Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 7 Adam sündigt im Paradies, Lucifer im Himmel.

Der Ort schützt nicht, nur die sittliche Macht im Menschen.

8 Adam und Eva den Apfel ass; so entgelte ich, dass ich nie genas.

9 Adam und Samson, David und Salomon, die hatten Wisheit unde Kraft, doch twang sie Wibes Meisterschaft. - Freidank.

10 Adam un Ev' wieren twa Deef. (Niedersächs.)

Adam und Eva waren zwei Diebe.

11 Adam's Apfelbiss bringt uns den Tod gewiss. - Parömiakon, 2880.

12 Adam's Apfelmus macht uns allen viel Verdruss.

13 Adam's Kinder, geschwinde Finder, grosse Sünder. - Petri.

14 Adam's Kinder sind Adam gleich.

Ung.: Kiki jol bele harapott az almaba. - Kiki közülünk Adamfi.

15 Adam's Kinder sind alle von der Natur entweiht. - Agricola.

16 Adam's Natur und Schuld lassen sich nicht mit Feigenblättern bedecken.

17 Als Adam hackt' (grub, reutet) und Eva spann, wer (wo) war da wol ein Edelmann. - Egenolff, 163a; Parömiakon, 811, 2827, 2927; Pistor., III, 59; Körte, 38; Frank, II, 67; Berl. Monatschrift, XVI, 269.

Do Adam reutte, vnd Euv span, wer was do ein eddelman. (Agricola, 264.) Wer mehr sein will, als ein gewöhnlicher Adamssohn, muss sich durch edle Handlungen auszeichnen. Nicht Geburts-, sondern Verdienstadel flösst Achtung ein. Unter Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hatte jemand obigen Spruch an eine Wand der kaiserlichen Burg geschrieben. Als der Kaiser es bemerkte, schrieb er darunter: Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann, nur dass mir Gott die Ehre gan.

Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Sen.)

18 Als Adam sich gesonnt, wer war da wol gevont (von Adel).

19 Der alte Adam lebt noch.

20 Es ist Adam's Rhetorik, die Schuld auf andere schieben.

21 Es ist, wie Adam's Klage über den Verlust des Paradieses. - Burckhardt, 147.

Von vergeblichem Gram, besonders vom Klagen um Verstorbene.

22 Keiner, so nit nach Adam smeke, und der Eva Unterröcke. - Lehmann.

23 Nach dem alten Adam schmeckt jeder.

24 Seit Adam ist die Leibfarbe der Esel grau.

25 Wenn der alte Adam ausgetrieben, muss ein Engel das Paradies bewachen. - Schulzeitung, 1835, 38; Sprichwörtergarten, 80.

Es ist nicht genug, alte Sünden und böse Gewohnheiten abzulegen, man muss sich auch vor der Annahme neuer Fehler sorgfältig hüten.

26 Wer ist nicht Adam's Sohn!

27 Wir sind alle Adam's Kinder, ausgenommen der eine in Lumpen, der andere in Seide.

28 Wo ein Adam stirbt, leben zwei junge auf.

*29 Alles von Adam und Eva beginnen. - Eiselein.

Lat.: A linea incipere. - Ab ovo Ledae incipere.

*30 Das hat schon Odom an Chawe (Eva) erzählt, und Chawe hat drauf gesagt: eine alte Geschichte. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 502.

Wenn jemand alte, längst bekannte Dinge und Geschichten erzählt.

*31 Den faulen Adam mit Sporen reiten. - Frank.

*32 Der alte Adam steckt noch in ihm.

*33 Nun heff ick den olen Adam recht utstakt.

So sagt die holsteinische Hausfrau, um zu bezeichnen, dass sie ihr Haus von allem Unrath gereinigt habe.

*34 Sich über Adam's Nabel streiten.

Um etwas sehr Unnützes oder schwer zu Entscheidendes. Von einem Streite, den man früher darüber geführt, ob Adam, als unmittelbar von Gott geschaffen, einen Nabel gehabt habe oder nicht.


Adamsäpfel.

Adamsäpfel sind nie reif.


[Spaltenumbruch]
Adamskinder.

1 Es haben alle Adamskinder ein Würmlein im verbotenen Apfel gegessen.

Lat.: Eva genus nostrum filicibus expulit arvis.

2 Wir sind alle Adamskinder.


Adamsrippe.

* Es ist eine üble Adamsrippe.


Ade.

