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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 20 Den dieben ist die nacht, der warheit aber das liecht dienlich. - Henisch, 693.

21 Der Dieb auf seinem Pfade stiehlt das Wasser vom Mühlenrade.

22 Der Dieb findet den Kelch so leicht wie der Glöckner. (Schwed.)

23 Der Dieb hält jeden Busch für einen Büttel.

24 Der Dieb hat ein einträglich Geschäft, aber es ist gefährlich für seinen Kopf.

Engl.: Thieves and rogues have the best luck, if they do but escape hanging. (Bohn II, 113.)

25 Der Dieb (der davonläuft) hat Einen Weg; der ihn sucht, hat viele.

26 Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt.

27 Der Dieb in die Tasche, der Schelm in den Sack. (Lit.)

28 Der Dieb kann die Schlüssel verbergen.

29 Der Dieb kennt sein Diebswerkzeug.

30 Der Dieb meint, es sei jeder so ehrlich wie er.

Holl.: De dief meent, dat ze allen zijn als hij. (Harrebomee, I, 129.)

31 Der Dieb meint, sie stehlen alle. - Simrock, 1571.

Dän.: Han holder ingen tyv, men stjaeler selv. (Prov. dan., 558.) - Tyv taenker Hvermand stjaeler. (Bohn I, 402.)

Frz.: Le larron pense que tous soient de sa condition. (Kritzinger, 413.)

It.: Pensa il ladrone, che tutti sian di sua condizione. (Gaal, 284; Pazzaglia, 270, 6.)

32 Der Dieb nimmt nur etwas, aber die Flammen nehmen alles zusammen. (Poln.)

33 Der Dieb sieht nicht gern einen andern einen Korb tragen. - Wullschlägel.

Neger in Surinam, um zu sagen: Hinter dem Strauche, hinter welchem man selber gesteckt hat, sucht man auch andere. Oder: Wer auf krummen Wegen geht, sieht nicht gern, dass ein anderer ihm ins Gehege kommt.

34 Der Dieb sieht wol das Kalb, aber er denkt nicht an die Knute, die ihm aus dessen Fell erwächst. (Moskau.) - Altmann V.

35 Der Dieb stiehlt so lange, bis er an den Galgen kommt.

Frz.: Tant prend le larron qu'on le pend. (Starschedel, 225.)

36 Der Diebe Ende fällt Zuchthaus und Galgen in die Hände.

37 Der einen dieb hinlast, den henckt man an sein statt. - Henisch, 693; Lehmann, II, 62, 102.

38 Der ist kein Dieb, der einen Dieb auszeucht (angreift).

Frz.: Il est bien larron qui derobe un larron. (Leroux, II, 230.)

39 Der ist sowohl ein dieb, der die leiter helt, als der da stilt. - Henisch, 693; Grimm, II, 1088.

40 Die Dieb greiffen zu, ehe ihnen die Händ gebunden werden.

Lat.: Dum potui, rapui, rapiatis quando potestis. (Sutor, 372.)

41 Die dieb können den beutteln vnd hosensäcken den puls greiffen. - Lehmann, 119, 1.

42 Die dieb können ein handwerck, dass sie öffentlich nicht dürffen treiben. - Lehmann, 119, 1.

Dän.: Tven elsker altid mörk. (Prov. dan., 558.)

43 Die Dieb meinen stelen sey besser als müssig gehen, drumb schaffen sie jhnen mit Mausen arbeit. - Lehmann, 119, 6.

Frz.: Larron est toujours en pensee de mal faire. (Leroux, II, 123.)

44 Die grossen dieb hencken die kleinen. - Franck, II, 12a; Tappius, 14a; Sutor, 370; Pauli, Schimpf, LIXa.

45 Die grossen dieb lasst man gehn, vnnd die kleinen henckt man. - Pauli, Schimpf, LIXa.

46 Die grössesten diebe bleiben vngestrafft. - Henisch, 692.

47 Die kleinen dieb henckt man, die grossen lesst man lauffen. - Tappius, 14b; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 79; Satirische Feldzüge, I, 72.

Frz.: On ne pend que les petits voleurs, les grands echappent. (Starschedel, 388.)

