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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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83 Ein Dieb ist nicht gern allein, er will einen Gesellen haben.

84 Ein Dieb ist nicht so schlimm als ein Lästermaul.

Holl.: Ik heb liever een' dief aan mijne klink dan een' luistervink. (Harrebomee, I, 130.)

85 Ein dieb ist nyrgent besser, denn am galgen. Tappius, 178a; Agricola I, 318; Latendorf, 141; Lehmann, II, 121, 18; Körte, 852; Simrock, 1586; Henisch, 694; Schottel, 1134a.

Zu Agricola's Zeiten wusste man nichts Besseres mit Dieben anzufangen, als sie zu hängen, weil man von der an sich richtigen Ansicht ausging, dass ein gründlich gehängter Dich nicht mehr stehle; aber man hätte consequent sein und jeden andern Uebertreter der Gesetze auch hängen sollen, wodurch man sich am durchgreifendsten vor allen Rückfällen geschützt hätte.

Frz.: De cent noyes, pas un de sauve, de cent pendus, pas un de perdu.

Holl.: Een dief past nergends beter dan aan de galg. (Campen, 42; Harrebomee, I, 130.)

86 Ein dieb ist schädlich, einem lugner fehlet's auch nicht. - Henisch, 694.

87 Ein Dieb ist wie der andere, der das Mehl stiehlt und der den Sack dazu hält (trägt). - Winckler, VII, 96.

88 Ein Dieb kann lange nehmen, eh' er etwas für den Himmel bekommt.

89 Ein Dieb kennt wie ein Wolf den andern. - Lehmann, II, 147, 24; Gruter, III, 26.

Die an denselben Fehlern leiden, erkennen sich nicht nur bald, sondern sie haben auch eine gewisse Zuneigung zueinander.

Engl.: A thief knows a thief, as a wolf knows a wolf. (Bohn I, 302.)

90 Ein Dieb stiehlt nicht immer, aber man muss sich immer vor ihm hüten.

91 Ein Dieb stiehlt sich selten reich. - Pistor., X, 33; Simrock, 1598.

92 Ein dieb stilt dem andern nicht. - Henisch, 694.

93 Ein Dieb vertreibt den andern.

94 Ein dieb vnd buler ist ein ding. - Henisch, 694.

95 Ein dieb vnd Wolff kent den andern. - Henisch, 691.

Lat.: Fur agnoscit furem, lupus lupum.

96 Ein Dieb vom Galgen löss kein Mann: er möcht' ihn selber bringen dran. - Crusius, I, 119a.

97 Ein dieb zeucht dem andern. - Henisch, 694.

98 Ein dieb zieret den galgen wol. - Henisch, 694.

99 Ein fauler Dieb ist besser als ein fauler Knecht. - Henisch, 692; Sailer, 276; Körte, 862.

Lat.: Fur ignavus praestat servo ignavo et negligenti. (Luther, 436.)

100 Ein fauler Dieb thut nicht so vil schaden als faul gesinde (oder: als ein fahrlässiger Knecht). - Henisch, 694.

101 Ein grosser Dieb verdient 'n grossen Strick.

Frz.: A gros larron grosse corde. (Leroux, II, 123.)

Holl.: Tot eenen grooten dief behoort cen groote strop. (Harrebomee, I, 131.)

102 Ein jeder ist ein dieb in seinem handwerck. - Henisch, 694.

103 Ein kleiner Dieb an Galgen muss, von grossen nimpt man pfenningbuss. - Henisch, 693; Simrock, 1567; Körte, 848.

"Raben lässt man entkommen, Täublein fängt das Gericht auf." (Juvenal.)

104 Ein kluger Dieb erschrickt vor keinem Galgen.

105 Ein kluger Dieb hält sein Nest rein. - Simrock, 1597; Körte, 857.

106 Ein reifer Dieb hängt sich selber.

Engl.: Give a thief rope enough, and he'll hang himself. (Bohn II, 136.)

