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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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und gaben die Schrift nach Feststellung ihres wissenschaftlichen Charakters, der durch die Gutachten1 der Professoren Dr. J. Zacher in Halle, K. Rosenkranz und O. Schade in Königsberg nachgewiesen war, frei.

Man wird es demnach auch wol ganz angemessen finden, dass ich dergleichen Wörter nicht punktire, sondern ausschreibe. Es ist eine sonderbare Tugend, die das, was sie dem Leser zu denken zumuthet, selbst nur durch Punkte andeutet, als wenn die Moral in den Punkten und in ein paar unterdrückten Buchstaben steckte. Es geht fast über das Komische hinaus, wie weit die affectirte Zimperlichkeit einzelner Schriftsteller hierin geht. Die kräftigsten deutschen Ausdrücke, die sich gar nicht durch andere ersetzen lassen, stellen sie durch den Anfangsbuchstaben und durch die der Zahl der übrigen Buchstaben entsprechenden Punkte dar. Binder z. B. in seinem Lateinischen Sprichwörterschatz punktirt - selbst den Teufel, der sich sogar in der Kirche unbeschränkt bewegt und den wir in allen Büchern unverstümmelt finden. Was in aller Welt soll uns ein punktirter Teufel!

Umfang. Für den Umfang unsers Werks lässt sich nur diejenige Grenze ziehen, innerhalb welcher die Lösung seiner Aufgabe - der zu erreichen mögliche Grad von Vollständigkeit - gestattet ist. Jede Lieferung soll bei ihrem Erscheinen unsern Sprichwörterschatz in den betreffenden Artikeln so vollständig bieten, als er von mir nur zu erlangen gewesen ist. Es wird daher jede neu erschienene, wie jede andere mir bisher unbekannte, zur Benutzung mir zugegangene Schrift und jeder handschriftliche Beitrag noch für den eben vorliegenden Druckbogen, ehe er unter die Presse geht, ausgebeutet. Es leuchtet ein, dass dadurch der bei der ersten Ankündigung des Deutschen Sprichwörter-Lexikon nach dem damaligen Manuscript angenommene Umfang bedeutend überschritten werden muss. Es war nun die Frage zu entscheiden, ob die Bogenzahl innezuhalten und ein unvollständiges Werk zu liefern, oder ob von jener abzusehen und die mögliche Vollständigkeit anzustreben sei. Wenn es so wenig für die Verlagshandlung wie für den Herausgeber zweifelhaft war, welcher der beiden Wege einzuschlagen sei, so habe ich doch nicht unterlassen, von einer Anzahl Männer, die auf das Lexikon unterzeichnet haben, das Urtheil über diese Frage zu erbitten, das aber einstimmig dahin lautete, von jeder Beschränkung der Vollständigkeit durch die Bogenzahl abzusehen. Und so sehe ich mich auch jetzt noch ausser Stande, dieselbe für das ganze Werk anders zu bestimmen, als im allgemeinen durch einen Schluss von den erschienenen Buchstaben auf die noch vorliegenden, wobei ich nur bemerken kann, dass die Buchstaben I, J, N, O, P, Q, R, T, U, V schwach, dagegen H, K und S wieder sehr stark sind.

