Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Deutsch. 1 Ich sag' dir deutsch wie ich es mein', man hängt die kleinen Dieb allein. Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.) - Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Philippi, I, 212.) *2 Auf gut deutsch von der Sache reden. Gerade heraus, von der Leber weg. (Eiselein, 114.) Frz.: En bon francais. *3 Das is nix deutsch. - Tendlau, 93. Ist sinnlos, hat keine Bedeutung. *4 Das war deutsch gesagt. Derb. Diese Derbheit ist nun freilich auch zu Angriffen auf dieselbe benutzt worden. So sagte Kaiser Karl V.: "Spanisch mit Gott, italisch mit den Frauen, französisch mit den Freunden, englisch mit den Vögeln und deutsch - mit den Pferden." Der Pole charakterisirt einige Sprachen mit den Worten: Der Teufel hat Eva welsch verführt, die Eva den Adam böhmisch regiert, der Herrgott schalt sie deutsch; dann stiess der Engel sie ungarisch aus dem Paradies. (Reinsberg V, 10.) *5 Deutsch genug. - Eiselein, 114. *6 Deutsch mit jemand reden. - Körte, 838. Ohne Umschweife, kurz, klar und derb. Der Lette aber sagt: Es ist nicht jeder ein Deutscher, der deutsch zu reden weiss. (Reinsberg V, 17.) Die Dänen nennen ein freies, offenes Sprechen ohne Umschweife: Dänisch mit jemand reden. (Reinsberg VI, 52.) Frz.: A present vous parlez francais. (Körte, 838.) *7 Deutsch und gut. - Kirchhofer, 71; Körte, 838; Simrock, 1552; Reinsberg V, 59. Diese beiden in ehrenhafte Verbindung gebrachten Worte bedeuten eine gerade, aufrichtige Rede, ohne Zweideutigkeit, und jedermann verständlich. *8 Deutsch von der Leber weg sprechen. - Reinsberg V, 59. *9 Deutsch wie Sauerkohl und Wurst. *10 Ich will dir's (biderb) deutsch (heraus) sagen. - Sailer, 140; Tendlau, 93; Eiselein, 114; Reinsberg V, 59; Grimm, II, 1046, 4. D. i. unzweideutig mit dem Nebenbegriff der Derbheit. Diese Ausdrucksweisen sind Ehrendenkmäler des alten deutschen Sinnes, dem die Achtung für ein gegebenes Wort so weit ging, dass selbst der im Spiel Ueberwundene freiwillig in des Siegers Knechtschaft ging. Deutsche Treue, deutscher Handschlag u. s. w. sind sogar bei andern Völkern zum Sprichwort geworden. *11 Nicht deutsch verstehen. Etwas nicht verstehen wollen. Frz.: Ne pas entendre le francais. Deutsch (Subst.). 1 Das beste Deutsch ist, das von Herzen geht. - Sailer, 342; Simrock, 1553; Reinsberg V, 59. 2 Deutsch ist die Sprache der Böcke. (Poln.) Dies Sprichwort ward wol durch den gemeinen Dialekt der deutschen Ansiedler, der selbst einem deutschen Ohre zuwiderklingt, veranlasst. (Wurzbach I, 7.) 3 Wenn ich nich doas leibe bissel Doitsch kende, su kende ich nischte. - Gomolcke, 1102; Frommann, III, 249, 286; hochdeutsch bei Simrock, 1554; Reinsberg V, 60. Deutsche (der). 1 Auch vom Deutschen kann der Russe lernen. (Russ.) Sehr charakteristisch für die russische Bescheidenheit und Selbstkenntniss. 2 Bei drei Deutschen findet man zwei Soldaten, bei drei Engländern zwei Hurenhengste, bei drei Franzosen zwei Köche, bei drei Italienern zwei Pfaffen (Priester). 3 Der Deutsche denkt an das, was gewesen, der Franzose an das, was ist, und der Spanier an das, was sein wird. - Winckler, XIV, 30. 4 Der Deutsche denkt es aus, der Franzose macht's nach zu Haus, der Brite kommt hinterdrein und steckt den Nutzen ein. Ueber die verschiedene Befähigung der Frauen in nationaler Hinsicht sagt der Czeche: Die Deutsche (passt am besten) in den Stall, die Czechin in die Küche und die Französin ins Bett. (Reinsberg V, 10.) 