Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Auslage.

Man muss sich vor der ersten Auslage hüten. - Pistor., II, 43; Estor, II, 351; Eisenhart, 402; Eiselein, 48; Simrock, 663.

Eine Warnung, sich vorzusehen, für jemand etwas zu bezahlen, weil man selten wieder zu dem Seinigen gelangen kann; theils weiss der Schuldner sich unter mancherlei Vorwänden von der Zahlungsverbindlichkeit loszumachen, theils kann er aber auch in Umstände gerathen, dass er nicht zu zahlen vermag. Ueberhaupt Vorsicht beim ersten Schritte.


Ausland.

1 Im Auslande schlägt die Kuh den Ochsen.

*2 Er ist im Auslande.

Der Zerstreute.

Lat.: Mens peregrina. (Erasm., 100.)


Ausländer.

* Es sind Ausländer aus Zinten.

So nennt man scherzweise in der Provinz Preussen diejenigen, die durch eine gezwungene Nachahmung es den Ausländern in Sprache und Sitte nachthun wollen, obgleich sie nie aus dem Lande gekommen sind. Die Entstehung dieser Redensart sollen einige Handwerksburschen aus Zinten (kleine Stadt im Kreise Heiligenbeil) veranlasst haben, welche nach Domnau gewandert waren und sich daselbst für Ausländer ausgaben.


Auslassen.

Zum Auslassen einer, zum Einlassen gehören zwei.


Auslaufen.

1 Das Auslaufen vergeht (schadet nicht), wenn man daheim bleibt. - Fischart, Prakt.

*2 Auf das la mi auslaufen. (Königsberg.)

Diese in Königsberg sehr gebräuchliche Redensart wird (vgl. Preuss. Provinzialblatt, II, 434) aus einem Magistratsschreiben von 1685 angeführt und bedeutet "ein trauriges Ende nehmen", weil eine Folge der sechsten Tonstufe (la) und der dritten (mi), die in sehr alten Gesängen als Schlussformel gebraucht wurde, sehr traurig klang. (S. Ausgehen 14.)


Ausläuten.

1 Man muss keinen ausläuten, eh' er stirbt.

*2 Er kommt gerade zum Ausläuten.

Wenn die Sache zu Ende ist.

Frz.: Il vient comme la moutarde apres le deiner.

*3 Heir ok, ma werd der sillen ausloiten. (Schles.) - Frommann, III, 413; Gomolcke, 437.

*4 Ich war oich balde lussen ausloiten. - Gomolcke, 567.


Auslegen.

1 Das Auslegen (der Waare) wird nit bezahlt. - Eiselein, 48.

2 Ein jeder huete sich vor dem ersten ausslegen. - Agricola, 74; Latendorf, 115.

3 Es legt kein Krämer aus, um Eines Käufers willen.

4 Freundlich auslegen zeigt fromm Gemüth. - Sailer.

5 Gut ausgelegt ist halb verkauft.

6 Wenn man etwas wohl auslegt, so ist alles gut.

Von einer Auslegung, die mehr verdunkelt als erklärt, sagen die Franzosen: C'est la glose d'Orleans, plus obscure que le texte.

7 Wie legt mer alles zum Bösen aus. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 377.

Von einem boshaften Menschen, der allem eine böse Absicht unterzuschieben weiss.


Ausleger.

1 Es liegt viel an einem guten Ausleger.

Holl.: Daar ligt veel aan een' goed uitlegger. (Harrebomee, II, 352.)

2 Jeder ist der beste Ausleger für seine Worte. - Kirchhofer, 261; Hillebrand, 97; Simrock, 664; Eiselein, 48; Eisenhart, 335; Pistor., II, 44.

Gilt nur von einseitigen Rechtsgeschäften, z. B. Testamenten; wo es sich aber um mehrseitige Geschäfte, wie Verträge handelt, so kann eine nur von einer der Parteien ausgehende Erklärung kein entscheidendes Gewicht haben.

Frz.: L'entente est au diseur.

Holl.: Elk is de beste uitlegger van zijne eigene woorden. (Harrebomee, II, 352.)


