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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Dinkelsbühler, Mähren seine Iglauer, Kurhessen seine Schwarzenborner ironisch als Schlauköpfe rühmt, so gilt in Italien der Lombarde für einen Pinsel, und unter den Lombarden spricht man von anconischen Eseln. Die Genuesen werden von den Neapolitanern Feigenfresser (figoni) geschimpft. Und Griechenland hatte, um ins Alterthum zurückzugreifen, nicht blos, wie wir unsere sieben Schwaben, seine sieben Weisen, sondern auch in Aetolien sein Kyme, in Boötien sein Haliartos, dann sein Abdera und in den Arkadiern einen ganzen Stamm von Querköpfen. (Grenzboten, 1863, Nr. 19.)

In den Niederlanden ist auf diesem Gebiet der Volkswitz besonders thätig gewesen. Die Einwohner von Coolkerke werden Gemüseesser, die von Denterghem Breiesser, die von Dixmude Butteresser, die von Dünkirchen Kaninchenesser, die von Eecloo Lauchesser genannt. Die Genter heissen Strickträger, weil sich nach der (historisch unbegründeten) Sage der Magistrat mit den angesehensten Einwohnern der Stadt nach dem Aufstande derselben im Jahre 1539 im blossen Hemd, barfuss und mit einem Strick um den Hals zum Kaiser Karl V. begeben mussten, um Verzeihung zu erflehen. Die Niederlande haben ferner ihre Muschelesser von Bouchoute, Rothbiertrinker von Harlebeke, Weintrinker von Hulst, Compotesser von Loo, Kapaunesser von Messines, Rahmesser von Moerbeke, Rochenesser von Monikenrede, Kabeljauesser von Nieuport, Nussesser von Orchies, Senfesser von Ostende, Rohrdommelesser von Warneton, Hühnerfresser von Brüssel, Hechtesser von Axel, Waffelesser von Bethune, Salzsieder von Biervliet, Fischer von Blankenberghe, Rübenesser aus Waes. Und nach dem Gewerbe: ihre Lohgerber von Grammont, Seidenspinner von Hondschote, Schiffer von Sluis, Fleischer von Male, Kesselschläger von Middelburg, Kürschner von Ninove, Gewürzkrämer von Oostburg, Hopfenbauer von Oteghem, Schiffsgarnmacher von Oudenburg, Wollrupfer von Poperinghe, Ziegelbrenner von Stekene, Korbmacher von Synghen, Leinwandhändler von Thielt, Gastwirthe von Ursele, Lootsen von Wenduine und Flachsbrecher von Zele. Die Bewohner von Everghem heissen Tänzer, die von Furnes Schläfer, die von Ghistelles Höflinge, die von Laerna, Gänsehüter, die von Capryk Walker, die von Crassel Fechter, die von Commines Tuchmacher, die von Damme Küfner, die von Douai Bogenschützen, die von Belle Käsemacher, die von Lierre Schafsköpfe, die von Lille Lanzenbrecher. Die Bürger von Leyden wurden Blaumützen genannt, die von Termonde Mackelesser, wegen ihrer Vorliebe für den Genuss der Mackel oder Macker, einem kleinen Fisch in der Schelde, heissen aber jetzt Zähneklapperer, eine Benennung, die ebenfalls von einem Fische herrühren soll. (Reinsberg VI, 44-47.) Man sagt ferner: Kinder von Ypern, Schläfer von Veurne, Seelenlöscher (ziele-blusschers) von Antwerpen, faule Leute von Audenarde und Lügner von Aerdenburg. (Morgenblatt, 1860, S. 853.)

Reich an Spitznamen ist der Elsass, wie uns Prof. Aug. Stöber in einer Zusammenstellung derselben (Frommann, III, 482) zeigt. Jeder Franzose heisst dort ein Welscher. Die welschen Lothringer heissen Hannickel, Jean Nicolas oder blos Nickel, weil bei ihnen diese Vornahmen häufig vorkommen. Die Deutschen werden vorherrschend Hankele oder Schwowe (Schwabe) genannt. Die ältern Spottnamen derselben: Kostbeutel, Knepfelbüch, Eierküchefresser werden jetzt seltener gehört. Die Sundgauer heissen die Hütbigott, die Bewohner des südlichsten Theils des Sundgaues Spausen, d. i. Diebsgesindel; die Unterländer an der pfälzer Grenze wegen ihrer näselnden Sprache Pexen, die Walddörfer Kukuke, die zwischen der Ill und dem Rheine Wohnenden Rheinschnoke; die Bauern im Ackerlande Latze, im Ried Karste oder Karsthanse, Spatze, Dreckspatze (von Spatz = Spaten); in Mülhausen Zwilche und Ruckele; die Gemüsegärtner in Strasburg Krüttkepf, Krüttdorsche, und die Sanct-Aurelienkirche, wohin sie eingepfarrt, heisst d'Gagummer, Gurke. Die Katholiken nennt man Kritzelmacher, die Lutheraner (lutherische) Dickkepf, die Reformirten Spitzkepf, in Mülhausen Grane, auch Graustrümpflen, die Wiedertäufer wegen ihrer langen Bärte Motts (Geisböcke), die Pietisten Mucker, Stündler, Joggler oder Joggelüner; die Zigeuner Heiden, die Juden Stinker.

