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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *21 Der kann Balle mache'. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 321.

D. h. aufschneiden.

*22 Einander den Ball ins Gesicht werfen. (Altgr.)

Von denen, die sich gegenseitig mit Lästerreden angreifen. Vom Ballspiel entlehnt.

*23 Einem den Ball zuschlagen.

Holl.: Zij geven malkander den bal op. (Harrebomee, I, 29.)

*24 Einen Ball geben.

Fülleborn leitet diese Redensart aus einer altdeutschen Sitte ab, die sich im Magdeburgischen und Halberstädtischen noch bis auf seine (unsere?) Zeit erhalten. "Am zweiten oder dritten Osterfeiertage", erzählt er, "versammeln sich die erwachsenen Mädchen des Dorfs, um den neuen Frauen, auf deren Hochzeit sie getanzt haben, einen mit Wolle oder Federn ausgestopften und mit Seidenzeug überzogenen Ball zu überreichen. Erst wird er auf einer geputzten Stange durch das Dorf getragen, dann vor dem Hause aufgepflanzt, endlich im Hause selbst der jungen Frau überreicht, wogegen sie verpflichtet ist, der auf eigene Kosten schmausenden Gesellschaft und ihren Liebhabern freie Musik zum Tanzen zu geben. So viel junge Eheleute da sind, so vielen wird ein Ball gegeben und auf jedes Ballgeben wird getanzt." (Breslauer Erzähler, 1800, S. 240, Wurzbach II, 13.)

*25 Er ist ein Ball, der hin- und herrollt (oder: geworfen wird).

Ein wankelmüthiger Mensch.

Lat.: Animo nunc huc, nunc fluctuat illuc. (Wiegand, 900.)

*26 Mit jemand Ball spielen.

Mit ihm machen, was man will.

*27 Sie schlagen eynander den Ball zu. - Tappius, 13b; Henisch, 177.

Holl.: Zij kaatsen elkander de ballen toe. (Harrebomee, I, 29.)

Lat.: Sphaeram inter sese reddere. (Plutarch.) (Erasm., 688.)


Ballast.

1 Der Ballast ist grösser als die Last.

Wenn jemand sich mit Nebendingen beladet, die mehr drücken oder mehr Unbequemlichkeiten verursachen, als die Hauptsache.

*2 Er hat zu viel Ballast geladen.

Auch vom Unmässigen, wer zu viel gegessen.

*3 Es ist nur Ballast.

Unnütze Last.

Holl.: Hij gaat voor ballast mede. - Hij is een onnutte ballast. (Harrebomee, I, 30.)


Ballen.

* Der kann Ballen machen. - Wurzbach II, 34.

Von Lügnern.


Ballet.

* Das ist Ballet.

Eine berliner Redensart, um etwas Langweiliges zu bezeichnen.


Ballhorn.

* Etwas durch Johann Ballhorn verbessern (verballhornen, ballhornisiren).

Eine Sache unzweckmässig und lächerlich abändern, in der Absicht sie zu verbessern. Zu dieser Redensart soll ein um das Jahr 1550 zu Lübeck lebender Buchdrucker Veranlassung gegeben haben. Man erzählt von ihm, er habe in den Büchern, die er druckte, gern allerlei ungereimte Veränderungen vorgenommen. Unter anderm soll er einmal eine neue Ausgabe von einer damals gewöhnlichen Kinderfibel veranstaltet haben, die auf der Schlussseite einen Holzschnitt hatte, worauf ein Hahn mit grossen Sporen vorgestellt wurde. Diesen Hahn soll er nun von neuem haben in Holz schneiden und ihm auch einige Eier unterlegen oder, nach dem Bericht anderer, die Sporen abnehmen lassen. Dann habe er die Bemerkung hinzugefügt: "Vermehrt und verbessert durch Johann Ballhorn." (Vgl. Breslauer Erzähler, 1800, S. 617.) - Eiselein (S. 52) bemerkt jedoch, dass nach Scherz (Balmund - balmunden) Herleitung und Deutung anders ausfallen möchte. - In den Beiträgen zu den Braunschweigischen gelehrten Anzeigen (1764, 43. Stück) befindet sich eine historische Erörterung des Ursprungs des obigen Sprichworts und ist daraus abgedruckt in Dr. J. Chr. Siebenkees' Juristischem Magazin, I, 528-536. (Wurzbach II, 15.) (S. über diese meist angefochtenen Erklärungen: Verballhornen.)


