Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 19 Die Deutschen bringen von Italien gemeiniglich drei Uebel mit nach Haus: den Beutel geleert, den Leib versehrt, das Gewissen entehrt. Von den Reisen der Deutschen nach Italien und den schlimmen Folgen derselben. 20 Die Deutschen haben das Perpetuum mobile viel glücklicher ausgedacht als die Mathematici, sintemahl ihre Becher und Gläser niemahls stille stehen. - Berckenmeyer. 21 Die Deutschen heben hoch die Hand, doch fällt sie bald wieder in den Sand. 22 Die Deutschen kriegen mit Eisen, nicht mit Gold. - Sailer, 316; Simrock, 1549. Die Sprache Otto's des Grossen bei einem Bestechungsversuche. 23 Die Deutschen sind Roms Gökelwaaren. - Luther. 24 Die Deutschen sind schwer unter Einen Hut zu bringen. - Reinsberg V, 60. Beklagt den Mangel an Einigkeit unter ihnen. 25 Die Deutschen sind wie die Läuse, die man auf dem Tische entzweiknackt; die Spanier wie die Filzläuse, die ungern weggehen, wo sie sind; die Italiener wie die Wanzen, wo sie einmal waren, hinterlassen sie den Geruch der Sodomiterei, des Verraths und Meuchelmords; die Franzosen wie die Flöhe, die nie an einem Platze bleiben können, sondern von einem Orte zum andern springen. - Reinsberg V, 3. Worte Moritz' von Nassau. 26 Die Deutschen trinken des Abends den Wein und am Morgen die Hefen. Sollten andere Völker beides zugleich trinken, so haben wir wenigstens den Vorzug grösserer Wirthschaftlichkeit. 27 Die Teutschen vertrincken die Sorge, der Frantzose versingt sie, der Spanier verweint sie, der Engländer verlacht sie, der Italiäner verschläft sie. - Berckenmeyer, 8; Reinsberg V, 8. Die Dänen lassen in ihren Sprichwörtern die hier genannten Völker mit ihren Sorgen ganz so fertig werden, fügen blos schliesslich noch hinzu: Die Dänen vertreiben sie auf alle vier Weisen. (Reinsberg VI, 52.) 28 Ein Deutscher, der italisch worden, ist von des Teufels bestem Orden. Als man in Italien dies Sprichwort erfand, mochte man Grund dazu haben; aber es ist schwer anzunehmen, dass es in dem ehrlichen Charakter der Deutschen seine Begründung haben sollte. 29 Ein italisirter Deutscher ist der leibhaftige Teufel. "Die Deutschen gaben sicher keine Veranlassung zu dem Sprichwort: Tedesco italica nisato Diabolo incarnato. Die ehrlichen Deutschen haben nie auf Petri Stuhl gepasst, nicht einmal zu Cardinälen, und hätten ehrlich und redlich das Papstthum reformirt, wenn es - zu reformiren wäre." (J. Weber, Das Papstthum und die Päpste, I, 279.) 30 Ein schwartzer Teutscher, ein weisser Italiäner und ein rother Spannier seynd selten was guts; ebenso ein Niederländer, er sey was Farb er wolle. - Sutor, 619. Die guten Niederländer, die hier am schlimmsten wegkommen, mögen sich damit beruhigen, dass Sprichwörter keine Sätze aus dem Euklid sind. 31 Es ist der Deutschen Brauch, dass sie dem Feinde redlich unter die Augen ziehen, denselben mannlich und nicht meuchlings überwinden. - Reinsberg VI, 122. Worte Heinrich's II. 32 Für der Deutschen Saufen, der Spanier Raufen, der Italiener Liebestreiben, lassen sich keine Gesetze schreiben. 33 Kein Deutscher bleibt, wo ihm wohl ist. - Geiler. 34 Man muss den Deutschen Knödel und Sauerkraut lan, will man keine Prügel han. 35 'S sind Dütsche do und dene, de Rhi nu scheidt is, seit de Hauesteiner, und dütet ins Aargau. (Gegend am Thunersee.) - Schweiz, 215, 127. 