Der Umfang würde allerdings zu berechnen sein, wenn es sich um den blossen Abdruck des seit 1860 bis Z fertigen Manuscripts handelte; der angestrebte Ausbau desselben macht dies aber unmöglich, da neue Schriften oder eingegangene Beiträge für den einen oder andern Buchstaben oft ungewöhnlich reichen Stoff zuführen. So hatte ich gehofft, den ersten Band mit dem Buchstaben G zu schliessen; aber die Zugänge, die einzuverleiben waren, haben sich so gemehrt, dass der Schluss innerhalb dieses Buchstabens mit der funfzehnten Lieferung erfolgen musste. Es würde schon eine grosse Arbeit gewesen sein, die in allen gedruckten Sammlungen enthaltenen Sprichwörter in einem einzigen Werke geordnet zu vereinigen; aber meine Aufgabe ging darüber hinaus: ich wollte aus der allgemeinen Literatur und dem Volksmunde das ergänzen, was bisher noch in keine Sprichwörtersammlung gekommen war. Soviel ich nun aber auch in der langen Zeit, die ich der Ausführung gewidmet hatte, für diesen Zweck gethan zu haben glaubte, so wurde ich doch sofort bei Beginn des Drucks und der für denselben erforderlichen Redaction des vorliegenden massenhaften Stoffs inne, wie viel noch zu thun sei, da nicht nur für jede Lieferung neues Material zufloss, sondern auch mit jeder derselben neue Ansprüche hervortraten. Ich betrachte es für den innern Ausbau als einen besonders günstigen Umstand, dass sich Verleger und Herausgeber darin vollständig einig fanden, nicht das in nahe 3000 Bogen vorliegende fertige Manuscript als abgeschlossen zu betrachten und ohne weiteres abzudrucken, sondern es mit dem Strom des öffentlichen Lebens in der Fortentwickelung seiner Literatur in steter Verbindung zu erhalten, was durch das jeder Lieferung beigegebene Begleitwort vermittelt wird. Nur auf diesem Wege ist es dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon möglich, den gesammten hochdeutschen wie mundartlichen Sprichwörterschatz in annähernder und von Lieferung zu Lieferung grösserer Vollständigkeit zu bieten.

Quellen. Die Quellen für das Deutsche Sprichwörter- Lexikon sind bereits erwähnt; es sind die bisherigen Sammlungen insbesondere, die Literatur überhaupt und der Volksmund. Aber ich habe mich, wie ebenfalls schon bemerkt, nicht damit begnügt, die vorhandenen Sammlungen, auf welche man lange genug den deutschen Sprichwörterschatz beschränkt hat, auszubeuten, um etwa aus vielen kleinen Düten eine grosse zu machen; ich habe ihn vielmehr aus der übrigen Literatur zu ergänzen gesucht, da gar viele Schriften eine reichere Ausbeute als bekannte Sammlungen gewähren.2

1 Diese drei Gutachten sind vollständig abgedruckt in Frischbier, Preussische Sprichwörter, zweite Auflage.
2 Wie leicht es sich die bisherigen Sprichwörtersammler, die aus drei Sammlungen eine vierte zusammenschrieben, gemacht haben, wie wenig Nopitsch unsern Sprichwörterschatz darstellt und wie gross die Bereicherung sein wird, die derselbe durch die Ausbeute der Literatur auf dem von mir vielfach angedeuteten und von meinem weiter unten erwähnten Freunde Herrn Franck seit Jahren eingeschlagenen Wege zu erwarten hat, möchte ich im folgenden durch einige Zahlen veranschaulichen. Nach einer schriftlichen Mittheilung desselben enthalten an Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten, Sentenzen und Vergleichungen: Brant, Narrenschiff 273; Pauli, Schimpff vnnd Ernst (1522) 174; Murner, Narrenbeschwörung 327; Kirchhoff, Wend Vnmuth (1563) 756; Dasipodius Dictionarium (1544) 322; Coler, Calendarium 216; Fischart, Praktik 359, Flöhhatz 98, Bienenkorb 674, Geschichtklitterung 747, Ehezuchtbüchlein 188, Podagrammatisches Trostbüchlein 166; Grimmelshausen 265; Moscherosch 632; S. Franck, Zeytbuch (1531) 336; Weltbuch (1533) 129; Chronika der Deutschen (1539) 190; Laster der Trunkenheyt (1539) 110; Paradoxa (1542) 140; Arentin, Bayrische Chronik 403; Crusius, Schwäbische Chronik 17; Etterlyn, Kronik der Eytgenossenschaft 21; Stettler, Annalen 19; Albinus, Meissnische Chronica 23; Curens, Schlesische Chronik 38; Hamelmann, Oldenburgische Chronica (1599) 16; Hertzog, Chronica Alsatia (1548) 43; Wurstisen, Basler Chronik 45; Geiler von Kaisersberg (so weit dessen Werke bisjetzt zugänglich waren) 1426; Predigten über das Narrenschiff 231; Luther's deutsche Werke (Jena 1575), Kirchenpostille 397, Hauspostille 234, Colloquia 831 (zusammen 4158); Mathesius, Sarepta 468, Postilla 603, Jesus Syrach 1396; K. Huberinus, Erklärung des Jesus Syrach (1569) 739; Die Postillen des Pauli (1572) 238; Chemnitius 85; Herberger, Hertz Postilla 1487; Theatrum Diabolorum (1575) 676; Dieterich, Buch der Weissheyt 706; Luchter, Prediger Salomo (1603) 69; M. Vischer, Ausslegung des Catechismus (1573) 491; Chr. Fischer, Auslegung des Psalters (1590) 684 u. s. w.

und gaben die Schrift nach Feststellung ihres wissenschaftlichen Charakters, der durch die Gutachten1 der Professoren Dr. J. Zacher in Halle, K. Rosenkranz und O. Schade in Königsberg nachgewiesen war, frei.