Manche Spitznamen spielen auf die gewöhnliche Beschäftigung der Bewohner eines Orts an, so für Arzenheim Karresalwe, für Ober-Aspach Kiwwelbrüder, für Feldbach Liemsieder, für Geibenheim Käsknäcker und Rebmesser. Andere dieser Spitznamen haben wieder andern Ursprung. In Oberbergheim war ein Freihof, die Bewohner heissen Todtschläger. Viele Orte waren Residenzen von Fürsten und Grafen, davon heissen die Bewohner von Buchs- und Bischweiler Platteschlecker, die von Pfirt Tellerschlecker, die von Ruffach Pappeschlecker. Die von Griesheim heissen nach ihrem Patron Pancratius Pankraze. Noch andere dieser Namen knüpfen sich an geschichtliche Begebenheiten, an erdichtete und aufgebürdete Schwänke. So heissen die Strasburger Meiselocker, die Türkheimer Lochschlupfer, die Kolmarer Knepfler, die Pfaffenheimer Bannsteinrucker, die Flaxlander Engeleschmelzer, die Bartenheimer Liene (Bastseile), die Baldersheimer Schneckeschleger, die Diedenheimer Mehldesch (Mehlsuppe), die von Illzag Mondfänger, die Kilstetter Fröschevertrenker, die Wangenauer Bertscheklopfer (von Bersich, Barsche, ein [Spaltenumbruch] Fisch), die Baumstätter Sunnefänger und Hexenzange, die in Wettelsheim Gottvergesseni. Manche haben ihre Spitznamen auch von ihrer Lage erhalten; so heissen Ortschaften, die in der Niederung liegen, Sandhase; Zellenberg, das nur Eine Strasse und Ein Thor hat, wird Bachoffe genannt. Mehrere Oerter, in denen viele Esel gezogen werden, heissen Eselsuniversitäten.

Auch im übrigen Frankreich fehlt es nicht an dergleichen Bezeichnungen. In Eragny wohnen Verteufelte und in Ervy Kälber. (Reinsberg V, 152.) - Die Bewohner von Laon, welches das "vernagelte" heisst, weil der Mantel des Prätor Marcobrius, des angeblichen Stifters der Stadt, mit gestickten Nägeln verziert war, heissen ebenso wie die Einwohner von Mareuil Grosssprecher, und von Lucheux hat man den Reim: Lucheux, gueux (Bettler) et glorieux (Grosssprecher). (Reinsberg V, 155.) - Die Einwohner von Orleans (Reinsberg V, 158) werden wegen ihres beissenden Witzes Wespen, wegen ihrer Königstreue Hunde, die von Ravenel Plattfüsse, die von Revelles Dickköpfe (Reinsberg V, 160), die von Saint-Menehould (Reinsberg V, 162) Landstreicher, die von Saint-Romain Wurstesser, die von Tilloy Gelbspeckesser, die von Velennes Brotkuchenesser, die von Saint-Saufliau Gewitterableiter, die von Salincourt Rothdärme und die von Salleux glorreiche Strohschläfer (Reinsberg V, 163) genannt.

Die Bewohner der verschiedenen Staaten der nordamerikanischen Union necken sich ebenfalls gegenseitig mit Spitznamen, wie: die Sauger von Illinois, die Dachse (aus den Bleiminen) Missouris, die Wolfsnaturen oder Vielfrasse von Michigan, Bocksaugen von Ohio, die Rothfüchse von Kentucky. (Wurzbach III, 21.)

Die Lalenbürgerschaft ist aber, wie die Grenzboten sagen, nicht nur in Europa eine altehrwürdige und weitverbreitete Gemeinde, sie hat ihre Colonien auch über Asien ausgedehnt. Nicht fern von Damaskus liegt das Städtchen Chelbun, bewohnt von etwa 500 mohammedanischen Arabern, die den durchreisenden Fremden ganz wie unsere Polkwitzer, Wasunger und Schildaer erscheinen. Was man von ihnen erzählt, hat grosse Aehnlichkeit mit unsern deutschen Schwabenstreichen. (Man vgl. den Artikel Lalenbürger im Libanon in den Grenzboten, 1863, Nr. 19, S. 232.)