5 Der Deutsche denkt und die Polizei lenkt. - Mager, Päd. Revue, 1847, IV, 4. 6 Der Deutsche hat seinen Witz in den Fingern. - Reinsberg V, 19. Nebenbei auch wol etwas im Kopf; es soll damit wol aber nur die deutsche Geschicklichkeit hervorgehoben werden. Ueber die deutsche Literatur spricht sich ein italienisches Sprichwort dahin aus: Gl' Inglesi scrivono [Spaltenumbruch] profondo, i Francesi grazioso, gl' Italiani divino, ma i Tedeschi molto. Demnach wären die Deutschen Vielschreiber, während der englischen Literatur Tiefsinnigkeit, der französischen Angenehmheit und der italienischen Göttlichkeit zukäme. Auch in Galizien (Reinsberg V, 12) sagt man: Eine Frau wird man nie durch Lieben, den Deutschen nie durch Schreiben übertreffen. 7 Der Deutsche ist schwer in Harnisch zu bringen, aber noch schwerer wieder heraus. Diese Ruhe verspottend, sagt der Ruthene: Den Deutschen bringt nichts auf, wenn er nur Kartoffeln hat und Taback rauchen kann (Reinsberg V, 15.) 8 Der Deutsche muss einen Zopf haben. Deutsch-amerikanisch, um zu sagen, der Deutsche sei die personificirte Kleinigkeitskrämerei oder ein sklavischer Anhänger an überkommenen Formen. 9 Der Deutsche nichts lieber kaut als Bratwurst und Sauerkraut. 10 Der Deutsche rechnet auf einen Koch drei Kellner. Wo gäbe es ein Volk, das bei einem Mahle nicht tränke! Der Däne nennt ein solches Mahl ein Pferdemahl, der Franzose ein Hundediner. Der Italiener sagt: Gott behüte uns vor einem Esser, der nicht dazu trinkt. Dem Deutschen aber ist, wie das obige Sprichwort sagt, beim Essen das Trinken gerade die Hauptsache; er hat von einem Mahl, bei dem nicht getrunken würde, gar keinen Begriff. (Vgl. Körte, S. 524.) 11 Der Deutsche wird schon noch so klug werden als der Litauer. (Lit.) Um zu sagen, dass jemand schon noch eine gewisse Einsicht u. s. w. erwerben oder erlangen werde. Das Sprichwort zeigt, dass es dem Litauer, dem Deutschen gegenüber, nicht an Selbstgefühl und Nationalstolz fehlt. Der Deutsche könnte dessen vielleicht so viel mehr brauchen, als der Litauer zu viel hat. (Wurzbach I, 39 u. 310; Reinsberg V, 16.) Uebrigens räumt ein anderes polnisches Sprichwort die geistige Ueberlegenheit der Deutschen den Polen gegenüber wieder ein, indem es eine Stufenleiter der Betrugsfähigkeit aufstellt. Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos - der Teufel. (Reinsberg VI, 29.) 12 Der Deutschen Hertzhafftigkeit, muth vnd dapfferkeid ist ein A. B. C. Papier vnd Dinten, vnd erlescht die Seel in wortten. - Lehmann, 383, 1. 13 Der Deutschen Lob besteht auf guter Rüstung und nicht auf stolzen Kleidern. - Reinsberg VI, 122; Eiselein, 114. Wort Kaiser Rudolf's I. 14 Der Teutsche versorgt sein Gut bey nasser Waare, damit es nit verbrenne. - Sutor, 247. 15 Der Teutschen Sauffen, der Italiäner Liebe, und der Spanier Mauserey kann man keine Gesetze geben. - Berckenmeyer, 43. Ein Wort Karl's V. 16 Deutsche haben lange silben vnd kurtze wort. - Henisch, 684; Grimm, II, 1050. 17 Deutsche können alle Plagen, aber keinen Durst ertragen. Lat.: Germanis vivere et bibere. (Reinsberg, V, 18.) 