Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.2. Es sols keiner verachten/ wann er gleich von einem geringern/ als er ist / zu etwas Guten wird angemahnet. 433. Ein Constantinopolitanischer Käyser läst seinem Diener den Kopff abschlagen/ der Jhm sein Leben errettet hatte. BAsilius Macedo Käyser zu Constantinopel/ satzte zur Zeit auff der Jagt einem sehr grossen Hirschen/ welcher mit seinem auffgereckten Häupt und herrlichem Geweih daher brach/ hefftig nach/ und kam also nahe auff ihn/ daß er sein Schwerdt außzog/ und den Hirsch jetzt durchstechen wolte. Aber der Hirsch stellete sich zur Gegenwehr/ brachte ein Ort seines Geweihes dem Käyser unter den Gürtel/ hub ihn auff/ und trug ihn in alle Höhe daher/ da dann der Käyser hette sterben und umbkommen müssen/ wo nicht einer aus seinen Dienern mit blosser Wehre den Gürtel zerhauen/ und ihn also loß gemacht. Wie ward ihm seine Treubelohnet? Trefflich übel: Der Käyser ließ ihm den Kopff abhauen/ und wandte vor/ er hette vor Jhm kein blosses Schwerdt zücken und rucken sollen/ Da es doch ihn zum besten geschehen. 1. Jst eine schlechte Belohnung und groser Undanck gewesen vor erwiesene Treue. 2. Hier mag man wol herziehen/ was Kö- 2. Es sols keiner verachten/ wann er gleich von einem geringern/ als er ist / zu etwas Guten wird angemahnet. 433. Ein Constantinopolitanischer Käyser läst seinem Diener den Kopff abschlagen/ der Jhm sein Leben errettet hatte. BAsilius Macedo Käyser zu Constantinopel/ satzte zur Zeit auff der Jagt einem sehr grossen Hirschen/ welcher mit seinem auffgereckten Häupt und herrlichem Geweih daher brach/ hefftig nach/ und kam also nahe auff ihn/ daß er sein Schwerdt außzog/ und den Hirsch jetzt durchstechen wolte. Aber der Hirsch stellete sich zur Gegenwehr/ brachte ein Ort seines Geweihes dem Käyser unter den Gürtel/ hub ihn auff/ und trug ihn in alle Höhe daher/ da dann der Käyser hette sterben und umbkommen müssen/ wo nicht einer aus seinen Dienern mit blosser Wehre den Gürtel zerhauen/ und ihn also loß gemacht. Wie ward ihm seine Treubelohnet? Trefflich übel: Der Käyser ließ ihm den Kopff abhauen/ und wandte vor/ er hette vor Jhm kein blosses Schwerdt zücken und rucken sollen/ Da es doch ihn zum besten geschehen. 1. Jst eine schlechte Belohnung und groser Undanck gewesen vor erwiesene Treue. 2. Hier mag man wol herziehen/ was Kö- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0834" n="814"/> <p>2. Es sols keiner verachten/ wann er gleich von einem geringern/ als er ist / zu etwas Guten wird angemahnet.</p> <p>433.</p> <p>Ein Constantinopolitanischer Käyser läst seinem Diener den Kopff abschlagen/ der Jhm sein Leben errettet hatte.</p> <p>BAsilius Macedo Käyser zu Constantinopel/ satzte zur Zeit auff der Jagt einem sehr grossen Hirschen/ welcher mit seinem auffgereckten Häupt und herrlichem Geweih daher brach/ hefftig nach/ und kam also nahe auff ihn/ daß er sein Schwerdt außzog/ und den Hirsch jetzt durchstechen wolte. Aber der Hirsch stellete sich zur Gegenwehr/ brachte ein Ort seines Geweihes dem Käyser unter den Gürtel/ hub ihn auff/ und trug ihn in alle Höhe daher/ da dann der Käyser hette sterben und umbkommen müssen/ wo nicht einer aus seinen Dienern mit blosser Wehre den Gürtel zerhauen/ und ihn also loß gemacht. Wie ward ihm seine Treubelohnet? Trefflich übel: Der Käyser ließ ihm den Kopff abhauen/ und wandte vor/ er hette vor Jhm kein blosses Schwerdt zücken und rucken sollen/ Da es doch ihn zum besten geschehen.</p> <p>1. Jst eine schlechte Belohnung und groser Undanck gewesen vor erwiesene Treue.</p> <p>2. Hier mag man wol herziehen/ was Kö- </p> </div> </body> </text> </TEI> [814/0834]
2. Es sols keiner verachten/ wann er gleich von einem geringern/ als er ist / zu etwas Guten wird angemahnet.
433.
Ein Constantinopolitanischer Käyser läst seinem Diener den Kopff abschlagen/ der Jhm sein Leben errettet hatte.
BAsilius Macedo Käyser zu Constantinopel/ satzte zur Zeit auff der Jagt einem sehr grossen Hirschen/ welcher mit seinem auffgereckten Häupt und herrlichem Geweih daher brach/ hefftig nach/ und kam also nahe auff ihn/ daß er sein Schwerdt außzog/ und den Hirsch jetzt durchstechen wolte. Aber der Hirsch stellete sich zur Gegenwehr/ brachte ein Ort seines Geweihes dem Käyser unter den Gürtel/ hub ihn auff/ und trug ihn in alle Höhe daher/ da dann der Käyser hette sterben und umbkommen müssen/ wo nicht einer aus seinen Dienern mit blosser Wehre den Gürtel zerhauen/ und ihn also loß gemacht. Wie ward ihm seine Treubelohnet? Trefflich übel: Der Käyser ließ ihm den Kopff abhauen/ und wandte vor/ er hette vor Jhm kein blosses Schwerdt zücken und rucken sollen/ Da es doch ihn zum besten geschehen.
1. Jst eine schlechte Belohnung und groser Undanck gewesen vor erwiesene Treue.
2. Hier mag man wol herziehen/ was Kö-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/834>, abgerufen am 16.02.2025. |