Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 13 Wenn der Bittende nicht überlegt, so muss es der Gewährende thun.

Nicht jedes Gewähren ist Wohlthat.

14 Wie Bitte, so Gabe.

Oft, aber nicht immer.

*15 Er versteht unter der fünften Bitte des Vaterunsers den Wirth mit der Kreide.

*16 Sie ist aus der siebenten Bitte. - Simrock, 9517; Körte, 637.

Von einem bösen Weibe oder einer leichten Dirne.


Bitten.

1 Bitt keins vmb ein Ding, dass du selbs nit thätest. - Henisch, 401; Lehmann, II, 48, 47; Eiselein, 81.

Lat.: Exige rem iustam, si non cupis inde repulsam. - Nil petes quod negaturus es.

2 Bitt' und nimm! - Körte, 635.

3 Bitt vnd thu die Hand darzu. - Henisch, 401.

Lat.: Ora et labora. (Philippi, II, 76; Binder I, 1306; II, 2440; Schonheim, O, 20; Seybold, 421; Wiegand, 431.)

4 Bitte nicht, wenn du nehmen kannst.

5 Bitten, fragen, suppliciren stehet frey, dann abschlagen ist zunechst dabey. - Lehmann, 66, 14.

6 Bitten hat den ritten. - Henisch, 401.

7 Bitten ist lang, befehlen kurz. - Simrock, 1107; Eiselein, 81.

8 Bitten ist niemand verwehrt (untersagt, verboten). (S. Suppliciren.)

Lat.: Petere licet. (Wiegand, 1151; Schulblatt, 498; Binder II, 2562; Faselius, 200.)

9 Bitten ist unwerth, aber es macht nicht arm. - Körte, 636.

10 Bitten ist wohlfeil.

It.: Il domandar costa poca. (Bohn I, 102.)

11 Bittens und Wünschens geht viel in einen Sack. - Lehmann, II, 48, 48; Henisch, 401; Körte, 634; Simrock, 1108.

Lat.: Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. (Sutor, 70.)

12 Bittest, sie thut's.

13 Das Bitten hat man umsonst.

Lat.: Orator non semper est operator (exorator). (Philippi, II, 77.)

14 Das mit bitten gekriegt ist, stehet dürr genug. - Henisch, 401.

Frz.: Acheter est meilleur marche que demander. (Cahier, 3899.)

15 Es bat jemand Gott um die Gnade, dass der Morgen tagen möchte; der Morgen tagte und er war blind. - Burckhardt, 721.

Wir haben oft viel Ursache die Erfüllung unserer Wünsche zu beklagen.

16 Es hilft kein Bitten und kein Beten. - Eiselein, 81.

17 Ich bitt' und bitt', lass ab nur nit, sprach das Weib zum Manne. - Eiselein, 81.

18 Ich bitte, alles zu lesen, es kostet ja nichts.

Diese in Wien sehr bekannte Redensart, welche bei den verschiedensten Anlässen angewandt wird, z. B. von Handelsleuten, um die Käufer zum Ansehen der Waaren zu ermuntern, der Gastgeber, um scherzweise zum Zulangen bei den verschiedensten Speisen und Getränken zu veranlassen u. s. w., verdankt ihre Entstehung dem im Mai 1861 ermordeten wiener Agenten Ignaz Binder, der seine Anzeigen, auf die man in allen Zeitungen stiess, stets mit den Worten schloss: "Ich bitte, alles zu u. s. w." Sie wurde daher stadtläufige Redensart; man fand sie, wie Binder's Bild, bei allen Carnevalsfesten irgendwo angebracht.

19 Ich bitte dich, ist ein Mordgeschrei. - Henisch, 401.

20 Ich bitte dich ums Blut (Leiden) Christi (oder: ums jüngste Gericht). - Eiselein, 106.

21 Man muss nicht bitten von dem, der hat, sondern von dem, der wohl will. - Winckler, XX, 93.

22 Man soll niemand um etwas bitten, das einer selbst nicht thet. - Lehmann, 67, 28.

Lat.: Nihil petas, quod negaturus es. (Seybold, 350.)