36 Teutsche trüncken, Engländer essen, Niederländer speyen, Frantzosen purgieren, Spanier aderlassen, die Italiener schlaffen, die Türcken spatzieren, die Mohren fasten, Indianer tantzen. - Sutor, 541. [Spaltenumbruch] 37 Vier Deutsche zu einem Viertel Hopfen und noch sagen sie: schwer. - Schles. Provinzialblätter, 1862, S. 569. Zur Chrakterisirung des Kampfes der slawischen und germanischen Nation in Schlesien. Im vorstehenden Sprichwort werden die Deutschen als körperlich schwach verspottet. Die Sprichwörter sämmtlicher slawischen Völker geben Zeugniss davon, wie man jeden Umstand benutzt, um den Deutschen einen Hieb zu versetzen. Diese Angriffe sind mitunter, wenn man den Culturzustand derer, von denen sie ausgehen, betrachtet, ziemlich komisch. Oder soll man etwa deshalb die Deutschen für ein Diebsvolk halten, weil der Wasserpolake in Oberschlesien sprichwörtlich klagt: "Gib auf alle Ding Achtung, damit die Deutschen sie dir nicht stehlen." Sollten wir uns voll Scham aus der Geschichte der Völker streichen, weil der Hannake in Mähren ausruft: "Wir (Hannaken) sind wir, aber die Deutschen sind Deutsche." Diese Feindschaft tritt aber auch in den Sprichwörtern der grössern slawischen Völker hervor. "Der deutsche Stamm", sagt der Russe, "führt nichts Gutes gegen die Slawen im Schilde", und bedauert, dass der germanische Geist auf der ganzen Erde Boden fasst, indem er klagt: "Der Deutsche kommt wie die Weide überall fort, wohin man sie setzt", und hofft nichts Gutes von den Deutschen für die slawische Sprache. Der Pole behauptet, der Deutsche, wenn auch ohne Scharfsinn, falle nicht von der Bank herab, und erklärt: "Solange die Welt Welt, wird der Pole nie dem Deutschen Bruder sein", vielmehr nur: "Friede mit den Deutschen wie zwischen Wolf und Schafen." Dem Kroaten ist "türkische Feindschaft lieber als deutsche Liebe". Und der Czeche ruft warnend: "Traue nicht, es ist ein Deutscher!" Er fügt begründend hinzu: "Der Deutsche wird dem Czechen - und der Slowene theilt diese Ansicht - erst günstig sein, wenn sich die Schlange auf dem Eise wärmt", und versichert: "Da, wo die Motte im Tuch, der Wolf unter den Ziegen, der Fisch ohne Wasser, der Student unter Mädchen, der Ziegenbock im Garten und der Deutsche im Rathe der Czechen sei, gehe es nimmer gut." (Reinsberg V, 14.) Poln.: Cztery Niemcy na wiertel chmiel jeszeze powiadaja. 38 Was macht (thut) der Deutsche nicht fürs Geld! - Reinsberg V, 60; Kirchhofer, 113; Venedey, 119; Simrock, 1555. Anerkennung des deutschen Fleisses, Talents, deutscher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit auch von seiten des Nichtdeutschen. Dän.: Hvad de Tydske ei for penge gjoere! Mit diesem Sprichworte wollen die Dänen die Deutschen als Leute bezeichnen, die mehr Geldliebe als Ehr- und Nationalgefühl besitzen. It.: I Tedeschi hanno l'ingegno nelle mani. 39 Wat de Dütsch doch vör Geld makt, segt de Schwed', un sücht'n Apen danzen. Noch schlimmer ergeht es den Schweden selbst in ihren eigenen Sprichwörtern, welche behaupten: Der Deutsche thut alles für Geld, der Schwede alles für 'n Schnaps. (Reinsberg V, 20.) 40 Wat de Dütsch vör Geld makt, säd' de Baur, dor seg he 'n Apen. - Hoefer, 971. 41 Wat de Dütsch vör Geld makt, säd' de Franzos', dor seg he 'ne Soeg mit de Farken. (Mecklenburg.) - Hoefer, 971. 42 Wat de Düütsch nich all vör't Geld moakt, sär 'ne Fru, as se toirst en Oapen seg. (Strelitz.) 