Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
56 Wer zu sehr eilet, der thut nichts guts. - Henisch, 834; Petri, II, 784. 57 Wer zu sehr eilt, kommt spät ans Ziel. Lat.: Qui nimium properat, serius absolvit. (Schulblatt, 471; Eiselein, 139; Gaal, 341.) 58 Wer zu sehr eilt, wird langsam fertig. - Simrock, 1937; Körte, 1047; Reinsberg III, 11. Wegen doppelter Arbeit. It.: Chi ha piu fretta piu tardi finisce. (Pazzaglia, 130, 6; Gaal, 341.) *59 Er eilt als ob man jn jagen thet. - Eyering, II, 230. *60 Er eilt, wie eine Henne, die legen will, zum Nest. Holl.: Hij is gejaagd als eene hen, die een ei moet leggen. (Harrebomee, I, 117.) *61 Nicht so geeilt mit der Geiss auf den Markt. Gegen zu frühe oder übereilte Heirathen. Eilenberger. Er ist nicht ein Eilenberger, sondern Senfftenberger. - Henisch, 834. Eilend. 1 Man soll nichts eylend thun als Flöhfangen. - Lehmann, 169, 8. 2 Wer zu eilend in ein angster1 schenckt, der thut mehr daneben, denn drein. - Henisch, 835. 1) Ein Trinkgeschirr, das einen engen Hals, ein enges Mundloch hat. Das Wort ist nur im südlichen Deutschland im Gebrauch. Vgl. darüber Grimm, I, 360. Eilende (der). Der eilend würt nit one sünd reich. - Franck, I, 44b; Gruter, I, 14; Petri, II, 85; Körte, 1051; Venedey, 69. Eilesehr. 1 Eilesehr brach (bricht) den halss. - Franck, II, 69b; Petri, II, 162; Henisch, 834; Tappius, 82b; Gruter, I, 23; Venedey, 69; Simrock, 1934; Körte, 1045; Eiselein, 139; Sailer, 75; Kirchhofer, 141; Reinsberg III, 11. Frz.: Trop presser nuit. It.: Chi erra in fretta, a bell' agio si pente. Ung.: A hamarkodo kutya vak kölyköket fiadzik. (Gaal, 342.) 2 Eilesehr kehrt dem Glück den Rücken. 3 Eilesehr nimmt den Teig roh mit aus Aegypten. 4 Eilesehr verschüttet die Suppe. In Esthland sagt man: Die Eile hat keine Suppe, der Näscher kein Fleisch, der Faule betrügt den Hurtigen. (Reinsberg III, 13.) Eileviel. Eileviel kommt spät ans Ziel. Eilig. 1 Hei is so eilig äs en Sleipstein1, dä in sei-even Johren nit smeart is. (Iserlohn.) - Woeste, 60, 82. 1) Schleifstein. - Die Franzosen sagen von einem solchen: Er ist von Lagny, er hat keine Eile. Diese Redensart bezog sich ursprünglich auf den Herzog Johann von Burgund, der unnütz zehn Wochen in Lagny blieb, statt vorzurücken. (Reinsberg V, 154.) 2 Zü (sieh) wo eilig, segt de oll Mann, as de Koh von Mökow löpt mit'n Bullen na, Lassan(?). - Hoefer, 720. Eilige (der). Der Eilige und Langsame kommen an der Fähre zusammen. - Burckhardt, 52; Reinsberg III, 13. Die Fähren warten so lange, bis sie zur Ueberfahrt Personen genug haben. - Die Extreme berühren sich. Eilk. En Eilke vunr Diern. - Eichwald, 309. Eimer. 1 Auss einem Eimer kan man den durst besser leschen als auss einem Fingerhut. - Lehmann, 349, 12. 2 Der Eimer, der nicht Wasser hält, misst doch Hafer. 3 Der Eimer geht so lange zum Brunnen, bis der Henkel bricht. Die Czechen sagen: bis der Reifen abfällt. (Reinsberg III, 142.) 4 Der leere Eimer steigt (stets) in die Höhe. 5 Es ist nicht jeder Eimer zum Wassertragen. 6 In den Eimer geht mehr nichts, als er fassen kann. 7 Man sol den Eymer nicht zu tieff in Brunnen lassen hengen. - Petri, II, 465. 