Bälmlein.

Das Bälmlein schiessen. - Kirchhofer, 261.

Kirchhofer begleitet diese Redensart mit einem Fragezeichen. Bei Geiler lautet sie: Sein Bälmlein (palmula) auf einen schiessen, und er gebraucht sie wiederholentlich für: seinen Witz an ihm auslassen. (Vgl. Grimm, I, 1098.)


Balmund.

Balmund lebt jetzund.

Lat.: Tutor mala fide administrans. (S. Verbalmunden.)


Balsam.

*1 Das is a Balsam von an Flögel. (Oesterreich.) - Idioticon Austr.

Ein erzgrober Mensch.

[Spaltenumbruch] *2 Das ist Balsam in die Wunde.

Holl.: Dat is balsam in de wond. (Harrebomee, I, 30.)


Balsamiren.

Wenn man wohl balsamiret, so gewinnt der Handel einen guten Geruch. - Eiselein, 53.


Bambusarm.

* Er steht unterm Bambusarm. (Tamulisch.)

D. h. unter dem Pantoffel. In der talmulischen Literatur ein stehendes Epitheton ornans des weiblichen Armes mit Rücksicht auf Glätte und Zierlichkeit, sowie man die Frauen selbst "Schönstirnige" nennt.


Banane.

1 Darum, weil es keine Bananen gibt, werd' ich die Taja1 nicht Vater nennen. (Surinam.) - Wullschlägel.

1) Eine Erdfrucht. - Die Noth macht mich nicht zum Schmeichler.

2 Die Banane des Ruhmes ist mit Hoffartssafte gefüllt. (Aegypt.)

3 Die Banane muss nicht den Kaffeebaum ersticken und der Kaffee nicht die Banane. - Wullschlägel.

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wir müssen uns vertragen; es ist Platz für uns beide.

4 Wenn du die Banane in die Wüste versenden willst, so sorge für die Pisangs in Ankobar. - Altmann II.

5 Wer die Banane tadeln will, gibt als Grund an, dass sie süss schmecke. - Altmann II.

6 Wer geröstete Bananen essen will, muss sich erst die Finger verbrennen. (Surinam.) - Wullschlägel.

Nichts ohne Mühe.


Band (das).

1 Das Band, die Gedanken zu binden, soll man noch finden.

2 Ein ganzes Band ist besser, als ein geknüpftes.

3 Mancher trägt das blaue Band um die Brust, der die Schleife um den Hals verdient. (Pulkowa.) - Altmann V.

4 Wat man med den Benne binnen kann, mot man nich med den Stricke binnen. - Schambach, 260.

5 Wenn ein zerschnittenes Band zusammengeknüpft wird, so ist es wol ganz, aber man fühlt den Knoten.

*6 Das schwarze Band tragen.

Gehängt werden.

*7 Er kann Band hauen gehen. - Eiselein, 33.

Ist verarmt, mag sich mit Besenbinden den Unterhalt verschaffen.

*8 Ut den Bännen1 springen wellen. (Westf.)

1) Bändern, Banden. - Ausser sich gerathen.


Band (der).

1 In einem schlechten Bande steckt oft ein gutes Buch.

Sowie umgekehrt.

2 Je dicker die Bände, je gelehrter der Autor.


Bändchen.

1 Se hoben an af'm Pantl ghop. (Steiermark.) - Firmenich, 766.

Sie haben ihn auf dem Bändchen gehabt, d. h. witzig durchgezogen.

2 Wemmet gliyk met'm Bänneken binnet, briuket me hernägest kein Strick. (Büren.)


Bande.

1 Die Bande des Gewissens sind schlechte Fäden, Ochsen zu halten.

2 Die Bande kann niemand finden, die meine Gedanken könnte binden. - Henisch, 387.

3 Die Bande von Wort und von Papier gestrickt sind schwach, die Natur zerreisst sie leicht. - Sailer, 147.

Natur ist stärker als Lehre und Anbildung.

4 Wann die Bande ufgan, so springen die Reif' ab und das Fass fallt zu Haufen. - Geiler.

5 Wer Bande trägt, ist nicht frei.

Frz.: N'est pas sauve (echappe), qui traeine son lien. (Recueil. 34.)

*6 Durch die Bande des Bluts mit jemand verbunden sein.

