Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.459. Zween partheyische Edelleute vertragen sich iu der Güte ZWeen Edelleute werden partheyisch mit einander/ die wollen zum Recht greiffen: Denn ein zorniger Mensch kein Mensch mehr/ sondern ein grimmiger Löw und Beer: Der erste bewirbt sich umb einen Doctor, der sagt ihm zu/ seine Sach zu führen; Der ander kömbt eben zu dem Doctor, der hört die Sach nach aller Läng an / entschuldigt sich endlich/ er hette zu viel zuthun/ könte ihn nicht dienen / wolt ihm aber einen andern verständigen Doctor zuweisen/ commendiert ihn auch an denselbigen. Unterwegs fallen dem Edellmann allerley Tauben ein/ so die Commendation hat; Er erbricht das Vriefflein/ darinnen stund: Lieber Herr Doctor und Bruder/ ich schicke euch hiemit eine feiste Ganß/ die wollet ihr wohl berupffen/ ich will der meinen ihrer Federn auch nicht sparen; Als nun der Edellmann/ diesen Handel verstehet/ gehet er zu dem andern Edelmann/ sagt: Was wollen wir uns 459. Zween partheyische Edelleute vertragen sich iu der Güte ZWeen Edelleute werden partheyisch mit einander/ die wollen zum Recht greiffen: Denn ein zorniger Mensch kein Mensch mehr/ sondern ein grimmiger Löw und Beer: Der erste bewirbt sich umb einen Doctor, der sagt ihm zu/ seine Sach zu führen; Der ander kömbt eben zu dem Doctor, der hört die Sach nach aller Läng an / entschuldigt sich endlich/ er hette zu viel zuthun/ könte ihn nicht dienen / wolt ihm aber einen andern verständigen Doctor zuweisen/ commendiert ihn auch an denselbigen. Unterwegs fallen dem Edellmann allerley Tauben ein/ so die Commendation hat; Er erbricht das Vriefflein/ darinnen stund: Lieber Herr Doctor und Bruder/ ich schicke euch hiemit eine feiste Ganß/ die wollet ihr wohl berupffen/ ich will der meinen ihrer Federn auch nicht sparen; Als nun der Edellmann/ diesen Handel verstehet/ gehet er zu dem andern Edelmann/ sagt: Was wollen wir uns <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0882" n="862"/> <p>459.</p> <p>Zween partheyische Edelleute vertragen sich iu der Güte</p> <p>ZWeen Edelleute werden partheyisch mit einander/ die wollen zum Recht greiffen: Denn ein zorniger Mensch kein Mensch mehr/ sondern ein grimmiger Löw und Beer: Der erste bewirbt sich umb einen Doctor, der sagt ihm zu/ seine Sach zu führen; Der ander kömbt eben zu dem Doctor, der hört die Sach nach aller Läng an / entschuldigt sich endlich/ er hette zu viel zuthun/ könte ihn nicht dienen / wolt ihm aber einen andern verständigen Doctor zuweisen/ commendiert ihn auch an denselbigen. Unterwegs fallen dem Edellmann allerley Tauben ein/ so die Commendation hat; Er erbricht das Vriefflein/ darinnen stund: Lieber Herr Doctor und Bruder/ ich schicke euch hiemit eine feiste Ganß/ die wollet ihr wohl berupffen/ ich will der meinen ihrer Federn auch nicht sparen; Als nun der Edellmann/ diesen Handel verstehet/ gehet er zu dem andern Edelmann/ sagt: Was wollen wir uns </p> </div> </body> </text> </TEI> [862/0882]
459.
Zween partheyische Edelleute vertragen sich iu der Güte
ZWeen Edelleute werden partheyisch mit einander/ die wollen zum Recht greiffen: Denn ein zorniger Mensch kein Mensch mehr/ sondern ein grimmiger Löw und Beer: Der erste bewirbt sich umb einen Doctor, der sagt ihm zu/ seine Sach zu führen; Der ander kömbt eben zu dem Doctor, der hört die Sach nach aller Läng an / entschuldigt sich endlich/ er hette zu viel zuthun/ könte ihn nicht dienen / wolt ihm aber einen andern verständigen Doctor zuweisen/ commendiert ihn auch an denselbigen. Unterwegs fallen dem Edellmann allerley Tauben ein/ so die Commendation hat; Er erbricht das Vriefflein/ darinnen stund: Lieber Herr Doctor und Bruder/ ich schicke euch hiemit eine feiste Ganß/ die wollet ihr wohl berupffen/ ich will der meinen ihrer Federn auch nicht sparen; Als nun der Edellmann/ diesen Handel verstehet/ gehet er zu dem andern Edelmann/ sagt: Was wollen wir uns
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/882>, abgerufen am 16.02.2025. |