8 Was nützt ein Eimer, in dem kein Boden ist. Holl.: Hoe zou men een' emmer gebruiken, daar geen bodem in is. (Harrebomee, I, 183.) [Spaltenumbruch] 9 Wer wird den Eimer aus dem Brunnen nehmen und ihn in die Cisterne thun? - Wullschlägel. Neger in Surinam, wenn bei einem Wechsel nichts zu gewinnen ist. 10 Wer wird einen Eimer sehen und eine Flasche nehmen, um Wasser zu schöpfen. Der ist ein Thor, der sich ihm darbietende Vortheile nicht benutzt. *11 Er hat seine achtzig Eimer weg. (Schles.) Von einem classischen Säufer. Man hört in Schlesien sehr häufig die Meinung, dass ein ordentlicher Trinker während seines Lebens achtzig Eimer Branntwein zu vertilgen habe, was man als eine Art Lebensaufgabe betrachtet. Einäugig. 1 Einäugig und scheel sind gern beieinander. Der Einäugige liebt den Einäugigen, sagt man in Hindostan. (Reinsberg IV, 46.) 2 Es ist besser einäugig, dann gar blind. - Henisch, 841; Eyering, I, 191; Schottel, 1113b. Dän.: Bedre eenöiet end blind. Frz.: Il vaut mieux etre borgne qu'aveugle. - Mieux vaut un oeil que nul. (Leroux, II, 264.) Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse quam duobus. (Eyering, I, 191.) Port.: Melhor he ser torto que cego de todo. (Bohn I, 232.) Span.: Mas vale tuerto que ciego. (Bohn I, 232.) Einäugiger. 1 Ein Einäugiger braucht keine Doppelbrille. 2 Ein Einäugiger ist dem Lande der Blinden eine Schönheit. - Burckhardt, 129. 3 Ein Einäugiger kann leicht einen Blinden übersehen. 4 Wenn du einen Einäugigen siehst vorübergehen, so wende einen Stein um. - Burckhardt. 5 Wo der Einäugige König ist, regieren die Blinden. *6 Für einen Einäugigen war es gut gesehen. Nicht übel gezielt. Ironisch für: es war fehlgeschossen. Einback. Einback ist besser als Zweiback. Brot ist der Semmel vorzuziehen. Einbeichten. * Eck häwwe et emme (ihm) recht inbichtet. (Lippe.) Anbefohlen, ernstlich gesagt. Einbilden. 1 Manche bilden sich ein, ihre Eier seien mehr werth, als anderer Leute Hühner. - Winckler, V, 39. 2 Mancher bildet sich ein, er sei ein Hühnlein, ehe er noch zum Ei gelegt. - Winckler, V, 91. 3 Wer sich mehr einbildet, als er ist, der sehe in den Spiegel. Nämlich in den Spiegel wahrer Selbsterkenntniss und strenger Selbstprüfung. *4 Er bildet sich ein, er sei höher als der strasburger Thurm, nur nicht gar so hoch wie der babylonische. *5 Er bildet sich ein, sein Grossvater sei in Noah's Kasten gewesen. Frz.: Il s'imagine etre de la cote de Saint-Louis. (Lendroy, 505.) *6 Ich bilde mir so viel ein als ein Doctor, Edelmann u. s. w. - Meisner, 43. Einbildung. 1 Einbildung ist schlimmer als die Pestilenz. - Bremser, 16. 2 Einbildung und Furcht ist schlimmer als die Pestilenz. - Pistor., III, 74; Bremser, 16; Bücking, 152. 3 Einbildung vor der Zeit hindert Geschicklichkeit. - Simrock, 1979. 4 Inbild1 is ärger as de anderdaagsse Koors2. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 19. 1) Einbildung. 2) Wechselfieber. 5 Inbilling is slimmer as de Dard'ndagskol(de)1. (Oldenburg.) - Firmenich, I, 19, 27; Bueren, 735; Frommann, VI, 884, 743. 1) Das dritttägige (gewöhnlicher, aber unrichtig dreitägige), d. i. jeden dritten Tag wiederkehrende (Wechsel-) Fieber. Kolde, Kolle = Kälte. Darde, derde = dritter, englisch third. (Stürenberg, 30 u. 119; Frommann, III, 29 u. VI, 1.) - Einbildung ist schlimmer als das dreitägige Fieber. Holl.: De verbeelding is erger dan de derdendaagsche koorts (of: de pest). (Harrebomee, II, 369.)
