Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.welchem diese Frau nicht wenig bestürtzet/ rieff Jhre Eltern ingeheim/ zeiget ihnen/ wie das Jungfräulein ihr fast verlohrnes Leben wieder empfangen hatte/ dadurch jhrer Eltern Hertz (wiewol zu erachten) Freudenvoll worden. Weil aber jederman durch das gemeine Geschrey nicht anderst wuste/ dann sie were todt/ ward fürs beste angesehen/ nach dem sie in einen solchen öffendlichen Spott kommen were / wolten sie solcher Zeit ihren Lauff lassen/ und die Jungfrau heimlich an einen andern Ort schaffen/ biß etwan der gerechte GOTT ihre Vnschuld an Tag bringen möchte. Schickten derhalben an einem Abend die edle Jungfrau in einer verdecktem Senfften zu ihres Vatern Bruder/ der ledige Sarck aber/ ward mit herrlichen Ceremonien zur Erden bestattet. Vnter des kan kein Mensch das traurige und wehe mütige Hertz des Graffen beschreiben. Dieweil er nie keinen am Hofe noch anderswo sehen könte/ welcher dem Jungen wolgeputzten Edelman hette gleich gesehen/ darumb ihn fast eins zwey dauchte. Nicht lang darnach/ kam der falsche Ritter/ der dessen Vhrsach war/ in solche schreckliche Angst seines Gewissens/ daß auch seine verhaffte Braut des Todes darüber war/ nahm ihm auch zum öfftern für/ selbst Hand an sich zu legen/ auß grosser Angst seines zaghafften Hertzen/ offenbahret auch dem Grafen den gantzen Handel/ und daß ihn zu welchem diese Frau nicht wenig bestürtzet/ rieff Jhre Eltern ingeheim/ zeiget ihnen/ wie das Jungfräulein ihr fast verlohrnes Leben wieder empfangen hatte/ dadurch jhrer Eltern Hertz (wiewol zu erachten) Freudenvoll worden. Weil aber jederman durch das gemeine Geschrey nicht anderst wuste/ dann sie were todt/ ward fürs beste angesehen/ nach dem sie in einen solchen öffendlichen Spott kommen were / wolten sie solcher Zeit ihren Lauff lassen/ und die Jungfrau heimlich an einen andern Ort schaffen/ biß etwan der gerechte GOTT ihre Vnschuld an Tag bringen möchte. Schickten derhalben an einem Abend die edle Jungfrau in einer verdecktem Senfften zu ihres Vatern Bruder/ der ledige Sarck aber/ ward mit herrlichen Ceremonien zur Erden bestattet. Vnter des kan kein Mensch das traurige und wehe mütige Hertz des Graffen beschreiben. Dieweil er nie keinen am Hofe noch anderswo sehen könte/ welcher dem Jungen wolgeputzten Edelman hette gleich gesehen/ darumb ihn fast eins zwey dauchte. Nicht lang darnach/ kam der falsche Ritter/ der dessen Vhrsach war/ in solche schreckliche Angst seines Gewissens/ daß auch seine verhaffte Braut des Todes darüber war/ nahm ihm auch zum öfftern für/ selbst Hand an sich zu legen/ auß grosser Angst seines zaghafften Hertzen/ offenbahret auch dem Grafen den gantzen Handel/ und daß ihn zu <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0093" n="73"/> welchem diese Frau nicht wenig bestürtzet/ rieff Jhre Eltern ingeheim/ zeiget ihnen/ wie das Jungfräulein ihr fast verlohrnes Leben wieder empfangen hatte/ dadurch jhrer Eltern Hertz (wiewol zu erachten) Freudenvoll worden. Weil aber jederman durch das gemeine Geschrey nicht anderst wuste/ dann sie were todt/ ward fürs beste angesehen/ nach dem sie in einen solchen öffendlichen Spott kommen were / wolten sie solcher Zeit ihren Lauff lassen/ und die Jungfrau heimlich an einen andern Ort schaffen/ biß etwan der gerechte GOTT ihre Vnschuld an Tag bringen möchte. Schickten derhalben an einem Abend die edle Jungfrau in einer verdecktem Senfften zu ihres Vatern Bruder/ der ledige Sarck aber/ ward mit herrlichen Ceremonien zur Erden bestattet. Vnter des kan kein Mensch das traurige und wehe mütige Hertz des Graffen beschreiben. Dieweil er nie keinen am Hofe noch anderswo sehen könte/ welcher dem Jungen wolgeputzten Edelman hette gleich gesehen/ darumb ihn fast eins zwey dauchte. Nicht lang darnach/ kam der falsche Ritter/ der dessen Vhrsach war/ in solche schreckliche Angst seines Gewissens/ daß auch seine verhaffte Braut des Todes darüber war/ nahm ihm auch zum öfftern für/ selbst Hand an sich zu legen/ auß grosser Angst seines zaghafften Hertzen/ offenbahret auch dem Grafen den gantzen Handel/ und daß ihn zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0093]
welchem diese Frau nicht wenig bestürtzet/ rieff Jhre Eltern ingeheim/ zeiget ihnen/ wie das Jungfräulein ihr fast verlohrnes Leben wieder empfangen hatte/ dadurch jhrer Eltern Hertz (wiewol zu erachten) Freudenvoll worden. Weil aber jederman durch das gemeine Geschrey nicht anderst wuste/ dann sie were todt/ ward fürs beste angesehen/ nach dem sie in einen solchen öffendlichen Spott kommen were / wolten sie solcher Zeit ihren Lauff lassen/ und die Jungfrau heimlich an einen andern Ort schaffen/ biß etwan der gerechte GOTT ihre Vnschuld an Tag bringen möchte. Schickten derhalben an einem Abend die edle Jungfrau in einer verdecktem Senfften zu ihres Vatern Bruder/ der ledige Sarck aber/ ward mit herrlichen Ceremonien zur Erden bestattet. Vnter des kan kein Mensch das traurige und wehe mütige Hertz des Graffen beschreiben. Dieweil er nie keinen am Hofe noch anderswo sehen könte/ welcher dem Jungen wolgeputzten Edelman hette gleich gesehen/ darumb ihn fast eins zwey dauchte. Nicht lang darnach/ kam der falsche Ritter/ der dessen Vhrsach war/ in solche schreckliche Angst seines Gewissens/ daß auch seine verhaffte Braut des Todes darüber war/ nahm ihm auch zum öfftern für/ selbst Hand an sich zu legen/ auß grosser Angst seines zaghafften Hertzen/ offenbahret auch dem Grafen den gantzen Handel/ und daß ihn zu
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/93>, abgerufen am 16.07.2024. |