1 Ade, Liebe, ich kann nicht weinen; verlier' ich dich, ich weiss noch einen.

Trostwort solcher, welche nicht gesonnen sind, in Werther's Fusstapfen zu treten.

2 Ade, Welt, ade! - Gryphius.

3 Adje, Welt, ich geh' ins Kloster.

4 Adje, Welt, ich geh' ins Tirol. - Kirchhofer.

*5 Ade (Adje) sagen.

*6 Er hat (der Welt) Ade gesagt (ist gestorben).

Frz.: Il a dit bon soir a la compagnie.


Adel.

1 Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht.

Frz.: Noblesse vient de vertu. (Dict. de l'Acad., 1835.) Aber auch: La source de noblesse est fraude et vitesse.

2 Adel entspringt nicht aus Blut, er ist der Tugend Heirathsgut.

3 Adel gehet nicht für Ehrbarkeit.

4 Adel hat kein Erbrecht.

5 Adel ist von Bauern her.

Frz.: Le tiers estat est le seminaire de noblesse. (Adag. franc., XVIme - siecle.)

6 Adel macht den Kohl nicht fett.

It.: La nobilta e una magra vivanda in tavola del povero nobile.

7 Adel muss man durch Tugend erstreben, er wird durch Geburt nicht gegeben.

Frz.: Nulle noblesse de paresse. (Leroux, 11.)

It.: La nobilta non s'acquista nascendo ma virtuosamente vivendo.

8 Adel ohne Geld gilt wenig in der Welt.

It.: La nobilta poco si prezza se vi manca la richezza.

9 Adel ohne Tugend ist eine Nussschale ohne Kern, ein Ei ohne Dotter.

10 Adel ohne Tugend und eine Laterne ohne Licht leuchten beide nicht.

It.: La vera nobilta deve esser accompagnata con l'honesta.

11 Adel sitzt im Gemüthe und nicht im Geblüte.

Lat.: Stemmata quid prosunt, si virtus deficit omnis. - Virtute decet non sanguine niti.

12 Adels Mutter ist die Ehre, Adels Tochter ist die Wehre.

13 Adel stehet wohl bei Tugend.

Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. (Brandt, 76.)

It.: La vera nobilta male non fa.

14 Adel - Tadel. - Parömiakon, 3213; Körte, 45.

So schön die Wörter reimen, so wenig vertragen sich die Begriffe. Adelig muss sein untadelig. Stammbäume nützen nichts, wo jede Tugend mangelt. Adel kommt von Tugend, und Edelleute sind nur die, welche edle Thaten vollbracht. Ein Federstrich kann adelig machen, doch edel kann kein Kaiser machen. Cardinal Richelieu sagte: "Ich will so viel Herzöge machen, dass es eine ebenso grosse Schande sein soll, einer wie keiner zu sein."

Frz.: Il n'y a generation ou il n'y ait putain ou larron.

Span.: No ay generacion, do no ay puta o ladron.

15 Adel, Tugend, Kunst, sind ohne Geld umsunst.

Dadurch wird der Geldadel zum vornehmsten erhoben, obgleich er unstreitig der erbärmlichste ist. Der Geburtsadel lebt wenigstens in der Erinnerung ehemaliger Grösse; der Geldadel aber nährt den dümmsten Stolz auf ein todtes Metall und macht die Seele und die Finger zugleich schmuzig.

16 Adel, Tugend und Talente sind nichts ohne Rente.

17 Aller Adel hat einen Misthaufen zum Vater und die Fäulniss zur Mutter.

18 Auch der Adel braucht die Nadel.

Der Höchste bedarf der Dienste der Niedern.

19 Auf alten Adel leiht der Jude keinen Pfennig.

Wie viel der Christ?

20 Dem fehlt der Adel, der nichts kennt, als Tadel.

21 Der Adel macht die Klöster reich und die Klöster den Adel arm.

Durch Fürsten, Grafen, Ritter u. s. w. wurden die meisten Klöster gestiftet und so reichlich begabt, dass ihre Familien den Verlust so vieler Güter empfanden und zuletzt in Armuth sanken, während die Klöster aufblühten und in Ruhe die erhaltenen Reichthümer verzehrten. (Kirchhofer, 3.)

22 Der Adel und der Hühnerhund machen die Liebe der Jäger zu den Hasen kund.

Chamfort sagt: "Der Adel sei der Vermittler zwischen dem Monarchen und dem Volke wie der Hühnerhund zwischen Jäger und Hasen."