107 Ein schlauer Dieb stiehlt nicht in der Nachbarschaft.

108 Ein yeder dieb stilt frawen lieb. - Franck, I, 24a; Lehmann, II, 123, 62; Körte, 856; Simrock, 1573.

109 Ein zeitiger dieb verrath sich selbs. - Franck, I, 31b.

110 Einem dieb darff man nur die Thür auffthun. - Henisch, 653.

[Spaltenumbruch] 111 Einem dieb felt zuweilen auch wol ein stucke vom galgen. - Henisch, 694.

112 Einem dieb ist nirgend besser, dann am galgen, ein Münch im kloster vnd ein Ochs in der kuchen. - Henisch, 694.

113 Einem dieb sihe auff die hände, auff die flüsse darff man jhm nicht sehen. - Henisch, 694.

114 Einem diebe ist böss (nicht gut) stelen. - Henisch, 694; Körte, 843; Simrock, 1580.

Engl.: He that will deceive the fox, must rise betimes. (Bohn II, 8.)

Frz.: Corsaires a corsaires ne font pas leurs affaires. (Gaal, 285.)

Lat.: Callidus est latro, qui tollit furta latroni. (Gaal, 285.) - Hospes ubi fur est, durum est subducere quidquam. (Philippi, I, 182.)

Ung.: Nehez ott lopni, hol a gazda tolvaj. (Gaal, 285.)

115 Einen dieb kan man wol vom galgen lösen, aber nicht gerecht machen. - Henisch, 694.

116 Einen Dieb über hundert Berge holt noch ein ein hinkender Scherge.

117 Einen zeitigen dieb erlauffet (holt ein) ein hinckender büttel (scherg, Stattknecht). - Henisch, 693; Franck, I, 31b, 53a; Lehmann, II, 133, 1; Guttenstein, II, 47; Steiger, 154; Sailer, 218; Mayer, I, 79; Simrock, 1576; Körte, 846; Eiselein, 116; Schottel, 1115b.

Entweder: Ein junger Dieb findet auch bei keiner ganz wachsamen Polizei bald die verdiente Strafe, oder gewöhnlicher und wol richtiger: Wenn das rechte Stündlein für den Dieb gekommen ist, verfällt er bei aller Schlauheit dem Arme der Gerechtigkeit, wenn sie auch noch so lau gehandhabt würde.

Holl.: Als de dief weeg is, een kreupele diender zal hem inloopen. (Harrebomee, I, 129.)

It.: La pena e zoppa, ma pur ella arriva. (Gaal, 286.)

Lat.: Malum virum vel mus mordeat. (Binder I, 944; II, 1784; Seybold, 297; Gaal, 286.) - Vel capra mordeat nocentem. (Binder I, 1824; II, 3478; Philippi, II, 241; Seybold, 621.)

118 Einer muss ein dieb vnd buben zum knecht, vnd ein hur' vnd diebin zur Magd haben (leiden). - Henisch, 694.

119 Eines diebes Feder schreyet vnd sprützet doch entlich, das mans erfehret. - Henisch, 694.

120 Eines Diebes Weib lacht nicht immer.

Holl.: Eens diefs wijf lagcht niet altoos. (Harrebomee, I, 130.)

It.: La moglie del ladro non ride sempre. (Pazzaglia, 310, 3.)

121 Einheimische Diebe und ausländisch Geld sind gefährlich.

122 Entgehet der dieb an einem ort, so henckt man jhn am andern. - Henisch, 694.

123 Elk is'n Def seiner Narung. - Hauskalender, I; Eichwald, 294.

124 Errette einen Dieb vom Galgen, so wird er dir zum ersten den Hals brechen. - Winckler, II, 110.

125 Es gehet nur vber die kleinen dieb auss. - Henisch, 693.

Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.)