Man wird es demnach auch wol ganz angemessen finden, dass ich dergleichen Wörter nicht punktire, sondern ausschreibe. Es ist eine sonderbare Tugend, die das, was sie dem Leser zu denken zumuthet, selbst nur durch Punkte andeutet, als wenn die Moral in den Punkten und in ein paar unterdrückten Buchstaben steckte. Es geht fast über das Komische hinaus, wie weit die affectirte Zimperlichkeit einzelner Schriftsteller hierin geht. Die kräftigsten deutschen Ausdrücke, die sich gar nicht durch andere ersetzen lassen, stellen sie durch den Anfangsbuchstaben und durch die der Zahl der übrigen Buchstaben entsprechenden Punkte dar. Binder z. B. in seinem Lateinischen Sprichwörterschatz punktirt – selbst den Teufel, der sich sogar in der Kirche unbeschränkt bewegt und den wir in allen Büchern unverstümmelt finden. Was in aller Welt soll uns ein punktirter Teufel!

Umfang. Für den Umfang unsers Werks lässt sich nur diejenige Grenze ziehen, innerhalb welcher die Lösung seiner Aufgabe – der zu erreichen mögliche Grad von Vollständigkeit – gestattet ist. Jede Lieferung soll bei ihrem Erscheinen unsern Sprichwörterschatz in den betreffenden Artikeln so vollständig bieten, als er von mir nur zu erlangen gewesen ist. Es wird daher jede neu erschienene, wie jede andere mir bisher unbekannte, zur Benutzung mir zugegangene Schrift und jeder handschriftliche Beitrag noch für den eben vorliegenden Druckbogen, ehe er unter die Presse geht, ausgebeutet. Es leuchtet ein, dass dadurch der bei der ersten Ankündigung des Deutschen Sprichwörter-Lexikon nach dem damaligen Manuscript angenommene Umfang bedeutend überschritten werden muss. Es war nun die Frage zu entscheiden, ob die Bogenzahl innezuhalten und ein unvollständiges Werk zu liefern, oder ob von jener abzusehen und die mögliche Vollständigkeit anzustreben sei. Wenn es so wenig für die Verlagshandlung wie für den Herausgeber zweifelhaft war, welcher der beiden Wege einzuschlagen sei, so habe ich doch nicht unterlassen, von einer Anzahl Männer, die auf das Lexikon unterzeichnet haben, das Urtheil über diese Frage zu erbitten, das aber einstimmig dahin lautete, von jeder Beschränkung der Vollständigkeit durch die Bogenzahl abzusehen. Und so sehe ich mich auch jetzt noch ausser Stande, dieselbe für das ganze Werk anders zu bestimmen, als im allgemeinen durch einen Schluss von den erschienenen Buchstaben auf die noch vorliegenden, wobei ich nur bemerken kann, dass die Buchstaben I, J, N, O, P, Q, R, T, U, V schwach, dagegen H, K und S wieder sehr stark sind.