23 Mit Bitten sündigt man nicht. - Neue Monatsschrift, Jauer 1802, S. 185.

24 Wann man einen (sie) bet, wer weiss was er (sie) thet. - Lehmann, 67, 33; Franck, II, 147b; Henisch, 337; Kirchhofer, 142; Simrock, 1117; Eiselein, 56.

Holl.: Als men de bruid bidt, zoo pieraarst ze. (Harrebomee, I, 99.)

Lat.: Collige thesaurum, qui gemmas vincit et aurum. (Sutor, 686.)

[Spaltenumbruch] 25 Was hilft alles Bitten, wenn jemand nicht helfen kann.

It.: Chi non puo dar aiuto indarno ascolta. (Pazzaglia, 6, 8.)

26 Was man durch bitten bekompt, das ist Wildpret. - Lehmann, 66, 6.

27 Was man mit bitten erhält, bezahlt man am theuersten. - Henisch, 364.

28 Wenn wir sie bitten (uns um eine Frau bewerben), sagen wir: Herrin; wenn wir sie haben, heisst's: wie wir wollen. (Span.)

29 Wer bittet den Armen zur Hochzeit!

30 Wer bittet, der wird erhört, wer sucht, der findet, und wer anbösst, dem wird aufgethan, sagen die Nonnen. - Bebel.

31 Wer bittet, hat ein finsteres Gesicht, wer abschlägt, zwei.

32 Wer etwas gross will bitten, der muss dagegen schenken. - Lehmann, 67, 34.

33 Wer für den andern bittet, erlöst (oder: betet für) sich selbst. - Simrock, 1115.

34 Wer zum Bitten verzagt ist, macht andere beherzt zum Abschlagen. - Simrock, 1112; Eiselein, 81; Lehmann, 66, 13.

35 Wie gebeten, also abgeschlagen. - Pistor., II, 93; Simrock, 1113.

Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. - A demande prompte, reponse lente.

36 Wir wollen yhn bitten, wie man dem esel thut. - Agricola, 741; Campen, 88; Latendorf, 144; Henisch, 399; Guttenstein, 122; Sailer, 105.

Lat.: Quae tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Sutor, 579.)

37 Wo man des Bittens kein Ende macht, muss man des Abschlagens Anfang machen.

Dieser zum Sprichwort gewordene Ausspruch soll vom Kaiser Friedrich III. herrühren.

*38 A both mich hinger Gott und für Gott. - Robinson, 34.

*39 Einen bitten, wie man dem Esel thut. - Schottel, 1140.

*40 Einen überzwerch bitten um den langen Weg. - Eiselein, 81.

*41 Er bittet um einen Fisch und bekommt eine Schlange.

*42 Er lässt sich nicht zweimal bitten.


Bitter.

1 Bitter im Mund, ist dem Herzen (Magen) gesund. - Kirchhofer, 244; Gaal, 215; Körte, 638; Simrock, 1118; Eiselein, 81.

Frz.: Ce qui est amer a la bouche, est doux au coeur. (Cahier, 4174.)

Lat.: Saepe tulit lassis succus amarus opem.

2 Bitter in de Mund, is för't Hart gesund.

Holl.: Bitter in den mond maakt het hart gezond. (Harrebomee, I, 59.)

3 Bitter und saur bekommt der Mannesnatur; warm und söte begehrt Frauengemöthe.

4 Bitter und süss aus einer Quelle.

Holl.: Of bitter, of zoet, wat smaakt, dat voedt. (Harrebomee, I, 59.)

5 Bitter vertreibt Bitter und Wasser heilt das Bauchgrimmen.

6 Bitter vnd sawer bekompt wol Mannsnatur. - Henisch, 402.

7 Bitter vor und süss nach.

8 Et is bitter, sagte de Muus, doa wasse dat Meal satt. (Westf.)

9 Wem es nicht bitter ist, der zieht kein Gesicht. (Lit.)

10 Wer nie bitter gekostet (geschmeckt) hat, weiss auch nicht, was süss ist. - Simrock, 10049; Eiselein, 81.

Lat.: Carius est carum, si praegustatur amarum. (Philippi, I, 74.)

