Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Endlich kam er einen schönen langen Gang: An dessen Ende man eine verschlossene Thür sahe/ die aber mit schönen und hübschen Inventionen gemahlet und gezieret war. Der Hertzog stellete sich/ als wenn ihm diß besser gefiele/ als alle das andere / lächelte/ und sprach: Er hielte dafür/ darinnen wären die besten Schrifften / Schätze und köstlichsten Kleinodien des Edelmannes. Darinnen war daß Gefängnüß der entführeten und gesehändeten Jungfrauen. Als nun der Juncker mit der Eröffnung einen Verzug machte: Muhtmassete der Hertzog alsbald/ daß da innen wäre/ was er suchte. Darumb befahl er/ man solte auffmachen: Aber der Jungcker sagte: Seiner Diener einer wäre nach Florentz gereiset/ und hätte den Schlüssel mit sich genommen. Als er aber sahe/ daß der Hertzog viel mehr anhielt da hinein zu gehen/ nahete Er sich zu ihm/ und nach gemachtem grossen Reverentz/ sagte er ihm in ein Ohr / es were eine Hure darinnen/ welche er nicht gern Endlich kam er einen schönen langen Gang: An dessen Ende man eine verschlossene Thür sahe/ die aber mit schönen und hübschen Inventionen gemahlet und gezieret war. Der Hertzog stellete sich/ als wenn ihm diß besser gefiele/ als alle das andere / lächelte/ und sprach: Er hielte dafür/ darinnen wären die besten Schrifften / Schätze und köstlichsten Kleinodien des Edelmannes. Darinnen war daß Gefängnüß der entführeten und gesehändeten Jungfrauen. Als nun der Juncker mit der Eröffnung einen Verzug machte: Muhtmassete der Hertzog alsbald/ daß da innen wäre/ was er suchte. Darumb befahl er/ man solte auffmachen: Aber der Jungcker sagte: Seiner Diener einer wäre nach Florentz gereiset/ und hätte den Schlüssel mit sich genommen. Als er aber sahe/ daß der Hertzog viel mehr anhielt da hinein zu gehen/ nahete Er sich zu ihm/ und nach gemachtem grossen Reverentz/ sagte er ihm in ein Ohr / es were eine Hure darinnen/ welche er nicht gern <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0861" n="841"/> <p>Endlich kam er einen schönen langen Gang: An dessen Ende man eine verschlossene Thür sahe/ die aber mit schönen und hübschen Inventionen gemahlet und gezieret war.</p> <p>Der Hertzog stellete sich/ als wenn ihm diß besser gefiele/ als alle das andere / lächelte/ und sprach: Er hielte dafür/ darinnen wären die besten Schrifften / Schätze und köstlichsten Kleinodien des Edelmannes.</p> <p>Darinnen war daß Gefängnüß der entführeten und gesehändeten Jungfrauen.</p> <p>Als nun der Juncker mit der Eröffnung einen Verzug machte: Muhtmassete der Hertzog alsbald/ daß da innen wäre/ was er suchte. Darumb befahl er/ man solte auffmachen: Aber der Jungcker sagte: Seiner Diener einer wäre nach Florentz gereiset/ und hätte den Schlüssel mit sich genommen.</p> <p>Als er aber sahe/ daß der Hertzog viel mehr anhielt da hinein zu gehen/ nahete Er sich zu ihm/ und nach gemachtem grossen Reverentz/ sagte er ihm in ein Ohr / es were eine Hure darinnen/ welche er nicht gern </p> </div> </body> </text> </TEI> [841/0861]
Endlich kam er einen schönen langen Gang: An dessen Ende man eine verschlossene Thür sahe/ die aber mit schönen und hübschen Inventionen gemahlet und gezieret war.
Der Hertzog stellete sich/ als wenn ihm diß besser gefiele/ als alle das andere / lächelte/ und sprach: Er hielte dafür/ darinnen wären die besten Schrifften / Schätze und köstlichsten Kleinodien des Edelmannes.
Darinnen war daß Gefängnüß der entführeten und gesehändeten Jungfrauen.
Als nun der Juncker mit der Eröffnung einen Verzug machte: Muhtmassete der Hertzog alsbald/ daß da innen wäre/ was er suchte. Darumb befahl er/ man solte auffmachen: Aber der Jungcker sagte: Seiner Diener einer wäre nach Florentz gereiset/ und hätte den Schlüssel mit sich genommen.
Als er aber sahe/ daß der Hertzog viel mehr anhielt da hinein zu gehen/ nahete Er sich zu ihm/ und nach gemachtem grossen Reverentz/ sagte er ihm in ein Ohr / es were eine Hure darinnen/ welche er nicht gern
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/861>, abgerufen am 16.02.2025. |