[Spaltenumbruch] 7 Adam sündigt im Paradies, Lucifer im Himmel.

Der Ort schützt nicht, nur die sittliche Macht im Menschen.

8 Adam und Eva den Apfel ass; so entgelte ich, dass ich nie genas.

9 Adam und Samson, David und Salomon, die hatten Wisheit unde Kraft, doch twang sie Wibes Meisterschaft.Freidank.

10 Adam un Ev' wieren twa Deef. (Niedersächs.)

Adam und Eva waren zwei Diebe.

11 Adam's Apfelbiss bringt uns den Tod gewiss.Parömiakon, 2880.

12 Adam's Apfelmus macht uns allen viel Verdruss.

13 Adam's Kinder, geschwinde Finder, grosse Sünder.Petri.

14 Adam's Kinder sind Adam gleich.

Ung.: Kiki jól bele harapott az almába. – Kiki közülünk Adámfi.

15 Adam's Kinder sind alle von der Natur entweiht.Agricola.

16 Adam's Natur und Schuld lassen sich nicht mit Feigenblättern bedecken.

17 Als Adam hackt' (grub, reutet) und Eva spann, wer (wo) war da wol ein Edelmann.Egenolff, 163a; Parömiakon, 811, 2827, 2927; Pistor., III, 59; Körte, 38; Frank, II, 67; Berl. Monatschrift, XVI, 269.

Do Adam reutte, vnd Euv span, wer was do ein eddelman. (Agricola, 264.) Wer mehr sein will, als ein gewöhnlicher Adamssohn, muss sich durch edle Handlungen auszeichnen. Nicht Geburts-, sondern Verdienstadel flösst Achtung ein. Unter Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hatte jemand obigen Spruch an eine Wand der kaiserlichen Burg geschrieben. Als der Kaiser es bemerkte, schrieb er darunter: Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann, nur dass mir Gott die Ehre gan.

Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Sen.)

18 Als Adam sich gesonnt, wer war da wol gevont (von Adel).

19 Der alte Adam lebt noch.

20 Es ist Adam's Rhetorik, die Schuld auf andere schieben.

21 Es ist, wie Adam's Klage über den Verlust des Paradieses.Burckhardt, 147.

Von vergeblichem Gram, besonders vom Klagen um Verstorbene.

22 Keiner, so nit nach Adam smeke, und der Eva Unterröcke.Lehmann.

23 Nach dem alten Adam schmeckt jeder.

24 Seit Adam ist die Leibfarbe der Esel grau.

25 Wenn der alte Adam ausgetrieben, muss ein Engel das Paradies bewachen.Schulzeitung, 1835, 38; Sprichwörtergarten, 80.

Es ist nicht genug, alte Sünden und böse Gewohnheiten abzulegen, man muss sich auch vor der Annahme neuer Fehler sorgfältig hüten.

26 Wer ist nicht Adam's Sohn!

27 Wir sind alle Adam's Kinder, ausgenommen der eine in Lumpen, der andere in Seide.

28 Wo ein Adam stirbt, leben zwei junge auf.

*29 Alles von Adam und Eva beginnen.Eiselein.

Lat.: A linea incipere. – Ab ovo Ledae incipere.

*30 Das hat schon Odom an Chawe (Eva) erzählt, und Chawe hat drauf gesagt: eine alte Geschichte. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 502.

Wenn jemand alte, längst bekannte Dinge und Geschichten erzählt.

*31 Den faulen Adam mit Sporen reiten.Frank.

*32 Der alte Adam steckt noch in ihm.

*33 Nun heff ick den ôlen Adam recht utstâkt.

So sagt die holsteinische Hausfrau, um zu bezeichnen, dass sie ihr Haus von allem Unrath gereinigt habe.

*34 Sich über Adam's Nabel streiten.

Um etwas sehr Unnützes oder schwer zu Entscheidendes. Von einem Streite, den man früher darüber geführt, ob Adam, als unmittelbar von Gott geschaffen, einen Nabel gehabt habe oder nicht.


Adamsäpfel.

Adamsäpfel sind nie reif.


[Spaltenumbruch]
Adamskinder.

1 Es haben alle Adamskinder ein Würmlein im verbotenen Apfel gegessen.

Lat.: Eva genus nostrum filicibus expulit arvis.