Sollte mir während der weitern Arbeit noch hierauf Bezügliches begegnen, oder sollten mir ergänzende Mittheilungen derart zugehen, so werde ich das Vorliegende für einen zweiten Artikel, etwa bei "Hesse" oder "Schwabe" benutzen.

Vgl. über Spitz- und Spottnamen noch: Mone's Anzeiger, 1835, S. 299; Haupt, Zeitschrift für deutsches Alterthum, 1847, VI, 254; Willems, Belgisches Museum, 1839, S. 99; J. W. Wolf, Belgische Sagen, S. 381; Martens, Iets over de spotnamen, Antwerpen 1847, S. 10; Morgenblatt, Stuttgart 1860, S. 853, den Artikel Belgische Städte: Mecheln; Grimm, Myth., 43.

Frz.: Li sonne or d'Angers. - Les tetes noires d'Antony. - Li Borde or d'Arras. - Li meilleur mangeurs de rabes sont en Anvergne. - Li museur de Avranches. - Ce sont les fols de Bagneux. - Les coniaux de Baron. - Les jureurs de Bayeux. - Les polissons de Beaumont-le-Roger. - Les gourmands, les friands de Bourges. - Breton cochon, Francais polisson. - Usurier de Cohors. - A heury de Chalieau. - Les presomptueux de Coutances. - Les sots de Ham. - Les mangeurs de soupe de Louviers. - Les anes de Beaune. - Les voleurs de Macon. - Lourdaux de Savoisy. - Marchands de beurre de Tournai. - Les aimables, les elegants de la ville de Troys. - Li musart de Verdun. - Les larrons de Vernaud. (Leroux, I, 204-259; Prov. historique.)

Lat.: Edere leporem. (Bovill, I, 207.)


Eselsfurz.

*1 Den sollt man mit Eselsfürzen vergraben. (Nürtingen.)

So dumm ist er.

*2 Einem Eselsfürz' in den Weg werfen.

"Damit niemand diesen Schwätzern entfliehen möge, so werfen sie ihnen grobe Eselsfürz in den Weg." (Grimm, III, 1152.)

*3 Einen mit Eselsfürzen ausläuten. - Gryphius, I, 796.

*4 Es sind Eselsfürz'.

Der Apostel sagt: Die Lieb' bedecket der Sünden Menge; diese Eselsfürz' sagen u. s. w. (Grimm, III, 1152.)

*5 Man muss ihn mit Eselsfürzen krönen.

"Dieser Rabbi ist ein köstlicher Meister, den sollte man mit Eselsfürzen krönen." (Luther's Werke, VIII, 74.)


Eselsgang.

* Seinen Eselsgang gehen. - Grimm, III, 1152.

"Geht euern Eselsgang, wenn ihr träges Blut habt." (Lenz.)


Eselsgeduld.

* Eselsgeduld haben.

Eine sehr grosse, wenn auch nicht stets empfehlenswerthe und rühmliche.


Eselsgesang.

1 Eselsgesang fahet hoch an und hört niedrig auf. - Eiselein, 152.

*2 Den Eselsgesang singen. - Körte, 1231.


[Spaltenumbruch] Dinkelsbühler, Mähren seine Iglauer, Kurhessen seine Schwarzenborner ironisch als Schlauköpfe rühmt, so gilt in Italien der Lombarde für einen Pinsel, und unter den Lombarden spricht man von anconischen Eseln. Die Genuesen werden von den Neapolitanern Feigenfresser (figoni) geschimpft. Und Griechenland hatte, um ins Alterthum zurückzugreifen, nicht blos, wie wir unsere sieben Schwaben, seine sieben Weisen, sondern auch in Aetolien sein Kyme, in Boötien sein Haliartos, dann sein Abdera und in den Arkadiern einen ganzen Stamm von Querköpfen. (Grenzboten, 1863, Nr. 19.)