[Spaltenumbruch]
56 Wer zu sehr eilet, der thut nichts guts. – Henisch, 834; Petri, II, 784. 57 Wer zu sehr eilt, kommt spät ans Ziel. Lat.: Qui nimium properat, serius absolvit. (Schulblatt, 471; Eiselein, 139; Gaal, 341.) 58 Wer zu sehr eilt, wird langsam fertig. – Simrock, 1937; Körte, 1047; Reinsberg III, 11. Wegen doppelter Arbeit. It.: Chi ha più fretta più tardi finisce. (Pazzaglia, 130, 6; Gaal, 341.) *59 Er eilt als ob man jn jagen thet. – Eyering, II, 230. *60 Er eilt, wie eine Henne, die legen will, zum Nest. Holl.: Hij is gejaagd als eene hen, die een ei moet leggen. (Harrebomée, I, 117.) *61 Nicht so geeilt mit der Geiss auf den Markt. Gegen zu frühe oder übereilte Heirathen. Eilenberger. Er ist nicht ein Eilenberger, sondern Senfftenberger. – Henisch, 834. Eilend. 1 Man soll nichts eylend thun als Flöhfangen. – Lehmann, 169, 8. 2 Wer zu eilend in ein angster1 schenckt, der thut mehr daneben, denn drein. – Henisch, 835. 1) Ein Trinkgeschirr, das einen engen Hals, ein enges Mundloch hat. Das Wort ist nur im südlichen Deutschland im Gebrauch. Vgl. darüber Grimm, I, 360. Eilende (der). Der eilend würt nit one sünd reich. – Franck, I, 44b; Gruter, I, 14; Petri, II, 85; Körte, 1051; Venedey, 69. Eilesehr. 1 Eilesehr brach (bricht) den halss. – Franck, II, 69b; Petri, II, 162; Henisch, 834; Tappius, 82b; Gruter, I, 23; Venedey, 69; Simrock, 1934; Körte, 1045; Eiselein, 139; Sailer, 75; Kirchhofer, 141; Reinsberg III, 11. Frz.: Trop presser nuit. It.: Chi erra in fretta, a bell' agio si pente. Ung.: A hamarkodó kutya vak kölyköket fiadzik. (Gaal, 342.) 2 Eilesehr kehrt dem Glück den Rücken. 3 Eilesehr nimmt den Teig roh mit aus Aegypten. 4 Eilesehr verschüttet die Suppe. In Esthland sagt man: Die Eile hat keine Suppe, der Näscher kein Fleisch, der Faule betrügt den Hurtigen. (Reinsberg III, 13.) Eileviel. Eileviel kommt spät ans Ziel. Eilig. 1 Hei is so êilig äs en Slêipstêin1, dä in sî-even Johren nit smèart is. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 82. 1) Schleifstein. – Die Franzosen sagen von einem solchen: Er ist von Lagny, er hat keine Eile. Diese Redensart bezog sich ursprünglich auf den Herzog Johann von Burgund, der unnütz zehn Wochen in Lagny blieb, statt vorzurücken. (Reinsberg V, 154.) 2 Zü (sieh) wo îlig, segt de oll Mann, as de Koh von Mökow löpt mit'n Bullen nâ, Lassan(?). – Hoefer, 720. Eilige (der). Der Eilige und Langsame kommen an der Fähre zusammen. – Burckhardt, 52; Reinsberg III, 13. Die Fähren warten so lange, bis sie zur Ueberfahrt Personen genug haben. – Die Extreme berühren sich. Eilk. En Eilke vunr Diern. – Eichwald, 309. Eimer. 1 Auss einem Eimer kan man den durst besser leschen als auss einem Fingerhut. – Lehmann, 349, 12. 2 Der Eimer, der nicht Wasser hält, misst doch Hafer. 3 Der Eimer geht so lange zum Brunnen, bis der Henkel bricht. Die Czechen sagen: bis der Reifen abfällt. (Reinsberg III, 142.) 4 Der leere Eimer steigt (stets) in die Höhe. 5 Es ist nicht jeder Eimer zum Wassertragen. 6 In den Eimer geht mehr nichts, als er fassen kann. 7 Man sol den Eymer nicht zu tieff in Brunnen lassen hengen. – Petri, II, 465. 8 Was nützt ein Eimer, in dem kein Boden ist. Holl.: Hoe zou men een' emmer gebruiken, daar geen bodem in is. (Harrebomée, I, 183.) [Spaltenumbruch] 9 Wer wird den Eimer aus dem Brunnen nehmen und ihn in die Cisterne thun? – Wullschlägel. Neger in Surinam, wenn bei einem Wechsel nichts zu gewinnen ist. 10 Wer wird einen Eimer sehen und eine Flasche nehmen, um Wasser zu schöpfen. Der ist ein Thor, der sich ihm darbietende Vortheile nicht benutzt. *11 Er hat seine achtzig Eimer weg. (Schles.) Von einem classischen Säufer. Man hört in Schlesien sehr häufig die Meinung, dass ein ordentlicher Trinker während seines Lebens achtzig Eimer Branntwein zu vertilgen habe, was man als eine Art Lebensaufgabe betrachtet. Einäugig. 1 Einäugig und scheel sind gern beieinander. Der Einäugige liebt den Einäugigen, sagt man in Hindostan. (Reinsberg IV, 46.) 2 Es ist besser einäugig, dann gar blind. – Henisch, 841; Eyering, I, 191; Schottel, 1113b. Dän.: Bedre eenøiet end blind. Frz.: Il vaut mieux être borgne qu'aveugle. – Mieux vaut un oeil que nul. (Leroux, II, 264.) Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse quam duobus. (Eyering, I, 191.) Port.: Melhor he ser torto que cego de todo. (Bohn I, 232.) Span.: Mas vale tuerto que ciego. (Bohn I, 232.) Einäugiger. 1 Ein Einäugiger braucht keine Doppelbrille. 2 Ein Einäugiger ist dem Lande der Blinden eine Schönheit. – Burckhardt, 129. 3 Ein Einäugiger kann leicht einen Blinden übersehen. 4 Wenn du einen Einäugigen siehst vorübergehen, so wende einen Stein um. – Burckhardt. 5 Wo der Einäugige König ist, regieren die Blinden. *6 Für einen Einäugigen war es gut gesehen. Nicht übel gezielt. Ironisch für: es war fehlgeschossen. Einback. Einback ist besser als Zweiback. Brot ist der Semmel vorzuziehen. Einbeichten. * Eck häwwe et emme (ihm) recht inbichtet. (Lippe.) Anbefohlen, ernstlich gesagt. Einbilden. 