Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.zulachen beweget werden/ dieweil ihr Hertz nicht bey ihr/ sondern von ihr war/ Leopold ihres Hertzen Trost/ wiederumb. Gleich aber wie er mit seinem Leibe dem Käyser nachfolgte/ also folgte auch sein Gemüth der Jungfrau nach / und setzet der Autor dieser Historia/ daß er stets/ wie ein halb todter Mensch / oder wie ein Schatten sey gesehen worden. Gedachte Jungfrau aber/ ist nach wenig Wochen/ nach vielen hertzlichen Wehklagen/ verschieden. 1. Hier ist zu sehen/ was die Liebe kan/ und wie schnell sie ein junges Hertz einnimmet/ in Puncto bezwingen/ nnd Kraftloß machen/ ja wol gantz tödten kan. 2. Hüte sich ja ein Jedweder vor der Liebe/ so viel möglichen/ woferne er aber von derselben bezwungen wird/ so moderire er sich also/ daß er nicht wieder GOTT/ Ehre/ Zucht und Erbarkeit handele. 416. Ob Medici anzunehmen. BEy einer guten Gesellschafft wurde einer einsmals gefragt: Ob es nützlicher seye die Medicos zu behalten/ und ihnen zu folgen/ oder aber abzuschaffen? Als nun ein jeder seine Meinung gesagt/ so zulachen beweget werden/ dieweil ihr Hertz nicht bey ihr/ sondern von ihr war/ Leopold ihres Hertzen Trost/ wiederumb. Gleich aber wie er mit seinem Leibe dem Käyser nachfolgte/ also folgte auch sein Gemüth der Jungfrau nach / und setzet der Autor dieser Historia/ daß er stets/ wie ein halb todter Mensch / oder wie ein Schatten sey gesehen worden. Gedachte Jungfrau aber/ ist nach wenig Wochen/ nach vielen hertzlichen Wehklagen/ verschieden. 1. Hier ist zu sehen/ was die Liebe kan/ und wie schnell sie ein junges Hertz einnimmet/ in Puncto bezwingen/ nnd Kraftloß machen/ ja wol gantz tödten kan. 2. Hüte sich ja ein Jedweder vor der Liebe/ so viel möglichen/ woferne er aber von derselben bezwungen wird/ so moderire er sich also/ daß er nicht wieder GOTT/ Ehre/ Zucht und Erbarkeit handele. 416. Ob Medici anzunehmen. BEy einer guten Gesellschafft wurde einer einsmals gefragt: Ob es nützlicher seye die Medicos zu behalten/ und ihnen zu folgen/ oder aber abzuschaffen? Als nun ein jeder seine Meinung gesagt/ so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0805" n="785"/> zulachen beweget werden/ dieweil ihr Hertz nicht bey ihr/ sondern von ihr war/ Leopold ihres Hertzen Trost/ wiederumb. Gleich aber wie er mit seinem Leibe dem Käyser nachfolgte/ also folgte auch sein Gemüth der Jungfrau nach / und setzet der Autor dieser Historia/ daß er stets/ wie ein halb todter Mensch / oder wie ein Schatten sey gesehen worden. Gedachte Jungfrau aber/ ist nach wenig Wochen/ nach vielen hertzlichen Wehklagen/ verschieden.</p> <p>1. Hier ist zu sehen/ was die Liebe kan/ und wie schnell sie ein junges Hertz einnimmet/ in Puncto bezwingen/ nnd Kraftloß machen/ ja wol gantz tödten kan.</p> <p>2. Hüte sich ja ein Jedweder vor der Liebe/ so viel möglichen/ woferne er aber von derselben bezwungen wird/ so moderire er sich also/ daß er nicht wieder GOTT/ Ehre/ Zucht und Erbarkeit handele.</p> <p>416.</p> <p>Ob Medici anzunehmen.</p> <p>BEy einer guten Gesellschafft wurde einer einsmals gefragt: Ob es nützlicher seye die Medicos zu behalten/ und ihnen zu folgen/ oder aber abzuschaffen? Als nun ein jeder seine Meinung gesagt/ so </p> </div> </body> </text> </TEI> [785/0805]
zulachen beweget werden/ dieweil ihr Hertz nicht bey ihr/ sondern von ihr war/ Leopold ihres Hertzen Trost/ wiederumb. Gleich aber wie er mit seinem Leibe dem Käyser nachfolgte/ also folgte auch sein Gemüth der Jungfrau nach / und setzet der Autor dieser Historia/ daß er stets/ wie ein halb todter Mensch / oder wie ein Schatten sey gesehen worden. Gedachte Jungfrau aber/ ist nach wenig Wochen/ nach vielen hertzlichen Wehklagen/ verschieden.
1. Hier ist zu sehen/ was die Liebe kan/ und wie schnell sie ein junges Hertz einnimmet/ in Puncto bezwingen/ nnd Kraftloß machen/ ja wol gantz tödten kan.
2. Hüte sich ja ein Jedweder vor der Liebe/ so viel möglichen/ woferne er aber von derselben bezwungen wird/ so moderire er sich also/ daß er nicht wieder GOTT/ Ehre/ Zucht und Erbarkeit handele.
416.
Ob Medici anzunehmen.
BEy einer guten Gesellschafft wurde einer einsmals gefragt: Ob es nützlicher seye die Medicos zu behalten/ und ihnen zu folgen/ oder aber abzuschaffen? Als nun ein jeder seine Meinung gesagt/ so
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/805 |
Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/805>, abgerufen am 16.07.2024. |