Durch nahe Verwandtschaft und daraus entspringende Verbindlichkeit.

[Spaltenumbruch] *21 Der kann Balle mache'. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 321.

D. h. aufschneiden.

*22 Einander den Ball ins Gesicht werfen. (Altgr.)

Von denen, die sich gegenseitig mit Lästerreden angreifen. Vom Ballspiel entlehnt.

*23 Einem den Ball zuschlagen.

Holl.: Zij geven malkander den bal op. (Harrebomée, I, 29.)

*24 Einen Ball geben.

Fülleborn leitet diese Redensart aus einer altdeutschen Sitte ab, die sich im Magdeburgischen und Halberstädtischen noch bis auf seine (unsere?) Zeit erhalten. „Am zweiten oder dritten Osterfeiertage“, erzählt er, „versammeln sich die erwachsenen Mädchen des Dorfs, um den neuen Frauen, auf deren Hochzeit sie getanzt haben, einen mit Wolle oder Federn ausgestopften und mit Seidenzeug überzogenen Ball zu überreichen. Erst wird er auf einer geputzten Stange durch das Dorf getragen, dann vor dem Hause aufgepflanzt, endlich im Hause selbst der jungen Frau überreicht, wogegen sie verpflichtet ist, der auf eigene Kosten schmausenden Gesellschaft und ihren Liebhabern freie Musik zum Tanzen zu geben. So viel junge Eheleute da sind, so vielen wird ein Ball gegeben und auf jedes Ballgeben wird getanzt.“ (Breslauer Erzähler, 1800, S. 240, Wurzbach II, 13.)

*25 Er ist ein Ball, der hin- und herrollt (oder: geworfen wird).

Ein wankelmüthiger Mensch.

Lat.: Animo nunc huc, nunc fluctuat illuc. (Wiegand, 900.)

*26 Mit jemand Ball spielen.

Mit ihm machen, was man will.

*27 Sie schlagen eynander den Ball zu.Tappius, 13b; Henisch, 177.

Holl.: Zij kaatsen elkander de ballen toe. (Harrebomée, I, 29.)

Lat.: Sphaeram inter sese reddere. (Plutarch.) (Erasm., 688.)


Ballast.

1 Der Ballast ist grösser als die Last.

Wenn jemand sich mit Nebendingen beladet, die mehr drücken oder mehr Unbequemlichkeiten verursachen, als die Hauptsache.

*2 Er hat zu viel Ballast geladen.

Auch vom Unmässigen, wer zu viel gegessen.

*3 Es ist nur Ballast.

Unnütze Last.

Holl.: Hij gaat voor ballast mede. – Hij is een onnutte ballast. (Harrebomée, I, 30.)


Ballen.

* Der kann Ballen machen.Wurzbach II, 34.

Von Lügnern.


Ballet.

* Das ist Ballet.

Eine berliner Redensart, um etwas Langweiliges zu bezeichnen.


Ballhorn.

* Etwas durch Johann Ballhorn verbessern (verballhornen, ballhornisiren).

Eine Sache unzweckmässig und lächerlich abändern, in der Absicht sie zu verbessern. Zu dieser Redensart soll ein um das Jahr 1550 zu Lübeck lebender Buchdrucker Veranlassung gegeben haben. Man erzählt von ihm, er habe in den Büchern, die er druckte, gern allerlei ungereimte Veränderungen vorgenommen. Unter anderm soll er einmal eine neue Ausgabe von einer damals gewöhnlichen Kinderfibel veranstaltet haben, die auf der Schlussseite einen Holzschnitt hatte, worauf ein Hahn mit grossen Sporen vorgestellt wurde. Diesen Hahn soll er nun von neuem haben in Holz schneiden und ihm auch einige Eier unterlegen oder, nach dem Bericht anderer, die Sporen abnehmen lassen. Dann habe er die Bemerkung hinzugefügt: „Vermehrt und verbessert durch Johann Ballhorn.“ (Vgl. Breslauer Erzähler, 1800, S. 617.) – Eiselein (S. 52) bemerkt jedoch, dass nach Scherz (Balmund – balmunden) Herleitung und Deutung anders ausfallen möchte. – In den Beiträgen zu den Braunschweigischen gelehrten Anzeigen (1764, 43. Stück) befindet sich eine historische Erörterung des Ursprungs des obigen Sprichworts und ist daraus abgedruckt in Dr. J. Chr. Siebenkees' Juristischem Magazin, I, 528-536. (Wurzbach II, 15.) (S. über diese meist angefochtenen Erklärungen: Verballhornen.)