43 Wer als Deutscher geboren wird, den hat Gott hinlänglich gestraft. (Russ.) Seit der Theilung Polens ist es Deutschland, das der Russe vor allem hasst oder verachtet und das sein schwer lastendes Gewicht fühlen muss. Von diesem Hass zeugen auch andere russische Sprichwörter: Dem Herzen wird es leichter, wenn du auf den Deutschen fluchst. (Reinsberg V, 13.) - So viel Russen, so viel Stöcke, so viel Deutsche, so viel Hunde. (Reinsberg V, 14.) 44 Wir Deutschen sind ganz eigene Käuze. - Reinsberg V, 58. 45 Wir Deutschen sind halt Deutsche. - Eiselein, 114. 46 Wos sein se de Deutschen für dumm Volk, sagte der Böhme, bin uf zehn Jahr hier un verstehn sie mir no nit. Geisselt die slawische Behauptung von der Dummheit der Deutschen. (S. 48.) *47 Die Deutschen beim Becher. *48 Er ist Deutschen und Walen schuldig. (Holl.) Aller Welt. *49 Er ist wie ein Deutscher, er versteht das Wort vernünftiger Leute nicht. (Lit.) Unter den niedern, ungebildeten Klassen in Litauen herrscht noch heute der Glaube, der Deutsche habe keine eigentliche Sprache und verständige sich nur durch unartikulirte Gefühlslaute; eine Ansicht, welche den meisten slawischen Völkern eigen ist und sich wol [Spaltenumbruch] 19 Die Deutschen bringen von Italien gemeiniglich drei Uebel mit nach Haus: den Beutel geleert, den Leib versehrt, das Gewissen entehrt. Von den Reisen der Deutschen nach Italien und den schlimmen Folgen derselben. 20 Die Deutschen haben das Perpetuum mobile viel glücklicher ausgedacht als die Mathematici, sintemahl ihre Becher und Gläser niemahls stille stehen. – Berckenmeyer. 21 Die Deutschen heben hoch die Hand, doch fällt sie bald wieder in den Sand. 22 Die Deutschen kriegen mit Eisen, nicht mit Gold. – Sailer, 316; Simrock, 1549. 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Sollten andere Völker beides zugleich trinken, so haben wir wenigstens den Vorzug grösserer Wirthschaftlichkeit. 27 Die Teutschen vertrincken die Sorge, der Frantzose versingt sie, der Spanier verweint sie, der Engländer verlacht sie, der Italiäner verschläft sie. – Berckenmeyer, 8; Reinsberg V, 8. Die Dänen lassen in ihren Sprichwörtern die hier genannten Völker mit ihren Sorgen ganz so fertig werden, fügen blos schliesslich noch hinzu: Die Dänen vertreiben sie auf alle vier Weisen. (Reinsberg VI, 52.) 28 Ein Deutscher, der italisch worden, ist von des Teufels bestem Orden. Als man in Italien dies Sprichwort erfand, mochte man Grund dazu haben; aber es ist schwer anzunehmen, dass es in dem ehrlichen Charakter der Deutschen seine Begründung haben sollte. 29 Ein italisirter Deutscher ist der leibhaftige Teufel. „Die Deutschen gaben sicher keine Veranlassung zu dem Sprichwort: Tedesco italica nisato Diabolo incarnato. Die ehrlichen Deutschen haben nie auf Petri Stuhl gepasst, nicht einmal zu Cardinälen, und hätten ehrlich und redlich das Papstthum reformirt, wenn es – zu reformiren wäre.“ (J. Weber, Das Papstthum und die Päpste, I, 279.) 30 Ein schwartzer Teutscher, ein weisser Italiäner und ein rother Spannier seynd selten was guts; ebenso ein Niederländer, er sey was Farb er wolle. – Sutor, 619. Die guten Niederländer, die hier am schlimmsten wegkommen, mögen sich damit beruhigen, dass Sprichwörter keine Sätze aus dem Euklid sind. 31 Es ist der Deutschen Brauch, dass sie dem Feinde redlich unter die Augen ziehen, denselben mannlich und nicht meuchlings überwinden. – Reinsberg VI, 122. 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19 Die Deutschen bringen von Italien gemeiniglich drei Uebel mit nach Haus: den Beutel geleert, den Leib versehrt, das Gewissen entehrt.