Holl.: Die clein (dief) hanct men, die grote laet men gaen. (Fallersleben, 274.)

It.: Spesso li ladroncelli sono impiccati alla presenza de ladroni. (Pazzaglia, 172, 7.)

Lat.: Parvus pendetur fur, magnus abire videtur. (Fallersleben, 274.)

[Spaltenumbruch] 48 Die kleinen dieb müssen die grossen fromm machen. - Henisch, 693.

49 Die kleinen Diebe hängt man in Gegenwart der grossen. - Winckler, XII, 100.

50 Die kleinen Diebe henckt man weg, die grossen han nun starck vorheg. - Henisch, 693.

51 Die kleinen Diebe rädert man, die grossen rädern sich selbst.

Fahren in schönen Carrossen daher.

52 Die kleinn dieb henckt man an den galgen, die grossen aber in die schorestein, oder in den seckel. - Tappius, 14b; Franck, II, 12a.

53 Die kleynen Dieb henckt mann, gegen den grossen zeucht man die kappen (hüt) ab. - Franck, I, 28a; II, 12a; Lehmann, II, 84, 160.

Vgl. Krünitz, Encyklopädisches Wörterbuch, den Artikel Dieb.

Engl.: A thief passes for a gentleman, when stealing has made him rich. (Bohn I, 302.)

54 Die sind die ärgsten Dieb, die man im Hauss hat. - Henisch, 693.

55 Dieb, die sich stelen reich vnd herrlich, helt man für fromm vnd ehrlich (redlich). - Henisch, 693.

56 Dieb müssen vmb der Gerechtigkeit willen leiden. - Lehmann, 120, 22.

57 Dieb und Lügner wohnen unter Einem Dache.

58 Diebe fängt man mit Dieben.

Engl.: Set a thief to take a thief. (Bohn II, 136.)

Holl.: Met dieven vangt men dieven. (Harrebomee, I, 131.)

59 Diebe im Haus sind ärger als die Laus.

Holl.: 'T is het allerergste kruis, dieven te hebben in zijn huis. (Harrebomee, I, 131.)

60 Diebe machen sich die Gelegenheit.

Holl.: Een dief maakt ook gelegenheid. (Harrebomee, I, 130; Bohn I, 312.)

61 Diebe schont man nicht.

62 Diebe sind böss zu vertheidingen. - Henisch, 693.

63 Diebe sind wie Aerzte, sie fühlen gern den Beuteln an den Puls.

64 Dieben sind alle Kleider gerecht.

65 Drei schlimme Diebe sind: Stehler, Hehler und Befehler.

66 Du musst den Dieb ergreifen, eh' er dich ergreift. (Aegypt.)

67 Een Def hett groot Recht, wenn 't Good erst upp de Nack hett. (Ostfries.) - Bueren, 902; Eichwald, 290; Hauskalender, I; für Waldeck: Curtze, 351, 456.

68 Ein Dieb baut dem andern keinen Galgen.

69 Ein Dieb, der alle Dinge wüsst', fänd leicht ein' offen Kist'.

Holl.: Een dief vond ligt een open kist, indien hij alle dingen wist. Harrebomee, I, 135.)

70 Ein Dieb, der einen goldnen Kelch begehrt, will auch ein gut Ding.

71 Ein Dieb, der sein Handwerk versteht, stiehlt nie in seinem eigenen (Stadt-)Viertel.

72 Ein Dieb, der sich anmelden lässt, findet wenig zu stehlen.

73 Ein Dieb erwischt dem andern die Händ' im Sack.

74 Ein Dieb hat Brot, solang er lebt.

It.: Chi rubba, ha sempre robba. (Pazzaglia, 314, 6.)

75 Ein dieb hat ein feig hertz. - Henisch, 694.

76 Ein Dieb hat kein Kreuz an der Stirn, wie soll man ihn erkennen.

77 Ein Dieb hat viel Augen. (Wend. Lausitz.)

78 Ein dieb hat vil rechts. - Henisch, 691; Körte, 858; Simrock, 1585.

Man braucht hinreichende Beweise, um sein Verbrechen darzuthun.

