Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *20 Man hat ihm die Aeste gestumpft.

Er ist hart bestraft worden.

*21 Setz' mer si (man sich) uff an Ost, bis er dörr eit. (Franken.) - Frommann, VI, 163.

In warnendem Sinne: Versuche man's nur, sich auf einen Ast zu setzen und dort zu warten, bis ein reicher Onkel in Ostindien stirbt.

*22 Sich einen Ast (Buckel) lachen.

*23 Upn Aust riuken. (Westf.)

Sich in seiner Erwartung täuschen.

*24 Von Ast zu Ast hüpfen.

Sagt der Franzose von denen, die nicht bei der Sache bleiben.


Aster.

Lieber Aster als Knaster.


Asyl.

Ein (kein) Asyl finden.

Einen Schutz gewährenden Zufluchtsort, wie bei den Alten die Altäre der Götter.

Lat.: Ad asylum confugere. (Erasm., 823.)


Atheist.

Ich bin (er ist) ein Atheist. - Meister, 39.

Als das Theetrinken in Deutschland aufkam, nannten sich scherzhaft diejenigen, welche sich dem neuen Brauch nicht anschlossen, Atheeisten, Nichttheetrinker, oder wurden so genannt.


Athem.

1 Fremder Athem stinkt immer. (Lit.)

2 So lange der Athem noch aus- und eingeht, ist beim Kranken noch Hoffnung da. - Schonheim, A, 7.

Lat.: Aegroto dum anima est, spes esse dicitur.

3 Wer den Athem nur nicht fahren lässt, der stirbt auch nicht.

4 Wer seinen Athem immer in ein Holz mit Löchern lässt, ist wol nicht gescheidt. - Eiselein, 43.

*5 Athem feil tragen (verkaufen). - Körte, 322,

Von einem Lügner.

*6 Den Athem sparen.

Wenig sprechen.

*7 Der Athem ist ihm gefroren, wie jenem Bauer, der nicht danken konnte, aber wol fluchen. - Fischart, Prakt.

*8 Einen stinkenden Athem haben.

Nirgends gern gesehen sein.

*9 Er ist am kurzen Athem gestorben. - Simrock, 608.

Von Krämern, denen es am Besten fehlte.

*10 Es ist um den schönen Athem schade.

Von denen, die Unnützes reden oder sich Mühe geben, jemand zu überzeugen, der sich nicht überzeugen lassen will.

*11 Etwas in einem Athem thun.

Auf der Stelle, sogleich, ohne Unterbrechung.

Frz.: Tout d'une haleine.

*12 Kurzen Athem haben. - Murner, 37.

Vorsicht im Sprechen, kluge Schweigsamkeit. (S. Sparmund.)

*13 Sein Athem geht wie ein geladener Wagen im Hohlwege.

Von denen, die sehr kurzen und schweren Athem haben.

*14 Sie hat einen stinkenden Athem und drängt sich vor zum Kuss. (Arab.)

Von unbegründeten Ansprüchen.

*15 So lang als mir der athem nit aussgehet, so hoffe ich jmmer. - Tappius, 218b; Henisch, 136.

*16 So lang ein Athem in mir ist.

Lat.: Dum movet hic calidus spirantia corpora sanguis.

*17 Wennam da Oden ufheibe ze anner Suppe. (Schles.) - Frommann, III, 245, 1149.

*18 Wenn am og da Odem spoarte bis zum Suppebloasen. - Gomolcke, 845.


Atlas.

Der Atlas trägt den Himmel.

Von denen, die sich in grosse und lästige Geschäfte einlassen und sich dadurch selbst Ungemach zuziehen, wie Atlas für seine Dienste ins Meer gestürzt ward.

Holl.: Het is een Atlas. (Harrebomee, I, 22.)

Lat.: Atlas coelum. (Erasm., 602.)


Aetna.

