Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Freund mit einander gewesen/ in dem sie sich beede mit der Philosophia gewaltig erlustiget/ und sonderlich auff deß alten weisen Heydens Platonis Schrifften viel gehalten haben. Nun hab es sich begeben/ daß sie an einem Tag ihrem Brauch nach/ starck und lang mit einander disputirten/ wie es doch dem Menschen nach dem Todt und Ableiben ergienge/ was einem jeden in der andern Welt zu gewarten/ wo doch die Seel deß Menschens hinreisete? Zu dem Ziehl und Intent haben sie auch etwas aus Platonis Büchern auff die Bahn gebracht/ und schier darauß wollen probieren und schliessen/ was uns der Christliche Glaub / als gewiß und über gewiß fürhält. Da sie nun tieff in diesem Gespräch hineinkommen/ seynd sie endlich auff diese weiß der Sachen eins worden/ daß sie einander/ als die vertrauteste Brüder/ bey Handreich steiff und kräfftiglich versprochen/ so viels GOtt zulasse/ daß welcher aus ihnen beyden vor dem andern sterben solte/ er alsbald dem andern/ der noch bey Leben / zuwissen thäte/ wie es mit ihm in jener Welt stünde. Diesen Pace hahen sie also mit einander beschlossen/ daß sie beyde darauff angelobt und geschworen/ sie wollen dem/ wo es anderst könte seyn/ gantz getreulich nachkommen/ seynd also von einander gangen. Nicht gar lang darnach/ als Michael Mercatus in aller früh / auff seiner Philosophischen speculation tieff in Gedancken saß / Freund mit einander gewesen/ in dem sie sich beede mit der Philosophia gewaltig erlustiget/ und sonderlich auff deß alten weisen Heydens Platonis Schrifften viel gehalten haben. Nun hab es sich begeben/ daß sie an einem Tag ihrem Brauch nach/ starck und lang mit einander disputirten/ wie es doch dem Menschen nach dem Todt und Ableiben ergienge/ was einem jeden in der andern Welt zu gewarten/ wo doch die Seel deß Menschens hinreisete? Zu dem Ziehl und Intent haben sie auch etwas aus Platonis Büchern auff die Bahn gebracht/ und schier darauß wollen probieren und schliessen/ was uns der Christliche Glaub / als gewiß und über gewiß fürhält. Da sie nun tieff in diesem Gespräch hineinkommen/ seynd sie endlich auff diese weiß der Sachen eins worden/ daß sie einander/ als die vertrauteste Brüder/ bey Handreich steiff und kräfftiglich versprochen/ so viels GOtt zulasse/ daß welcher aus ihnen beyden vor dem andern sterben solte/ er alsbald dem andern/ der noch bey Leben / zuwissen thäte/ wie es mit ihm in jener Welt stünde. Diesen Pace hahen sie also mit einander beschlossen/ daß sie beyde darauff angelobt und geschworen/ sie wollen dem/ wo es anderst könte seyn/ gantz getreulich nachkommen/ seynd also von einander gangen. Nicht gar lang darnach/ als Michael Mercatus in aller früh / auff seiner Philosophischen speculation tieff in Gedancken saß / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0691" n="671"/> Freund mit einander gewesen/ in dem sie sich beede mit der Philosophia gewaltig erlustiget/ und sonderlich auff deß alten weisen Heydens Platonis Schrifften viel gehalten haben. Nun hab es sich begeben/ daß sie an einem Tag ihrem Brauch nach/ starck und lang mit einander disputirten/ wie es doch dem Menschen nach dem Todt und Ableiben ergienge/ was einem jeden in der andern Welt zu gewarten/ wo doch die Seel deß Menschens hinreisete? Zu dem Ziehl und Intent haben sie auch etwas aus Platonis Büchern auff die Bahn gebracht/ und schier darauß wollen probieren und schliessen/ was uns der Christliche Glaub / als gewiß und über gewiß fürhält. Da sie nun tieff in diesem Gespräch hineinkommen/ seynd sie endlich auff diese weiß der Sachen eins worden/ daß sie einander/ als die vertrauteste Brüder/ bey Handreich steiff und kräfftiglich versprochen/ so viels GOtt zulasse/ daß welcher aus ihnen beyden vor dem andern sterben solte/ er alsbald dem andern/ der noch bey Leben / zuwissen thäte/ wie es mit ihm in jener Welt stünde. Diesen Pace hahen sie also mit einander beschlossen/ daß sie beyde darauff angelobt und geschworen/ sie wollen dem/ wo es anderst könte seyn/ gantz getreulich nachkommen/ seynd also von einander gangen. Nicht gar lang darnach/ als Michael Mercatus in aller früh / auff seiner Philosophischen speculation tieff in Gedancken saß / </p> </div> </body> </text> </TEI> [671/0691]
Freund mit einander gewesen/ in dem sie sich beede mit der Philosophia gewaltig erlustiget/ und sonderlich auff deß alten weisen Heydens Platonis Schrifften viel gehalten haben. Nun hab es sich begeben/ daß sie an einem Tag ihrem Brauch nach/ starck und lang mit einander disputirten/ wie es doch dem Menschen nach dem Todt und Ableiben ergienge/ was einem jeden in der andern Welt zu gewarten/ wo doch die Seel deß Menschens hinreisete? Zu dem Ziehl und Intent haben sie auch etwas aus Platonis Büchern auff die Bahn gebracht/ und schier darauß wollen probieren und schliessen/ was uns der Christliche Glaub / als gewiß und über gewiß fürhält. Da sie nun tieff in diesem Gespräch hineinkommen/ seynd sie endlich auff diese weiß der Sachen eins worden/ daß sie einander/ als die vertrauteste Brüder/ bey Handreich steiff und kräfftiglich versprochen/ so viels GOtt zulasse/ daß welcher aus ihnen beyden vor dem andern sterben solte/ er alsbald dem andern/ der noch bey Leben / zuwissen thäte/ wie es mit ihm in jener Welt stünde. Diesen Pace hahen sie also mit einander beschlossen/ daß sie beyde darauff angelobt und geschworen/ sie wollen dem/ wo es anderst könte seyn/ gantz getreulich nachkommen/ seynd also von einander gangen. Nicht gar lang darnach/ als Michael Mercatus in aller früh / auff seiner Philosophischen speculation tieff in Gedancken saß /
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