Der Umfang würde allerdings zu berechnen sein, wenn es sich um den blossen Abdruck des seit 1860 bis Z fertigen Manuscripts handelte; der angestrebte Ausbau desselben macht dies aber unmöglich, da neue Schriften oder eingegangene Beiträge für den einen oder andern Buchstaben oft ungewöhnlich reichen Stoff zuführen. So hatte ich gehofft, den ersten Band mit dem Buchstaben G zu schliessen; aber die Zugänge, die einzuverleiben waren, haben sich so gemehrt, dass der Schluss innerhalb dieses Buchstabens mit der funfzehnten Lieferung erfolgen musste. Es würde schon eine grosse Arbeit gewesen sein, die in allen gedruckten Sammlungen enthaltenen Sprichwörter in einem einzigen Werke geordnet zu vereinigen; aber meine Aufgabe ging darüber hinaus: ich wollte aus der allgemeinen Literatur und dem Volksmunde das ergänzen, was bisher noch in keine Sprichwörtersammlung gekommen war. Soviel ich nun aber auch in der langen Zeit, die ich der Ausführung gewidmet hatte, für diesen Zweck gethan zu haben glaubte, so wurde ich doch sofort bei Beginn des Drucks und der für denselben erforderlichen Redaction des vorliegenden massenhaften Stoffs inne, wie viel noch zu thun sei, da nicht nur für jede Lieferung neues Material zufloss, sondern auch mit jeder derselben neue Ansprüche hervortraten. Ich betrachte es für den innern Ausbau als einen besonders günstigen Umstand, dass sich Verleger und Herausgeber darin vollständig einig fanden, nicht das in nahe 3000 Bogen vorliegende fertige Manuscript als abgeschlossen zu betrachten und ohne weiteres abzudrucken, sondern es mit dem Strom des öffentlichen Lebens in der Fortentwickelung seiner Literatur in steter Verbindung zu erhalten, was durch das jeder Lieferung beigegebene Begleitwort vermittelt wird. Nur auf diesem Wege ist es dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon möglich, den gesammten hochdeutschen wie mundartlichen Sprichwörterschatz in annähernder und von Lieferung zu Lieferung grösserer Vollständigkeit zu bieten.

Quellen. Die Quellen für das Deutsche Sprichwörter- Lexikon sind bereits erwähnt; es sind die bisherigen Sammlungen insbesondere, die Literatur überhaupt und der Volksmund. Aber ich habe mich, wie ebenfalls schon bemerkt, nicht damit begnügt, die vorhandenen Sammlungen, auf welche man lange genug den deutschen Sprichwörterschatz beschränkt hat, auszubeuten, um etwa aus vielen kleinen Düten eine grosse zu machen; ich habe ihn vielmehr aus der übrigen Literatur zu ergänzen gesucht, da gar viele Schriften eine reichere Ausbeute als bekannte Sammlungen gewähren.2

