Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Wer von Anfang nicht darbey gewesen / der fragte was vorgangen/ wer darbey gewesen/ der erinnert sich/ was voran gehalten worden/ und wenn einem schon bewust/ was vorgangen/ wartet er mit Verlangen/ was folgen würde. Vnter diesen gieng der Tag dahin/ jederman war da / nur Philemon wolt nicht kommen. Daß dann etliche verdrosse/ der mehrertheil wolte ihn defendi[unleserliches Material]n und entschuldigen. Als man aber nun gar zu lang gesessen / und noch kein Philemon kommen wolte/ schickte man nach ihm: Siehe/ da fand man ihn todt in seinem Bettlein/ da war er eben erstarret/ und lainet alda/ als dichtete er noch: Die Finger lagen noch auff dem Buch/ als wolte er das Blat herumb wenden/ und schauet mit starcken Augen auffs Buch hinan. Aber die Seele war hin/ deß Buchs hett er schon vergessen/ die Comedi war aus. Die zu ihm hinein gangen waren/ stunden ein kleines/ und erschracken ob einem so unfürsehnen Zustand/ und ob so schönen Todt. Kehren nachmals wiederumb zum Volck/ und zeigen demselben an/ der Poet Philemon/ auff den man mit solchem Verlangen wartet/ daß er sein angefangene Comedizum End führet/ der hab allbereit daheim zu Hauß die wahre Commedi deß zeitlichen Lebens vollendet. Er hab nunmehr von allem menschlichen Wesen Vrlaub genommen/ und sich den Leuten befohlen/ den guten Freunden aber

Wer von Anfang nicht darbey gewesen / der fragte was vorgangen/ wer darbey gewesen/ der erinnert sich/ was voran gehalten worden/ und wenn einem schon bewust/ was vorgangen/ wartet er mit Verlangen/ was folgen würde. Vnter diesen gieng der Tag dahin/ jederman war da / nur Philemon wolt nicht kommen. Daß dann etliche verdrosse/ der mehrertheil wolte ihn defendi[unleserliches Material]n und entschuldigen. Als man aber nun gar zu lang gesessen / und noch kein Philemon kommen wolte/ schickte man nach ihm: Siehe/ da fand man ihn todt in seinem Bettlein/ da war er eben erstarret/ und lainet alda/ als dichtete er noch: Die Finger lagen noch auff dem Buch/ als wolte er das Blat herumb wenden/ und schauet mit starcken Augen auffs Buch hinan. Aber die Seele war hin/ deß Buchs hett er schon vergessen/ die Comedi war aus. Die zu ihm hinein gangen waren/ stunden ein kleines/ und erschracken ob einem so unfürsehnen Zustand/ und ob so schönen Todt. Kehren nachmals wiederumb zum Volck/ und zeigen demselben an/ der Poet Philemon/ auff den man mit solchem Verlangen wartet/ daß er sein angefangene Comedizum End führet/ der hab allbereit daheim zu Hauß die wahre Commedi deß zeitlichen Lebens vollendet. Er hab nunmehr von allem menschlichen Wesen Vrlaub genommen/ und sich den Leuten befohlen/ den guten Freunden aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0764" n="744"/>
Wer von Anfang nicht darbey gewesen /                      der fragte was vorgangen/ wer darbey gewesen/ der erinnert sich/ was voran                      gehalten worden/ und wenn einem schon bewust/ was vorgangen/ wartet er mit                      Verlangen/ was folgen würde. Vnter diesen gieng der Tag dahin/ jederman war da                     / nur Philemon wolt nicht kommen. Daß dann etliche verdrosse/ der mehrertheil                      wolte ihn defendi<gap reason="illegible"/>n und entschuldigen. Als man aber nun gar zu lang gesessen /                      und noch kein Philemon kommen wolte/ schickte man nach ihm: Siehe/ da fand man                      ihn todt in seinem Bettlein/ da war er eben erstarret/ und lainet alda/ als                      dichtete er noch: Die Finger lagen noch auff dem Buch/ als wolte er das Blat                      herumb wenden/ und schauet mit starcken Augen auffs Buch hinan. Aber die Seele                      war hin/ deß Buchs hett er schon vergessen/ die Comedi war aus. Die zu ihm                      hinein gangen waren/ stunden ein kleines/ und erschracken ob einem so                      unfürsehnen Zustand/ und ob so schönen Todt. Kehren nachmals wiederumb zum                      Volck/ und zeigen demselben an/ der Poet Philemon/ auff den man mit solchem                      Verlangen wartet/ daß er sein angefangene Comedizum End führet/ der hab                      allbereit daheim zu Hauß die wahre Commedi deß zeitlichen Lebens vollendet. Er                      hab nunmehr von allem menschlichen Wesen Vrlaub genommen/ und sich den Leuten                      befohlen/ den guten Freunden aber
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[744/0764] Wer von Anfang nicht darbey gewesen / der fragte was vorgangen/ wer darbey gewesen/ der erinnert sich/ was voran gehalten worden/ und wenn einem schon bewust/ was vorgangen/ wartet er mit Verlangen/ was folgen würde. Vnter diesen gieng der Tag dahin/ jederman war da / nur Philemon wolt nicht kommen. Daß dann etliche verdrosse/ der mehrertheil wolte ihn defendi_ n und entschuldigen. Als man aber nun gar zu lang gesessen / und noch kein Philemon kommen wolte/ schickte man nach ihm: Siehe/ da fand man ihn todt in seinem Bettlein/ da war er eben erstarret/ und lainet alda/ als dichtete er noch: Die Finger lagen noch auff dem Buch/ als wolte er das Blat herumb wenden/ und schauet mit starcken Augen auffs Buch hinan. Aber die Seele war hin/ deß Buchs hett er schon vergessen/ die Comedi war aus. Die zu ihm hinein gangen waren/ stunden ein kleines/ und erschracken ob einem so unfürsehnen Zustand/ und ob so schönen Todt. Kehren nachmals wiederumb zum Volck/ und zeigen demselben an/ der Poet Philemon/ auff den man mit solchem Verlangen wartet/ daß er sein angefangene Comedizum End führet/ der hab allbereit daheim zu Hauß die wahre Commedi deß zeitlichen Lebens vollendet. Er hab nunmehr von allem menschlichen Wesen Vrlaub genommen/ und sich den Leuten befohlen/ den guten Freunden aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/764
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/764>, abgerufen am 16.07.2024.