Bälmlein.

Das Bälmlein schiessen.Kirchhofer, 261.

Kirchhofer begleitet diese Redensart mit einem Fragezeichen. Bei Geiler lautet sie: Sein Bälmlein (palmula) auf einen schiessen, und er gebraucht sie wiederholentlich für: seinen Witz an ihm auslassen. (Vgl. Grimm, I, 1098.)


Balmund.

Balmund lebt jetzund.

Lat.: Tutor mala fide administrans. (S. Verbalmunden.)


Balsam.

*1 Das is a Balsam von an Flögel. (Oesterreich.) – Idioticon Austr.

Ein erzgrober Mensch.

[Spaltenumbruch] *2 Das ist Balsam in die Wunde.

Holl.: Dat is balsam in de wond. (Harrebomée, I, 30.)


Balsamiren.

Wenn man wohl balsamiret, so gewinnt der Handel einen guten Geruch.Eiselein, 53.


Bambusarm.

* Er steht unterm Bambusarm. (Tamulisch.)

D. h. unter dem Pantoffel. In der talmulischen Literatur ein stehendes Epitheton ornans des weiblichen Armes mit Rücksicht auf Glätte und Zierlichkeit, sowie man die Frauen selbst „Schönstirnige“ nennt.


Banane.

1 Darum, weil es keine Bananen gibt, werd' ich die Taja1 nicht Vater nennen. (Surinam.) – Wullschlägel.

1) Eine Erdfrucht. – Die Noth macht mich nicht zum Schmeichler.

2 Die Banane des Ruhmes ist mit Hoffartssafte gefüllt. (Aegypt.)

3 Die Banane muss nicht den Kaffeebaum ersticken und der Kaffee nicht die Banane.Wullschlägel.

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wir müssen uns vertragen; es ist Platz für uns beide.

4 Wenn du die Banane in die Wüste versenden willst, so sorge für die Pisangs in Ankobar.Altmann II.

5 Wer die Banane tadeln will, gibt als Grund an, dass sie süss schmecke.Altmann II.

6 Wer geröstete Bananen essen will, muss sich erst die Finger verbrennen. (Surinam.) – Wullschlägel.

Nichts ohne Mühe.


Band (das).

1 Das Band, die Gedanken zu binden, soll man noch finden.

2 Ein ganzes Band ist besser, als ein geknüpftes.

3 Mancher trägt das blaue Band um die Brust, der die Schleife um den Hals verdient. (Pulkowa.) – Altmann V.

4 Wat man med den Benne binnen kann, mot man nich med den Stricke binnen.Schambach, 260.

5 Wenn ein zerschnittenes Band zusammengeknüpft wird, so ist es wol ganz, aber man fühlt den Knoten.

*6 Das schwarze Band tragen.

Gehängt werden.

*7 Er kann Band hauen gehen.Eiselein, 33.

Ist verarmt, mag sich mit Besenbinden den Unterhalt verschaffen.

*8 Ut den Bännen1 springen wellen. (Westf.)

1) Bändern, Banden. – Ausser sich gerathen.


Band (der).

1 In einem schlechten Bande steckt oft ein gutes Buch.

Sowie umgekehrt.

2 Je dicker die Bände, je gelehrter der Autor.


Bändchen.

1 Se hoben an af'm Pantl ghop. (Steiermark.) – Firmenich, 766.

Sie haben ihn auf dem Bändchen gehabt, d. h. witzig durchgezogen.

2 Wemmet gliyk met'm Bänneken binnet, briuket me hernägest kein Strick. (Büren.)


Bande.

1 Die Bande des Gewissens sind schlechte Fäden, Ochsen zu halten.

2 Die Bande kann niemand finden, die meine Gedanken könnte binden.Henisch, 387.

3 Die Bande von Wort und von Papier gestrickt sind schwach, die Natur zerreisst sie leicht.Sailer, 147.

Natur ist stärker als Lehre und Anbildung.

4 Wann die Bande ufgan, so springen die Reif' ab und das Fass fallt zu Haufen.Geiler.

5 Wer Bande trägt, ist nicht frei.

Frz.: N'est pas sauvé (échappé), qui traîne son lien. (Recueil. 34.)