18 Deutsche lernen von Spaniern stelen vnd Spanier von Deutschen fressen vnd sauffen. - Henisch, 684. Den Deutschen wird in der sprichwörtlichen Charakteristik besonders ihre vorherrschende Neigung zum Essen und Trinken vorgehalten. Eine böhmische Sage gibt gewissermassen den Grund dieses Fehlers an. Der Teufel, erzählt sie, sei, als Gott ihn vom Himmel herabgeworfen habe, mit solcher Gewalt gegen die Erde geprallt, dass sein Körper nach allen Richtungen stückweis auseinandergeflogen sei. Auf diese Weise sei der Kopf nach Spanien gefallen, das Herz nach Italien, die Hände in die Türkei und Tatarei, die Füsse nach Frankreich, nach Deutschland aber - der Bauch; und dies sei der Grund, warum die Deutschen so ess- und trinklustig, warum die Franzosen so gern springen und tanzen, die Türken und Tataren so mord- und raubgierig, die Italiener so verrätherisch, die Spanier so hochmüthig. Nach dieser Sage hätten die Slawen vom Teufel selbst nichts abbekommen; nur das Täfelchen, welches er während des Falls bei sich getragen, sei in ihr Land geflogen, damit darauf die fremden Sünden aufgezeichnet würden, für welche die Slawen büssen müssten. (Reinsberg V, 4.) Crusius (Schwäbische Chronik, I, 20a) sagt über die Frage: "Warum die Teutschen dem Truncke so ergeben? Die Ursache mag seyn, weil sie hitziger Natur, indeme die Schweiss- Löchlein an ihrem Leib durch die Mitternächtige Kälte, in welcher sie sich befinden, stets zugeschlossen gehalten werden."
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Deutsch. 1 Ich sag' dir deutsch wie ich es mein', man hängt die kleinen Dieb allein. Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.) – Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Philippi, I, 212.) *2 Auf gut deutsch von der Sache reden. Gerade heraus, von der Leber weg. (Eiselein, 114.) Frz.: En bon français. *3 Das is nix deutsch. – Tendlau, 93. Ist sinnlos, hat keine Bedeutung. *4 Das war deutsch gesagt. Derb. Diese Derbheit ist nun freilich auch zu Angriffen auf dieselbe benutzt worden. So sagte Kaiser Karl V.: „Spanisch mit Gott, italisch mit den Frauen, französisch mit den Freunden, englisch mit den Vögeln und deutsch – mit den Pferden.“ Der Pole charakterisirt einige Sprachen mit den Worten: Der Teufel hat Eva welsch verführt, die Eva den Adam böhmisch regiert, der Herrgott schalt sie deutsch; dann stiess der Engel sie ungarisch aus dem Paradies. (Reinsberg V, 10.) *5 Deutsch genug. – Eiselein, 114. *6 Deutsch mit jemand reden. – Körte, 838. 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Deutsch.
1 Ich sag' dir deutsch wie ich es mein', man hängt die kleinen Dieb allein.
Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.) – Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Philippi, I, 212.)
*2 Auf gut deutsch von der Sache reden.
Gerade heraus, von der Leber weg. (Eiselein, 114.)
Frz.: En bon français.
*3 Das is nix deutsch. – Tendlau, 93.
Ist sinnlos, hat keine Bedeutung.
*4 Das war deutsch gesagt.
Derb. Diese Derbheit ist nun freilich auch zu Angriffen auf dieselbe benutzt worden. So sagte Kaiser Karl V.: „Spanisch mit Gott, italisch mit den Frauen, französisch mit den Freunden, englisch mit den Vögeln und deutsch – mit den Pferden.“ Der Pole charakterisirt einige Sprachen mit den Worten: Der Teufel hat Eva welsch verführt, die Eva den Adam böhmisch regiert, der Herrgott schalt sie deutsch; dann stiess der Engel sie ungarisch aus dem Paradies. (Reinsberg V, 10.)
*5 Deutsch genug. – Eiselein, 114.
*6 Deutsch mit jemand reden. – Körte, 838.
Ohne Umschweife, kurz, klar und derb. Der Lette aber sagt: Es ist nicht jeder ein Deutscher, der deutsch zu reden weiss. (Reinsberg V, 17.) Die Dänen nennen ein freies, offenes Sprechen ohne Umschweife: Dänisch mit jemand reden. (Reinsberg VI, 52.)
Frz.: A présent vous parlez français. (Körte, 838.)
