Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.habe zu thun/ was ihm gelüstet: Wann aber das Jahr umb ist/ wird er seines Ampts entsetzt/ und in ein Gefängnüß geworffen/ darinnen muß er die Zeit seines Lebens über verbleiben/ Hunger und Durst/ Hitz und Frost/ und den elendesten Jammer ausstehen/ sterben und verderben; Ey/ sagte der junge Herr/ das ist ein Narr / der umb eines einigen Jahrs Wollust wegen ihm die andern Jahr bitter und herb macht/ ja; spricht der Kämmerling/ da man nur einen sucht/ findet man ihrer wol tausend; Ach spricht der Herr/ solcher thörichten Narren hab ich die Zeit über meiner Reiße nicht gefunden/ gieng derwegen eilends zum Könige/ und verehret ihm/ als dem grösten Narren/ das Geschenck seines Herrn Vaters/ und zog wieder in sein Land/ und regierete hernach. 1. Gleich wie dieser König umb eines eintzigen Jahres Wollust willen ihm die andere Zeit seines Lebens bitter gemachet/ Also verschertzen die Welt ergebenen mit einer kuntzen Freude die ewige Freude. 2. O Thorheit! O Thumbheit! Das ewige Guth/ das macht rechten Muth. Was ist es doch mit aller Welt Freude und Wollust? Eitelkeit/ Eitelkeit/ nichts als lauter Eitelkeit/ die Ver- habe zu thun/ was ihm gelüstet: Wann aber das Jahr umb ist/ wird er seines Ampts entsetzt/ uñ in ein Gefängnüß geworffen/ dariñen muß er die Zeit seines Lebens über verbleiben/ Hunger und Durst/ Hitz und Frost/ und den elendesten Jammer ausstehen/ sterben und verderben; Ey/ sagte der junge Herr/ das ist ein Narr / der umb eines einigen Jahrs Wollust wegen ihm die andern Jahr bitter und herb macht/ ja; spricht der Kämmerling/ da man nur einen sucht/ findet man ihrer wol tausend; Ach spricht der Herr/ solcher thörichten Narren hab ich die Zeit über meiner Reiße nicht gefunden/ gieng derwegen eilends zum Könige/ und verehret ihm/ als dem grösten Narren/ das Geschenck seines Herrn Vaters/ und zog wieder in sein Land/ und regierete hernach. 1. Gleich wie dieser König umb eines eintzigen Jahres Wollust willen ihm die andere Zeit seines Lebens bitter gemachet/ Also verschertzen die Welt ergebenen mit einer kuntzen Freude die ewige Freude. 2. O Thorheit! O Thumbheit! Das ewige Guth/ das macht rechten Muth. Was ist es doch mit aller Welt Freude und Wollust? Eitelkeit/ Eitelkeit/ nichts als lauter Eitelkeit/ die Ver- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0838" n="818"/> habe zu thun/ was ihm gelüstet: Wann aber das Jahr umb ist/ wird er seines Ampts entsetzt/ uñ in ein Gefängnüß geworffen/ dariñen muß er die Zeit seines Lebens über verbleiben/ Hunger und Durst/ Hitz und Frost/ und den elendesten Jammer ausstehen/ sterben und verderben; Ey/ sagte der junge Herr/ das ist ein Narr / der umb eines einigen Jahrs Wollust wegen ihm die andern Jahr bitter und herb macht/ ja; spricht der Kämmerling/ da man nur einen sucht/ findet man ihrer wol tausend; Ach spricht der Herr/ solcher thörichten Narren hab ich die Zeit über meiner Reiße nicht gefunden/ gieng derwegen eilends zum Könige/ und verehret ihm/ als dem grösten Narren/ das Geschenck seines Herrn Vaters/ und zog wieder in sein Land/ und regierete hernach.</p> <p>1. Gleich wie dieser König umb eines eintzigen Jahres Wollust willen ihm die andere Zeit seines Lebens bitter gemachet/ Also verschertzen die Welt ergebenen mit einer kuntzen Freude die ewige Freude.</p> <p>2. O Thorheit! O Thumbheit! Das ewige Guth/ das macht rechten Muth. Was ist es doch mit aller Welt Freude und Wollust? Eitelkeit/ Eitelkeit/ nichts als lauter Eitelkeit/ die Ver- </p> </div> </body> </text> </TEI> [818/0838]
habe zu thun/ was ihm gelüstet: Wann aber das Jahr umb ist/ wird er seines Ampts entsetzt/ uñ in ein Gefängnüß geworffen/ dariñen muß er die Zeit seines Lebens über verbleiben/ Hunger und Durst/ Hitz und Frost/ und den elendesten Jammer ausstehen/ sterben und verderben; Ey/ sagte der junge Herr/ das ist ein Narr / der umb eines einigen Jahrs Wollust wegen ihm die andern Jahr bitter und herb macht/ ja; spricht der Kämmerling/ da man nur einen sucht/ findet man ihrer wol tausend; Ach spricht der Herr/ solcher thörichten Narren hab ich die Zeit über meiner Reiße nicht gefunden/ gieng derwegen eilends zum Könige/ und verehret ihm/ als dem grösten Narren/ das Geschenck seines Herrn Vaters/ und zog wieder in sein Land/ und regierete hernach.
1. Gleich wie dieser König umb eines eintzigen Jahres Wollust willen ihm die andere Zeit seines Lebens bitter gemachet/ Also verschertzen die Welt ergebenen mit einer kuntzen Freude die ewige Freude.
2. O Thorheit! O Thumbheit! Das ewige Guth/ das macht rechten Muth. Was ist es doch mit aller Welt Freude und Wollust? Eitelkeit/ Eitelkeit/ nichts als lauter Eitelkeit/ die Ver-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/838>, abgerufen am 26.06.2024. |