1 Diese drei Gutachten sind vollständig abgedruckt in Frischbier, Preussische Sprichwörter, zweite Auflage.
2 Wie leicht es sich die bisherigen Sprichwörtersammler, die aus drei Sammlungen eine vierte zusammenschrieben, gemacht haben, wie wenig Nopitsch unsern Sprichwörterschatz darstellt und wie gross die Bereicherung sein wird, die derselbe durch die Ausbeute der Literatur auf dem von mir vielfach angedeuteten und von meinem weiter unten erwähnten Freunde Herrn Franck seit Jahren eingeschlagenen Wege zu erwarten hat, möchte ich im folgenden durch einige Zahlen veranschaulichen. Nach einer schriftlichen Mittheilung desselben enthalten an Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten, Sentenzen und Vergleichungen: Brant, Narrenschiff 273; Pauli, Schimpff vnnd Ernst (1522) 174; Murner, Narrenbeschwörung 327; Kirchhoff, Wend Vnmuth (1563) 756; Dasipodius Dictionarium (1544) 322; Coler, Calendarium 216; Fischart, Praktik 359, Flöhhatz 98, Bienenkorb 674, Geschichtklitterung 747, Ehezuchtbüchlein 188, Podagrammatisches Trostbüchlein 166; Grimmelshausen 265; Moscherosch 632; S. Franck, Zeytbuch (1531) 336; Weltbuch (1533) 129; Chronika der Deutschen (1539) 190; Laster der Trunkenheyt (1539) 110; Paradoxa (1542) 140; Arentin, Bayrische Chronik 403; Crusius, Schwäbische Chronik 17; Etterlyn, Kronik der Eytgenossenschaft 21; Stettler, Annalen 19; Albinus, Meissnische Chronica 23; Curens, Schlesische Chronik 38; Hamelmann, Oldenburgische Chronica (1599) 16; Hertzog, Chronica Alsatia (1548) 43; Wurstisen, Basler Chronik 45; Geiler von Kaisersberg (so weit dessen Werke bisjetzt zugänglich waren) 1426; Predigten über das Narrenschiff 231; Luther's deutsche Werke (Jena 1575), Kirchenpostille 397, Hauspostille 234, Colloquia 831 (zusammen 4158); Mathesius, Sarepta 468, Postilla 603, Jesus Syrach 1396; K. Huberinus, Erklärung des Jesus Syrach (1569) 739; Die Postillen des Pauli (1572) 238; Chemnitius 85; Herberger, Hertz Postilla 1487; Theatrum Diabolorum (1575) 676; Dieterich, Buch der Weissheyt 706; Luchter, Prediger Salomo (1603) 69; M. Vischer, Ausslegung des Catechismus (1573) 491; Chr. Fischer, Auslegung des Psalters (1590) 684 u. s. w.
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Binder z. B. in seinem Lateinischen Sprichwörterschatz punktirt – selbst den Teufel, der sich sogar in der Kirche unbeschränkt bewegt und den wir in allen Büchern unverstümmelt finden. Was in aller Welt soll uns ein punktirter Teufel! Umfang. Für den Umfang unsers Werks lässt sich nur diejenige Grenze ziehen, innerhalb welcher die Lösung seiner Aufgabe – der zu erreichen mögliche Grad von Vollständigkeit – gestattet ist. Jede Lieferung soll bei ihrem Erscheinen unsern Sprichwörterschatz in den betreffenden Artikeln so vollständig bieten, als er von mir nur zu erlangen gewesen ist. Es wird daher jede neu erschienene, wie jede andere mir bisher unbekannte, zur Benutzung mir zugegangene Schrift und jeder handschriftliche Beitrag noch für den eben vorliegenden Druckbogen, ehe er unter die Presse geht, ausgebeutet. Es leuchtet ein, dass dadurch der bei der ersten Ankündigung des Deutschen Sprichwörter-Lexikon nach dem damaligen Manuscript angenommene Umfang bedeutend überschritten werden muss. Es war nun die Frage zu entscheiden, ob die Bogenzahl innezuhalten und ein unvollständiges Werk zu liefern, oder ob von jener abzusehen und die mögliche Vollständigkeit anzustreben sei. Wenn es so wenig für die Verlagshandlung wie für den Herausgeber zweifelhaft war, welcher der beiden Wege einzuschlagen sei, so habe ich doch nicht unterlassen, von einer Anzahl Männer, die auf das Lexikon unterzeichnet haben, das Urtheil über diese Frage zu erbitten, das aber einstimmig dahin lautete, von jeder Beschränkung der Vollständigkeit durch die Bogenzahl abzusehen. Und so sehe ich mich auch jetzt noch ausser Stande, dieselbe für das ganze Werk anders zu bestimmen, als im allgemeinen durch einen Schluss von den erschienenen Buchstaben auf die noch vorliegenden, wobei ich nur bemerken kann, dass die Buchstaben I, J, N, O, P, Q, R, T, U, V schwach, dagegen H, K und S wieder sehr stark sind. Der Umfang würde allerdings zu berechnen sein, wenn es sich um den blossen Abdruck des seit 1860 bis Z fertigen Manuscripts handelte; der angestrebte Ausbau desselben macht dies aber unmöglich, da neue Schriften oder eingegangene Beiträge für den einen oder andern Buchstaben oft ungewöhnlich reichen Stoff zuführen. So hatte ich gehofft, den