's Plattd. Volksbuch, S. 67) sogar Mühe gegeben haben, ihn, als 1503 ein Cardinal den Ort besuchte, unter die Heiligen versetzen zu lassen. Doch sind diese historischen Notizen Nebensache; denn Eulenspiegel ist jetzt der Ausdruck des deutschen Volkshumors, der mit Fleisch und Bein bekleidete, in der Welt umherziehende Schwank, der geborene Silbenstecher und Prellkünstler. Von einer Dreistigkeit, die sich von niemand verblüffen lässt, grob und unflätig, immer auf Trug bedacht und doch niemals lügend, vielmehr die Wahrheit zu reden für sein Gewerbe erklärend, hält er in seinem Spiegel der Zeit ihr Bild vor, in dem sie, die sich für einen prächtigen Pfau hält, eine hässliche Eule erblickt, übt er allenthalben des Narren Lieblingsschabernack aus, die Klugen selbst in Narren zu verwandeln. Der Humor sucht sich unter allen Völkern zu personificiren. So hatte, wie Deutschland seine Narrenstädte, Hellas seine Boötier und sein Abdera, seinen Diogenes und Aesop, die Ilias ihren Thersites, die Odyssee ihren Polyphem und ihren Iros. Israel scheint in Nazareth sein Krähwinkel, in den Galiläern sein Schwaben und in Simson einen Heros besessen zu haben, der zur guten Hälfte ein Eulenspiegel war. Die Türken haben ihr Sivri Hissar, und auch die arabische Welt hat ihre Volksnarren. (Vgl. den Artikel Narrenstädte in den Grenzboten, 1860, Nr. 24.)
*2 Er macht's wie Eulenspiegel, er verleidet der Bäuerin das Mus, um es allein zu essen.
*3 Er macht's wie Eulenspiegel, hat sein Pferd gesucht und ist darauf geritten.
*4 Er spielt (singt) Eulenspiegel's Stück.
Er denkt, es wird wol wieder einmal anders werden. Eulenspiegel hatte auf seiner Violine nichts weiter gelernt, als: Alle Dinge eine Weile.
*5 Wie Eulenspiegel, der sich alle Morgen segnete vor gesunder Speise, vor grossem Glück und vor starkem Getränk. – Eiselein, 155.
Er verstand unter gesunder Speise die Kost aus der Apotheke, unter grossem Glück solche Stürze, bei denen man zum Glück nur Arm und Beine und nicht gar den Hals bricht, und endlich unter dem starken Getränk das Wasser, welches Mühlen treibt.
Eupen.
Hau dich op Oepe, dan könst de a Kettenis us. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 80.
Halte dich auf Eupen (bleibe ruhig), dann kommst du über Kettenis heraus, weil der Weg nach Eupen über Kettenis führt.
Europa.
* Daran denkt Europa nicht.
Ein Sprichwort, das in den dreissiger Jahren in Bunzlau sehr oft gehört wurde, um zu sagen, dass man an irgendetwas nicht denke, dass man ganz anderer Meinung als der Redende sei. Ich habe es bei mannichfachen Gelegenheiten anwenden hören. Wenn irgendeine Behauptung u. dgl. ausgesprochen wurde, so erfolgte von der Gegenseite die Antwort: Daran denkt Europa nicht.
Euter.
1 Dat Ueder is da, aberst man ên Titt (Zitze), säd' de Diern, dô befölt se den Bullen. (Hamburg.) – Hoefer, 244.
2 Im grossen Eyter einer Kuh ist offt wenig Milch. – Lehmann, 931, 52.
„Also in grossen zusagen.“
3 Je kleiner das Euter, je weniger Heu.
Man misst gern die Gewährungen nach dem Nutzen, der dafür wird, wie die Kühe um so schlechter gefüttert werden, je weniger Milch sie geben.
4 Man muss nicht das Euter der Kuh abschneiden, die man noch melken will.
5 Wer sich zum Euter macht, wozu kann der dienen, als dass man ihn melke. (Russ.) – Altmann V.
*6 Mit vollen (oder leeren) Eutern eintreiben. – Henisch, 958.
Eutze.
1 Man trit die Euzen1 so lang, dass sie sich wendet. – Petri, II, 470.
1) Uetze, Uesse, Krot, Kröte. (Campe, Wb., II, 1069.)
2 Wo Eutzen sind, da sind auch wol Heilbaten oder Störcke. – Petri, II, 803.
Eva.
1 Aus Eva's Geschlechte ist keiner zu trauen. (Island.)
2 Eua brachte vns in not, Aue (Ave) lösste vns vom tod. – Agricola II, 280.
Wortspiel mit Eva und Ave. (S. Buchstabe 4.)
Lat.: Eva genus nostrum felicibus expulit arvis. (Mantuan.) (Binder II, 1009.)
3 Eua hat in einen süssen Apffel gebissen, dafür müssen wir offt in einen sauern Apffel beissen, dass vns die Zäne stumpf daruon werden. – Henisch, 953.
4 Eua hat jhren Kindern vil elendts hinderlassen. – Henisch, 953.
Aber auch Dampfschiffe, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Wissenschaft und Kunst.
5 Eua vberred den klügsten Mann. – Lehmann, 873, 61.
6 Eva hat uns in grossen Jammer gebracht.
Erbsündentheorie.
7 Eva ist aller bösen Weiber Grossmutter. – Mathesy, 163a.
Aber auch der guten.
8 Eva ist noch nicht todt.
„Das alte Sprichwort: Eva ist noch nicht todt, bestätigte sich auch an ihr.“
9 Eva macht ein Vielleichtert daraus, so macht der Teufel ein Ueberallmit draus. – Eiselein, 156.
10 Eva ward auss der Riebe gemacht, dass sie dem Mann nicht soll zu heupten wachsen vnnd jhm doch auch nicht vnter den füssen liegen. – Petri, II, 307; Henisch, 953.
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