Auslegung.

Die Auslegung auf dem Rücken tragen. - Geiler, 72.

Ein Leben, ein Verfahren, eine Rede- und Handlungsweise.


Ausleihen.

1 Das Ausleihen geht mit Eile, das Wiederbringen hat Weile. (Wend. Lausitz.)

2 Was man ausleiht, bessert sich nicht. - Simrock, 666.

[Spaltenumbruch] 3 Wer ausleiht, merke den Brauch, wenn der Schuldner zahlt, so schimpft er auch. ( Poln.)


Auslernen.

1 Et hät noch Kener utlehrt. - Schwerin, 8.

2 Man kann nie auslernen. - Reche, I, 3; Schonheim, T, 1.

It.: S'impara tanto, quanto si vive.

Russ.: Wjek schiwi, wjek utschiss.

Ung.: A jo pap holtig tanul.

3 Niemand hat ausgelernt, als die auf dem Kirchhof liegen.

4 Wer ausgelernt hat, bleibt nicht im Stalle stecken.

Wenn sich jemand weigert öffentlich mit seinen Leistungen hervorzutreten.

5 Wer ausgelernt sein will, muss im Grabe liegen. - Eiselein, 48.


Auslöschen.

1 Lösche das Licht aus, so sind die Weiber alle gleich.

*2 Auslöschen wie ein Licht.

Von sanftem Tode.

Frz.: Il a passe comme une chandelle.


Auslugen.

* A hot merr duch nuch woas ausgelukt1, dar Giftmoan2. (S. Herauslocken.) (Schles.) - Frommann, III, 417, 335.

1) Erlauert.

2) Der böse Mann, was nicht stets im schlimmen Sinne gemeint ist.


Ausmachen.

1 Ich hoa'n ausgemacht1, 's hätte nich a Hunt a Schtickel Braut vun 'm2 genummen. (S. Aussehen.) - Frommann, III, 251, 113; Grimm, I, 913.

1) Gescholten.

2) Von ihm. - Um den höchsten Grad des Ausscheltens auszudrücken, um zu sagen, dass von jemand alles denkbar Schlechte gesagt wird.

2 Mach's aus, oder lass es stehen.


Ausmausern.

Sie hat sich ausgemausert. (Ohrdruff.)


Ausmessen.

Wie man ausmisst, wird einem eingemessen. - Struve, 13.


Ausnahme.

Ausnahmen bestätigen (bekräftigen) die Regel. (S. Regel.)

Kann ein theilweise verneinender Satz einen allgemein bejahenden begründen? Wenn auf das eine oder andere meine Behauptung nicht passt, kann dies beweisen, sie sei gültig für alle übrigen Dinge? Eine zulässige Ausnahme hebt zwar die Regel nicht auf, wol aber die Allgemeinheit derselben.

Frz.: L'exception confirme la regle.


Ausnehmen.

1 Dat nimmt sik Fransch aut, säd' Hans, un kreg de Diern bi'n Schinken. (Holst.)

2 Er nimmt sich aus wie in der Bassgeige die Laus.


Ausnesteln.

Er nestelt sich schon selber aus.

Er ist schon über sieben Jahre alt und nicht mehr so unerfahren.


Auspauken.

Einen auspauken. - Zaupser.

Ursprünglich soviel als stäupen. Die Redensart rührt von dem alten Brauche her, dass Knaben vor einer zu stäupenden Person mit kupfernen Becken hergingen und auf dieselben schlugen, um auf den Act aufmerksam zu machen. Wenn gefallene Mädchen auf einem Bocke reiten und die Gasse kehren mussten, paukten ebenfalls Knaben vor ihnen her.


Auspferchen.

* Ausgepfercht haben. - Eiselein, 48.


Ausplaudern.

Wer ausplaudert das Seine (eigene Geheimnisse), wird noch weniger bewahren das Fremde (fremde).


Auspusten.

* Puhst de Lamp ut. (Ostfries.)


Ausrasen.

* Er hat noch nicht ausgerast, er soll darum meine Tochter nicht haben. (Holl.)