2 Wir sind alle Adamskinder.


Adamsrippe.

* Es ist eine üble Adamsrippe.


Ade.

1 Ade, Liebe, ich kann nicht weinen; verlier' ich dich, ich weiss noch einen.

Trostwort solcher, welche nicht gesonnen sind, in Werther's Fusstapfen zu treten.

2 Ade, Welt, ade!Gryphius.

3 Adje, Welt, ich geh' ins Kloster.

4 Adje, Welt, ich geh' ins Tirol.Kirchhofer.

*5 Ade (Adje) sagen.

*6 Er hat (der Welt) Ade gesagt (ist gestorben).

Frz.: Il a dit bon soir à la compagnie.


Adel.

1 Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht.

Frz.: Noblesse vient de vertu. (Dict. de l'Acad., 1835.) Aber auch: La source de noblesse est fraude et vitesse.

2 Adel entspringt nicht aus Blut, er ist der Tugend Heirathsgut.

3 Adel gehet nicht für Ehrbarkeit.

4 Adel hat kein Erbrecht.

5 Adel ist von Bauern her.

Frz.: Le tiers estat est le seminaire de noblesse. (Adag. franç., XVIme – siècle.)

6 Adel macht den Kohl nicht fett.

It.: La nobiltà è una magra vivanda in tavola del povero nobile.

7 Adel muss man durch Tugend erstreben, er wird durch Geburt nicht gegeben.

Frz.: Nulle noblesse de paresse. (Leroux, 11.)

It.: La nobiltá non s'acquista nascendo ma virtuosamente vivendo.

8 Adel ohne Geld gilt wenig in der Welt.

It.: La nobiltà poco si prezza se vi manca la richezza.

9 Adel ohne Tugend ist eine Nussschale ohne Kern, ein Ei ohne Dotter.

10 Adel ohne Tugend und eine Laterne ohne Licht leuchten beide nicht.

It.: La vera nobiltà deve esser accompagnata con l'honestà.

11 Adel sitzt im Gemüthe und nicht im Geblüte.

Lat.: Stemmata quid prosunt, si virtus deficit omnis. – Virtute decet non sanguine niti.

12 Adels Mutter ist die Ehre, Adels Tochter ist die Wehre.

13 Adel stehet wohl bei Tugend.

Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. (Brandt, 76.)

It.: La vera nobiltà male non fà.

14 Adel – Tadel.Parömiakon, 3213; Körte, 45.

So schön die Wörter reimen, so wenig vertragen sich die Begriffe. Adelig muss sein untadelig. Stammbäume nützen nichts, wo jede Tugend mangelt. Adel kommt von Tugend, und Edelleute sind nur die, welche edle Thaten vollbracht. Ein Federstrich kann adelig machen, doch edel kann kein Kaiser machen. Cardinal Richelieu sagte: „Ich will so viel Herzöge machen, dass es eine ebenso grosse Schande sein soll, einer wie keiner zu sein.“

Frz.: Il n'y a generation où il n'y ait putain ou larron.

Span.: No ay generacion, do no ay puta o ladron.

15 Adel, Tugend, Kunst, sind ohne Geld umsunst.

Dadurch wird der Geldadel zum vornehmsten erhoben, obgleich er unstreitig der erbärmlichste ist. Der Geburtsadel lebt wenigstens in der Erinnerung ehemaliger Grösse; der Geldadel aber nährt den dümmsten Stolz auf ein todtes Metall und macht die Seele und die Finger zugleich schmuzig.

16 Adel, Tugend und Talente sind nichts ohne Rente.

17 Aller Adel hat einen Misthaufen zum Vater und die Fäulniss zur Mutter.

18 Auch der Adel braucht die Nadel.

Der Höchste bedarf der Dienste der Niedern.

19 Auf alten Adel leiht der Jude keinen Pfennig.

Wie viel der Christ?

20 Dem fehlt der Adel, der nichts kennt, als Tadel.

21 Der Adel macht die Klöster reich und die Klöster den Adel arm.

Durch Fürsten, Grafen, Ritter u. s. w. wurden die meisten Klöster gestiftet und so reichlich begabt, dass ihre Familien den Verlust so vieler Güter empfanden und zuletzt in Armuth sanken, während die Klöster aufblühten und in Ruhe die erhaltenen Reichthümer verzehrten. (Kirchhofer, 3.)