79 Ein Dieb heisst den andern Spitzbub.

80 Ein dieb hilfft dem andern so lang, biss sie beide an galgen kommen. - Henisch, 694.

81 Ein Dieb ist besser am Galgen als in der Stadt. - Lehmann, 119, 7.)

82 Ein Dieb ist ein Dieb, es sei ein Gelddieb oder Briefdieb.


[Spaltenumbruch] 20 Den dieben ist die nacht, der warheit aber das liecht dienlich.Henisch, 693.

21 Der Dieb auf seinem Pfade stiehlt das Wasser vom Mühlenrade.

22 Der Dieb findet den Kelch so leicht wie der Glöckner. (Schwed.)

23 Der Dieb hält jeden Busch für einen Büttel.

24 Der Dieb hat ein einträglich Geschäft, aber es ist gefährlich für seinen Kopf.

Engl.: Thieves and rogues have the best luck, if they do but escape hanging. (Bohn II, 113.)

25 Der Dieb (der davonläuft) hat Einen Weg; der ihn sucht, hat viele.

26 Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt.

27 Der Dieb in die Tasche, der Schelm in den Sack. (Lit.)

28 Der Dieb kann die Schlüssel verbergen.

29 Der Dieb kennt sein Diebswerkzeug.

30 Der Dieb meint, es sei jeder so ehrlich wie er.

Holl.: De dief meent, dat ze allen zijn als hij. (Harrebomée, I, 129.)

31 Der Dieb meint, sie stehlen alle.Simrock, 1571.

Dän.: Han holder ingen tyv, men stjæler selv. (Prov. dan., 558.) – Tyv tænker Hvermand stjæler. (Bohn I, 402.)

Frz.: Le larron pense que tous soient de sa condition. (Kritzinger, 413.)

It.: Pensa il ladrone, che tutti sian di sua condizione. (Gaal, 284; Pazzaglia, 270, 6.)

32 Der Dieb nimmt nur etwas, aber die Flammen nehmen alles zusammen. (Poln.)

33 Der Dieb sieht nicht gern einen andern einen Korb tragen.Wullschlägel.

Neger in Surinam, um zu sagen: Hinter dem Strauche, hinter welchem man selber gesteckt hat, sucht man auch andere. Oder: Wer auf krummen Wegen geht, sieht nicht gern, dass ein anderer ihm ins Gehege kommt.

34 Der Dieb sieht wol das Kalb, aber er denkt nicht an die Knute, die ihm aus dessen Fell erwächst. (Moskau.) – Altmann V.

35 Der Dieb stiehlt so lange, bis er an den Galgen kommt.

Frz.: Tant prend le larron qu'on le pend. (Starschedel, 225.)

36 Der Diebe Ende fällt Zuchthaus und Galgen in die Hände.

37 Der einen dieb hinlast, den henckt man an sein statt.Henisch, 693; Lehmann, II, 62, 102.

38 Der ist kein Dieb, der einen Dieb auszeucht (angreift).

Frz.: Il est bien larron qui dérobe un larron. (Leroux, II, 230.)

39 Der ist sowohl ein dieb, der die leiter helt, als der da stilt.Henisch, 693; Grimm, II, 1088.

40 Die Dieb greiffen zu, ehe ihnen die Händ gebunden werden.

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41 Die dieb können den beutteln vnd hosensäcken den puls greiffen.Lehmann, 119, 1.

42 Die dieb können ein handwerck, dass sie öffentlich nicht dürffen treiben.Lehmann, 119, 1.

Dän.: Tven elsker altid mørk. (Prov. dan., 558.)

43 Die Dieb meinen stelen sey besser als müssig gehen, drumb schaffen sie jhnen mit Mausen arbeit.Lehmann, 119, 6.

Frz.: Larron est toujours en pensée de mal faire. (Leroux, II, 123.)

44 Die grossen dieb hencken die kleinen.Franck, II, 12a; Tappius, 14a; Sutor, 370; Pauli, Schimpf, LIXa.

45 Die grossen dieb lasst man gehn, vnnd die kleinen henckt man.Pauli, Schimpf, LIXa.

46 Die grössesten diebe bleiben vngestrafft.Henisch, 692.

47 Die kleinen dieb henckt man, die grossen lesst man lauffen.Tappius, 14b; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 79; Satirische Feldzüge, I, 72.

