Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 2 Ein Biss von einem Pfaffen und Wolf ist unheilbar. 3 Keine schärfern Bisse als Gewissensbisse. Bisschen. Dat sind kleine Bietkes un graute Sprünge. (Westf.) Bissedel. * Er ist bissedel. In Vintler's Blume der Tugend werden die Bissedelleute hart mitgenommen. Da der Dichter Vintler vom Adel war, so vermuthet man, dass der Geldadel damit gemeint sei. Diese Ansicht gewinnt an Grund, wenn man viele Sprichwörter des Seb. Franck betrachtet und zusammenstellt, als: Wär' Geld nicht, wo wär' sein Adel. Schimmlig Geld macht edel u. v. a. (S. Geld.) Und Geiler (Narrenschiff, Kap. 76, Nr. 6): Bissedel, facti per literas, illos appellant gemacht edel, es ist eitel gemacht Ding. Bissel. 1 A bissel, an immer wieder a bissel, so kriegt ma's Fassel vull. (Schles.) Holl.: Beetje bij beetje, zei de vrouw, dan komt de ton vol, en toen maakte zij boter. (Harrebomee, I, 83.) 2 Auf ein gut Bissel gehört ein gut Tränkel. - Eiselein, 80. 3 Ve'schmachte1 Biss'ln kömen oft wieder ei d' Schüss'ln. (Unterinnthal.) - Frommann, VI, 36, 59. 1) Verachtete, verschmähte. Bissen. 1 Au guten Bissen verdirbt man sich den Magen zuerst. 2 Auff ein guten bissen schmeckt (gehört) ein guter trunck. - Henisch, 395; Körte, 631; Simrock, 1106; Blum, 176; Bücking, 107. Gesundheit und Wohlstand erfordern es oft. Wer ein Fest gibt, muss sehen, dass alles übereinstimmt. (In Schlesien: s. 41.) Frz.: Apres un bon morceau, il faut boire un bon coup. 3 Bei ihm gibt's nur schmale Bissen. Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'atre. 4 Bei schmalen Bissen macht man keine grossen Sprünge. Lat.: Vilis coena non gignit debacchationem. (Seybold, 632; Binder, I, 1846; II, 3537; Philippi, II, 250; Manutius, 1091.) 5 Das is a guder Bissen, sagte Jermies1, da ass er Frösche für Grossvögel2. 1) Jeremias. 2) Drosseln. Holl.: Nu zal ik je opvreten, zei de mof, en hij at een' kikvorsch op voor een' Engelschen bokking. (Harrebomee, I, 74.) 6 Der Bissen hat den Schluck im Geleite. (Ostpreuss.) 7 Der erste Bissen ist der Köchin. 8 Die besten Bissen kommen zuletzt. Frz.: Garder une chose pour la bonne bouche. (Lendroy, 178.) Holl.: Het lekkerste beetje zet men laatst op tafel. (Harrebomee, I, 43.) 9 Die Bissen klein gemacht, ist halb verdaut. 10 Die vergunte1 bissen schmecken wol (am besten). - Henisch, 396. 1) Vergönnten. 11 Ein Bissen gut gekaut, ist halb verdaut. Frz.: Les morceaux cacquetes se digerent mieux. (Recueil, 59.) 12 Ein Bissen im Munde ist besser als ein versprochener Braten. Dän.: Bedre noget harskt end altfor faerskt. Engl.: A bit in the morning is better than nothing all day. - A bit is better than a thump on the back with a stone. (Bohn II, 25.) 13 Ein Bissen zeucht den andern nach. Auch eine Sünde die andere. 14 Ein guter Bissen schmeckt jeder Schnauze. 15 Ein guter Bissen schmeckt nur, solange man ihn im Munde hat. Eine genossene Wohlthat ist bald vergessen. Frz.: Morceau avale n'a plus de goaut. ( Lendroy, 1029.) 16 Ein kleiner Bissen stillt grossen Hunger. Man muss auch eine kleine Hülfe, Wohlthat, einen geringen Vortheil nicht verschmähen. Frz.: Un peu d'aide fait grand bien. (Lendroy, 16.) 17 Ein sorgenloser Bissen macht den Hals weiss. Wer keine Nahrungssorgen, keinen Kummer hat, kann sich durch Körperpflege und saubere geschmackvolle Kleidung ein einnehmendes Aeussere geben. Holl.: De onbezorgde beet maakt den hals wit. (Harrebomee, I, 42.) 18 Ein trockener Bissen in Ruh' ist besser als Pasteten mit Hader dazu. [Spaltenumbruch] 19 Ein ungesunder Bissen mit Lust gegessen, schadet nicht. - Henisch, 396. Lat.: Quod delectat non nocet. 