Ausräumen.

1 Ausräumen macht Umstände, sagte der Kerl, da hatte er blos einen Stiefelknecht.

2 Dreimal ausräumen ist so gut als eine Feuersbrunst.


[Spaltenumbruch]
Auslage.

Man muss sich vor der ersten Auslage hüten.Pistor., II, 43; Estor, II, 351; Eisenhart, 402; Eiselein, 48; Simrock, 663.

Eine Warnung, sich vorzusehen, für jemand etwas zu bezahlen, weil man selten wieder zu dem Seinigen gelangen kann; theils weiss der Schuldner sich unter mancherlei Vorwänden von der Zahlungsverbindlichkeit loszumachen, theils kann er aber auch in Umstände gerathen, dass er nicht zu zahlen vermag. Ueberhaupt Vorsicht beim ersten Schritte.


Ausland.

1 Im Auslande schlägt die Kuh den Ochsen.

*2 Er ist im Auslande.

Der Zerstreute.

Lat.: Mens peregrina. (Erasm., 100.)


Ausländer.

* Es sind Ausländer aus Zinten.

So nennt man scherzweise in der Provinz Preussen diejenigen, die durch eine gezwungene Nachahmung es den Ausländern in Sprache und Sitte nachthun wollen, obgleich sie nie aus dem Lande gekommen sind. Die Entstehung dieser Redensart sollen einige Handwerksburschen aus Zinten (kleine Stadt im Kreise Heiligenbeil) veranlasst haben, welche nach Domnau gewandert waren und sich daselbst für Ausländer ausgaben.


Auslassen.

Zum Auslassen einer, zum Einlassen gehören zwei.


Auslaufen.

1 Das Auslaufen vergeht (schadet nicht), wenn man daheim bleibt.Fischart, Prakt.

*2 Auf das la mi auslaufen. (Königsberg.)

Diese in Königsberg sehr gebräuchliche Redensart wird (vgl. Preuss. Provinzialblatt, II, 434) aus einem Magistratsschreiben von 1685 angeführt und bedeutet „ein trauriges Ende nehmen“, weil eine Folge der sechsten Tonstufe (la) und der dritten (mi), die in sehr alten Gesängen als Schlussformel gebraucht wurde, sehr traurig klang. (S. Ausgehen 14.)


Ausläuten.

1 Man muss keinen ausläuten, eh' er stirbt.

*2 Er kommt gerade zum Ausläuten.

Wenn die Sache zu Ende ist.

Frz.: Il vient comme la moutarde après le dîner.

*3 Hîr ok, ma werd der sillen ausloiten. (Schles.) – Frommann, III, 413; Gomolcke, 437.

*4 Ich war oich balde lussen ausloiten.Gomolcke, 567.


Auslegen.

1 Das Auslegen (der Waare) wird nit bezahlt.Eiselein, 48.

2 Ein jeder huete sich vor dem ersten ausslegen.Agricola, 74; Latendorf, 115.

3 Es legt kein Krämer aus, um Eines Käufers willen.

4 Freundlich auslegen zeigt fromm Gemüth.Sailer.

5 Gut ausgelegt ist halb verkauft.

6 Wenn man etwas wohl auslegt, so ist alles gut.

Von einer Auslegung, die mehr verdunkelt als erklärt, sagen die Franzosen: C'est la glose d'Orléans, plus obscure que le texte.

7 Wie legt mer alles zum Bösen aus. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 377.

Von einem boshaften Menschen, der allem eine böse Absicht unterzuschieben weiss.


Ausleger.

1 Es liegt viel an einem guten Ausleger.

Holl.: Daar ligt veel aan een' goed uitlegger. (Harrebomée, II, 352.)

2 Jeder ist der beste Ausleger für seine Worte.Kirchhofer, 261; Hillebrand, 97; Simrock, 664; Eiselein, 48; Eisenhart, 335; Pistor., II, 44.

Gilt nur von einseitigen Rechtsgeschäften, z. B. Testamenten; wo es sich aber um mehrseitige Geschäfte, wie Verträge handelt, so kann eine nur von einer der Parteien ausgehende Erklärung kein entscheidendes Gewicht haben.