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[Spaltenumbruch] 48 Die kleinen dieb müssen die grossen fromm machen.Henisch, 693.

49 Die kleinen Diebe hängt man in Gegenwart der grossen.Winckler, XII, 100.

50 Die kleinen Diebe henckt man weg, die grossen han nun starck vorheg.Henisch, 693.

51 Die kleinen Diebe rädert man, die grossen rädern sich selbst.

Fahren in schönen Carrossen daher.

52 Die kleinn dieb henckt man an den galgen, die grossen aber in die schorestein, oder in den seckel.Tappius, 14b; Franck, II, 12a.

53 Die kleynen Dieb henckt mann, gegen den grossen zeucht man die kappen (hüt) ab.Franck, I, 28a; II, 12a; Lehmann, II, 84, 160.

Vgl. Krünitz, Encyklopädisches Wörterbuch, den Artikel Dieb.

Engl.: A thief passes for a gentleman, when stealing has made him rich. (Bohn I, 302.)

54 Die sind die ärgsten Dieb, die man im Hauss hat.Henisch, 693.

55 Dieb, die sich stelen reich vnd herrlich, helt man für fromm vnd ehrlich (redlich).Henisch, 693.

56 Dieb müssen vmb der Gerechtigkeit willen leiden.Lehmann, 120, 22.

57 Dieb und Lügner wohnen unter Einem Dache.

58 Diebe fängt man mit Dieben.

Engl.: Set a thief to take a thief. (Bohn II, 136.)

Holl.: Met dieven vangt men dieven. (Harrebomée, I, 131.)

59 Diebe im Haus sind ärger als die Laus.

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60 Diebe machen sich die Gelegenheit.

Holl.: Een dief maakt ook gelegenheid. (Harrebomée, I, 130; Bohn I, 312.)

61 Diebe schont man nicht.

62 Diebe sind böss zu vertheidingen.Henisch, 693.

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64 Dieben sind alle Kleider gerecht.

65 Drei schlimme Diebe sind: Stehler, Hehler und Befehler.

66 Du musst den Dieb ergreifen, eh' er dich ergreift. (Aegypt.)

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68 Ein Dieb baut dem andern keinen Galgen.

69 Ein Dieb, der alle Dinge wüsst', fänd leicht ein' offen Kist'.

Holl.: Een dief vond ligt een open kist, indien hij alle dingen wist. Harrebomée, I, 135.)

70 Ein Dieb, der einen goldnen Kelch begehrt, will auch ein gut Ding.

71 Ein Dieb, der sein Handwerk versteht, stiehlt nie in seinem eigenen (Stadt-)Viertel.

72 Ein Dieb, der sich anmelden lässt, findet wenig zu stehlen.

73 Ein Dieb erwischt dem andern die Händ' im Sack.

74 Ein Dieb hat Brot, solang er lebt.

It.: Chi rubba, ha sempre robba. (Pazzaglia, 314, 6.)

75 Ein dieb hat ein feig hertz.Henisch, 694.

76 Ein Dieb hat kein Kreuz an der Stirn, wie soll man ihn erkennen.

77 Ein Dieb hat viel Augen. (Wend. Lausitz.)

78 Ein dieb hat vil rechts.Henisch, 691; Körte, 858; Simrock, 1585.

Man braucht hinreichende Beweise, um sein Verbrechen darzuthun.