126 Es gibt mehr Diebe als Galgen. - Eiselein, 118; Simrock, 1588; Winckler, XII, 98.

Dän.: Der ere flere tyve end galger. (Prov. dan., 558.)

Frz.: Il y a plus de voleurs que de gibets.

Holl.: Men vindt meer dieven dan galgen. (Harrebomee, I, 131.)

It.: Si trovano piu ladri che forche. (Pazzaglia, 172, 6.)

127 Es gibt viel Diebe, die man nicht kennt.

Dies Handwerk bedarf nämlich kein grosses Kapital; sobald der Beutelschneider seine Arbeit gemacht, hat er baar Geld in Händen.

128 Es hilfft nichts für dieben. - Henisch, 694.

129 Es ist besser ein Dieb weidet die Heerde, als ein Hirt, der die Schafe schindet und frisst.

130 Es ist den kleynen dieben ein todtsündt, vnd den anderen ein tägliche sündt, vnnd (was) den dritten (grossen) ist es recht (ist). - Pauli, Schimpf, LIXa; Henisch, 693.

131 Es ist jeder ein Dieb in seiner Nahrung.

Zu diesem Sprichworte hat der holländische Schriftsteller A. Fokke eine ironisch-komische Erklärung geschrieben. In der Einleitung dazu spricht er auch von dem Ursprunge, dem Alter und der Geschichte der Sprichwörter.

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83 Ein Dieb ist nicht gern allein, er will einen Gesellen haben.

84 Ein Dieb ist nicht so schlimm als ein Lästermaul.

Holl.: Ik heb liever een' dief aan mijne klink dan een' luistervink. (Harrebomée, I, 130.)

85 Ein dieb ist nyrgent besser, denn am galgen. Tappius, 178a; Agricola I, 318; Latendorf, 141; Lehmann, II, 121, 18; Körte, 852; Simrock, 1586; Henisch, 694; Schottel, 1134a.

Zu Agricola's Zeiten wusste man nichts Besseres mit Dieben anzufangen, als sie zu hängen, weil man von der an sich richtigen Ansicht ausging, dass ein gründlich gehängter Dich nicht mehr stehle; aber man hätte consequent sein und jeden andern Uebertreter der Gesetze auch hängen sollen, wodurch man sich am durchgreifendsten vor allen Rückfällen geschützt hätte.

Frz.: De cent noyés, pas un de sauvé, de cent pendus, pas un de perdu.

Holl.: Een dief past nergends beter dan aan de galg. (Campen, 42; Harrebomée, I, 130.)

86 Ein dieb ist schädlich, einem lugner fehlet's auch nicht.Henisch, 694.

87 Ein Dieb ist wie der andere, der das Mehl stiehlt und der den Sack dazu hält (trägt).Winckler, VII, 96.

88 Ein Dieb kann lange nehmen, eh' er etwas für den Himmel bekommt.

89 Ein Dieb kennt wie ein Wolf den andern.Lehmann, II, 147, 24; Gruter, III, 26.

Die an denselben Fehlern leiden, erkennen sich nicht nur bald, sondern sie haben auch eine gewisse Zuneigung zueinander.

Engl.: A thief knows a thief, as a wolf knows a wolf. (Bohn I, 302.)

90 Ein Dieb stiehlt nicht immer, aber man muss sich immer vor ihm hüten.

91 Ein Dieb stiehlt sich selten reich.Pistor., X, 33; Simrock, 1598.

92 Ein dieb stilt dem andern nicht.Henisch, 694.

93 Ein Dieb vertreibt den andern.

94 Ein dieb vnd buler ist ein ding.Henisch, 694.

95 Ein dieb vnd Wolff kent den andern.Henisch, 691.

Lat.: Fur agnoscit furem, lupus lupum.

