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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Bülow.

Alle Bülow sind ehrlich. - Kirchhofer, 15.

Der rühmliche Nachhall der Vorzeit ist ein grosser Sporn der Nacheiferung für die künftigen Geschlechter. Wie mächtig muss auf einen jungen Bülow dies Sprichwort wirken, und kann sein Werth wol durch den ältesten Stammbaum aufgewogen werden?


Bulle (der).

1 Bulla, währ di, Oessa stött di. (Ukermark.)

Bulle, wehr' dich, der Ochse stösst dich. Man will damit dem Angegriffenen sagen: Wehr' dich, dein Feind ist geringer und schwächer denn du.

2 Bunte Bullen, bunte Kälber.

3 Den hewwt de Boll oppt Is geschäte. (Ostpreuss.)

Von einem, der seine Aeltern nicht kennt.

4 Dulle Bullen gevt dulle Kälwer. - Eichwald, 229.

5 En stötigen Bull'n un en dum Minschen mut man aut'n Wä'ch gan. (Süderdithmarschen.)

Einem stössigen Bullen und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen.

*6 Wenn der Bulle kalbt. (S. Nimmerleinstag.)

Holl.: Als de bul jongt. (Harrebomee, I, 103.)


Bulle (die).

1 Mechulle mit der Bulle. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 198, 205.

Von einem, der vollständig zu Grunde gerichtet ist.

*2 Da muss ja eine Bulle platzen.


Bullern.

Dat küemt vam Bullern1, sagte de Snael2, hei hadde siewen Jar amme Kearktoren kroepen, un as 'e boalle am Krütse was, un sik reppen3 woll, doa was 'e herunner fallen. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 64, 50; Hoefer, 989.

1) Auch bulderen, balderen, ballern = poltern, lärmen; hier: sich übereilen.

2) Snagel = Schnecke.

3) Sich beeilen; hochdeutsch reffen, raffen, schnellen. In Iserlohn heisst es: ...un as hei balle uowen war und sik snellen woll, was hei herunner fallen. (Vgl. Firmenich, III, 185.)


Bullkalb.

Et is een Bullkalf, tü an Jann. (Ostfries.)


Bulstern.

Hei kann sik wat bulstern1 loaten. (Westf.)

1) Aushülsen, von Bulster = Hülse. - Wenn sich jemand in seiner Erwartung täuschte.


Bummelfieber.

*1 Er hat das Bummelfieber.

Hat Scheu vor ernster Thätigkeit, schlendert lieber herum aus einem Hause oder Bierhause ins andere. (S. Krankheit.)

*2 Et Bommelfieber hebben. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 288.


Bummelhermann.

'T is Bummel-Heärmen. (Grafschaft Mark.)