1 Den Aetna sieht man stets mit weissem Hut und einem Weinfass im Munde.

Der Schnee soll auf der Spitze des Aetna nie schmelzen, während an den Abhängen des Berges Wein blüht und reift.

2 Wenn der Aetna speit, nützt ein Flaschenstöpsel nicht zum Kraterstopfen.


[Spaltenumbruch]
Aetti.

1 Aette, lass die Gojeh (Nichtjuden) gehn! Mämme, lass die Kuchel stehn. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 998.

Bezieht sich auf einen Vorgang, wobei Mann und Frau sich gegenseitig ermahnen und drückt den Sinn aus: Wie Mann, so Frau.

2 Aette, steh' uf, loss de Hund sitze'. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 988.

Als strafender Ausruf gegen einen lieblosen Sohn. Von einem Sohne, der den Vater vom Stuhle vertrieben, damit der Hund Platz gewinne.

3 Aette, worum deckt mer die Sicke (Laubhütte) nit mit Sand. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 1009.

Zur Bezeichnung altkluger Kinder, die nach Dingen fragen, die sich von selbst verstehen.

4 Wär' ich vor mei'm Aette (Vater) kumme', hätt' ich die Mämme (Mama) genumme. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 871.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.


Atz.

Wo gute Atz auf dem Schlage ist, da fehlt es an Tauben nicht.


Atzel (s. Elster).

1 Der klügsten Atzel werden die Eier gestohlen.

2 Die Atzel hüpft so lange, bis ihr ein Dorn ins Gesäss geht.

Wider die Wollust.

3 Die Atzel lässt das Hüpfen nicht. - Blum, 125.

It.: S'ella e al monte, la torna al piano.

Lat.: Pica suos saltus dissimulare nequit.

4 Die junge Atzel lernt das Hüpfen von der alten.

5 Eine Atzel sitzt gern bei der andern.

6 Es ist keine Atzel, sie habe denn etwas Buntes. - Blum, 431.

Bei Tappius (50b): Es ist keyn atzel, sie hab dan etwas hundtes.

Lat.: Nomen adest picae, nisi quid varii tenet in se. - Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Tappius, 50a.)

7 Keine Atzel heckt eine Taube. - Pistor.. IV, 190; Eisenhart, II, 6, 2; Blum, 505.

Von diesem Sprichworte machte man früher in den Rechten einen gleich nachtheiligen Gebrauch wie von: Art lässt nicht von Art u. dgl., und es gilt hiervon dasselbe, was oben von diesem gesagt worden ist. Folgerungen wie der: Weil der Vater ein Dieb ist, muss auch dem Sohne die Neigung zum Stehlen eigen sein, kann keine Gültigkeit zugestanden werden.


Aetzen.

Aetzen thut ergetzen.


Atzung.

1 Mancher von alter Atzung (der schon lange gelebt hatte) ward erschlagen.

*2 Seine Atzung ist ihm auf das Kerbholz geschnitten.

Zugezählt und abgewogen.


Auditor.

Auditores, haltet hübsch auf Mores.


Auerochs.

Wer nach Auerochsen mit Schroten wollt' schiessen, den würde der erste beste spiessen.


Auf.

1 Auf und ab tanzt das Glück, wie ein Ball.

2 Auf und davon lasst den Zelter gon. - Fischart.

3 Auf und davon wie drei deutsche Teufel (drei Doctor Fauste).

4 Auff, auff, es ist nicht allzeit fastabend. - Henisch, 140.

5 Dat is myn vp und hen. (S. Aufspringen 1 und 2.) Tappius, 184a.

Ist mein Alles.

6 Dick up, segt Hans, dat sall'n Hingst war'n. - Hoefer, 454.

7 Früh auf und spät nieder bringt verlorene Güter wieder.

Engl.: He that will thrive, must rise at five; he that has thriven, may lie till seven.

Lat.: Ditat, sanctificat, sanat quoque surgere mane.