96 Ein Dieb vom Galgen löss kein Mann: er möcht' ihn selber bringen dran.Crusius, I, 119a.

97 Ein dieb zeucht dem andern.Henisch, 694.

98 Ein dieb zieret den galgen wol.Henisch, 694.

99 Ein fauler Dieb ist besser als ein fauler Knecht.Henisch, 692; Sailer, 276; Körte, 862.

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100 Ein fauler Dieb thut nicht so vil schaden als faul gesinde (oder: als ein fahrlässiger Knecht).Henisch, 694.

101 Ein grosser Dieb verdient 'n grossen Strick.

Frz.: A gros larron grosse corde. (Leroux, II, 123.)

Holl.: Tot eenen grooten dief behoort cen groote strop. (Harrebomée, I, 131.)

102 Ein jeder ist ein dieb in seinem handwerck.Henisch, 694.

103 Ein kleiner Dieb an Galgen muss, von grossen nimpt man pfenningbuss.Henisch, 693; Simrock, 1567; Körte, 848.

„Raben lässt man entkommen, Täublein fängt das Gericht auf.“ (Juvenal.)

104 Ein kluger Dieb erschrickt vor keinem Galgen.

105 Ein kluger Dieb hält sein Nest rein.Simrock, 1597; Körte, 857.

106 Ein reifer Dieb hängt sich selber.

Engl.: Give a thief rope enough, and he'll hang himself. (Bohn II, 136.)

107 Ein schlauer Dieb stiehlt nicht in der Nachbarschaft.

108 Ein yeder dieb stilt frawen lieb.Franck, I, 24a; Lehmann, II, 123, 62; Körte, 856; Simrock, 1573.

109 Ein zeitiger dieb verrath sich selbs.Franck, I, 31b.

110 Einem dieb darff man nur die Thür auffthun.Henisch, 653.

[Spaltenumbruch] 111 Einem dieb felt zuweilen auch wol ein stucke vom galgen.Henisch, 694.

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113 Einem dieb sihe auff die hände, auff die flüsse darff man jhm nicht sehen.Henisch, 694.

114 Einem diebe ist böss (nicht gut) stelen.Henisch, 694; Körte, 843; Simrock, 1580.

Engl.: He that will deceive the fox, must rise betimes. (Bohn II, 8.)

Frz.: Corsaires à corsaires ne font pas leurs affaires. (Gaal, 285.)

Lat.: Callidus est latro, qui tollit furta latroni. (Gaal, 285.) – Hospes ubi fur est, durum est subducere quidquam. (Philippi, I, 182.)

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Entweder: Ein junger Dieb findet auch bei keiner ganz wachsamen Polizei bald die verdiente Strafe, oder gewöhnlicher und wol richtiger: Wenn das rechte Stündlein für den Dieb gekommen ist, verfällt er bei aller Schlauheit dem Arme der Gerechtigkeit, wenn sie auch noch so lau gehandhabt würde.

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It.: La pena è zoppa, ma pur ella arriva. (Gaal, 286.)

Lat.: Malum virum vel mus mordeat. (Binder I, 944; II, 1784; Seybold, 297; Gaal, 286.) – Vel capra mordeat nocentem. (Binder I, 1824; II, 3478; Philippi, II, 241; Seybold, 621.)

118 Einer muss ein dieb vnd buben zum knecht, vnd ein hur' vnd diebin zur Magd haben (leiden).Henisch, 694.

119 Eines diebes Feder schreyet vnd sprützet doch entlich, das mans erfehret.Henisch, 694.

120 Eines Diebes Weib lacht nicht immer.

Holl.: Eens diefs wijf lagcht niet altoos. (Harrebomée, I, 130.)

It.: La moglie del ladro non ride sempre. (Pazzaglia, 310, 3.)

121 Einheimische Diebe und ausländisch Geld sind gefährlich.

122 Entgehet der dieb an einem ort, so henckt man jhn am andern.Henisch, 694.

123 Elk is'n Dêf sîner Narung.Hauskalender, I; Eichwald, 294.

124 Errette einen Dieb vom Galgen, so wird er dir zum ersten den Hals brechen.Winckler, II, 110.

125 Es gehet nur vber die kleinen dieb auss.Henisch, 693.

Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.)