*7 Deutsch und gut. – Kirchhofer, 71; Körte, 838; Simrock, 1552; Reinsberg V, 59.
Diese beiden in ehrenhafte Verbindung gebrachten Worte bedeuten eine gerade, aufrichtige Rede, ohne Zweideutigkeit, und jedermann verständlich.
*8 Deutsch von der Leber weg sprechen. – Reinsberg V, 59.
*9 Deutsch wie Sauerkohl und Wurst.
*10 Ich will dir's (biderb) deutsch (heraus) sagen. – Sailer, 140; Tendlau, 93; Eiselein, 114; Reinsberg V, 59; Grimm, II, 1046, 4.
D. i. unzweideutig mit dem Nebenbegriff der Derbheit. Diese Ausdrucksweisen sind Ehrendenkmäler des alten deutschen Sinnes, dem die Achtung für ein gegebenes Wort so weit ging, dass selbst der im Spiel Ueberwundene freiwillig in des Siegers Knechtschaft ging. Deutsche Treue, deutscher Handschlag u. s. w. sind sogar bei andern Völkern zum Sprichwort geworden.
*11 Nicht deutsch verstehen.
Etwas nicht verstehen wollen.
Frz.: Ne pas entendre le français.
Deutsch (Subst.).
1 Das beste Deutsch ist, das von Herzen geht. – Sailer, 342; Simrock, 1553; Reinsberg V, 59.
2 Deutsch ist die Sprache der Böcke. (Poln.)
Dies Sprichwort ward wol durch den gemeinen Dialekt der deutschen Ansiedler, der selbst einem deutschen Ohre zuwiderklingt, veranlasst. (Wurzbach I, 7.)
3 Wenn ich nich doas lîbe bissel Doitsch kende, su kende ich nischte. – Gomolcke, 1102; Frommann, III, 249, 286; hochdeutsch bei Simrock, 1554; Reinsberg V, 60.
Deutsche (der).
1 Auch vom Deutschen kann der Russe lernen. (Russ.)
Sehr charakteristisch für die russische Bescheidenheit und Selbstkenntniss.
2 Bei drei Deutschen findet man zwei Soldaten, bei drei Engländern zwei Hurenhengste, bei drei Franzosen zwei Köche, bei drei Italienern zwei Pfaffen (Priester).
3 Der Deutsche denkt an das, was gewesen, der Franzose an das, was ist, und der Spanier an das, was sein wird. – Winckler, XIV, 30.
4 Der Deutsche denkt es aus, der Franzose macht's nach zu Haus, der Brite kommt hinterdrein und steckt den Nutzen ein.
Ueber die verschiedene Befähigung der Frauen in nationaler Hinsicht sagt der Czeche: Die Deutsche (passt am besten) in den Stall, die Czechin in die Küche und die Französin ins Bett. (Reinsberg V, 10.)
5 Der Deutsche denkt und die Polizei lenkt. – Mager, Päd. Revue, 1847, IV, 4.
6 Der Deutsche hat seinen Witz in den Fingern. – Reinsberg V, 19.
Nebenbei auch wol etwas im Kopf; es soll damit wol aber nur die deutsche Geschicklichkeit hervorgehoben werden. Ueber die deutsche Literatur spricht sich ein italienisches Sprichwort dahin aus: Gl' Inglesi scrivono
profondo, i Francesi grazioso, gl' Italiani divino, ma i Tedeschi molto. Demnach wären die Deutschen Vielschreiber, während der englischen Literatur Tiefsinnigkeit, der französischen Angenehmheit und der italienischen Göttlichkeit zukäme. Auch in Galizien (Reinsberg V, 12) sagt man: Eine Frau wird man nie durch Lieben, den Deutschen nie durch Schreiben übertreffen.
7 Der Deutsche ist schwer in Harnisch zu bringen, aber noch schwerer wieder heraus.
Diese Ruhe verspottend, sagt der Ruthene: Den Deutschen bringt nichts auf, wenn er nur Kartoffeln hat und Taback rauchen kann (Reinsberg V, 15.)
8 Der Deutsche muss einen Zopf haben.
Deutsch-amerikanisch, um zu sagen, der Deutsche sei die personificirte Kleinigkeitskrämerei oder ein sklavischer Anhänger an überkommenen Formen.