11 Wer's bitter im Munde hat, speit nicht süss.

Engl.: Who hath bitter in his mouth, spits not all sweet. (Bohn II, 3.)

*12 Es ist so bitter wie Ofenruss (oder: Wermuth).

Frz.: Plus amer qu'aluyne (absinthe). (Leroux, I, 37.)


[Spaltenumbruch] 13 Wenn der Bittende nicht überlegt, so muss es der Gewährende thun.

Nicht jedes Gewähren ist Wohlthat.

14 Wie Bitte, so Gabe.

Oft, aber nicht immer.

*15 Er versteht unter der fünften Bitte des Vaterunsers den Wirth mit der Kreide.

*16 Sie ist aus der siebenten Bitte.Simrock, 9517; Körte, 637.

Von einem bösen Weibe oder einer leichten Dirne.


Bitten.

1 Bitt keins vmb ein Ding, dass du selbs nit thätest.Henisch, 401; Lehmann, II, 48, 47; Eiselein, 81.

Lat.: Exige rem iustam, si non cupis inde repulsam. – Nil petes quod negaturus es.

2 Bitt' und nimm!Körte, 635.

3 Bitt vnd thu die Hand darzu.Henisch, 401.

Lat.: Ora et labora. (Philippi, II, 76; Binder I, 1306; II, 2440; Schonheim, O, 20; Seybold, 421; Wiegand, 431.)

4 Bitte nicht, wenn du nehmen kannst.

5 Bitten, fragen, suppliciren stehet frey, dann abschlagen ist zunechst dabey.Lehmann, 66, 14.

6 Bitten hat den ritten.Henisch, 401.

7 Bitten ist lang, befehlen kurz.Simrock, 1107; Eiselein, 81.

8 Bitten ist niemand verwehrt (untersagt, verboten). (S. Suppliciren.)

Lat.: Petere licet. (Wiegand, 1151; Schulblatt, 498; Binder II, 2562; Faselius, 200.)

9 Bitten ist unwerth, aber es macht nicht arm.Körte, 636.

10 Bitten ist wohlfeil.

It.: Il domandar costa poca. (Bohn I, 102.)

11 Bittens und Wünschens geht viel in einen Sack.Lehmann, II, 48, 48; Henisch, 401; Körte, 634; Simrock, 1108.

Lat.: Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. (Sutor, 70.)

12 Bittest, sie thut's.

13 Das Bitten hat man umsonst.

Lat.: Orator non semper est operator (exorator). (Philippi, II, 77.)

14 Das mit bitten gekriegt ist, stehet dürr genug.Henisch, 401.

Frz.: Acheter est meilleur marché que demander. (Cahier, 3899.)

15 Es bat jemand Gott um die Gnade, dass der Morgen tagen möchte; der Morgen tagte und er war blind.Burckhardt, 721.

Wir haben oft viel Ursache die Erfüllung unserer Wünsche zu beklagen.

16 Es hilft kein Bitten und kein Beten.Eiselein, 81.

17 Ich bitt' und bitt', lass ab nur nit, sprach das Weib zum Manne.Eiselein, 81.

18 Ich bitte, alles zu lesen, es kostet ja nichts.

Diese in Wien sehr bekannte Redensart, welche bei den verschiedensten Anlässen angewandt wird, z. B. von Handelsleuten, um die Käufer zum Ansehen der Waaren zu ermuntern, der Gastgeber, um scherzweise zum Zulangen bei den verschiedensten Speisen und Getränken zu veranlassen u. s. w., verdankt ihre Entstehung dem im Mai 1861 ermordeten wiener Agenten Ignaz Binder, der seine Anzeigen, auf die man in allen Zeitungen stiess, stets mit den Worten schloss: „Ich bitte, alles zu u. s. w.“ Sie wurde daher stadtläufige Redensart; man fand sie, wie Binder's Bild, bei allen Carnevalsfesten irgendwo angebracht.