Bummliger Hermann, ein sich umhertreibender Mensch. - In Frommann's Deutschen Mundarten findet sich eine Zusammenstellung der sprichwörtlich angewandten Vornamen im Plattdeutschen, und zwar von Fr. Latendorf (III, 1 fg. u. 370) in Neustrelitz, von Fr. Woeste (III, 371) in Iserlohn und von Dr. Waldfreund (III, 314) in Salzburg. Im Bergischen und Märkischen (Frommann, III, 371 fg.) finden sich hauptsächlich folgende: In Iserlohn nennt man einen einfältigen, blödsinnigen Menschen: Witte Deierk (Dietrich); ein Kölner gemeiner Sorte heisst im Bergisch-Märkischen: kölsche Drickes (Heinrich); ein schlechter, unzuverlässiger Mensch heisst: unrechte Kauerd (Kurt, Konrad); eine schlimme Frauensperson: 'ne rechte Graite (Grete); eine unordentliche, unsaubere: 'ne Uarschel (Ursula); eine geschwätzige; eine Dabbel- oder Däbbel-Bätte (Elisabeth); eine unsaubere und unordentlich gekleidet gehende: Fucke-Bätte; ein dickes, unbeholfenes, träges Frauenzimmer: faule Pluens oder Plüens (Apollonia). Man hat ferner: eine dicke und dumme Treine (Katharine), einen draige Peiter (trockenen Peter), drüemeligen (träumerischen) oder Drüemel-Peiter, Jeise-Peiter (der stets Jesus ruft), dummen Kloas (Nikolaus), hülten (hölzernen) Kloas, dummen Järgen (Georg), dummen Stoffel (Christoffel, Töffel), swatte Kasper (der Teufel), Krats-Käp (kratzender Kaspar). Hans und Hänschen vertreten wol allgemein das männliche Geschlecht. Nickel bezeichnet im Bergisch-Märkischen einen verächtlichen Gegenstand: Sauege-Nickel (säuische Person), Säupe-Nickel (Säufer), Strubbe-Nickel (unordentliche Person, besonders solche, die mit ungekämmten Haaren geht). Nach Fr. Latendorf (Frommann, III, 1) sind in Tadelreden sprichwörtlich geworden: Droenpeter, von verdrossenen langweiligen Reden; Noelpeter, von ähnlichem trägen Handeln; Quoaseljohann, Quoaseljachen (Joachim) und Quatschmichel, von unsinnigem Geschwätz; Flüchtenhinrich, von eilfertigem, heiterm, leichtsinnigem Wesen; graben Kiljoan, von rohen Umgangsformen; Lorrerjan und Lorrerthrin, von scheltsüchtigem, auffahrendem Wesen. - Im Un- [Spaltenumbruch] terinnthal (Frommann, III, 314) sind Joseph und Christoph Ausrufe der Verwunderung. Einen lästigen Frager fertigt man mit: Frag'n Stielrüepel (Rüpel, Taufname von Rupert, Schmeller, III, 118) oder: Frag'n Kastomal, abgekürzt: Frag'n Kas, ab. Ein genäschiger Mensch heisst: g'schleckige Eav'. Wer nicht leicht etwas merkt, ist ein Veitl. Oan zo'n Veitl ham heisst jemand zum Narren halten. Ungeschickte Menschen heisst man: Ochs'ntoff'l, Rüep'l, Stöff'l, Ochs'nkopfjaggoi (Jaggoi = Jakob). Mit den Namen Bast'l (Sebastian), Bart'l (Bartholomäus), Hies'l (Matthias), Jagg'l (Jakob) bezeichnet man sowol Dummheit als Ungeschicklichkeit. Einen, der sich nachlässig kleidet, heisst man Schlamphans. Eine plauderhafte Weibsperson heisst Ratschkatl (vgl. Frommann, III, 10, 298) und eine starkbeleibte: dicke Deu'l (Dorothea). Lipp'l oder Lippai (Philipp), Thummai (Thomas, Ton auf Thumm) sind Benennungen für Dumme. Wer mit offenem Munde dasteht, wird Mauloff- Thummai gescholten.


Bummeln.

1 Bummeln kost't Geld. (Rendsburg.)

*2 Bummeln as de Deb (Dieb) in Galgen.

Von Menschen und Sachen gebraucht.

*3 Du wullt ok allerwegen mit achteran bummeln. - Eichwald, 230.

*4 He bummelt bi eer aa, as Moder eer Nadelkissen. (Holst.)

Wie sich das Kind an die Mutter anhängt. Die holsteinischen Matronen trugen früher zum Theil noch neben dem Schlüsselbunde ihr Nadelkissen an der Seite hängend.

*5 He wart bald bummeln (bammeln). (Holst.)

Von einem, den man für den Galgen reif hält.

*6 Mit achterna (hinternach) bummeln.

Sich an eine Gesellschaft schliessen, zu der man nicht recht zu gehören scheint.


Bümplitz.

* Zu Bümplitz auf der Pelzmühle. - Kirchhofer, 29.

Naseweise oder ausweichende Antwort der Schweizer auf ein an sie gerichtetes Wo?


Bund.

1 Bünd trennen sich, vnd halten nicht. - Henisch, 558.

2 Der Bund bringt uns auf den Hund.

3 Es ist der alte Bund, du must sterben. - Lehmann, II, 154, 124; Henisch, 557.

4 Reisst der bundt, so hatt noch niemand ein form der abbitt erfunden, damit man ehr vnnd gewissen verwahrt hett. - Lehmann, 108, 39.


Bündel.

1 Wer das Bündel zu fest schnürt, dem reisst der Riemen.

*2 Er ist mit einem blossen Bündel hergekommen.

Arm, ohne alles Vermögen, und hat sich zu Ansehen und Wohlstand emporgearbeitet.