In den Niederlanden ist auf diesem Gebiet der Volkswitz besonders thätig gewesen. Die Einwohner von Coolkerke werden Gemüseesser, die von Denterghem Breiesser, die von Dixmude Butteresser, die von Dünkirchen Kaninchenesser, die von Eecloo Lauchesser genannt. Die Genter heissen Strickträger, weil sich nach der (historisch unbegründeten) Sage der Magistrat mit den angesehensten Einwohnern der Stadt nach dem Aufstande derselben im Jahre 1539 im blossen Hemd, barfuss und mit einem Strick um den Hals zum Kaiser Karl V. begeben mussten, um Verzeihung zu erflehen. Die Niederlande haben ferner ihre Muschelesser von Bouchoute, Rothbiertrinker von Harlebeke, Weintrinker von Hulst, Compotesser von Loo, Kapaunesser von Messines, Rahmesser von Moerbeke, Rochenesser von Monikenrede, Kabeljauesser von Nieuport, Nussesser von Orchies, Senfesser von Ostende, Rohrdommelesser von Warneton, Hühnerfresser von Brüssel, Hechtesser von Axel, Waffelesser von Béthune, Salzsieder von Biervliet, Fischer von Blankenberghe, Rübenesser aus Waes. Und nach dem Gewerbe: ihre Lohgerber von Grammont, Seidenspinner von Hondschote, Schiffer von Sluis, Fleischer von Mâle, Kesselschläger von Middelburg, Kürschner von Ninove, Gewürzkrämer von Oostburg, Hopfenbauer von Oteghem, Schiffsgarnmacher von Oudenburg, Wollrupfer von Poperinghe, Ziegelbrenner von Stekene, Korbmacher von Synghen, Leinwandhändler von Thielt, Gastwirthe von Ursele, Lootsen von Wenduine und Flachsbrecher von Zele. Die Bewohner von Everghem heissen Tänzer, die von Furnes Schläfer, die von Ghistelles Höflinge, die von Laerna, Gänsehüter, die von Capryk Walker, die von Crassel Fechter, die von Commines Tuchmacher, die von Damme Küfner, die von Douai Bogenschützen, die von Belle Käsemacher, die von Lierre Schafsköpfe, die von Lille Lanzenbrecher. Die Bürger von Leyden wurden Blaumützen genannt, die von Termonde Mackelesser, wegen ihrer Vorliebe für den Genuss der Mackel oder Macker, einem kleinen Fisch in der Schelde, heissen aber jetzt Zähneklapperer, eine Benennung, die ebenfalls von einem Fische herrühren soll. (Reinsberg VI, 44-47.) Man sagt ferner: Kinder von Ypern, Schläfer von Veurne, Seelenlöscher (ziele-blusschers) von Antwerpen, faule Leute von Audenarde und Lügner von Aerdenburg. (Morgenblatt, 1860, S. 853.)

Reich an Spitznamen ist der Elsass, wie uns Prof. Aug. Stöber in einer Zusammenstellung derselben (Frommann, III, 482) zeigt. Jeder Franzose heisst dort ein Welscher. Die welschen Lothringer heissen Hannickel, Jean Nicolas oder blos Nickel, weil bei ihnen diese Vornahmen häufig vorkommen. Die Deutschen werden vorherrschend Hankele oder Schwôwe (Schwabe) genannt. Die ältern Spottnamen derselben: Kostbeutel, Knepfelbüch, Eierküchefresser werden jetzt seltener gehört. Die Sundgauer heissen die Hütbigott, die Bewohner des südlichsten Theils des Sundgaues Spausen, d. i. Diebsgesindel; die Unterländer an der pfälzer Grenze wegen ihrer näselnden Sprache Pexen, die Walddörfer Kukuke, die zwischen der Ill und dem Rheine Wohnenden Rhînschnoke; die Bauern im Ackerlande Latze, im Ried Kârste oder Karsthanse, Spatze, Dreckspatze (von Spatz = Spaten); in Mülhausen Zwilche und Ruckele; die Gemüsegärtner in Strasburg Krüttkepf, Krüttdorsche, und die Sanct-Aurelienkirche, wohin sie eingepfarrt, heisst d'Gagummer, Gurke. Die Katholiken nennt man Kritzelmacher, die Lutheraner (lutherische) Dickkepf, die Reformirten Spitzkepf, in Mülhausen Grane, auch Graustrümpflen, die Wiedertäufer wegen ihrer langen Bärte Motts (Geisböcke), die Pietisten Mucker, Stündler, Joggler oder Joggelüner; die Zigeuner Heiden, die Juden Stinker.

Manche Spitznamen spielen auf die gewöhnliche Beschäftigung der Bewohner eines Orts an, so für Arzenheim Karresalwe, für Ober-Aspach Kiwwelbrüder, für Feldbach Liemsieder, für Geibenheim Käsknäcker und Rebmesser. Andere dieser Spitznamen haben wieder andern Ursprung. In Oberbergheim war ein Freihof, die Bewohner heissen Todtschläger. Viele Orte waren Residenzen von Fürsten und Grafen, davon heissen die Bewohner von Buchs- und Bischweiler Platteschlecker, die von Pfirt Tellerschlecker, die von Ruffach Pappeschlecker. Die von Griesheim heissen nach ihrem Patron Pancratius Pankraze. Noch andere dieser Namen knüpfen sich an geschichtliche Begebenheiten, an erdichtete und aufgebürdete Schwänke. So heissen die Strasburger Meiselocker, die Türkheimer Lochschlupfer, die Kolmarer Knepfler, die Pfaffenheimer Bannsteinrucker, die Flaxlander Engeleschmelzer, die Bartenheimer Liène (Bastseile), die Baldersheimer Schneckeschleger, die Diedenheimer Mehldesch (Mehlsuppe), die von Illzag Mondfänger, die Kilstetter Fröschevertrenker, die Wangenauer Bertscheklopfer (von Bersich, Barsche, ein [Spaltenumbruch] Fisch), die Baumstätter Sunnefänger und Hexenzange, die in Wettelsheim Gottvergesseni. Manche haben ihre Spitznamen auch von ihrer Lage erhalten; so heissen Ortschaften, die in der Niederung liegen, Sandhase; Zellenberg, das nur Eine Strasse und Ein Thor hat, wird Bachoffe genannt. Mehrere Oerter, in denen viele Esel gezogen werden, heissen Eselsuniversitäten.