8 Jetzt auf, jetzt ab, dann wieder auf, das ist des Glücks gemeiner Lauf.

*9 Nig up mi, ik bün Oollander Oolsch. (Hamburg.)

Rührt von einer Alten aus dem Alten Lande her, die im Gassengedränge um Schonung bat.

[Spaltenumbruch] *20 Man hat ihm die Aeste gestumpft.

Er ist hart bestraft worden.

*21 Setz' mer si (man sich) uff an Ost, bis er dörr ît. (Franken.) – Frommann, VI, 163.

In warnendem Sinne: Versuche man's nur, sich auf einen Ast zu setzen und dort zu warten, bis ein reicher Onkel in Ostindien stirbt.

*22 Sich einen Ast (Buckel) lachen.

*23 Upn Aust riuken. (Westf.)

Sich in seiner Erwartung täuschen.

*24 Von Ast zu Ast hüpfen.

Sagt der Franzose von denen, die nicht bei der Sache bleiben.


Aster.

Lieber Aster als Knaster.


Asyl.

Ein (kein) Asyl finden.

Einen Schutz gewährenden Zufluchtsort, wie bei den Alten die Altäre der Götter.

Lat.: Ad asylum confugere. (Erasm., 823.)


Atheist.

Ich bin (er ist) ein Atheist.Meister, 39.

Als das Theetrinken in Deutschland aufkam, nannten sich scherzhaft diejenigen, welche sich dem neuen Brauch nicht anschlossen, Atheeisten, Nichttheetrinker, oder wurden so genannt.


Athem.

1 Fremder Athem stinkt immer. (Lit.)

2 So lange der Athem noch aus- und eingeht, ist beim Kranken noch Hoffnung da.Schonheim, A, 7.

Lat.: Aegroto dum anima est, spes esse dicitur.

3 Wer den Athem nur nicht fahren lässt, der stirbt auch nicht.

4 Wer seinen Athem immer in ein Holz mit Löchern lässt, ist wol nicht gescheidt.Eiselein, 43.

*5 Athem feil tragen (verkaufen).Körte, 322,

Von einem Lügner.

*6 Den Athem sparen.

Wenig sprechen.

*7 Der Athem ist ihm gefroren, wie jenem Bauer, der nicht danken konnte, aber wol fluchen.Fischart, Prakt.

*8 Einen stinkenden Athem haben.

Nirgends gern gesehen sein.

*9 Er ist am kurzen Athem gestorben.Simrock, 608.

Von Krämern, denen es am Besten fehlte.

*10 Es ist um den schönen Athem schade.

Von denen, die Unnützes reden oder sich Mühe geben, jemand zu überzeugen, der sich nicht überzeugen lassen will.

*11 Etwas in einem Athem thun.

Auf der Stelle, sogleich, ohne Unterbrechung.

Frz.: Tout d'une haleine.

*12 Kurzen Athem haben.Murner, 37.

Vorsicht im Sprechen, kluge Schweigsamkeit. (S. Sparmund.)

*13 Sein Athem geht wie ein geladener Wagen im Hohlwege.

Von denen, die sehr kurzen und schweren Athem haben.

*14 Sie hat einen stinkenden Athem und drängt sich vor zum Kuss. (Arab.)

Von unbegründeten Ansprüchen.

*15 So lang als mir der athem nit aussgehet, so hoffe ich jmmer.Tappius, 218b; Henisch, 136.

*16 So lang ein Athem in mir ist.

Lat.: Dum movet hic calidus spirantia corpora sanguis.

*17 Wennam da Ôden ufhîbe ze anner Suppe. (Schles.) – Frommann, III, 245, 1149.

*18 Wenn am og da Ôdem spoarte bis zum Suppebloasen.Gomolcke, 845.


Atlas.

Der Atlas trägt den Himmel.