22 Der Adel und der Hühnerhund machen die Liebe der Jäger zu den Hasen kund.

Chamfort sagt: „Der Adel sei der Vermittler zwischen dem Monarchen und dem Volke wie der Hühnerhund zwischen Jäger und Hasen.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et">
            <pb facs="#f0042" n="[14]"/>
            <cb n="27"/> <hi rendition="#larger">7 Adam sündigt im Paradies, Lucifer im Himmel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ort schützt nicht, nur die sittliche Macht im Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Adam und Eva den Apfel ass; so entgelte ich, dass ich nie genas.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Adam und Samson, David und Salomon, die hatten Wisheit unde Kraft, doch twang sie Wibes Meisterschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Freidank.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Adam un Ev' wieren twa Deef.</hi> (<hi rendition="#i">Niedersächs.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Adam und Eva waren zwei Diebe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Adam's Apfelbiss bringt uns den Tod gewiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2880.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Adam's Apfelmus macht uns allen viel Verdruss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Adam's Kinder, geschwinde Finder, grosse Sünder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Adam's Kinder sind Adam gleich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Kiki jól bele harapott az almába. &#x2013; Kiki közülünk Adámfi.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Adam's Kinder sind alle von der Natur entweiht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Adam's Natur und Schuld lassen sich nicht mit Feigenblättern bedecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Als Adam hackt' (grub, reutet) und Eva spann, wer (wo) war da wol ein Edelmann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egenolff, 163<hi rendition="#sup">a</hi>; Parömiakon, 811, 2827, 2927; Pistor., III, 59; Körte, 38; Frank, II, 67; Berl. Monatschrift, XVI, 269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Do Adam reutte, vnd Euv span, wer was do ein eddelman. (<hi rendition="#i">Agricola, 264.</hi>) Wer mehr sein will, als ein gewöhnlicher Adamssohn, muss sich durch edle Handlungen auszeichnen. Nicht Geburts-, sondern Verdienstadel flösst Achtung ein. Unter Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hatte jemand obigen Spruch an eine Wand der kaiserlichen Burg geschrieben. Als der Kaiser es bemerkte, schrieb er darunter: Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann, nur dass mir Gott die Ehre gan.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (<hi rendition="#i">Sen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Als Adam sich gesonnt, wer war da wol gevont (von Adel).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Der alte Adam lebt noch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Es ist Adam's Rhetorik, die Schuld auf andere schieben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Es ist, wie Adam's Klage über den Verlust des Paradieses.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 147.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von vergeblichem Gram, besonders vom Klagen um Verstorbene.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Keiner, so nit nach Adam smeke, und der Eva Unterröcke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Nach dem alten Adam schmeckt jeder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Seit Adam ist die Leibfarbe der Esel grau.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Wenn der alte Adam ausgetrieben, muss ein Engel das Paradies bewachen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schulzeitung, 1835, 38; Sprichwörtergarten, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist nicht genug, alte Sünden und böse Gewohnheiten abzulegen, man muss sich auch vor der Annahme neuer Fehler sorgfältig hüten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Wer ist nicht Adam's Sohn!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Wir sind alle Adam's Kinder, ausgenommen der eine in Lumpen, der andere in Seide.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Wo ein Adam stirbt, leben zwei junge auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Alles von Adam und Eva beginnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A linea incipere. &#x2013; Ab ovo Ledae incipere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Das hat schon Odom an Chawe (Eva) erzählt, und Chawe hat drauf gesagt: eine alte Geschichte.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand alte, längst bekannte Dinge und Geschichten erzählt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Den faulen Adam mit Sporen reiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frank.