9 Der Deutsche nichts lieber kaut als Bratwurst und Sauerkraut.
10 Der Deutsche rechnet auf einen Koch drei Kellner.
Wo gäbe es ein Volk, das bei einem Mahle nicht tränke! Der Däne nennt ein solches Mahl ein Pferdemahl, der Franzose ein Hundediner. Der Italiener sagt: Gott behüte uns vor einem Esser, der nicht dazu trinkt. Dem Deutschen aber ist, wie das obige Sprichwort sagt, beim Essen das Trinken gerade die Hauptsache; er hat von einem Mahl, bei dem nicht getrunken würde, gar keinen Begriff. (Vgl. Körte, S. 524.)
11 Der Deutsche wird schon noch so klug werden als der Litauer. (Lit.)
Um zu sagen, dass jemand schon noch eine gewisse Einsicht u. s. w. erwerben oder erlangen werde. Das Sprichwort zeigt, dass es dem Litauer, dem Deutschen gegenüber, nicht an Selbstgefühl und Nationalstolz fehlt. Der Deutsche könnte dessen vielleicht so viel mehr brauchen, als der Litauer zu viel hat. (Wurzbach I, 39 u. 310; Reinsberg V, 16.) Uebrigens räumt ein anderes polnisches Sprichwort die geistige Ueberlegenheit der Deutschen den Polen gegenüber wieder ein, indem es eine Stufenleiter der Betrugsfähigkeit aufstellt. Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos – der Teufel. (Reinsberg VI, 29.)
12 Der Deutschen Hertzhafftigkeit, muth vnd dapfferkeid ist ein A. B. C. Papier vnd Dinten, vnd erlescht die Seel in wortten. – Lehmann, 383, 1.
13 Der Deutschen Lob besteht auf guter Rüstung und nicht auf stolzen Kleidern. – Reinsberg VI, 122; Eiselein, 114.
Wort Kaiser Rudolf's I.
14 Der Teutsche versorgt sein Gut bey nasser Waare, damit es nit verbrenne. – Sutor, 247.
15 Der Teutschen Sauffen, der Italiäner Liebe, und der Spanier Mauserey kann man keine Gesetze geben. – Berckenmeyer, 43.
Ein Wort Karl's V.
16 Deutsche haben lange silben vnd kurtze wort. – Henisch, 684; Grimm, II, 1050.
17 Deutsche können alle Plagen, aber keinen Durst ertragen.
Lat.: Germanis vivere et bibere. (Reinsberg, V, 18.)
18 Deutsche lernen von Spaniern stelen vnd Spanier von Deutschen fressen vnd sauffen. – Henisch, 684.
Den Deutschen wird in der sprichwörtlichen Charakteristik besonders ihre vorherrschende Neigung zum Essen und Trinken vorgehalten. Eine böhmische Sage gibt gewissermassen den Grund dieses Fehlers an. Der Teufel, erzählt sie, sei, als Gott ihn vom Himmel herabgeworfen habe, mit solcher Gewalt gegen die Erde geprallt, dass sein Körper nach allen Richtungen stückweis auseinandergeflogen sei. Auf diese Weise sei der Kopf nach Spanien gefallen, das Herz nach Italien, die Hände in die Türkei und Tatarei, die Füsse nach Frankreich, nach Deutschland aber – der Bauch; und dies sei der Grund, warum die Deutschen so ess- und trinklustig, warum die Franzosen so gern springen und tanzen, die Türken und Tataren so mord- und raubgierig, die Italiener so verrätherisch, die Spanier so hochmüthig. Nach dieser Sage hätten die Slawen vom Teufel selbst nichts abbekommen; nur das Täfelchen, welches er während des Falls bei sich getragen, sei in ihr Land geflogen, damit darauf die fremden Sünden aufgezeichnet würden, für welche die Slawen büssen müssten. (Reinsberg V, 4.) Crusius (Schwäbische Chronik, I, 20a) sagt über die Frage: „Warum die Teutschen dem Truncke so ergeben? Die Ursache mag seyn, weil sie hitziger Natur, indeme die Schweiss- Löchlein an ihrem Leib durch die Mitternächtige Kälte, in welcher sie sich befinden, stets zugeschlossen gehalten werden.“
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