Von denen, die sich in grosse und lästige Geschäfte einlassen und sich dadurch selbst Ungemach zuziehen, wie Atlas für seine Dienste ins Meer gestürzt ward.

Holl.: Het is een Atlas. (Harrebomée, I, 22.)

Lat.: Atlas coelum. (Erasm., 602.)


Aetna.

1 Den Aetna sieht man stets mit weissem Hut und einem Weinfass im Munde.

Der Schnee soll auf der Spitze des Aetna nie schmelzen, während an den Abhängen des Berges Wein blüht und reift.

2 Wenn der Aetna speit, nützt ein Flaschenstöpsel nicht zum Kraterstopfen.


[Spaltenumbruch]
Aetti.

1 Aette, lass die Gojeh (Nichtjuden) gehn! Mämme, lass die Kuchel stehn. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 998.

Bezieht sich auf einen Vorgang, wobei Mann und Frau sich gegenseitig ermahnen und drückt den Sinn aus: Wie Mann, so Frau.

2 Aette, steh' uf, loss de Hund sitze'. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 988.

Als strafender Ausruf gegen einen lieblosen Sohn. Von einem Sohne, der den Vater vom Stuhle vertrieben, damit der Hund Platz gewinne.

3 Aette, worum deckt mer die Sicke (Laubhütte) nit mit Sand. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 1009.

Zur Bezeichnung altkluger Kinder, die nach Dingen fragen, die sich von selbst verstehen.

4 Wär' ich vor mei'm Aette (Vater) kumme', hätt' ich die Mämme (Mama) genumme. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 871.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.


Atz.

Wo gute Atz auf dem Schlage ist, da fehlt es an Tauben nicht.


Atzel (s. Elster).

1 Der klügsten Atzel werden die Eier gestohlen.

2 Die Atzel hüpft so lange, bis ihr ein Dorn ins Gesäss geht.

Wider die Wollust.

3 Die Atzel lässt das Hüpfen nicht.Blum, 125.

It.: S'ella è al monte, la torna al piano.

Lat.: Pica suos saltus dissimulare nequit.

4 Die junge Atzel lernt das Hüpfen von der alten.

5 Eine Atzel sitzt gern bei der andern.

6 Es ist keine Atzel, sie habe denn etwas Buntes.Blum, 431.

Bei Tappius (50b): Es ist keyn atzel, sie hab dan etwas hundtes.

Lat.: Nomen adest picae, nisi quid varii tenet in se. – Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Tappius, 50a.)

7 Keine Atzel heckt eine Taube.Pistor.. IV, 190; Eisenhart, II, 6, 2; Blum, 505.

Von diesem Sprichworte machte man früher in den Rechten einen gleich nachtheiligen Gebrauch wie von: Art lässt nicht von Art u. dgl., und es gilt hiervon dasselbe, was oben von diesem gesagt worden ist. Folgerungen wie der: Weil der Vater ein Dieb ist, muss auch dem Sohne die Neigung zum Stehlen eigen sein, kann keine Gültigkeit zugestanden werden.


Aetzen.

Aetzen thut ergetzen.


Atzung.

1 Mancher von alter Atzung (der schon lange gelebt hatte) ward erschlagen.

*2 Seine Atzung ist ihm auf das Kerbholz geschnitten.

Zugezählt und abgewogen.


Auditor.

Auditores, haltet hübsch auf Mores.


Auerochs.

Wer nach Auerochsen mit Schroten wollt' schiessen, den würde der erste beste spiessen.


Auf.

1 Auf und ab tanzt das Glück, wie ein Ball.

2 Auf und davon lasst den Zelter gon.Fischart.

3 Auf und davon wie drei deutsche Teufel (drei Doctor Fauste).

4 Auff, auff, es ist nicht allzeit fastabend.Henisch, 140.

5 Dat is myn vp und hen. (S. Aufspringen 1 und 2.) Tappius, 184a.

Ist mein Alles.

