Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.fen sich voll. Der Eseltreiber verehret sie noch mit einem Schlaff-Trunck: Sie fangen an zu schnarchen und schlaffen/ er beschieret ihnen allen den rechten Backen/ nimmet darauff seinen Bruder von der Mauren/ und wandert damit nach Hause. Da dieses der König vernimpt/ wird er zornig/ setzet seine Tochter in ein finsters Gemach/ und befiehlt/ daß sie mit jederman/ wer es begerdte/ in Vnkenschheit leben solte / doch einen jedern zuvor nöthigen/ ihr zu offenbahren/ was er sein Lebenlang am klügesten und am ärgsten gethan. Deß Diebes Bruder wil den König in alle seinen Anschlägen mit geschwindigkeit über treffen/ löset dem todten Bruder die Hand abe/ nimpt sie unter den Mantel/ und gehet getrost zu deß Königes Tochter ins Gemach/ und antwortet ihr auff ihre Frage: Das sey seine ärgste That in seinem gantzen Leben/ daß er seinem in der Königlichen Schatz Kammer gefangenen Bruder das Haupt abgeschnitten: Seine klügeste That aber sey / daß er den Wächtern die Backen beschoren/ und den Leib von der Mauern geholet. Des Königes Tochter wil ihn fassen/ machet ein Geschrey. Er aber giebet ihr im finstern die todte Hand/ und läuffer eilends davon. Vber solcher Geschwindigkeit uun künheit deß Diebes erschrickt der König hefftig / läst in alle seinen Städten ausruffen/ und verheissen/ daß er dem Diebe/ wo er in sein Angesicht käme/ nicht alleine seine fen sich voll. Der Eseltreiber verehret sie noch mit einem Schlaff-Trunck: Sie fangen an zu schnarchen und schlaffen/ er beschieret ihnen allen den rechten Backen/ nimmet darauff seinen Bruder von der Mauren/ und wandert damit nach Hause. Da dieses der König vernimpt/ wird er zornig/ setzet seine Tochter in ein finsters Gemach/ und befiehlt/ daß sie mit jederman/ wer es begerdte/ in Vnkenschheit leben solte / doch einen jedern zuvor nöthigẽ/ ihr zu offenbahren/ was er sein Lebenlang am klügesten und am ärgsten gethan. Deß Diebes Bruder wil den König in alle seinen Anschlägen mit geschwindigkeit über treffen/ löset dem todten Bruder die Hand abe/ nimpt sie unter den Mantel/ und gehet getrost zu deß Königes Tochter ins Gemach/ und antwortet ihr auff ihre Frage: Das sey seine ärgste That in seinem gantzen Leben/ daß er seinem in der Königlichen Schatz Kammer gefangenen Bruder das Haupt abgeschnitten: Seine klügeste That aber sey / daß er den Wächtern die Backen beschoren/ und den Leib von der Mauern geholet. Des Königes Tochter wil ihn fassen/ machet ein Geschrey. Er aber giebet ihr im finstern die todte Hand/ und läuffer eilends davon. Vber solcher Geschwindigkeit uũ künheit deß Diebes erschrickt der König hefftig / läst in alle seinen Städten ausruffen/ und verheissen/ daß er dem Diebe/ wo er in sein Angesicht käme/ nicht alleine seine <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0795" n="775"/> fen sich voll. Der Eseltreiber verehret sie noch mit einem Schlaff-Trunck: Sie fangen an zu schnarchen und schlaffen/ er beschieret ihnen allen den rechten Backen/ nimmet darauff seinen Bruder von der Mauren/ und wandert damit nach Hause. Da dieses der König vernimpt/ wird er zornig/ setzet seine Tochter in ein finsters Gemach/ und befiehlt/ daß sie mit jederman/ wer es begerdte/ in Vnkenschheit leben solte / doch einen jedern zuvor nöthigẽ/ ihr zu offenbahren/ was er sein Lebenlang am klügesten und am ärgsten gethan. Deß Diebes Bruder wil den König in alle seinen Anschlägen mit geschwindigkeit über treffen/ löset dem todten Bruder die Hand abe/ nimpt sie unter den Mantel/ und gehet getrost zu deß Königes Tochter ins Gemach/ und antwortet ihr auff ihre Frage: Das sey seine ärgste That in seinem gantzen Leben/ daß er seinem in der Königlichen Schatz Kammer gefangenen Bruder das Haupt abgeschnitten: Seine klügeste That aber sey / daß er den Wächtern die Backen beschoren/ und den Leib von der Mauern geholet. Des Königes Tochter wil ihn fassen/ machet ein Geschrey. Er aber giebet ihr im finstern die todte Hand/ und läuffer eilends davon. Vber solcher Geschwindigkeit uũ künheit deß Diebes erschrickt der König hefftig / läst in alle seinen Städten ausruffen/ und verheissen/ daß er dem Diebe/ wo er in sein Angesicht käme/ nicht alleine seine </p> </div> </body> </text> </TEI> [775/0795]
fen sich voll. Der Eseltreiber verehret sie noch mit einem Schlaff-Trunck: Sie fangen an zu schnarchen und schlaffen/ er beschieret ihnen allen den rechten Backen/ nimmet darauff seinen Bruder von der Mauren/ und wandert damit nach Hause. Da dieses der König vernimpt/ wird er zornig/ setzet seine Tochter in ein finsters Gemach/ und befiehlt/ daß sie mit jederman/ wer es begerdte/ in Vnkenschheit leben solte / doch einen jedern zuvor nöthigẽ/ ihr zu offenbahren/ was er sein Lebenlang am klügesten und am ärgsten gethan. Deß Diebes Bruder wil den König in alle seinen Anschlägen mit geschwindigkeit über treffen/ löset dem todten Bruder die Hand abe/ nimpt sie unter den Mantel/ und gehet getrost zu deß Königes Tochter ins Gemach/ und antwortet ihr auff ihre Frage: Das sey seine ärgste That in seinem gantzen Leben/ daß er seinem in der Königlichen Schatz Kammer gefangenen Bruder das Haupt abgeschnitten: Seine klügeste That aber sey / daß er den Wächtern die Backen beschoren/ und den Leib von der Mauern geholet. Des Königes Tochter wil ihn fassen/ machet ein Geschrey. Er aber giebet ihr im finstern die todte Hand/ und läuffer eilends davon. Vber solcher Geschwindigkeit uũ künheit deß Diebes erschrickt der König hefftig / läst in alle seinen Städten ausruffen/ und verheissen/ daß er dem Diebe/ wo er in sein Angesicht käme/ nicht alleine seine
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/795>, abgerufen am 16.02.2025. |