1 Manche bilden sich ein, ihre Eier seien mehr werth, als anderer Leute Hühner. – Winckler, V, 39. 2 Mancher bildet sich ein, er sei ein Hühnlein, ehe er noch zum Ei gelegt. – Winckler, V, 91. 3 Wer sich mehr einbildet, als er ist, der sehe in den Spiegel. Nämlich in den Spiegel wahrer Selbsterkenntniss und strenger Selbstprüfung. *4 Er bildet sich ein, er sei höher als der strasburger Thurm, nur nicht gar so hoch wie der babylonische. *5 Er bildet sich ein, sein Grossvater sei in Noah's Kasten gewesen. Frz.: Il s'imagine être de la côte de Saint-Louis. (Lendroy, 505.) *6 Ich bilde mir so viel ein als ein Doctor, Edelmann u. s. w. – Meisner, 43. Einbildung. 1 Einbildung ist schlimmer als die Pestilenz. – Bremser, 16. 2 Einbildung und Furcht ist schlimmer als die Pestilenz. – Pistor., III, 74; Bremser, 16; Bücking, 152. 3 Einbildung vor der Zeit hindert Geschicklichkeit. – Simrock, 1979. 4 Inbild1 is ärger as de anderdaagsse Koors2. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 19. 1) Einbildung. 2) Wechselfieber. 5 Inbilling is slimmer as de Dard'ndagskol(de)1. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 19, 27; Bueren, 735; Frommann, VI, 884, 743. 1) Das dritttägige (gewöhnlicher, aber unrichtig dreitägige), d. i. jeden dritten Tag wiederkehrende (Wechsel-) Fieber. Kolde, Kolle = Kälte. Darde, derde = dritter, englisch third. (Stürenberg, 30 u. 119; Frommann, III, 29 u. VI, 1.) – Einbildung ist schlimmer als das dreitägige Fieber. Holl.: De verbeelding is erger dan de derdendaagsche koorts (of: de pest). (Harrebomée, II, 369.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <pb facs="#f0418" n="[390]"/> <cb n="779"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Wer zu sehr eilet, der thut nichts guts.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 834; Petri, II, 784.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">57 Wer zu sehr eilt, kommt spät ans Ziel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui nimium properat, serius absolvit. (<hi rendition="#i">Schulblatt, 471; Eiselein, 139; Gaal, 341.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Wer zu sehr eilt, wird langsam fertig.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 1937; Körte, 1047; Reinsberg III, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wegen doppelter Arbeit.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi ha più fretta più tardi finisce. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 130, 6; Gaal, 341.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*59 Er eilt als ob man jn jagen thet.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, II, 230.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*60 Er eilt, wie eine Henne, die legen will, zum Nest.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is gejaagd als eene hen, die een ei moet leggen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 117.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*61 Nicht so geeilt mit der Geiss auf den Markt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Gegen zu frühe oder übereilte Heirathen.</p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilenberger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Er ist nicht ein Eilenberger, sondern Senfftenberger.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 834.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilend.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Man soll nichts eylend thun als Flöhfangen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 169, 8.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer zu eilend in ein angster<hi rendition="#sup">1</hi> schenckt, der thut mehr daneben, denn drein.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 835.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein Trinkgeschirr, das einen engen Hals, ein enges Mundloch hat. Das Wort ist nur im südlichen Deutschland im Gebrauch. Vgl. darüber <hi rendition="#i">Grimm, I, 360.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Eilende</hi> (der).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der eilend würt nit one sünd reich.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 44<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 14; Petri, II, 85; Körte, 1051; Venedey, 69.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilesehr.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eilesehr brach (bricht) den halss.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 69<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 162; Henisch, 834; Tappius, 82<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 23; Venedey, 69; Simrock, 1934; Körte, 1045; Eiselein, 139; Sailer, 75; Kirchhofer, 141; Reinsberg III, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Trop presser nuit.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi erra in fretta, a bell' agio si pente.