6 Dick up, segt Hans, dat sall'n Hingst wâr'n.Hoefer, 454.

7 Früh auf und spät nieder bringt verlorene Güter wieder.

Engl.: He that will thrive, must rise at five; he that has thriven, may lie till seven.

Lat.: Ditat, sanctificat, sanat quoque surgere mane.

8 Jetzt auf, jetzt ab, dann wieder auf, das ist des Glücks gemeiner Lauf.

*9 Nig up mi, ik bün Oollander Oolsch. (Hamburg.)

Rührt von einer Alten aus dem Alten Lande her, die im Gassengedränge um Schonung bat.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0107" n="[79]"/><cb n="157"/>
*20 Man hat ihm die Aeste gestumpft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist hart bestraft worden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Setz' mer si (man sich) uff an Ost, bis er dörr ît.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 163.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In warnendem Sinne: Versuche man's nur, sich auf einen Ast zu setzen und dort zu warten, bis ein reicher Onkel in Ostindien stirbt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Sich einen Ast (Buckel) lachen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Upn Aust riuken.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich in seiner Erwartung täuschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Von Ast zu Ast hüpfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt der Franzose von denen, die nicht bei der Sache bleiben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Lieber Aster als Knaster.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Asyl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein (kein) Asyl finden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Schutz gewährenden Zufluchtsort, wie bei den Alten die Altäre der Götter.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad asylum confugere. (<hi rendition="#i">Erasm., 823.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Atheist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ich bin (er ist) ein Atheist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Meister, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als das Theetrinken in Deutschland aufkam, nannten sich scherzhaft diejenigen, welche sich dem neuen Brauch nicht anschlossen, Atheeisten, Nichttheetrinker, oder wurden so genannt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Athem.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Fremder Athem stinkt immer.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 So lange der Athem noch aus- und eingeht, ist beim Kranken noch Hoffnung da.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schonheim, A, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aegroto dum anima est, spes esse dicitur.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer den Athem nur nicht fahren lässt, der stirbt auch nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer seinen Athem immer in ein Holz mit Löchern lässt, ist wol nicht gescheidt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Athem feil tragen (verkaufen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 322,</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Lügner.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Den Athem sparen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenig sprechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Der Athem ist ihm gefroren, wie jenem Bauer, der nicht danken konnte, aber wol fluchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Prakt.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Einen stinkenden Athem haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nirgends gern gesehen sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er ist am kurzen Athem gestorben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 608.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Krämern, denen es am Besten fehlte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Es ist um den schönen Athem schade.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die Unnützes reden oder sich Mühe geben, jemand zu überzeugen, der sich nicht überzeugen lassen will.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Etwas in einem Athem thun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf der Stelle, sogleich, ohne Unterbrechung.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tout d'une haleine.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Kurzen Athem haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vorsicht im Sprechen, kluge Schweigsamkeit. (S.  Sparmund.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Sein Athem geht wie ein geladener Wagen im Hohlwege.