Auch im übrigen Frankreich fehlt es nicht an dergleichen Bezeichnungen. In Eragny wohnen Verteufelte und in Ervy Kälber. (Reinsberg V, 152.) – Die Bewohner von Laon, welches das „vernagelte“ heisst, weil der Mantel des Prätor Marcobrius, des angeblichen Stifters der Stadt, mit gestickten Nägeln verziert war, heissen ebenso wie die Einwohner von Mareuil Grosssprecher, und von Lucheux hat man den Reim: Lucheux, gueux (Bettler) et glorieux (Grosssprecher). (Reinsberg V, 155.) – Die Einwohner von Orleans (Reinsberg V, 158) werden wegen ihres beissenden Witzes Wespen, wegen ihrer Königstreue Hunde, die von Ravenel Plattfüsse, die von Revelles Dickköpfe (Reinsberg V, 160), die von Saint-Ménehould (Reinsberg V, 162) Landstreicher, die von Saint-Romain Wurstesser, die von Tilloy Gelbspeckesser, die von Velennes Brotkuchenesser, die von Saint-Saufliau Gewitterableiter, die von Salincourt Rothdärme und die von Salleux glorreiche Strohschläfer (Reinsberg V, 163) genannt.

Die Bewohner der verschiedenen Staaten der nordamerikanischen Union necken sich ebenfalls gegenseitig mit Spitznamen, wie: die Sauger von Illinois, die Dachse (aus den Bleiminen) Missouris, die Wolfsnaturen oder Vielfrasse von Michigan, Bocksaugen von Ohio, die Rothfüchse von Kentucky. (Wurzbach III, 21.)

Die Lalenbürgerschaft ist aber, wie die Grenzboten sagen, nicht nur in Europa eine altehrwürdige und weitverbreitete Gemeinde, sie hat ihre Colonien auch über Asien ausgedehnt. Nicht fern von Damaskus liegt das Städtchen Chelbun, bewohnt von etwa 500 mohammedanischen Arabern, die den durchreisenden Fremden ganz wie unsere Polkwitzer, Wasunger und Schildaer erscheinen. Was man von ihnen erzählt, hat grosse Aehnlichkeit mit unsern deutschen Schwabenstreichen. (Man vgl. den Artikel Lalenbürger im Libanon in den Grenzboten, 1863, Nr. 19, S. 232.)

Sollte mir während der weitern Arbeit noch hierauf Bezügliches begegnen, oder sollten mir ergänzende Mittheilungen derart zugehen, so werde ich das Vorliegende für einen zweiten Artikel, etwa bei „Hesse“ oder „Schwabe“ benutzen.

Vgl. über Spitz- und Spottnamen noch: Mone's Anzeiger, 1835, S. 299; Haupt, Zeitschrift für deutsches Alterthum, 1847, VI, 254; Willems, Belgisches Museum, 1839, S. 99; J. W. Wolf, Belgische Sagen, S. 381; Martens, Iets over de spotnamen, Antwerpen 1847, S. 10; Morgenblatt, Stuttgart 1860, S. 853, den Artikel Belgische Städte: Mecheln; Grimm, Myth., 43.

Frz.: Li sonné or d'Angers. – Les têtes noires d'Antony. – Li Bordé or d'Arras. – Li meilleur mangeurs de rabes sont en Anvergne. – Li museur de Avranches. – Ce sont les fols de Bagneux. – Les coniaux de Baron. – Les jureurs de Bayeux. – Les polissons de Beaumont-le-Roger. – Les gourmands, les friands de Bourges. – Breton cochon, Français polisson. – Usurier de Cohors. – A heury de Chaliéau. – Les présomptueux de Coutances. – Les sots de Ham. – Les mangeurs de soupe de Louviers. – Les ânes de Beaune. – Les voleurs de Mâcon. – Lourdaux de Savoisy. – Marchands de beurre de Tournai. – Les aimables, les élégants de la ville de Troys. – Li musart de Verdun. – Les larrons de Vernaud. (Leroux, I, 204-259; Prov. historique.)