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A hamarkodó kutya vak kölyköket fiadzik. (<hi rendition="#i">Gaal, 342.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Eilesehr kehrt dem Glück den Rücken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Eilesehr nimmt den Teig roh mit aus Aegypten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Eilesehr verschüttet die Suppe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Esthland sagt man: Die Eile hat keine Suppe, der Näscher kein Fleisch, der Faule betrügt den Hurtigen. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 13.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eileviel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eileviel kommt spät ans Ziel.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilig.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hei is so êilig äs en Slêipstêin<hi rendition="#sup">1</hi>, dä in sî-even Johren nit smèart is.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 60, 82.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Schleifstein. – Die Franzosen sagen von einem solchen: Er ist von Lagny, er hat keine Eile. Diese Redensart bezog sich ursprünglich auf den Herzog Johann von Burgund, der unnütz zehn Wochen in Lagny blieb, statt vorzurücken. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 154.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Zü (sieh) wo îlig, segt de oll Mann, as de Koh von Mökow löpt mit'n Bullen nâ, Lassan(?).</hi> – <hi rendition="#i">Hoefer, 720.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Eilige</hi> (der).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Eilige und Langsame kommen an der Fähre zusammen.</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt, 52; Reinsberg III, 13.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Fähren warten so lange, bis sie zur Ueberfahrt Personen genug haben. – Die Extreme berühren sich.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilk.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">En Eilke vunr Diern.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 309.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eimer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auss einem Eimer kan man den durst besser leschen als auss einem Fingerhut.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 349, 12.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Eimer, der nicht Wasser hält, misst doch Hafer.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Eimer geht so lange zum Brunnen, bis der Henkel bricht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Czechen sagen: bis der Reifen abfällt. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 142.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der leere Eimer steigt (stets) in die Höhe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es ist nicht jeder Eimer zum Wassertragen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 In den Eimer geht mehr nichts, als er fassen kann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Man sol den Eymer nicht zu tieff in Brunnen lassen hengen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 465.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Was nützt ein Eimer, in dem kein Boden ist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hoe zou men een' emmer gebruiken, daar geen bodem in is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 183.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="780"/> 9 Wer wird den Eimer aus dem Brunnen nehmen und ihn in die Cisterne thun?</hi> – <hi rendition="#i">Wullschlägel.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Neger in Surinam, wenn bei einem Wechsel nichts zu gewinnen ist.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer wird einen Eimer sehen und eine Flasche nehmen, um Wasser zu schöpfen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der ist ein Thor, der sich ihm darbietende Vortheile nicht benutzt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er hat seine achtzig Eimer weg.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Von einem classischen Säufer. Man hört in Schlesien sehr häufig die Meinung, dass ein ordentlicher Trinker während seines Lebens achtzig Eimer Branntwein zu vertilgen habe, was man als eine Art Lebensaufgabe betrachtet.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einäugig.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Einäugig und scheel sind gern beieinander.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der Einäugige liebt den Einäugigen, sagt man in Hindostan. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 46.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist besser einäugig, dann gar blind.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 841; Eyering, I, 191; Schottel, 1113<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre eenøiet end blind.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaut mieux être borgne qu'aveugle. – Mieux vaut un oeil que nul. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 264.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praestat uni malo obnoxium esse quam duobus. (<hi rendition="#i">Eyering, I, 191.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Melhor he ser torto que cego de todo. (<hi rendition="#i">Bohn I, 232.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mas vale tuerto que ciego. (<hi rendition="#i">Bohn I, 232.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einäugiger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Einäugiger braucht keine Doppelbrille.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein Einäugiger ist dem Lande der Blinden eine Schönheit.</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt, 129.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Einäugiger kann leicht einen Blinden übersehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn du einen Einäugigen siehst vorübergehen, so wende einen Stein um.</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wo der Einäugige König ist, regieren die Blinden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Für einen Einäugigen war es gut gesehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nicht übel gezielt. Ironisch für: es war fehlgeschossen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einback.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Einback ist besser als Zweiback.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Brot ist der Semmel vorzuziehen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einbeichten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Eck häwwe et emme (ihm) recht inbichtet.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Anbefohlen, ernstlich gesagt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einbilden.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Manche bilden sich ein, ihre Eier seien mehr werth, als anderer Leute Hühner.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, V, 39.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mancher bildet sich ein, er sei ein Hühnlein, ehe er noch zum Ei gelegt.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, V, 91.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer sich mehr einbildet, als er ist, der sehe in den Spiegel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nämlich in den Spiegel wahrer Selbsterkenntniss und strenger Selbstprüfung.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er bildet sich ein, er sei höher als der strasburger Thurm, nur nicht gar so hoch wie der babylonische.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er bildet sich ein, sein Grossvater sei in Noah's Kasten gewesen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il s'imagine être de la côte de Saint-Louis. (<hi rendition="#i">Lendroy, 505.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Ich bilde mir so viel ein als ein Doctor, Edelmann u. s. w.</hi> – <hi rendition="#i">Meisner, 43.</hi></p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einbildung.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Einbildung ist schlimmer als die Pestilenz.</hi> – <hi rendition="#i">Bremser, 16.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Einbildung und Furcht ist schlimmer als die Pestilenz.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., III, 74; Bremser, 16; Bücking, 152.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Einbildung vor der Zeit hindert Geschicklichkeit.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 1979.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Inbild<hi rendition="#sup">1</hi> is ärger as de anderdaagsse Koors<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Kleve.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 382, 19.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Einbildung.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Wechselfieber.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Inbilling is slimmer as de Dard'ndagskol(de)<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 19, 27; Bueren, 735; Frommann, VI, 884, 743.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Das dritttägige (gewöhnlicher, aber unrichtig dreitägige), d. i. jeden dritten Tag wiederkehrende (Wechsel-) Fieber. Kolde, Kolle = Kälte. Darde, derde = dritter, englisch <hi rendition="#i">third.</hi> (<hi rendition="#i">Stürenberg, 30 u. 119; Frommann, III, 29 u. VI, 1.</hi>) – Einbildung ist schlimmer als das dreitägige Fieber.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De verbeelding is erger dan de derdendaagsche koorts (of: de pest). (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 369.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[390]/0418]
56 Wer zu sehr eilet, der thut nichts guts. – Henisch, 834; Petri, II, 784.
57 Wer zu sehr eilt, kommt spät ans Ziel.
Lat.: Qui nimium properat, serius absolvit. (Schulblatt, 471; Eiselein, 139; Gaal, 341.)
