Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.er aber bey ihres Mannes Leben zu ihr nicht hat kommen können/ hat er Buben dazu erkaufft/ die derselbigen Frauen Mann umbbrachten/ bald darnach warbe Er umb die Frau Caniam / welche sich zum ersten werete/ aber dieweil sie vernahm/ daß er mit Gewalt wolt fahren/ ließ sie sich endlich hören/ daß sie sich drein begeben wolte. Es war aber diese weise bey den Leuten zu den Zeiten/ daß die Braut dem Bräutigam einen Trunck Weins in der Kirchen/ wann mann sie zusammen gab/ zutrincken muste/ und den Becher Wein beyde außtrincken. Als sie nun in die Kirchen kamen / und zusammen gegeben waren/ tranck die Cania ihm einen Becher Wein zu/ der war mit starcken Gifft zu/ der war mit starcken Gifft zu bereitet. Als nun Sinorix der Bräutigam jhr Bescheid gethan hatte/ fiel Er in der Kirchen nieder und starb/ und sie bald darnach auch/ denn es war starck vergifft. Ihre letzten Wort sind diese gewesen: GOtt weiß es/ daß ich nach meines Mannes Todt keine Lust zu leben gehabt habe/ derhalben das für nehmen wollen/ damit ich meines lieben Mannes Todt rechnen möchte/ nun das geschehen ist/ freue ich mich/ daß ich nicht länger leben/ sondern zu meinem lieben Manne kommen soll. 1. Wiewohl nun sich rechnen/ eine Heydnische That ist/ jedoch siehet man dabey / daß sie ein treu auffrichtig Hertz gegen ihrem er aber bey ihres Mannes Leben zu ihr nicht hat kommen können/ hat er Buben dazu erkaufft/ die derselbigen Frauen Mann umbbrachten/ bald darnach warbe Er umb die Frau Caniam / welche sich zum ersten werete/ aber dieweil sie vernahm/ daß er mit Gewalt wolt fahren/ ließ sie sich endlich hören/ daß sie sich drein begeben wolte. Es war aber diese weise bey den Leuten zu den Zeiten/ daß die Braut dem Bräutigam einen Trunck Weins in der Kirchen/ wann mann sie zusammen gab/ zutrincken muste/ und den Becher Wein beyde außtrincken. Als sie nun in die Kirchen kamen / und zusammen gegeben waren/ tranck die Cania ihm einen Becher Wein zu/ der war mit starcken Gifft zu/ der war mit starcken Gifft zu bereitet. Als nun Sinorix der Bräutigam jhr Bescheid gethan hatte/ fiel Er in der Kirchen nieder und starb/ und sie bald darnach auch/ denn es war starck vergifft. Ihre letzten Wort sind diese gewesen: GOtt weiß es/ daß ich nach meines Mannes Todt keine Lust zu leben gehabt habe/ derhalben das für nehmen wollen/ damit ich meines lieben Mannes Todt rechnen möchte/ nun das geschehen ist/ freue ich mich/ daß ich nicht länger leben/ sondern zu meinem lieben Manne kommen soll. 1. Wiewohl nun sich rechnen/ eine Heydnische That ist/ jedoch siehet man dabey / daß sie ein treu auffrichtig Hertz gegen ihrem <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0865" n="845"/> er aber bey ihres Mannes Leben zu ihr nicht hat kommen können/ hat er Buben dazu erkaufft/ die derselbigen Frauen Mann umbbrachten/ bald darnach warbe Er umb die Frau Caniam / welche sich zum ersten werete/ aber dieweil sie vernahm/ daß er mit Gewalt wolt fahren/ ließ sie sich endlich hören/ daß sie sich drein begeben wolte. Es war aber diese weise bey den Leuten zu den Zeiten/ daß die Braut dem Bräutigam einen Trunck Weins in der Kirchen/ wann mann sie zusammen gab/ zutrincken muste/ und den Becher Wein beyde außtrincken. Als sie nun in die Kirchen kamen / und zusammen gegeben waren/ tranck die Cania ihm einen Becher Wein zu/ der war mit starcken Gifft zu/ der war mit starcken Gifft zu bereitet. Als nun Sinorix der Bräutigam jhr Bescheid gethan hatte/ fiel Er in der Kirchen nieder und starb/ und sie bald darnach auch/ denn es war starck vergifft. Ihre letzten Wort sind diese gewesen: GOtt weiß es/ daß ich nach meines Mannes Todt keine Lust zu leben gehabt habe/ derhalben das für nehmen wollen/ damit ich meines lieben Mannes Todt rechnen möchte/ nun das geschehen ist/ freue ich mich/ daß ich nicht länger leben/ sondern zu meinem lieben Manne kommen soll.</p> <p>1. Wiewohl nun sich rechnen/ eine Heydnische That ist/ jedoch siehet man dabey / daß sie ein treu auffrichtig Hertz gegen ihrem </p> </div> </body> </text> </TEI> [845/0865]
er aber bey ihres Mannes Leben zu ihr nicht hat kommen können/ hat er Buben dazu erkaufft/ die derselbigen Frauen Mann umbbrachten/ bald darnach warbe Er umb die Frau Caniam / welche sich zum ersten werete/ aber dieweil sie vernahm/ daß er mit Gewalt wolt fahren/ ließ sie sich endlich hören/ daß sie sich drein begeben wolte. Es war aber diese weise bey den Leuten zu den Zeiten/ daß die Braut dem Bräutigam einen Trunck Weins in der Kirchen/ wann mann sie zusammen gab/ zutrincken muste/ und den Becher Wein beyde außtrincken. Als sie nun in die Kirchen kamen / und zusammen gegeben waren/ tranck die Cania ihm einen Becher Wein zu/ der war mit starcken Gifft zu/ der war mit starcken Gifft zu bereitet. Als nun Sinorix der Bräutigam jhr Bescheid gethan hatte/ fiel Er in der Kirchen nieder und starb/ und sie bald darnach auch/ denn es war starck vergifft. Ihre letzten Wort sind diese gewesen: GOtt weiß es/ daß ich nach meines Mannes Todt keine Lust zu leben gehabt habe/ derhalben das für nehmen wollen/ damit ich meines lieben Mannes Todt rechnen möchte/ nun das geschehen ist/ freue ich mich/ daß ich nicht länger leben/ sondern zu meinem lieben Manne kommen soll.
1. Wiewohl nun sich rechnen/ eine Heydnische That ist/ jedoch siehet man dabey / daß sie ein treu auffrichtig Hertz gegen ihrem
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/865>, abgerufen am 16.02.2025. |