19 Ich bitte dich, ist ein Mordgeschrei.Henisch, 401.

20 Ich bitte dich ums Blut (Leiden) Christi (oder: ums jüngste Gericht).Eiselein, 106.

21 Man muss nicht bitten von dem, der hat, sondern von dem, der wohl will.Winckler, XX, 93.

22 Man soll niemand um etwas bitten, das einer selbst nicht thet.Lehmann, 67, 28.

Lat.: Nihil petas, quod negaturus es. (Seybold, 350.)

23 Mit Bitten sündigt man nicht.Neue Monatsschrift, Jauer 1802, S. 185.

24 Wann man einen (sie) bet, wer weiss was er (sie) thet.Lehmann, 67, 33; Franck, II, 147b; Henisch, 337; Kirchhofer, 142; Simrock, 1117; Eiselein, 56.

Holl.: Als men de bruid bidt, zoo pieraarst ze. (Harrebomée, I, 99.)

Lat.: Collige thesaurum, qui gemmas vincit et aurum. (Sutor, 686.)

[Spaltenumbruch] 25 Was hilft alles Bitten, wenn jemand nicht helfen kann.

It.: Chi non può dar aiuto indarno ascolta. (Pazzaglia, 6, 8.)

26 Was man durch bitten bekompt, das ist Wildpret.Lehmann, 66, 6.

27 Was man mit bitten erhält, bezahlt man am theuersten.Henisch, 364.

28 Wenn wir sie bitten (uns um eine Frau bewerben), sagen wir: Herrin; wenn wir sie haben, heisst's: wie wir wollen. (Span.)

29 Wer bittet den Armen zur Hochzeit!

30 Wer bittet, der wird erhört, wer sucht, der findet, und wer anbösst, dem wird aufgethan, sagen die Nonnen.Bebel.

31 Wer bittet, hat ein finsteres Gesicht, wer abschlägt, zwei.

32 Wer etwas gross will bitten, der muss dagegen schenken.Lehmann, 67, 34.

33 Wer für den andern bittet, erlöst (oder: betet für) sich selbst.Simrock, 1115.

34 Wer zum Bitten verzagt ist, macht andere beherzt zum Abschlagen.Simrock, 1112; Eiselein, 81; Lehmann, 66, 13.

35 Wie gebeten, also abgeschlagen.Pistor., II, 93; Simrock, 1113.

Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. – A demande prompte, réponse lente.

36 Wir wollen yhn bitten, wie man dem esel thut.Agricola, 741; Campen, 88; Latendorf, 144; Henisch, 399; Guttenstein, 122; Sailer, 105.

Lat.: Quae tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Sutor, 579.)

37 Wo man des Bittens kein Ende macht, muss man des Abschlagens Anfang machen.

Dieser zum Sprichwort gewordene Ausspruch soll vom Kaiser Friedrich III. herrühren.

*38 A both mich hinger Gott und für Gott.Robinson, 34.

*39 Einen bitten, wie man dem Esel thut.Schottel, 1140.

*40 Einen überzwerch bitten um den langen Weg.Eiselein, 81.

*41 Er bittet um einen Fisch und bekommt eine Schlange.

*42 Er lässt sich nicht zweimal bitten.


Bitter.

1 Bitter im Mund, ist dem Herzen (Magen) gesund.Kirchhofer, 244; Gaal, 215; Körte, 638; Simrock, 1118; Eiselein, 81.

Frz.: Ce qui est amer à la bouche, est doux au coeur. (Cahier, 4174.)

Lat.: Saepe tulit lassis succus amarus opem.

2 Bitter in de Mund, is för't Hart gesund.

Holl.: Bitter in den mond maakt het hart gezond. (Harrebomée, I, 59.)

3 Bitter und sûr bekommt der Mannesnatur; warm und söte begehrt Frauengemöthe.

4 Bitter und süss aus einer Quelle.

Holl.: Of bitter, of zoet, wat smaakt, dat voedt. (Harrebomée, I, 59.)

5 Bitter vertreibt Bitter und Wasser heilt das Bauchgrimmen.

6 Bitter vnd sawer bekompt wol Mannsnatur.Henisch, 402.

7 Bitter vor und süss nach.

8 Et is bitter, sagte de Muus, doa wasse dat Meal satt. (Westf.)

9 Wem es nicht bitter ist, der zieht kein Gesicht. (Lit.)

10 Wer nie bitter gekostet (geschmeckt) hat, weiss auch nicht, was süss ist.Simrock, 10049; Eiselein, 81.

Lat.: Carius est carum, si praegustatur amarum. (Philippi, I, 74.)