Lat.: Edere leporem. (Bovill, I, 207.)


Eselsfurz.

*1 Den sollt man mit Eselsfürzen vergraben. (Nürtingen.)

So dumm ist er.

*2 Einem Eselsfürz' in den Weg werfen.

„Damit niemand diesen Schwätzern entfliehen möge, so werfen sie ihnen grobe Eselsfürz in den Weg.“ (Grimm, III, 1152.)

*3 Einen mit Eselsfürzen ausläuten.Gryphius, I, 796.

*4 Es sind Eselsfürz'.

Der Apostel sagt: Die Lieb' bedecket der Sünden Menge; diese Eselsfürz' sagen u. s. w. (Grimm, III, 1152.)

*5 Man muss ihn mit Eselsfürzen krönen.

„Dieser Rabbi ist ein köstlicher Meister, den sollte man mit Eselsfürzen krönen.“ (Luther's Werke, VIII, 74.)


Eselsgang.

* Seinen Eselsgang gehen.Grimm, III, 1152.

„Geht euern Eselsgang, wenn ihr träges Blut habt.“ (Lenz.)


Eselsgeduld.

* Eselsgeduld haben.

Eine sehr grosse, wenn auch nicht stets empfehlenswerthe und rühmliche.


Eselsgesang.

1 Eselsgesang fahet hoch an und hört niedrig auf.Eiselein, 152.

*2 Den Eselsgesang singen.Körte, 1231.