Frz.: L'entente est au diseur.

Holl.: Elk is de beste uitlegger van zijne eigene woorden. (Harrebomée, II, 352.)


Auslegung.

Die Auslegung auf dem Rücken tragen.Geiler, 72.

Ein Leben, ein Verfahren, eine Rede- und Handlungsweise.


Ausleihen.

1 Das Ausleihen geht mit Eile, das Wiederbringen hat Weile. (Wend. Lausitz.)

2 Was man ausleiht, bessert sich nicht.Simrock, 666.

[Spaltenumbruch] 3 Wer ausleiht, merke den Brauch, wenn der Schuldner zahlt, so schimpft er auch. ( Poln.)


Auslernen.

1 Et hät noch Kêner utlehrt.Schwerin, 8.

2 Man kann nie auslernen.Reche, I, 3; Schonheim, T, 1.

It.: S'impara tanto, quanto si vive.

Russ.: Wjek schiwi, wjek utschiss.

Ung.: A jó pap holtig tanúl.

3 Niemand hat ausgelernt, als die auf dem Kirchhof liegen.

4 Wer ausgelernt hat, bleibt nicht im Stalle stecken.

Wenn sich jemand weigert öffentlich mit seinen Leistungen hervorzutreten.

5 Wer ausgelernt sein will, muss im Grabe liegen.Eiselein, 48.


Auslöschen.

1 Lösche das Licht aus, so sind die Weiber alle gleich.

*2 Auslöschen wie ein Licht.

Von sanftem Tode.

Frz.: Il a passé comme une chandelle.


Auslugen.

* A hôt merr duch nuch woas ausgelukt1, dâr Giftmoan2. (S. Herauslocken.) (Schles.) – Frommann, III, 417, 335.

1) Erlauert.

2) Der böse Mann, was nicht stets im schlimmen Sinne gemeint ist.


Ausmachen.

1 Ich hoa'n ausgemacht1, 's hätte nich a Hunt a Schtickel Brût vun 'm2 genummen. (S. Aussehen.)Frommann, III, 251, 113; Grimm, I, 913.

1) Gescholten.

2) Von ihm. – Um den höchsten Grad des Ausscheltens auszudrücken, um zu sagen, dass von jemand alles denkbar Schlechte gesagt wird.

2 Mach's aus, oder lass es stehen.


Ausmausern.

Sie hat sich ausgemausert. (Ohrdruff.)


Ausmessen.

Wie man ausmisst, wird einem eingemessen.Struve, 13.


Ausnahme.

Ausnahmen bestätigen (bekräftigen) die Regel. (S. Regel.)

Kann ein theilweise verneinender Satz einen allgemein bejahenden begründen? Wenn auf das eine oder andere meine Behauptung nicht passt, kann dies beweisen, sie sei gültig für alle übrigen Dinge? Eine zulässige Ausnahme hebt zwar die Regel nicht auf, wol aber die Allgemeinheit derselben.

Frz.: L'exception confirme la règle.


Ausnehmen.

1 Dat nimmt sik Fransch ût, säd' Hans, un krêg de Diern bi'n Schinken. (Holst.)

2 Er nimmt sich aus wie in der Bassgeige die Laus.


Ausnesteln.

Er nestelt sich schon selber aus.

Er ist schon über sieben Jahre alt und nicht mehr so unerfahren.


Auspauken.

Einen auspauken.Zaupser.

Ursprünglich soviel als stäupen. Die Redensart rührt von dem alten Brauche her, dass Knaben vor einer zu stäupenden Person mit kupfernen Becken hergingen und auf dieselben schlugen, um auf den Act aufmerksam zu machen. Wenn gefallene Mädchen auf einem Bocke reiten und die Gasse kehren mussten, paukten ebenfalls Knaben vor ihnen her.


Auspferchen.

* Ausgepfercht haben.Eiselein, 48.


Ausplaudern.