79 Ein Dieb heisst den andern Spitzbub.

80 Ein dieb hilfft dem andern so lang, biss sie beide an galgen kommen.Henisch, 694.

81 Ein Dieb ist besser am Galgen als in der Stadt.Lehmann, 119, 7.)

82 Ein Dieb ist ein Dieb, es sei ein Gelddieb oder Briefdieb.


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[[293]/0321] 20 Den dieben ist die nacht, der warheit aber das liecht dienlich. – Henisch, 693. 21 Der Dieb auf seinem Pfade stiehlt das Wasser vom Mühlenrade. 22 Der Dieb findet den Kelch so leicht wie der Glöckner. (Schwed.) 23 Der Dieb hält jeden Busch für einen Büttel. 24 Der Dieb hat ein einträglich Geschäft, aber es ist gefährlich für seinen Kopf. Engl.: Thieves and rogues have the best luck, if they do but escape hanging. (Bohn II, 113.) 25 Der Dieb (der davonläuft) hat Einen Weg; der ihn sucht, hat viele. 26 Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt. 27 Der Dieb in die Tasche, der Schelm in den Sack. (Lit.) 28 Der Dieb kann die Schlüssel verbergen. 29 Der Dieb kennt sein Diebswerkzeug. 30 Der Dieb meint, es sei jeder so ehrlich wie er. Holl.: De dief meent, dat ze allen zijn als hij. (Harrebomée, I, 129.) 31 Der Dieb meint, sie stehlen alle. – Simrock, 1571. Dän.: Han holder ingen tyv, men stjæler selv. (Prov. dan., 558.) – Tyv tænker Hvermand stjæler. (Bohn I, 402.) Frz.: Le larron pense que tous soient de sa condition. (Kritzinger, 413.) It.: Pensa il ladrone, che tutti sian di sua condizione. (Gaal, 284; Pazzaglia, 270, 6.) 32 Der Dieb nimmt nur etwas, aber die Flammen nehmen alles zusammen. (Poln.) 33 Der Dieb sieht nicht gern einen andern einen Korb tragen. – Wullschlägel. Neger in Surinam, um zu sagen: Hinter dem Strauche, hinter welchem man selber gesteckt hat, sucht man auch andere. Oder: Wer auf krummen Wegen geht, sieht nicht gern, dass ein anderer ihm ins Gehege kommt. 34 Der Dieb sieht wol das Kalb, aber er denkt nicht an die Knute, die ihm aus dessen Fell erwächst. (Moskau.) – Altmann V. 35 Der Dieb stiehlt so lange, bis er an den Galgen kommt. Frz.: Tant prend le larron qu'on le pend. (Starschedel, 225.) 36 Der Diebe Ende fällt Zuchthaus und Galgen in die Hände. 37 Der einen dieb hinlast, den henckt man an sein statt. – Henisch, 693; Lehmann, II, 62, 102. 38 Der ist kein Dieb, der einen Dieb auszeucht (angreift). Frz.: Il est bien larron qui dérobe un larron. (Leroux, II, 230.) 39 Der ist sowohl ein dieb, der die leiter helt, als der da stilt. – Henisch, 693; Grimm, II, 1088. 40 Die Dieb greiffen zu, ehe ihnen die Händ gebunden werden. Lat.: Dum potui, rapui, rapiatis quando potestis. (Sutor, 372.) 41 Die dieb können den beutteln vnd hosensäcken den puls greiffen. – Lehmann, 119, 1. 42 Die dieb können ein handwerck, dass sie öffentlich nicht dürffen treiben. – Lehmann, 119, 1. Dän.: Tven elsker altid mørk. (Prov. dan., 558.) 43 Die Dieb meinen stelen sey besser als müssig gehen, drumb schaffen sie jhnen mit Mausen arbeit. – Lehmann, 119, 6. Frz.: Larron est toujours en pensée de mal faire. (Leroux, II, 123.) 44 Die grossen dieb hencken die kleinen. – Franck, II, 12a; Tappius, 14a; Sutor, 370; Pauli, Schimpf, LIXa. 45 Die grossen dieb lasst man gehn, vnnd die kleinen henckt man. – Pauli, Schimpf, LIXa. 46 Die grössesten diebe bleiben vngestrafft. – Henisch, 692. 