20 Einen Bissen, der nicht rutschen will, muss man gut feuchten. Frz.: A morceau restif eperon de vin. (Bohn I, 3.) 21 Es gibt harte Bissen zu kauen, man muss dran erwürgen oder sie verdauen. - Grimm, II, 47. 22 Es ist ein herber Bissen, daran man ersticken muss. - Winckler, X, 51; Simrock, 1105. 23 Es muss manchen guten Bissen entbehren, dem leicht ekelt. - Kirchhofer, 250. 24 Es schmeckt kein Bissen besser, dann den einer selbst isset. - Lehmann, II, 158, 180. Ansicht des genusssüchtigen Egoismus. Holl.: Geen beet smaakt iemand beter, dan dien hij zelf eet. (Harrebomee, I, 43.) 25 Es sind gute Bissen zu Hofe, aber man muss hohe Sprünge danach thun. 26 Es sind keine gute Bissen, an denen die Gäste erworgen müssen. - Eiselein, 80. Lat.: A transenna cibum petere. 27 Es soll mir der Bissen im Munde stecken bleiben, wenn dies so, oder wenn es nicht so ist, wie ich sage. Betheuerungsformel aus der Zeit der Ordalien, von der Probe des geweihten Bissens entlehnt, wobei man dem Angeschuldigten ein Stück Brot oder Käse, später auch die geweihte Hostie in den Mund legte, in der Meinung, dass er ersticken müsse, falls er schuldig sei. 28 Gute Bissen erwürgen den Esser nicht. 29 Gute Bissen machen eine leichte Truhe. (Wend. Lausitz.) 30 Je grösser der Bissen, je weiter das Maul. Holl.: Is de brok groot, zet er uw mond naar. (Sprenger I, 25.) 31 Koste den Bissen, aber friss ihn (mir) nicht auf. 32 Lauter gute Bissen verderben den Magen. 33 Man hat den Bissen erst, wenn er im Munde ist. 34 Man muss den Bissen nach dem Maule abmessen. - Winckler, XIX, 6. Holl.: De beet moet naar den mond wezen. (Harrebomee, I, 42.) 35 Man muss den Bissen nicht grösser machen, als das Maul ist. - Simrock, 1104; Körte, 630. Holl.: Men moet zulke groote brokken niet inzwelgen, dat men er aan wurgt. (Harrebomee, I, 94.) 36 Man muss oft einen Bissen über Noth essen. - Lehmann, II, 408, 17. 37 Man soll nicht mehr auf einen Bissen nehmen, als man ins Maul führen kann. 38 Nimm zwei Bissen, ist dir einer zu gross. (Schles.) 39 Nun keinen Bissen mehr, und wenn ich auch den Dienst nicht kriege, sagte der Küster zu Kleinau. (Altmark.) Wird gebraucht, wenn man bei Tische sehr genöthigt wird, noch mehr zu essen. Der Prediger Müller zu Jerichow erzählt im Altmärkischen Intelligenz- und Leseblatt (1818, Nr. 27) die Entstehung dieses Sprichworts wie folgt: Mein Grossvater hat, wie mir derselbe erzählte, in Kleinau einen Küster begraben, der ihm mitgetheilt, wie es ihm in Apenburg gegangen. Als er sich nämlich beim Patron von Schulenberg zum Dienst meldete, liess ihn derselbe zu sich rufen, um mit ihm an der Tafel zu speisen. Dies setzte ihn in Verwunderung und Verlegenheit und er fragte einen Schalk von Bedienten, was das wol zu bedeuten habe, worauf ihm dieser erwiderte: "Er will Euch prüfen, ob Ihr auch brav essen könnt; thut Ihr dies nicht, so kriegt Ihr den Dienst nicht, der Herr ist hierin ganz eigen." Der zur Tafel geladene Küster that das Seinige und ass zur Verwunderung aller. Am Ende aber, da er über und über voll war und ihn der Patron immer noch scherzend zum Essen nöthigte, erwiderte er ganz verzweifelt: "Nun keinen Bissen mehr und wenn ich auch den Dienst nicht kriege." Diese Antwort fiel dem Herrn auf. Der Küster erzählte ihm daher den Hergang der Sache und der Patron fand an dem Scherz ein so grosses Vergnügen, dass er ihn oft erzählte, wodurch er zum Sprichwort geworden ist. (Zarnack, 31.) 40 Solche Bissen wirf aus dem Munde. (Aegypt.) Um zu sagen: Lass dies, das passt nicht für dich. 41 Uf an gauden Bissen gehürt a gauder Trunk. - Gomolcke, 1043. 42 Uf an gauden Bissen is nich ze lange gewort. (Schles.) - Frommann, III, 248.