*6 Durch die Bande des Bluts mit jemand verbunden sein.

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[[113]/0141] *21 Der kann Balle mache'. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 321. D. h. aufschneiden. *22 Einander den Ball ins Gesicht werfen. (Altgr.) Von denen, die sich gegenseitig mit Lästerreden angreifen. Vom Ballspiel entlehnt. *23 Einem den Ball zuschlagen. Holl.: Zij geven malkander den bal op. (Harrebomée, I, 29.) *24 Einen Ball geben. Fülleborn leitet diese Redensart aus einer altdeutschen Sitte ab, die sich im Magdeburgischen und Halberstädtischen noch bis auf seine (unsere?) Zeit erhalten. „Am zweiten oder dritten Osterfeiertage“, erzählt er, „versammeln sich die erwachsenen Mädchen des Dorfs, um den neuen Frauen, auf deren Hochzeit sie getanzt haben, einen mit Wolle oder Federn ausgestopften und mit Seidenzeug überzogenen Ball zu überreichen. Erst wird er auf einer geputzten Stange durch das Dorf getragen, dann vor dem Hause aufgepflanzt, endlich im Hause selbst der jungen Frau überreicht, wogegen sie verpflichtet ist, der auf eigene Kosten schmausenden Gesellschaft und ihren Liebhabern freie Musik zum Tanzen zu geben. So viel junge Eheleute da sind, so vielen wird ein Ball gegeben und auf jedes Ballgeben wird getanzt.“ (Breslauer Erzähler, 1800, S. 240, Wurzbach II, 13.) *25 Er ist ein Ball, der hin- und herrollt (oder: geworfen wird). Ein wankelmüthiger Mensch. Lat.: Animo nunc huc, nunc fluctuat illuc. (Wiegand, 900.) *26 Mit jemand Ball spielen. Mit ihm machen, was man will. *27 Sie schlagen eynander den Ball zu. – Tappius, 13b; Henisch, 177. Holl.: Zij kaatsen elkander de ballen toe. (Harrebomée, I, 29.) Lat.: Sphaeram inter sese reddere. (Plutarch.) (Erasm., 688.) Ballast. 1 Der Ballast ist grösser als die Last. Wenn jemand sich mit Nebendingen beladet, die mehr drücken oder mehr Unbequemlichkeiten verursachen, als die Hauptsache. *2 Er hat zu viel Ballast geladen. Auch vom Unmässigen, wer zu viel gegessen. *3 Es ist nur Ballast. Unnütze Last. Holl.: Hij gaat voor ballast mede. – Hij is een onnutte ballast. (Harrebomée, I, 30.) Ballen. * Der kann Ballen machen. – Wurzbach II, 34. Von Lügnern. Ballet. * Das ist Ballet. Eine berliner Redensart, um etwas Langweiliges zu bezeichnen. Ballhorn. * Etwas durch Johann Ballhorn verbessern (verballhornen, ballhornisiren). Eine Sache unzweckmässig und lächerlich abändern, in der Absicht sie zu verbessern. Zu dieser Redensart soll ein um das Jahr 1550 zu Lübeck lebender Buchdrucker Veranlassung gegeben haben. Man erzählt von ihm, er habe in den Büchern, die er druckte, gern allerlei ungereimte Veränderungen vorgenommen. Unter anderm soll er einmal eine neue Ausgabe von einer damals gewöhnlichen Kinderfibel veranstaltet haben, die auf der Schlussseite einen Holzschnitt hatte, worauf ein Hahn mit grossen Sporen vorgestellt wurde. Diesen Hahn soll er nun von neuem haben in Holz schneiden und ihm auch einige Eier unterlegen oder, nach dem Bericht anderer, die Sporen abnehmen lassen. Dann habe er die Bemerkung hinzugefügt: „Vermehrt und verbessert durch Johann Ballhorn.