126 Es gibt mehr Diebe als Galgen.Eiselein, 118; Simrock, 1588; Winckler, XII, 98.

Dän.: Der ere flere tyve end galger. (Prov. dan., 558.)

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Holl.: Men vindt meer dieven dan galgen. (Harrebomée, I, 131.)

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127 Es gibt viel Diebe, die man nicht kennt.

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128 Es hilfft nichts für dieben.Henisch, 694.

129 Es ist besser ein Dieb weidet die Heerde, als ein Hirt, der die Schafe schindet und frisst.

130 Es ist den kleynen dieben ein todtsündt, vnd den anderen ein tägliche sündt, vnnd (was) den dritten (grossen) ist es recht (ist).Pauli, Schimpf, LIXa; Henisch, 693.

131 Es ist jeder ein Dieb in seiner Nahrung.

Zu diesem Sprichworte hat der holländische Schriftsteller A. Fokke eine ironisch-komische Erklärung geschrieben. In der Einleitung dazu spricht er auch von dem Ursprunge, dem Alter und der Geschichte der Sprichwörter.

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[[294]/0322] 83 Ein Dieb ist nicht gern allein, er will einen Gesellen haben. 84 Ein Dieb ist nicht so schlimm als ein Lästermaul. Holl.: Ik heb liever een' dief aan mijne klink dan een' luistervink. (Harrebomée, I, 130.) 85 Ein dieb ist nyrgent besser, denn am galgen. Tappius, 178a; Agricola I, 318; Latendorf, 141; Lehmann, II, 121, 18; Körte, 852; Simrock, 1586; Henisch, 694; Schottel, 1134a. Zu Agricola's Zeiten wusste man nichts Besseres mit Dieben anzufangen, als sie zu hängen, weil man von der an sich richtigen Ansicht ausging, dass ein gründlich gehängter Dich nicht mehr stehle; aber man hätte consequent sein und jeden andern Uebertreter der Gesetze auch hängen sollen, wodurch man sich am durchgreifendsten vor allen Rückfällen geschützt hätte. Frz.: De cent noyés, pas un de sauvé, de cent pendus, pas un de perdu. Holl.: Een dief past nergends beter dan aan de galg. (Campen, 42; Harrebomée, I, 130.) 86 Ein dieb ist schädlich, einem lugner fehlet's auch nicht. – Henisch, 694. 87 Ein Dieb ist wie der andere, der das Mehl stiehlt und der den Sack dazu hält (trägt). – Winckler, VII, 96. 88 Ein Dieb kann lange nehmen, eh' er etwas für den Himmel bekommt. 89 Ein Dieb kennt wie ein Wolf den andern. – Lehmann, II, 147, 24; Gruter, III, 26. Die an denselben Fehlern leiden, erkennen sich nicht nur bald, sondern sie haben auch eine gewisse Zuneigung zueinander. Engl.: A thief knows a thief, as a wolf knows a wolf. (Bohn I, 302.) 90 Ein Dieb stiehlt nicht immer, aber man muss sich immer vor ihm hüten. 91 Ein Dieb stiehlt sich selten reich. – Pistor., X, 33; Simrock, 1598. 92 Ein dieb stilt dem andern nicht. – Henisch, 694. 93 Ein Dieb vertreibt den andern. 94 Ein dieb vnd buler ist ein ding. – Henisch, 694. 95 Ein dieb vnd Wolff kent den andern. – Henisch, 691. Lat.: Fur agnoscit furem, lupus lupum. 96 Ein Dieb vom Galgen löss kein Mann: er möcht' ihn selber bringen dran. – Crusius, I, 119a. 97 Ein dieb zeucht dem andern. – Henisch, 694. 98 Ein dieb zieret den galgen wol. – Henisch, 694. 