47 Die kleinen dieb henckt man, die grossen lesst man lauffen. – Tappius, 14b; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 79; Satirische Feldzüge, I, 72. Frz.: On ne pend que les petits voleurs, les grands échappent. (Starschedel, 388.) Holl.: Die clein (dief) hanct men, die grote laet men gaen. (Fallersleben, 274.) It.: Spesso li ladroncelli sono impiccati alla presenza de ladroni. (Pazzaglia, 172, 7.) Lat.: Parvus pendetur fur, magnus abire videtur. (Fallersleben, 274.) 48 Die kleinen dieb müssen die grossen fromm machen. – Henisch, 693. 49 Die kleinen Diebe hängt man in Gegenwart der grossen. – Winckler, XII, 100. 50 Die kleinen Diebe henckt man weg, die grossen han nun starck vorheg. – Henisch, 693. 51 Die kleinen Diebe rädert man, die grossen rädern sich selbst. Fahren in schönen Carrossen daher. 52 Die kleinn dieb henckt man an den galgen, die grossen aber in die schorestein, oder in den seckel. – Tappius, 14b; Franck, II, 12a. 53 Die kleynen Dieb henckt mann, gegen den grossen zeucht man die kappen (hüt) ab. – Franck, I, 28a; II, 12a; Lehmann, II, 84, 160. Vgl. Krünitz, Encyklopädisches Wörterbuch, den Artikel Dieb. Engl.: A thief passes for a gentleman, when stealing has made him rich. (Bohn I, 302.) 54 Die sind die ärgsten Dieb, die man im Hauss hat. – Henisch, 693. 55 Dieb, die sich stelen reich vnd herrlich, helt man für fromm vnd ehrlich (redlich). – Henisch, 693. 56 Dieb müssen vmb der Gerechtigkeit willen leiden. – Lehmann, 120, 22. 57 Dieb und Lügner wohnen unter Einem Dache. 58 Diebe fängt man mit Dieben. Engl.: Set a thief to take a thief. (Bohn II, 136.) Holl.: Met dieven vangt men dieven. (Harrebomée, I, 131.) 59 Diebe im Haus sind ärger als die Laus. Holl.: 'T is het allerergste kruis, dieven te hebben in zijn huis. (Harrebomée, I, 131.) 60 Diebe machen sich die Gelegenheit. Holl.: Een dief maakt ook gelegenheid. (Harrebomée, I, 130; Bohn I, 312.) 61 Diebe schont man nicht. 62 Diebe sind böss zu vertheidingen. – Henisch, 693. 63 Diebe sind wie Aerzte, sie fühlen gern den Beuteln an den Puls. 64 Dieben sind alle Kleider gerecht. 65 Drei schlimme Diebe sind: Stehler, Hehler und Befehler. 66 Du musst den Dieb ergreifen, eh' er dich ergreift. (Aegypt.) 67 Een Dêf hett groot Recht, wenn 't Good erst upp de Nack hett. (Ostfries.) – Bueren, 902; Eichwald, 290; Hauskalender, I; für Waldeck: Curtze, 351, 456. 68 Ein Dieb baut dem andern keinen Galgen. 69 Ein Dieb, der alle Dinge wüsst', fänd leicht ein' offen Kist'. Holl.: Een dief vond ligt een open kist, indien hij alle dingen wist. Harrebomée, I, 135.) 70 Ein Dieb, der einen goldnen Kelch begehrt, will auch ein gut Ding. 71 Ein Dieb, der sein Handwerk versteht, stiehlt nie in seinem eigenen (Stadt-)Viertel. 72 Ein Dieb, der sich anmelden lässt, findet wenig zu stehlen. 73 Ein Dieb erwischt dem andern die Händ' im Sack. 74 Ein Dieb hat Brot, solang er lebt. It.: Chi rubba, ha sempre robba. (Pazzaglia, 314, 6.) 75 Ein dieb hat ein feig hertz. – Henisch, 694. 76 Ein Dieb hat kein Kreuz an der Stirn, wie soll man ihn erkennen. 77 Ein Dieb hat viel Augen. (Wend. Lausitz.) 78 Ein dieb hat vil rechts. – Henisch, 691; Körte, 858; Simrock, 1585. Man braucht hinreichende Beweise, um sein Verbrechen darzuthun. 79 Ein Dieb heisst den andern Spitzbub. 80 Ein dieb hilfft dem andern so lang, biss sie beide an galgen kommen. – Henisch, 694. 81 Ein Dieb ist besser am Galgen als in der Stadt. – Lehmann, 119, 7.) 82 Ein Dieb ist ein Dieb, es sei ein Gelddieb oder Briefdieb.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [293]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/321>, abgerufen am 25.11.2024.