[Spaltenumbruch] 2 Ein Biss von einem Pfaffen und Wolf ist unheilbar. 3 Keine schärfern Bisse als Gewissensbisse. Bisschen. Dat sind kleine Bietkes un graute Sprünge. (Westf.) Bissedel. * Er ist bissedel. In Vintler's Blume der Tugend werden die Bissedelleute hart mitgenommen. Da der Dichter Vintler vom Adel war, so vermuthet man, dass der Geldadel damit gemeint sei. Diese Ansicht gewinnt an Grund, wenn man viele Sprichwörter des Seb. Franck betrachtet und zusammenstellt, als: Wär' Geld nicht, wo wär' sein Adel. Schimmlig Geld macht edel u. v. a. (S. Geld.) Und Geiler (Narrenschiff, Kap. 76, Nr. 6): Bissedel, facti per literas, illos appellant gemacht edel, es ist eitel gemacht Ding. Bissel. 1 A bissel, an immer wieder a bissel, so kriegt ma's Fassel vull. (Schles.) Holl.: Beetje bij beetje, zei de vrouw, dan komt de ton vol, en toen maakte zij boter. (Harrebomée, I, 83.) 2 Auf ein gut Bissel gehört ein gut Tränkel. – Eiselein, 80. 3 Ve'schmachte1 Biss'ln kömen oft wieder ei d' Schüss'ln. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 36, 59. 1) Verachtete, verschmähte. Bissen. 1 Au guten Bissen verdirbt man sich den Magen zuerst. 2 Auff ein guten bissen schmeckt (gehört) ein guter trunck. – Henisch, 395; Körte, 631; Simrock, 1106; Blum, 176; Bücking, 107. Gesundheit und Wohlstand erfordern es oft. Wer ein Fest gibt, muss sehen, dass alles übereinstimmt. (In Schlesien: s. 41.) Frz.: Après un bon morceau, il faut boire un bon coup. 3 Bei ihm gibt's nur schmale Bissen. Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre. 4 Bei schmalen Bissen macht man keine grossen Sprünge. Lat.: Vilis coena non gignit debacchationem. (Seybold, 632; Binder, I, 1846; II, 3537; Philippi, II, 250; Manutius, 1091.) 5 Das is a guder Bissen, sagte Jermies1, da ass er Frösche für Grossvögel2. 1) Jeremias. 2) Drosseln. 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Am Ende aber, da er über und über voll war und ihn der Patron immer noch scherzend zum Essen nöthigte, erwiderte er ganz verzweifelt: „Nun keinen Bissen mehr und wenn ich auch den Dienst nicht kriege.“ Diese Antwort fiel dem Herrn auf. Der Küster erzählte ihm daher den Hergang der Sache und der Patron fand an dem Scherz ein so grosses Vergnügen, dass er ihn oft erzählte, wodurch er zum Sprichwort geworden ist. 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2 Ein Biss von einem Pfaffen und Wolf ist unheilbar.
3 Keine schärfern Bisse als Gewissensbisse.
Bisschen.
Dat sind kleine Bietkes un graute Sprünge. (Westf.)
Bissedel.
* Er ist bissedel.
In Vintler's Blume der Tugend werden die Bissedelleute hart mitgenommen. Da der Dichter Vintler vom Adel war, so vermuthet man, dass der Geldadel damit gemeint sei. Diese Ansicht gewinnt an Grund, wenn man viele Sprichwörter des Seb. Franck betrachtet und zusammenstellt, als: Wär' Geld nicht, wo wär' sein Adel. Schimmlig Geld macht edel u. v. a. (S. Geld.) Und Geiler (Narrenschiff, Kap. 76, Nr. 6): Bissedel, facti per literas, illos appellant gemacht edel, es ist eitel gemacht Ding.
