Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.eine Ehebrech er in erfunden und getödtet habe. Da das Lucretia hörete/ daß sie beydes den Todt und die Schande leyden solte/ wie ihr da zu Hertzen gewesen/ ist mehr zu gedencken/ als zu schreiben. Ich stelle es einem jeden züchtigen Hertzen heim/ denn sie kam gar in ein zweiffelhafftig Gemüth/ was ihr doch zu thun were? Dann den zeitlichen Todt achte sie nicht so hoch/ als ihre Weibliche Ehre/ es zwang sie aber darzu die schändliche Rede/ daß man ihr zu ewigen Zeiten nach sagen solte/ sie hette mit einen Knechte die Ehe gebrochen/ und were wegen verschuldeter Sachen zu dem tode kommen/ dann sie als eine Heydin nicht gewust den Lohn / welchen die jenigen/ so unschuldig leyden/ im Himmelreich zu gewarten haben/ darumb ward sie aus Weiblicher Blödigkeit überwunden/ daß sie Sixto zuließ seinen Willen mit ihr zu vollbringen. Da das geschah/ und Sixtus mit jhr der Leibe gepfleget/ und nun seinen Abschied von jhr nahm/ trieb sie alsbald so jämmerliche/ erbärmliche/ und elende Klage/ daß über alle massen/ und nicht zu schreiben ist/ sandte auch schnell nach ihrem Manne Collatino, so wol nach ihren Vater/ der hieß Lucretius, und ließ sie höchlich bitten/ schnelle zu kommen/ und ja nicht aussen bleiben/ denn sie in der elendesten Noth were / die nimmermehr auff Erden einem Menschen fürkommen möchte. Als die nun kamen / brachte ein jeder einen guten Freund mit- eine Ehebrech er in erfunden und getödtet habe. Da das Lucretia hörete/ daß sie beydes den Todt und die Schande leyden solte/ wie ihr da zu Hertzen gewesen/ ist mehr zu gedencken/ als zu schreiben. Ich stelle es einem jeden züchtigen Hertzen heim/ denn sie kam gar in ein zweiffelhafftig Gemüth/ was ihr doch zu thun were? Dann den zeitlichen Todt achte sie nicht so hoch/ als ihre Weibliche Ehre/ es zwang sie aber darzu die schändliche Rede/ daß man ihr zu ewigen Zeiten nach sagen solte/ sie hette mit einen Knechte die Ehe gebrochen/ uñ were wegen verschuldeter Sachen zu dem tode kommen/ dann sie als eine Heydin nicht gewust den Lohn / welchẽ die jenigen/ so unschuldig leyden/ im Himmelreich zu gewarten haben/ darumb ward sie aus Weiblicher Blödigkeit überwunden/ daß sie Sixto zuließ seinen Willen mit ihr zu vollbringen. Da das geschah/ und Sixtus mit jhr der Leibe gepfleget/ und nun seinen Abschied von jhr nahm/ trieb sie alsbald so jämmerliche/ erbärmliche/ und elende Klage/ daß über alle massen/ und nicht zu schreiben ist/ sandte auch schnell nach ihrem Manne Collatino, so wol nach ihren Vater/ der hieß Lucretius, und ließ sie höchlich bitten/ schnelle zu kommen/ und ja nicht aussen bleiben/ denn sie in der elendesten Noth were / die nimmermehr auff Erden einem Menschen fürkommen möchte. Als die nun kamen / brachte ein jeder einen guten Freund mit- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0815" n="795"/> eine Ehebrech er in erfunden und getödtet habe. Da das Lucretia hörete/ daß sie beydes den Todt und die Schande leyden solte/ wie ihr da zu Hertzen gewesen/ ist mehr zu gedencken/ als zu schreiben. Ich stelle es einem jeden züchtigen Hertzen heim/ denn sie kam gar in ein zweiffelhafftig Gemüth/ was ihr doch zu thun were? Dann den zeitlichen Todt achte sie nicht so hoch/ als ihre Weibliche Ehre/ es zwang sie aber darzu die schändliche Rede/ daß man ihr zu ewigen Zeiten nach sagen solte/ sie hette mit einen Knechte die Ehe gebrochen/ uñ were wegen verschuldeter Sachen zu dem tode kommen/ dann sie als eine Heydin nicht gewust den Lohn / welchẽ die jenigen/ so unschuldig leyden/ im Himmelreich zu gewarten haben/ darumb ward sie aus Weiblicher Blödigkeit überwunden/ daß sie Sixto zuließ seinen Willen mit ihr zu vollbringen. Da das geschah/ und Sixtus mit jhr der Leibe gepfleget/ und nun seinen Abschied von jhr nahm/ trieb sie alsbald so jämmerliche/ erbärmliche/ und elende Klage/ daß über alle massen/ und nicht zu schreiben ist/ sandte auch schnell nach ihrem Manne Collatino, so wol nach ihren Vater/ der hieß Lucretius, und ließ sie höchlich bitten/ schnelle zu kommen/ und ja nicht aussen bleiben/ denn sie in der elendesten Noth were / die nimmermehr auff Erden einem Menschen fürkommen möchte. Als die nun kamen / brachte ein jeder einen guten Freund mit- </p> </div> </body> </text> </TEI> [795/0815]
eine Ehebrech er in erfunden und getödtet habe. Da das Lucretia hörete/ daß sie beydes den Todt und die Schande leyden solte/ wie ihr da zu Hertzen gewesen/ ist mehr zu gedencken/ als zu schreiben. Ich stelle es einem jeden züchtigen Hertzen heim/ denn sie kam gar in ein zweiffelhafftig Gemüth/ was ihr doch zu thun were? Dann den zeitlichen Todt achte sie nicht so hoch/ als ihre Weibliche Ehre/ es zwang sie aber darzu die schändliche Rede/ daß man ihr zu ewigen Zeiten nach sagen solte/ sie hette mit einen Knechte die Ehe gebrochen/ uñ were wegen verschuldeter Sachen zu dem tode kommen/ dann sie als eine Heydin nicht gewust den Lohn / welchẽ die jenigen/ so unschuldig leyden/ im Himmelreich zu gewarten haben/ darumb ward sie aus Weiblicher Blödigkeit überwunden/ daß sie Sixto zuließ seinen Willen mit ihr zu vollbringen. Da das geschah/ und Sixtus mit jhr der Leibe gepfleget/ und nun seinen Abschied von jhr nahm/ trieb sie alsbald so jämmerliche/ erbärmliche/ und elende Klage/ daß über alle massen/ und nicht zu schreiben ist/ sandte auch schnell nach ihrem Manne Collatino, so wol nach ihren Vater/ der hieß Lucretius, und ließ sie höchlich bitten/ schnelle zu kommen/ und ja nicht aussen bleiben/ denn sie in der elendesten Noth were / die nimmermehr auff Erden einem Menschen fürkommen möchte. Als die nun kamen / brachte ein jeder einen guten Freund mit-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/815>, abgerufen am 16.02.2025. |