Wer ausplaudert das Seine (eigene Geheimnisse), wird noch weniger bewahren das Fremde (fremde).


Auspusten.

* Puhst de Lamp ut. (Ostfries.)


Ausrasen.

* Er hat noch nicht ausgerast, er soll darum meine Tochter nicht haben. (Holl.)


Ausräumen.

1 Ausräumen macht Umstände, sagte der Kerl, da hatte er blos einen Stiefelknecht.

2 Dreimal ausräumen ist so gut als eine Feuersbrunst.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0125" n="[97]"/>
        <cb n="193"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslage.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Man muss sich vor der ersten Auslage hüten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 43; Estor, II, 351; Eisenhart, 402; Eiselein, 48; Simrock, 663.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Warnung, sich vorzusehen, für jemand etwas zu bezahlen, weil man selten wieder zu dem Seinigen gelangen kann; theils weiss der Schuldner sich unter mancherlei Vorwänden von der Zahlungsverbindlichkeit loszumachen, theils kann er aber auch in Umstände gerathen, dass er nicht zu zahlen vermag. Ueberhaupt Vorsicht beim ersten Schritte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Im Auslande schlägt die Kuh den Ochsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist im Auslande.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Zerstreute.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mens peregrina. (<hi rendition="#i">Erasm., 100.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausländer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Ausländer aus Zinten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man scherzweise in der Provinz Preussen diejenigen, die durch eine gezwungene Nachahmung es den Ausländern in Sprache und Sitte nachthun wollen, obgleich sie nie aus dem Lande gekommen sind. Die Entstehung dieser Redensart sollen einige Handwerksburschen aus Zinten (kleine Stadt im Kreise Heiligenbeil) veranlasst haben, welche nach Domnau gewandert waren und sich daselbst für Ausländer ausgaben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslassen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Zum Auslassen einer, zum Einlassen gehören zwei.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslaufen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Auslaufen vergeht (schadet nicht), wenn man daheim bleibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Prakt.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Auf das la mi auslaufen.</hi> (<hi rendition="#i">Königsberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese in Königsberg sehr gebräuchliche Redensart wird (vgl. <hi rendition="#i">Preuss. Provinzialblatt, II, 434</hi>) aus einem Magistratsschreiben von 1685 angeführt und bedeutet &#x201E;ein trauriges Ende nehmen&#x201C;, weil eine Folge der sechsten Tonstufe (la) und der dritten (mi), die in sehr alten Gesängen als Schlussformel gebraucht wurde, sehr traurig klang. (S.  Ausgehen 14.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausläuten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Man muss keinen ausläuten, eh' er stirbt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er kommt gerade zum Ausläuten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn die Sache zu Ende ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vient comme la moutarde après le dîner.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Hîr ok, ma werd der sillen ausloiten.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 413; Gomolcke, 437.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Ich war oich balde lussen ausloiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 567.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslegen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Auslegen (der Waare) wird nit bezahlt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 48.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein jeder huete sich vor dem ersten ausslegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 74; Latendorf, 115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es legt kein Krämer aus, um Eines Käufers willen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Freundlich auslegen zeigt fromm Gemüth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Gut ausgelegt ist halb verkauft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wenn man etwas wohl auslegt, so ist alles gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einer Auslegung, die mehr verdunkelt als erklärt, sagen die Franzosen: C'est la glose d'Orléans, plus obscure que le texte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wie legt mer alles zum Bösen aus.