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die sehr kurzen und schweren Athem haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Sie hat einen stinkenden Athem und drängt sich vor zum Kuss.</hi> (<hi rendition="#i">Arab.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von unbegründeten Ansprüchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 So lang als mir der athem nit aussgehet, so hoffe ich jmmer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 218<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 136.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 So lang ein Athem in mir ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dum movet hic calidus spirantia corpora sanguis.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Wennam da Ôden ufhîbe ze anner Suppe.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 245, 1149.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Wenn am og da Ôdem spoarte bis zum Suppebloasen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 845.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Atlas.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Atlas trägt den Himmel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die sich in grosse und lästige Geschäfte einlassen und sich dadurch selbst Ungemach zuziehen, wie Atlas für seine Dienste ins Meer gestürzt ward.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een Atlas. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Atlas coelum. (<hi rendition="#i">Erasm., 602.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aetna.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Den Aetna sieht man stets mit weissem Hut und einem Weinfass im Munde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Schnee soll auf der Spitze des Aetna nie schmelzen, während an den Abhängen des Berges Wein blüht und reift.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wenn der Aetna speit, nützt ein Flaschenstöpsel nicht zum Kraterstopfen.</hi> </p><lb/>
          <cb n="158"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aetti.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aette, lass die Gojeh (Nichtjuden) gehn! Mämme, lass die Kuchel stehn.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 998.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf einen Vorgang, wobei Mann und Frau sich gegenseitig ermahnen und drückt den Sinn aus: Wie Mann, so Frau.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Aette, steh' uf, loss de Hund sitze'.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 988.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als strafender Ausruf gegen einen lieblosen Sohn. Von einem Sohne, der den Vater vom Stuhle vertrieben, damit der Hund Platz gewinne.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Aette, worum deckt mer die Sicke (Laubhütte) nit mit Sand.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 1009.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung altkluger Kinder, die nach Dingen fragen, die sich von selbst verstehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wär' ich vor mei'm Aette (Vater) kumme', hätt' ich die Mämme (Mama) genumme.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 871.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Atz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wo gute Atz auf dem Schlage ist, da fehlt es an Tauben nicht.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Atzel</hi> (s.  Elster).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der klügsten Atzel werden die Eier gestohlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Atzel hüpft so lange, bis ihr ein Dorn ins Gesäss geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wider die Wollust.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Atzel lässt das Hüpfen nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 125.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: S'ella è al monte, la torna al piano.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pica suos saltus dissimulare nequit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Die junge Atzel lernt das Hüpfen von der alten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Eine Atzel sitzt gern bei der andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es ist keine Atzel, sie habe denn etwas Buntes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 431.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tappius (50<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi>: Es ist keyn atzel, sie hab dan etwas hundtes.