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28 Ein Deutscher, der italisch worden, ist von des Teufels bestem Orden.
Als man in Italien dies Sprichwort erfand, mochte man Grund dazu haben; aber es ist schwer anzunehmen, dass es in dem ehrlichen Charakter der Deutschen seine Begründung haben sollte.
29 Ein italisirter Deutscher ist der leibhaftige Teufel.
„Die Deutschen gaben sicher keine Veranlassung zu dem Sprichwort: Tedesco italica nisato Diabolo incarnato. Die ehrlichen Deutschen haben nie auf Petri Stuhl gepasst, nicht einmal zu Cardinälen, und hätten ehrlich und redlich das Papstthum reformirt, wenn es – zu reformiren wäre.“ (J. Weber, Das Papstthum und die Päpste, I, 279.)
30 Ein schwartzer Teutscher, ein weisser Italiäner und ein rother Spannier seynd selten was guts; ebenso ein Niederländer, er sey was Farb er wolle. – Sutor, 619.
Die guten Niederländer, die hier am schlimmsten wegkommen, mögen sich damit beruhigen, dass Sprichwörter keine Sätze aus dem Euklid sind.
31 Es ist der Deutschen Brauch, dass sie dem Feinde redlich unter die Augen ziehen, denselben mannlich und nicht meuchlings überwinden. – Reinsberg VI, 122.
Worte Heinrich's II.
32 Für der Deutschen Saufen, der Spanier Raufen, der Italiener Liebestreiben, lassen sich keine Gesetze schreiben.
33 Kein Deutscher bleibt, wo ihm wohl ist. – Geiler.
34 Man muss den Deutschen Knödel und Sauerkraut lan, will man keine Prügel han.
35 'S sind Dütsche do und dene, de Rhi nu scheidt is, seit de Hauesteiner, und dütet ins Aargau. (Gegend am Thunersee.) – Schweiz, 215, 127.
36 Teutsche trüncken, Engländer essen, Niederländer speyen, Frantzosen purgieren, Spanier aderlassen, die Italiener schlaffen, die Türcken spatzieren, die Mohren fasten, Indianer tantzen. – Sutor, 541.
37 Vier Deutsche zu einem Viertel Hopfen und noch sagen sie: schwer. – Schles. Provinzialblätter, 1862, S. 569.
Zur Chrakterisirung des Kampfes der slawischen und germanischen Nation in Schlesien. Im vorstehenden Sprichwort werden die Deutschen als körperlich schwach verspottet. Die Sprichwörter sämmtlicher slawischen Völker geben Zeugniss davon, wie man jeden Umstand benutzt, um den Deutschen einen Hieb zu versetzen. Diese Angriffe sind mitunter, wenn man den Culturzustand derer, von denen sie ausgehen, betrachtet, ziemlich komisch. Oder soll man etwa deshalb die Deutschen für ein Diebsvolk halten, weil der Wasserpolake in Oberschlesien sprichwörtlich klagt: „Gib auf alle Ding Achtung, damit die Deutschen sie dir nicht stehlen.“ Sollten wir uns voll Scham aus der Geschichte der Völker streichen, weil der Hannake in Mähren ausruft: „Wir (Hannaken) sind wir, aber die Deutschen sind Deutsche.“ Diese Feindschaft tritt aber auch in den Sprichwörtern der grössern slawischen Völker hervor. „Der deutsche Stamm“, sagt der Russe, „führt nichts Gutes gegen die Slawen im Schilde“, und bedauert, dass der germanische Geist auf der ganzen Erde Boden fasst, indem er klagt: „Der Deutsche kommt wie die Weide überall fort, wohin man sie setzt“, und hofft nichts Gutes von den Deutschen für die slawische Sprache. Der Pole behauptet, der Deutsche, wenn auch ohne Scharfsinn, falle nicht von der Bank herab, und erklärt: „Solange die Welt Welt, wird der Pole nie dem Deutschen Bruder sein“, vielmehr nur: „Friede mit den Deutschen wie zwischen Wolf und Schafen.“ Dem Kroaten ist „türkische Feindschaft lieber als deutsche Liebe“. Und der Czeche ruft warnend: „Traue nicht, es ist ein Deutscher!“ Er fügt begründend hinzu: „Der Deutsche wird dem Czechen – und der Slowene theilt diese Ansicht – erst günstig sein, wenn sich die Schlange auf dem Eise wärmt“, und versichert: „Da, wo die Motte im Tuch, der Wolf unter den Ziegen, der Fisch ohne Wasser, der Student unter Mädchen, der Ziegenbock im Garten und der Deutsche im Rathe der Czechen sei, gehe es nimmer gut.“ (Reinsberg V, 14.)