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[[442]/0470] Dinkelsbühler, Mähren seine Iglauer, Kurhessen seine Schwarzenborner ironisch als Schlauköpfe rühmt, so gilt in Italien der Lombarde für einen Pinsel, und unter den Lombarden spricht man von anconischen Eseln. Die Genuesen werden von den Neapolitanern Feigenfresser (figoni) geschimpft. Und Griechenland hatte, um ins Alterthum zurückzugreifen, nicht blos, wie wir unsere sieben Schwaben, seine sieben Weisen, sondern auch in Aetolien sein Kyme, in Boötien sein Haliartos, dann sein Abdera und in den Arkadiern einen ganzen Stamm von Querköpfen. (Grenzboten, 1863, Nr. 19.) In den Niederlanden ist auf diesem Gebiet der Volkswitz besonders thätig gewesen. Die Einwohner von Coolkerke werden Gemüseesser, die von Denterghem Breiesser, die von Dixmude Butteresser, die von Dünkirchen Kaninchenesser, die von Eecloo Lauchesser genannt. Die Genter heissen Strickträger, weil sich nach der (historisch unbegründeten) Sage der Magistrat mit den angesehensten Einwohnern der Stadt nach dem Aufstande derselben im Jahre 1539 im blossen Hemd, barfuss und mit einem Strick um den Hals zum Kaiser Karl V. begeben mussten, um Verzeihung zu erflehen. Die Niederlande haben ferner ihre Muschelesser von Bouchoute, Rothbiertrinker von Harlebeke, Weintrinker von Hulst, Compotesser von Loo, Kapaunesser von Messines, Rahmesser von Moerbeke, Rochenesser von Monikenrede, Kabeljauesser von Nieuport, Nussesser von Orchies, Senfesser von Ostende, Rohrdommelesser von Warneton, Hühnerfresser von Brüssel, Hechtesser von Axel, Waffelesser von Béthune, Salzsieder von Biervliet, Fischer von Blankenberghe, Rübenesser aus Waes. Und nach dem Gewerbe: ihre Lohgerber von Grammont, Seidenspinner von Hondschote, Schiffer von Sluis, Fleischer von Mâle, Kesselschläger von Middelburg, Kürschner von Ninove, Gewürzkrämer von Oostburg, Hopfenbauer von Oteghem, Schiffsgarnmacher von Oudenburg, Wollrupfer von Poperinghe, Ziegelbrenner von Stekene, Korbmacher von Synghen, Leinwandhändler von Thielt, Gastwirthe von Ursele, Lootsen von Wenduine und Flachsbrecher von Zele. Die Bewohner von Everghem heissen Tänzer, die von Furnes Schläfer, die von Ghistelles Höflinge, die von Laerna, Gänsehüter, die von Capryk Walker, die von Crassel Fechter, die von Commines Tuchmacher, die von Damme Küfner, die von Douai Bogenschützen, die von Belle Käsemacher, die von Lierre Schafsköpfe, die von Lille Lanzenbrecher. Die Bürger von Leyden wurden Blaumützen genannt, die von Termonde Mackelesser, wegen ihrer Vorliebe für den Genuss der Mackel oder Macker, einem kleinen Fisch in der Schelde, heissen aber jetzt Zähneklapperer, eine Benennung, die ebenfalls von einem Fische herrühren soll. (Reinsberg VI, 44-47.) Man sagt ferner: Kinder von Ypern, Schläfer von Veurne, Seelenlöscher (ziele-blusschers) von Antwerpen, faule Leute von Audenarde und Lügner von Aerdenburg. (Morgenblatt, 1860, S. 853.) Reich an Spitznamen ist der Elsass, wie uns Prof. Aug. Stöber in einer Zusammenstellung derselben (Frommann, III, 482) zeigt. Jeder Franzose heisst dort ein Welscher. Die welschen Lothringer heissen Hannickel, Jean Nicolas oder blos Nickel, weil bei ihnen diese Vornahmen häufig vorkommen. Die Deutschen werden vorherrschend Hankele oder Schwôwe (Schwabe) genannt. Die ältern Spottnamen derselben: Kostbeutel, Knepfelbüch, Eierküchefresser werden jetzt seltener gehört. Die Sundgauer heissen die Hütbigott, die Bewohner des südlichsten Theils des Sundgaues Spausen, d. i. Diebsgesindel; die Unterländer an der pfälzer Grenze wegen ihrer näselnden Sprache Pexen, die Walddörfer Kukuke, die zwischen der Ill und dem Rheine Wohnenden Rhînschnoke; die Bauern im Ackerlande Latze, im Ried Kârste oder Karsthanse, Spatze, Dreckspatze (von Spatz = Spaten); in Mülhausen Zwilche und Ruckele; die Gemüsegärtner in Strasburg Krüttkepf, Krüttdorsche, und die Sanct-Aurelienkirche, wohin sie eingepfarrt, heisst d'Gagummer, Gurke. Die Katholiken nennt man Kritzelmacher, die Lutheraner (lutherische) Dickkepf, die Reformirten Spitzkepf, in Mülhausen Grane, auch Graustrümpflen, die Wiedertäufer wegen ihrer langen Bärte Motts (Geisböcke), die Pietisten Mucker, Stündler, Joggler oder Joggelüner; die Zigeuner Heiden, die Juden Stinker. Manche Spitznamen spielen auf die gewöhnliche Beschäftigung der Bewohner eines Orts an, so für Arzenheim Karresalwe, für Ober-Aspach Kiwwelbrüder, für Feldbach Liemsieder, für Geibenheim Käsknäcker und Rebmesser. Andere dieser Spitznamen haben wieder andern Ursprung. In Oberbergheim war ein Freihof, die Bewohner heissen Todtschläger. Viele Orte waren Residenzen von Fürsten und Grafen, davon heissen die Bewohner von Buchs- und Bischweiler Platteschlecker, die von Pfirt Tellerschlecker, die von Ruffach Pappeschlecker. Die von Griesheim heissen nach ihrem Patron Pancratius Pankraze. Noch andere dieser Namen knüpfen sich an geschichtliche Begebenheiten, an erdichtete und aufgebürdete Schwänke. So heissen die Strasburger