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nomen adest picae, nisi quid varii tenet in se. &#x2013; Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (<hi rendition="#i">Tappius, 50<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Keine Atzel heckt eine Taube.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor.. IV, 190; Eisenhart, II, 6, 2; Blum, 505.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von diesem Sprichworte machte man früher in den Rechten einen gleich nachtheiligen Gebrauch wie von: Art lässt nicht von Art u. dgl., und es gilt hiervon dasselbe, was oben von diesem gesagt worden ist. Folgerungen wie der: Weil der Vater ein Dieb ist, muss auch dem Sohne die Neigung zum Stehlen eigen sein, kann keine Gültigkeit zugestanden werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aetzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Aetzen thut ergetzen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Atzung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Mancher von alter Atzung (der schon lange gelebt hatte) ward erschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Seine Atzung ist ihm auf das Kerbholz geschnitten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zugezählt und abgewogen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auditor.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auditores, haltet hübsch auf Mores.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auerochs.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer nach Auerochsen mit Schroten wollt' schiessen, den würde der erste beste spiessen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf und ab tanzt das Glück, wie ein Ball.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auf und davon lasst den Zelter gon.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Auf und davon wie drei deutsche Teufel (drei Doctor Fauste).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Auff, auff, es ist nicht allzeit fastabend.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Dat is myn vp und hen. (S.  Aufspringen 1 und 2.) Tappius, 184<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist mein Alles.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Dick up, segt Hans, dat sall'n Hingst wâr'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 454.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Früh auf und spät nieder bringt verlorene Güter wieder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that will thrive, must rise at five; he that has thriven, may lie till seven.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ditat, sanctificat, sanat quoque surgere mane.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Jetzt auf, jetzt ab, dann wieder auf, das ist des Glücks gemeiner Lauf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Nig up mi, ik bün Oollander Oolsch.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Rührt von einer Alten aus dem Alten Lande her, die im Gassengedränge um Schonung bat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[79]/0107] *20 Man hat ihm die Aeste gestumpft. Er ist hart bestraft worden. *21 Setz' mer si (man sich) uff an Ost, bis er dörr ît. (Franken.) – Frommann, VI, 163. In warnendem Sinne: Versuche man's nur, sich auf einen Ast zu setzen und dort zu warten, bis ein reicher Onkel in Ostindien stirbt. *22 Sich einen Ast (Buckel) lachen. *23 Upn Aust riuken. (Westf.) Sich in seiner Erwartung täuschen. *24 Von Ast zu Ast hüpfen. Sagt der Franzose von denen, die nicht bei der Sache bleiben. Aster. Lieber Aster als Knaster. Asyl. Ein (kein) Asyl finden. Einen Schutz gewährenden Zufluchtsort, wie bei den Alten die Altäre der Götter. Lat.: Ad asylum confugere. (Erasm., 823.) Atheist. Ich bin (er ist) ein Atheist. – Meister, 39. Als das Theetrinken in Deutschland aufkam, nannten sich scherzhaft diejenigen, welche sich dem neuen Brauch nicht anschlossen, Atheeisten, Nichttheetrinker, oder wurden so genannt. Athem. 1 Fremder Athem stinkt immer. (Lit.) 2 So lange der Athem noch aus- und eingeht, ist beim Kranken noch Hoffnung da. – Schonheim, A, 7. Lat.: Aegroto dum anima est, spes esse dicitur. 3 Wer den Athem nur nicht fahren lässt, der stirbt auch nicht. 