11 Wer's bitter im Munde hat, speit nicht süss.

Engl.: Who hath bitter in his mouth, spits not all sweet. (Bohn II, 3.)

*12 Es ist so bitter wie Ofenruss (oder: Wermuth).

Frz.: Plus amer qu'aluyne (absinthe). (Leroux, I, 37.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0223" n="[195]"/><cb n="389"/>
13 Wenn der Bittende nicht überlegt, so muss es der Gewährende thun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht jedes Gewähren ist Wohlthat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wie Bitte, so Gabe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Oft, aber nicht immer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er versteht unter der fünften Bitte des Vaterunsers den Wirth mit der Kreide.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Sie ist aus der siebenten Bitte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9517; Körte, 637.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem bösen Weibe oder einer leichten Dirne.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bitten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bitt keins vmb ein Ding, dass du selbs nit thätest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 401; Lehmann, II, 48, 47; Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Exige rem iustam, si non cupis inde repulsam. &#x2013; Nil petes quod negaturus es.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bitt' und nimm!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 635.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Bitt vnd thu die Hand darzu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 401.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ora et labora. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 76; Binder I, 1306; II, 2440; Schonheim, O, 20; Seybold, 421; Wiegand, 431.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Bitte nicht, wenn du nehmen kannst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Bitten, fragen, suppliciren stehet frey, dann abschlagen ist zunechst dabey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 66, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Bitten hat den ritten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 401.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Bitten ist lang, befehlen kurz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1107; Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Bitten ist niemand verwehrt (untersagt, verboten). (S.  Suppliciren.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Petere licet. (<hi rendition="#i">Wiegand, 1151; Schulblatt, 498; Binder II, 2562; Faselius, 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Bitten ist unwerth, aber es macht nicht arm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 636.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Bitten ist wohlfeil.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il domandar costa poca. (<hi rendition="#i">Bohn I, 102.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Bittens und Wünschens geht viel in einen Sack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 48, 48; Henisch, 401; Körte, 634; Simrock, 1108.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. (<hi rendition="#i">Sutor, 70.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Bittest, sie thut's.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Das Bitten hat man umsonst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Orator non semper est operator (exorator). (<hi rendition="#i">Philippi, II, 77.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Das mit bitten gekriegt ist, stehet dürr genug.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 401.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Acheter est meilleur marché que demander. (<hi rendition="#i">Cahier, 3899.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Es bat jemand Gott um die Gnade, dass der Morgen tagen möchte; der Morgen tagte und er war blind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 721.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wir haben oft viel Ursache die Erfüllung unserer Wünsche zu beklagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Es hilft kein Bitten und kein Beten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Ich bitt' und bitt', lass ab nur nit, sprach das Weib zum Manne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Ich bitte, alles zu lesen, es kostet ja nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese in Wien sehr bekannte Redensart, welche bei den verschiedensten Anlässen angewandt wird, z. B. von Handelsleuten, um die Käufer zum Ansehen der Waaren zu ermuntern, der Gastgeber, um scherzweise zum Zulangen bei den verschiedensten Speisen und Getränken zu veranlassen u. s. w., verdankt ihre Entstehung dem im Mai 1861 ermordeten wiener Agenten Ignaz Binder, der seine Anzeigen, auf die man in allen Zeitungen stiess, stets mit den Worten schloss: &#x201E;Ich bitte, alles zu u. s. w.