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 377.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem boshaften Menschen, der allem eine böse Absicht unterzuschieben weiss.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausleger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es liegt viel an einem guten Ausleger.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar ligt veel aan een' goed uitlegger. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 352.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jeder ist der beste Ausleger für seine Worte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 261; Hillebrand, 97; Simrock, 664; Eiselein, 48; Eisenhart, 335; Pistor., II, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gilt nur von einseitigen Rechtsgeschäften, z. B. Testamenten; wo es sich aber um mehrseitige Geschäfte, wie Verträge handelt, so kann eine nur von einer der Parteien ausgehende Erklärung kein entscheidendes Gewicht haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'entente est au diseur.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Elk is de beste uitlegger van zijne eigene woorden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 352.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslegung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Auslegung auf dem Rücken tragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Leben, ein Verfahren, eine Rede- und Handlungsweise.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausleihen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Ausleihen geht mit Eile, das Wiederbringen hat Weile.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Was man ausleiht, bessert sich nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 666.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="194"/>
3 Wer ausleiht, merke den Brauch, wenn der Schuldner zahlt, so schimpft er auch.</hi> ( <hi rendition="#i">Poln.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslernen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Et hät noch Kêner utlehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schwerin, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man kann nie auslernen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reche, I, 3; Schonheim, T, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: S'impara tanto, quanto si vive.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Russ.</hi>: Wjek schiwi, wjek utschiss.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A jó pap holtig tanúl.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Niemand hat ausgelernt, als die auf dem Kirchhof liegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer ausgelernt hat, bleibt nicht im Stalle stecken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn sich jemand weigert öffentlich mit seinen Leistungen hervorzutreten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer ausgelernt sein will, muss im Grabe liegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 48.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslöschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Lösche das Licht aus, so sind die Weiber alle gleich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Auslöschen wie ein Licht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von sanftem Tode.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a passé comme une chandelle.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auslugen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A hôt merr duch nuch woas ausgelukt<hi rendition="#sup">1</hi>, dâr Giftmoan<hi rendition="#sup">2</hi>. (S.  Herauslocken.)</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 417, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Erlauert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Der böse Mann, was nicht stets im schlimmen Sinne gemeint ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausmachen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ich hoa'n ausgemacht<hi rendition="#sup">1</hi>, 's hätte nich a Hunt a Schtickel Brût vun 'm<hi rendition="#sup">2</hi> genummen. (S.  Aussehen.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 251, 113; Grimm, I, 913.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gescholten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Von ihm. &#x2013; Um den höchsten Grad des Ausscheltens auszudrücken, um zu sagen, dass von jemand alles denkbar Schlechte gesagt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Mach's aus, oder lass es stehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausmausern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sie hat sich ausgemausert.