ersten Band mit dem Buchstaben G zu schliessen; aber die Zugänge, die einzuverleiben waren, haben sich so gemehrt, dass der Schluss innerhalb dieses Buchstabens mit der funfzehnten Lieferung erfolgen musste. Es würde schon eine grosse Arbeit gewesen sein, die in allen gedruckten Sammlungen enthaltenen Sprichwörter in einem einzigen Werke geordnet zu vereinigen; aber meine Aufgabe ging darüber hinaus: ich wollte aus der allgemeinen Literatur und dem Volksmunde das ergänzen, was bisher noch in keine Sprichwörtersammlung gekommen war. Soviel ich nun aber auch in der langen Zeit, die ich der Ausführung gewidmet hatte, für diesen Zweck gethan zu haben glaubte, so wurde ich doch sofort bei Beginn des Drucks und der für denselben erforderlichen Redaction des vorliegenden massenhaften Stoffs inne, wie viel noch zu thun sei, da nicht nur für jede Lieferung neues Material zufloss, sondern auch mit jeder derselben neue Ansprüche hervortraten. Ich betrachte es für den innern Ausbau als einen besonders günstigen Umstand, dass sich Verleger und Herausgeber darin vollständig einig fanden, nicht das in nahe 3000 Bogen vorliegende fertige Manuscript als abgeschlossen zu betrachten und ohne weiteres abzudrucken, sondern es mit dem Strom des öffentlichen Lebens in der Fortentwickelung seiner Literatur in steter Verbindung zu erhalten, was durch das jeder Lieferung beigegebene Begleitwort vermittelt wird. Nur auf diesem Wege ist es dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon möglich, den gesammten hochdeutschen wie mundartlichen Sprichwörterschatz in annähernder und von Lieferung zu Lieferung grösserer Vollständigkeit zu bieten. Quellen. Die Quellen für das Deutsche Sprichwörter- Lexikon sind bereits erwähnt; es sind die bisherigen Sammlungen insbesondere, die Literatur überhaupt und der Volksmund. Aber ich habe mich, wie ebenfalls schon bemerkt, nicht damit begnügt, die vorhandenen Sammlungen, auf welche man lange genug den deutschen Sprichwörterschatz beschränkt hat, auszubeuten, um etwa aus vielen kleinen Düten eine grosse zu machen; ich habe ihn vielmehr aus der übrigen Literatur zu ergänzen gesucht, da gar viele Schriften eine reichere Ausbeute als bekannte Sammlungen gewähren. 2 1 Diese drei Gutachten sind vollständig abgedruckt in Frischbier, Preussische Sprichwörter, zweite Auflage. 2 Wie leicht es sich die bisherigen Sprichwörtersammler, die aus drei Sammlungen eine vierte zusammenschrieben, gemacht haben, wie wenig Nopitsch unsern Sprichwörterschatz darstellt und wie gross die Bereicherung sein wird, die derselbe durch die Ausbeute der Literatur auf dem von mir vielfach angedeuteten und von meinem weiter unten erwähnten Freunde Herrn Franck seit Jahren eingeschlagenen Wege zu erwarten hat, möchte ich im folgenden durch einige Zahlen veranschaulichen. Nach einer schriftlichen Mittheilung desselben enthalten an Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten, Sentenzen und Vergleichungen: Brant, Narrenschiff 273; Pauli, Schimpff vnnd Ernst (1522) 174; Murner, Narrenbeschwörung 327; Kirchhoff, Wend Vnmuth (1563) 756; Dasipodius Dictionarium (1544) 322; Coler, Calendarium 216; Fischart, Praktik 359, Flöhhatz 98, Bienenkorb 674, Geschichtklitterung 747, Ehezuchtbüchlein 188, Podagrammatisches Trostbüchlein 166; Grimmelshausen 265; Moscherosch 632; S. Franck, Zeytbuch (1531) 336; Weltbuch (1533) 129; Chronika der Deutschen (1539) 190; Laster der Trunkenheyt (1539) 110; Paradoxa (1542) 140; Arentin, Bayrische Chronik 403; Crusius, Schwäbische Chronik 17; Etterlyn, Kronik der Eytgenossenschaft 21; Stettler, Annalen 19; Albinus, Meissnische Chronica 23; Curens, Schlesische Chronik 38; Hamelmann, Oldenburgische Chronica (1599) 16; Hertzog, Chronica Alsatia (1548) 43; Wurstisen, Basler Chronik 45; Geiler von Kaisersberg (so weit dessen Werke bisjetzt zugänglich waren) 1426; Predigten über das Narrenschiff 231; Luther's deutsche Werke (Jena 1575), Kirchenpostille 397, Hauspostille 234, Colloquia 831 (zusammen 4158); Mathesius, Sarepta 468, Postilla 603, Jesus Syrach 1396; K. Huberinus, Erklärung des Jesus Syrach (1569) 739; Die Postillen des Pauli (1572) 238; Chemnitius 85; Herberger, Hertz Postilla 1487; Theatrum Diabolorum (1575) 676; Dieterich, Buch der Weissheyt 706; Luchter, Prediger Salomo (1603) 69; M. Vischer, Ausslegung des Catechismus (1573) 491; Chr. Fischer, Auslegung des Psalters (1590) 684 u. s. w.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/13>, abgerufen am 21.11.2024.