58 Wer zu sehr eilt, wird langsam fertig. – Simrock, 1937; Körte, 1047; Reinsberg III, 11.
Wegen doppelter Arbeit.
It.: Chi ha più fretta più tardi finisce. (Pazzaglia, 130, 6; Gaal, 341.)
*59 Er eilt als ob man jn jagen thet. – Eyering, II, 230.
*60 Er eilt, wie eine Henne, die legen will, zum Nest.
Holl.: Hij is gejaagd als eene hen, die een ei moet leggen. (Harrebomée, I, 117.)
*61 Nicht so geeilt mit der Geiss auf den Markt.
Gegen zu frühe oder übereilte Heirathen.
Eilenberger.
Er ist nicht ein Eilenberger, sondern Senfftenberger. – Henisch, 834.
Eilend.
1 Man soll nichts eylend thun als Flöhfangen. – Lehmann, 169, 8.
2 Wer zu eilend in ein angster1 schenckt, der thut mehr daneben, denn drein. – Henisch, 835.
1) Ein Trinkgeschirr, das einen engen Hals, ein enges Mundloch hat. Das Wort ist nur im südlichen Deutschland im Gebrauch. Vgl. darüber Grimm, I, 360.
Eilende (der).
Der eilend würt nit one sünd reich. – Franck, I, 44b; Gruter, I, 14; Petri, II, 85; Körte, 1051; Venedey, 69.
Eilesehr.
1 Eilesehr brach (bricht) den halss. – Franck, II, 69b; Petri, II, 162; Henisch, 834; Tappius, 82b; Gruter, I, 23; Venedey, 69; Simrock, 1934; Körte, 1045; Eiselein, 139; Sailer, 75; Kirchhofer, 141; Reinsberg III, 11.
Frz.: Trop presser nuit.
It.: Chi erra in fretta, a bell' agio si pente.
Ung.: A hamarkodó kutya vak kölyköket fiadzik. (Gaal, 342.)
2 Eilesehr kehrt dem Glück den Rücken.
3 Eilesehr nimmt den Teig roh mit aus Aegypten.
4 Eilesehr verschüttet die Suppe.
In Esthland sagt man: Die Eile hat keine Suppe, der Näscher kein Fleisch, der Faule betrügt den Hurtigen. (Reinsberg III, 13.)
Eileviel.
Eileviel kommt spät ans Ziel.
Eilig.
1 Hei is so êilig äs en Slêipstêin1, dä in sî-even Johren nit smèart is. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 82.
1) Schleifstein. – Die Franzosen sagen von einem solchen: Er ist von Lagny, er hat keine Eile. Diese Redensart bezog sich ursprünglich auf den Herzog Johann von Burgund, der unnütz zehn Wochen in Lagny blieb, statt vorzurücken. (Reinsberg V, 154.)
2 Zü (sieh) wo îlig, segt de oll Mann, as de Koh von Mökow löpt mit'n Bullen nâ, Lassan(?). – Hoefer, 720.
Eilige (der).
Der Eilige und Langsame kommen an der Fähre zusammen. – Burckhardt, 52; Reinsberg III, 13.
Die Fähren warten so lange, bis sie zur Ueberfahrt Personen genug haben. – Die Extreme berühren sich.
Eilk.
En Eilke vunr Diern. – Eichwald, 309.
Eimer.
1 Auss einem Eimer kan man den durst besser leschen als auss einem Fingerhut. – Lehmann, 349, 12.
2 Der Eimer, der nicht Wasser hält, misst doch Hafer.
3 Der Eimer geht so lange zum Brunnen, bis der Henkel bricht.
Die Czechen sagen: bis der Reifen abfällt. (Reinsberg III, 142.)
4 Der leere Eimer steigt (stets) in die Höhe.
5 Es ist nicht jeder Eimer zum Wassertragen.
6 In den Eimer geht mehr nichts, als er fassen kann.
7 Man sol den Eymer nicht zu tieff in Brunnen lassen hengen. – Petri, II, 465.
8 Was nützt ein Eimer, in dem kein Boden ist.
Holl.: Hoe zou men een' emmer gebruiken, daar geen bodem in is. (Harrebomée, I, 183.)