&#x201C; Sie wurde daher stadtläufige Redensart; man fand sie, wie Binder's Bild, bei allen Carnevalsfesten irgendwo angebracht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Ich bitte dich, ist ein Mordgeschrei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 401.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Ich bitte dich ums Blut (Leiden) Christi (oder: ums jüngste Gericht).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Man muss nicht bitten von dem, der hat, sondern von dem, der wohl will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XX, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Man soll niemand um etwas bitten, das einer selbst nicht thet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 67, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nihil petas, quod negaturus es. (<hi rendition="#i">Seybold, 350.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Mit Bitten sündigt man nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Monatsschrift, Jauer 1802, S. 185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Wann man einen (sie) bet, wer weiss was er (sie) thet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 67, 33; Franck, II, 147<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 337; Kirchhofer, 142; Simrock, 1117; Eiselein, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als men de bruid bidt, zoo pieraarst ze. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 99.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Collige thesaurum, qui gemmas vincit et aurum. (<hi rendition="#i">Sutor, 686.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="390"/>
25 Was hilft alles Bitten, wenn jemand nicht helfen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non può dar aiuto indarno ascolta. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 6, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Was man durch bitten bekompt, das ist Wildpret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 66, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Was man mit bitten erhält, bezahlt man am theuersten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 364.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Wenn wir sie bitten (uns um eine Frau bewerben), sagen wir: Herrin; wenn wir sie haben, heisst's: wie <hi rendition="#g">wir</hi> wollen.</hi> (<hi rendition="#i">Span.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Wer bittet den Armen zur Hochzeit!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Wer bittet, der wird erhört, wer sucht, der findet, und wer anbösst, dem wird aufgethan, sagen die Nonnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bebel.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Wer bittet, hat ein finsteres Gesicht, wer abschlägt, zwei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Wer etwas gross will bitten, der muss dagegen schenken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 67, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Wer für den andern bittet, erlöst (oder: betet für) sich selbst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Wer zum Bitten verzagt ist, macht andere beherzt zum Abschlagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1112; Eiselein, 81; Lehmann, 66, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Wie gebeten, also abgeschlagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 93; Simrock, 1113.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A beau demandeur, beau refuseur. &#x2013; A demande prompte, réponse lente.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Wir wollen yhn bitten, wie man dem esel thut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 741; Campen, 88; Latendorf, 144; Henisch, 399; Guttenstein, 122; Sailer, 105.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quae tua sunt cerne, pigris committere sperne. (<hi rendition="#i">Sutor, 579.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Wo man des Bittens kein Ende macht, muss man des Abschlagens Anfang machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser zum Sprichwort gewordene Ausspruch soll vom Kaiser Friedrich III. herrühren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 A both mich hinger Gott und für Gott.