</hi> (<hi rendition="#i">Ohrdruff.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausmessen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wie man ausmisst, wird einem eingemessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Struve, 13.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausnahme.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ausnahmen bestätigen (bekräftigen) die Regel. (S.  Regel.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Kann ein theilweise verneinender Satz einen allgemein bejahenden begründen? Wenn auf das eine oder andere meine Behauptung nicht passt, kann dies beweisen, sie sei gültig für alle übrigen Dinge? Eine zulässige Ausnahme hebt zwar die Regel nicht auf, wol aber die Allgemeinheit derselben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'exception confirme la règle.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausnehmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat nimmt sik Fransch ût, säd' Hans, un krêg de Diern bi'n Schinken.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Er nimmt sich aus wie in der Bassgeige die Laus.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausnesteln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er nestelt sich schon selber aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist schon über sieben Jahre alt und nicht mehr so unerfahren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auspauken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Einen auspauken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zaupser.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ursprünglich soviel als stäupen. Die Redensart rührt von dem alten Brauche her, dass Knaben vor einer zu stäupenden Person mit kupfernen Becken hergingen und auf dieselben schlugen, um auf den Act aufmerksam zu machen. Wenn gefallene Mädchen auf einem Bocke reiten und die Gasse kehren mussten, paukten ebenfalls Knaben vor ihnen her.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auspferchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ausgepfercht haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 48.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausplaudern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer ausplaudert das Seine (eigene Geheimnisse), wird noch weniger bewahren das Fremde (fremde).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auspusten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Puhst de Lamp ut.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausrasen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat noch nicht ausgerast, er soll darum meine Tochter nicht haben.</hi> (<hi rendition="#i">Holl.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ausräumen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ausräumen macht Umstände, sagte der Kerl, da hatte er blos einen Stiefelknecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Dreimal ausräumen ist so gut als eine Feuersbrunst.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[97]/0125] Auslage. Man muss sich vor der ersten Auslage hüten. – Pistor., II, 43; Estor, II, 351; Eisenhart, 402; Eiselein, 48; Simrock, 663. Eine Warnung, sich vorzusehen, für jemand etwas zu bezahlen, weil man selten wieder zu dem Seinigen gelangen kann; theils weiss der Schuldner sich unter mancherlei Vorwänden von der Zahlungsverbindlichkeit loszumachen, theils kann er aber auch in Umstände gerathen, dass er nicht zu zahlen vermag. Ueberhaupt Vorsicht beim ersten Schritte. Ausland. 1 Im Auslande schlägt die Kuh den Ochsen. *2 Er ist im Auslande. Der Zerstreute. Lat.: Mens peregrina. (Erasm., 100.) Ausländer. * Es sind Ausländer aus Zinten. So nennt man scherzweise in der Provinz Preussen diejenigen, die durch eine gezwungene Nachahmung es den Ausländern in Sprache und Sitte nachthun wollen, obgleich sie nie aus dem Lande gekommen sind. Die Entstehung dieser Redensart sollen einige Handwerksburschen aus Zinten (kleine Stadt im Kreise Heiligenbeil) veranlasst haben, welche nach Domnau gewandert waren und sich daselbst für Ausländer ausgaben. Auslassen. Zum Auslassen einer, zum Einlassen gehören zwei. Auslaufen. 1 Das Auslaufen vergeht (schadet nicht), wenn man daheim bleibt. – Fischart, Prakt. *2 Auf das la mi auslaufen. (Königsberg.) Diese in Königsberg sehr gebräuchliche Redensart wird (vgl. Preuss. Provinzialblatt, II, 434) aus einem Magistratsschreiben von 1685 angeführt und bedeutet „ein trauriges Ende nehmen“, weil eine Folge der sechsten Tonstufe (la) und der dritten (mi), die in sehr alten Gesängen als Schlussformel gebraucht wurde, sehr traurig klang. (S. Ausgehen 14.) Ausläuten. 