99 Ein fauler Dieb ist besser als ein fauler Knecht. – Henisch, 692; Sailer, 276; Körte, 862. Lat.: Fur ignavus praestat servo ignavo et negligenti. (Luther, 436.) 100 Ein fauler Dieb thut nicht so vil schaden als faul gesinde (oder: als ein fahrlässiger Knecht). – Henisch, 694. 101 Ein grosser Dieb verdient 'n grossen Strick. Frz.: A gros larron grosse corde. (Leroux, II, 123.) Holl.: Tot eenen grooten dief behoort cen groote strop. (Harrebomée, I, 131.) 102 Ein jeder ist ein dieb in seinem handwerck. – Henisch, 694. 103 Ein kleiner Dieb an Galgen muss, von grossen nimpt man pfenningbuss. – Henisch, 693; Simrock, 1567; Körte, 848. „Raben lässt man entkommen, Täublein fängt das Gericht auf.“ (Juvenal.) 104 Ein kluger Dieb erschrickt vor keinem Galgen. 105 Ein kluger Dieb hält sein Nest rein. – Simrock, 1597; Körte, 857. 106 Ein reifer Dieb hängt sich selber. Engl.: Give a thief rope enough, and he'll hang himself. 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(Gaal, 285.) 115 Einen dieb kan man wol vom galgen lösen, aber nicht gerecht machen. – Henisch, 694. 116 Einen Dieb über hundert Berge holt noch ein ein hinkender Scherge. 117 Einen zeitigen dieb erlauffet (holt ein) ein hinckender büttel (scherg, Stattknecht). – Henisch, 693; Franck, I, 31b, 53a; Lehmann, II, 133, 1; Guttenstein, II, 47; Steiger, 154; Sailer, 218; Mayer, I, 79; Simrock, 1576; Körte, 846; Eiselein, 116; Schottel, 1115b. Entweder: Ein junger Dieb findet auch bei keiner ganz wachsamen Polizei bald die verdiente Strafe, oder gewöhnlicher und wol richtiger: Wenn das rechte Stündlein für den Dieb gekommen ist, verfällt er bei aller Schlauheit dem Arme der Gerechtigkeit, wenn sie auch noch so lau gehandhabt würde. Holl.: Als de dief weeg is, een kreupele diender zal hem inloopen. (Harrebomée, I, 129.) It.: La pena è zoppa, ma pur ella arriva. (Gaal, 286.) Lat.: Malum virum vel mus mordeat. (Binder I, 944; II, 1784; Seybold, 297; Gaal, 286.) – Vel capra mordeat nocentem. (Binder I, 1824; II, 3478; Philippi, II, 241; Seybold, 621.) 118 Einer muss ein dieb vnd buben zum knecht, vnd ein hur' vnd diebin zur Magd haben (leiden). – Henisch, 694. 119 Eines diebes Feder schreyet vnd sprützet doch entlich, das mans erfehret. – Henisch, 694. 120 Eines Diebes Weib lacht nicht immer. Holl.: Eens diefs wijf lagcht niet altoos. (Harrebomée, I, 130.) It.: La moglie del ladro non ride sempre. (Pazzaglia, 310, 3.) 121 Einheimische Diebe und ausländisch Geld sind gefährlich. 122 Entgehet der dieb an einem ort, so henckt man jhn am andern. – Henisch, 694. 123 Elk is'n Dêf sîner Narung. – Hauskalender, I; Eichwald, 294. 124 Errette einen Dieb vom Galgen, so wird er dir zum ersten den Hals brechen. – Winckler, II, 110. 125 Es gehet nur vber die kleinen dieb auss. – Henisch, 693. Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.) 126 Es gibt mehr Diebe als Galgen. – Eiselein, 118; Simrock, 1588; Winckler, XII, 98. Dän.: Der ere flere tyve end galger. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/322>, abgerufen am 22.11.2024.