Bissel.
1 A bissel, an immer wieder a bissel, so kriegt ma's Fassel vull. (Schles.)
Holl.: Beetje bij beetje, zei de vrouw, dan komt de ton vol, en toen maakte zij boter. (Harrebomée, I, 83.)
2 Auf ein gut Bissel gehört ein gut Tränkel. – Eiselein, 80.
3 Ve'schmachte1 Biss'ln kömen oft wieder ei d' Schüss'ln. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 36, 59.
1) Verachtete, verschmähte.
Bissen.
1 Au guten Bissen verdirbt man sich den Magen zuerst.
2 Auff ein guten bissen schmeckt (gehört) ein guter trunck. – Henisch, 395; Körte, 631; Simrock, 1106; Blum, 176; Bücking, 107.
Gesundheit und Wohlstand erfordern es oft. Wer ein Fest gibt, muss sehen, dass alles übereinstimmt. (In Schlesien: s. 41.)
Frz.: Après un bon morceau, il faut boire un bon coup.
3 Bei ihm gibt's nur schmale Bissen.
Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre.
4 Bei schmalen Bissen macht man keine grossen Sprünge.
Lat.: Vilis coena non gignit debacchationem. (Seybold, 632; Binder, I, 1846; II, 3537; Philippi, II, 250; Manutius, 1091.)
5 Das is a guder Bissen, sagte Jermies1, da ass er Frösche für Grossvögel2.
1) Jeremias.
2) Drosseln.
Holl.: Nu zal ik je opvreten, zei de mof, en hij at een' kikvorsch op voor een' Engelschen bokking. (Harrebomée, I, 74.)
6 Der Bissen hat den Schluck im Geleite. (Ostpreuss.)
7 Der erste Bissen ist der Köchin.
8 Die besten Bissen kommen zuletzt.
Frz.: Garder une chose pour la bonne bouche. (Lendroy, 178.)
Holl.: Het lekkerste beetje zet men laatst op tafel. (Harrebomée, I, 43.)
9 Die Bissen klein gemacht, ist halb verdaut.
10 Die vergunte1 bissen schmecken wol (am besten). – Henisch, 396.
1) Vergönnten.
11 Ein Bissen gut gekaut, ist halb verdaut.
Frz.: Les morceaux cacquetés se digèrent mieux. (Recueil, 59.)
12 Ein Bissen im Munde ist besser als ein versprochener Braten.
Dän.: Bedre noget harskt end altfor færskt.
Engl.: A bit in the morning is better than nothing all day. – A bit is better than a thump on the back with a stone. (Bohn II, 25.)
13 Ein Bissen zeucht den andern nach.
Auch eine Sünde die andere.
14 Ein guter Bissen schmeckt jeder Schnauze.
15 Ein guter Bissen schmeckt nur, solange man ihn im Munde hat.
Eine genossene Wohlthat ist bald vergessen.
Frz.: Morceau avalé n'a plus de goût. ( Lendroy, 1029.)
16 Ein kleiner Bissen stillt grossen Hunger.
Man muss auch eine kleine Hülfe, Wohlthat, einen geringen Vortheil nicht verschmähen.
Frz.: Un peu d'aide fait grand bien. (Lendroy, 16.)
17 Ein sorgenloser Bissen macht den Hals weiss.
Wer keine Nahrungssorgen, keinen Kummer hat, kann sich durch Körperpflege und saubere geschmackvolle Kleidung ein einnehmendes Aeussere geben.
Holl.: De onbezorgde beet maakt den hals wit. (Harrebomée, I, 42.)
18 Ein trockener Bissen in Ruh' ist besser als Pasteten mit Hader dazu.
19 Ein ungesunder Bissen mit Lust gegessen, schadet nicht. – Henisch, 396.
Lat.: Quod delectat non nocet.
20 Einen Bissen, der nicht rutschen will, muss man gut feuchten.
Frz.: A morceau restif éperon de vin. (Bohn I, 3.)