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Der alte Adam steckt noch in ihm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Nun heff ick den ôlen Adam recht utstâkt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt die holsteinische Hausfrau, um zu bezeichnen, dass sie ihr Haus von allem Unrath gereinigt habe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Sich über Adam's Nabel streiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um etwas sehr Unnützes oder schwer zu Entscheidendes. Von einem Streite, den man früher darüber geführt, ob Adam, als unmittelbar von Gott geschaffen, einen Nabel gehabt habe oder nicht.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Adamsäpfel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Adamsäpfel sind nie reif.</hi> </p><lb/>
          <cb n="28"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Adamskinder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es haben alle Adamskinder ein Würmlein im verbotenen Apfel gegessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Eva genus nostrum filicibus expulit arvis.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wir sind alle Adamskinder.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Adamsrippe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist eine üble Adamsrippe.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ade.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ade, Liebe, ich kann nicht weinen; verlier' ich dich, ich weiss noch einen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Trostwort solcher, welche nicht gesonnen sind, in Werther's Fusstapfen zu treten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ade, Welt, ade!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gryphius.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Adje, Welt, ich geh' ins Kloster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Adje, Welt, ich geh' ins Tirol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Ade (Adje) sagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er hat (der Welt) Ade gesagt (ist gestorben).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a dit bon soir à la compagnie.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Adel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Noblesse vient de vertu. (<hi rendition="#i">Dict. de l'Acad., 1835.</hi>) Aber auch: La source de noblesse est fraude et vitesse.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Adel entspringt nicht aus Blut, er ist der Tugend Heirathsgut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Adel gehet nicht für Ehrbarkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Adel hat kein Erbrecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Adel ist von Bauern her.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le tiers estat est le seminaire de noblesse. (<hi rendition="#i">Adag. franç., XVI<hi rendition="#sup">me</hi> &#x2013; siècle.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Adel macht den Kohl nicht fett.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La nobiltà è una magra vivanda in tavola del povero nobile.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Adel muss man durch Tugend erstreben, er wird durch Geburt nicht gegeben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Nulle noblesse de paresse. (<hi rendition="#i">Leroux, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La nobiltá non s'acquista nascendo ma virtuosamente vivendo.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Adel ohne Geld gilt wenig in der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La nobiltà poco si prezza se vi manca la richezza.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Adel ohne Tugend ist eine Nussschale ohne Kern, ein Ei ohne Dotter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Adel ohne Tugend und eine Laterne ohne Licht leuchten beide nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La vera nobiltà deve esser accompagnata con l'honestà.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Adel sitzt im Gemüthe und nicht im Geblüte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stemmata quid prosunt, si virtus deficit omnis. &#x2013; Virtute decet non sanguine niti.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Adels Mutter ist die Ehre, Adels Tochter ist die Wehre.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Adel stehet wohl bei Tugend.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. (<hi rendition="#i">Brandt, 76.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La vera nobiltà male non fà.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Adel &#x2013; Tadel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3213; Körte, 45.