4 Wer seinen Athem immer in ein Holz mit Löchern lässt, ist wol nicht gescheidt. – Eiselein, 43. *5 Athem feil tragen (verkaufen). – Körte, 322, Von einem Lügner. *6 Den Athem sparen. Wenig sprechen. *7 Der Athem ist ihm gefroren, wie jenem Bauer, der nicht danken konnte, aber wol fluchen. – Fischart, Prakt. *8 Einen stinkenden Athem haben. Nirgends gern gesehen sein. *9 Er ist am kurzen Athem gestorben. – Simrock, 608. Von Krämern, denen es am Besten fehlte. *10 Es ist um den schönen Athem schade. Von denen, die Unnützes reden oder sich Mühe geben, jemand zu überzeugen, der sich nicht überzeugen lassen will. *11 Etwas in einem Athem thun. Auf der Stelle, sogleich, ohne Unterbrechung. Frz.: Tout d'une haleine. *12 Kurzen Athem haben. – Murner, 37. Vorsicht im Sprechen, kluge Schweigsamkeit. (S. Sparmund.) *13 Sein Athem geht wie ein geladener Wagen im Hohlwege. Von denen, die sehr kurzen und schweren Athem haben. *14 Sie hat einen stinkenden Athem und drängt sich vor zum Kuss. (Arab.) Von unbegründeten Ansprüchen. *15 So lang als mir der athem nit aussgehet, so hoffe ich jmmer. – Tappius, 218b; Henisch, 136. *16 So lang ein Athem in mir ist. Lat.: Dum movet hic calidus spirantia corpora sanguis. *17 Wennam da Ôden ufhîbe ze anner Suppe. (Schles.) – Frommann, III, 245, 1149. *18 Wenn am og da Ôdem spoarte bis zum Suppebloasen. – Gomolcke, 845. Atlas. Der Atlas trägt den Himmel. Von denen, die sich in grosse und lästige Geschäfte einlassen und sich dadurch selbst Ungemach zuziehen, wie Atlas für seine Dienste ins Meer gestürzt ward. Holl.: Het is een Atlas. (Harrebomée, I, 22.) Lat.: Atlas coelum. (Erasm., 602.) Aetna. 1 Den Aetna sieht man stets mit weissem Hut und einem Weinfass im Munde. Der Schnee soll auf der Spitze des Aetna nie schmelzen, während an den Abhängen des Berges Wein blüht und reift. 2 Wenn der Aetna speit, nützt ein Flaschenstöpsel nicht zum Kraterstopfen. Aetti. 1 Aette, lass die Gojeh (Nichtjuden) gehn! Mämme, lass die Kuchel stehn. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 998. Bezieht sich auf einen Vorgang, wobei Mann und Frau sich gegenseitig ermahnen und drückt den Sinn aus: Wie Mann, so Frau. 2 Aette, steh' uf, loss de Hund sitze'. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 988. Als strafender Ausruf gegen einen lieblosen Sohn. Von einem Sohne, der den Vater vom Stuhle vertrieben, damit der Hund Platz gewinne. 3 Aette, worum deckt mer die Sicke (Laubhütte) nit mit Sand. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 1009. Zur Bezeichnung altkluger Kinder, die nach Dingen fragen, die sich von selbst verstehen. 4 Wär' ich vor mei'm Aette (Vater) kumme', hätt' ich die Mämme (Mama) genumme. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 871. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Atz. Wo gute Atz auf dem Schlage ist, da fehlt es an Tauben nicht. Atzel (s. Elster). 1 Der klügsten Atzel werden die Eier gestohlen. 2 Die Atzel hüpft so lange, bis ihr ein Dorn ins Gesäss geht. Wider die Wollust. 3 Die Atzel lässt das Hüpfen nicht. – Blum, 125. It.: S'ella è al monte, la torna al piano. Lat.: Pica suos saltus dissimulare nequit. 4 Die junge Atzel lernt das Hüpfen von der alten. 5 Eine Atzel sitzt gern bei der andern. 6 Es ist keine Atzel, sie habe denn etwas Buntes. – Blum, 431. Bei Tappius (50b): Es ist keyn atzel, sie hab dan etwas hundtes. Lat.: Nomen adest picae, nisi quid varii tenet in se. – Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Tappius, 50a.) 7 Keine Atzel heckt eine Taube. – Pistor.. IV, 190; Eisenhart, II, 6, 2; Blum, 505. Von diesem Sprichworte machte man früher in den Rechten einen gleich nachtheiligen Gebrauch wie von: Art lässt nicht von Art u. dgl., und es gilt hiervon dasselbe, was oben von diesem gesagt worden ist. Folgerungen wie der: Weil der Vater ein Dieb ist, muss auch dem Sohne die Neigung zum Stehlen eigen sein, kann keine Gültigkeit zugestanden werden. Aetzen. Aetzen thut ergetzen. Atzung. 1 Mancher von alter Atzung (der schon lange gelebt hatte) ward erschlagen. *2 Seine Atzung ist ihm auf das Kerbholz geschnitten. Zugezählt und abgewogen. Auditor. Auditores, haltet hübsch auf Mores. Auerochs. Wer nach Auerochsen mit Schroten wollt' schiessen, den würde der erste beste spiessen. Auf. 1 Auf und ab tanzt das Glück, wie ein Ball. 2 Auf und davon lasst den Zelter gon. – Fischart. 3 Auf und davon wie drei deutsche Teufel (drei Doctor Fauste). 4 Auff, auff, es ist nicht allzeit fastabend. – Henisch, 140. 5 Dat is myn vp und hen. (S. Aufspringen 1 und 2.) Tappius, 184a. Ist mein Alles. 6 Dick up, segt Hans, dat sall'n Hingst wâr'n. – Hoefer, 454. 7 Früh auf und spät nieder bringt verlorene Güter wieder. Engl.: He that will thrive, must rise at five; he that has thriven, may lie till seven. Lat.: Ditat, sanctificat, sanat quoque surgere mane. 8 Jetzt auf, jetzt ab, dann wieder auf, das ist des Glücks gemeiner Lauf. *9 Nig up mi, ik bün Oollander Oolsch. (Hamburg.) Rührt von einer Alten aus dem Alten Lande her, die im Gassengedränge um Schonung bat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/107
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/107>, abgerufen am 22.11.2024.