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Einen bitten, wie man dem Esel thut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*40 Einen überzwerch bitten um den langen Weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*41 Er bittet um einen Fisch und bekommt eine Schlange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*42 Er lässt sich nicht zweimal bitten.</hi> </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bitter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bitter im Mund, ist dem Herzen (Magen) gesund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 244; Gaal, 215; Körte, 638; Simrock, 1118; Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ce qui est amer à la bouche, est doux au coeur. (<hi rendition="#i">Cahier, 4174.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Saepe tulit lassis succus amarus opem.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bitter in de Mund, is för't Hart gesund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Bitter in den mond maakt het hart gezond. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 59.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Bitter und sûr bekommt der Mannesnatur; warm und söte begehrt Frauengemöthe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Bitter und süss aus einer Quelle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Of bitter, of zoet, wat smaakt, dat voedt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 59.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Bitter vertreibt Bitter und Wasser heilt das Bauchgrimmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Bitter vnd sawer bekompt wol Mannsnatur.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 402.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Bitter vor und süss nach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Et is bitter, sagte de Muus, doa wasse dat Meal satt.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wem es nicht bitter ist, der zieht kein Gesicht.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wer nie bitter gekostet (geschmeckt) hat, weiss auch nicht, was süss ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 10049; Eiselein, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Carius est carum, si praegustatur amarum. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wer's bitter im Munde hat, speit nicht süss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Who hath bitter in his mouth, spits not all sweet. (<hi rendition="#i">Bohn II, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Es ist so bitter wie Ofenruss (oder: Wermuth).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plus amer qu'aluyne (absinthe). (<hi rendition="#i">Leroux, I, 37.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[195]/0223] 13 Wenn der Bittende nicht überlegt, so muss es der Gewährende thun. Nicht jedes Gewähren ist Wohlthat. 14 Wie Bitte, so Gabe. Oft, aber nicht immer. *15 Er versteht unter der fünften Bitte des Vaterunsers den Wirth mit der Kreide. *16 Sie ist aus der siebenten Bitte. – Simrock, 9517; Körte, 637. Von einem bösen Weibe oder einer leichten Dirne. Bitten. 1 Bitt keins vmb ein Ding, dass du selbs nit thätest. – Henisch, 401; Lehmann, II, 48, 47; Eiselein, 81. Lat.: Exige rem iustam, si non cupis inde repulsam. – Nil petes quod negaturus es. 2 Bitt' und nimm! – Körte, 635. 3 Bitt vnd thu die Hand darzu. – Henisch, 401. Lat.: Ora et labora. (Philippi, II, 76; Binder I, 1306; II, 2440; Schonheim, O, 20; Seybold, 421; Wiegand, 431.) 4 Bitte nicht, wenn du nehmen kannst. 5 Bitten, fragen, suppliciren stehet frey, dann abschlagen ist zunechst dabey. – Lehmann, 66, 14. 6 Bitten hat den ritten. – Henisch, 401. 7 Bitten ist lang, befehlen kurz. – Simrock, 1107; Eiselein, 81. 8 Bitten ist niemand verwehrt (untersagt, verboten). (S. Suppliciren.) Lat.: Petere licet. (Wiegand, 1151; Schulblatt, 498; Binder II, 2562; Faselius, 200.) 9 Bitten ist unwerth, aber es macht nicht arm. – Körte, 636. 10 Bitten ist wohlfeil. It.: Il domandar costa poca. (Bohn I, 102.) 11 Bittens und Wünschens geht viel in einen Sack. – Lehmann, II, 48, 48; Henisch, 401; Körte, 634; Simrock, 1108. Lat.: Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. (Sutor, 70.) 12 Bittest, sie thut's. 13 Das Bitten hat man umsonst. Lat.: Orator non semper est operator (exorator). (Philippi, II, 77.) 14 Das mit bitten gekriegt ist, stehet dürr genug. – Henisch, 401. Frz.: Acheter est meilleur marché que demander. (Cahier, 3899.) 15 Es bat jemand Gott um die Gnade, dass der Morgen tagen möchte; der Morgen tagte und er war blind. – Burckhardt, 721. Wir haben oft viel Ursache die Erfüllung unserer Wünsche zu beklagen. 