Meiselocker, die Türkheimer Lochschlupfer, die Kolmarer Knepfler, die Pfaffenheimer Bannsteinrucker, die Flaxlander Engeleschmelzer, die Bartenheimer Liène (Bastseile), die Baldersheimer Schneckeschleger, die Diedenheimer Mehldesch (Mehlsuppe), die von Illzag Mondfänger, die Kilstetter Fröschevertrenker, die Wangenauer Bertscheklopfer (von Bersich, Barsche, ein Fisch), die Baumstätter Sunnefänger und Hexenzange, die in Wettelsheim Gottvergesseni. Manche haben ihre Spitznamen auch von ihrer Lage erhalten; so heissen Ortschaften, die in der Niederung liegen, Sandhase; Zellenberg, das nur Eine Strasse und Ein Thor hat, wird Bachoffe genannt. Mehrere Oerter, in denen viele Esel gezogen werden, heissen Eselsuniversitäten. Auch im übrigen Frankreich fehlt es nicht an dergleichen Bezeichnungen. In Eragny wohnen Verteufelte und in Ervy Kälber. (Reinsberg V, 152.) – Die Bewohner von Laon, welches das „vernagelte“ heisst, weil der Mantel des Prätor Marcobrius, des angeblichen Stifters der Stadt, mit gestickten Nägeln verziert war, heissen ebenso wie die Einwohner von Mareuil Grosssprecher, und von Lucheux hat man den Reim: Lucheux, gueux (Bettler) et glorieux (Grosssprecher). (Reinsberg V, 155.) – Die Einwohner von Orleans (Reinsberg V, 158) werden wegen ihres beissenden Witzes Wespen, wegen ihrer Königstreue Hunde, die von Ravenel Plattfüsse, die von Revelles Dickköpfe (Reinsberg V, 160), die von Saint-Ménehould (Reinsberg V, 162) Landstreicher, die von Saint-Romain Wurstesser, die von Tilloy Gelbspeckesser, die von Velennes Brotkuchenesser, die von Saint-Saufliau Gewitterableiter, die von Salincourt Rothdärme und die von Salleux glorreiche Strohschläfer (Reinsberg V, 163) genannt. Die Bewohner der verschiedenen Staaten der nordamerikanischen Union necken sich ebenfalls gegenseitig mit Spitznamen, wie: die Sauger von Illinois, die Dachse (aus den Bleiminen) Missouris, die Wolfsnaturen oder Vielfrasse von Michigan, Bocksaugen von Ohio, die Rothfüchse von Kentucky. (Wurzbach III, 21.) Die Lalenbürgerschaft ist aber, wie die Grenzboten sagen, nicht nur in Europa eine altehrwürdige und weitverbreitete Gemeinde, sie hat ihre Colonien auch über Asien ausgedehnt. Nicht fern von Damaskus liegt das Städtchen Chelbun, bewohnt von etwa 500 mohammedanischen Arabern, die den durchreisenden Fremden ganz wie unsere Polkwitzer, Wasunger und Schildaer erscheinen. Was man von ihnen erzählt, hat grosse Aehnlichkeit mit unsern deutschen Schwabenstreichen. (Man vgl. den Artikel Lalenbürger im Libanon in den Grenzboten, 1863, Nr. 19, S. 232.) Sollte mir während der weitern Arbeit noch hierauf Bezügliches begegnen, oder sollten mir ergänzende Mittheilungen derart zugehen, so werde ich das Vorliegende für einen zweiten Artikel, etwa bei „Hesse“ oder „Schwabe“ benutzen. Vgl. über Spitz- und Spottnamen noch: Mone's Anzeiger, 1835, S. 299; Haupt, Zeitschrift für deutsches Alterthum, 1847, VI, 254; Willems, Belgisches Museum, 1839, S. 99; J. W. Wolf, Belgische Sagen, S. 381; Martens, Iets over de spotnamen, Antwerpen 1847, S. 10; Morgenblatt, Stuttgart 1860, S. 853, den Artikel Belgische Städte: Mecheln; Grimm, Myth., 43. Frz.: Li sonné or d'Angers. – Les têtes noires d'Antony. – Li Bordé or d'Arras. – Li meilleur mangeurs de rabes sont en Anvergne. – Li museur de Avranches. – Ce sont les fols de Bagneux. – Les coniaux de Baron. – Les jureurs de Bayeux. – Les polissons de Beaumont-le-Roger. – Les gourmands, les friands de Bourges. – Breton cochon, Français polisson. – Usurier de Cohors. – A heury de Chaliéau. – Les présomptueux de Coutances. – Les sots de Ham. – Les mangeurs de soupe de Louviers. – Les ânes de Beaune. – Les voleurs de Mâcon. – Lourdaux de Savoisy. – Marchands de beurre de Tournai. – Les aimables, les élégants de la ville de Troys. – Li musart de Verdun. – Les larrons de Vernaud. (Leroux, I, 204-259; Prov. historique.) Lat.: Edere leporem. (Bovill, I, 207.) Eselsfurz. *1 Den sollt man mit Eselsfürzen vergraben. (Nürtingen.) So dumm ist er. *2 Einem Eselsfürz' in den Weg werfen. „Damit niemand diesen Schwätzern entfliehen möge, so werfen sie ihnen grobe Eselsfürz in den Weg.“ (Grimm, III, 1152.) *3 Einen mit Eselsfürzen ausläuten. – Gryphius, I, 796. *4 Es sind Eselsfürz'. Der Apostel sagt: Die Lieb' bedecket der Sünden Menge; diese Eselsfürz' sagen u. s. w. (Grimm, III, 1152.) *5 Man muss ihn mit Eselsfürzen krönen. „Dieser Rabbi ist ein köstlicher Meister, den sollte man mit Eselsfürzen krönen.“ (Luther's Werke, VIII, 74.) Eselsgang. * Seinen Eselsgang gehen. – Grimm, III, 1152. „Geht euern Eselsgang, wenn ihr träges Blut habt.“ (Lenz.) Eselsgeduld. * Eselsgeduld haben. Eine sehr grosse, wenn auch nicht stets empfehlenswerthe und rühmliche. Eselsgesang. 1 Eselsgesang fahet hoch an und hört niedrig auf. – Eiselein, 152. *2 Den Eselsgesang singen. – Körte, 1231.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [442]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/470>, abgerufen am 25.11.2024.