Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ZWey arme von Adel/ ein Teutscher und Italiener wolten die Länder besehen / nahmen einen Diener auff/ mit diesem Geding/ daß Wochen weiß einer umb den andern/ den Diener solte beköstigen. Der Italianer war sehr genau/ und fraß sich kaum einmahl satt; Der Teutsche aber ließ sich wol tractiren. Wann der Welsche die Eyer aus der Schalen meistentheils hatte ausgedunckt/ nahm er die lehre Schalen/ und sagte zu seinem Diener pel a questo. Der Teutsche Edelman aber gab dem Diener in seiner Wochen ein groß stüek Rindfleisch/ und sagte zu ihme/ nim du das. Der Diener wolte dem Welschen nimmer auffwarten/ und begehrt seinen Abschied. Der Welsche Edelman verwunderte sich/ und fragte ihn: warumb er dann ihme nimmer wolte dienen? geb ich dir doch zu essen/ wie der Teutsche; der Diener antwortete: Was? Ein eintziges nimb du; das ist besser/ als 20. pel a questo; gieng also seines weges/ und sprach: Dem Teutschen wil ich allein dienen. Der wer ein Narr/ der schissen wolt / Ob schon das Schiff wer voller Golt / Solt aber gehen zu stücken / Also teutsch Hertz/ und welsches Maul / Ein starcker Mann und lahmer Gaul / Zusammen sich nicht schicken. ZWey arme von Adel/ ein Teutscher und Italiener wolten die Länder besehen / nahmen einen Diener auff/ mit diesem Geding/ daß Wochen weiß einer umb den andern/ den Diener solte beköstigen. Der Italianer war sehr genau/ und fraß sich kaum einmahl satt; Der Teutsche aber ließ sich wol tractiren. Wann der Welsche die Eyer aus der Schalen meistentheils hatte ausgedunckt/ nahm er die lehre Schalen/ und sagte zu seinem Diener pel a questo. Der Teutsche Edelman aber gab dem Diener in seiner Wochen ein groß stüek Rindfleisch/ und sagte zu ihme/ nim du das. Der Diener wolte dem Welschen nimmer auffwarten/ und begehrt seinen Abschied. Der Welsche Edelman verwunderte sich/ und fragte ihn: warumb er dann ihme nimmer wolte dienen? geb ich dir doch zu essen/ wie der Teutsche; der Diener antwortete: Was? Ein eintziges nimb du; das ist besser/ als 20. pel a questo; gieng also seines weges/ und sprach: Dem Teutschen wil ich allein dienen. Der wer ein Narr/ der schissen wolt / Ob schon das Schiff wer voller Golt / Solt aber gehen zu stücken / Also teutsch Hertz/ und welsches Maul / Ein starcker Mann und lahmer Gaul / Zusammen sich nicht schicken. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0073" n="53"/> <p>ZWey arme von Adel/ ein Teutscher und Italiener wolten die Länder besehen / nahmen einen Diener auff/ mit diesem Geding/ daß Wochen weiß einer umb den andern/ den Diener solte beköstigen. Der Italianer war sehr genau/ und fraß sich kaum einmahl satt; Der Teutsche aber ließ sich wol tractiren. Wann der Welsche die Eyer aus der Schalen meistentheils hatte ausgedunckt/ nahm er die lehre Schalen/ und sagte zu seinem Diener pel a questo. Der Teutsche Edelman aber gab dem Diener in seiner Wochen ein groß stüek Rindfleisch/ und sagte zu ihme/ nim du das. Der Diener wolte dem Welschen nimmer auffwarten/ und begehrt seinen Abschied. Der Welsche Edelman verwunderte sich/ und fragte ihn: warumb er dann ihme nimmer wolte dienen? geb ich dir doch zu essen/ wie der Teutsche; der Diener antwortete: Was? Ein eintziges nimb du; das ist besser/ als 20. pel a questo; gieng also seines weges/ und sprach: Dem Teutschen wil ich allein dienen.</p> <p>Der wer ein Narr/ der schissen wolt /</p> <p>Ob schon das Schiff wer voller Golt /</p> <p>Solt aber gehen zu stücken /</p> <p>Also teutsch Hertz/ und welsches Maul /</p> <p>Ein starcker Mann und lahmer Gaul /</p> <p>Zusammen sich nicht schicken.</p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0073]
ZWey arme von Adel/ ein Teutscher und Italiener wolten die Länder besehen / nahmen einen Diener auff/ mit diesem Geding/ daß Wochen weiß einer umb den andern/ den Diener solte beköstigen. Der Italianer war sehr genau/ und fraß sich kaum einmahl satt; Der Teutsche aber ließ sich wol tractiren. Wann der Welsche die Eyer aus der Schalen meistentheils hatte ausgedunckt/ nahm er die lehre Schalen/ und sagte zu seinem Diener pel a questo. Der Teutsche Edelman aber gab dem Diener in seiner Wochen ein groß stüek Rindfleisch/ und sagte zu ihme/ nim du das. Der Diener wolte dem Welschen nimmer auffwarten/ und begehrt seinen Abschied. Der Welsche Edelman verwunderte sich/ und fragte ihn: warumb er dann ihme nimmer wolte dienen? geb ich dir doch zu essen/ wie der Teutsche; der Diener antwortete: Was? Ein eintziges nimb du; das ist besser/ als 20. pel a questo; gieng also seines weges/ und sprach: Dem Teutschen wil ich allein dienen.
Der wer ein Narr/ der schissen wolt /
Ob schon das Schiff wer voller Golt /
Solt aber gehen zu stücken /
Also teutsch Hertz/ und welsches Maul /
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/73>, abgerufen am 16.07.2024. |