16 Es hilft kein Bitten und kein Beten. – Eiselein, 81. 17 Ich bitt' und bitt', lass ab nur nit, sprach das Weib zum Manne. – Eiselein, 81. 18 Ich bitte, alles zu lesen, es kostet ja nichts. Diese in Wien sehr bekannte Redensart, welche bei den verschiedensten Anlässen angewandt wird, z. B. von Handelsleuten, um die Käufer zum Ansehen der Waaren zu ermuntern, der Gastgeber, um scherzweise zum Zulangen bei den verschiedensten Speisen und Getränken zu veranlassen u. s. w., verdankt ihre Entstehung dem im Mai 1861 ermordeten wiener Agenten Ignaz Binder, der seine Anzeigen, auf die man in allen Zeitungen stiess, stets mit den Worten schloss: „Ich bitte, alles zu u. s. w.“ Sie wurde daher stadtläufige Redensart; man fand sie, wie Binder's Bild, bei allen Carnevalsfesten irgendwo angebracht. 19 Ich bitte dich, ist ein Mordgeschrei. – Henisch, 401. 20 Ich bitte dich ums Blut (Leiden) Christi (oder: ums jüngste Gericht). – Eiselein, 106. 21 Man muss nicht bitten von dem, der hat, sondern von dem, der wohl will. – Winckler, XX, 93. 22 Man soll niemand um etwas bitten, das einer selbst nicht thet. – Lehmann, 67, 28. Lat.: Nihil petas, quod negaturus es. (Seybold, 350.) 23 Mit Bitten sündigt man nicht. – Neue Monatsschrift, Jauer 1802, S. 185. 24 Wann man einen (sie) bet, wer weiss was er (sie) thet. – Lehmann, 67, 33; Franck, II, 147b; Henisch, 337; Kirchhofer, 142; Simrock, 1117; Eiselein, 56. Holl.: Als men de bruid bidt, zoo pieraarst ze. (Harrebomée, I, 99.) Lat.: Collige thesaurum, qui gemmas vincit et aurum. (Sutor, 686.) 25 Was hilft alles Bitten, wenn jemand nicht helfen kann. It.: Chi non può dar aiuto indarno ascolta. (Pazzaglia, 6, 8.) 26 Was man durch bitten bekompt, das ist Wildpret. – Lehmann, 66, 6. 27 Was man mit bitten erhält, bezahlt man am theuersten. – Henisch, 364. 28 Wenn wir sie bitten (uns um eine Frau bewerben), sagen wir: Herrin; wenn wir sie haben, heisst's: wie wir wollen. (Span.) 29 Wer bittet den Armen zur Hochzeit! 30 Wer bittet, der wird erhört, wer sucht, der findet, und wer anbösst, dem wird aufgethan, sagen die Nonnen. – Bebel. 31 Wer bittet, hat ein finsteres Gesicht, wer abschlägt, zwei. 32 Wer etwas gross will bitten, der muss dagegen schenken. – Lehmann, 67, 34. 33 Wer für den andern bittet, erlöst (oder: betet für) sich selbst. – Simrock, 1115. 34 Wer zum Bitten verzagt ist, macht andere beherzt zum Abschlagen. – Simrock, 1112; Eiselein, 81; Lehmann, 66, 13. 35 Wie gebeten, also abgeschlagen. – Pistor., II, 93; Simrock, 1113. Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. – A demande prompte, réponse lente. 36 Wir wollen yhn bitten, wie man dem esel thut. – Agricola, 741; Campen, 88; Latendorf, 144; Henisch, 399; Guttenstein, 122; Sailer, 105. Lat.: Quae tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Sutor, 579.) 37 Wo man des Bittens kein Ende macht, muss man des Abschlagens Anfang machen. Dieser zum Sprichwort gewordene Ausspruch soll vom Kaiser Friedrich III. herrühren. *38 A both mich hinger Gott und für Gott. – Robinson, 34. *39 Einen bitten, wie man dem Esel thut. – Schottel, 1140. *40 Einen überzwerch bitten um den langen Weg. – Eiselein, 81. *41 Er bittet um einen Fisch und bekommt eine Schlange. *42 Er lässt sich nicht zweimal bitten. Bitter. 1 Bitter im Mund, ist dem Herzen (Magen) gesund. – Kirchhofer, 244; Gaal, 215; Körte, 638; Simrock, 1118; Eiselein, 81. Frz.: Ce qui est amer à la bouche, est doux au coeur. (Cahier, 4174.) Lat.: Saepe tulit lassis succus amarus opem. 2 Bitter in de Mund, is för't Hart gesund. Holl.: Bitter in den mond maakt het hart gezond. (Harrebomée, I, 59.) 3 Bitter und sûr bekommt der Mannesnatur; warm und söte begehrt Frauengemöthe. 4 Bitter und süss aus einer Quelle. Holl.: Of bitter, of zoet, wat smaakt, dat voedt. (Harrebomée, I, 59.) 5 Bitter vertreibt Bitter und Wasser heilt das Bauchgrimmen. 6 Bitter vnd sawer bekompt wol Mannsnatur. – Henisch, 402. 7 Bitter vor und süss nach. 8 Et is bitter, sagte de Muus, doa wasse dat Meal satt. (Westf.) 9 Wem es nicht bitter ist, der zieht kein Gesicht. (Lit.) 10 Wer nie bitter gekostet (geschmeckt) hat, weiss auch nicht, was süss ist. – Simrock, 10049; Eiselein, 81. Lat.: Carius est carum, si praegustatur amarum. (Philippi, I, 74.) 11 Wer's bitter im Munde hat, speit nicht süss. Engl.: Who hath bitter in his mouth, spits not all sweet. (Bohn II, 3.) *12 Es ist so bitter wie Ofenruss (oder: Wermuth). Frz.: Plus amer qu'aluyne (absinthe). (Leroux, I, 37.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/223
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [195]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/223>, abgerufen am 24.11.2024.