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So schön die Wörter reimen, so wenig vertragen sich die Begriffe. Adelig muss sein untadelig. Stammbäume nützen nichts, wo jede Tugend mangelt. Adel kommt von Tugend, und Edelleute sind nur die, welche edle Thaten vollbracht. Ein Federstrich kann adelig machen, doch edel kann kein Kaiser machen. Cardinal Richelieu sagte: &#x201E;Ich will so viel Herzöge machen, dass es eine ebenso grosse Schande sein soll, einer wie keiner zu sein.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y a generation où il n'y ait putain ou larron.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: No ay generacion, do no ay puta o ladron.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Adel, Tugend, Kunst, sind ohne Geld umsunst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dadurch wird der Geldadel zum vornehmsten erhoben, obgleich er unstreitig der erbärmlichste ist. Der Geburtsadel lebt wenigstens in der Erinnerung ehemaliger Grösse; der Geldadel aber nährt den dümmsten Stolz auf ein todtes Metall und macht die Seele und die Finger zugleich schmuzig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Adel, Tugend und Talente sind nichts ohne Rente.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Aller Adel hat einen Misthaufen zum Vater und die Fäulniss zur Mutter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Auch der Adel braucht die Nadel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Höchste bedarf der Dienste der Niedern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Auf alten Adel leiht der Jude keinen Pfennig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie viel der Christ?</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Dem fehlt der Adel, der nichts kennt, als Tadel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Der Adel macht die Klöster reich und die Klöster den Adel arm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Durch Fürsten, Grafen, Ritter u. s. w. wurden die meisten Klöster gestiftet und so reichlich begabt, dass ihre Familien den Verlust so vieler Güter empfanden und zuletzt in Armuth sanken, während die Klöster aufblühten und in Ruhe die erhaltenen Reichthümer verzehrten. (<hi rendition="#i">Kirchhofer, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Der Adel und der Hühnerhund machen die Liebe der Jäger zu den Hasen kund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Chamfort sagt: &#x201E;Der Adel sei der Vermittler zwischen dem Monarchen und dem Volke wie der Hühnerhund zwischen Jäger und Hasen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[14]/0042] 7 Adam sündigt im Paradies, Lucifer im Himmel. Der Ort schützt nicht, nur die sittliche Macht im Menschen. 8 Adam und Eva den Apfel ass; so entgelte ich, dass ich nie genas. 9 Adam und Samson, David und Salomon, die hatten Wisheit unde Kraft, doch twang sie Wibes Meisterschaft. – Freidank. 10 Adam un Ev' wieren twa Deef. (Niedersächs.) Adam und Eva waren zwei Diebe. 11 Adam's Apfelbiss bringt uns den Tod gewiss. – Parömiakon, 2880. 12 Adam's Apfelmus macht uns allen viel Verdruss. 13 Adam's Kinder, geschwinde Finder, grosse Sünder. – Petri. 14 Adam's Kinder sind Adam gleich. Ung.: Kiki jól bele harapott az almába. – Kiki közülünk Adámfi. 15 Adam's Kinder sind alle von der Natur entweiht. – Agricola. 16 Adam's Natur und Schuld lassen sich nicht mit Feigenblättern bedecken. 17 Als Adam hackt' (grub, reutet) und Eva spann, wer (wo) war da wol ein Edelmann. – Egenolff, 163a; Parömiakon, 811, 2827, 2927; Pistor., III, 59; Körte, 38; Frank, II, 67; Berl. Monatschrift, XVI, 269. Do Adam reutte, vnd Euv span, wer was do ein eddelman. (Agricola, 264.) Wer mehr sein will, als ein gewöhnlicher Adamssohn, muss sich durch edle Handlungen auszeichnen. Nicht Geburts-, sondern Verdienstadel flösst Achtung ein. Unter Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hatte jemand obigen Spruch an eine Wand der kaiserlichen Burg geschrieben. Als der Kaiser es bemerkte, schrieb er darunter: Ich bin ein Mann wie ein anderer Mann, nur dass mir Gott die Ehre gan. Lat.: Qui genus jactat suum, aliena laudat. (Sen.) 18 Als Adam sich gesonnt, wer war da wol gevont (von Adel). 19 Der alte Adam lebt noch. 20 Es ist Adam's Rhetorik, die Schuld auf andere schieben. 21 Es ist, wie Adam's Klage über den Verlust des Paradieses. – Burckhardt, 147. Von vergeblichem Gram, besonders vom Klagen um Verstorbene. 22 Keiner, so nit nach Adam smeke, und der Eva Unterröcke. – Lehmann. 23 Nach dem alten Adam schmeckt jeder. 24 Seit Adam ist die Leibfarbe der Esel grau. 25 Wenn der alte Adam ausgetrieben, muss ein Engel das Paradies bewachen. – Schulzeitung, 1835, 38; Sprichwörtergarten, 80. Es ist nicht genug, alte Sünden und böse Gewohnheiten abzulegen, man muss sich auch vor der Annahme neuer Fehler sorgfältig hüten. 