1 Man muss keinen ausläuten, eh' er stirbt. *2 Er kommt gerade zum Ausläuten. Wenn die Sache zu Ende ist. Frz.: Il vient comme la moutarde après le dîner. *3 Hîr ok, ma werd der sillen ausloiten. (Schles.) – Frommann, III, 413; Gomolcke, 437. *4 Ich war oich balde lussen ausloiten. – Gomolcke, 567. Auslegen. 1 Das Auslegen (der Waare) wird nit bezahlt. – Eiselein, 48. 2 Ein jeder huete sich vor dem ersten ausslegen. – Agricola, 74; Latendorf, 115. 3 Es legt kein Krämer aus, um Eines Käufers willen. 4 Freundlich auslegen zeigt fromm Gemüth. – Sailer. 5 Gut ausgelegt ist halb verkauft. 6 Wenn man etwas wohl auslegt, so ist alles gut. Von einer Auslegung, die mehr verdunkelt als erklärt, sagen die Franzosen: C'est la glose d'Orléans, plus obscure que le texte. 7 Wie legt mer alles zum Bösen aus. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 377. Von einem boshaften Menschen, der allem eine böse Absicht unterzuschieben weiss. Ausleger. 1 Es liegt viel an einem guten Ausleger. Holl.: Daar ligt veel aan een' goed uitlegger. (Harrebomée, II, 352.) 2 Jeder ist der beste Ausleger für seine Worte. – Kirchhofer, 261; Hillebrand, 97; Simrock, 664; Eiselein, 48; Eisenhart, 335; Pistor., II, 44. Gilt nur von einseitigen Rechtsgeschäften, z. B. Testamenten; wo es sich aber um mehrseitige Geschäfte, wie Verträge handelt, so kann eine nur von einer der Parteien ausgehende Erklärung kein entscheidendes Gewicht haben. Frz.: L'entente est au diseur. Holl.: Elk is de beste uitlegger van zijne eigene woorden. (Harrebomée, II, 352.) Auslegung. Die Auslegung auf dem Rücken tragen. – Geiler, 72. Ein Leben, ein Verfahren, eine Rede- und Handlungsweise. Ausleihen. 1 Das Ausleihen geht mit Eile, das Wiederbringen hat Weile. (Wend. Lausitz.) 2 Was man ausleiht, bessert sich nicht. – Simrock, 666. 3 Wer ausleiht, merke den Brauch, wenn der Schuldner zahlt, so schimpft er auch. ( Poln.) Auslernen. 1 Et hät noch Kêner utlehrt. – Schwerin, 8. 2 Man kann nie auslernen. – Reche, I, 3; Schonheim, T, 1. It.: S'impara tanto, quanto si vive. Russ.: Wjek schiwi, wjek utschiss. Ung.: A jó pap holtig tanúl. 3 Niemand hat ausgelernt, als die auf dem Kirchhof liegen. 4 Wer ausgelernt hat, bleibt nicht im Stalle stecken. Wenn sich jemand weigert öffentlich mit seinen Leistungen hervorzutreten. 5 Wer ausgelernt sein will, muss im Grabe liegen. – Eiselein, 48. Auslöschen. 1 Lösche das Licht aus, so sind die Weiber alle gleich. *2 Auslöschen wie ein Licht. Von sanftem Tode. Frz.: Il a passé comme une chandelle. Auslugen. * A hôt merr duch nuch woas ausgelukt1, dâr Giftmoan2. (S. Herauslocken.) (Schles.) – Frommann, III, 417, 335. 1) Erlauert. 2) Der böse Mann, was nicht stets im schlimmen Sinne gemeint ist. Ausmachen. 1 Ich hoa'n ausgemacht1, 's hätte nich a Hunt a Schtickel Brût vun 'm2 genummen. (S. Aussehen.) – Frommann, III, 251, 113; Grimm, I, 913. 1) Gescholten. 2) Von ihm. – Um den höchsten Grad des Ausscheltens auszudrücken, um zu sagen, dass von jemand alles denkbar Schlechte gesagt wird. 2 Mach's aus, oder lass es stehen. Ausmausern. Sie hat sich ausgemausert. (Ohrdruff.) Ausmessen. Wie man ausmisst, wird einem eingemessen. – Struve, 13. Ausnahme. Ausnahmen bestätigen (bekräftigen) die Regel. (S. Regel.) Kann ein theilweise verneinender Satz einen allgemein bejahenden begründen? Wenn auf das eine oder andere meine Behauptung nicht passt, kann dies beweisen, sie sei gültig für alle übrigen Dinge? Eine zulässige Ausnahme hebt zwar die Regel nicht auf, wol aber die Allgemeinheit derselben. Frz.: L'exception confirme la règle. Ausnehmen. 1 Dat nimmt sik Fransch ût, säd' Hans, un krêg de Diern bi'n Schinken. (Holst.) 2 Er nimmt sich aus wie in der Bassgeige die Laus. Ausnesteln. Er nestelt sich schon selber aus. Er ist schon über sieben Jahre alt und nicht mehr so unerfahren. Auspauken. Einen auspauken. – Zaupser. Ursprünglich soviel als stäupen. Die Redensart rührt von dem alten Brauche her, dass Knaben vor einer zu stäupenden Person mit kupfernen Becken hergingen und auf dieselben schlugen, um auf den Act aufmerksam zu machen. Wenn gefallene Mädchen auf einem Bocke reiten und die Gasse kehren mussten, paukten ebenfalls Knaben vor ihnen her. Auspferchen. * Ausgepfercht haben. – Eiselein, 48. Ausplaudern. Wer ausplaudert das Seine (eigene Geheimnisse), wird noch weniger bewahren das Fremde (fremde). Auspusten. * Puhst de Lamp ut. (Ostfries.) Ausrasen. * Er hat noch nicht ausgerast, er soll darum meine Tochter nicht haben. (Holl.) Ausräumen. 1 Ausräumen macht Umstände, sagte der Kerl, da hatte er blos einen Stiefelknecht. 2 Dreimal ausräumen ist so gut als eine Feuersbrunst.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/125
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/125>, abgerufen am 22.11.2024.