Poln.: Cztery Niemcy na wiertel chmiel jeszeze powiadaja.
38 Was macht (thut) der Deutsche nicht fürs Geld! – Reinsberg V, 60; Kirchhofer, 113; Venedey, 119; Simrock, 1555.
Anerkennung des deutschen Fleisses, Talents, deutscher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit auch von seiten des Nichtdeutschen.
Dän.: Hvad de Tydske ei for penge gjœre!
Mit diesem Sprichworte wollen die Dänen die Deutschen als Leute bezeichnen, die mehr Geldliebe als Ehr- und Nationalgefühl besitzen.
It.: I Tedeschi hanno l'ingegno nelle mani.
39 Wat de Dütsch doch vör Geld mâkt, segt de Schwed', un sücht'n Apen danzen.
Noch schlimmer ergeht es den Schweden selbst in ihren eigenen Sprichwörtern, welche behaupten: Der Deutsche thut alles für Geld, der Schwede alles für 'n Schnaps. (Reinsberg V, 20.)
40 Wat de Dütsch vör Geld mâkt, säd' de Bûr, dôr seg he 'n Apen. – Hoefer, 971.
41 Wat de Dütsch vör Geld mâkt, säd' de Franzos', dôr sêg he 'ne Soeg mit de Farken. (Mecklenburg.) – Hoefer, 971.
42 Wat de Düütsch nich all vör't Geld moakt, sär 'ne Fru, as se toirst en Oapen seg. (Strelitz.)
43 Wer als Deutscher geboren wird, den hat Gott hinlänglich gestraft. (Russ.)
Seit der Theilung Polens ist es Deutschland, das der Russe vor allem hasst oder verachtet und das sein schwer lastendes Gewicht fühlen muss. Von diesem Hass zeugen auch andere russische Sprichwörter: Dem Herzen wird es leichter, wenn du auf den Deutschen fluchst. (Reinsberg V, 13.) – So viel Russen, so viel Stöcke, so viel Deutsche, so viel Hunde. (Reinsberg V, 14.)
44 Wir Deutschen sind ganz eigene Käuze. – Reinsberg V, 58.
45 Wir Deutschen sind halt Deutsche. – Eiselein, 114.
46 Wos sein se de Deutschen für dumm Volk, sagte der Böhme, bin uf zehn Jahr hier un verstehn sie mir no nit.
Geisselt die slawische Behauptung von der Dummheit der Deutschen. (S. 48.)
*47 Die Deutschen beim Becher.
*48 Er ist Deutschen und Walen schuldig. (Holl.)
Aller Welt.
*49 Er ist wie ein Deutscher, er versteht das Wort vernünftiger Leute nicht. (Lit.)
Unter den niedern, ungebildeten Klassen in Litauen herrscht noch heute der Glaube, der Deutsche habe keine eigentliche Sprache und verständige sich nur durch unartikulirte Gefühlslaute; eine Ansicht, welche den meisten slawischen Völkern eigen ist und sich wol
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