26 Wer ist nicht Adam's Sohn! 27 Wir sind alle Adam's Kinder, ausgenommen der eine in Lumpen, der andere in Seide. 28 Wo ein Adam stirbt, leben zwei junge auf. *29 Alles von Adam und Eva beginnen. – Eiselein. Lat.: A linea incipere. – Ab ovo Ledae incipere. *30 Das hat schon Odom an Chawe (Eva) erzählt, und Chawe hat drauf gesagt: eine alte Geschichte. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 502. Wenn jemand alte, längst bekannte Dinge und Geschichten erzählt. *31 Den faulen Adam mit Sporen reiten. – Frank. *32 Der alte Adam steckt noch in ihm. *33 Nun heff ick den ôlen Adam recht utstâkt. So sagt die holsteinische Hausfrau, um zu bezeichnen, dass sie ihr Haus von allem Unrath gereinigt habe. *34 Sich über Adam's Nabel streiten. Um etwas sehr Unnützes oder schwer zu Entscheidendes. Von einem Streite, den man früher darüber geführt, ob Adam, als unmittelbar von Gott geschaffen, einen Nabel gehabt habe oder nicht. Adamsäpfel. Adamsäpfel sind nie reif. Adamskinder. 1 Es haben alle Adamskinder ein Würmlein im verbotenen Apfel gegessen. Lat.: Eva genus nostrum filicibus expulit arvis. 2 Wir sind alle Adamskinder. Adamsrippe. * Es ist eine üble Adamsrippe. Ade. 1 Ade, Liebe, ich kann nicht weinen; verlier' ich dich, ich weiss noch einen. Trostwort solcher, welche nicht gesonnen sind, in Werther's Fusstapfen zu treten. 2 Ade, Welt, ade! – Gryphius. 3 Adje, Welt, ich geh' ins Kloster. 4 Adje, Welt, ich geh' ins Tirol. – Kirchhofer. *5 Ade (Adje) sagen. *6 Er hat (der Welt) Ade gesagt (ist gestorben). Frz.: Il a dit bon soir à la compagnie. Adel. 1 Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. Frz.: Noblesse vient de vertu. (Dict. de l'Acad., 1835.) Aber auch: La source de noblesse est fraude et vitesse. 2 Adel entspringt nicht aus Blut, er ist der Tugend Heirathsgut. 3 Adel gehet nicht für Ehrbarkeit. 4 Adel hat kein Erbrecht. 5 Adel ist von Bauern her. Frz.: Le tiers estat est le seminaire de noblesse. (Adag. franç., XVIme – siècle.) 6 Adel macht den Kohl nicht fett. It.: La nobiltà è una magra vivanda in tavola del povero nobile. 7 Adel muss man durch Tugend erstreben, er wird durch Geburt nicht gegeben. Frz.: Nulle noblesse de paresse. (Leroux, 11.) It.: La nobiltá non s'acquista nascendo ma virtuosamente vivendo. 8 Adel ohne Geld gilt wenig in der Welt. It.: La nobiltà poco si prezza se vi manca la richezza. 9 Adel ohne Tugend ist eine Nussschale ohne Kern, ein Ei ohne Dotter. 10 Adel ohne Tugend und eine Laterne ohne Licht leuchten beide nicht. It.: La vera nobiltà deve esser accompagnata con l'honestà. 11 Adel sitzt im Gemüthe und nicht im Geblüte. Lat.: Stemmata quid prosunt, si virtus deficit omnis. – Virtute decet non sanguine niti. 12 Adels Mutter ist die Ehre, Adels Tochter ist die Wehre. 13 Adel stehet wohl bei Tugend. Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. (Brandt, 76.) It.: La vera nobiltà male non fà. 14 Adel – Tadel. – Parömiakon, 3213; Körte, 45. So schön die Wörter reimen, so wenig vertragen sich die Begriffe. Adelig muss sein untadelig. Stammbäume nützen nichts, wo jede Tugend mangelt. Adel kommt von Tugend, und Edelleute sind nur die, welche edle Thaten vollbracht. Ein Federstrich kann adelig machen, doch edel kann kein Kaiser machen. Cardinal Richelieu sagte: „Ich will so viel Herzöge machen, dass es eine ebenso grosse Schande sein soll, einer wie keiner zu sein.“ Frz.: Il n'y a generation où il n'y ait putain ou larron. Span.: No ay generacion, do no ay puta o ladron. 15 Adel, Tugend, Kunst, sind ohne Geld umsunst. Dadurch wird der Geldadel zum vornehmsten erhoben, obgleich er unstreitig der erbärmlichste ist. Der Geburtsadel lebt wenigstens in der Erinnerung ehemaliger Grösse; der Geldadel aber nährt den dümmsten Stolz auf ein todtes Metall und macht die Seele und die Finger zugleich schmuzig. 16 Adel, Tugend und Talente sind nichts ohne Rente. 17 Aller Adel hat einen Misthaufen zum Vater und die Fäulniss zur Mutter. 18 Auch der Adel braucht die Nadel. Der Höchste bedarf der Dienste der Niedern. 19 Auf alten Adel leiht der Jude keinen Pfennig. Wie viel der Christ? 20 Dem fehlt der Adel, der nichts kennt, als Tadel. 21 Der Adel macht die Klöster reich und die Klöster den Adel arm. Durch Fürsten, Grafen, Ritter u. s. w. wurden die meisten Klöster gestiftet und so reichlich begabt, dass ihre Familien den Verlust so vieler Güter empfanden und zuletzt in Armuth sanken, während die Klöster aufblühten und in Ruhe die erhaltenen Reichthümer verzehrten. (Kirchhofer, 3.) 22 Der Adel und der Hühnerhund machen die Liebe der Jäger zu den Hasen kund. Chamfort sagt: „Der Adel sei der Vermittler zwischen dem Monarchen und dem Volke wie der Hühnerhund zwischen Jäger und Hasen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/42
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/42>, abgerufen am 22.12.2024.