Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.2. Müttern und auch Vätern sieht besser an/ daß sie ihre Kinder/ wenn sie sterben sollen/ es mag nun sein eines natürlichen oder gewaltsamen Todes / trösten/ und GOTT willi folgen lassen/ als daß sie den Willen GOttes wiederstreben/ und wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferstehung haben / sich traurig erzeigen. 390. Ein Comädiant stirbt/ ehe er seine Comädiam ausspielet. EIn alter Comädiant Philemon zur Zeit deß Menandri/ dem er es auch mit Gedicht nach thun wollen/ hielt auff eine Zeit eine Comedi/ und da er den dritten Actum anfieng/ der dem Comedibrauch nach der lustigste soll seyn/ kam jähling ein Platzregen/ der alles einstellete. Vnd weil ein solches Verlangen darnach war/ verhieß er den Zuschauern die Comedi den nechst folgenden Tag zu continuiren. Derwegen dann nechsten Tags hernach ein grosser Zulauff worden / ein jeder wolte das beste Ort haben/ wer spat kam/ dem ließ etwan ein guter Freund ein Oertlein/ keiner wolt gern zu weit darvon stehen: Allenthalben war ein groß Geträng/ und murret einer wieder den andern. 2. Müttern und auch Vätern sieht besser an/ daß sie ihre Kinder/ wenn sie sterben sollen/ es mag nun sein eines natürlichen oder gewaltsamen Todes / trösten/ und GOTT willi folgen lassen/ als daß sie den Willen GOttes wiederstreben/ und wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferstehung haben / sich traurig erzeigen. 390. Ein Comädiant stirbt/ ehe er seine Comädiam ausspielet. EIn alter Comädiant Philemon zur Zeit deß Menandri/ dem er es auch mit Gedicht nach thun wollen/ hielt auff eine Zeit eine Comedi/ und da er den dritten Actum anfieng/ der dem Comedibrauch nach der lustigste soll seyn/ kam jähling ein Platzregen/ der alles einstellete. Vnd weil ein solches Verlangen darnach war/ verhieß er den Zuschauern die Comedi den nechst folgenden Tag zu continuiren. Derwegen dann nechsten Tags hernach ein grosser Zulauff worden / ein jeder wolte das beste Ort haben/ wer spat kam/ dem ließ etwan ein guter Freund ein Oertlein/ keiner wolt gern zu weit darvon stehen: Allenthalben war ein groß Geträng/ und murret einer wieder den andern. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0763" n="743"/> <p>2. Müttern und auch Vätern sieht besser an/ daß sie ihre Kinder/ wenn sie sterben sollen/ es mag nun sein eines natürlichen oder gewaltsamen Todes / trösten/ und GOTT willi folgen lassen/ als daß sie den Willen GOttes wiederstreben/ und wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferstehung haben / sich traurig erzeigen.</p> <p>390.</p> <p>Ein Comädiant stirbt/ ehe er seine Comädiam ausspielet.</p> <p>EIn alter Comädiant Philemon zur Zeit deß Menandri/ dem er es auch mit Gedicht nach thun wollen/ hielt auff eine Zeit eine Comedi/ und da er den dritten Actum anfieng/ der dem Comedibrauch nach der lustigste soll seyn/ kam jähling ein Platzregen/ der alles einstellete. Vnd weil ein solches Verlangen darnach war/ verhieß er den Zuschauern die Comedi den nechst folgenden Tag zu continuiren. Derwegen dann nechsten Tags hernach ein grosser Zulauff worden / ein jeder wolte das beste Ort haben/ wer spat kam/ dem ließ etwan ein guter Freund ein Oertlein/ keiner wolt gern zu weit darvon stehen: Allenthalben war ein groß Geträng/ und murret einer wieder den andern. </p> </div> </body> </text> </TEI> [743/0763]
2. Müttern und auch Vätern sieht besser an/ daß sie ihre Kinder/ wenn sie sterben sollen/ es mag nun sein eines natürlichen oder gewaltsamen Todes / trösten/ und GOTT willi folgen lassen/ als daß sie den Willen GOttes wiederstreben/ und wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferstehung haben / sich traurig erzeigen.
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Ein Comädiant stirbt/ ehe er seine Comädiam ausspielet.
EIn alter Comädiant Philemon zur Zeit deß Menandri/ dem er es auch mit Gedicht nach thun wollen/ hielt auff eine Zeit eine Comedi/ und da er den dritten Actum anfieng/ der dem Comedibrauch nach der lustigste soll seyn/ kam jähling ein Platzregen/ der alles einstellete. Vnd weil ein solches Verlangen darnach war/ verhieß er den Zuschauern die Comedi den nechst folgenden Tag zu continuiren. Derwegen dann nechsten Tags hernach ein grosser Zulauff worden / ein jeder wolte das beste Ort haben/ wer spat kam/ dem ließ etwan ein guter Freund ein Oertlein/ keiner wolt gern zu weit darvon stehen: Allenthalben war ein groß Geträng/ und murret einer wieder den andern.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/763>, abgerufen am 16.02.2025. |