Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Käyser Domitianus hat auff eine Zeit den fürnehmbsten Rathsherren und Rittern eine solche Mahlzeit gehalten; Er ließ ein Hauß allenthalben gantz schwartz zurichten: Die Wand/ der Boden und Oberdill/ Sessel und Stuel war alles schwartz und auff traurig und klagerische Art. In dieses Toden Zimmer ließ Er die Gäst bey nächtlicher weil hinein führen/ ohne ihre eigene Auffwärter und Diener: Neben einem Jedwedern ließ er ein Todenbaar setzen/ darauff eines jeden Namen gezeichnet war/ darbey ward auch gelegt eine Fackel/ dergleichen man zu Begräbniß pflegt zu gebrauchen. Die Taffel-Diener waren ebenfals so wol am Angesicht/ als Kleidern gantz Nachtfarb und Kohlschwartz/ und spielten umb die Gäste einen Toden-Tantz herumb. Vnterdeß bracht man in sehr grosser Stille die Mahlzeit ein/ allein daß noch über diß alles der Käyser einen neuen Sermon und Gespräch vom Todt und Toden Ceremonien einführet / darbey ihnen die Gäst voller Schreckens nichts anders als den Gegenwertigen Todt könten einbilden/ die dann vor lauter Furcht/ schier halb todt waren. 1. Was ist daraus worden? Hette nicht der Käyser so wol ihme als andern eine heilsame Todten Gedächtnüß daraus schöpffen können? Es war aber umb Ihm nur lauter Fabelwerck und Nar- Käyser Domitianus hat auff eine Zeit den fürnehmbsten Rathsherren und Rittern eine solche Mahlzeit gehalten; Er ließ ein Hauß allenthalben gantz schwartz zurichten: Die Wand/ der Boden und Oberdill/ Sessel und Stuel war alles schwartz und auff traurig und klagerische Art. In dieses Toden Zimmer ließ Er die Gäst bey nächtlicher weil hinein führen/ ohne ihre eigene Auffwärter und Diener: Neben einem Jedwedern ließ er ein Todenbaar setzen/ darauff eines jeden Namen gezeichnet war/ darbey ward auch gelegt eine Fackel/ dergleichen man zu Begräbniß pflegt zu gebrauchen. Die Taffel-Diener waren ebenfals so wol am Angesicht/ als Kleidern gantz Nachtfarb und Kohlschwartz/ und spielten umb die Gäste einẽ Toden-Tantz herumb. Vnterdeß bracht man in sehr grosser Stille die Mahlzeit ein/ allein daß noch über diß alles der Käyser einẽ neuen Sermon uñ Gespräch vom Todt und Toden Ceremonien einführet / darbey ihnen die Gäst voller Schreckens nichts anders als den Gegenwertigen Todt könten einbilden/ die dann vor lauter Furcht/ schier halb todt waren. 1. Was ist daraus worden? Hette nicht der Käyser so wol ihme als andern eine heilsame Todten Gedächtnüß daraus schöpffen können? Es war aber umb Ihm nur lauter Fabelwerck und Nar- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0892" n="872"/> <p>Käyser Domitianus hat auff eine Zeit den fürnehmbsten Rathsherren und Rittern eine solche Mahlzeit gehalten; Er ließ ein Hauß allenthalben gantz schwartz zurichten: Die Wand/ der Boden und Oberdill/ Sessel und Stuel war alles schwartz und auff traurig und klagerische Art. In dieses Toden Zimmer ließ Er die Gäst bey nächtlicher weil hinein führen/ ohne ihre eigene Auffwärter und Diener: Neben einem Jedwedern ließ er ein Todenbaar setzen/ darauff eines jeden Namen gezeichnet war/ darbey ward auch gelegt eine Fackel/ dergleichen man zu Begräbniß pflegt zu gebrauchen. Die Taffel-Diener waren ebenfals so wol am Angesicht/ als Kleidern gantz Nachtfarb und Kohlschwartz/ und spielten umb die Gäste einẽ Toden-Tantz herumb. Vnterdeß bracht man in sehr grosser Stille die Mahlzeit ein/ allein daß noch über diß alles der Käyser einẽ neuen Sermon uñ Gespräch vom Todt und Toden Ceremonien einführet / darbey ihnen die Gäst voller Schreckens nichts anders als den Gegenwertigen Todt könten einbilden/ die dann vor lauter Furcht/ schier halb todt waren.</p> <p>1. Was ist daraus worden? Hette nicht der Käyser so wol ihme als andern eine heilsame Todten Gedächtnüß daraus schöpffen können? Es war aber umb Ihm nur lauter Fabelwerck und Nar- </p> </div> </body> </text> </TEI> [872/0892]
Käyser Domitianus hat auff eine Zeit den fürnehmbsten Rathsherren und Rittern eine solche Mahlzeit gehalten; Er ließ ein Hauß allenthalben gantz schwartz zurichten: Die Wand/ der Boden und Oberdill/ Sessel und Stuel war alles schwartz und auff traurig und klagerische Art. In dieses Toden Zimmer ließ Er die Gäst bey nächtlicher weil hinein führen/ ohne ihre eigene Auffwärter und Diener: Neben einem Jedwedern ließ er ein Todenbaar setzen/ darauff eines jeden Namen gezeichnet war/ darbey ward auch gelegt eine Fackel/ dergleichen man zu Begräbniß pflegt zu gebrauchen. Die Taffel-Diener waren ebenfals so wol am Angesicht/ als Kleidern gantz Nachtfarb und Kohlschwartz/ und spielten umb die Gäste einẽ Toden-Tantz herumb. Vnterdeß bracht man in sehr grosser Stille die Mahlzeit ein/ allein daß noch über diß alles der Käyser einẽ neuen Sermon uñ Gespräch vom Todt und Toden Ceremonien einführet / darbey ihnen die Gäst voller Schreckens nichts anders als den Gegenwertigen Todt könten einbilden/ die dann vor lauter Furcht/ schier halb todt waren.
1. Was ist daraus worden? Hette nicht der Käyser so wol ihme als andern eine heilsame Todten Gedächtnüß daraus schöpffen können? Es war aber umb Ihm nur lauter Fabelwerck und Nar-
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