Frz.: On l'a vu venir a Paris avec des sabots. (Lendroy, 1341.)

*3 Er ist nicht aus dem Bündel der armen Leute.

*4 Er kann immer sein Bündel schnüren. - Tendlau, 390.

Sein Vermögen ist weg.

*5 Sein Bündel schnüren. - Eiselein, 102.

Abziehen, abreisen, auch sich sterbefertig machen.

Frz.: Faire son paquet.

Lat.: Talaria induere. (Cicero.) (Erasm., 298.)


Bündelchen.

Jeder hat sein Bündelchen.

Trägt seine Last.


Bundesbrief.

* Den Bundesbrief herausgeben. - Kirchhofer, 68; Eiselein, 102.

Ein Bündniss kündigen oder aufheben. Wenn bei entstandenen Streitigkeiten oder nach offenem Kriege Verbündete nicht mehr Gemeinschaft haben wollten, wurden die Bundesbriefe herausgegeben.


Bundesgenossen.

Die bundsgenossen trawen einander wenig, die jhre trew mit brieffen bestercken. - Lehmann, 108, 36.


Bundeskuppel.

Ist die Bundskuppel zertrent, so fallen die ins feur, die zuvor den rauch geflohen. - Lehmann, 108, 41.


Bundesstrick.

Wenn die (faule) bundsstrick reissen, so muss man (auf den knien) bekennen, es sey einer ein armer sünder (Schaf oder Narr) gewest, da er den bundt angetretten. - Lehmann, 108, 40.


[Spaltenumbruch]
Bülow.

Alle Bülow sind ehrlich.Kirchhofer, 15.

Der rühmliche Nachhall der Vorzeit ist ein grosser Sporn der Nacheiferung für die künftigen Geschlechter. Wie mächtig muss auf einen jungen Bülow dies Sprichwort wirken, und kann sein Werth wol durch den ältesten Stammbaum aufgewogen werden?


Bulle (der).

1 Bulla, währ di, Oessa stött di. (Ukermark.)

Bulle, wehr' dich, der Ochse stösst dich. Man will damit dem Angegriffenen sagen: Wehr' dich, dein Feind ist geringer und schwächer denn du.

2 Bunte Bullen, bunte Kälber.

3 Den hewwt de Boll oppt Is geschäte. (Ostpreuss.)

Von einem, der seine Aeltern nicht kennt.

4 Dulle Bullen gevt dulle Kälwer.Eichwald, 229.

5 En stötigen Bull'n un en dum Minschen mut man ût'n Wä'ch gân. (Süderdithmarschen.)

Einem stössigen Bullen und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen.

*6 Wenn der Bulle kalbt. (S. Nimmerleinstag.)

Holl.: Als de bul jongt. (Harrebomée, I, 103.)


Bulle (die).

1 Mechulle mit der Bulle. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 198, 205.

Von einem, der vollständig zu Grunde gerichtet ist.

*2 Da muss ja eine Bulle platzen.


Bullern.

Dat küemt vam Bullern1, sagte de Snael2, hei hadde siewen Jâr amme Kearktoren kroepen, un as 'e boalle am Krütse was, un sik reppen3 woll, doa was 'e herunner fallen. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 64, 50; Hoefer, 989.

1) Auch bulderen, balderen, ballern = poltern, lärmen; hier: sich übereilen.

2) Snagel = Schnecke.

3) Sich beeilen; hochdeutsch reffen, raffen, schnellen. In Iserlohn heisst es: ...un as hei balle uowen war und sik snellen woll, was hei herunner fallen. (Vgl. Firmenich, III, 185.)


Bullkalb.

Et is een Bullkalf, tü an Jann. (Ostfries.)


Bulstern.

Hei kann sik wat bulstern1 loaten. (Westf.)

1) Aushülsen, von Bulster = Hülse. – Wenn sich jemand in seiner Erwartung täuschte.


Bummelfieber.

*1 Er hat das Bummelfieber.

Hat Scheu vor ernster Thätigkeit, schlendert lieber herum aus einem Hause oder Bierhause ins andere. (S. Krankheit.)

*2 Et Bommelfieber hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 288.


Bummelhermann.

'T is Bummel-Heärmen. (Grafschaft Mark.)