“ (Vgl. Breslauer Erzähler, 1800, S. 617.) – Eiselein (S. 52) bemerkt jedoch, dass nach Scherz (Balmund – balmunden) Herleitung und Deutung anders ausfallen möchte. – In den Beiträgen zu den Braunschweigischen gelehrten Anzeigen (1764, 43. Stück) befindet sich eine historische Erörterung des Ursprungs des obigen Sprichworts und ist daraus abgedruckt in Dr. J. Chr. Siebenkees' Juristischem Magazin, I, 528-536. (Wurzbach II, 15.) (S. über diese meist angefochtenen Erklärungen: Verballhornen.) Bälmlein. Das Bälmlein schiessen. – Kirchhofer, 261. Kirchhofer begleitet diese Redensart mit einem Fragezeichen. Bei Geiler lautet sie: Sein Bälmlein (palmula) auf einen schiessen, und er gebraucht sie wiederholentlich für: seinen Witz an ihm auslassen. (Vgl. Grimm, I, 1098.) Balmund. Balmund lebt jetzund. Lat.: Tutor mala fide administrans. (S. Verbalmunden.) Balsam. *1 Das is a Balsam von an Flögel. (Oesterreich.) – Idioticon Austr. Ein erzgrober Mensch. *2 Das ist Balsam in die Wunde. Holl.: Dat is balsam in de wond. (Harrebomée, I, 30.) Balsamiren. Wenn man wohl balsamiret, so gewinnt der Handel einen guten Geruch. – Eiselein, 53. Bambusarm. * Er steht unterm Bambusarm. (Tamulisch.) D. h. unter dem Pantoffel. In der talmulischen Literatur ein stehendes Epitheton ornans des weiblichen Armes mit Rücksicht auf Glätte und Zierlichkeit, sowie man die Frauen selbst „Schönstirnige“ nennt. Banane. 1 Darum, weil es keine Bananen gibt, werd' ich die Taja1 nicht Vater nennen. (Surinam.) – Wullschlägel. 1) Eine Erdfrucht. – Die Noth macht mich nicht zum Schmeichler. 2 Die Banane des Ruhmes ist mit Hoffartssafte gefüllt. (Aegypt.) 3 Die Banane muss nicht den Kaffeebaum ersticken und der Kaffee nicht die Banane. – Wullschlägel. Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wir müssen uns vertragen; es ist Platz für uns beide. 4 Wenn du die Banane in die Wüste versenden willst, so sorge für die Pisangs in Ankobar. – Altmann II. 5 Wer die Banane tadeln will, gibt als Grund an, dass sie süss schmecke. – Altmann II. 6 Wer geröstete Bananen essen will, muss sich erst die Finger verbrennen. (Surinam.) – Wullschlägel. Nichts ohne Mühe. Band (das). 1 Das Band, die Gedanken zu binden, soll man noch finden. 2 Ein ganzes Band ist besser, als ein geknüpftes. 3 Mancher trägt das blaue Band um die Brust, der die Schleife um den Hals verdient. (Pulkowa.) – Altmann V. 4 Wat man med den Benne binnen kann, mot man nich med den Stricke binnen. – Schambach, 260. 5 Wenn ein zerschnittenes Band zusammengeknüpft wird, so ist es wol ganz, aber man fühlt den Knoten. *6 Das schwarze Band tragen. Gehängt werden. *7 Er kann Band hauen gehen. – Eiselein, 33. Ist verarmt, mag sich mit Besenbinden den Unterhalt verschaffen. *8 Ut den Bännen1 springen wellen. (Westf.) 1) Bändern, Banden. – Ausser sich gerathen. Band (der). 1 In einem schlechten Bande steckt oft ein gutes Buch. Sowie umgekehrt. 2 Je dicker die Bände, je gelehrter der Autor. Bändchen. 1 Se hoben an af'm Pantl ghop. (Steiermark.) – Firmenich, 766. Sie haben ihn auf dem Bändchen gehabt, d. h. witzig durchgezogen. 2 Wemmet gliyk met'm Bänneken binnet, briuket me hernägest kein Strick. (Büren.) Bande. 1 Die Bande des Gewissens sind schlechte Fäden, Ochsen zu halten. 2 Die Bande kann niemand finden, die meine Gedanken könnte binden. – Henisch, 387. 3 Die Bande von Wort und von Papier gestrickt sind schwach, die Natur zerreisst sie leicht. – Sailer, 147. Natur ist stärker als Lehre und Anbildung. 4 Wann die Bande ufgan, so springen die Reif' ab und das Fass fallt zu Haufen. – Geiler. 5 Wer Bande trägt, ist nicht frei. Frz.: N'est pas sauvé (échappé), qui traîne son lien. (Recueil. 34.) *6 Durch die Bande des Bluts mit jemand verbunden sein. Durch nahe Verwandtschaft und daraus entspringende Verbindlichkeit.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [113]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/141>, abgerufen am 11.12.2024.