21 Es gibt harte Bissen zu kauen, man muss dran erwürgen oder sie verdauen. – Grimm, II, 47.
22 Es ist ein herber Bissen, daran man ersticken muss. – Winckler, X, 51; Simrock, 1105.
23 Es muss manchen guten Bissen entbehren, dem leicht ekelt. – Kirchhofer, 250.
24 Es schmeckt kein Bissen besser, dann den einer selbst isset. – Lehmann, II, 158, 180.
Ansicht des genusssüchtigen Egoismus.
Holl.: Geen beet smaakt iemand beter, dan dien hij zelf eet. (Harrebomée, I, 43.)
25 Es sind gute Bissen zu Hofe, aber man muss hohe Sprünge danach thun.
26 Es sind keine gute Bissen, an denen die Gäste erworgen müssen. – Eiselein, 80.
Lat.: A transenna cibum petere.
27 Es soll mir der Bissen im Munde stecken bleiben, wenn dies so, oder wenn es nicht so ist, wie ich sage.
Betheuerungsformel aus der Zeit der Ordalien, von der Probe des geweihten Bissens entlehnt, wobei man dem Angeschuldigten ein Stück Brot oder Käse, später auch die geweihte Hostie in den Mund legte, in der Meinung, dass er ersticken müsse, falls er schuldig sei.
28 Gute Bissen erwürgen den Esser nicht.
29 Gute Bissen machen eine leichte Truhe. (Wend. Lausitz.)
30 Je grösser der Bissen, je weiter das Maul.
Holl.: Is de brok groot, zet er uw mond naar. (Sprenger I, 25.)
31 Koste den Bissen, aber friss ihn (mir) nicht auf.
32 Lauter gute Bissen verderben den Magen.
33 Man hat den Bissen erst, wenn er im Munde ist.
34 Man muss den Bissen nach dem Maule abmessen. – Winckler, XIX, 6.
Holl.: De beet moet naar den mond wezen. (Harrebomée, I, 42.)
35 Man muss den Bissen nicht grösser machen, als das Maul ist. – Simrock, 1104; Körte, 630.
Holl.: Men moet zulke groote brokken niet inzwelgen, dat men er aan wurgt. (Harrebomée, I, 94.)
36 Man muss oft einen Bissen über Noth essen. – Lehmann, II, 408, 17.
37 Man soll nicht mehr auf einen Bissen nehmen, als man ins Maul führen kann.
38 Nimm zwei Bissen, ist dir einer zu gross. (Schles.)
39 Nun keinen Bissen mehr, und wenn ich auch den Dienst nicht kriege, sagte der Küster zu Kleinau. (Altmark.)
Wird gebraucht, wenn man bei Tische sehr genöthigt wird, noch mehr zu essen. Der Prediger Müller zu Jerichow erzählt im Altmärkischen Intelligenz- und Leseblatt (1818, Nr. 27) die Entstehung dieses Sprichworts wie folgt: Mein Grossvater hat, wie mir derselbe erzählte, in Kleinau einen Küster begraben, der ihm mitgetheilt, wie es ihm in Apenburg gegangen. Als er sich nämlich beim Patron von Schulenberg zum Dienst meldete, liess ihn derselbe zu sich rufen, um mit ihm an der Tafel zu speisen. Dies setzte ihn in Verwunderung und Verlegenheit und er fragte einen Schalk von Bedienten, was das wol zu bedeuten habe, worauf ihm dieser erwiderte: „Er will Euch prüfen, ob Ihr auch brav essen könnt; thut Ihr dies nicht, so kriegt Ihr den Dienst nicht, der Herr ist hierin ganz eigen.“ Der zur Tafel geladene Küster that das Seinige und ass zur Verwunderung aller. Am Ende aber, da er über und über voll war und ihn der Patron immer noch scherzend zum Essen nöthigte, erwiderte er ganz verzweifelt: „Nun keinen Bissen mehr und wenn ich auch den Dienst nicht kriege.“ Diese Antwort fiel dem Herrn auf. Der Küster erzählte ihm daher den Hergang der Sache und der Patron fand an dem Scherz ein so grosses Vergnügen, dass er ihn oft erzählte, wodurch er zum Sprichwort geworden ist. (Zarnack, 31.)
40 Solche Bissen wirf aus dem Munde. (Aegypt.)
Um zu sagen: Lass dies, das passt nicht für dich.
41 Uf an gûden Bissen gehürt a gûder Trunk. – Gomolcke, 1043.
42 Uf an gûden Bissen is nich ze lange gewort. (Schles.) – Frommann, III, 248.
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