Bummliger Hermann, ein sich umhertreibender Mensch. – In Frommann's Deutschen Mundarten findet sich eine Zusammenstellung der sprichwörtlich angewandten Vornamen im Plattdeutschen, und zwar von Fr. Latendorf (III, 1 fg. u. 370) in Neustrelitz, von Fr. Woeste (III, 371) in Iserlohn und von Dr. Waldfreund (III, 314) in Salzburg. Im Bergischen und Märkischen (Frommann, III, 371 fg.) finden sich hauptsächlich folgende: In Iserlohn nennt man einen einfältigen, blödsinnigen Menschen: Witte Dêierk (Dietrich); ein Kölner gemeiner Sorte heisst im Bergisch-Märkischen: kölsche Drickes (Heinrich); ein schlechter, unzuverlässiger Mensch heisst: unrechte Kàuerd (Kurt, Konrad); eine schlimme Frauensperson: 'ne rechte Graite (Grete); eine unordentliche, unsaubere: 'ne Uarschel (Ursula); eine geschwätzige; eine Dabbel- oder Däbbel-Bätte (Elisabeth); eine unsaubere und unordentlich gekleidet gehende: Fucke-Bätte; ein dickes, unbeholfenes, träges Frauenzimmer: fûle Pluens oder Plüens (Apollonia). Man hat ferner: eine dicke und dumme Trêine (Katharine), einen dràige Péiter (trockenen Peter), drüemeligen (träumerischen) oder Drüemel-Pèiter, Jéise-Peiter (der stets Jesus ruft), dummen Kloas (Nikolaus), hülten (hölzernen) Kloas, dummen Järgen (Georg), dummen Stoffel (Christoffel, Töffel), swatte Kasper (der Teufel), Krats-Käp (kratzender Kaspar). Hans und Hänschen vertreten wol allgemein das männliche Geschlecht. Nickel bezeichnet im Bergisch-Märkischen einen verächtlichen Gegenstand: Sûege-Nickel (säuische Person), Säupe-Nickel (Säufer), Strubbe-Nickel (unordentliche Person, besonders solche, die mit ungekämmten Haaren geht). Nach Fr. Latendorf (Frommann, III, 1) sind in Tadelreden sprichwörtlich geworden: Droenpeter, von verdrossenen langweiligen Reden; Noelpeter, von ähnlichem trägen Handeln; Quoaseljohann, Quoaseljachen (Joachim) und Quatschmichel, von unsinnigem Geschwätz; Flüchtenhinrich, von eilfertigem, heiterm, leichtsinnigem Wesen; graben Kiljoan, von rohen Umgangsformen; Lorrerjan und Lorrerthrin, von scheltsüchtigem, auffahrendem Wesen. – Im Un- [Spaltenumbruch] terinnthal (Frommann, III, 314) sind Joseph und Christoph Ausrufe der Verwunderung. Einen lästigen Frager fertigt man mit: Frag'n Stielrüepel (Rüpel, Taufname von Rupert, Schmeller, III, 118) oder: Frag'n Kastomal, abgekürzt: Frag'n Kas, ab. Ein genäschiger Mensch heisst: g'schleckige Eav'. Wer nicht leicht etwas merkt, ist ein Veitl. Oan zo'n Veitl ham heisst jemand zum Narren halten. Ungeschickte Menschen heisst man: Ochs'ntoff'l, Rüep'l, Stöff'l, Ochs'nkopfjaggoi (Jaggoi = Jakob). Mit den Namen Bast'l (Sebastian), Bart'l (Bartholomäus), Hies'l (Matthias), Jagg'l (Jakob) bezeichnet man sowol Dummheit als Ungeschicklichkeit. Einen, der sich nachlässig kleidet, heisst man Schlamphans. Eine plauderhafte Weibsperson heisst Ratschkatl (vgl. Frommann, III, 10, 298) und eine starkbeleibte: dicke Deu'l (Dorothea). Lipp'l oder Lippai (Philipp), Thummai (Thomas, Ton auf Thumm) sind Benennungen für Dumme. Wer mit offenem Munde dasteht, wird Mauloff- Thummai gescholten.


Bummeln.

1 Bummeln kost't Geld. (Rendsburg.)

*2 Bummeln as de Dêb (Dieb) in Galgen.

Von Menschen und Sachen gebraucht.

*3 Du wullt ok allerwegen mit achteran bummeln.Eichwald, 230.

*4 He bummelt bi eer aa, as Moder eer Nadelkissen. (Holst.)

Wie sich das Kind an die Mutter anhängt. Die holsteinischen Matronen trugen früher zum Theil noch neben dem Schlüsselbunde ihr Nadelkissen an der Seite hängend.

*5 He wart bald bummeln (bammeln). (Holst.)

Von einem, den man für den Galgen reif hält.

*6 Mit achterna (hinternach) bummeln.

Sich an eine Gesellschaft schliessen, zu der man nicht recht zu gehören scheint.


Bümplitz.

* Zu Bümplitz auf der Pelzmühle.Kirchhofer, 29.

Naseweise oder ausweichende Antwort der Schweizer auf ein an sie gerichtetes Wo?


Bund.

1 Bünd trennen sich, vnd halten nicht.Henisch, 558.

2 Der Bund bringt uns auf den Hund.

3 Es ist der alte Bund, du must sterben.Lehmann, II, 154, 124; Henisch, 557.

4 Reisst der bundt, so hatt noch niemand ein form der abbitt erfunden, damit man ehr vnnd gewissen verwahrt hett.Lehmann, 108, 39.


Bündel.

1 Wer das Bündel zu fest schnürt, dem reisst der Riemen.

*2 Er ist mit einem blossen Bündel hergekommen.

Arm, ohne alles Vermögen, und hat sich zu Ansehen und Wohlstand emporgearbeitet.

Frz.: On l'a vu venir à Paris avec des sabots. (Lendroy, 1341.)

*3 Er ist nicht aus dem Bündel der armen Leute.

*4 Er kann immer sein Bündel schnüren.Tendlau, 390.

Sein Vermögen ist weg.

*5 Sein Bündel schnüren.Eiselein, 102.

Abziehen, abreisen, auch sich sterbefertig machen.

Frz.: Faire son paquet.

Lat.: Talaria induere. (Cicero.) (Erasm., 298.)


Bündelchen.

Jeder hat sein Bündelchen.

Trägt seine Last.


Bundesbrief.

* Den Bundesbrief herausgeben.Kirchhofer, 68; Eiselein, 102.

Ein Bündniss kündigen oder aufheben. Wenn bei entstandenen Streitigkeiten oder nach offenem Kriege Verbündete nicht mehr Gemeinschaft haben wollten, wurden die Bundesbriefe herausgegeben.


Bundesgenossen.

Die bundsgenossen trawen einander wenig, die jhre trew mit brieffen bestercken.Lehmann, 108, 36.


Bundeskuppel.

Ist die Bundskuppel zertrent, so fallen die ins feur, die zuvor den rauch geflohen.Lehmann, 108, 41.


Bundesstrick.

Wenn die (faule) bundsstrick reissen, so muss man (auf den knien) bekennen, es sey einer ein armer sünder (Schaf oder Narr) gewest, da er den bundt angetretten.Lehmann, 108, 40.


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[[255]/0283] Bülow. Alle Bülow sind ehrlich. – Kirchhofer, 15. Der rühmliche Nachhall der Vorzeit ist ein grosser Sporn der Nacheiferung für die künftigen Geschlechter. Wie mächtig muss auf einen jungen Bülow dies Sprichwort wirken, und kann sein Werth wol durch den ältesten Stammbaum aufgewogen werden? Bulle (der). 1 Bulla, währ di, Oessa stött di. (Ukermark.) Bulle, wehr' dich, der Ochse stösst dich. Man will damit dem Angegriffenen sagen: Wehr' dich, dein Feind ist geringer und schwächer denn du. 2 Bunte Bullen, bunte Kälber. 3 Den hewwt de Boll oppt Is geschäte. (Ostpreuss.) Von einem, der seine Aeltern nicht kennt. 4 Dulle Bullen gevt dulle Kälwer. – Eichwald, 229. 5 En stötigen Bull'n un en dum Minschen mut man ût'n Wä'ch gân. (Süderdithmarschen.) Einem stössigen Bullen und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen. *6 Wenn der Bulle kalbt. (S. Nimmerleinstag.) Holl.: Als de bul jongt. (Harrebomée, I, 103.) Bulle (die). 1 Mechulle mit der Bulle. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 198, 205. Von einem, der vollständig zu Grunde gerichtet ist. *2 Da muss ja eine Bulle platzen. Bullern. Dat küemt vam Bullern1, sagte de Snael2, hei hadde siewen Jâr amme Kearktoren kroepen, un as 'e boalle am Krütse was, un sik reppen3 woll, doa was 'e herunner fallen. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 64, 50; Hoefer, 989. 1) Auch bulderen, balderen, ballern = poltern, lärmen; hier: sich übereilen. 2) Snagel = Schnecke. 3) Sich beeilen; hochdeutsch reffen, raffen, schnellen. In Iserlohn heisst es: ...un as hei balle uowen war und sik snellen woll, was hei herunner fallen. (Vgl. Firmenich, III, 185.) Bullkalb. Et is een Bullkalf, tü an Jann. (Ostfries.) Bulstern. Hei kann sik wat bulstern1 loaten. (Westf.) 1) Aushülsen, von Bulster = Hülse. – Wenn sich jemand in seiner Erwartung täuschte. Bummelfieber. *1 Er hat das Bummelfieber. Hat Scheu vor ernster Thätigkeit, schlendert lieber herum aus einem Hause oder Bierhause ins andere. (S. Krankheit.) *2 Et Bommelfieber hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 288. Bummelhermann. 'T is Bummel-Heärmen. (Grafschaft Mark.) Bummliger Hermann, ein sich umhertreibender Mensch. – In Frommann's Deutschen Mundarten findet sich eine Zusammenstellung der sprichwörtlich angewandten Vornamen im Plattdeutschen, und zwar von Fr. Latendorf (III, 1 fg. u. 370) in Neustrelitz, von Fr. Woeste (III, 371) in Iserlohn und von Dr. Waldfreund (III, 314) in Salzburg. Im Bergischen und Märkischen (Frommann, III, 371 fg.) finden sich hauptsächlich folgende: In Iserlohn nennt man einen einfältigen, blödsinnigen Menschen: Witte Dêierk (Dietrich); ein Kölner gemeiner Sorte heisst im Bergisch-Märkischen: kölsche Drickes (Heinrich); ein schlechter, unzuverlässiger Mensch heisst: unrechte Kàuerd (Kurt, Konrad); eine schlimme Frauensperson: 'ne rechte Graite (Grete); eine unordentliche, unsaubere: 'ne Uarschel (Ursula); eine geschwätzige; eine Dabbel- oder Däbbel-Bätte (Elisabeth); eine unsaubere und unordentlich gekleidet gehende: Fucke-Bätte; ein dickes, unbeholfenes, träges Frauenzimmer: fûle Pluens oder Plüens (Apollonia). Man hat ferner: eine dicke und dumme Trêine (Katharine), einen dràige Péiter (trockenen Peter), drüemeligen (träumerischen) oder Drüemel-Pèiter, Jéise-Peiter (der stets Jesus ruft), dummen Kloas (Nikolaus), hülten (hölzernen) Kloas, dummen Järgen (Georg), dummen Stoffel (Christoffel, Töffel), swatte Kasper (der Teufel), Krats-Käp (kratzender Kaspar). Hans und Hänschen vertreten wol allgemein das männliche Geschlecht. Nickel bezeichnet im Bergisch-Märkischen einen verächtlichen Gegenstand: Sûege-Nickel (säuische Person), Säupe-Nickel (Säufer), Strubbe-Nickel (unordentliche Person, besonders solche, die mit ungekämmten Haaren geht). Nach Fr. Latendorf (Frommann, III, 1) sind in Tadelreden sprichwörtlich geworden: Droenpeter, von verdrossenen langweiligen Reden; Noelpeter, von ähnlichem trägen Handeln; Quoaseljohann, Quoaseljachen (Joachim) und Quatschmichel, von unsinnigem Geschwätz; Flüchtenhinrich, von eilfertigem, heiterm, leichtsinnigem Wesen; graben Kiljoan, von rohen Umgangsformen; Lorrerjan und Lorrerthrin, von scheltsüchtigem, auffahrendem Wesen. – Im Un- terinnthal (Frommann, III, 314) sind Joseph und Christoph Ausrufe der Verwunderung. Einen lästigen Frager fertigt man mit: Frag'n Stielrüepel (Rüpel, Taufname von Rupert, Schmeller, III, 118) oder: Frag'n Kastomal, abgekürzt: Frag'n Kas, ab. Ein genäschiger Mensch heisst: g'schleckige Eav'. Wer nicht leicht etwas merkt, ist ein Veitl. Oan zo'n Veitl ham heisst jemand zum Narren halten. Ungeschickte Menschen heisst man: Ochs'ntoff'l, Rüep'l, Stöff'l, Ochs'nkopfjaggoi (Jaggoi = Jakob). Mit den Namen Bast'l (Sebastian), Bart'l (Bartholomäus), Hies'l (Matthias), Jagg'l (Jakob) bezeichnet man sowol Dummheit als Ungeschicklichkeit. Einen, der sich nachlässig kleidet, heisst man Schlamphans. Eine plauderhafte Weibsperson heisst Ratschkatl (vgl. Frommann, III, 10, 298) und eine starkbeleibte: dicke Deu'l (Dorothea). Lipp'l oder Lippai (Philipp), Thummai (Thomas, Ton auf Thumm) sind Benennungen für Dumme. Wer mit offenem Munde dasteht, wird Mauloff- Thummai gescholten. Bummeln. 1 Bummeln kost't Geld. (Rendsburg.) *2 Bummeln as de Dêb (Dieb) in Galgen. Von Menschen und Sachen gebraucht. *3 Du wullt ok allerwegen mit achteran bummeln. – Eichwald, 230. *4 He bummelt bi eer aa, as Moder eer Nadelkissen. (Holst.) Wie sich das Kind an die Mutter anhängt. Die holsteinischen Matronen trugen früher zum Theil noch neben dem Schlüsselbunde ihr Nadelkissen an der Seite hängend. *5 He wart bald bummeln (bammeln). (Holst.) Von einem, den man für den Galgen reif hält. *6 Mit achterna (hinternach) bummeln. Sich an eine Gesellschaft schliessen, zu der man nicht recht zu gehören scheint. Bümplitz. * Zu Bümplitz auf der Pelzmühle. – Kirchhofer, 29. Naseweise oder ausweichende Antwort der Schweizer auf ein an sie gerichtetes Wo? Bund. 1 Bünd trennen sich, vnd halten nicht. – Henisch, 558. 2 Der Bund bringt uns auf den Hund. 3 Es ist der alte Bund, du must sterben. – Lehmann, II, 154, 124; Henisch, 557. 4 Reisst der bundt, so hatt noch niemand ein form der abbitt erfunden, damit man ehr vnnd gewissen verwahrt hett. – Lehmann, 108, 39. Bündel. 1 Wer das Bündel zu fest schnürt, dem reisst der Riemen. *2 Er ist mit einem blossen Bündel hergekommen. Arm, ohne alles Vermögen, und hat sich zu Ansehen und Wohlstand emporgearbeitet. Frz.: On l'a vu venir à Paris avec des sabots. (Lendroy, 1341.) *3 Er ist nicht aus dem Bündel der armen Leute. *4 Er kann immer sein Bündel schnüren. – Tendlau, 390. Sein Vermögen ist weg. *5 Sein Bündel schnüren. – Eiselein, 102. Abziehen, abreisen, auch sich sterbefertig machen. Frz.: Faire son paquet. Lat.: Talaria induere. (Cicero.) (Erasm., 298.) Bündelchen. Jeder hat sein Bündelchen. Trägt seine Last. Bundesbrief. * Den Bundesbrief herausgeben. – Kirchhofer, 68; Eiselein, 102. Ein Bündniss kündigen oder aufheben. Wenn bei entstandenen Streitigkeiten oder nach offenem Kriege Verbündete nicht mehr Gemeinschaft haben wollten, wurden die Bundesbriefe herausgegeben. Bundesgenossen. Die bundsgenossen trawen einander wenig, die jhre trew mit brieffen bestercken. – Lehmann, 108, 36. Bundeskuppel. Ist die Bundskuppel zertrent, so fallen die ins feur, die zuvor den rauch geflohen. – Lehmann, 108, 41. Bundesstrick. Wenn die (faule) bundsstrick reissen, so muss man (auf den knien) bekennen, es sey einer ein armer sünder (Schaf oder Narr) gewest, da er den bundt angetretten. – Lehmann, 108, 40.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [255]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/283>, abgerufen am 26.11.2024.