9 Wer wird den Eimer aus dem Brunnen nehmen und ihn in die Cisterne thun? – Wullschlägel.
Neger in Surinam, wenn bei einem Wechsel nichts zu gewinnen ist.
10 Wer wird einen Eimer sehen und eine Flasche nehmen, um Wasser zu schöpfen.
Der ist ein Thor, der sich ihm darbietende Vortheile nicht benutzt.
*11 Er hat seine achtzig Eimer weg. (Schles.)
Von einem classischen Säufer. Man hört in Schlesien sehr häufig die Meinung, dass ein ordentlicher Trinker während seines Lebens achtzig Eimer Branntwein zu vertilgen habe, was man als eine Art Lebensaufgabe betrachtet.
Einäugig.
1 Einäugig und scheel sind gern beieinander.
Der Einäugige liebt den Einäugigen, sagt man in Hindostan. (Reinsberg IV, 46.)
2 Es ist besser einäugig, dann gar blind. – Henisch, 841; Eyering, I, 191; Schottel, 1113b.
Dän.: Bedre eenøiet end blind.
Frz.: Il vaut mieux être borgne qu'aveugle. – Mieux vaut un oeil que nul. (Leroux, II, 264.)
Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse quam duobus. (Eyering, I, 191.)
Port.: Melhor he ser torto que cego de todo. (Bohn I, 232.)
Span.: Mas vale tuerto que ciego. (Bohn I, 232.)
Einäugiger.
1 Ein Einäugiger braucht keine Doppelbrille.
2 Ein Einäugiger ist dem Lande der Blinden eine Schönheit. – Burckhardt, 129.
3 Ein Einäugiger kann leicht einen Blinden übersehen.
4 Wenn du einen Einäugigen siehst vorübergehen, so wende einen Stein um. – Burckhardt.
5 Wo der Einäugige König ist, regieren die Blinden.
*6 Für einen Einäugigen war es gut gesehen.
Nicht übel gezielt. Ironisch für: es war fehlgeschossen.
Einback.
Einback ist besser als Zweiback.
Brot ist der Semmel vorzuziehen.
Einbeichten.
* Eck häwwe et emme (ihm) recht inbichtet. (Lippe.)
Anbefohlen, ernstlich gesagt.
Einbilden.
1 Manche bilden sich ein, ihre Eier seien mehr werth, als anderer Leute Hühner. – Winckler, V, 39.
2 Mancher bildet sich ein, er sei ein Hühnlein, ehe er noch zum Ei gelegt. – Winckler, V, 91.
3 Wer sich mehr einbildet, als er ist, der sehe in den Spiegel.
Nämlich in den Spiegel wahrer Selbsterkenntniss und strenger Selbstprüfung.
*4 Er bildet sich ein, er sei höher als der strasburger Thurm, nur nicht gar so hoch wie der babylonische.
*5 Er bildet sich ein, sein Grossvater sei in Noah's Kasten gewesen.
Frz.: Il s'imagine être de la côte de Saint-Louis. (Lendroy, 505.)
*6 Ich bilde mir so viel ein als ein Doctor, Edelmann u. s. w. – Meisner, 43.
Einbildung.
1 Einbildung ist schlimmer als die Pestilenz. – Bremser, 16.
2 Einbildung und Furcht ist schlimmer als die Pestilenz. – Pistor., III, 74; Bremser, 16; Bücking, 152.
3 Einbildung vor der Zeit hindert Geschicklichkeit. – Simrock, 1979.
4 Inbild1 is ärger as de anderdaagsse Koors2. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 19.
1) Einbildung.
2) Wechselfieber.
5 Inbilling is slimmer as de Dard'ndagskol(de)1. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 19, 27; Bueren, 735; Frommann, VI, 884, 743.
1) Das dritttägige (gewöhnlicher, aber unrichtig dreitägige), d. i. jeden dritten Tag wiederkehrende (Wechsel-) Fieber. Kolde, Kolle = Kälte. Darde, derde = dritter, englisch third. (Stürenberg, 30 u. 119; Frommann, III, 29 u. VI, 1.) – Einbildung ist schlimmer als das dreitägige Fieber.
Holl.: De verbeelding is erger dan de derdendaagsche koorts (of: de pest). (Harrebomée, II, 369.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |